Auf den Skipisten mit Kanonen erzeugt, in der Kernstadt mit Treckern abgeräumt: Schnee (foto: zoom)
Es kommt immer auf den unmittelbaren Zusammenhang an. Vor dem Kaufpark in Winterberg ist der Schnee eine Last, auf den Ski-Pisten im selben Ort ist er eine Lust.
Auf dem Bild von heute Abend 21 Uhr ist zu sehen, wie das weiße Gold des Hochsauerlandes gerade abgeräumt wird, während zwei Kilometer weiter die Schneekanonen fauchen und zischen, was auf dem Bild nicht zu sehen ist.
Hält der Schnee bis zum Wochenende, muss die Innenstadt zum Shoppen geräumt sein, während die Abfahrten eine dicke Schneeschicht benötigen.
Nun – eigentlich ein dummes Deutsch, denn den Schnee in den Skigebieten brauchen sowohl die Skiliftbetreiber als auch die SkifahrerInnen. Die einen nehmen das Geld ein, die anderen geben es aus.
Hoffentlich regnet es am Samstag nur in der Ebene.
Die Stadt Winterberg ist als Wintersport- und Urlaubsort seit Jahrzehnten weit über das Sauerland bekannt, nicht zuletzt auch wegen der zahlreichen Wintersporteinrichtungen, wie Bobbahn oder Skisprungschanze.
Die Homepage der Wintersport-Arena Sauerland wirbt mit „dem größten Schneevergnügen nördlich der Alpen“ und über 150 Liftanlagen mit 280 Hektar Pistenfläche. Die Bobbahn hat laut wikipedia eine Gesamtlänge mit Auslauf von 1.609 m. Die Eisoberfläche beträgt ungefähr 65.000 m². Die Sprungschanze aus Stahlbeton ist 733 m hoch (über NN) und wurde im Jahr 2000 komplett renoviert und umgebaut. Das sind beeindruckende Zahlen und Fakten, vielleicht aber auch beeindruckende Kosten.
Ob und in welcher Höhe vom Hochsauerlandkreis Finanzmitteln für die Sport-Einrichtungen an die Stadt Winterberg fließen, z.B. für die Betriebsverluste der Bobbahn, das interessierte die Mitglieder der Sauerländer Bürgerliste (SBL) im Wirtschaftsausschuss des HSK, Reinhard Loos und Stefan Rabe. Die SBL stellte daraufhin am 20.03.2012 folgende Anfrage an den Landrat:
• In welcher Höhe pro Jahr und für welche Zwecke und Einrichtungen fließen Finanzmittel vom Hochsauerlandkreis an die Stadt Winterberg oder an im Gebiet der Stadt Winterberg gelegene Einrichtungen für Sport, Touristik o. ä.?
• In welcher Größenordnung könnte für das laufende Jahr die Kreisumlage gesenkt werden, wenn die freiwilligen Leistungen an die Stadt Winterberg nicht aus dem Kreishaushalt gezahlt würden?
Die Organisationseinheit Finanzwirtschaft beantwortete am 29.03.2012 im Auftrag des Landrats die SBL-Anfrage wie folgt:
„An Zahlungen des Kreises in diesem Sinne sind bezogen auf den Kreishaushalt zu nennen:
241.000 Euro Anteil des Kreises am Betriebsverlust der Erholungs- und Sportzentrum Winterberg GmbH
102.258 Euro Finanzierungsanteil des Kreises für Investitionen der Gesellschaft
25.000 Euro Betriebskostenzuschuss St. Georg-Schanze
15.750 Euro Beitrag an der Wintersport-Arena, wobei der Verein auch Wintersportregionen in den Kreisen Olpe und Siegen-Wittgenstein betreut.
Das zuvor gennannte Finanzvolumen entspricht umgerechnet auf den Hebesatz der Kreisumlage einem %-ualen Anteil von 0,13-Punkten.“
Die Highlights von Winterberg kosten also dem Hochsauerlandkreis allein in diesem Jahr 384.008 Euro. Der Hebesatz der Kreisumlage beträgt im Jahr 2012 36,55 Prozent; ohne die Winterberger Attraktionen könnte er bei 36,42 Prozent liegen.
