05.12.1969: The Rolling Stones veröffentlichen „Let It Bleed“-LP

Let It Bleed ist das achte in Großbritannien veröffentlichte Studioalbum der Rolling Stones. In den USA wurde es am 29. November und in Großbritannien am 5. Dezember 1969 als Nachfolger des Albums Beggars Banquet auf den Markt gebracht. Als Produzent zeichnete wieder Jimmy Miller verantwortlich. Es ist das letzte Album, an dem Brian Jones, Gründungsmitglied der Rolling Stones, mitwirkte.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=EJRdDhnTRoo&list=PLNmg5os-bAOqLWJcgLVUUI6BdDMN2zVr6

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Bei dem Lied Live with Me ist zum ersten Mal auf einer Rolling-Stones-Platte der Saxophonist Bobby Keys zu hören, der ab diesem Zeitpunkt bis zur Veröffentlichung von Goats Head Soup 1973 regelmäßig im Studio und bis zu seinem Todesjahr 2014 bei den Konzerten mitwirkte. Live with Me gilt als erster Rolling-Stones-Titel, bei dem der Einsatz von Blasinstrumenten nicht bloß Beiwerk ist, sondern maßgeblich zum Sound beiträgt.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=CxS6lnKoi-I

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Von Let It Bleed wurde kurioserweise kein Song als Single ausgekoppelt, obwohl Gimme Shelter oder Midnight Rambler durchaus Hit-Qualität hatten – lediglich You Can’t Always Get What You Want erschien, um die Chor-Einleitung gekürzt, als B-Seite auf der am 4. Juli 1969 veröffentlichten Single Honky Tonk Women, die in Großbritannien, den USA, Deutschland und vielen anderen Ländern Platz 1 erreichte.
Quelle: Wikipedia

btw:

Let It Bleed ist seit fünf Dekaden eine meiner Lieblingsscheiben … 😉

Georg Elser: „Ich habe den Krieg verhindern wollen“

Von Briefmarkengestaltung: Prof. Ernst und Lorli Jünger, München – Heiligenlexikon.de (first upload at de.wikipedia.org), Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2028525

Am 8. November 1939 verübte Georg Elser im Münchner Bürgerbräukeller einen Bomben-Anschlag auf Adolf Hitler und nahezu die gesamte NS-Führungsspitze.

Das Attentat scheiterte nur knapp. Der gelernte Schreiner und überzeugte Widerstandskämpfer aus Baden-Württemberg wurde bei seiner Flucht in die Schweiz festgenommen. Die Deutschen glaubten dem Gerücht der NS-Propaganda, dass der britische Geheimdienst verantwortlich für den Anschlag sei. Nach fünf Jahren Haft in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Dachau wurde Elser am 1945 im KZ Dachau ermordet, seine Leiche danach verbrannt.

Heute hat der Einzeltäter seinen Platz in der Geschichte des deutschen Widerstands gegen die NS-Diktatur gefunden.

Quelle: https://www.lpb-bw.de/georg_elser_dossier.html

In meiner eigenen Schulzeit habe ich nichts von Georg Elser  erfahren, unser Lehrer kannte nur Stauffenberg.

Mir hat der Tweet von Jan Böhmermann gefallen:

„Georg Elser wollte Hitler umbringen, damit er keinen Erfolg hat. Stauffenberg wollte Hitler umbringen, weil er keinen Erfolg hatte.“

https://twitter.com/janboehm/status/1191608751628914689

Bei Wikipedia lese ich:

Johann Georg Elser (* 4. Januar 1903 in Hermaringen, Württemberg; † 9. April 1945 im KZ Dachau, Bayern) war ein deutscher Kunstschreiner und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Am 8. November 1939 führte er im Münchner Bürgerbräukeller ein Bomben-Attentat auf Adolf Hitler und nahezu die gesamte nationalsozialistische Führungsspitze aus, das nur knapp scheiterte. Er wird bis heute verkürzt als „Hitler-Attentäter“ bezeichnet.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Elser

01.11.1974: Kraftwerk veröffentlicht „Autobahn“-LP

Das Cover der Jahrhundertscheibe zeigt einen dunklen „Stern“ und einen weißen „Käfer“ … – weit und breit keine drängelnden SUVs in Sicht …

