Pausenbilder: Wanderung nach Winterberg

Nach den ersten Kilometern schaut man ins Tal der Namenlose. (foto: zoom)

Eine Wanderung im Winter? Das kannte ich in den Anfangsjahren im Hochsauerland nicht.

Der Schnee ging oft bis zum Knie oder sogar bis zur Hüfte. Zum Joggen oder Wandern, musste man sich geräumte Winterwanderwege oder tief liegende Talwege, wie beispielsweise entlang der Orke, suchen.

Ende Januar 2020 spazieren wir von Siedlinghausen nach Winterberg. Kein Schnee auf den Wegen, dunkel-grüne Fichten und auf den Minenplätzen ein spärlicher Naturschneebelag.

Es war warm und sonnig. An den Minenplätzen habe ich meine Winterjacke ausgezogen. (foto: zoom)

Es war ruhig im Wald, obwohl die Kernstadt mit ihren (zur Zeit) überwiegend mit Kunstschnee bedeckten weißen Pistenbändern im grünen Wald nicht weit entfernt liegt.

Stundenlang konnten wir unseren Gedanken nachhängen.

Kaum waren wir am Nordhang des Kahlen Asten, begann der Trubel. Skitourismus dank Schneekanonen.

Blauer Himmel, grüne Bäume, Wiese und weißer Kunstschnee (foto: zoom)

Winterberg erscheint wie ein riesiger Parkraum. Menschen schieben sich den Waltenberg hoch und runter. Wuselig, obwohl das Skigebiet nicht ausgelastet war.

Mit dem Sessellift hoch zum Brembergkopf. Es ist noch viel Platz. (foto: zoom)

Die Winterberger Hektik und Fülle werde ich ein anderes Mal fotografieren. Wir wollten einen ruhigen Samstag verbringen und haben uns am frühen Nachmittag in den Bus S50 zurück nach Siedlinghausen gesetzt.

Für die achteinhalb Straßenkilometer haben wir zu zweit 8,20 Euro bezahlt. Ein Preis für den wir in Kassel von Freitag 14 Uhr bis Sonntag Nacht die öffentlichen Verkehrsmittel nach Lust und Laune benutzen können, und es bleibt dann sogar noch etwas übrig.

Das MultiTicket für zwei Erwachsene kostet dort 7,80 Euro und umfasst die Stadt Kassel, Ahnatal, Baunatal, Calden, Espenau, Fuldabrück, Fuldatal, Habichtswald, Kaufungen, Lohfelden, Nieste, Niestetal, Schauenburg, Staufenberg und Vellmar.

Ach ja, das Hochsauerland und der öffentliche Nahverkehr! Von den Radwegen will ich erst gar nicht anfangen …

Schluss mit dem Gejammer. Es war eine schöne Wanderung an einem wunderschönen milden Wintertag im Januar.

Heiligabend auf der Suche nach Licht

Vor der Bescherung bei den Eisenbahnfreunden in Siedlinghausen (foto: zoom)

Der 24. Dezember 2019 war ein trüber Tag. Kein Fetzen Blau am Himmel. Dauerregen. Schwimmen im AquaOlsberg. Wo ist Licht?

Als die Kinder noch klein waren, haben wir in manchen Jahren zum „Warten auf’s Christkind“ die Modellbahn der Eisenbahnfreunde Siedlinghausen besucht.

Gute Idee! Leider hatte ich nur mein 105-mm-Makro dabei. Schlechte Idee! Die Schärfentiefe ist gering. Am Schienenbus ist gerade noch das Fenster in der Fahrerkabine vorn einigermaßen scharf abgebildet.

Trotzdem hat es Spaß gemacht, den Zügen zuzusehen, und auch das Finanzamt soll wieder gebrannt haben.

Hinaus in den Dauerregen. Die Remmeswiese in Winterberg war fest in niederländischer Hand. Gelbe Nummernschilder allerorten. Ich war erstaunt, wie viele Menschen sich im Regen bei 4°C auf der Kunstschneepiste tummelten.

