„Christlich-humanitärer“ Kreuzzug? Ruft der „Briloner Anzeiger“ zu neuen Religionskriegen auf?

Stichwort der Woche vom 29. Oktober: Das "chrisliche Abendland" als Rettung vor dem Terror der IS? (screenshot)
Stichwort der Woche vom 29. Oktober: Das „chrisliche Abendland“ als Rettung vor dem Terror der IS? (screenshot)
Ruft der „Briloner Anzeiger“ zu neuen Religionskriegen auf? Nein, nicht direkt, aber im Kommentar „Stichwort der Woche“ vom 29. Oktober ‚Deutsche „Gotteskrieger“‚ lautet der Schlusssatz:

Der Kampf gegen die IS kann nur dann[sic!] gewonnen werden, wenn wir dem kruden Wertesystem des falschen Propheten endlich ein eigenes, christlich-humanitäres Wertesystem entgegensetzen. Dann – und nur dann[!], können wir den islamistischen Terror wirksam und auf Augenhöhe[!] bekämpfen.

Seit einer Woche liegt die Zeitung bei mir auf dem Schreibtisch und ich sehe immer noch keinen Sinn in der Argumentation des Autors, sondern eine Gefahr für unsere Gesellschaft, sollte sich das Zerr- und Wunschbild einer religiösen Gesellschaft in den Köpfen der Menschen verankern.

Terroristische Organisationen, die ihre Ideologie von einer historisch jungen Religion ableiten, können nicht mit Religion bekämpft werden, sondern nur mit Vernunft.

Wir leben in einer weitgehend säkularen Gesellschaft, in der viele Religionen und Glaubensrichtungen ihren Platz haben. Aufgrund der unvollständigen Säkularisation haben leider die katholische und evangelische Kirche viele Privilegien in unserem Staat.

Wie die Religionen und Kirchen in unserer abendländischen Geschichte gewütet haben, wenn sie zu viel weltliche Macht hatten, zeigt die Geschichte.

Daher kann ich das Bedauern

Die Religion ist in einer konsumorientierten, kapitalistischen Gesellschaftsordnung leider teilweise auf der Strecke geblieben.

nicht nachvollziehen.

Und dann geht es munter weiter:

Humanistische Ersatzwerte wurden nicht geschaffen, stattdessen bestimmen die Kapitalmärkte das Geschehen.

Was für eine Verdrehung der Geschichte. Der Humanismus und die Vernunft mussten sich gegen den tödlichen (Scheiterhaufen, Ketzer) Machtanspruch der katholischen Kirche erst durchsetzen.

Was heißt vor diesem Hintergrund „christlich-humanitär?“

Juden? Buddhisten? Agnostiker? Muslime? Hindi …? Sind sie nicht ebenfalls deutsche Staatsbürger?

Ein Leser unseres Blogs hat uns zu dem Kommentar im Briloner Anzeiger unter anderem geschrieben:

… es gibt viele Menschen, die trotz areligiöser Haltung, sehr friedlich eingestellt sind. Demzufolge bin ich der Meinung, dass Frieden nur dann gelingen kann, wenn die Weltgemeinschaft fernab von wirtschaftlichen Interessen nach einer neutralen Gleichberechtigung für alle strebt.

Sprich Demokratie über alle Religionen, Weltanschauungen und Ideologien hinweg. Konkret bedeutet das für mich: Ein Weltvertrag, dem alle Erdenbewohner verpflichtet sind. Somit wäre gewährleistet, dass der Schwarzafrikaner den gleichen Anspruch auf Wohlstand hat, wie der Japaner. Somit wäre gewährleistet, dass der Hindu den gleichen Anspruch auf Gesundheit hat, wie der Europäer.

Somit wäre gewährleistet, dass der Yeside den gleichen Anspruch auf Religion hat, wie der Alawit. Somit wäre gewährleistet, dass jeder die gleiche Verantwortung für den Anderen hat. Quasi: Alle für einen.

Einer für alle. Eine Art globale Zivilcourage. Jeder passt auf, dass keiner bedroht, misshandelt, manipuliert usw. wird. Unter diesen Voraussetzungen wäre dann auch kein Handel von Waffen, Frauen, Drogen, Kindern, Religion usw. möglich …

Diese Argumentation gefällt mir wesentlich besser als der die Gesellschaft auseinandertreibende Fanatismus der ‚Deutschen[n] „Gotteskrieger“‚.