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=x-G28iyPtz0

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… und das Tempo des TitelSongs ist eigentlich ein musikalisches Plädoyer für ein Tempolimit. 😉

10.10.1969: The Kinks, King Crimson und Frank Zappa veröffentlichen Meilensteine des Rock

Arthur (Or the Decline and Fall of the British Empire) ist das siebte Studioalbum der britischen Rockgruppe The Kinks. Es wurde in England am 10. Oktober 1969 veröffentlicht. Alle darauf enthaltenen Kompositionen stammen von Ray Davies.

https://www.youtube.com/watch?v=w3D76jm2vKs&list=PLC99488D21ADC54CF

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Es erschien nach einem schwierigen Jahr für die Band nach dem kommerziellen Misserfolg des Vorgängeralbums The Kinks Are the Village Green Preservation Society sowie mehreren nur mäßig erfolgreichen Singles.

Ray Davies legte das Konzeptalbum als Soundtrack für ein geplantes Fernsehspiel an, welches allerdings aus Geldmangel nie realisiert wurde. Möglicherweise war der auftraggebenden TV-Produktionsfirma Granada das Spießer-Psychogramm aber auch zu pessimistisch und zu renitent. Die entworfene Handlung verwendete Ray Davies in Zusammenarbeit mit dem englischen Drehbuchautor Julian Mitchell für die LP.

Mittlerweile wird „Arthur“ als eines der besten britischen Pop-Rock-Alben der späten 1960er gehandelt.

» The Kinks‘ album Arthur to be turned into BBC radio drama
The Guardian, 06.10.2019

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In the Court of the Crimson King ist das Debütalbum der britischen Rockband King Crimson und gilt als stilprägend für den späteren Progressive Rock der 1970er Jahre.

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Video-Link: https://vimeo.com/142512117

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Die Musik des am 10. Oktober 1969 bei Island Records und Atlantic Records veröffentlichten Albums unterschied sich wesentlich vom musikalischen Mainstream der damaligen Zeit. Es zeichnet sich durch häufigen Mellotron-Einsatz, lange und virtuose Instrumentalteile, rhythmische und harmonische Komplexität sowie surreale Texte aus.

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Hot Rats ist das zweite Solo-Album von Frank Zappa und wurde im Jahr 1969 (USA 10.10.69 – weltweit 15.10.69) veröffentlicht. Es erreichte Platz 9 der britischen Charts. Damit war es das erste Top-Ten-Album Zappas weltweit.

https://www.youtube.com/watch?v=WOCgzhUGfQM&list=PLL7DCiqr-NKD7syJ1zpH4sz7UW7N4B5k7

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Das Album gilt als eines der ersten Jazzrock-Alben und stellt eine Zäsur in Zappas musikalischem Stil dar. Die Langspielplatte enthält, bis auf eine Ausnahme, ausschließlich instrumentale Musikstücke.

Zappa spielte mit einer eigens zusammengestellten Gruppe, der auch sein Jugendfreund Captain Beefheart, der Violinist Don „Sugarcane“ Harris und mehrere professionelle Sessionmusiker wie John Guerin angehörten.

Für die Produktion von Hot Rats nutzte Zappa die gerade verfügbar gewordene 16-Spur-Tonbandtechnik, mit deren Hilfe er vielschichtige Bläsersätze arrangierte.

Fast vergessen, dass nichts unendlich ist …

https://www.youtube.com/watch?v=qoBFBG03tm0

 

Karussell ist eine deutsche Rockband aus Leipzig. Sie zählt neben Karat, City, Puhdys, Silly und Electra zu den bedeutendsten und populärsten Gruppen der DDR.

Am bekanntesten ist die Band mit ihren Titeln Wer die Rose ehrt, Ehrlich will ich bleiben, Autostop und vor allem mit Als ich fortging geworden – der auch heute noch von einigen Radiostationen gespielt wird und zu den populärsten Hits aus der DDR-Zeit gezählt wird.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Karussell_(Band)

Gute Nacht!