Die Menschen warten auf den nächsten Lift. (foto: zoom)

Meine kleine Kamera war in Null-Komma-Nix nass und ich habe die Suche nach dem Licht beendet. Zu Hause warteten die drei Haselnüsse für Aschenbrödel. Obwohl der Film ein Weihnachtsdauerbrenner ist, hatte ich ihn bis gestern noch nie gesehen.

Meine positiven Erwartungen wurden erfüllt. Spoiler: Aschenbrödel bekommt den Prinzen, und beide reiten auf weißen Pferden im Schnee in den blauen Himmel mit den großen weißen Wolken.

Schöne Bescherung!

Pausenbild: und immer noch nicht weihnachtlich …

Ein Schnappschuss im Winterberger Kurpark: eine Gaststätte, kein Getränk (foto: zoom)

Die Wintersonnenwende findet gefühlt mehrere Wochen von Dezember bis Januar statt; offiziell morgen, am 22. Dezember um 05:19 MEZ.

Am 9. Dezember war die Tageslänge in Winterberg unter 8 Stunden gerutscht, am 4. Januar wird sie erstmals wieder die 9 Stunden erreichen. Am Donnerstag zeigte das Thermometer in der Ruhraue 14°C, unter dem Wintermantel lief mir der Schweiß den Rücken hinunter.

Vorgestern in der Ruhraue: es war schweißtreibend warm. (foto: zoom)

Ich erinnere mich an viele grüne Weihnachten. Das Sauerländer Hitze-Wetter allein ist also noch kein Zeichen für die Klimakrise.

Doch.

Die Polkappen schmelzen, Inseln versinken im Meer, Australien wird von einer Hitzewelle gebeutelt, Dürre- und Starkregenereignisse nehmen zu.

In Winterberg wird das Skigebiet weiter ausgebaut. Das Grundwasser wird weniger, die Schadstoffbelastung steigt. Dürre, Borkenkäfer. Die Fichten sterben.

Während sich am Horizont die Katastrophe abzeichnet, wird der Ski-Zirkus weitergehen. Schneekanonen garantieren bei Minusgraden den Kunstschnee. Skitouristen werden ihre Pisten- und Après-Ski-Partys auf Pistenraupen-gepressten Schneedecken feiern.

Zur Dramatik der Klimakrise siehe u.a. hier:

https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/klima-die-menschheit-verliert-die-kontrolle-ueber-den-zustand-der-erde-a-1284286.html

Aus welchem Grund sollten die Winterberger Skibarone irgendetwas ändern wollen, solange die Profite aus dem Skitourismus stimmen?

„Immer lustig und vergnügt
bis der Arsch im Sarge liegt“,

singt Udo Lindenberg im Grande Finale.

Warum sollten die Gewinner von heute an morgen denken?

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=fGsGOFGBlgE

 

Wenn dereinst die rostigen Bügel an den verlassenen Skiliften baumeln, werden sich die Winterberger „Vernunftwende“-Enthusiasten freuen, dass sie im hohen Hochsauerland jedes einzelne Windrad verhindert haben.

Disclaimer: keine Angst, es wird dieses Jahr noch schneien!

Der Kahle Asten heute Abend: Maitemperaturen ohne Blattgrün

Sonnenuntergang auf dem Kahlen Asten bei milden 14°C. (foto: zoom)

Das Wetter haut mich um. Ich kann mich nicht daran erinnern, im Februar bei Frühlingstemperaturen kurz vor Sonnenuntergang auf dem Kahlen Asten spazieren gegangen zu sein.

Ein Mai ohne das Grün der Blätter. Eine Dissonanz, die mich in Unruhe versetzt. Vor zwei Tagen den Frühling in Kassel gefeiert, gestern in Siedlinghausen. Das Foto reiche ich hiermit nach:

Am Ende meiner gestrigen Radtour oberhalb von Siedlinghausen. (foto: zoom)

Der Himmel ist seit Tagen unverschämt blau, mehr als ein dünnes Sommerjäckchen muss ich nicht tragen.

