Update: Wer ist eigentlich „diese Zeitung“? Ein merkwürdiges Interview in der Westfalenpost.

WordleWP20131106„Wintersport-Arena Sauerland: 10 Jahre an der Qualität gefeilt“, titelt die heimische Westfalenpost und es folgt ein Gefälligkeitsinterview mit Michael Beckmann, dem Vorsitzenden der „Wintersport-Arena Sauerland“. Klick!

Was mich wirklich ärgert ist nicht so sehr der Inhalt, sondern der vermutliche Etikettenschwindel, denn wie schreibt „die Zeitung“ so schön:

„Diese Zeitung sprach mit dem WSA-Vorsitzenden Michael Beckmann u.a. über Zahlen, Ziele und neue Projekte.“

Bei seriösen Interviews erwarte ich den Namen des Interviewers. Wer war der Redakteur bzw. Journalist, der mit Herrn Beckmann gesprochen hat?

Auch der Autor/ die Autorin des Gesamtartikels wird nicht genannt. Nur eben „diese Zeitung“.

Das Bild wurde, so ist dem Quellenhinweis zu entnehmen, „dieser Zeitung“ von der „Wintersport-Arena Sauerland“ zur Verfügung gestellt.

Aufgrund dieser Indizien vermute ich, dass „diese Zeitung“ lediglich das Werbematerial der „Wintersport-Arena Sauerland“ in das Redaktionssystem der Westfalenpost kopiert hat.

Ein echtes Interview hat es vermutlich nicht gegeben.

Sollte ich falsch liegen, würde ich mich allerdings fragen, aus welchem Grund der Interviewer / die Interviewerin nicht genannt wird, im anderen Falle könnten sich die Leserinnen und Leser „dieser Zeitung“ schlichtweg verar…. fühlen.

Update I: den wahrscheinlich zugrunde liegenden Pressetext gibt es hier für alle.

Update II: Das Interview ist geführt worden. Durch technische Mängel im Redaktionssystem der Funke (WAZ) wurde der Interviewer im Internet nicht genannt. Der Pressetext soll erst nach dem Interview auf der Seite der WAS erschienen sein, obwohl früher datiert (5.11.2013). Dies ist ebenfalls plausibel, als der Interviewte in einer zeitnahen PR-Veröffentlichung ähnliche Formulierungen verwenden und Zusammenhänge erwähnen wird.

Schade finde ich es, dass wenn ein Redakteur sich die Mühe des Interviews gemacht hat, sein Name derart leicht im System „verunfallen“ kann.

Statt in der Einleitung zu schreiben: „Diese Zeitung sprach mit dem WSA-Vorsitzenden Michael Beckmann u.a. über Zahlen, Ziele und neue Projekte …“, hätte doch auch eine Formulierung wie „Unser Winterberger Redakteur XY sprach …“ oder „XY von der Winterberger Lokalredaktion sprach …“ oder ähnlich von Anfang an für Klarheit gesorgt. Eine komplette Einleitung wird hoffentlich nicht so leicht vom System, für welches der Redakteur nun wirklich keine Verantwortung trägt, „gefressen“.

IVW-Quartalszahlen: Westfalenpost und „Zombie-WR“ verlieren im heimischen Raum weiter an Auflage und Verbreitung.

Auflage Westfalenpost
Die Auflagenzahlen von WP und WR in Brilon, Meschede und Warstein weiter im Sinkflug. (screenshot: zoom)

Die Westfalenpost und die sogenannte „Zombie-WR“ verlieren weiter an Auflage. Nach den neuen IVW-Zahlen hat die heimische Monopolzeitung in einem Jahr, also von III/2012 bis heute III/2013 bei der Verbreitung 6,5% verloren. Verkauf und Abo sanken jeweils um 5,6%. Die Druckauflage verringerte sich um 6,7%.

Innerhalb von zwei Jahren hat die Westfalenpost/WR 2773 Abonnenten verloren. Die sogenannten ePaper sind in den Zahlen enthalten.  Print hätte somit 2.800 Abonnenten weniger.

Sollte sich die Entwicklung nicht umkehren, werden die Abo-Zahlen der WP im heimischen Raum in nächster Zeit unter 30.000 fallen.