„It was fifty years ago today …“ – 26.09.1969: The Beatles veröffentlichen „Abbey Road“-LP

Abbey Road ist das elfte Studioalbum der britischen Gruppe The Beatles, das am 26. September 1969 in Großbritannien und Deutschland veröffentlicht wurde. In Großbritannien war es einschließlich des Kompilationsalbums deren zwölftes Album. In Deutschland war es einschließlich der Kompilationsalben deren 15. Album. In den USA erschien es am 1. Oktober 1969, dort war es ihr 18. Album.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=oolpPmuK2I8&list=PLycVTiaj8OI-kwvNjgvvopMJt__x-y5mD

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Das Album wurde nach der gleichnamigen Straße im Londoner Stadtteil St. John’s Wood im Stadtbezirk City of Westminster benannt, in der sich die Tonstudios der EMI befinden, in denen die meisten ihrer Aufnahmen entstanden. Abbey Road ist das letzte Album, das die Beatles gemeinsam aufnahmen.
Quelle: Wikipedia

» Deutsche Welle | Musikgeschichte | 25.09.2019
50 Jahre Beatles-Album „Abbey Road“

» NDR Info | Glosse | 08.08.2019
Auf dem Zebrastreifen der Geschichte

Auszug aus NDR Info Glosse:

Vor 50 Jahren wurde das legendäre Foto geschossen, auf dem – Insider wissen das – viel mehr zu sehen ist, als man glaubt: Hinweise auf eine jahrzehntelange Verschwörung.

Ja, sicher. Wussten Sie das nicht? Zunächst der offensichtlichste Hinweis: Paul McCartney ist Linkshänder. Und? In welcher Hand hält er die Zigarette auf dem Bild? Genau, in der rechten.

Wenn Sie noch eine Plattensammlung haben, dann wäre jetzt der richtige Moment, um „Abbey Road“ aus Ihrem gut sortierten Plattenregal zu holen. Haben Sie nicht mehr? Auch keine CDs? Alles nur noch digital, als File? Ja, schade, dann können Sie nicht mitreden bei einem der größten Schwindel der Geschichte der Rockmusik.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=a-d9MUINYGc

22.09.1969: The Band veröffentlicht gleichnamige LP

The Band, auch als „The Brown Album“ bekannt, ist das zweite Studioalbum der kanadischen Country-Rock-Gruppe The Band. Es erschien am 22. September 1969 auf dem Label Capitol Records.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=xUPbIbHUem0&list=PLE31AAD9114F343C4&index=1

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In den Billboard 200, den amerikanischen Albencharts, erreichte es Platz 9, in Großbritannien Platz 25. Die Platte bekam fast ausschließlich positive Kritiken und gilt heute als ein absoluter Klassiker der Rockmusik.

Zwei Singles wurden von The Band ausgekoppelt. Am 29. September des Jahres erschien Up on Cripple Creek mit der B-Seite(!) The Night They Drove Old Dixie Down. Rag Mama Rag folgte im Februar 1970.

2009 wurde das Album im National Recording Registry aufgenommen, da es „kulturell, historisch oder ästhetisch wichtig ist und über das Leben in den Vereinigten Staaten informiert“.

Quelle: Wikipedia (en / de)

» The Band (Rezension)
Classic Rock Review, 31.01.2014

10.09.1974: Frank Zappa veröffentlicht „Roxy & Elsewhere“-LP

Roxy & Elsewhere ist ein Live-Musikalbum von Frank Zappa und The Mothers of Invention.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=zppArCRgB18

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Die Mehrzahl der Stücke wurde im titelgebenden Roxy Theatre (West Hollywood) in Los Angeles mitgeschnitten. Bei den „Elsewhere“-Stücken handelt es sich um Son of Orange County, Trouble Every Day und Penguin in Bondage, die im Auditorium Theatre in Chicago und im Edinboro State College in Pennsylvania aufgenommen wurden.

Die meisten Kompositionen wurden auf dem Album erstmals veröffentlicht, lediglich More Trouble Every Day war schon früher auf Freak Out! erschienen. Einige „Roxy“-Aufnahmen wurden später im Studio durch Overdubs ergänzt.

