In Memoriam Arthur C. Clarke

Sir Arthur Charles Clarke – *16.12.1917 · †19.03.2008

Sir Arthur Charles Clarke war ein britischer Physiker und Science-Fiction-Schriftsteller. Durch den Film 2001: Odyssee im Weltraum von Stanley Kubrick, der auf einer Kurzgeschichte Clarkes beruht und dessen Drehbuch Clarke gemeinsam mit Kubrick schrieb, wurde er auch außerhalb der Science-Fiction-Szene bekannt.

Clarke gilt als Visionär neuer Techniken, die er außer in Science-Fiction-Romanen und -Kurzgeschichten auch in wissenschaftlichen Artikeln beschrieb. Zusammen mit Isaac Asimov und Robert A. Heinlein wird er oft als einer der „Big Three“ der englischsprachigen Science Fiction aufgeführt.
Quelle: Wikipedia

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Video-Link: https://youtu.be/5UZS5vnnZI8

derStandard.de, 15.12.2017:

Der Star und die Sterne: 100. Geburtstag von Arthur C. Clarke

Er war Physiker, Mathematiker, der bedeutendste Science-Fiction-Autor des 20. Jahrhunderts – und ein unerschütterlicher Optimist.

Jede revolutionäre Idee, sagte Arthur C. Clarke einmal, rufe drei Phasen der Reaktion hervor:

  1. Es ist vollkommen unmöglich.
  2. Es ist möglich, aber den Aufwand nicht wert.
  3. Ich hab ja schon immer gesagt, dass es eine gute Idee ist.

1964 wurde mit Syncom 3 der erste Kommunikationssatellit in eine geostationäre Umlaufbahn gebracht – zum ersten, aber bei weitem nicht zum letzten Mal sollte sich damit eine Vorhersage Clarkes bewahrheiten. Bereits 1945 hatte er, unter anderem in einem Artikel in „Wireless World“, die Möglichkeit dargelegt, mit drei um jeweils 120 Grad versetzten Satelliten respektive Weltraumstationen den gesamten Globus mit Radiokommunikation zu versorgen. Später nannte er sich selbst gern Pate des ersten globalen Satellitennetzwerks.

Schon in den 1940er-Jahren erkannte Clarke die Möglichkeiten von Satellitennavigation, Standortbestimmung und satellitengestützter Telefonie, für jeden nutzbar auf kleinen tragbaren Geräten. Mitte der 1960er-Jahre prognostizierte er de facto das Internet und eine der Wikipedia ähnelnde Online-Enzyklopädie – erneut mit Zugang für jedermann. Telekonferenzen, Telearbeit, Telemedizin: Die Selbstverständlichkeiten von heute antizipierte er um Jahrzehnte früher, als sie noch nach Utopie klangen.
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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=ARJ8cAGm6JE

» Arthur C. Clarke at 100: still the king of science fiction – theguardian.com, 09.12.2017

Märtyrer der NS-Zeit aus Finnentrop-Fretter: Vor 75 Jahren kam Bäckermeister Josef Quinke (1905-1942) im KZ Sachsenhausen um

Der Bäckermeister Josef Quinke (1905-1942) aus Fretter als junger Mann
(Reproduktion: Christine-Koch-Mundartarchiv www.sauerlandmundart.de)

Am 16. Dezember 1942 ist Josef Quinke aus Fretter in der Hölle des Konzentrationslagers Sachsenhausen umgekommen. Der Bäckermeister gehörte zu einem Netz junger katholischer Männer, die sich im Sauerland trotz Verbot heimlich austauschten und organisierten.

(Text und Bild: Heimatbund Gemeinde Finnentrop e.V.)

Josef Quinke verbreitete u.a. Predigten des münsterländischen Bischofs von Galen, der öffentlich gegen die planmäßige Ermordung sogenannter „Behinderter und Geisteskranker“ im Nazi-Staat protestierte. Die Hirtenworte wurden auf einer Schreibmaschine „Marke Urania Type 4“ erfasst und mit einem einfachen Apparat in einer Scheune vervielfältigt. Quinke legte sie auch in die Feldpost-Päckchen an Soldaten aus der Gemeinde. Doch hierüber bewahrten nicht alle Empfänger Stillschweigen.