Ende Februar hat der Kreistag den Haushalt 2012 beschlossen. Die aus den Haushalten der Städte und Gemeinden zu finanzierende Kreisumlage stieg von 96,0 Mio Euro auf 109,6 Mio Euro, also um 13,6 Mio Euro. Die touristischen und sportlichen Einrichtungen in Winterberg bezahlen alle Städte und Gemeinden im Hochsauerlandkreis zu einem kleinen Prozentsatz über die Kreisumlage mit.
Blick von der Ennert Richtung Nordwesten. (fotos: zoom)
Es ist Winter im Hochsauerland. Gut für Skiläufer und Tourismus. Laufen im Wald ist wegen der Schneehöhe kaum noch möglich. Die Straßen allerdings, hinauf zu den Orten rund um den Kahlen Asten, sind wie in jeden Winter vorzüglich geräumt.
Gut geräumt: die Landstraße 740 hinter Silbach in Richtung Winterberg.
Verschneite Bank am Wanderweg auf den sogenannten Marktplätzen. (fotos: zoom***)
Ja, es hat im Hochsauerland geschneit und – Nein, der Wintersportzirkus hat noch nicht ernsthaft begonnen. Von 88 Kilometern Piste sind heute 3 Kilometer eröffnet. Sechs Lifte laufen und auf 15 von 623 Kilometern soll Langlauf möglich sein. Angucken kann man sich die aktuelle Lage hier.
Wenn ich im Ruhrgebiet wohnte und auf die Idee käme, am morgigen Sonntag ins Hochsauerland zu fahren, dann nur, um durch die verschneiten Wälder zu stromern. Zu Fuß.
Der Schnee sieht heute schon ganz prächtig aus. Hier kurz vor den Minenplätzen.
Ich wohne seit 14 Jahren hier im Hochsauerland. Heute ist mir aufgefallen, dass ich noch nie Urlaub im Sauerland gemacht habe. Falls ich hier mal wieder wegziehen sollte, werde ich auch weiterhin keinen Urlaub im Hochsauerland buchen. Warum auch? Ich bin nicht so ein Wintersport-Typ. Ich laufe lieber oder fahre Rad. Diese Bretter unter den Füßen sind mir zu schnell.
Niederländer und Ruhrgebietler kommen gerne ins Hochsauerland – ob alle, das kann ich nicht beurteilen, aber genug, um hier eine passable Tourismusindustrie am Laufen zu halten.
Blick aus dem Wald auf den Rand des Landal-Ferienparks.
Ich wäre ein großer Fan des Ski-Tourismus in Winterberg, wenn ich direkt daran verdienen würde. So aber verkrieche ich mich während der Ski-Saison in den Wald oder in meine Lieblingsschwimmbäder. Die liegen nicht in Winterberg.
Richtig ist aber auch: ohne den Tourismus wäre Winterberg tot. Solange sich die Menschen bei den Ski-Abfahrten und im Bike-Park die Knochen brechen, wird es in Winterberg ein Krankenhaus geben. Die Ärzte, die in diesem Krankenhaus arbeiten und in Winterberg leben, benötigen für ihre Kinder eine Schule. Mein Vorurteil ist: Ärzte wollen für ihre Kinder ein Gymnasium.
Mein Vorteil als Bürger von Winterberg ist: ich habe eine Krankenhaus um die Ecke und kann meine Kinder auf ein Gymnasium schicken.
Es gibt sehr schöne Ecken rund um Winterberg. Man kann hier eine ganzen Tag lang wandern oder laufen, ohne dass ein Auto den Weg kreuzt.
Und wenn die Hölle des Ski-Zirkus losbricht? Dann stauen sich auf den Zufahrtsstraßen die Autoschlangen aus dem Ruhrgebiet, dann sind die Skipisten schwarz vom Gewimmel der Ski-Fanatiker, aber schon ein paar Meter abseits ist es menschenleer wie eh und je.
Die Minenplätze in der Nähe von Winterberg
Gäbe es eine Alternative zur Ökonomie des Ski-Tourismus im Hochsauerland? Natürlich. Das wäre dann so eine Art „A-45neu“ von Norden nach Süden, die Meschede, Brilon und Paderborn mit dem Frankfurter Raum verbände.
Dann bräuchten wir auch gar nicht mehr über den demografischen Wandel zu schwadronieren, weil das Hochsauerland ruckzuck verstädtern würde. Sämtliche zur Zeit überflüssigen ausgewiesenen Gewerbegebiete, von den Bürgermeistern heute angeboten wie sauere Äpfel, würden weggehen wie warme Semmeln.