Ein Vinyl-Regal ohne „Roxy & Elsewhere“ geht überhaupt nicht … 😉

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=AqZru_G8ifw

100 Jahre Waldorfschule, 100 Jahre ‘Rudolf Steiner hat gesagt …’

Das zweite Goetheanum in Dornach (1928 bis heute), Südansicht (foto: „Wladyslaw“, wikimedia, (CC BY-SA 3.0))

Im September 2019 wird die Waldorfschule hundert Jahre alt. Keine andere Schulform hält so starr an den Vorgaben ihres Begründers fest, wie die Waldorfpädagogik an der Anthroposophie Rudolf Steiners.

(Der Artikel erschien zuerst beim „Humanistischen Pressedienst“, unter dem Titel „100 Jahre Pädagogik aus dem Esoterik-Baukasten“)

In der sich nach aussen hin fortschrittlich präsentierenden, anthroposophischen „Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft“ ist noch immer Rudolf Steiners esoterische „Allgemeine Menschenkunde“ aus dem Jahr 1919 im Programm. Von „2017 – 2020“ veranstaltet die Alanus Hochschule die, Zitat:

„Thementage Menschenkunde

Die von Rudolf Steiner 1919 begründete Waldorfpädagogik beruht auf einer anthroposophischen Menschenkunde, die Mensch und Welt in einem spirituellen Erkenntnishorizont begreift.

Diese Menschenkunde umfasst anthropologische, (entwicklungs-)psychologische, physiologische und epistemologische Aspekte. Ihre detailliertesten Ausführungen finden sich in den Vorträgen Rudolf Steiners ‘Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik’ und im sogenannten ‘Heilpädagogischen Kurs’.

Die ‘Thementage Menschenkunde’ an der Alanus Hochschule behandeln unterschiedliche Aspekte der Anthropologie Rudolf Steiners, die sowohl für die Waldorfpädagogik als auch für die anthroposophische Heilpädagogik von zentraler Bedeutung sind. Neben der geisteswissenschaftlichen Grundlagenarbeit sollen die einzelnen menschenkundlichen Aspekte auch mit Blick auf ihre Relevanz für die pädagogische Praxis befragt werden.“[1]

„…anthropologische, (entwicklungs-)psychologische, physiologische und epistemologische Aspekte“ klingt nach „Wissenschaft“, aber das ist die „Allgemeine Menschenkunde“ Steiners sicher nicht. Was dann?

Nähern wir uns zunächst „von aussen“ an – ohne jede Vorkenntnis der Anthroposophie –, ein Freund schreibt mir:

„Ich habe auch einen Blick in die ‘Allgemeine Menschenkunde’ geworfen.

Das erste, was mir darin auffällt, ist das Literaturverzeichnis – es beinhaltet, soweit ich sehe, nur Werke von Herrn Steiner; der Mann muss das Rad wirklich sehr gründlich neu erfunden haben – oder eine Vorliebe für intellektuellen Autismus haben.

Abgesehen davon, dass die Vorträge in der Sprache einer anderen Zeit (Kaiserzeit) geschrieben sind und mir das ‘geheimbündische’ an der ganzen Tonart nicht gefällt, wirken einige Stellen so, als hätte der Autor Ideen und Begriffe aus der Alten Indischen Kultur (Wiedergeburt, Karma, Bedeutung des Atmens etc) ziemlich krude übernommen und sie sich – ohne diese Quellen zu zitieren – zu eigen gemacht. Zum Vergleich könntest Du mal einen Blick in Heinrich Zimmers ‘Philosophie und Religion Indiens’[2] werfen – da steht zu diesen Sachen meines Erachtens Interessanteres und besser Lesbares drin.

Ein schlimmer Verdacht, der einen beim Lesen des Werkes beschleicht, ist, dass die Pädagogische Lehre, die hier ausgebreitet wird, das Kind nicht um seiner selbst willen betrachtet und fördert, sondern nur als Baustein in einem galaktischen Puzzlespiel (aus Atlantiern und Lemuriern?).“

Dieser „schlimme Verdacht“ wird von Prof. Dr. Stefan T. Hopmann, Bildungswissenschaftler an der Universität Wien, im Interview über die Waldorfschule bestätigt:

„Lichte: Ein Werbeslogan der Waldorfschulen lautet: ‘Im Mittelpunkt der Mensch’. Im Standard[3] sagen Sie über die anthroposophische Pädagogik: ‘Denen geht es um das Kind so wie es der Bank ums Geld geht.’