Die frühen Zeugnisse nach Kriegsende legen es nahe, dass nicht nur ein einzelner Denunziant aus der NSDAP-Ortsgruppe den kirchlich engagierten Bäcker angezeigt hat. Es folgte eine Hausdurchsuchung. Im Mai 1942 wurden Josef Quinke und Pfarrer Heinrich Wiedeking von der Gestapo in Dortmund verhört. Der Seelsorger durfte nach Fretter zurückkehren. Quinke kam in Haft, wurde wenig später ohne Gerichtsverfahren ins Konzentrationslager gebracht und konnte das Weihnachtsfest des gleichen Jahres schon nicht mehr erleben. Die Abgründe der Todesmaschinerie in Sachsenhausen sind durch Zeitzeugnisse und Forschungen gut bekannt.

Quinke war kein einsamer Einzelkämpfer. Aber er hat sein Versprechen gehalten und keinen aus der Gruppe der katholischen Regimegegner verraten. Der Kreis in Fretter stand der Schönstattbewegung nahe. Besonders stark engagiert war der mit Quinke verbundene Malermeister Wilhelm Feldmann. In diesem Zusammenhang gibt es erstaunliche neue Erkenntnisse. Die „Feldmann/Quinke-Gruppe“ stand in Kontakt mit dem Pallottinerpater Franz Reinisch (1903-1942), der getarnt auch nach Fretter kam. Dieser berühmte österreichische Kriegsdienstverweigerer und Märtyrer gehört zu den wenigen Priestern, die den Eid auf Hitler verweigert haben. Knapp vier Wochen vor dem KZ-Tod des sauerländischen Bäckermeisters ist Reinisch im Zuchthaus Brandenburg-Görden durch das Fallbeil hingerichtet worden.

In Fretter lebt heute Manfred Schulte-Henke (geb. 1940), bei dessen Taufe sein Onkel Josef Quinke Pate gewesen ist. Pfarrer Wiedeking hat nach dem Krieg zum Gedenken ein „Josef-Fenster“ für die Kirche gestiftet. Im Ort erinnert auch eine Quinke-Straße an den Märtyrer, den die Kirche in das offizielle Verzeichnis der von den Nazis ermordeten „Zeugen für Christus“ aufgenommen hat.

Der Theologe und Publizist Peter Bürger recherchiert derzeit für eine neue Arbeit zu Josef Quinke. Die Ergebnisse sollen 2018 in einer Sammlung zu den Märtyrern des Sauerlandes und in der Zeitschrift „An Bigge, Lenne und Fretter“ erscheinen. Hinweise und Foto-Einsendungen an den Heimatbund Finnentrop sind sehr willkommen.

Kontakt: http://www.heimatbund-finnentrop.de/kontakt.htm

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HINTERGRUND: Internetdokumentation zu den christlichen Lebenszeugen des Sauerlandes
http://www.sauerlandmundart.de/pdfs/daunlots%2078.pdf

Umleitung: Rechtsextreme Naturschützer, Schwarz-grün in Hessen, Geheimnisse des Korans, die Suche nach dem Gral und mehr …

Blick zurück auf dem Weg zum Herkules, der heute unerreichbar blieb (foto: zoom)

Rechtsextreme Naturschützer: Die braune Szene will die Ökologie als Thema vereinnahmen … bnr

China bitten: Die neue Bahnlinie zwischen München und Berlin hat bei der Jungfernfahrt nicht funktioniert. Das ist keine Nachricht. Eine Sensation wäre es gewesen, wenn der Start der Strecke reibungslos gelaufen wäre … postvonhorn

Schwarz-grün in Hessen: will schlechtestes Informationsfreiheitsgesetz Deutschlands … netzpolitik

Selektive Wahrnehmung der Industrielobby: SIHK begrüßt Senkung der Grund- und Gewerbesteuer – in der Millionärshochburg Schalksmühle … doppelwacholder

Wider den Funktionärsgeist: Sozialdemokratien in Europa empfinden allesamt eine Art von Identitätskrise … misik

