Auf der Titelseite der Sonntagsausgabe des Sauerlandkurier vom 3. Juni 2017 ist ein ärgerlicher PR-Artikel zum Hillebachsee in Niedersfeld erschienen. „Unbeschwerter Badespaß – Hillebachsee vom Landesumweltamt top bewertet“, heißt es in der Titel- und Unterzeile des Beitrags, der ohne Nennung eines Autoren/ einer Autorin in der unteren Hälfte platziert ist.
Immerhin hat das Foto einen Nachweis. Auf dieses technische Gedöns komme ich weiter unten zurück, denn was mich eigentlich ärgert, ist die Werbesprache der Artikelautorin.
„Bei schönem Wetter lädt die Badebucht zum Sonnen und Schwimmen ein. Kids spielen am seichten Ufer mit Eimerchen und Sandförmchen.“
Das ist nicht gelogen, aber auch nicht die ganze Wahrheit, denn der Ausdruck „mit Sandförmchen“ impliziert, dass da auch Sand am seichten Ufer der Badebucht ist.
Ich habe mir heute die ganze Anlage angeschaut und ein paar Fotos gemacht. Den Vater mit dem Kind in der Hängematte, den die PR-Fotografin so schön in Szene gesetzt hat, habe ich nicht gesehen.
Die Badebucht ist mit Kies gefüllt. Sand ist einzig in einer Sandkiste neben der Rutsche und weiter hinten auf der Beach-Volleyball-Anlage zu finden.
Mich hat gewundert, dass die Sandkiste schon zu Beginn der Saison sehr ungepflegt und mit Gras bewachsen ist.
Die Wassertemperatur betrug heute am frühen Abend 14° Celsius. Ob die Gäste da „unbeschwert schwimmen, schnorcheln und planschen“ können, wage ich zu bezweifeln.
Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz habe dem Hillebachsee „ausgezeichnete Wasserqualität“ bescheinigt, schreibt die nicht genannte Autorin. Das „vom Fluss Hille gespeiste, von Wiesenhängen umrahmte Gewässer“ sei „klar sauber und frei von jeglichen Verunreinigungen“.
Starke Worte, denn gerade die landwirtschaftlich genutzten Hänge können mit ihren Einträgen aus beispielsweise Düngung und Tierhaltung ein Problem für den flachen Wasserkörper bilden. Dies wird auch im Bericht des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz erwähnt:
Vor ein paar Jahren musste der See wegen der giftigen Cyanobakterien gesperrt werden, immer wieder sind zwar harmlose aber unangenehme Algenblüten und fädiger Algenbewuchs zu beobachten.
Der PR-Artikel der Stadt Winterberg spricht von „nachweislich (sic!) kristallklarem Wasser“. Das ist eine klare Falschaussage, denn im Bericht des Landesamtes lese ich:
„Die Gewässertiefe ist in der Badebucht mit max. 1,4m sehr gering. Aufgrund des Eintrages von feinen Sedimenten aus Absetzbecken eines oberhalb gelegenen Steinbruchbetriebes ist der Untergrund im See feindispers.
Beim Betreten werden Feinsedimente aufgewirbelt, die die Sichttiefe zum Teil erheblich vermindern können. Der See neigt gelegentlich zu Algenblüten.
Im Jahr 2013 wurde der Zufluss zur Badebucht sowie die Badebucht selbst bautechnisch vom Rest des Sees getrennt.“
Damit wir uns nicht falsch verstehen. Ich mag den Hillebachsee. Man kann dort entspannt um den See spazieren, Wakeboard fahren, an schönen Sommertagen auch wunderbar abhängen, Beach-Volleyball spielen, Grillen und Party machen, aber als Badesee eignet sich das Gewässer nur bedingt.
Erst am Ende des Artikels wird DAS „Gewässer“ in Winterberg , in dem man wirklich schwimmen kann, nämlich das Freibad Siedlinghausen, nur mit einem lapidaren Satz erwähnt.
Zur Erinnerung: die Stadt Winterberg hat vor Jahren das Siedlinghauser Freibad an den örtlichen Bäderverein abgestoßen, um Kosten zu sparen. Das eigene Freibad oberhalb des Rathauses mit Edelstahlwanne und 50-Meter Becken ist inzwischen zugeschüttet.
Die Pressemitteilung der Winterberger Tourismuszentrale ist ursprünglich im sogenannten Newsroom für Journalisten und Blogger erschienen.
Als Blogger würde ich mir wünschen, dass dort weniger dick aufgetragen wird und die Gewichtungen stimmten. Ich mag keine gestellten Fotos, die die Realität verzerren, und ich mag keine gestelzte PR-Sprache, die die Wahrheit immer gerade so verbiegt, dass sie gerade noch keine Lüge ist.