Medienpolitisch bedeutet eine fallende Auflage eine geringere Wahrnehmung und Wertschätzung in der Öffentlichkeit sowie weniger Werbeerlöse.

Wirtschaftlich und arbeitsplatztechnisch könnten die Zeiten auch für die „Blauen“ härter werden. Man müsste wissen, wo für die Funke-Gruppe im Hochsauerland der Break-Even-Point ist, um die „teuren“ Redaktionen und Redakteurinnen durch Billigheimer und Werbeblätter zu ersetzen, beziehungsweise im Vorfeld einzelne Stellen abzubauen oder Redaktionen zu schließen.

Für den Deal mit Springer (u.a. Kauf des Hamburger Abendblatts), wenn er denn vom Kartell-Amt genehmigt wird, muss(te) Funke hohe Kredite aufnehmen.

Es könnte sein, dass auch im Hochsauerland die Zwänge des Kreditmarktes größer als die Qualitätsdebatte um den Print-Journalismus  werden.

Der Druck auf die heimischen RedakteurInnen steigt. Als Beobachter sage ich: „Spannende Zeiten!“ Als Mensch und sporadischer Leser fühle ich Mitleid.

Berichte der Westfalenpost und Patrick Sensburg: einige Merkwürdigkeiten.

Die Merkwürdigkeiten um einen Artikel in der Westfalenpost reißen nicht ab.

Während man das Verschwinden und Wiederauftauschen eines Links eventuell noch durch technische bzw. redaktionelle Abläufe erklären könnte, scheint sich die Westfalenpost jetzt in inhaltliche Widersprüche zu verstricken.

Die drei Direktkandidaten Sensburg (CDU), Ehrenberg (FDP) und Becker (Grüne) hatten im Gegensatz zu ihren politischen Konkurrenten auf eine Anfrage der Redaktion nicht geantwortet. Die Westfalenpost dokumentierte diesen Sachverhalt im Print und Online.

Heute erscheinen in derselben Zeitung Entschuldigungsartikel. „Technik im Bundestag hat versagt„, heißt es in der Westfalenpost und weiter:

„Eigene Recherchen der Abgeordneten hatten ergeben, dass das Kontaktformular des Bundestages – über das die Redaktion die Anfrage gestellt hatte – technisch fehlerhaft war. Beide [Sensburg, Ehrenberg] legen Wert darauf, dass sie die Anfrage andernfalls natürlich sofort beantwortet hätten. Ihnen seien die Bürgerinnen und Bürger im Hochsauerlandkreis sehr wichtig. „Und“, so schreibt Anne Plett, Mitarbeiterin des Wahlkreisbüros von Patrick Sensburg „gerade die Gesundheitspolitik genießt in unserem Hochsauerland bei Herrn Sensburg einen hohen Stellenwert.“

Im weiteren Verlauf des Artikels wird allerdings lediglich die Schilderung eines Mitarbeiters des FDP-Abgeordneten Hans-Werner Ehrenberg übernommen.

Laut Westfalenpost wurde die Anfrage an Herrn Sensburg aber über ein Kontaktformular auf dessen, also Sensburgs, Internetseite gestellt.

Herr Ehrenberg hat im Impressum seiner eigenen Website eine Bundestagsadresse angegeben.

Trotz dieser unterschiedlichen Adressierungen überträgt die WP in indirekter Rede nun entweder die Erklärung von Ehrenbergs Mitarbeiter auf Patrick Sensburg oder der Mitarbeiter hat in dessen Namen gesprochen:

„Die Technik im Bundestag habe die volle Verantwortung für den Fehler übernommen, schreibt Friedhelm Walter vom Wahlkreisbüro Ehrenbergs. Aufgrund eines Fehlers bei der Verschlüsselung der E-Mail-Adressen der Abgeordneten seien die Mails[sic!] nicht an die Adressen der Abgeordneten gesendet worden, sondern an das zentrale Postfach des Bundestages.“

Welche Erklärung wird nun das Büro Sensburg liefern?

Ich tippe mal: „Die Eingaben in das Kontaktformular werden an die Bundestagsadresse des Abgeordneten Patrick Sensburg weitergeleitet.“

Dann wäre der Fall gelöst, oder?

