#Blogxit wegen #Grexit: mein Kopf platzt, und dabei sollte es doch eine chinesische Woche werden.

"Schon seit über zehn Jahren beobachtet die internationale Kunstwelt eine explosive Energie auf dem Feld der chinesischen Kunstfotografie."
„Schon seit über zehn Jahren beobachtet die internationale Kunstwelt eine explosive Energie auf dem Feld der chinesischen Kunstfotografie.“ (Foto eines Fotos im Folkwang Museum: zoom)

Die letzte Woche sollte eigentlich eine chinesische Woche werden.

Die Lesung von Marcus Hernig am Montag im Hallenberger Kump -„Chinas Bauch, Warum der Westen weniger denken muss, um den Osten besser zu verstehen“- hat meine Synapsen bis in die Anfänge der 90er Jahre des letzten Jahrtausends reaktiviert, verschaltet und neu vernetzt.

Markus Hernig liest über "Die Freuden der Bauern" (fotos: zoom)
Markus Hernig liest über „Die Freuden der Bauern“ (fotos: zoom)

Beiläufig wies Marcus Hernig darauf hin, dass die wirtschaftliche Bedeutung Chinas für die Exportnation Deutschland doch um einiges größer als die Griechenlands sei, insbesondere die jüngsten Turbulenzen an Chinas Börsen.

China, so Hernig, sei heute die zweitstärkste Wirtschaftsmacht der Welt und habe morgen die USA überholt.

Rückblende:

1989/90 war für mich China ein fernes Land der „blauen Ameisen“, irgendwas mit Mao und Mauer, Versprechen und Verbrechen. Meine Synapsen signalisieren mir, dass ich Anfang der 90er Jahre an einem Kongress teilgenommen habe, auf dem in einer Arbeitsgruppe ein Sinologe, junger Professor X von der Uni Y, darlegte, dass China die kommende Weltmacht wäre.

Er machte das an Hand von Statistiken deutlich und erklärte die Rolle der Kommunistischen Partei als ideeller Gesamtkapitalist, die die chinesische Gesellschaft (erfolgreich!) in den Kapitalismus transformiere.

Die Lesung fand in den Räumen der Linda Mc Cartney Ausstellung statt. Buch gekauft.
Die Lesung von „Chinas Bauch“ fand in den Räumen der Linda Mc Cartney Ausstellung statt. Buch gekauft.

Zurück ins Heute:

Ein Vierteljahrhundert später kommt dieser andere Sinologe Markus Hernig, der sich nach seinem Studium in Bochum 1992, also ungefähr zur selben Zeit des Kongresses nach China und Japan begibt, in die kleine Stadt Hallenberg und schließt den Kreis.

Mir ging dann die ganze Woche über nicht aus dem Kopf, dass während des medialen #Grexit Dauerfeuers Chinas Finanzblase platzt, der IS weiter mordet, Obama eine unglaubliche Abschlusskür als Präsident hinlegt und die Rattenfänger am rechten Rand (Pegida, AfD) wohlwollender von der Presse analysiert werden als die neue griechische Regierung.

„Wer China verstehen will, muss es erfühlen – Warm, satt, dunkel und süß“, meint Marcus Hernig und stößt mir damit vor den Kopf. Er versuche mit seinem Buch, uns China auf menschliche Art nahe zu bringen. In Ostasien gehe es nicht so problemorientiert wie an den deutschen Stammtischen zu.

"Das Analysierende hat mich immer gestört." Auch beim Signieren der Bücher muss Marcus Hernig viele Fragen beantworten.
„Das Analysierende hat mich immer gestört.“ Auch beim Signieren der Bücher muss Marcus Hernig viele Fragen beantworten.

„Das Analysierende hat mich immer gestört“, erklärt der Autor sein Herangehen. China sei eine bäuerliche Kultur, die Verstädterung neu. „Der Kern des Denkens ist ländlich.“

In seinen Geschichten geht es um die Grundgefühle Freude, Wut, Trauer, Angst, Liebe, Hass und Gier.

Von den „Freuden der Bauern“ hat Marcus Hernig gelesen und von den Unersättlichkeiten der Gier, von der „Essbegeisterung wie bei den Italienern“ und vom explosiven Entstehen der Millionenstädte auf dem Land.

Das Buch habe ich gekauft, alles gelesen -#Grexit sei Undank- noch nicht.

Auf nach Essen:

Heute hat sich der kleine Wochenkreis geschlossen. Wir haben die Austellung „CHINA 8 Works in ProgressFotografie aus China 2015 15. Mai – 13. September 2015“ im Folkwang Museum Essen besucht.

Die Fotoarbeiten reichen von privat bis offen politisch. Die Maske ist auch außerhalb von Hongkong bekannt, oder?
Die Fotoarbeiten reichen von privat bis offen politisch. Diese Maske ist auch außerhalb von Hongkong bekannt, oder?

Ich würde jetzt gerne Marcus Hernig fragen, ob er die Ausstellung schon gesehen hat und was er dazu zu sagen weiß, aber er sitzt ja nicht neben meinem Computer.

Im Ausstellungskatalog heißt es:

Die Ausstellung „Works in Progress“ bietet eine Bestandsaufnahme der aktuellen chinesischen Fotoszene in Echtzeit. Ausgestellt werden brandneue Arbeiten von 24 chinesischen Fotografen und Künstlern, die zeitgleich in Museen und Kunsthallen in China präsentiert werden. Damit unterscheidet sich die Ausstellung von allen bisherigen Überblicksausstellungen zum Thema der zeitgenössischen chinesischen Fotografie.

Schon seit über zehn Jahren beobachtet die internationale Kunstwelt eine explosive Energie auf dem Feld der chinesischen Kunstfotografie. Diese Entwicklung ist geprägt durch lebhaftes Experimentieren, neue Förderstrukturen und Fachkenntnisse, ein stetig zunehmendes Publikumsinteresse und eine neue Generation von Studenten, die begierig ist nach einem Austausch mit der internationalen Szene.

Mich haben einige Künstler*innen sehr beeindruckt. Wäre das Folkwang Museum „um die Ecke“, schon in der nächsten Woche würde ich meinen Besuch wiederholen, denn ich bin ein langsamer Mensch. Ich will da noch mal gucken, und wer die Gelegenheit hat, sollte sich die Werke unbedingt ansehen und mir möglichst seine oder ihre Meinung bzw. Eindrücke mitteilen.

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