Namensvettern und Familienmitglieder: Wer ist Alexander Podakow? Eine Spurensuche

Zwei Podakows gefunden, beide mit dem Vornamen Alexander. Sind es Vater und Sohn? Eine Spurensuche … (foto: thelen-khoder)

Manch ein Grabstein auf Meschedes Waldfriedhof signalisiert schon auf den ersten Blick, daß die Suche etwas umfangreicher ausfallen wird. „Podakow“ ist so ähnlich wie „Helene“ – wenn man etwas findet, weiß man nicht, ob es wirklich zu diesem Grabstein gehört.

Auf dem Grabstein von „PODAKOW“, den ja irgendjemand in Auftrag gegeben haben muß, der bestimmt Näheres wußte, steht auch „IWAN KALINKIN“.

Diesen Namen hatte ich in mehreren Listen gefunden: im „Nachweis über die im Amte Meschede verstorbenen russischen Staatsangehörigen“[8], in der „Gräberliste von Bürgern der Vereinten Nationen nach Zivilisten, U.S.S.R., Waldfriedhof Meschede“[9]9, in „Bürger der Vereinten Nationen, die seit dem 4.9.1939 hier ortsansässig geworden und hier verstorben sind, Waldfriedhof Meschede“[10] und in einer kleinen Liste, die nur neun Namen enthält (acht vom Waldfriedhof und einen vom katholischen Friedhof in Meschede)[11].

Laut diesen Listen ist es dieser Mensch, zu dem dieser Grabstein gehört: „Der sowjetrussische Zivilarbeiter, Hilfsarbeiter Iwan Kalinkin, wohnhaft in Eversberg, ist am 27. Oktober 1942 um 21 Uhr 00 Minuten in Meschede verstorben. Der Verstorbene war geboren am 16. September 1906 in Makkevka, Kreis Stalino. Meschede, den 24. Januar 1950“ (Sterbeurkunde 151/1942). Und laut der Liste der ausländischen Patienten in der Zeit vom 1.9.39 bis 8.4.45 des St. Walburga-Krankenhauses in Meschede[12] wurde „Iwan Kalinki“ vom 25.10. bis 27.10.1942 behandelt und starb an „Benzinvergiftung“, am gleichen Tag wie Jemelian Brzkalow, der aber erst am 27.10. eingeliefert wurde.

Nun ist die Suche nach den Toten, deren Namen auf den Grabsteinen stehen, für mich nur ein Teil meiner Suche. Immer noch hoffe ich, auch Namen der 208 Ermordeten der Massaker im Langenbachtal, in Suttrop und Eversberg zu finden. Und so sind es Listen über Listen, die ich mir ansehe – immer in der Hoffnung, daß ein Name zu mir spricht.

Das „Sühnekreuz Meschede“ als Schullektüre?

Dabei fällt Eversberg ein bißchen aus dem Rahmen; kein Gedenkstein, kein Hinweis – nur das Sühnekreuz in St. Maria Himmelfahrt, der Flyer dazu und natürlich das Buch „Sühnekreuz Meschede“ von Peter Bürger, Jens Hahnwald und Georg D. Heidingsfelder [13] …

Den gesamten Text mit Bildern und Anmerkungen lesen (PDF):

Namensvettern und Familienmitglieder

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Anmerkungen (zählweise analog Gesamtartikel)
 
[8] ITS Bad Arolsen, 2.1.2.1 / 70792351 9 10 11 12 13
 
[9] ITS Bad Arolsen, 2.1.2.1 / 70792345
 
[10] ITS Bad Arolsen, 2.1.2.1 / 70792343
 
[11] ITS Bad Arolsen, 2.1.2.1 / 70689395
 
[12] ITS Bad Arolsen, 2.1.2.1 / 70689863
 
[13] Normalerweise sind Schulbücher viel teurer als 14,90€.

Neue Bücher für heimat- und friedensbewegte Leser/innen.

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen & Freunde,

ich möchte auf zwei Neuerscheinungen der „edition leutekirche sauerland“ zur >Friedenslandschaft< hinweisen (siehe die beiden Umschlagbilder). Die beiden Titel können mit menschenfreundlichen Preisen im allgemeinen Buchhandel, am günstigsten ohne Porto im Buchgeschäft vor Ort, bestellt werden. – Das Mescheder Buch (SÜHNEKREUZ) ist in Meschede selbst auch schon vor Ort in „Evas Bücherstube“ am Bahnhof erhältlich.

