Radfahren im Hochsauerland: Höhen und Tiefen. Bislang schlechte Beteiligung beim Fahrradklima-Test des ADFC.

Auf der Höhe zwischen Altastenberg und Großem Bildchen. Klein im Hintergrund Siedlinghausen. (foto: zoom)

Heute war noch einmal wunderbares Fahrradwetter. Raus mit dem Rad – hier im Hochsauerland ist es meist das E-Bike – und auf zur Abschlussfahrt zum Fledermaustunnel bei Bromskirchen, dem ersten hessischen Ort hinter der Grenze zu Hallenberg (NRW).

Da ich der Einfachheit halber hin und zurück den gleichen Weg genommen habe, in Stichworten den Hinweg: Siedlinghausen, Großes Bildchen, Altastenberg, Winterberg, Züschen, Hallenberg, Fledermaustunnel. 2 x 35 km = 70 km.

Bis Winterberg geht es über die Straße, danach über den Bahntrassenweg bis Hallenberg und den Radweg von Hallenberg bis zum Fledermaustunnel. Der Bahntrassenradweg ist die Sahnestrecke.

Schönes Wetter, schöne Strecke – es hat Spaß gemacht.

Vom 10. August bis zum 30. August hatte ich mich zusammen mit 154 Radler*innen an der Aktion Stadtradeln – Winterberg beteiligt. Wir 155 Radelnde haben in den drei Wochen in 19 Teams insgesamt 31.654 km auf dem Rad zurückgelegt. Ich selbst habe auf 30 Radtouren insgesamt 1094 km beigesteuert und alle meine Lieblingsstrecken rund um Siedlinghausen befahren. Mein persönliches Ziel war es, sämtliche Höhen und Tiefen auf diesen Strecken auszuloten, wobei sich die beiden Qualitäten sowohl auf die Geographie als auch auf das Fahrvergnügen beziehen.

Beispiel: Geographische Höhen wären der Kahle Asten oder die Windräder bei Einhaus, zu den schönsten Strecken zähle ich den oben genannten Bahntrassenweg, den Ederradweg, den Möhneradweg sowie die Bahntrassen des Sauerlandradrings. Geographische Tiefen findet man in den Flusstälern und an den Stauseeen, die Tiefen des Fahrvergnügens liegen direkt unter den Reifen. Es sind Straßen, die sich durch Schlaglöcher, Spalten, Aufrisse in einem Zustand befinden, die ich früher in Deutschland nicht für möglich gehalten hätte. Hierzu gehören die Landstraßen zwischen Siedlinghausen und Großem Bildchen, sowie die Straße zwischen Mollseifen und Züschen. Hier wächst sogar schon Gras in den Asphaltaufbrüchen. Was ich weiterhin nicht mag, sind die grob geschotterten Forst- und Wirtschaftswege, die als Radtourenwege ausgezeichnet sind. Hierzu gehört die Verbindung zwischen Siedlinghausen und Winterberg parallel zur L 740 und der Teil des Ruhrtalradwegs zwiab B 480 bis Anfang Niedersfeld und dann wieder Ende Niedersfeld bis Haus Wildenstein (Überquerung B 480).

Für das Alltagsradeln gibt es nur wenige, eigentlich keine vernünftigen Radwege. Die Straße nach Olsberg hat weder Radweg noch einen abgeteilten Radstreifen. Kürzlich ist bei Brilon auf der B 251 ein 26-jähriger Radfahrer von einem LKW getötet worden. Nun – der LKW hat das nicht alleine gemacht. Er wurde von einem Fahrer oder Fahrerin gesteuert. Diese Radfahrerschutzstreifen können sehr leicht zu Unfall- bzw. Todesstreifen werden. Sie sind oft schmal und die Autofahrer*innen halten oft nicht mehr genügend Abstand. Zwischen Siedlinghausen und Winterberg gibt es wenigstens den geschotterten, aber unangenehm zu befahrenden, Wirtschaftsweg, der darüber hinaus viele Schlaglöcher aufweist.

Am 30. August hatte ich eine Pressemitteilung des Hochsauerlandkreises über den ADFC-Fahrradklima-Test 2022 im Blog veröffentlicht. Vom 1. September bis 30. November 2022 könnten Radfahrerinnen und Radfahrer erneut das Fahrradklima vor ihrer Haustür bewerten. Dabei werde dieses Mal ein besonderer Fokus auf den ländlichen Raum gelegt, denn auch dort wünschten sich die Menschen die Möglichkeit, ihren Alltag mit dem Rad sicher und komfortabel zu gestalten.

Der Radverkehrsbeauftragte des Hochsauerlandkreises, Christoph Hester, rief die Bürger auf, zahlreich an der Abstimmung teilzunehmen.