Geheimnisse des Korans: Die Rückkehr der Juden nach Israel vor dem Ende der Zeiten … scilogs

Kultur, Zivilisation und Geschichtsbewusstsein: Die Überarbeitungen des Lehrplans für Geschichte, die gegenwärtig in British Columbia (Kanada) vorgenommen werden, ersetzen unter anderem einen höheren Lehrgang über “Zivilisationen im Vergleich” durch einen, der mit “Kulturen im Vergleich” betitelt ist … publicHistory

Neues für PlanetHistory: PlanetHistory ist um ein paar weitere Geschichtsblogs gewachsen. Neu hinzugekommen sind folgende Blogs … schmalenstroer

Kunsttagebuch: Der blinde Fleck und die Kunst der Betrachtung … endoplast

Wort des Jahres 2017: Jamaika-Aus … sprachlog

Suche nach dem Gral: Peter Handke (75) und sein neues Werk “Die Obstdiebin oder Einfache Fahrt ins Landesinnere” … revierpassagen

“Wichtiger Beitrag zur Mobilität”: Auf Antrag der SBL/FW-Kreistagsfraktion befassten sich in den letzten Tagen der Sozialausschuss und der Wirtschaftsausschuss des HSK mit dem Sozialticket (im HSK “MobiTicket” genannt). Es wurde im Januar 2017 (endlich) auch im HSK eingeführt, nachdem die Sauerländer Bürgerliste es in der Haushaltsdebatte 2016 erneut beantragt hatte … sbl

Kleines Pausenbild und ein paar Zeilen zu Fatih Akins „Aus dem Nichts“

Weihnachtsmärkte sind zwar nicht meine Lieblingsorte, aber auf dem Weg zum Kino stand dieses kleine Riesenrad. (foto: zoom)
Heute waren wir aus dem Sauerland geflohen, um in Kassel den neuen Film von Fatih Akin „Aus dem Nichts“ zu sehen.

Kein Sex und keine Gewalt, wie in „Gegen die Wand“, nicht die gebrochene Lebenslust von „Soulkitchen“, sondern ein politischer Film, der die NSU-Mordserie als Hintergrund und Zitat verarbeitet.

Die Nagelbombe in einer Hamburger Straße zerreißt und vernichtet eine Familie. Vater (Türke?, Kurde?) und Sohn in Fetzen. Die Mutter, deutsch, sucht Gerechtigkeit vor dem Gericht.

Nach dem Anfangsverdacht der Polizei -rein kriminelles Milieu unter ausländischen mafiösen Gruppen- sitzt im zweiten Drittel des Films ein Nazi-Pärchen auf der Anklagebank.

Wie es die Regie will, wird dieses fiese Pärchen wegen angeblichen Widersprüchen in der Beweisführung freigesprochen.

Die überlebende Ehefrau und Mutter spielt ihre Möglichkeiten durch: Drogen, Suizid und nahe dem Ende die Nagelbombe.

Die Lösung ist überraschend, aber am Ende doch „gerecht“ bzw. folgerichtig.

Das Kino in Kassel habe ich mit einer vertieften Portion Wut über die immer noch nicht aufgeklärten NSU-Morde und den wahrscheinlichen Polizeimord an Oury Jalloh in Dessau verlassen.

Trotzdem verspüre ich eine kleine Befriedigung, dass es in Deutschland Regisseure wie Fatih Akin gibt, Stachel im Fleisch der Lügen und Vertuschungen.

„Heimat“ setzt sich zur Wehr: gegen Nazis

Am 19. Juni 1941 beschlagnahmte ein Gestapo-Kommando das Olper Pallottiner-Kloster; vor dem Gebäude fanden sich immer mehr Frauen, Männer und Kinder zum Protest gegen die braune Räuberbande ein. (Repro: Stadtarchiv Olpe)

Im Juni 1941 lehrten die Bewohner der Kreisstadt Olpe ein Gestapo-Kommando das Fürchten. – Das Modell empfiehlt sich auch heute angesichts brauner Umtriebe.