Auf schmalem Grat: Antisemitismus im Briloner Anzeiger?

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Das Stichwort der Woche vom 9. Oktober 2013

In seinem „Stichwort der Woche“ hatte sich der Briloner Anzeiger vom 9. Oktober 2013 die „Bankenmoral“ vorgeknöpft.

(Ein Beitrag von Dr. Werner Jurga und zoom)

Vorweg: Norbert Schnellen, der Autor dieses Textes, ist ein Journalist, dessen Arbeit einen wertvollen Beitrag zur demokratischen Öffentlichkeit in Brilon darstellt. Das ist für ein Anzeigenblatt nicht selbstverständlich. Kapitalismuskritik im allgemeinen und insbesondere Kritik an der Rolle der Banken in der heutigen Zeit ist nicht nur zulässig, sondern dringend geboten. Schnellens „Stichwort“ zur „Bankenmoral“ ist jedoch ein Artikel voller innerer Widersprüche, der einen üblen Nachgeschmack hinterlässt.

Nun kommen in Norbert Schnellens Artikel Juden nicht einmal vor. Jedenfalls nicht direkt. Insofern lässt er sich nicht als „antisemitisch“ bezeichnen. Es ist ein im Grunde leicht verständlicher Text – für ein an alle Haushalte verteiltes Anzeigenblatt vermutlich recht „schwerer“ – Artikel, der gegen den Zins, das Zinssystem, „die Banken“ zu Felde zieht.

Allerdings: jedes Gezeter gegen den „Finanzkapitalismus“ ist im Kern judenfeindlich. Besonders unangenehm stößt im Anzeiger-“Stichwort“ auf, dass Schnellen – nach der Einleitung (moralisierend) – ausschließlich historisch und religiös argumentiert.

Erstens ist dies der Sumpf, auf dem die übelsten „Blüten“ gedeihen können. Und zweitens redlich Beleg dafür, dass Schnellen sich intensiv genug mit der Sache befasst hat, um zu wissen, dass das aus dem christlichen Zinsverbot erwachsene Berufsverbot für Christen dem Monopol der Juden in der Finanzbranche den Weg geebnet und damit die Massenbasis für jeglichen Antisemitismus bereitet hatte. „Auf schmalem Grat: Antisemitismus im Briloner Anzeiger?“ weiterlesen

Alles weg #3: Winterberg total lokal?

Winterberg Total Lokal
War hier am Waltenberg im Sparkassengebäude nicht noch kürzlich das Büro von „Winterberg total lokal“, der zweiten Reklamezeitung neben dem Sauerlandkurier? (foto: zoom)
Heute ist mir aufgefallen, dass die Geschäftsräume der Reklamezeitung „Winterberg total lokal“ leergeräumt sind. Die Geschäfte werden dann wohl von Brilon aus verwaltet, oder? http://winterberg-totallokal.de/?ind=impressum

Keine Zeit zum Schreiben: heute reicht es lediglich für ein Lob.

Nach dem Schwimmen ein großer Kaffee im Aqua Olsberg (foto: zoom)
Nach dem Schwimmen ein frischer großer Kaffee im Aqua Olsberg und die Kolumne von Norbert Schnellen (foto: zoom)

Klasse, dass das Außenbecken im Aqua Olsberg noch geöffnet hat. Es macht einfach mehr Spaß, draußen als drinnen zu schwimmen. Gut – das Becken hat nur 2/3 vom Viertelhundert, und so muss man mehr als 60 Bahnen keulen, um auf anständige 1000 Meter zu kommen.

Schade, dass Ende September Schluss ist mit der Freiluftplanscherei. Vielleicht gönnt sich Olsberg in den nächsten Jahren noch eine Beckenabdeckung mitsamt einer kleinen Flutlichtanlage und der Perspektive den ganzen Winter durchzuschwimmen: Konkurrenz zum Holthusenbad in Hamburg Eppendorf: da wo die reichen Pinkel wohnen.