Bis zum 29. September haben sich gerade einmal 7 Winterberger*innen an der Umfrage beteiligt. Ich denke, dass die Stadt Winterberg eine große Verantwortung für diese bislang miese Beteiligung hat, denn es wäre doch naheliegend, wenn die Stadt die Beteiligten am Stadtradeln mobilisierte, entweder durch einen Hinweis an alle in der Stadtradeln-APP oder durch direktes Anschreiben, sowie Pressemitteilung und Veröffentlichung in den stadteigenen Medien. Da ginge bestimmt mehr.

Ich kehre um und sehe das Licht am Ende des Fledermaustunnels. (foto: zoom)

Ich hoffe jedenfalls, dass der Ruf des Radverkehrsbeauftragten Hochsauerlandkreis bei den Bürgermeister*innen nicht ungehört verhallt.

Hier geht es übrigens auch ohne Aufforderung des Bürgermeisters zur Fahrradklima-Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs:
https://fahrradklima-test.adfc.de/teilnahme




Im Jahr 2021 verunglückten in NRW fast drei mal so viele Personen mit E-Scootern wie 2020

Mit 1 449 verunglückten 2021 in Nordrhein-Westfalen 943 Personen mehr mit E-Scootern als ein Jahr zuvor. Mit Pedelecs verunglückten 4 763 Personen; das waren 867 mehr als 2020.

Düsseldorf (IT.NRW) Im Jahr 2021 verunglückten bei Straßenverkehrsunfällen in Nordrhein-Westfalen 1 449 Personen, die mit einem E-Scooter unterwegs waren. Wie Information und Technik Nordrhein-Westfalen als Statistisches Landesamt mitteilt, waren das 186,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor (2020: 506 Personen). 1 192 Fahrer*innen[1] oder Mitfahrer*innen (82,3 Prozent der Verunglückten) erlitten leichte Verletzungen. 257 Personen (17,7 Prozent) verletzten sich schwer aber niemand wurde getötet.

Verunglückte Fahrer*innen oder Mitfahrer*innen von E-Scootern und Fahrrädern in NRW

Die Zahl der verunglückten Fahrer*innen oder Mitfahrer*innen von Pedelecs lag in NRW im Jahr 2021 bei 4 763; das waren 22,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor (2020: 3 896 Personen). Der Anteil der schwer verletzten und tödlich verunglückten Personen war bei den Unfällen mit Pedelecs höher als bei E-Scootern: 3 684 Personen (77,3 Prozent) wurden leicht verletzt, 1 047 (22,0 Prozent) Personen schwer verletzt und 32 Personen (0,7 Prozent) getötet. Die Zahl der verunglückten Pedelec-Fahrer*innen oder -Mitfahrer*innen hatte einen Anteil von 26,3 Prozent an allen bei Fahrradunfällen (inkl. Pedelecs) Verunglückten (2021: 18 102 Personen, ?3,8 Prozent gegenüber 2020).

Verunglückte Fahrer*innen oder Mitfahrer von E-Scootern und Fahrrädern in NRW 2021 nach Altersgruppen

82,1 Prozent der im Jahr 2021 mit einem E-Scooter verunglückten Personen waren unter 45 Jahre alt; bei den Pedelec-Verunglückten lag dieser Anteil bei 28,8 Prozent. Bei Unfällen mit Fahrrädern (inkl. Pedelecs) entfiel etwa die Hälfte (48,9 Prozent) der der Verunglückten auf unter 45-Jährige.

Verunglückte Fahrer*innen oder Mitfahrer*innen von E-Scottern und Fahrrädern in NRW

Im Jahresverlauf 2021 war das Unfallaufkommen mit Personenschäden bei Pedelecs und E-Scootern jeweils im Juni am höchsten. Die wenigsten Fahrer oder Mitfahrer von E-Scootern und Pedelecs verunglückten jeweils im Januar bzw. im Februar.

Wie das Statistische Landesamt mitteilt, sind E-Scooter seit Inkrafttreten der Verordnung für Elektrokleinstfahrzeuge am 15. Juni 2019 zum Straßenverkehr in Deutschland zugelassen. Elektrokleinstfahrzeuge sind Kraftfahrzeuge und somit versicherungspflichtig. Fahrerinnen und Fahrer von E-Scootern benötigen keinen Führerschein, müssen aber mindestens 14 Jahre alt sein. Bei Pedelecs handelt es sich um Fahrzeuge mit Elektromotor, dessen Unterstützung sich mit zunehmender Geschwindigkeit progressiv verringert. Der elektrische Motor wirkt zusätzlich zur Muskelkraft und nur unterstützend. Solche Fahrzeuge sind verkehrsrechtlich den Fahrrädern gleichgestellt.