Hopmann: Im Mittelpunkt steht bei denen der Mensch, wie Rudolf Steiner ihn sieht, also als Reinkarnation, als Mitglied einer Rasse, als Charaktertyp usw. Ziel ist es, den jeweiligen Menschen entsprechend den Steinerschen Lehren zu formen bzw. sein ‘Wesen’ zu entfalten. So wie bei anderen Sekten verbindet sich damit ein Totalitätsanspruch: Wir wollen dich mit Haut und Haaren, mit deiner ganzen Persönlichkeit vereinnahmen – nicht anders als eine Bank dein Geld will: Nicht um nett zu dir zu sein, sondern um an dir Geld zu verdienen. Bloß blöd, wenn man zu jenen Wesen zählt, denen laut Steiner Dahinsiechen oder Verkümmern vorausbestimmt ist. Denen geht es dann wie bei der Bank, wenn die Kreditwürdigkeit dahin ist.“[4]

Und was ist gemeint, wenn der Freund schreibt: „… wirken einige Stellen so, als hätte der Autor [Rudolf Steiner] Ideen und Begriffe aus der Alten Indischen Kultur (Wiedergeburt, Karma, Bedeutung des Atmens etc) ziemlich krude [sic!] übernommen“?

Diese Frage beantwortet man am besten „von innen“, indem man selber einige Seiten der „Allgemeinen Menschenkunde“ liest, die komplett und gratis online ist. Wer das getan hat, wird auch nicht mehr sagen wollen, dass folgendes „aus dem Kontext gerissen ist“, denn es gibt keinen vernünftigen, nachvollziehbaren „Zusammenhang“ mehr, Zitat Steiner aus der „Allgemeinen Menschenkunde“:

„Der Mensch steht der Außenwelt gegenüber. Das Geistig-Seelische strebt danach, ihn fortwährend aufzusaugen. Daher blättern wir außen fortwährend ab, schuppen ab. Und wenn der Geist nicht stark genug ist, müssen wir uns Stücke, wie zum Beispiel die Fingernägel, abschneiden, weil der Geist sie, von außen kommend, saugend zerstören will.“[5]

Anthroposophie macht frei

Verantwortlich für die „Thementage Menschenkunde“ der Alanus Hochschule ist Prof. Dr. Jost Schieren, Professor für Schulpädagogik mit Schwerpunkt Waldorfpädagogik.

Im Interview mit dem „Waldorfblog“[6] tritt Schieren als „Werber“ für die Waldorfpädagogik auf[7], verwendet immer wieder das buzzword „Freiheit“ – in einer einzigen Antwort erstaunliche 7 mal:

„Die Anthroposophie ist im Kern auf das Ideal des freien Menschen ausgerichtet.“
„Freiheitsentwicklung als Teil des Weltgeschehens“
„Freiheitsentfaltung unseres Menschseins“
„Position der Freiheit“
„Begriff der Freiheit“
„Entwicklungsraum der Freiheit“
„freien Persönlichkeitsentwicklung“

Für Schieren macht einfach alles frei, was Anthroposophie ist. Wie die Waldorfpädagogik, die auf der Anthroposophie Rudolf Steiners (1861 – 1925) basiert.

Über einen Vortrag Rudolf Steiners sagt Kurt Tucholsky: „Je größer der Begriff, desto kleiner bekanntlich sein Inhalt – und er hantierte mit Riesenbegriffen.“[8]

„Freiheit“: mit diesem Riesenbegriff macht Jost Schieren Werbung für die Waldorfpädagogik.