Nach dem Schwimmen also trank ich meinen doppelten Kaffee zu 2,20 Euro im Café-Bereich des Aqua -man muss da so eine Klingel betätigen; dann kommt eine nette Bedienung aus dem Solebad- und blätterte in ein paar Tage alten Ausgabe des Reklameblattes „Briloner Anzeiger„.

Ich mag ja keine Reklame-Blätter, aber das heißt nicht, dass dort lediglich Kretins schreiben. Ganz im Gegenteil:

Nach einer kleinen Schwächeperiode in der Schützenfestzeit läuft Kolumnist Norbert Schnellen wieder zur Höchstform auf.

Regelmäßig erscheint sein „Stichwort der Woche“ auf der Titelseite des „Briloner bzw. Winterberger Anzeigers“ und ist mit das Beste, was im hohen Hochsauerland an Kolumnen erscheint. Die Westfalenpost könnte sich durchaus mal in der Richtung inspirieren lassen, wie man dem Volk auf’s Maul schaut und trotzdem eigene Gedanken hervorbringen kann.

Mein Lob lautet in Kurzform fogendermaßen:

Der Norbert Schnellen dürfte auch in unserem Blog schreiben. Wer so locker und kenntnisreich den Bezug von Berlin zu Brilon hinbekommt, ist geadelt.

Ein wohlwollender Blick auf ein Briloner Anzeigenblatt

Jede Woche eine meist interessante Kolumne von Norbert Schnellen (foto: zoom)
Jede Woche eine interessante Kolumne von Norbert Schnellen (foto: zoom)

Die Überschrift ist vielleicht ein bisschen irreführend, denn die Anzeigenblätter der Region -Sauerlandkurier und Briloner Anzeiger- sind mir als Informationsquelle schnurzpiepegal, bis auf ein kleine Ausnahme, und die heißt Norbert Schnellen und arbeitet in der Anzeigenabteilung des Briloner Anzeigers.

Aber nicht nur das. Norbert Schnellen schreibt darüber hinaus Woche für Woche eine Kolumne, die prominent auf der ersten Seite platziert, lokale Themen intelligent und lebendig aufgreift und den Leser/ die Leserin auf die Höhe der Zeit hebt. Mit viel Heimatliebe betreibt der Autor „Aufklärung auf Augenhöhe“, die ich sonst in den Blättern des Hochsauerlandes nicht finde.

Im oben abgebildeten Artikel, werden die Themen „Urbanisierung“, „Demographischer Wandel“ und „Ökologie“ treffend und ohne ideologischen Holzhammer aufgegriffen und mit konkreten Utopien, hier beispielsweise mit dem „Mehrgenerationen-Wohnprojekt“ verbunden.

Bin schon auf die nächste Ausgabe gespannt 🙂

Umleitung: Fukushima, Schule, Linken-Spaltung, Nachdenkseiten, Brüderle, Erdgas und mehr.

Am Steinberg. (foto: zoom)
Am Steinberg. (foto: zoom)

Das Volk ist eine Masse, die beruhigt werden will: diesen Eindruck kann man wieder mal gewinnen, wenn man nach Fukushima blickt. Es ist wie bei der Papst-Wahl: Mal heller Rauch, mal dunkler Rauch. In dem Fall weiß man den Rauch allerdings klar zu deuten. Hängt er aber über einem der Reaktoren im japanischen Fukushima, ist das ganz anders: Es beginnt die Deutung, was den Rauch verursacht hat … endoplast

Was wir unseren Kindern in der Schule antun: Es mag ungewöhnlich sein, dass jemand ein nicht fertig gelesenes Buch (240 von 384 Seiten) rezensiert. Aber das Thema ist wichtig und es stehen ein paar wirklich triftige Grundwahrheiten in dem Buch. In die Art, wie es geschrieben ist, konnte ich mich jedoch leider nicht einfinden und das Lesen schleppte sich zäh über die Wochen, bis ich die Lektüre irgendwann abbrach … hpd

Nicht nur im Kreistag Meschede: Fraktionsspaltung bei den Linken in Hattingen … derwesten

