Den höheren Nachbarn der Alten Grimme habe ich erst jetzt entdeckt
Am Schilderbaum in Küstelberg. Zum Rösberg 2,8 Kilometer rechts (foto: zoom)
Nun lebe ich fast 28 Jahre in Winterberg und seinen Dörfern – kurz in der Kernstadt und später in Siedlinghausen – und habe erst am letzten Wochenende den Rösberg mit seiner wunderbaren Aussicht kennengelernt.
Seinen spektakulären Nachbarn, die Alte Grimme, habe ich dabei schon häufiger vom Orketal aus erwandert (siehe hier im Blog), bin aber nie auf die Idee gekommen den 30 Meter höheren Rösberg zu besuchen.
Am Samstag war mir nach einer kurzen, leichten Wanderung ohne große Anstiege zumute. Am Wanderparkplatz in Küstelberg ging es los.
Das Waldteilstück des Wanderwegs Sh 5 von der Schnickemühle zum Viadukt wird an die Straße verlegt
So schön war der Sh5 bislang: Beschilderung und Single-Trail. Das Sh5-Schild wurde heute entfernt. (foto: zoom)
Es war seit längerer Zeit für mich nur ein Gerücht, aber heute wurde es zur Gewissheit: Ein Teilstück des lokalen Wanderwegs Sh 5 wird vom Wald zwischen Schnickemühle und Viadukt an die Durchgangsstraße L 740 verlegt.
Kein Blatt, keine Blüte, keine Menschen – Starting from Scratch. Alles löschen und von vorn beginnen? (foto: zoom)
Seit einiger Zeit habe ich keinen eigenen Blogbeitrag mehr geschrieben. Nach der Bundestagswahl hat mich eine große Erschöpfung erfasst.
Angesichts der vielen Krisen und großen Verschiebungen in der globalen und deutschen Politik, bin ich damit beschäftigt, den Anschluss an die Diskussionen zu behalten.
Der Fachausdruck für das sich gegenseitig bedingende Krisengeflecht lautet: Polykrise.
Trump, Ukraine, Russland, Krieg, Attentate, Friedrich Merz, Infrastrukturkrise, soziale Krise, Klimakrise, erstarkender fossiler Faschismus, Medienkrise, Petromaskulinismus: Männer, die die Welt verbrennen (Christian Stöcker) …
Habe ich etwas ausgelassen?
Um zu verstehen, lesen und diskutieren wir: Zeitungen (Papier und digital), Bücher (Papier), Familie, Freundeskreis, politische Gruppen, soziale Medien (Mastodon) …
Habe ich etwas vergessen?
Der meteorologische Frühlingsbeginn ist eine gute Gelegenheit, den Kopf aufzuräumen und dann wieder von vorn zu beginnen. Starting from Scratch.
Obwohl die letzten Tage warm und sonnig waren, ist mein „Naturbeobachtungsweg“ entlang der Namenlose völlig kahl. Weder Blätter, Blüten noch Insekten sind zu sehen. Im letzten Jahr blühte am 6. März an einigen Stellen schon der Huflattich. Vielleicht waren die Nächte zu kalt. Die Frühblüher sind nicht dumm.
Immerhin sind aus den Gärten die Schneeglöckchen, Krokusse und Gänseblümchen entflohen.
Am Nordstadtpark leben sich an einer Wall of Fame unterhalb des Klinikums die Kasseler Graffiti-Künstler*innen kreativ aus.
Ich schaue mir die bunten und anspruchsvoll gestalteten Mauerflächen sehr gerne an. Mit der Zeit verschwinden alte Pieces und neue Graffiti taucht auf. Wiederkommen lohnt sich!
Bei Wikipedia habe ich eine Sammlung des Graffiti-Jargons gefunden: von A wie Aerosol-Junkie bis Y wie Yardrain. Ob das tatsächtich die Sprache der Sprayer*innen ist?
Weitere Bilder sind in der Unterführung am Holländischen Platz, an Gebäuden im Schillerviertel, im Tunnel am Philosophenweg sowie in der Skateboard-Anlage unterhalb der A-49-Brücke an der Fulda zu finden.
Habe ich noch einen Platz vergessen? Augen aufhalten – keine weiteren Kommentare – Interpretationen beliebig.
Blick auf Friedrichstein und Zierenberg (foto: zoom)
Den Aufstieg zum Hohen Dörnberg kann man sehr gut in der Ortschaft Dörnberg (Busverbindung) oder am Gehöft Friedrichstein/Parkplatz Bergcafé beginnen.
Los ging es gestern am Bergcafé. Nach einer Linkskurve hat man einen weiten Blick über Zierenberg mit dem Kirchturm im Zentrum.
In der Höhe waren die Wege weiß und stellenweise unter einer dünnen Schneeschicht vereist.
In der Höhe wurde der Weg stellenweise glatt. (foto: zoom)
Vorsichtig stapfte ich nach oben. Links ein wunderbarer Blick über die Helfensteine.
Ein Hauch „Wilder Westen“: die Helfensteine (foto: zoom)
Das Gebiet um den Dörnberg erinnert mich an Reisebilder aus dem „Wilden Westen“ der USA. Verwitternde Gesteine, die sich aus einer sanft modulierten Landschaft erheben.
Die Kuppe des Hohen Dörnberg ist unspektakulär. Keine Spitze, kein Kreuz. Die höchste Stelle kann man kaum erahnen.
Tanzende Bäume auf der Kuppe des Hohen Dörnberg (foto: zoom)
Trotzdem lohnt sich der Weg hinauf zur gewölbten Hochebene. Der Blick ist weit. Bänke laden zum Verweilen ein, Baumgruppen tanzen über den Schnee.