(Ein Gastbeitrag von Peter Bürger. Mit freundlicher Genehmigung des Autors, aus: Telepolis, 3.12.2017)

Beim inflationären und zumeist inhaltslosen Gerede über sogenannte regionale „Identität“ wird gerne unterschlagen, dass kollektive „Identitäten“ immer etwas mit Konstruktionen, Bildmächtigkeit und Deutungshoheit zu tun haben. Alles entscheidet sich an der Frage, von welchen Geschichtserfahrungen, „Traditionen“, „Vor-Bildern“ und Visionen denn die Rede sein soll, wenn das magische Zauberwort „Heimat“ ins Spiel kommt.

Hardcore-Nazis im Sauerland

Die Sache sei – auch aus aktuellem Anlass – anschaulich gemacht mit Ausführungen über Südwestfalen. Während in Altena der Bürgermeister Andreas Hollstein (CDU) eine Attacke erleidet, die von der Staatsanwaltschaft als „Tatverdacht des versuchten Mordes“ behandelt wird, und der Täter die menschenfreundliche und intelligente Flüchtlingspolitik Hollsteins angeprangert hat, wird in der weiteren Nachbarschaft die Kreisstadt Olpe samt Umland von braunen Umtrieben heimgesucht.

Noch im Jahr 1933 hatte der „schwarze Kreis Olpe“ eines der schlechtesten (sprich: vorbildlichsten) Stimmergebnisse für die NSDAP in ganz Deutschland aufzuweisen. Heute versucht die kleine Nazi-Kaderpartei „Der III. Weg“ ausgerechnet dort, einen von bundesweit rund 20 Stützpunkten im Zuge eines „kontinuierlichen Strukturaufbaus“ dauerhaft zu verankern. Schon 2016 wollten diese Anhänger der reinen Lehre des National-Sozialismus im Kreisgebiet mit einer Postkartenaktion gezielt solche Leute einschüchtern, die ihrem „nationalrevolutionären“ Heimatwahn entgegenarbeiten.

Unter der Parole „Volk und Vaterland“ sollen feierliche Mörder-Ehrungen, ein „arischer Sozialismus“ (für „gleichblütige nordische Menschen“), völkisch-germanische „Religion“ (statt christlicher Prägungen), Homophobie und „Bürgerwehr“-Spektakel (auf der Basis von erfundenen Horrormeldungen) beworben werden. In eindeutiger Absicht verbreiten Netzseiten der extremistischen Bewegung Nachrichten über Anschläge auf Mitmenschen, die als Flüchtlinge ins Land gekommen sind. Die Vertreter des „III. Weges“ sehen sich als Vollstrecker eines vermeintlichen Mehrheitswillens und skandieren: „Olpe setzt sich zur Wehr.“

Was sagt die Heimatgeschichte?

Diese Parole haben sich die Neonazis jedoch aus einem Kapitel der Heimatgeschichte geklaut, das für einen „kontinuierlichen Strukturaufbau“ der Braunen im „Heimatgebiet Olper Land“ ganz und gar nicht beansprucht werden kann. Die Sache führt uns zurück zum 19. Juni 1941:

Drei Tage vor dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion kommt ein Gestapo-Kommando nach Olpe, um das Pallottiner-Kloster am Ort zu besetzen und die Ordensleute aus ihrer Heimat zu vertreiben.

Die Nazi-Beamten haben jedoch nicht mit den Reaktionen der Bevölkerung auf ihren Raubzug gerechnet. An drei aufeinander folgenden Tagen ziehen mehrere hundert Frauen, Männer und Jugendliche zu Demonstrationen vor das Kloster in Olpe, singen Protestlieder gegen die braunen „Feinde Christi“, läuten Glocken und beschimpfen lautstark die Nazi-Bande. Weil die Gestapo-Männer Teilnehmer der Proteste verprügeln, bewaffnen sich einige Bauern sogar mit Eichenknüppeln.

Die „Laien“ am Ort hatten die Initiative zu diesem Aufruhr ergriffen, ohne die kirchliche Obrigkeit vorher um Erlaubnis zu fragen. Die Gestapo lernte daraufhin im südlichen Sauerland das Fürchten. Die Olper Demonstrationen wurden 1941 weit über die Grenzen des Sauerlandes hinaus bekannt und vom NS-Machtapparat in Berlin an höchster Stelle wahrgenommen.