Rechtlicher Rat gesucht: Durch eine größere Rechtsanwaltskanzlei wurde gegen die NachDenkSeiten ein Schadensersatzanspruch in beachtlicher Höhe wegen Urheberrechtsverletzungen gegenüber einer als klagefreudig bekannten Nachrichtenagentur geltend gemacht … nachdenkseiten

Rainer Brüderle: Endlich sagt mal einer die Wahrheit … ruhrbarone

Erdgasbohrungen: Noch eine „beherrschbare“ Technologie? … doppelwacholder

Abschiebestopp für Roma und andere ethnische Minderheiten: Was hat der Kosovo-Erlass bewirkt? … sbl

Briloner Anzeiger: Das hochkompetente Team möchte “neue Wege” gehen und sucht dafür “Freie Mitarbeiter”. Diese sollen sich aus Schülern, Hausfrauen und junggebliebenen Rentner mit einer gewissen Lust zum Schreiben rekrutieren, die über ihre Nachbarschaft und die sich dort zutragenden Ereignisse berichten … wiemeringhauser

Der Sauerlandkurier lässt sich in Brilon nieder. Rochaden auf dem Markt der Reklamezeitungen.

Im Dezember 2010 hatten wir aufgeregt getitelt: Breaking News: Der Städtespiegel wird ab sofort eingestellt. Hat der WAZ-Konzern einen Konkurrenten aufgekauft?

Die Antwort war auf Grund der Informationen in den Kommentaren: Nein!

Im letzten Jahr hatte sich neben den Reklamezeitungen „Sauerlandkurier“(SK) und „Briloner Anzeiger“ urplötzlich der „Städtespiegel“ im Hochsauerland ausgebreitet. Geleitet wurde dieses neue Blatt von Christoph Kloke, der vorher beim Briloner Anzeiger gewesen war. Zum Briloner Anzeiger wiederum wechselte ein ehemaliger Geschäftsstellenmitarbeiter der Westfalenpost.

Der Städtespiegel machte eine, angesichts des begrenzten Werbemarktes wundersame, geradezu atemberaubende Entwicklung. Er wurde angekündigt, erschien anfangs unregelmäßig, dann verlässlicher und sehr schnell eröffnete neben der Briloner Geschäftsstelle auch eine Winterberger Dependance, geleitet von einem ehemaligen Anzeigenmitarbeiter des Sauerlandkuriers.

Alles in Allem ein merkwürdiges Hin- und Her, welches wir hier im Blog auch nicht auflösen konnten. Ich selbst habe im Dezember in einem Kommentar unter anderem  geschrieben:

“ … Als Leser des Sauerlandkuriers und Beobachter der Presselandschaft -ich habe keine Insider-Kenntnisse- war mir in letzter Zeit aufgefallen, wie dürftig der Kurier geworden ist (wenn man denn bei einer Reklame-Zeitung in diesen Kategorien schreiben darf).

Ich habe nicht nachvollziehen können, aus welchen Ressourcen heraus sich der Städtespiegel ein eigenes Büro in Winterberg hat leisten können.

Was ich auch nicht weiß: Was hat Kloke, der meines Wissens vorher beim Briloner Anzeiger war, bewogen in das Projekt Städtespiegel einzusteigen? Welche Einschätzung des Marktes hatte er? Ich kann mir nicht vorstellen, dass man sich ausrechnet, neben Sauerlandkurier und Briloner Anzeiger ein drittes Werbeblatt auf Dauer erfolgreich etablieren zu können.

Meines Erachtens kann es nur drei mögliche Strategien gegeben haben:

a) einen Konkurrenten wegbeißen

b) Marktterror zu machen, um sich als Braut hübsch zu machen

c) keine Strategie zu haben

…“ Den ganzen Kommentar lesen

Heute lese ich in der Papierausgabe des SK (siehe Bild) , dass Christoph Kloke die neue Geschäftsstelle des Sauerlandkuriers in Brilon leiten wird. Irgendwie fällt das Puzzle nach einem viertel Jahr dann doch an seinen Platz.

In Brilon residieren jetzt die beiden Reklame-Zeitungen „Briloner Anzeiger“ und „Sauerlandkurier“ nebst der Abo-Zeitung „Westfalenpost“.