Update: Zensur bei „DerWesten“? Artikel zu Wähleranfragen aus dem Netz verschwunden wieder aufgetaucht.

Der Link http://waz.m.derwesten.de/dw/staedte/nachrichten-aus-meschede-eslohe-bestwig-und-schmallenberg/wie-politiker-auf-waehleranfragen-reagieren-aimp-id8441799.html zu einem Artikel der Westfalenpost „Wie Politiker auf Wähleranfragen reagieren“ ist anscheinend aus dem Netz gelöscht worden.

Das ist ein Vorgang, den ich bisher, bei aller inhaltlicher Kritik an der WP, noch nicht erlebt habe.

Update: Der Artikel ist, in fünf Einzelseiten aufgeteilt, wieder aufgetaucht.

Zur Erinnerung: auf eine E-Mail-Anfrage der Westfalenpost zur medizinischen Versorgung im HSK hatten lediglich Julius Hahn (Piraten), Beate Raberg (Linke), sowie Dirk Wiese (SPD) geantwortet.

Hier unser Kommentareintrag von gestern: http://www.schiebener.net/wordpress/?p=25511&cpage=1#comment-11377

Ich habe gestern Abend die Süddeutsche Zeitung wegen einiger antisemitischer und rassistischer Artikel, sowie versteckte Public Relation  für das Oversum in Winterberg abbestellt – die Westfalenpost wird nun endgültig nicht für ein Neu-Abonnement in Frage kommen.

Es sei denn, es gibt eine plausible Erklärung. Aber die muss schon ziemlich gut sein. Bei kaputten Links bin ich ganz empfindlich.

WAZ-Zeitungen (Funke-Gruppe) im Hochsauerland verlieren weiter an Auflage und Verbreitung

Im Sinkflug: Printmedien im HSK
Im Sinkflug: Printmedien im HSK (screenshot)

Die WAZ-Printmedien im Hochsauerland verlieren seit Jahren an Auflage. Unter der Bezeichnung „WAZ-Medien-G Mesch/Bril/WA 368 (WP+WR) (Mo-Sa)“ ist die Verbreitung der Printmedien der Funke-Gruppe, ehemals WAZ-Gruppe,  bei den Werbeträgerdaten gelistet. Die neuen Quatalszahlen für 1/2013 können jetzt im Internet eingesehen und mit den alten Quartalen verglichen werden.

Entwicklung der Verbreitung:

1/2010: 38.477 (100%)
1/2011: 37.396 (97,2%)
1/2012: 36.350 (94,5%)
1/2013: 33.819 (87,9%)

Entwicklung des Verkaufs:

1/2010: 37.055 (100%)
1/2011: 35.779 (96,6%)
1/2012: 34.759 (93,8%)
1/2013: 33.266 (89,8%)

Entwicklung der Abonnements:

1/2010: 35.728 (100%)
1/2011: 34.491 (96,5%)
1/2012: 33.470 (93,7%)
1/2013: 31.967 (89,5%)

Man sieht, dass im Zeitraum von drei Jahren Verbreitung, Verkauf und Abonnements um gut 10% gesunken sind. Der größte Einbruch hat im abgelaufenen Jahr von 1/2012 bis 1/2013 stattgefunden.

Es bliebe zu untersuchen, inwieweit der demografische Wandel (Wegsterben der Leser) bzw. Unzufriedenheit (Kaufverweigerung, bzw. Abonnementskündigungen) Einfluss auf die negative Entwicklung haben.

Auch müsste gefragt werden, ob die verlorengegangenen Print-Leser sich jetzt beim Online-Angebot der Funke-Gruppe (derWesten) oder bei anderen Medien bedienen.

Weiterhin ist offen, inwieweit das Informationsbedürfnis der Bevölkerung gesunken, gleichgeblieben oder gestiegen ist.

Alles nicht so einfach. Einfach ist nur die Feststellung: Print in Brilon, also WP, scheint im Sink- bzw. Gleitflug.

Die einzelnen Titel des WAZ-Konzerns (jetzt-Funke Gruppe) werden in der Statistik nicht gesondert ausgewiesen. Da aber die Westfalenpost in Brilon ein Monopol hat, gehe ich davon aus, dass die Tendenz auf die WP zu übertragen ist. Für Korrekturen wäre ich dankbar.