[1] Gendersternchen im gesamten Text von mir eingefügt, da ich davon ausgehe, das unter den verunglückten Personen auch Frauen oder Mädchen waren.

Am Fahrrad-Klima-Test beteiligen!

Derzeit läuft wieder der bundesweite Fahrrad-Klima-Test des ADFC. Alle Bürgerinnen und Bürger können bis zum 30. November einen Online-Fragebogen ausfüllen und darin eine Bewertung zur Situaiton des Fahrradfahrens in ihrer Gemeinde abgeben.

(Der Artikel ist zuerst auf der Website der Sauerländer Bürgerliste erschienen, eine Vorberichterstattung hier im Blog.)

Voraussetzung für die Aufnahme in die Auswertung ist allerdings, dass (für Gemeinden bis zu 100.000 Einwohnern) mindestens 50 Bewertungen eingehen.

Hier gibt es im HSK – außer in Medebach – noch Nachholbedarf, wie der Stand zum 15.09.2022 zeigt:

Vorbildliches Medebach; Eslohe, Hallenberg und Winterberg sind die Schlusslichter.

Aktuelle Zwischenstände werden auf der Website des ADFC veröffentlicht: https://fahrradklima-test.adfc.de/fileadmin/BV/FKT/Download-Material/Material_2022/ADFC-FKT_Teilnehmerzahlen220915.pdf

Der Zwischenstand zeigt, wie viele Online-Fragebögen inzwischen für eine Stadt oder Gemeinde eingegangen sind.

Dieses Mal wird ein besonderer Fokus auf den ländlichen Raum gelegt, denn dort gibt es viel Potential für den Radverkehr und einen hohen Nachholbedarf beim Infrastrukturausbau.

Im Jahr 2020 bewerteten knapp 230.000 Radfahrerinnen und Radfahrer die Fahrradfreundlichkeit in über 1.000 Städten und Gemeinden. Der ADFC-Fahrradklima-Test fragt in 27 gleichbleibenden Fragen die Fahrradfreundlichkeit vor Ort ab. Dazu kommen dieses Jahr fünf Zusatzfragen, die besonders auf die Bedürfnisse von kleineren Orten im ländlichen Raum abzielen.

Dabei geht es darum, ob zentrale Ziele wie Schulen, Einkaufsmöglichkeiten oder Arbeitsstätten mit dem Fahrrad gut erreichbar sind, wie sicher sich die Wege in die Nachbarorte anfühlen, ob für Pendler:innen Fahrradparkplätze an Bahnhöfen vorhanden sind und um die eigenständige Mobilität von Kindern und Jugendlichen.

Der ADFC-Fahrradklima-Test findet bereits zum zehnten Mal statt und ist die größte Befragung zum Radfahrklima weltweit. Eine Förderung erfolgt durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr. Die Ergebnisse werden im Frühjahr 2023 vorgestellt.

Zum Fragebogen geht es hier:
https://isi.equip-surveys.com/adfc-fahrradklima-test/

Hochsauerland: desorientiert beim Busverkehr

Fahrradanhänger am S 90
Der Bus S90 mit Fahrradanhänger Richtung Westernbödefeld (archivfoto: zoom)

Wer häufiger im Kreisgebiet des HSK mit Linienbussen unterwegs ist, weiß, dass dies nicht immer ein Vergnügen ist. Besonders bei erforderlichen Umstiegen zwischen Bahn und Bus oder Bus und Bus werden viel zu oft die Versprechungen, die sich aus dem Fahrplan ergeben, nicht eingehalten.

(Der Beitrag ist gestern zuerst auf der Website der Sauerländer Bürgerliste erschienen.)

Fahrgäste verzweifeln beispielsweise dann, wenn der benötigte Anschlussbus genau in dem Moment vom Bahnhof abfährt, wenn der Zug am Bahnsteig angehalten hat. Man sieht den Bus, kann ihn aber nicht mehr erreichen. Daraus ergeben sich meist Wartezeiten von ein oder manchmal sogar zwei Stunden, bis der nächste Bus zum gewünschten Ziel fährt.

Muss das so sein? Selbstverständlich nicht. Sicherlich wird es immer mal wieder Verspätungen geben, die zur Nichterreichung des Anschluss-Verkehrsmittels führen, weil sie zu groß sind. Aber wenn es nur um wenige Sekunden oder um 1, 2 oder 3 Minuten geht, ist das nicht einzusehen.