Intuitiv vermute ich, dass es jetzt gegen den „Briloner Anzeiger“ geht, denn der Werbekuchen wird und wird nicht größer.

Meine Extrem-Meinung habe ich im Dezember so formuliert:

“ … Jetzt noch zu Ippen: Der Mann ist ja ein geschickter Akteur auf dem Markt der Abonnements- und Reklamezeitungen und das deutschlandweit.

Wenn ich in seinen Kopf hineingucken will, muss ich auf jeden Fall die Westfalenpost und den WAZ-Konzern in meine Überlegungen einbeziehen.

Das ist dann aber ein ganz anderes Thema. Ich will hier nur meine extremste Überlegung äußern:

Ippen haut die WP aus dem Markt und etabliert seine eigene Lokal-Zeitung oder er kauft die WP auf. Er müsste dann allerdings irgendwo anders einen Deal mit der WAZ gemacht haben.

Zum Schluss:
Als Leser sehe ich zur Zeit kein Licht, welches durch die Presseerzeugnisse der Region in die öffentliche Diskussion getragen würden.“

Insgesamt viel Geraune und Mutmaßungen, doch zum letzten Satz stehe ich auch heute.

Umleitung: Guttenberg^x und die Verwüstung der Medienlandschaft im Hochsauerland.

Alles im grünen Bereich. Blick Richtung Winterberg. (foto: zoom)
Alles im grünen Bereich. Blick Richtung Winterberg. (foto: zoom)

Johannes B. Guttenberg: Die Wahrheit, die Lüge und das gute Aussehen – über kommunikative Wendigkeit in der Politik … endoplast

Harte Worte: Der Lügner und Betrüger Guttenberg muss abtreten, meint Georg Kontekakis … ruhrbarone

Enttäuschender SPIEGEL: BILD – Die Brandstifter … pottblog

Guttenberg Anbetung: Wenn Wähler zu sehr lieben … sprengsatz

Plagiatsaffäre: Dummheit darf nicht siegen … ftd

Guttenbergs Plagiate: „Ich denke, im aktuellen Fall ist dieser Schaden für das Ansehen der Wissenschaft wohl der größte. Dass der Vorfall auch noch bagatellisiert wird, macht die Sache noch schlimmer. So wird der Eindruck erweckt, dass Guttenbergs Vergehen nicht der Rede wert sind, und das das ja irgendwie alle so machen“ … wissenslogs

Guttenberg-Witze: Wie viele Mitarbeiter benötigt Guttenberg um eine Dissertation zu schreiben? … faznet

Reklamezeitungen und Portale im Hochsauerland: Die “Verwüstung” der Medienlandschaft – Briloner Anzeiger fusioniert … Wiemeringhauser

Liebe Sozzen im Hochsauerland und in NRW: 1:0 für Hubert Kleff. Jetzt seid ihr dran.

PR-Arikel des CDU-Landtagsabgeordneten Hubert Kleff im Briloner Anzeiger (foto: zoom)
PR-Artikel des CDU-Landtagsabgeordneten Hubert Kleff im Briloner Anzeiger (foto: zoom)

Hubert Kleff ist Landtagsabgeordneter der CDU für unseren, den südlichen, Teil des Hochsauerlandkreises. Er betreibt fleißige Öffentlichkeitsarbeit in eigener Sache. Das finde ich völlig in Ordnung. Ich würde als Abgeordneter auch viele Pressetexte verfassen und an die Medien verschicken.

Die Zeitungen drucken die Texte auch meist oder eigentlich immer ab. Das würde ich als Abgeordneter ebenfalls begrüßen.

Heute ist im Briloner Anzeiger, einem der drei(!) bei uns erscheinenden Anzeigenblätter, der oben abgebildete Text erschienen. Der CDU-Landtagsabgeordnete Hubert Kleff wirft darin  Hannelore Kraft, der neuen SPD-Ministerpräsidentin Nordrhein-Westfalens, vor, sie vernachlässige die Belange des ländlichen Raums, wie beispielsweise des Sauerlandes.

Die gebürtige Mülheimerin(sic!) Kraft habe schon vor der Landtagswahl immer wieder deutlich gemacht, dass ihr besonders die Ballungsräume am Herzen lägen.  Und jetzt, in ihrer 90-minütigen Regierungserklärung, habe Kraft kein einziges Mal die Belange des ländlichen Raumes angesprochen.