Gegen einige Beteiligte ging man mit Gewalt, Repression und Gefängnishaft vor. Am Ende entschieden sich die Behörden des Nazi-Staates jedoch dazu, die Strafverfahren gegen Olper „Aufrührer“ (Arbeiter und Handwerker) nicht weiter zu betreiben. Man wollte die Erinnerung an das Aufbegehren der südsauerländischen Katholiken nicht wieder lebendig werden lassen.

Ein Buch zur richtigen Zeit …

Der Pallottiner Norbert Hannappel hat 1991 noch lebende Zeitzeugen befragt – gleichsam „in letzter Minute“. So entstand eine Sammlung von über 60 Berichten zum Olper Klostersturm, ergänzt durch Quellen aus dem Ordensarchiv und die Erinnerungen einer sehr wagemutigen „Laien-Agentin“ des Ordens. Eine soeben erschienene Neuedition des ursprünglich nur hektographierten Werkes „Menschen im Widerstand“ erschließt zahlreiche weitere Dokumente, auch zur amtlichen bzw. „parteiamtlichen“ Sicht der Olper Ereignisse von 1941.

Das im Buch auf breiter Quellenbasis dokumentierte Geschichtskapitel ist für die überregionale Forschung von Interesse. Angesichts der Umtriebe des „III. Weges“ im südlichsten Westfalen enthält es aber auch ein aktuelles Modell für geschichtsbewusste „Heimatpatrioten“: Olpe setzt sich zur Wehr – gegen Nazis.

Ein hochrangiger CDU-Politiker aus Westfalen hat mir soeben zur Mordattacke von Altena geschrieben: „Erst Hass und Hetze, dann folgt die Gewalt. Wir müssen Position bekennen. Wegducken gilt nicht.“ Das sei auch allen Christdemokraten ins Stammbuch geschrieben, die sich nicht schämen, bei den Blau-Braunen Anleihen zu machen und gleichzeitig die „eigenen Leute“ zu verhöhnen, wenn sie christlichen Grundsätzen treu bleiben.

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Literaturhinweis:
Norbert Hannappel:
Der Gestapo-Angriff auf das Pallottinerkloster in Olpe.
19. Juni 1941: Menschen im Widerstand – Zeitzeugenberichte und Dokumente.
Norderstedt: BoD 2017.
(Paperback; 380 Seiten; 15,90 Euro; ISBN-13: 978-3-7460-3040-1)
https://www.bod.de/buchshop/der-gestapo-angriff-auf-das-pallottinerkloster-in-olpe-norbert-hannappel-9783746030401

Umleitung: frisch & knackig, aber kurz. Von Lindner über Höcke zur späten Einsicht.

Frisch und knackig? Wundert es mich, dass das Restaurant geschlossen ist – out of business? (foto: zoom)

FDP-Lindner: „Ich“ als politisches Statement … welchering

Warum ist das Universum dreidimensional? Begann alles mit einem kosmischen Kabelsalat? … scilogs

Gerhard Zucker und sein Raketentraum: Ein Zeitsprung über eine kleine Insel, einen Visionär und seine Raketen … zeitsprung

Protest gegen Höcke: Endlich reden alle von Überwachung … netzpolitik

Teufelsgold von Andreas Eschbach: Sind wir dazu bestimmt nie zufrieden zu sein? Immer auf der Suche nach dem Nächsten? … rebrob

100 Jahre Fake: Dortmunder “Hartware MedienKunstVerein” zeigt berühmte Fotofälschungen der Russischen Revolution … revierpassagen

Sozialticket: Rolle rückwärts … doppelwacholder

Späte Einsicht: In der letzten Sitzung des Kreistags wurde eine Baukommission für die Sanierung bzw. den Neubau der kreiseigenen Berufskollegs eingerichtet und besetzt. Zur allgemeinen Überraschung ließ der Landrat keine Sachkundigen Bürgerinnen und Bürger als Mitglieder für diese Baukommission zu … sbl