Schon oft wurden der kreiseigenen Busgesellschaft RLG dazu Vorschläge gemacht. Dies geschah z.B. in Ausschusssitzungen, in Fachgesprächen, in Stellungnahmen zum Nahverkehrsplan, per Brief oder in Mails. Geeignete Maßnahmen sind z.B.:

  • An mehreren Bahnhöfen im HSK hängen große Anzeigen, die die Minuten bis zur tatsächlichen Ankunft des nächsten Zuges aus jeder der beiden Richtungen anzeigen sollen. Nach diesen Anzeigen könnte das Fahrpersonal entscheiden, ob er den Zug noch abwartet oder nicht. Sie sind aber seit Jahren nichtin Betrieb. Verantwortlich für diese Anzeigen ist die RLG.
  • An einigen wichtigen Bushaltestellen hängen “Dynamische Fahrgestinformationen”, die (gelb auf aschwarz) die Minuten bis zu den tatsächlichen Abfahrten der nächsten Busse an diesen Haltestellen anzeigen. Aber sie liefern oft falsche Angaben, und/oder werden von den Busfahrer*innen nicht beachtet.
  • Wenn ein Fahrgast das Fahrpersonal auf den gefährdeten Anschluss anspricht und ihn bittet, den nächsten Bus per Betriebsfunk – zu informieren, funktioniert diese Kommunikation fast nie.
  • Mitunter berichten Fahrer von Anweisungen, wegen Anschlussverbindungen mit der Leitstelle Kontakt aufzunehmen. Besonders sonntags ist das nach Schilderungen von Fahrern mangels Erreichbarkeit jedoch aussichtslos.
  • In anderen Kreisen gibt es Apps, in denen alle Verkehrsmittel des ÖPNV mit Echtzeiten enthalten ist. Im HSK hat aber jeder Anbieter (RLG, Westfalenbus, Bahn) seine eigene App, unkoordiniert.
  • Einige Linienbusse lassen sich (theoretisch) in einem Busradar anzeigen. Ein Vergleich des angeblichen Standorts laut Busradar mit dem aktuellen Standort führt jedoch manchmal zu Abweichungen von mehreren Kilometern.
  • Anderswo sind auch Bildschirm-Anzeigen in den Bussen üblich, die über die tatsächlichen Abfahrzeiten aller Verkehrsmittel an der nächsten Haltestelle informieren. Die gibt es im HSK fast gar nicht.
  • Besonders ärgerlich ist es, wenn das erste Verkerhsmittel pünktlich an der Umsteigehaltestelle ankommt, aber der Anschlussbus viel zu früh (z.B. 3 Minuten, wie jüngst erlebt) abfährt und man ihn beim Aussteigen noch abfahren sieht.
  • Es könnte auch klare Anweisungen der RLG an die Fahrer geben, dass sie sich selbst an großen Umsteigehaltestellen nach den tatsächlichen Verkehrszeiten der anderen Bahnen und Busse erkundigen. Die gibt es aber nicht.
  • Unwesentlich ist dann schon, dass das angekündigte W-Lan z.B. in den Arnsberger Stadtbussen der RLG in mindestens einem Drittel der Fälle nicht funktioniert.

Es gäbe also viel zu tun. Eine gute Gelegenheit wäre es, wenn die RLG in ihrem Wirtschaftsplan 2023 einige geeignete Maßnahnmen für das nächste Jahr einplanen würde, die zur Verbesserung der Qualität beitragen könnten.

Dieser Wirtschaftplan stand heute auf der Tagesordnung im zuständigen Fachausschuss des HSK. Bereits die Vorbereitung war jedoch unzulänglich, denn es gab keinerlei Sitzungsvorlage, sondern nun einen mündlichen Vortrag des RLG-Geschäftsführers. Der ist vor allem auch Geschäftsführer der Dachgesellschaft WVG und hat seinen Sitz in Münster. Mit der realen Verhältnissen im Sauerland kennt er sich vielleicht nicht ganz so gut aus. Jedenfalls brachte auch eine Nachfrage der SBL-Vertreters in diesem Ausschuss das Ergebnis, dass keinerlei Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung geplant sind. Angekündigt wurde dagegen, dass ab 2023 zunehmend Elektrobusse neu beschafft werden sollen (was auch sinnvoll ist) und dass der Betriebsverlust der RLG um etwa eine Mio Euro steigen wird, wegen der Kostenerhöhungen bei den Treibstoffen.