Umleitung: Besuche bei Blogs und Websites – Männer, Medien und die Krise …

Kollektiver Wahn: Reformstau sei die Ursache der Krisen … nachdenkseiten

Männer, die auf Plagiate starren: Rückblicke auf die Causa Schavan … erbloggtes

Verlage I: Google-Snippets nach neuem Leistungsschutzrecht ohne Lizenz unzulässig … niggemeier

Verlage II: Stoppt Verlinkung auf Verlagsinhalte … indiskretion

Medienkrise I: Betriebsrat – auch kein Zuckerschlecken … charlyandfriends

Medienkrise II: Gekündigt … absprung

Die guten Seiten der schlechten Stimmung: Miese Stimmung, Eine Streitschrift gegen positives Denken … revierpassagen

Steinbrück, Napolitano oder die einfache Frage: Wo beginnt die Diplomatie? … wiesaussieht

Lebensmittel-Skandal: Ein tolles Geschäftsmodell … postvonhorn

Duisburger Rathausgespräche: Diese gewisse Distanz zu sich selbst … jurga

Schalker Fanprojekt: unterstützt ‚Stolpersteine 2013 – Gemeinsam gegen das Vergessen‘ … ruhrbarone

Piratenpartei Arnsberg: unterstützt CDU-Forderung nach Erhöhung der Einsatzpauschale für die Feuerwehrkräfte … neheimsnetz

SPD im Hochsauerland: Schwarz- Gelb legt unzureichende Schmalspurregelung beim Fracking vor … hskspd

HSK-Kreistagsmitglieder: möchten so bleiben wie sie sind … sbl

Patrick Sensburg: zur Gleichstellung von homosexuellen Partnerschaften … sensburg

Jetzt ist es raus: Oversum Vitalresort Winterberg defizitär. Oversum Geschäftsführer Bernd Rüdiger „ist gegangen“. Bürgermeister mahnt Vorsicht bei der Wahl der Worte an.

Stark defizitär: das Oversum Schwimmbad in Winterberg.
Hoch defizitär: das Oversum Schwimmbad in Winterberg.

Nun ist die Katze auch offiziell aus dem Sack: das Oversum Vitalresort Winterberg ist hoch defizitär, Oversum Geschäftsführer Bernd Rüdiger ist weg.

Heute berichtet die Westfalenpost über die Ratssitzung vom vergangenen Donnerstag. Siehe dazu auch unseren Bericht von gestern hier im Blog und den Bericht „Wann kracht’s im Oversum“ vom 10. Januar.

Es muss schlimm stehen, wenn Bürgermeister Werner Eickler laut Bericht die drei Fraktionsvorsitzenden mahnte, vorsichtig bei der Wahl ihrer Worte zu sein.“Mögliche wirtschaftliche Schwierigkeiten“ sollten „nicht durch Aussagen der Politiker befeuert“ werden. Das ist Beschwichtigung statt Betriebswirtschaft.

Konkrete Zahle werden im Artikel nicht genannt. Der Leser/Bürger erfährt also nicht, wie weit Planung und Realität auseinanderdriften, um welche Summen es tatsächlich geht.

Stattdessen mehr Raunen als Klarstellung. So habe der Bürgermeister folgende Aussage getroffen:

„Alles, was erzählt wird, ist nicht Fakt.“

Dabei bleibt leider offen, was denn dieses „Alles“ ist und und wie die wirklichen Zahlen aussehen. Der Rat dürfe das Projekt öffentlich nicht schlechter machen, als es sei. Da stellt sich dem Leser doch die Anschlussfrage: Wie schlecht ist es denn?

Die Risiken seine gut abgesichert, so Eickler weiter, und sie hofften, „dass wir diese Sicherungen nicht ziehen müssen“.

Anschlussfrage: Welche Risiken sind das? Wie sind sie abgesichert? Was würde es bedeuten „die Sicherung“ zu ziehen?

Aufhorchen lässt die Aussage von CDU-Fraktionschef Andreas Pieper, dass „momentan(sic!) keine Zahlungsunfähigkeit“ herrsche.