Drohend die Überschrift: Regierungserklärung verheißt nichts Gutes für das Hochsauerland.

Ich möchte mich an dieser Stelle nicht mit Kleinigkeiten aufhalten, die da wären:

  • Soll man einen PR-Text einfach unbearbeitet, unkommentiert, ohne auf den Autor hinzuweisen abdrucken?
  • Hätte die Aussagesätze die im Text Hubert Kleffs Meinung widergeben, nicht in den konjunktiv der indirekten Rede gehört?
  • Könnte man nicht mal bei den Sozzen Fragen, ob die Vorwürfe Hubert Kleffs stimmen?

Liebe SPDlerInnen von Kraft bis Koch, von Düsseldorf über Meschede bis Winterberg,
habt Ihr schon die Gegenrede formuliert? Ich veröffentliche sie gerne, weil ich für Meinungsvielfalt bin.

Zur Zeit sind im Blog noch ein paar Bytes frei.

Oder hat Kleff recht?

Lokalpresse: Die Absahner – Gedanken beim Laufen.

Hier können die Gedanken schweifen. Links Neger- und rechts das Ruhrtal
Hier können die Gedanken schweifen. Links das Neger- und rechts das Ruhrtal mit Blick Richtung Olsberg (foto: zoom)

Bevor ich zu den Absahnern, den Reklamepublikationen,  komme, möchte ich kurz auf das Bild oben eingehen.

Der Bergrücken in der Mitte teilt das Negertal(links) vom Ruhrtal(rechts). Am Ende, hinter der Fichten bestandenen Kuppe fließen die beiden Gewässer in Steinhelle zusammen.

Die weißen Gebäude ganz hinten gehören zum Schulzentrum der Stadt Olsberg. Bei dem „länglichen Streifen“ handelt es sich sehr wahrscheinlich um das Berufskolleg.

Der Standpunkt von dem das Foto aufgenommen wurde, liegt fast 700 Meter hoch über den Tälern. Der freie Blick wurde vom Sturm Kyrill geschaffen.

Für ein gutes Foto ist ein sehr gutes Weitwinkel-Objektiv nötig, welches mehr als 90° Blickwinkel abbilden kann, dazu entweder Morgen-oder Abendstunden mit transparenten Luft- und Lichtverhältnissen.

Mit der kleinen Exilim war einfach nicht mehr drin.

Zum Thema:

Inzwischen gibt es hier im Hochsauerland im Raum Brilon und Olsberg neben dem Sauerlandkurier und dem Briloner Anzeiger eine dritte durch Werbung finanzierte lokale Zeitung, den „Städtespiegel„.

Die „Macher“ des neuen Städtespiegel haben, soweit mir bekannt, vorher beim Briloner Anzeiger gearbeitet.

Erstaunlich ist, dass in Zeiten der Medien- und insbesondere Printmedienkrise im lokalen Raum neue reklamefinanzierte Printprojekte entstehen.

Ich folgere zunächst, dass es einen Markt für diese Art von Printprodukten geben muss.

Die Eigenleistung der Herausgeber besteht zum größten Teil in der Verwertung nicht selbst produzierter Inhalte.

Wer produziert diese Inhalte?

Die Pressewarte der Vereine, die öffentlichen Einrichtungen, PR-Agenturen, private Institutionen und Einzelpersonen, sowie einige freie und bei entsprechender Größe des Reklame-Verlags feste Mitarbeiter, denn die ganzen Einzelteile müssen Woche für Woche kompiliert und publiziert werden. Sehr gerne werden auch Artikel von eigenen Leuten über Firmen und Institutionen geschrieben, wenn diese damit gekoppelt Anzeigen schalten.

Irgendwie muss man ja auch Geld verdienen. Es reicht nicht kostendeckend zu arbeiten. Gewinne müssen sein.

Wo bleibt der Journalismus?

In der Regel auf der Strecke.

Natürlich freuen sich die Mitarbeiter der Werbeblätter, wenn sie dem Platzhirschen Westfalenpost mal eins auswischen können, aber in der Regel erreichen sie nur punktuell journalistisches Niveau.