Bahn statt Autobahn. Zurück auf dem Weg von Winterberg nach Dortmund.
Vielleicht passiert das irgendwann genau so oder auch anders. Wer will schon die Zukunft vorhersagen?
Bis dahin allerdings freue ich mich über die menschenleeren Jogging-Strecken, die das Hochsauerland bietet. Wohnen und arbeiten, wo andere Urlaub machen.
Herz, was willst Du mehr?
*** alle Bilder sind heute in der Zeit von 11 bis 13 Uhr bei einem lockeren Lauf durch das verschneite Hochsauerland entstanden
Abfließender Verkehr aus den Skigebieten. (archiv: zoom)
„Vorfahrt für den Wintersport“, das scheint sich die Stadt Winterberg auf die Fahnen geschrieben zu haben. Um den Besucherandrang bewältigen zu können, sind zusätzliche Lifte und Abfahrtsstrecken geplant. Es besteht also Bedarf an weiteren Flächen.
Ende Dezember 2010 wurde der Hochsauerlandkreis an der „3. Änderung des Flächennutzungsplanes“ und der „12. Änderung des Bebauungsplans Nr. 21“ beteiligt. Teil dieses Plan-Verfahrens ist auch ein Umweltbericht.
Aus Sicht der beim Hochsauerlandkreis angesiedelten Unteren Landschaftsbehörde (ULB) ist dieser Umweltbericht unzureichend. Wieso der Hochsauerlandkreis die Pläne kritisch sieht, das erläutert die ULB in ihrer Stellungnahme zur Erweiterung des Bebauungsplanes „Skigebiet Herrloh/Bremberg“ der Stadt Winterberg.
Fast 30 ha relativ naturnaher Landschaft sollen, so geht es aus dem Schreiben hervor, in touristische Intensivnutzung überführt werden. Das seien knapp 6 % der Fläche, die die gesamte Kernstadt Winterberg einschließlich der Erholungsbereiche Kappe und Herrloh/Bremberg aktuell abdecke. Ausführlich stellt die Untere Landschaftsbehörde in ihrer Stellungnahme dar, dass bei den Planungen der Schutz der Fauna wohl zu kurz kommt. Eine „Art-für-Art-Betrachtung“ der geschützten Fauna sei offenbar nicht erfolgt, heißt es weiter.
Der Landschaftsbeirat muss nun in seiner Sitzung am 15. März 2011 (um 14.00 Uhr im Rathaus in Neheim) über die Vorlage mit der Nummer 8/368 entscheiden.
Aus Sicht der Sauerländer Bürgerliste (SBL) sollten alle Beteiligten abwägen, ob durch überdimensionierte Skigebiete, noch mehr Beschneiungsanlagen, Lifte und Abfahrtstrecken womöglich der Charme des Sauerlands mehr und mehr verloren geht und damit nicht nur Flora und Fauna, sondern auch dem Tourismus langfristig Schaden zugefügt wird!?
Heute habe ich mir erneut die Freiheit genommen, mir keine Gedanken über die Lokalpolitik oder den Sinn des Lebens zu machen, sondern mich auf die Suche nach dem Winter und seinem Begleiter, dem Schnee, zu begeben.
Mein Hintergedanke war, herauszufinden, wie es in Gebieten aussieht, die nicht mit Kunstschnee bedeckt sind, die aber von der Lage mit dem Winterberger Skikarussell vergleichbar, beziehungsweise sogar höher gelegen sind.
Loipe auf der Hunau Richtung Skilift.
Schon gestern hatte ich nach einem Lauf bis auf 700 Meter Höhe, abseits der Schneekanonen, behauptet:
„Allein der Kunstschnee lässt die Lifte in Winterberg laufen.“
Heute sehe ich es nach einem lockeren Zweistunden-Lauf durch die bis zu 818 Meter hohe Landschaft um die Hunau immer noch so.
Viele Wege waren völlig schneefrei. Die Parade-Loipe des Hochsauerlandes auf der Hunauspur, die bis auf 818 Meter emporführt, ist weggeschmolzen. Der Schnee auf dem Foto rechts ist nur deswegen noch vorhanden, weil er durch das Loipenspurgerät gepresst wurde.
Der Skihang in Bödefeld. Trotz laufender Lifte - sehr übersichtlich. Rechts eine Schnee-Kanone.
Heute konnte ich die Skifahrer dort oben an meinen beiden Händen abzählen.