Reinkarnation macht frei

Beim Werber Jost Schieren ist „Reinkarnation“ normal, wird zu einer weiteren „Sichtweise auf den Menschen“, die – Verkaufsargument! – von „Fremdbestimmung“ befreit:

Der Gedanke der Reinkarnation erlaube es, so Jost Schieren, „den Menschen nicht als irgendwie allein fremdbestimmtes Wesen (Gene, Sozialisation, Gehirnprägungen usw.) zu denken.“ Das Kind sei nicht das alleinige Resultat von Vererbung und Umgebung, sondern trage in sich „eine eigene auf sich selbst begründete Persönlichkeit“, die nicht zufällig entstanden sei, da „der Mensch sein eigenes Wesen selbstverantwortlich durch eine Reihe von Verkörperungen selbst bildet.“

Doch was bedeutet „Reinkarnation“ überhaupt? Und bei Rudolf Steiner?

Weit verbreitet ist die Idee im asiatischen Kulturkreis, im Hinduismus und den verschiedenen Erscheinungsformen des Buddhismus. Gemeinsam ist ihnen, daß das Ziel ist, dem „endlosen Kreislauf der Wiedergeburten“ zu entkommen, sich von der Fessel des „Karma“ zu befreien.

Helena Petrovna Blavatsky und in ihrer Nachfolge Rudolf Steiner kehren die Idee in ihr Gegenteil um: Der Mensch soll im Kreislauf der Wiedergeburten bleiben, so kann er sich – und damit die Menschheit – perfektionieren. Das bedeutet: Pflichterfüllung. Von „Freiheit“ keine Spur.

Rudolf Steiner verspricht eine Form der (geistigen) Unsterblichkeit und befriedigt zugleich das Bedürfnis seiner – zur Zeit der Begründung der Anthroposophie – aristokratischen und großbürgerlichen Klientel nach „Elite“: „WIR bringen die Menschheit (-sentwicklung) voran!“

Und natürlich kann die Menschheit auch nicht an einem Tag an Ihrem Bestimmungsort, dem Planeten „Vulkan“[9], ankommen – dann wäre Steiners Geschäftsmodell sofort erledigt …

Grundkenntnisse der Philosophie, Religion und Geschichte sind nicht erforderlich, wenn man Professor einer anthroposophischen Hochschule ist. Es reicht, wenn man aus Steiners uraltem Esoterik-Baukasten eine Pädagogik bastelt, die nach aussen hin „neu“ erscheint.

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Weitere Artikel zu „100 Jahre Waldorfschule 2019“:

Die Waldorfschule als Bekenntnisschule“, von Prof. Klaus Prange
Rudolf Steiners ‘survival of the whitest’“, Geschichte in der Waldorfschule, Andreas Lichte
Die Golems – und wie sie in die Welt kommen“, Kunst in der Waldorfschule, Andreas Lichte

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[1] „Thementage Menschenkunde“ – https://www.thementage-menschenkunde.de/ – Abruf am 21.5.2018

[2] Heinrich Zimmer, „Philosophie und Religion Indiens“, Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 26, Suhrkamp Verlag, Erste Auflage 1973

[3] „Mit Schlingenmalen zum Schreiben finden“, Lisa Aigner, derStandard.at, 5. Juni 2011

[4] „Man kann nicht nur ein ‚bisschen‘ Waldorf sein“, Ruhrbarone, 11.9.2011

[5] Rudolf Steiner, „Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik“, GA 293, S. 93 f.

[6] „Waldorf heute: Vom ‚Eingeweihtenwissen‘ zum ‚akademischen Diskurs‘? Ein Interview mit Jost Schieren“, Waldorfblog, 21. März 2016

[7] die folgende Textpassage ist ähnlich veröffentlicht in: „Prof. Jost Schieren, Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft: Der Waldorf-Werber“, Humanistischer Pressedienst, 5.4.2016, https://hpd.de/artikel/waldorf-werber-12931

[8] Kurt Tucholsky, „Rudolf Steiner in Paris“, Die Weltbühne, 03.07.1924, Nr. 27, S. 26.

[9] Die Menschheit entwickelt sich laut Rudolf Steiner auf sieben Planeten. Von Planet zu Planet steigt das Menschengeschlecht höher in der Entwicklung: Saturn, Sonne, Mond, Jupiter, Venus und zuletzt der Vulkan … siehe auch: „Rudolf Steiners rassistischer Science-Fiction-Trash: Aus der Akasha-Chronik“, Humanistischer Pressedienst, 5.1.2015, https://hpd.de/artikel/10883