Heute hatte ich lediglich eine kurze Rad-Etappe von Bonn nach Köln geplant. Ich wollte morgens noch in Ruhe im Römerbad im Norden von Bonn schwimmen gehen.
Um kurz nach 10 Uhr stand ich mit meinem Rad vor dem geschlossenen Eingangstor.
In diesen Sommerferien hat das Römerbad also zu den „normalen“ Zeiten geöffnet. Vielleicht kommt der Bonner Schwimmer ja nicht vor 12 aus den Federn. Sind Ferien. Lohnt sich nicht. Schade.
Ich habe mich schließlich flott über die Brücke ins Rechtsrheinische geflüchtet. Ein letzter Blick von oben, der letzte Blick auf eine verpasste Gelegenheit.
Soweit ich es aus dem Sauerland beurteilen kann, hat der rosa-rote Hase von Thomas Schütte auf dem Gelände der stillgelegten Zeche Dinslaken-Lohberg für große Aufregung gesorgt.
Die vier Meter große Figur sitzt in der Mitte eines alten Wasseraufbereiters.
Sie wird von einem hohen Gitterzaun geschützt.
„Die Leute versuchen ihn mit Steinen zu bewerfen“, sagte mir ein ein radelnder Passant, den ich heute zufällig im neu gestalteten Bergpark getroffen hatte.
Er selbst war anscheinend keiner von den Steineschmeißern, denn seine Philosophie lautete:
„Ob die Fettecke von Beuys Kunst war – keine Ahnung, aber alle haben damals drüber gesprochen.“ Er, Beuys, habe eine Diskussion in der Gesellschaft angestoßen, und das sei doch auch etwas Wichtiges.
Falls ihr das lest und in der Nähe wohnt, fahrt mal nach Dinslaken-Lohberg und guckt euch den Hasen an.
Mich erinnert die Skulptur sehr stark an den hölzernen Teufel, der in den 80er Jahren (?) in Teufelsbrück an der Elbe saß.
Das Hasenmotiv scheint in Dinslaken schwer im Kommen, denn am Stapp, der Emschermündung, habe ich bei meiner Ausfahrt Richtung Orsoy folgende Skulptur entdeckt:
Ein paar Kleinigkeiten haben nicht auf Anhieb geklappt, weil ich in der Nacht schluderig wurde, aber jetzt steht der Burschi auf der Fensterbank und sendet.
So hatte ich beispielsweise meine Positionskoordinaten aus Google-Maps im Setup des Routers falsch übernommen. In der Übersichtskarte der Freifunker tauchte dann mein Freifunk-Knoten am anderen Ende des Hochsauerlandkreises auf.
Das Problem habe ich am anderen Morgen mit Hilfe netter Menschen auf Twitter und Facebook sehr schnell gelöst.
@hskzoom Dann käme ja jeder drauf. 😉 Reset-Taste drücken bis alle LEDs einmal aufblinken und loslassen. Router geht dann in Config Mode.
Jetzt bin ich schon fast ein kleiner Spezialist und diesen Artikel verfasse ich online im WLAN meines eigenen Freifunk-Knotens.
Die Einsamkeit meines Freifunknotens stört mich allerdings noch, denn so wie ich es verstehe, kommt die Kraft des Freifunks aus der Vernetzung der Knoten.
Allein kann ich die Nachbarschaft nicht abdecken. No way.
Es müssten sich also noch ein paar Menschen in der Nähe finden, die ihrerseits einen Knoten einrichten, sonst bleibt der TP-Link mein Privatvergnügen.
Die letzte Woche sollte eigentlich eine chinesische Woche werden.
Die Lesung von Marcus Hernig am Montag im Hallenberger Kump -„Chinas Bauch, Warum der Westen weniger denken muss, um den Osten besser zu verstehen“- hat meine Synapsen bis in die Anfänge der 90er Jahre des letzten Jahrtausends reaktiviert, verschaltet und neu vernetzt.
Beiläufig wies Marcus Hernig darauf hin, dass die wirtschaftliche Bedeutung Chinas für die Exportnation Deutschland doch um einiges größer als die Griechenlands sei, insbesondere die jüngsten Turbulenzen an Chinas Börsen.
China, so Hernig, sei heute die zweitstärkste Wirtschaftsmacht der Welt und habe morgen die USA überholt.