Unbefriedigend war auch die mangelnde Kenntnis der tatsächlichen Fahrpreise. In seinem einleitenden Vortrag (also nicht spontn auf eine gestellte Frage!) erwähnte der RLG-Geschäftsführer, dass eine einfache Fahrt von Brilon nach Soest etwa 10 Euro kosten würde. Realität weit verfehlt, denn tatsächlich sind es 18,80 Euro, also fast das Doppelte. Und auch die aktuelle Fahrpreiserhöhung zum 01.08.2022 wurde sehr optimistisch dargestellt. Tatsächlich ist z.B. der Fahrpreis von Velmede nach Hüsten Markt um 3,8 % gestiegen, nicht nur um 1,8 %. Ein Problem bleibt weiterhin, dass in den Gremien der RLG nur CDU- und SPD-Politiker*innen sitzen. Die scheinen gemeinsam zu haben, dass sie selbst nur äußerst selten Linienbusse nutzen.

ADFC-Fahradklima-Test 2022: Ist der Hochsauerlandkreis schon ein Fahrradparadies oder eher noch die Hölle?

Mein Rad vor zwei Tagen unter der „Höllenmaschine“ in Altastenberg. Symbolbild. Als Radfahrer*in ist es oft nicht leicht im Hochsauerland. Es fehlen sichere Radwege für das Alltagsradeln. (foto: zoom)

Vom 1. September bis 30. November 2022 können Radfahrerinnen und Radfahrer erneut das Fahrradklima vor ihrer Haustür bewerten. Dabei wird dieses Mal ein besonderer Fokus auf den ländlichen Raum gelegt, denn auch dort wünschen sich die Menschen die Möglichkeit, ihren Alltag mit dem Rad sicher und komfortabel zu gestalten.

(Pressemitteilung Hochsauerlandkreis / zoom)

Der Radverkehrsbeauftragte des Hochsauerlandkreises, Christoph Hester, ruft die Bürger*innen auf, zahlreich an der Abstimmung teilzunehmen.

„Der ADFC Fahrradklimatest kann wertvolle Hinweise auf die Nahmobilität vor Ort geben. Wir wollen einen nachhaltigen und klimafreundlichen Straßenverkehr, von dem alle Einwohner im Hochsauerlandkreis profitieren. Dabei setzen wir auch auf das Fahrrad und haben mit der Erstellung des Nahmobilitätskonzeptes bereits den Startschuss gegeben. Um weitere Maßnahmen anzustoßen, brauchen wir die Rückmeldung der Bürger, denn sie wissen am besten, was sie brauchen, um im Alltag mehr mit dem Rad unterwegs zu sein. Ich würde mir wünschen, wenn möglichst alle Kommunen im Hochsauerlandkreis in die Auswertung kommen. Dies ist nur dann möglich, wenn mindestens 50 Personen pro Kommune mitmachen.“ Der Link zur Teilnahme: https://fahrradklima-test.adfc.de/teilnahme

Siehe hierzu auch mein Artikel vom April 2019 über den ADFC-Fahrradklima-Test 2018: Die Ergebnisse sind da! Bestwig, Olsberg und Winterberg mangels Beteiligung nicht dabei. 🙁

Der ADFC Fahrradklima-Test fragt in 27 gleichbleibenden Fragen, die Fahrradfreundlichkeit vor Ort ab. Dazu kommen dieses Jahr fünf Zusatzfragen zum Radfahren im ländlichen Raum. Dabei geht es darum, ob zentrale Ziele wie Schulen, Einkaufsmöglichkeiten oder Arbeitsstätten mit dem Fahrrad gut erreichbar sind, wie sicher sich die Wege in die Nachbarorte anfühlen, ob für Pendler Fahrradparkplätze an Bahnhöfen vorhanden sind und um die eigenständige Mobilität von Kindern und Jugendlichen.

Umleitung: Radwege, Comics, Romane, Städte, Freicorps, Faschismus, Klimakrise, rechte Hetze und mehr…

Als Tourenradweg ausgezeichnet ist dieser Radweg nahe dem Nordhang des Kahlen Asten eine Zumutung/Frechheit. Ich weiche hier immer auf die Straße aus. (foto: zoom)

Comic-Zeichenkunst: Neal Adams, der Erfinder des visuellen Superhelden-Realismus im Kosmos des Unrealistischen … endoplast

Unergründlich zu allen Zeiten: Mariette Navarros Meeres-Roman „Über die See“ … revierpassagen

The Ministry for the future: Kim Stanley Robinson denkt wenigstens Wege, wie sich eine Katastrophe abschwächen kann. Wie die Menschheit doch noch die Kurve bekommen könnte. Und das ist wirklich höchst inspirierend … schmalenstroer

Das Grösste von allem – Dubai und Abu Dhabi: Dubai ist völlig surreal. Alles muss hier „das Größte“ sein. Die weltgrößte Mall. Das weltgrößte Hochhaus. Alles immer Weltgrößt. Das sieht man dann auch im Stadtbild … unkreativ