Der Ski-Tourismus in Winterberg scheint zur Zeit erfolgreich. Neue Großprojekte wie das Oversum und der Ferienpark Landal haben sich in der Stadt rund um den Wintersport angesiedelt.
Winterberg hat in der Konkurrenz mit dem benachbarten hessischen Willingen Boden gut gemacht, zumal eine der Willinger Kernmarken, der Skisprung, gerade den Bach abgeht.
Kunstschnee hat es möglich gemacht. Aber was wird geschehen, wenn die Winter noch unvorhersagbarer werden. Skifahren auf echtem Schnee ist nicht zu vergleichen mit dem Abfahren auf gepresstem und verharschtem Kunstschnee.
Der Ski-Tourismus im Hochsauerland ist auf Kante genäht.
Kurz vor dem Gipfel: Schnee Mangelware. (fotos: zoom)
Ohne Schneekanonen gäbe es in Winterberg kein Ski-Karussel und keinen Ski-Zirkus. Nach dem großen Regen und dem Tauwetter der vergangenen Tage ist vom natürlichen Schnee bis in die Höhen des Sauerlandes nicht viel übrig geblieben.
Allein der Kunstschnee lässt die Lifte in Winterberg laufen.
Heute war es sehr windig und mein kleiner Lauf hinauf zum Kahlenberg war nicht ohne Risiko. Die geborstenen Fichtenstämme und das brausende Heulen erzeugten bei mir eine gewisse Unbehaglichkeit.
Geborstene Fichte
Meine Ängste konnte auch der kleine Schutzengel in Zellophan kaum mindern. Wer dieses kleine Manifest des katholischen Glaubens im Behälter für das Lauf-Logbuch auf dem Kahlenberg zurückgelassen hat, weiß ich nicht. Bisher ging es dort oben recht säkular zu 😉
Schutzengel beim Läufer/innen-Logbuch.
Innerlich habe ich mit dem Winter abgeschlossen, aber Anfang Februar sollte man sich nicht zu früh freuen.
Das Fahrrad für den Arbeitsweg werde ich Morgen vorsichtshalber putzen und die Kette ölen.
Tor zum Schwedenhang in Altastenberg. "Mit Nederlands Spreekende Ski-Leraaren".(foto: zoom)
Der Winter ist ins Hochsauerland zurückgekehrt. Während heute Norgen auf den Anfängerhängen in Winterberg „der Bär steppte“, ging es in Altastenberg noch recht geruhsam zu.
Heute Morgen war noch viel Platz auf den Hängen Altastenbergs.
Auf den sanft geschwungenen Hängen Altastenbergs, die gerade für Ski-Anfänger ideal sind, war noch genug Platz, um in die Ski-Technik hineinzugleiten.
Zur Zeit ist eine europäische Sprache in den Touristen-Hochburgen des Hochsauerlands allgegenwärtig: „Nederlands“.
„Die Holländer“ sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für das südöstliche Westfalen geworden. Ohne unsere westlichen Nachbarn wären die Kassen der Tourismusindustrie nicht halb so gut gefüllt, und manche Immobilie, die jetzt in niederländischer Hand ist, stünde unrenoviert in der Gegend herum.
Für die niederländischen Gäste aus Berghem gilt: Blasmusik ist Spaßmusik. (foto: zoom)
An der Schwedenhütte baut sich zur Mittagszeit unerwartet eine lustige Blaskapelle in der winterlich-nebligen Kälte auf. Die Musikerinnen und Musiker der „Predbant„ aus dem niederländischen Berghem trommeln und blasen, was das Zeug hält.
Aus Spaß, so einer der Musiker, geben sie ihre Freiluftkonzerte. Zwei Landsleute hätten seit länger Zeit Häuser in Altastenberg, und da komme man halt zu Besuch:
Vrijdag 21 tot en met zondag 23 januari 2011 PREDBANT ON TOUR ‚ALTASTENBERG‘. Voor deze sterrenreis naar de sneeuw zijn nog enkele plaatsen beschikbaar. Bent u fan en wilt u graag mee? Neem contact op met de Predbant. ALTASTENBERG (Duitsland) , heißt es auf ihrer Website.
Man kann zur „Dicke-Backen-Musi“ stehen wie man will, aber hier im Hochsauerland hat Europa die Chance, unbeachtet von der europäischen Kommission mit Hilfe der Blasmusik zusammenzuwachsen 😉
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