Namensvettern und Familienmitglieder: Wer ist Alexander Podakow? Eine Spurensuche

Zwei Podakows gefunden, beide mit dem Vornamen Alexander. Sind es Vater und Sohn? Eine Spurensuche … (foto: thelen-khoder)

Manch ein Grabstein auf Meschedes Waldfriedhof signalisiert schon auf den ersten Blick, daß die Suche etwas umfangreicher ausfallen wird. „Podakow“ ist so ähnlich wie „Helene“ – wenn man etwas findet, weiß man nicht, ob es wirklich zu diesem Grabstein gehört.

Auf dem Grabstein von „PODAKOW“, den ja irgendjemand in Auftrag gegeben haben muß, der bestimmt Näheres wußte, steht auch „IWAN KALINKIN“.

Diesen Namen hatte ich in mehreren Listen gefunden: im „Nachweis über die im Amte Meschede verstorbenen russischen Staatsangehörigen“[8], in der „Gräberliste von Bürgern der Vereinten Nationen nach Zivilisten, U.S.S.R., Waldfriedhof Meschede“[9]9, in „Bürger der Vereinten Nationen, die seit dem 4.9.1939 hier ortsansässig geworden und hier verstorben sind, Waldfriedhof Meschede“[10] und in einer kleinen Liste, die nur neun Namen enthält (acht vom Waldfriedhof und einen vom katholischen Friedhof in Meschede)[11].

Laut diesen Listen ist es dieser Mensch, zu dem dieser Grabstein gehört: „Der sowjetrussische Zivilarbeiter, Hilfsarbeiter Iwan Kalinkin, wohnhaft in Eversberg, ist am 27. Oktober 1942 um 21 Uhr 00 Minuten in Meschede verstorben. Der Verstorbene war geboren am 16. September 1906 in Makkevka, Kreis Stalino. Meschede, den 24. Januar 1950“ (Sterbeurkunde 151/1942). Und laut der Liste der ausländischen Patienten in der Zeit vom 1.9.39 bis 8.4.45 des St. Walburga-Krankenhauses in Meschede[12] wurde „Iwan Kalinki“ vom 25.10. bis 27.10.1942 behandelt und starb an „Benzinvergiftung“, am gleichen Tag wie Jemelian Brzkalow, der aber erst am 27.10. eingeliefert wurde.

Nun ist die Suche nach den Toten, deren Namen auf den Grabsteinen stehen, für mich nur ein Teil meiner Suche. Immer noch hoffe ich, auch Namen der 208 Ermordeten der Massaker im Langenbachtal, in Suttrop und Eversberg zu finden. Und so sind es Listen über Listen, die ich mir ansehe – immer in der Hoffnung, daß ein Name zu mir spricht.

Das „Sühnekreuz Meschede“ als Schullektüre?

Dabei fällt Eversberg ein bißchen aus dem Rahmen; kein Gedenkstein, kein Hinweis – nur das Sühnekreuz in St. Maria Himmelfahrt, der Flyer dazu und natürlich das Buch „Sühnekreuz Meschede“ von Peter Bürger, Jens Hahnwald und Georg D. Heidingsfelder [13] …

Den gesamten Text mit Bildern und Anmerkungen lesen (PDF):

Namensvettern und Familienmitglieder

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Anmerkungen (zählweise analog Gesamtartikel)
 
[8] ITS Bad Arolsen, 2.1.2.1 / 70792351 9 10 11 12 13
 
[9] ITS Bad Arolsen, 2.1.2.1 / 70792345
 
[10] ITS Bad Arolsen, 2.1.2.1 / 70792343
 
[11] ITS Bad Arolsen, 2.1.2.1 / 70689395
 
[12] ITS Bad Arolsen, 2.1.2.1 / 70689863
 
[13] Normalerweise sind Schulbücher viel teurer als 14,90€.

