Eigentlich wollte ich heute über die Vorzüge des Hochsauerlandes berichten, habe dann aber an prominenter , weil erster Stelle der Internet-Berichte unserer Heimatzeitung, der Westfalenpost, einen Artikel gelesen, der reiner Werbeschund ist und am besten nicht hätte von der Südwestfalen PR hätte übernommen werden sollen
Überschrift: Tourismus. Klima und Fremdenverkehr unter einem Hut.
Und dann folgt im Text sogleich der journalistische Selbstmord:
Das Konzept der Ferienwelt Winterberg, die erste klimaneutrale Wintersportregion zu werden, findet laut einer Pressemitteilung der Tourist-Information in Fachkreisen Anerkennung.
Das sind sprachliche Rauchbomben und Nebelschwaden die geworfen werden, um die Kernaussage, dass in Winterberg „alles prima“ ist, an den Leser/die Leserin zu bringen.
Die Überschrift allein ist schon Nonsens, alldieweil das Klima „und, wegen, trotz, gegen, unter, über, neben“ Fremdenverkehr, Autoverkehr, Mondfinsternis, Urknall, Atomkraftwerken etc. einfach da ist.
Das Klima ist die Gesamtheit der meteorologischen Erscheinungen in einem bestimmten Gebiet. Punkt.
Wer sind die Fachkreise?
Keine Aufklärung im Werbeartikel.
Was bedeutet „klimaneutral“?
Keine Erklärung.
Und es geht sofort im nächsten Satz weiter:
Beim internationalen Symposium „Klimawandel und Tourismus†des NRW-Umweltministeriums zeigten die Teilnehmer aus ganz Europa reges Interesse an den Maßnahmen, die durch Dr. Prinz, Manager für Sport- und Gesundheitstourismus der Ferienwelt Winterberg, vorgestellt wurden.
Wo fand dieses Symposium statt?
Wer waren die Teilnehmer?
Aus welchen Ländern, Teilen Europas kamen sie?
Wie drückte sich das „rege Interesse“ aus?
„Maßnahmen“ … „vorgestellt wurden“ Das sagen Bürokraten!
Und im dritten Absatz geht es munter weiter:
Die Teilnehmer des Symposiums haben die Eckpunkte des Konzeptes interessiert aufgenommen und in Teilen auch kontrovers diskutiert. Insgesamt aber seien die Ideen auf Anerkennung gestoßen, so Dr. Nicolaus Prinz.
Welche Eckpunkte?
Worin bestand die Kontroverse? Das, liebe Westfalenpost wäre doch die Nachricht, oder?
In welchen Teilen?
Welche Anerkennung?
„… so Dr. Nicolaus Prinz.“
Und? Stimmt das?
Die Redaktion kann natürlich nichts dafür, dass die PR so mies geschrieben ist, aber sie hat sie abgedruckt und ihr damit die redaktionelle Weihe gegeben.
Ich empfehle jedem/jeder Leserin den Text in der Westfalenpost und von mir aus den parallel zugrunde liegenden Public Relation Artikel Satz für Satz zu lesen und zu überprüfen, was gesagt und was nicht gesagt wird, welche Botschaften vermittelt und welche Interessen bedient werden.
So funktioniert moderne(?) Propaganda!
Der ganze Käse ist auch noch beim Dorfinfo eingestellt. Schade!
Die Veranstaltung fand übrigens am 28. und 29. Oktober in Düsseldorf statt.