Eine Symbiose: Freikorps und Faschismus … endstationrechts

In den Tod gehetzt: Es gibt keine „Polarisierung“. Es gibt nur eine rechte Sekte, die sich in den letzten Jahren immer mehr radikalisiert hat. Zum Tod von Lisa-Maria Kellermayr … misik

Rechte Kampagne: Der Missbrauch des guten Namens von Simon Wiesenthal durch US-Trump-Dualisten … scilogs

Vom 17. bis 31. August geht es in Dortmund um „Jüdisch-Arabische Verflechtungen“: Themenreihe befasst sich mit Antisemitismus in postmigrantischen Gesellschaften … nordstadtblogger

Eine Erde, wie wir sie nicht kennen (wollen): Wie sieht eine Welt mit 3 Grad globaler Erwärmung aus? Was bedeutet das konkret für Klima und Wetter? Klimaforscher Stefan Rahmstorf schildert in diesem Beitrag aus »3 Grad mehr« die drohenden Folgen – und macht damit deutlich, warum wir sofort entschiedene Klimaschutzmaßnahmen brauchen … oekom

Prekäre Lage im Nahverkehr: Kommunen, Verbünde und Verkehrsunternehmen fordern mehr finanzielle Mittel für ÖPNV … doppelwacholder

So verschwindet öffentlicher Raum: Fußweg weg

Das war einmal ein öffentlicher Fußweg: Die rot gestrichelte Linie in der Mitte zwischen dem Ende des Gartenwegs und der Sorpestraße. (Bildausschnitt Openstreetmap vom 23.07 2022)

Als ich gestern Nachmittag einen meiner üblichen Spaziergänge durch den Ort machte, kam ich plötzlich am Ende des Gartenwegs nicht mehr weiter. Wo noch auf meinem letzten Spaziergang ein Fußweg hoch zur Sorpestraße gewesen war, sah ich nur noch Mauern und Privatgrundstücke. Keine Spur eines Weges.

Ich schaute ein wenig ungläubig links und rechts an der Stelle, an der ich immer hinauf gegangen war. Ja, der Weg sei nicht mehr da, die Anlieger hätten ihn von der Stadt gepachtet und in ihr Grundstück eingefügt, sagten mir ein paar Nachbarn.

Das ist erstaunlich, dachte ich bei mir, einfach so verschwunden „mein“ alter Weg. Wie verwandelt sich ein Stück Gemeingut in Privateigentum?

So einfach kann das ja auch nicht gehen, habe ich heute Morgen gedacht. Irgendwo muss der Vorgang Spuren in den städtischen Gremien hinterlassen haben.

Aus den Unterlagen der Stadt im Ratsinformationssystem konnte ich die Geschichte, zumindest ihr Skelett, rekonstruieren.

Ich erzähle sie freihand, damit es nicht zu bürokratisch klingt.

Im April letzten Jahres stellten die Grundstücksnachbarn den Antrag an die Stadt den Bebauungsplan für das Weggrundstück zu ändern, damit sie den an ihr Grundstück grenzenden Weg erwerben könnten. Dieser Fußweg würde ja nicht benötigt. Die anderen Straßennachbarn hätten nichts gegen das Vorhaben, was mit einer Unterschriftenliste belegt wurde.

Der Antrag durchlief dann die Gremien des Rates der Stadt Winterberg vom Bau- und Planungsausschuss bis zum Rat. Dieser stimmte am 24. Juni vergangenen Jahres dem Antrag zu, einstimmig und ohne Enthaltungen.

Als ich das letzte Mal den Weg genutzt habe, war die ganze Sache also schon lange gelaufen und ich wusste es nicht, sonst hätte ich mir schon früher ein paar Gedanken gemacht.

Auf der einen Seite gönne ich den Grundstücksbesitzer:innen den Weg als Eigentumszuwachs, auf der anderen Seite bedauere ich jedes Verschwinden von öffentlichem Raum.

Vielleicht war ich ja wirklich der einzige, der diesen Weg genutzt hat. Dann bin ich jetzt auch der einzige, der traurig ist.