Der Schnee auf dem Kahlen Asten, sonst hüft- oder zumindest kniehoch, ist nahezu verschwunden. Ohne die Kunstschnee-Maschinenindustrie wäre die Ski-Saison im Hochsauerland lausig verlaufen.

Kaum noch Schnee auf dem Kahlen Asten. (foto: zoom)

Während wir uns im Frühling suhlen, generieren die Kunstschneepisten in Winterberg und Willingen (Hessen) immer noch das weiße Wohlfühlerlebnis „Wintersport“. Die Autos aus den Niederlanden, dem Ruhrgebiet, Rheinland usw. stauen sich an den Zufahrten.

Wie lange noch?

Alles eine Frage der Wirtschaftlichkeit. Solange die „Liftbarone“ (umgangssprachlich für die Liftbetreiber) Gewinne einfahren, wird es weiter gehen.

Und danach?

Um Viertel nach vier am Skigebiet Rauher Busch

Die Schneekanonen und die Skifahrer sind am Skihang „Rauher Busch“ gleichzeitig aktiv. (foto: zoom)
Die Schneekanonen im Winterberger Skiliftkarussell arbeiten auch tagsüber was das Zeug hält. Der Naturschnee reicht zur Zeit nicht, um akzeptable Wintersportverhältnisse zu schaffen.

Das Bild habe ich heute um Viertel nach vier am Sessellift „Rauher Busch“ am Gewerbegebiet Remmeswiese aufgenommen. Es herrschten frostige Temperaturen. Parkplätze waren reichlich vorhanden und auch die Abfahrt war nicht überfüllt.

Wahrscheinlich wird es morgen wieder zum großen Ansturm auf Winterberg kommen.

Noch bis Freitagmorgen laufen nach Angaben des Skiliftkarussells Winterberg die Schneekanonen und Schneelanzen im Dauereinsatz. Die intensive Beschneiung habe die Schneedecke deutlich anwachsen lassen und die Bedingungen merklich verbessert. Bei sehr guter Präparation werde das wechselhafte Wetter am Wochenende den Pisten nicht viel anhaben können. Schneelage und Bedingungen seien stabil.

Die Temperaturen sollen allerdings wieder steigen. Im aktuellen Newsletter des Skiliftkarussells heißt es, dass ab Freitagnachmittag die Temperaturen wieder über null Grad liegen. Der Samstag sei mit wenigen Niederschlägen, die ganz oben auf den Bergen als Schnee fallen könnten, der schönere Tag des Wochenendes. Sonntag ziehe mehr Regen auf. Die gesamte kommende Woche werde erneut frostig und meist trocken. Gegen Ende der Woche könnte es erneut kalt genug sein, um Schnee zu produzieren.

Soweit die Lage.

Außerdem habe ich mich gerade gefragt, ob „Viertel nach vier“ die korrekte Groß- und Kleinschreibung ist.

Ab durch den Wald: von Winterberg nach Siedlinghausen

Die Schneekanonen haben in der kurzen Kälteperiode ganze Arbeit geleistet. Bei leichten Plusgraden wurde heute am Rauhen Busch meist Niederländisch gesprochen. (foto: zoom)

Man soll stets das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Heute habe ich meinen „Ältesten“ zur Toyota-Werkstatt in Winterberg gefahren. Er hat nach über 20 Jahren schon einmal „Dit und Dat“.

Wie dem auch sei, hatte mir der Wetterbericht trockenes Wetter und Temperaturen über Null vorhergesagt, zwar ohne Sonnenschein, aber ideal zum „Wandern“.

Disclaimer: ich weiß nie, ob ich meine bummelnde Fortbewegung durch den Sauerländer Wald derart sportlich bezeichnen sollte.

„Gehen“ träfe es ebenfalls.