Rückblende:
1989/90 war für mich China ein fernes Land der „blauen Ameisen“, irgendwas mit Mao und Mauer, Versprechen und Verbrechen. Meine Synapsen signalisieren mir, dass ich Anfang der 90er Jahre an einem Kongress teilgenommen habe, auf dem in einer Arbeitsgruppe ein Sinologe, junger Professor X von der Uni Y, darlegte, dass China die kommende Weltmacht wäre.
Er machte das an Hand von Statistiken deutlich und erklärte die Rolle der Kommunistischen Partei als ideeller Gesamtkapitalist, die die chinesische Gesellschaft (erfolgreich!) in den Kapitalismus transformiere.
Zurück ins Heute:
Ein Vierteljahrhundert später kommt dieser andere Sinologe Markus Hernig, der sich nach seinem Studium in Bochum 1992, also ungefähr zur selben Zeit des Kongresses nach China und Japan begibt, in die kleine Stadt Hallenberg und schließt den Kreis.
Mir ging dann die ganze Woche über nicht aus dem Kopf, dass während des medialen #Grexit Dauerfeuers Chinas Finanzblase platzt, der IS weiter mordet, Obama eine unglaubliche Abschlusskür als Präsident hinlegt und die Rattenfänger am rechten Rand (Pegida, AfD) wohlwollender von der Presse analysiert werden als die neue griechische Regierung.
„Wer China verstehen will, muss es erfühlen – Warm, satt, dunkel und süß“, meint Marcus Hernig und stößt mir damit vor den Kopf. Er versuche mit seinem Buch, uns China auf menschliche Art nahe zu bringen. In Ostasien gehe es nicht so problemorientiert wie an den deutschen Stammtischen zu.
„Das Analysierende hat mich immer gestört“, erklärt der Autor sein Herangehen. China sei eine bäuerliche Kultur, die Verstädterung neu. „Der Kern des Denkens ist ländlich.“
In seinen Geschichten geht es um die Grundgefühle Freude, Wut, Trauer, Angst, Liebe, Hass und Gier.
Von den „Freuden der Bauern“ hat Marcus Hernig gelesen und von den Unersättlichkeiten der Gier, von der „Essbegeisterung wie bei den Italienern“ und vom explosiven Entstehen der Millionenstädte auf dem Land.
Das Buch habe ich gekauft, alles gelesen -#Grexit sei Undank- noch nicht.
Ich würde jetzt gerne Marcus Hernig fragen, ob er die Ausstellung schon gesehen hat und was er dazu zu sagen weiß, aber er sitzt ja nicht neben meinem Computer.
Im Ausstellungskatalog heißt es:
Die Ausstellung „Works in Progress“ bietet eine Bestandsaufnahme der aktuellen chinesischen Fotoszene in Echtzeit. Ausgestellt werden brandneue Arbeiten von 24 chinesischen Fotografen und Künstlern, die zeitgleich in Museen und Kunsthallen in China präsentiert werden. Damit unterscheidet sich die Ausstellung von allen bisherigen Überblicksausstellungen zum Thema der zeitgenössischen chinesischen Fotografie.
Schon seit über zehn Jahren beobachtet die internationale Kunstwelt eine explosive Energie auf dem Feld der chinesischen Kunstfotografie. Diese Entwicklung ist geprägt durch lebhaftes Experimentieren, neue Förderstrukturen und Fachkenntnisse, ein stetig zunehmendes Publikumsinteresse und eine neue Generation von Studenten, die begierig ist nach einem Austausch mit der internationalen Szene.
Mich haben einige Künstler*innen sehr beeindruckt. Wäre das Folkwang Museum „um die Ecke“, schon in der nächsten Woche würde ich meinen Besuch wiederholen, denn ich bin ein langsamer Mensch. Ich will da noch mal gucken, und wer die Gelegenheit hat, sollte sich die Werke unbedingt ansehen und mir möglichst seine oder ihre Meinung bzw. Eindrücke mitteilen.
Nachdem ich gestern mit dem Auto -Schande, Schande- nach Dortmund und Meschede gefahren und meine CO2-Bilanz somit in den Keller gerauscht war, bin ich heute Abbitte geradelt – wieder nach Dortmund.
Grob verläuft die Tour folgendermaßen:
Zuerst mit Bus und Bahn nach Neheim-Hüsten, um von dort den Ruhrtalradweg bis Wickede zu nehmen. In Wickede verlasse ich den Ruhrtalradweg und schlage mich über Dreihausen nach Hemmmerde durch. Von dort geht es zu großen Teilen auf dem Hellweg nördlich der B1 nach Unna. Kein bis wenig Verkehr. Sehr schöner entspannter Abschnitt, das Herzstück der Tour.