Falls die Titel gefallen: Weiterempfehlen oder Verschenken, das wäre willkommen (im anderen Fall: Kritik ebenso). Wer im Internet etwas zu den Neuerscheinungen berichten möchte, kann Fotos & eine ausführlichere Vorstellung anfordern.

Mit guten Grüßen zum Advent
peter bürger

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friedensboten20161202
Bürger, Peter (Hg.): SAUERLÄNDISCHE FRIEDENSBOTEN. = Friedensarbeiter, Antifaschisten und Märtyrer des kurkölnischen Sauerlandes: Erster Band. Norderstedt: BoD 2016. [ISBN: 978-3-7431-2852-1; Paperback; 524 Seiten; € 15,99]

Dieser Band zur „Friedenslandschaft Sauerland“ erschließt über 20 Biographien von Frauen und Männern, die sich für Menschenrechte und Frieden eingesetzt haben. Die Botschaft der nahen Vorbilder lautet: „Versagt euch den völkischen Hetzern und der Kriegsmaschinerie! Sagt NEIN!“ Die Geschichten über Mut und Menschlichkeit handeln mehrheitlich von „katholischen Lebenswegen“. Der Umschlag zeigt jedoch den israelischen Friedensarbeiter Gabriel Stern (1913-1983). Er ist im Sauerland aufgewachsen, lebte ab 1936 in Israel und wurde Mitarbeiter des bedeutenden jüdischen Philosophen Martin Buber.

Das Buch vereinigt Arbeiten von Peter Bürger, Dr. Ilse Eberhardt, Karl Föster (1915-2010), Paul Lauerwald, Werner Neuhaus, Dr. Wolfgang Regeniter, Dr. Erika Richter, Werner Saure, Dr. Reinhard J. Voß (Geleitwort) und Joachim Wrede ofm cap. In mehreren Kapiteln werden außerdem historische Quellentexte dokumentiert.

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suehnekreuz20161202
Bürger, Peter / Hahnwald, Jens / Heidingsfelder, Georg D.: SÜHNEKREUZ MESCHEDE. Die Massenmorde an sowjetischen und polnischen Zwangsarbeitern im Sauerland während der Endphase des 2. Weltkrieges und die Geschichte eines schwierigen Gedenkens. Norderstedt: BoD 2016. [ISBN: 978-3-7431-0267-5; Paperback; 440 Seiten;  € 14,90]

Kurzvorstellung:
Im kurkölnischen Sauerland wurden 208 unschuldige Menschen aus „Russland“ und Polen zwischen dem 20. und 22. März 1945 von deutschen Soldaten ermordet. Die willkürlich ausgewählten Opfer dieses Kriegsendphase-Verbrechens waren weibliche und männliche Zwangsarbeiter sowie zwei Kinder. Entlang des erst Ende 1957 eröffneten Gerichtsverfahrens gegen beteiligte Täter rekonstruiert Jens Hahnwald die grausamen Ereignisse und beleuchtet Reaktionen der Nachkriegsgesellschaft.

Anders als bei den Mordschauplätzen Warstein und Suttrop wurde das dritte Massengrab nahe Eversberg erst 1947 entdeckt. Ein kath. Männerkreis richtete zum Gedenken an die Opfer des Faschismus ein hohes „Sühnekreuz“ auf. Dieses geweihte Gedenkkreuz wurde mit Axt und Feuer geschändet. Es musste aufgrund großer Feindseligkeit in der Kleinstadt Meschede für Jahrzehnte in ein geheimes Erdgrab versenkt werden. Peter Bürger zeichnet die lange Geschichte eines „schwierigen Gedenkens“ nach.

Der Dokumentarteil dieses Buches enthält den frühesten Bericht von Georg D. Heidingsfelder, Originalquellen und Zeitzeugenberichten. Ohne Kenntnis der Geschichte fehlt uns eine wichtige Orientierungshilfe zur Gestaltung von Gegenwart und Zukunft.