Seit 2006 ein offizielles Naturdenkmal – die über 200 Jahre alte Buche am Rauhen Busch. (foto: zoom)

Streckenbeschreibung: Autohaus Pöllmann in der Remmeswiese, Skilift Rauher Busch, Golfplatz, Minenplätze, Marktplätze, Ennert und ab nach Hause.

Überall stehen geblieben. Geguckt, geknipst und im Laufe der Strecke zwei „Dubbels“ mit Käse gegessen.

Auf dem Golfplatz war nichts los. Die Gaststätte öffnet laut Aushang erst wieder im Frühjahr.  Kein Kaffee. So blieb mir nur der flache Golfer an der Einfahrt zu Shop und Restauration.

Ein einsamer Flachkamerad am Eingang zum Golfplatz (foto: zoom)

Zwei Stunden lang sind mir keine Menschen begegnet, die Schuhe knirschten in der dünnen pappigen Schneeauflage. Ohne Wasserspeicher und Schneekanonen wäre heute kein Wintersport möglich gewesen. Bis Weihnachten bleibt es wohl bei Plusgraden und Regen.

Eine Wärmeperiode bis Silvester ist jedenfalls nicht ungewöhnlich. Danach darf nichts mehr schief gehen, denn die Marke „Winterberg“ hängt vom Schnee ab.

An der Technik wird es nicht scheitern.

Winterberg: Ein Spaziergang durch das Skigebiet

Die Schneekanonen sind im Winterberger Skigebiet, hier unterhalb der Sprungschanze,  aufgestellt. Es fehlen Kälte und Wasser. (foto: zoom)

Es grünt im Winterberger Skigebiet. Bei Temperaturen bis zu 10 Grad plus und nicht vollständig gefüllten Wasserspeichern warten die Skiliftbetreiber auf den Start in die künstliche Beschneiung.

Der Dezember ist, soweit meine Erinnerung nicht täuscht, schon immer ein Wackelmonat gewesen. Milde Temperaturen bis zum Jahresende sind nicht außergewöhnlich. In diesem Jahr kommt noch die Trockenheit hinzu.

Trotz Trockenheit und fehlendem Regen sprudelte Samstag Wasser in den Speicherteich. (foto: zoom)

Der angedachte Saisonstart zum 1./2. Dezember musste ausfallen.

Die Schneelanze bei Möppi produzierte am Sonnabend einen kleinen weißen Haufen, mehr für die Galerie als für die Praxis, denn Winterberg braucht nicht nur Schnee zum Skifahren, sondern auch Schneebilder für die Außenvermarktung.

Ein dünnes Kunstschneeband schlängelt sich bei Möppi den Hang hinunter. Die Schneelanze pustet bei Temperaturen weit über 0° Celsius ein weißes Häufchen on top. (foto: zoom)

Winterberg kann wie andere Skigebiete der Mittelgebirge (Rhön, Harz, Upland) den Saisonstart nicht verlässlich planen. Das wäre kein Problem, wenn der Wintertourismus nach dem Motto „Ist Schnee, dann Ski, kein Schnee, dann eben kein Ski“ funktionieren würde.

Aufgrund der großen maschinellen, quasi industriellen, Aufrüstung der Skihänge, funktioniert solch eine Denke nicht. Die Maschinen müssen eine bestimmte Zahl von Tagen laufen, besetzt mit Touristen, die Skipässe kaufen und ihr Geld in den angeschlossenen Skihütten lassen.

Das Konto „Privat“ muss gefüllt werden und auch die Kreditgeber wollen bedient werden. Die Anlagen müssen abgeschrieben werden.

Trotz aller Unkenrufe, läuft es für die Skiliftbetreiber hervorragend. Keine Pleite. Keiner nagt am Hungertuch. Klimawandel? Bislang sprechen wir nur von Wetterschwankungen.

Wenn irgendwann in dieser Saison die Schneekanonen angeworfen werden und die Touristen aus dem Ruhrgebiet und den Niederlanden in Winterberg einfallen, klingeln die Kassen und es bleibt nur noch ein Problem:

Kilometerlange Staus auf den Einfallsstraßen in den kleine Ort mit den überdimensionierten Skianlagen und der überlasteten Gastronomie – Erstickungstod durch Erfolg, Dauerpräsenz in den Verkehrsnachrichten.