Zwischen Unna und Massen habe ich leider noch keinen vernünftigen Radweg gefunden.
Erst hinter Massen im Stadtteil Wickede (nicht zu verwechseln mit Wickede/Ruhr) gelangt man an die S-Bahn und radelt parallel zur Bahn den größten Teil der Strecke mit keinem oder wenig Verkehr bis fast in das Zentrum von Dortmund.
Von dort mit der Bahn zurück nach Olsberg und die letzten 14 Kilometer wieder per Rad. Wir hätten auch direkt mit Bahn und Bus nach Siedlinghausen fahren können, aber -hätte, hätte Fahradkette- wir hatten den entsprechenden Zug in Dortmund knapp verpasst.
Ich hätte nicht gedacht, dass ein kleiner Ausflug zum Bauzaun der Pseudobaustelle „Einkaufszentrum Meschede“ so viele wunderschöne Erinnerungen hinterlassen könnte.
Von den vielen Fotos, die ich in der letzten Woche geknipst habe, stelle ich heute ein paar weitere ins Blog.
Frisch im Sauerland angekommen, war vor vielen Jahren Meschede so etwas wie die nächstgelegene „Großstadt“. Das alte Karstadt-Kaufhaus hatte eine gute Klamottenabteilung und im ersten Stock eine befriedigende Auswahl an Elektro- und Digitalgedöns.
Es gab damals sogar Fachverkäufer, wie in der Hemdenabteilung, die richtig Ahnung hatten.
Ich bin damals wegen Karstadt von Winterberg nach Meschede gefahren, und bin dann, weil ich schon mal da war, zum Buchladen, zum Zeitschriftengeschäft, zum Markt(!), zum Spielwarengeschäft, zur Eisdiele, zum Bäcker; und zum Schluss habe ich immer noch einen Blick ins Foto-Geschäft geworfen, die Digital-Technik war gerade im Kommen.
Seit über vier Jahren liegt das Zentrum von Meschede im Koma. Die Unfähigkeit von Politik und Wirtschaft etwas Neues zu gestalten, die vielen gebrochenen Versprechen des Baubeginns, haben die Bürgerinnen und Bürger zwar nicht auf die Barrikaden, aber zum ätzenden Spott am Bauzaun getrieben.
Der Bürgermeister wird bei den Wahlen im Herbst nicht mehr antreten. Er hinterlässt seinem Nachfolger -eine Frau kandidiert anscheinend nicht- ein schweres Erbe, ein vertragsrechtliches Kuddelmuddel. In meinem Kopfkino übergibt der alte Bürgermeister dem neuen Bürgermeister im Herbst einen original „Gordischen Knoten„.
„Die Überbringer schlechter Nachrichten zu töten war generell eine Zeit lang recht beliebt. Entsprechende Berichte finden sich in der griechischen Antike und auch der Aztekenherrscher Montezuma soll, als ihm das Nahen des Spaniers Cortez gemeldet wurde, die Hinrichtung der Boten angeordnet haben.“ (Quelle: sz-magazin)
Besser erging es da schon den Hofnarren, denn diesen Auserwählten war es gestattet, den Herrschern ungestraft die Wahrheit zu sagen. Für sie galt die Narrenfreiheit, die es ihnen ermöglichte, Kritik an den bestehenden Verhältnissen zu üben. Auch die Parodierung von Adeligen war den Hofnarren erlaubt. (Quelle: wikipedia)
Sagen wir es laut und deutlich: Schuld am Einkaufszentrumsdesaster in Meschede haben weder der Investor noch der Bürgermeister. Schuld haben die Bürgerinnen und Bürger. So deutet es jedenfalls „konjunktivistisch-hinterrücks“ der Pressesprecher der Stadt laut der heimischen Westfalenpost an:
Wenn zum Beispiel der Eindruck vermittelt würde, dass sich Engagement oder Investitionen in Meschede nicht lohnen, weil der Bürger alles ablehnt, wäre das etwas, was nachhaltig negative Auswirkungen für Projekte haben könnte, die eigentlich der Stadt und ihren Bürgern nutzen sollen.
Liebe Mescheder Narren und Narrensinnen, am Schluss werdet ihr die Schuld am Scheitern des Einkaufszentrums haben, denn ihr habt die Investoren verschreckt und das Investitionsklima vergiftet.
Dabei könnte doch alles so schön sein, in Meschede an der Ruhr.
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