Ein Stück weiter geht Harald Koch (SPD). Das Vertrauen in PPP-Projekte sei gründlich erschüttert worden, und er hoffe nicht, dass die 650.000 Euro Zuschuss der Stadt für das Oversum „den Gegebenheiten angepasst“ werden müssten.

FDP-Fraktionschef Bernd Kräling legte hingegen Optimismus an den Tag. Aktuelle Fehlentwicklungen würden zur Zeit von den zuständigen Stellen bewertet und verbessert.

Fazit: der Artikel in der Westfalenpost lädt zum Lesen zwischen den Zeilen ein. Der Rat der Stadt Winterberg, der die Grundlagen des  Oversum Projekts in wesentlichen Teilen (Verträge, Geschäftsverflechtungen) vor dem Bürger verschwiegen hat und diese Grundlagen in nichtöffentlichen, beinahe geheimen, da nicht im Ratsinformationssystem einzusehenden Sitzungen, verhandelt hat, legt eher eine Wagenburg-Mentalität als Offenheit an den Tag.

Die s.a.b als Investor wird bemerkenswerter Weise mit keinem Wort erwähnt. Gründe für den „Weggang“ des  Geschäftsführers Bernd Rüdiger werden nicht genannt.

Mehr Fragen als Antworten. Ob die Wagenburg hält?

Männerwelten in der Westfalenpost

Bei regelmäßiger Lektüre des Lokalteils der Westfalenpost sieht es aus, als ob im hohen Hochsauerland nur Männer leben würden.

Hier das Bild der Kolpingsfamilie aus Medebach in der heutigen WP: Familienfoto mit 22 Männern, ohne Frau und Kinder.

Vor einiger Zeit besuchte der HSK-Bundestagsabgeordnete Patrick Sensburg das hübsche Dörfchen Hallenberg. Auch er wurde ausschließlich mit Geschlechtsgenossen abgelichtet. Weitere Beispiele für zu 100% quotierte Fotos finden sich hier, hier oder hier.

Das heißt nicht, dass Frauen nie abgebildet würden. Wenn für den Fremdenverkehr geworben wird oder die WP kulturelle Veranstaltungen wie Theater, Karneval und Konzerte angekündigt, wenn sie im Lokalteil über Pflege und Betreuung berichtet, dann finden wir auch Bilder mit Frauen und Kindern. Aber wo es ums Eingemachte geht wie Politik, Schützenwesen und Kirche, da bleibt Mann meist unter sich – nicht nur auf den Fotos.

Lesempfehlung: Absprung Aufstehen, Krone zurechtrücken, weiter laufen. Ein Leben nach der Westfälischen Rundschau.

WP/WR in Meschede. (archiv: zoom)
WP/WR in Meschede. (archiv: zoom)

Ich bitte alle, die sich für die Schließung der WR-Redaktionen interessieren, den hier verlinkten Blog zu lesen. Leserichtung: vom ersten Artikel ganz unten bis zum letzten Eintrag oben.

Die Journalistin und Fotografin Heike Rost kommentiert auf Facebook: „Wenn ihr wissen wollt, was Medienwandel und Umstrukturierungen im Klartext wirklich bedeuten und eine Ahnung haben wollt, wie übel das Leben jetzt vielen Kollegen mitspielt, lest bitte das hier. Und seid künftig etwas weniger vorlaut“.

So geht es los:

„Der Anruf am frühen Abend trifft mich völlig unvorbereitet. „Weißt du, dass morgen um 11 Uhr Betriebsversammlung ist?“ fragt der Kollege. Wusste ich nicht. Worum es geht? „Da wird wohl das Ende der Westfälischen Rundschau bekanntgegeben.“ Ungläubiges Entsetzen. Damit habe ich nicht gerechnet. Eiskalt kriecht die Angst von meinen Füßen langsam aufwärts. Das Ende der WR? Und dann? Was mache ich dann? Ich kann doch gar nichts anderes, ich kann nur Zeitung machen. Das können die doch nicht machen. Nein, bestimmt ist das nur wieder eines der üblen Gerüchte. Kennen wir ja schon seit Jahren. … “ den ganzen Artikel lesen

Das ganze Blog lesen.