Winterberger Tourismusdirektor bezeichnet WDR-Bericht über die Verkehrssituation an Wintersporttagen als „unseriös“

Nuttlar 2015: An einem Samstagnachmittag staute sich auch hier der Rückreiseverkehr aus den Skigebieten. (archivfoto: zoom)

Wir haben schon einige Mal in diesem Blog auf die Verkehrssituation in Winterberg an Skiwochenenden und in den Skiferien hingewiesen. Siehe beispielsweise ein Beitrag aus dem Jahr 2015 mit dem Titel „Winterberg: Ski und Rodel gut. Doch wie kommt man hin zum „Hochstauerland“ und wie wieder raus?

An Wintersportwochenenden und in den sogenannten Krokusferien (Ferien der Niederländer) mache ich stets einen großen Bogen um Winterberg und überlege mir, wie ich ohne in einen Stau zu geraten beispielsweise nach Olsberg zum Einkaufen und Schwimmen komme. Es kann dann besser sein, über Elpe und Gevelinghausen zum Aqua Olsberg zu fahren als bei Steinhelle an der Stoppstraße zu stehen und den endlosen Autowurm auf der B 480 Richtung Winterberg stehend und staunend zu betrachten.

Auch den Winterbergern ist bewusst, dass die Endlosstaus mit regelmäßiger Erwähnung in den Verkehrsnachrichten die „Marke Winterberg“ beschädigen können.

Erleichterung sollte schon in diesem Winter ein Verkehrsleitkonzept bringen, welches aber kaum gegriffen hat:

https://www1.wdr.de/nachrichten/westfalen-lippe/strategie-verkehr-kurbeitrag-fonds-winterberg-100.html

Im Februar hat das WDR Fernsehen einen Bericht über die unhaltbare Situation gesendet und dazu einen kurzen Artikel veröffentlicht.

„Funktioniert das Winterberger Verkehrskonzept?“ lautete der Titel der gut dreiminütigen Sendung in der Lokalzeit, die hier noch bis Februar 2019 nachgesehen werden kann:

https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit-suedwestfalen/video-funktioniert-das-winterberger-verkehrskonzept-100.html

„(Noch) kein Ende der Staus in Winterberg“, urteilt der zugehörige Artikel:

https://www1.wdr.de/nachrichten/westfalen-lippe/winterberg-verkehrskonzept-stau-100.html

Dem Tourismusdirektor der Stadt Winterberg hat die Berichterstattung nicht gefallen. In der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses vom 22.02.2018 räumt er laut Protokoll den Bericht mit dem Urteil „unseriös“ aus dem Weg. Auf Argumente und Details verzichtet das Protokoll.

Mich hätte schon interessiert, welche Tatsachen und Zusammenhänge in den Berichten des WDR „unseriös“ sein sollen.

Hier der Protokollauszug (Hervorhebung von mir) zum Tagesordnungspunkt 3.3 Anfrage:

„Ein Ausschussmitglied der SPD-Fraktion aus Altastenberg erkundigt sich, bezugnehmend auf einen nicht erfreulichen Medienbericht des WDR zu Verkehrssituation in Winterberg an Wintersportwochenenden, nach dem aktuellen Sachstand zur Umsetzung des neuen Verkehrskonzeptes.
Tourismusdirektor Beckmann teilt daraufhin mit, dass er die Ausführungen des WDR bedauere, weil diese die tatsächliche Verkehrssituation in diesem Winter nicht korrekt wiedergebe und man sie insofern als unseriös einstufen müsse.
Ergänzend hierzu macht er detaillierte Angaben zum Tagesgästeverhalten sowie zur Anzahl an Übernachtungsgästen in den Wintersportwochen im Januar und Februar.
Bezugnehmend auf die Anfrage des Ausschussschussmitgliedes der SPD-Fraktion aus Altastenberg verweist Tourismusdirektor Beckmann auf die Gespräche des Runden Tisches zur Verkehrssituation an Wintersportwochenenden und deren eingesetzten drei Arbeitsgruppen. Was die Etablierung des angedachten digitalen Parkleitsystems angehe, so müsse er wiederholt betonen, dass man mit der hierfür zuständigen Genehmigungsbehörde sich nach wie vor in einem schwierigen Abklärungsprozess befinde und man leider seitens der Behörde noch keine Freigabe in Aussicht gestellt habe.“