Umleitung: Fichtensterben, Klimakatastrophe, Mordprozess gegen Corona-Leugner, Neue Rechte, Volmetalbahn und Innenstädte im Krisenmodus, Ex-Opelaner:innen und die besten Streaming-Serien

Exponate der Pandemieausstellung im Medizinhistorischen Museum Hamburg (foto: zoom)

Fichtensterben in Deutschland: Der Brotbaum verdurstet … spektrum

Klimawandel? Welcher Klimawandel? Ich bin so müde. Ehrlich. Einfach müde. Und ich verliere den Glauben, dass wir irgendwie noch das Ruder rumreißen können … unkreativ

Mordprozess gegen Corona-Leugner: Umfassendes rechtes Weltbild … endstationrechts

Zwei Hausbesuche und eine Verfügung: Viele von euch hatte das am Wochenende den 11. und 12. Juni und die Hausbesuche auf Twitter verfolgt. Herr A. aus Berlin, der sich im Netz „Ansar“ nennt, stand an zwei Tagen infolge vor und in der Nähe meines Wohnhauses … gedankensplitter

Wie die Neue Rechte durch ihre Narrative mäandert: Was machen eigentlich die Abertausende von Menschen, die sich im „Widerstand“ gegen die Corona-Maßnahmen radikalisiert haben? Dieser Frage geht ein aktueller CeMAS-Report auf den Grund … hpd

Volmetalbahn weiter im Krisenmodus: Bröselnde Bahnbrücke gefährdet Fahrplanverdichtung … doppelwacholder

Innenstädte: Die Innenstädte sind in der Krise, so schallt es überall her. […] Der Schuldige ist in der Lokalpresse natürlich schnell ausgemacht: Der böse Onlinehandel … schmalenstroer

Design-Absolvent der FH Dortmund für seine Masterarbeit ausgezeichnet: Was bleibt vom Opelaner ohne Opel-Werk? … nordstadtblogger

Die besten Fernseh- oder Streaming-Serien – Teil 1: Warum in die Tiefe gehen, wenn die Breite ist so schön? … endoplast

Verlängerung der Autobahn A46 ab Nuttlar bis in den Norden von Brilon: „Erfreuliche Untätigkeit“

Überblick über die zahlreichen tangierten Naturschutz-, FFH-, Vogelschutz- und Wasserschutzgebiete (Grafik: siehe den Link im Text)

Untätigkeit von Behörden ist meist ein großes Ärgernis. Aber es gibt auch Ausnahmen. So ist es für die Planung der B7n, also die Verlängerung der Autobahn A46 ab Nuttlar bis in den Norden von Brilon. Hierfür hatte die Landesstraßenbauverwaltung nach einem langen Dialogprozess angekündigt, bis zum 31. März dem Bund eine konkrete Trassenführung vorzuschlagen. Diese sollte am 30.03.2022 öffentlich vorgestellt werden.

(Der Artikel ist in ähnlicher Form zuerst auf der Website der Sauerländer Bürgerliste erschienen.)

Doch zwei Tage vorher, am 28.03.2022, kam der Rückzug: Dann teilte die Straßenbaubehörde mit:

„Über zwei von vier Abschnitten der B7n müssen verschiedene Varianten abgewägt werden, um eine Vorzugsvariante zu erstellen. Dafür braucht Straßen.NRW mehr Zeit als ursprünglich gedacht. Darum wird die für Mittwoch, 30. März 2022, geplante öffentliche Veranstaltung verschoben. Den neuen Termin für die Vorstellung der Vorzugsvariante und des Abwägungsprozesses wird Straßen.NRW in einigen Wochen bekanntgeben.“
https://www.strassen.nrw.de/de/meldung/b7n-komplexe-abwaegung-fuer-die-vorzugsvariante-strassen-nrw-braucht-mehr-zeit.html

Aus den „einigen Wochen“ sind inzwischen mehr als 15 geworden. Und das ist in diesem Fall gut so.

Denn mit den zuletzt diskutierten Trassenvarianten sind zwei große Probleme verbunden:
– Sie sind viel zu teuer.
– Mit ihnen sind erhebliche Umweltschäden verbunden. Einen Überblick über die zahlreichen tangierten Naturschutz-, FFH-, Vogelschutz- und Wasserschutzgebiete bietet diese Karte:
https://www.strassen.nrw.de/de/b7n-neubau-zwischen-bestwig-nuttlar-und-brilon-medien-downloads.html?file=files/a_snrw-2022/dokumente/01_planen-und-bauen/02_Bundes-und-Landesstrassen_doc/B7n%3A%20Neubau%20Bestwig-Nuttlar%20und%20Brilon%20-%20dokumente/SNRW_B7n_Bestwig_Nuttlar-Brilon-Karte-Schutzgebiete.pdf&cid=38776

Und bei den Kosten scheint sich die Behörde erheblich verrechnet zu haben, denn bei realistischer Betrachtung sind die Bau- und Unterhaltungskosten deutlich höher als der Nutzen. Zuletzt hatte die Landesstraßenbauverwaltung in ihren Kostenaufstellungen sämtliche Planungs- und Brückenunterhaltungskosten „vergessen“. Darauf wies der Vertreter der SBL beim zu diesemProjekt eingerichteten „Politischen Begleitkreis“ im März hin. Die Bürgerliste hatte daher eine alternative Route vorgeschlagen, die weitgehend auf den bisher genutzten Trassen verläuft, mit viel weniger Umweltschäden und Kosten. Bisher gab es dafür keine Unterstützung, vielleicht wegen der gegenläufigen Interessen einiger Grundstückseigentümer?