Wer schreibt?
„Ich bin 47 Jahre alt, Journalistin aus Leidenschaft. Seit 1987 fest angestellt im WAZ-Konzern. Bis 1989 bei der Westfalenpost.

Seit 1990 Redakteurin bei der Westfälischen Rundschau, davon 19 Jahre in Meschede, die letzten Jahre wegen meines Sohnes nur noch mit einer 50%-Stelle.

Als dort die WR-Redaktion geschlossen wurde, bekam ich 40 % in der Branding-Redaktion der WR in Arnsberg. Ich lebe mit meinem Sohn in Meschede im Sauerland.“

Weitere Berichte, Diskussionen und Meinungen auch beim Gewerkschaftsblog „Medienmoral„.

WR-Redaktion wird abgewickelt. 120 Redakteurinnen und Redakteure betroffen. Westfalenpost als konzerninterner Gewinner der Umstrukturierung?

Das war vor Jahren: Westfälische Rundschau - Hochhauswerbung in Dortmund (archiv: zoom)
Das war vor Jahren: Westfälische Rundschau - Hochhauswerbung in Dortmund (archiv: zoom)

Gestern hatten wir berichtet, dass der Personalmanager der WAZ-Mediengruppe Joachim Kopatzki die Beschäftigten der Westfälischen Rundschau für heute Morgen  zu einer Mitarbeiterversammlung ins Druckzentrum nach Hagen-Bathey eingeladen habe. Heute steht das Aus für die Redaktion der Westfälischen Rundschau (WR) fest.

Im Gewerkschaftsblog Medienmoral heißt es, dass die Redaktion der Westfälischen Rundschau abgewickelt werde. Betroffen seien 120 Redakteurinnen und Redakteure. Begründet werde der Schritt von der Geschäftsleitung mit langjährigen Verlusten in Millionenhöhe.

Die Westfälische Rundschau als Titel wird zu einer leeren Hülle, die von anderen internen und externen Anbietern gefüllt wird. Unser Blogkollege und DJV-Gewerkschafter Karlheinz Stannies spricht von „seelenloser Redaktionsklempnerei„.

Zu den konzerninternen Gewinnern scheint die konservative Westfalenpost zu gehören, die die Berichterstattung aus Hagen und Arnsberg vollständig und die lokale Berichterstattung für Wetter/Herdecke sowie Ennepe-Süd übernimmt.

In der Verlagspressemeldung des WAZ-Konzerns heißt es unter anderem:

„Unser Ziel ist es, die Westfälische Rundschau zu erhalten und damit die Medienvielfalt in dem Verbreitungsgebiet sicherzustellen. Deshalb arbeitet die WAZ-Gruppe künftig mit anderen Verlagen zusammen. Im Einzelnen:

    Die Berichterstattung aus Arnsberg und Hagen übernimmt vollständig die Westfalenpost.Die Mantelthemen werden komplett vom Content-Desk der WAZ Mediengruppe geliefert.
    
    Die lokale Berichterstattung für Wetter/Herdecke und Ennepe-Süd wird zukünftig von der Westfalenpost vorgenommen, die in Wetter und Schwelm eine Lokalredaktion aufbauen wird.Die Ausgaben der Westfälischen Rundschau in Dortmund, Lünen und Schwerte werden ab Februar 2013 mit den lokalen Inhalten der Ruhr Nachrichten aus dem Verlag Lensing- Wolff beliefert.

    In gleicher Weise werden im Verbreitungsgebiet Unna und Kamen die Lokalteile mit Wirkung ab Februar 2013 vom Hellweger Anzeiger (Verlag Rubens) beliefert.

    Zum gleichen Zeitpunkt werden auch die im Märkischen Kreis erscheinenden Ausgaben vom Märkischen Zeitungsverlag beliefert.

Die bisherige Redaktion der Westfälischen Rundschau wird geschlossen. Betroffen davon sind 120 Redakteure und Redaktionsmitarbeiter.

‚Wir wissen, dass das für die Betroffenen und ihre Familien sehr hart ist, aber wir sehen im Interesse des gesamten Unternehmens leider keine andere Möglichkeit‘, erklärt Manfred Braun, Geschäftsführer der WAZ Mediengruppe.“