Mehr als ein klitzekleiner Minispaziergang war nicht drin. Elf Minuten hoch, neun Minuten zurück. Im Dorfjargon heißt es „auf die Ennert“.
Bis hoch zur Bank im Schatten müssen Radfahrer*innen kräftig treten und Jogger*innen heftig schnaufen. Ab der Bank wird es flacher und man kann den Abschnitt durch den Buchenwald genießen, es sei denn, es kürzen wieder zu viele Autofahrer*innen zwischen Silbach und Siedlinghausen ab. Laut Verkehrszeichen ist es verboten bzw. nur für den landwirtschaftlichen Verkehr erlaubt, aber wer kontrolliert hier oben?
Gewohnheitsrecht bricht Verkehrsrecht, gewissermaßen als moralische Selbstermächtigung.
Es ist ansonsten ein wunderschöner Weg und ich schaue mich um.
Der von Buchen überschattete Abschnitt ist bald zu Ende. Ein kleines Schild sagt mir, dass der Weg zum Hauptwanderweg, dem Rothaarsteig, führt. Bis dorthin wären es allerdings noch ein paar Kilometer. Das Tal, in das sich die Wiesen senken, ist das Negertal. Dort fließt ein Gewässerchen namens Neger. Sein Quellgebiet liegt auf der Hunau.
Das Thema, ob die Bezeichnung Neger rassistisch ist oder nicht, hatten wir schon irgendwo in den Tiefen des Blogs. Daher lasse ich das Tal heute rechts liegen. Aus Gesprächen weiß ich, dass 99,3% der Siedlinghäuser*innen die Bezeichnung für nicht rassistischen Ursprungs halten. Sicher ist nur, dass die Herkunft ungewiss ist.
Neben dem Weg wächst ein schmaler Streifen krautiger Pflanzen. Auf dem Bild sind Sauerampfer und Wiesenkerbel zu sehen. Im Laufe des Juni werden noch mehr Kräuter blühen.
Bei der Bank in der Sonne bin ich am Ziel. Links liegt eine Wiese, rechts wird der Mais wachsen. Geradeaus ginge es Richtung Himmelskrone, links herum nach Silbach oder zum Bergsee am Meisterstein.
Umkehren. Mini-Spaziergang beenden. Neun Minuten später auf der Bank im Schatten die Beine hochlegen.
Wer über die Entstehung der alten Flurnamen Näheres wissen möchte, dem empfehle ich den Beitrag „Die mittelalterliche Kulturlandschaft des Hoch- und Ostsauerlandes – Negere (Negerkerken) bei Jagdschloss Siedlinghausen“, enthalten in: Rudolf Bergmann „Die Wüstungen des Hoch- und Ostsauerlandes“, Verlag von Zabern, Darmstadt 2015
auch online verfügbar
https://books.ub.uni-heidelberg.de/propylaeum/catalog/book/1205