Es besteht die Hoffnung, dass in der langen Pause ein Umdenken einsetzt.

NRW: Aktualisierter Unfallatlas zeigt jetzt auch Unfallschwerpunkte für das Jahr 2021

Der Unfallatlas bietet einen räumlich tief gegliederten Überblick über die Zahl der Unfälle mit Personenschaden nach Straßenabschnitten sowie nach einzelnen Unfallstellen.

Die Darstellung der Unfallstatistik in Köln (Grafik: IT.NRW)

Düsseldorf (IT.NRW). Auf welchen Straßen in Nordrhein-Westfalen ereigneten sich besonders viele Verkehrsunfälle? Wo gab es Unfälle mit Verkehrstoten? Wo sind Fahrradunfälle besonders häufig?

(Pressemitteilung IT.NRW)

Diese und weitere Fragen beantwortet der interaktive Unfallatlas der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder. Wie Information und Technik Nordrhein-Westfalen als Statistisches Landesamt mitteilt, wurden die im Unfallatlas visualisierten Unfalldaten jetzt mit den Ergebnissen des Jahres 2021 aktualisiert. Die Zahl der Unfälle mit Personenschaden ist in NRW im Jahr 2021 im Vergleich zu 2019 um 11,6 Prozent auf 54 339 gesunken (2019: 61 471).

Die Anwendung „Unfallatlas” steht kostenlos zur Verfügung.

Als Unfallschwerpunkte in Nordrhein-Westfalen hat das Statistische Landesamt mithilfe des Unfallatlas für das Jahr 2021 z. B. in Köln die Kreuzung Aachener Straße/Innere Kanalstraße/Universitätsstraße sowie den Bereich Zülpicher Straße (Mensa)/Zülpicher Wall identifiziert. In Bonn kam es im Bereich Hauptbahnhof in Höhe Poststraße vermehrt zu Verkehrsunfällen. Bei Unfällen mit Fahrradbeteiligung fielen Schwerpunkte in Aachen im Bereich Boxgraben/Krakaustraße/Stephanstraße, in Bonn im Bereich Am Hauptbahnhof, Höhe Poststraße und in Köln im Bereich Aachener Straße/Innere Kanalstraße/Universitätsstraße sowie im Bereich Zülpicher Straße (Mensa)/Zülpicher Wall auf.

Weitere Unfallschwerpunkte in nordrhein-westfälischen Städten

Der Unfallatlas bietet einen räumlich tief gegliederten Überblick über die Zahl der Unfälle mit Personenschaden nach Straßenabschnitten sowie nach einzelnen Unfallstellen. Die Nutzer können selbst auswählen, ob alle oder nur Unfälle mit Beteiligung bestimmter Verkehrsmittel angezeigt werden sollen. Zu jedem Unfall sind Zusatzinformationen z. B. darüber verfügbar, ob es sich um einen Unfall mit Verkehrstoten, Schwer- oder Leichtverletzten gehandelt hat. Die Unfalldaten stehen zum Download auch im shape- bzw. csv-Format zur Verfügung.

Die im Unfallatlas visualisierten Unfalldaten stammen aus der Statistik der Straßenverkehrsunfälle, die auf den Meldungen der Polizei basiert. Im Vergleich zu 2019 ist die Zahl der Unfälle mit Personenschaden in NRW um 11,6 Prozent auf 54 339 gesunken (2019: 61 471). Die NRW-weit höchste Unfallzahl mit Personenschaden gab es im Jahr 2021 mit 4 371 Unfällen in Köln. Umgerechnet auf die Bevölkerung ereigneten sich die meisten Unfälle mit Personenschaden mit 6,1 Unfällen je 1 000 Einwohner in Heimbach (Kreis Düren). Die niedrigste Unfallhäufigkeit gab es hier in Schlangen im Kreis Lippe (1,1 Unfälle je 1 000 Einwohner).

PDF-Download:

Unfallschwerpunkte aller Verkehrsteilnehmer in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2021

Datenbanken:

  • Ergebnisse der Statistik der Straßenverkehrsunfälle für die Städte und Gemeinden in NRW in der Landesdatenbank NRW
  • Ergebnisse Statistik der Straßenverkehrsunfälle für NRW im Jahresvergleich in der Landesdatenbank NRW