Blaualgen im Hillebachsee: die Antworten der Stadtwerke Winterberg

Der Hillebachsee vor zwei Wochen: Badehinweise und Verbot. (foto zoom)
Am Hillebachsee vor zwei Wochen: Badehinweise und Verbot. (foto zoom)

Vor zwei Wochen hatten wir uns mit dem Badeverbot im Niedersfelder Hillebachsee beschäftigt.

Dabei stand nicht zur Debatte, ob es in dem Stausee überhaupt Cyanobakterien (vulgo: Blaualgen) gäbe. Wir interessierten uns vielmehr für den Fluß der Informationen von der Stadt Winterberg in Richtung Öffentlichkeit.

Ich stellte in dem Artikel unter anderem drei Fragen:

  1. Wer hat die Messungen veranlasst?
  2. Wer hat die Messungen durchgeführt?
  3. Wo sind die Messwerte veröffentlicht?

Anfang dieser Woche hattte  ich ein längeres Telefongespräch mit Henrik Weiß, dem Vorstand der Stadtwerke Winterberg.

Gestern gingen per E-Mail schriftliche Unterlagen ein: ein Antwortschreiben sowie die Einleitung zu einer  Informationsschrift „Blaualgen im Hillestausee“ der OWL  Umweltanalytik GmbH, Dr. R. Noll, mit dem Titel „1. Allgemeines zur Trophie von stehenden Gewässern“.

Bevor ich weiter unten das Antwortschreiben und die Informationsseite dokumentiere, möchte ich auf zwei Widersprüche und eine offene Frage hinweisen, die ich nicht aufgelöst sehe:

Erster Widerspruch
Die dritte Frage lautete „Wo sind die Messwerte (sic!) veröffentlicht?“ Diese Frage wird nicht beantwortet. Bis zum Beweis des Gegenteils gehe ich davon aus, dass die Messwerte nicht veröffentlicht wurden. In der Antwort heißt es hingegen: „Eine Veröffentlichung des Badeverbots …“

Ein Badeverbot für einen öffentlichen Badesee ist per se öffentlich, damit sind aber noch nicht die Messwerte öffentlich.

Zweiter Widerspruch
Im ersten Teil der Antwort heißt es weiterhin: „in der Probe vom 02.08.2012 wurde ein massenhaftes Vorkommen von Cyanophyta („Blaualgen“) festgestellt …“

Wie verträgt sich diese Aussage mit folgender Veröffentlichung?

Keine Beanstandungen am 2. August, Verbot am 6. August. (screenshot: zoom)
Keine Beanstandungen am 2. August, Verbot am 6. August. (screenshot: zoom)

Ich bin sicher, dass es eine einsichtige Erklärung für dieses Zeitparadox gibt.

Offene Frage: Details zum Hillestausee
Mit der Informationseite (s. u.)  erhalte ich allgemein interessante Details zur „Blaualge“, die so nicht in allgemeinen Lexika zu finden sind. Interessant wären aber auch die weiteren Informationen, auf denen es dann anscheinend um den Hillebachsee im Besonderen geht.

Antwortschreiben der Stadtwerke Winterberg:

Wann und mit welchen Verfahren wurde die Blaualgenbelastung des Hillebachsees erstmals festgestellt?
Die Überwachung der Badegewässergüte ist in der Verordnung über die Qualität und die Bewirtschaftung der Badegewässer – Badegewässerverordnung NRW geregelt. Diese Verordnung setzt die Richtlinie 2006/7/EG in Landesrecht um. Im Rahmen der auf dieser Verordnung basierenden Analysen findet jeweils auch eine Bestimmung des Gesamt-Sestons mittels qualitativer Netzprobe statt. Bei der Bestimmung des Gesamt-Sestons in der Probe vom 02.08.2012 wurde ein massenhaftes Vorkommen von Cyanophyta („Blaualgen“) festgestellt. Die visuelle Überprüfung des Gewässers zeigte zum Zeitpunkt dieser Probenahme noch kein auffälliges Wachstum. Dieses stellte sich am See erst später ein.

Wer hat die Gewässerproben veranlasst und durchgeführt?
Wie schon unter Pkt. 1 geschildert, wird die Bestimmung des Gesamt-Sestons in einem Badegewässer neben den regelmäßigen Wasseranalysen gem. Badegewässerverordnung NRW zeitgleich mit diesen durchgeführt. Die Probenahme und Analyse erfolgt im Auftrag des Badestellenbetreibers durch das Hygiene-Institut Gelsenkirchen.

Wo sind die Ergebnisse veröffentlicht?
Die im Hillebachsee gefundene Cyanophyta der Gattung Microcystis ist ein potentieller Toxinbildner. Aufgrund § 8 Badegewässerverordnung NRW wurde zur Vermeidung einer gefährdenden Exposition des Badegastes mit Cyanobakterien unverzüglich nach Bekanntwerden des Befundes das Badeverbot am 06.08.2012 ausgesprochen. Der Befund wurde mit dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) am selben Tag diskutiert. Eine Veröffentlichung des Badeverbots aufgrund des massenhaften Vorkommens von Cyanobakterien im Hillebachsee wurde unmittelbar in der Badegewässerkarte NRW (siehe http://www2.badegewaesser.nrw.de/karte.php) vorgenommen. Eine abgestimmte Pressemitteilung seitens der Stadt Winterberg zur weiteren Information der Öffentlichkeit erfolgte umgehend am selben Tag.

Ist es zutreffend, dass in erster Linie Niederschlagswasser von landwirtschaftlichen Flächen wie Weideflächen die Blaualgenbildung im Badesee verursacht haben oder gibt es auch noch weitere gravierende Gründe für die Wasserbelastung?
Das Massenvorkommen von Cyanophyta in einem Gewässer ist sehr stark abhängig vom Nährstoffgehalt desselben. In Stauseen werden kontinuierlich Nährstoffe eingetragen. Zumeist wirken Seen wie eine „Nährstoffsenke“, d.h. ein aktuelles Auslöseereignis für das derzeit massenhafte Vorkommen von Cyanophyta am Hillebachsee ist nicht festzumachen. Die Cyanophyta setzen sich derzeit gegenüber der anderen gewässerbegleitenden Mikro- und Makrophyten am Hillebachsee durch. Für weitere Informationen bezüglich Trophie eines Gewässers siehe die Ausführung von Dr. R. Noll, OWL Umwelt-Analytik .