In Memoriam Heinar Kipphardt

Heinar Kipphardt – *08.03.1922 · †18.11.1982

Heinrich „Heinar“ Mauritius Kipphardt war ein deutscher Schriftsteller und bedeutender Vertreter des Dokumentartheaters. Die größte Bekanntheit erlangten seine zeitkritischen Schauspiele In der Sache J. Robert Oppenheimer und Bruder Eichmann.
(Quelle: Wikipedia)

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=gpzPt1Y7dhU

Die Zeit | 26.11.1982 / Aktualisiert 21.11.2012

Zum Tod von Heinar Kipphardt: Lehrer ohne Lehre

(…) Heinar Kipphardt, 1922 in Schlesien geboren, war Doktor der Medizin, arbeitete als Psychiater an der Ost-Berliner Charite, war dann acht Jahre lang Dramaturg an Wolfgang Langhoffs Deutschem Theater.

Seine frühen Stücke („Shakespeare dringend gesucht“, „Der Aufstieg des Alois Piontek“, „Die Stühle des Herrn Szmil“) sind heute fast schon unbekannt. 1959 wurde Kipphardt (immerhin Nationalpreisträger III. Klasse) aus dem Dramaturgenamt entfernt – wegen „revisionistischer“ Aktivitäten, die so weit gingen, daß er es tatsächlich wagte, westliche Autoren gelegentlich für interessanter zu halten als die Recken des Sozialistischen Realismus.

Zwölf Jahre später war er wieder Dramaturg, diesmal in München, im „freien Teil Deutschlands“ also, und wurde prompt wieder entlassen – wegen staatsfeindlicher Aktivitäten.

Das Ganze war eine Farce, mit allerdings sehr realem Ausgang: Für eine Aufführung von Wolf Biermanns Märchen „Der Dra-Dra“ sollten auf zwei Programmheft-Seiten prominente Deutsche als „Drachenbrut“ abgebildet werden, unter ihnen auch Münchens damaliger Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel.

Vielleicht war es ja keine so besonders tolle Idee, sie war auch nicht (was heute niemand mehr weiß) von Kipphardt, sondern von einem anderen Dramaturgen der Kammerspiele. Die beiden Seiten sind auch nie erschienen – trotzdem wurden sie das Ende von Kipphardts Münchner Theaterkarriere.

Am erfolgreichen Abschuß beteiligt: ein charakterschwacher Intendant (August Everding), ein schwatzhafter Schriftsteller (Günter Grass ***) und ein in dieser Situation auch nicht gerade überragend intelligenter Hans-Jochen Vogel, der allen Ernstes zum besten gab: „Es ist der Stadt nicht zuzumuten, einen Mann zu beschäftigen, der zur Ermordung des Oberbürgermeisters auffordert.“

( … )

Schon heute (1982 ?!) spürt man, wie sehr Kipphardt fehlen wird. Aus den Fernsehapparaten dröhnen nun allabendlich die neuen, die alt-deutschen Wörter, Freundschaft und Partnerschaft, Sicherheit und (auch das schon wieder beinahe täglich) Vaterland.

In einer solchen Zeit des unaufhörlichen, sprachlosen Geredes denkt man nun mit Trauer an Heinar Kipphardt, an sein langsam arbeitendes Reden, sein kluges Schweigen.

» Sven Hanuschek, „Einbeiniges Prinzip Hoffnung – Über Heinar Kipphardts Werk heute“ (PDF-Datei) | Rede zur Gründungsversammlung der „Internationalen Heinar Kipphardt-Gesellschaft“, Krefeld, 20.09.2008

» Dramatisch zweigeteilt – Heinar Kipphardt, der vergessene Chronist
DLF Kultur, 13.11.2012 | Manuskript der Sendung als PDF-Datei abrufbar
*** Grass-Zitate auf Seite 18

Umleitung: Marie Curie, jonet Medienlog, Überwachung, Synagogen, Copyright, Reclam-Heftchen und You’ll never work alone

Leben in der Stadt: Insekten – Graffiti (foto: zoom)