Muss die Westfalenpost diese Blätter und Blättchen dann überhaupt ernst nehmen?

Klar doch! Sie fischt nämlich selber in den Gewässern der Werbung und Reklame. Die Leserinnen und Leser bezahlen die Kosten der Zeitung nur zu einem Teil, mindestens die Hälfte wird durch Reklame finanziert. Damit hängt die Zeitung nicht nur am Tropf der Leserabos, sondern auch an der Infusion der Werbekunden.

Diese Überlegungen im Hinterkopf ist es verständlich, dass die Westfalenpost nicht über diejenigen Bereiche objektiv berichten kann, aus denen mächtige und einflußreiche Werbekunden kommen. Die können dann mit Anzeigenentzug und Abwanderung zu den Reklameblättern drohen.

Die Westfalenpost kann darüber hinaus auch nicht über Bereiche objektiv berichten, in denen die mächtigen Reklamekunden Einfluss haben. Das können Vereine sein, in denen zum Beispiel der Kunde selbst auch als Bürger seine Fäden zieht, das kann die öffentliche Verwaltung sein, deren Mitarbeiter und Repräsentanten gelegentlich mit den Werbekunden, familiär oder über die lokalen Strukturen verbunden ist.

Der einzelne Leser zählt in dieser Kosten-Nutzenrechnung nicht viel.

Hier allerdings beginnt das Problem der Bezahl-Zeitung.

Da die Redakteure aus oben genannten Gründen PR-Artikel in der Bezahl-Zeitung verarbeiten, nähert sich das Niveau dieser Zeitungen in Teilbereichen den Reklamezeitungen an.

Der normale Leser nimmt die, meiner Meinung nach noch vorhandenen, Qualitätsunterschiede nicht angemessen wahr und sagt sich: Sauerlandkurier und Westfalenpost sind beides Zeitungen und wenn ich die eine umsonst haben kann, dann kündige ich doch die andere und spare mir das Geld für die angenehmen Dinge des Lebens.

Die Gleichungen für die Konkurrenz zwischen der Abo-Zeitung Westfalenpost und den Reklameblättern lauten:

Ein schlechter Artikel bei der Westfalenpost zählt beim Leser zehnfach negativ, bei der Reklamezeitung nur einfach, denn da wird Nix erwartet.

Ein guter Artikel bei der Westfalenpost zählt maximal zweifach, denn er wird erwartet.

Ein schlechter Artikel bei der Reklamezeitung zählt höchstens einfach, denn schlechte Artikel sind die Regel.

Ein guter Artikel in der Reklamezeitung zählt hundertfach, denn es wird eigentlich die Regel plus Reklame erwartet.

Die Reklameblätter erreichen jeden Bürger im lokalen Bereich, denn sie werden jedem in den Briefkasten geworfen. Abdeckung 100%. Leser können kaum kündigen.

Abdeckung der Abo-Zeitung Westfalenpost: Abos plus Mitleser. Leser können kündigen und damit die Abdeckung und den Wert für die Werbekunden verringern.

Fazit:

Die Abo-Zeitungen stecken richtig in der Klemme. Wenn sie das Alleinstellungsmerkmal „Qualität“ verlieren, gehen sie den Bach ab, was nicht weiter schlimm wäre, wenn die Zeitungen nur aus Holzprodukten bestehen würden.

Es hängen Menschen dran. Arbeitnehmer. Und Leser.

Der Ausweg aus dieser anscheinenden Zwickmühle kann nur über die journalistische Qualität gehen, sonst gehen die Leser – und die Arbeitsplätze.

Den Zeitungsbesitzern geht es derweil nicht schlecht.

Nein, sondern prächtig:

Auf den Milliardärs-Listen von Forbes finde ich neben Silvio Berlusconi und Rupert Murdoch, neben Schlecker und Thurn und Taxis weiterhin auch Hubert Burda, Friede Springer, Heinz Bauer, Anneliese Brost (WAZ), drei Holtzbrincks sowie die Familie des im Oktober verstorbenen Reinhard Mohn. Wir müssen also vielleicht doch nicht sofort sammeln. weiter zu einem sehr guten Artikel