Die Bilder vom Hohen Dörnberg sind die letzten Aufnahmen meines Zoom-Objektivs. Aus irgendeinem Grund ließ es sich nicht mehr über die 30 mm Brennweite hinaus bewegen. Zurück am Parkplatz habe ich die Suchmaschine angeworfen und festgestellt, dass verklemmte Objektive keine Seltenheit sind. Um es mit George Harrison zu sagen: All Things Must Pass.
Altpapier-Container in der Mombachstraße am Nordstadtpark in Kassel (foto: zoom)
Heute habe ich mir ein Buch aus der Bibliothek in Kassel abgeholt und bin im Anschluss durch den Nordstadtpark entlang der Ahne gestreift, um neue Graffiti an der dortigen Hall of Fame zu entdecken.
Statt der bunten Mauerbilder unterhalb des Klinikums fielen mir zuerst ein Müllcontainer (s.o.), ein Waschbär und eine Wandtafel auf.
Der Waschbär am Werk (foto: zoom)
Waschbären sind inzwischen das inoffizielle Wappentier der Stadt Kassel. Sie zerstören Dachböden, durchwühlen Abfalleimer – falls diese nicht Waschbär-sicher verschlossen sind – und werden in den frühen Abendstunden von Tourist*innenhorden in der Karlsaue mit Smartphones verfolgt.
Der Waschbär am Kulturzentrum Schlachthof wirft hingegen ein Hakenkreuz in den Abfallkorb.
Kurz und bündig findet sich der Satz „Politisch Verfolgte genießen Asylrecht“ auf der Wandtafel eines Unigebäudes (?). Wenn es doch nur so einfach wäre. Heute ist es der Artikel 16a, Absatz 1 der die zitierte Aussage zum Asylrecht trifft.
Tafel an einem Universitätsgebäude (?): Politisch Verfolgte genießen Asylrecht, Artikel 16, 2.2 GG (foto zoom)
In den Absätzen 2 bis 5 des Artikels wird das Asylrecht soweit eingeschränkt, dass es nur noch in homöopathischen Dosen gilt.
Beispielsweise Absatz 2, Satz 1: „Auf Absatz 1 kann sich nicht berufen, wer aus einem Mitgliedstaat der Europäischen Gemeinschaften oder aus einem anderen Drittstaat einreist, in dem die Anwendung des Abkommens über die Rechtsstellung der Flüchtlinge und der Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten sichergestellt ist.“
Graffiti habe ich auch noch gefunden, die Bilder liegen noch auf der Speicherkarte. Am Ende des Tages war das 18-105 Zoom-Objektiv defekt. Es klemmt bei 30 mm. Weitwinkel adé! Aber das ist eine andere Geschichte.
Der Weg hinter der Schnickemühle, hinunter zur Namenlose (foto: zoom)
Spaziergänge sind die beste Therapie. Man benötigt keine Ausrüstung. Alltagsklamotten reichen aus. Schuhe an, Haustür auf und los!
In letzter Zeit fällt es mir schwer, einen kühlen Kopf zu bewahren: zuviele schlechte Nachrichten in immer kürzeren Zeitabständen aus Zeitungen, Radio und in sozialen Medien. Die Welt im Schleudergang.
Kriege, Wahlkampf, Attentate, Trump, Putin, Ukraine, Klimakrise, soziale Verwerfungen. Auf die Wahlergebnisse am nächsten Sonntag bin ich überhaupt nicht gespannt. Am liebsten wäre es mir, die Zeit bliebe stehen, das Universum bekäme einen Riss und ich schlüpfte hindurch in eine bessere Welt. Alles auf Null.
Im Wald ist es still, nur ein paar Tannenmeisen zwitschern. Neben dem Weg plätschert die Namenlose. Die Gedanken verlaufen sich. Ruhe, Entspannung, Einsamkeit.
Am Ende des Spaziergangs treffe ich Bekannte aus der Siedlung, die mir erzählen, wie sie Migrant*innen helfen und Essen an Bedürftige ausgeben. Ein kleiner Riss im Raum-Zeit-Kontinuum. Vielleicht ist die Welt doch noch nicht verloren.
Gleich geht die Sonne hinter den Bergen auf. (foto: zoom)
Wenn du am Sonntagmorgen um 6 Uhr aufwachst, wollen dir Kopf und Körper sagen: Geh‘ raus und guck‘ dir den Sonnenaufgang an!
Also bin ich auf den Krähenstein geklettert, um das Morgenrot zu erwarten. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Sonne in einem fahlen Gelb-Orange aufscheinen würde.
Am Fuß des Krähensteins (foto: zoom)
Immerhin habe ich lernen dürfen, dass die Vorgeschichte des Krähensteins vor 385 Mio. Jahren begonnen hat. 85 Mio. Jahre später wurde das Rheinische Schiefergebirge aufgefaltet.
Eigentlich müsste ich die Tafel schon auswendig hersagen können, denn ich bin häufig dort oben – erst gestern mit dem Rad.
Der Trick ist, dass ich zwischen meinen Besuchen mindestens die Hälfte des Gelesenen vergesse und so, voilà, lerne ich beim nächsten Mal wieder etwas dazu.
Erklärtafel am Krähenstein (foto: zoom)
Wenn es euch wirklich interessiert, könnt ihr auf das Bild klicken und die Schrift vergrößern.
Zum Schluß noch ein Foto vom Kreuz im gelben Licht der Morgensonne. Nachts kann es beleuchtet werden. In der Dunkelheit sehe ich das strahlende Kreuz vom Wohnzimmerfenster.
Das Sauerland – Land der 1000 Berge und 10.000 Kreuze, gefühlt 100.000 – k.a.
Das Kreuz auf dem Krähenstein (foto: zoom)
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