Eine europäische Wissenschaftlerin – Zum 150. Geburtstag von Marie Curie: Die wohl bekannteste Tochter Polen und zugleich bedeutendste Frau der französischen Wissenschaft verstand sich immer als Europäerin. Ist dies nicht vielleicht auch ein Zeichen an die heutige Regierung des Geburtslandes einer der größten Frauen und Europäerinnen des 20. Jahrhunderts, die in diesen Tagen wieder Umzüge von Rechtsfaschisten und Antisemiten begrüßt? … scilogs

JoNet Medienlog: Ach, wäre es schön, wenn Journalismus abhängig machen würde. So im Sinn von „das muss ich lesen, um eine eigene Meinung zu haben“, „das will ich sehen“ oder auch im Sinne von „für die Recherche kann ich mir viel Zeit nehmen und alle Seiten beleuchten“ … jonet

Überwachung – Zeynep Tufekci: „Wir erschaffen eine Dystopie, nur damit Leute mehr Werbung anklicken“ … netzpolitik

Baut die Synagogen wieder auf! Wer Burgen, Schlösser, Kirchen und Rathäuser historisierend wieder aufbaut, sollte die Synagogen nicht vergessen. Denn ohne sie fehlt ein Teil der Stadt … schmalenstroer

Gewiss nicht immer geliebt, aber günstig gelesen: Seit 150 Jahren gibt es die Reclam-Heftchen … revierpassagen

Copyright in der Schule: Wenn Verlage nun auf die Ideen kommen, endlich elektronische Schulbücher zu entwickeln, bekomme ich in der Regel Ausschlag. Was da in den meisten Fällen1 gemacht wird ist, die alten Inhalte der Bücher in tolle proprietäre Apps zu packen, in ein PDF zu wandeln oder mal ein Video hinzuzufügen … herrspitau

Hagen – Unabkömmlicher Brauereibesitzer: Carl Horst Andreas war im „Dritten Reich“ Parteimitglied, SS-Führer – und begeisterter Reiter. Er veranstaltete Turniere und war als Standartenführer der Reiter-SS mehrfacher deutscher Dressur-Sieger … doppelwacholder

You’ll never work alone: Es lief wie geschmiert am Stammtisch. Ölkännchen kreisten. Seit wir wegen Kahlschlag und Überlastung fast gar nicht mehr aus den Redaktionen heraus kamen, schickten wir wenigstens unsere Roboter abends zum Kollegentreff … charly&friends

An das Ostarbeiterlager Herrenberg[1], Warstein, den 17. März 1944: „Konzentrationshäftlinge, Kriegsgefangene, Zivilarbeiter usw.“

Nie werde ich mehr „Iserlohn“ hören oder lesen können, ohne diese Sterbeurkunde vor mir
zu sehen (foto: nadja thelen-khoder)

Schon einmal habe ich länger aus der Akte „E 162: Vorschrift über die Behandlung und den Arbeitseinsatz der Ostarbeiter“ im Stadtarchiv Warstein zitiert.[2] Es war diese Akte, die mir verdeutlichte, daß Bürger der Sowjetunion eben ganz anders als andere „ausländische Arbeitskräfte“ behandelt wurden.

Je mehr ich lese, desto unbegreiflicher werden mir manche Behauptungen, Fragen und Worte; um nur drei zu nennen: die Behauptung „Davon haben wir nichts gewußt“, die Frage „Wie konnte das passieren?“ und das Wort „tragisches Schicksal“.

Schrecklich und schmerzhaft für mich ist zur Zeit, daß sich die „Vorschrift über die Behandlung und den Arbeitseinsatz der Ostarbeiter“ aus der Akte „E 162“ jetzt immer mehr mit Namen und Bildern füllen und mit Sätzen, die mir anderswo schon einmal begegnet sind. Alles wird so menschlicher und unmenschlicher, logischer und entsetzlicher …

Weiterlesen (PDF): Schützenhallen

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Anmerkungen

[1] https://www.schiebener.net/wordpress/wp-content/uploads/2017/10/Der-Brand-der-Sch%C3%BCtzenhalleund-noch-eine-Liste.pdf

[2] http://hpgrumpe.de/ns_verbrechen_an_zwangsarbeitern_suttrop,_warstein,_meschede/2%20%20Waldfriedhof%20Meschede-Fulmecke%20Stand%2019%208%202017.pdf