Quelle: Mitteilungsblatt für die Stadt Winterberg 23. März 2018, Nr. 6, Woche 12, Seite 23

Die Last ohne die weiße Pracht: Ist Ski-Tourismus in Mittelgebirgslagen bald Geschichte?

An Tagen wie heute mag man nicht an den Klimawandel glauben. (foto; johanna huebner)
An Tagen wie heute mag man nicht an den Klimawandel glauben. (foto: johanna huebner)
Seit einigen Tagen wissen wir, dass auch die Bundesregierung von einer globalen Klimaveränderung ausgeht. Laut den aktuellen Klimaprognosen resultiert daraus, dass sich die Schneegrenze um 300 m in die Höhe verlagert. Demnach soll bald nur noch jedes 10. Skigebiet in Deutschland schneesicher sein.

Klick: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/schnee-in-deutschland-regierung-gibt-zwei-drittel-der-skigebiete-verloren-a-1076520.html

Noch mehr Kunstschnee?

Was das für die Wintersportgebiete im Sauerland bedeutet, lässt sich erahnen. Wie werden die Sportanlagen-Betreiber darauf reagieren? Beabsichtigen sie, dann noch mehr Beschneiungsanlagen einzusetzen? Unserer Meinung nach darf das nicht das Mittel der Wahl sein, allein schon aus dem Grund, weil die für die Kunstschnee-Produktion eingesetzten Energien und Ressourcen sich dann wiederum wie ein zusätzlicher Klimawandel-Turbo auswirken könnten.

Noch mehr Ressourcenverbrauch?

Zu den negativen Auswirkungen des nur noch mit Einschränkungen möglichen Ski-Tourismus in Winterberg gehören, so meinen wir, die Beeinträchtigungen von Natur und Umwelt, sowie der immense Energie- und Wasserverbrauch der für die Produktion von künstlichem Schnee benötigt wird. Denn nach unseren Recherchen verfügt die Wintersportarena Winterberg über ca. 450 „Schnee-Maschinen“ unterschiedlicher Effizienz und Bauart wie beispielsweise Eiskanone, Druckluftkanone, Schneelanze und Vakuum-Schneeerzeuger. Nach offiziellen Angaben sind sie auf rund 90 Prozent aller Pisten im Einsatz.

Noch mehr Fragen?

Die Sauerländer Bürgerliste (SBL/FW) bat mit Schreiben vom 11.02.2016 den Landrat bzw. die bei der Kreisverwaltung angesiedelte Untere Landschaftsbehörde um die Beantwortung einiger Fragen im Zusammenhang mit der künstlichen, weißen Winterpracht:

  1. Mit welcher Begründung wurde in wie vielen Fällen, für welche Standorte jeweils wann der Einsatz des „All Weather Snowmakers“ und der „Snowfactory“ von Ihrer Behörde genehmigt?
  2. Sind die Namen der Betreiber und die Standorte aller „Schnee-Kanonen“ in einer öffentlich zugänglichen Datenbank einsehbar? Wenn ja, in welcher?
  3. Gibt es Hinweise darauf, dass das umstrittene Produkt SnoMax in Skigebieten im Sauerland eingesetzt wurde und wird? Gab oder gibt es entsprechende Überprüfungen, z.B. mittels Schneeproben durch Labortests?
  4. Wie hoch sind die Investitionen, die in den letzten 10 Jahren seitens der öffentlichen Hand in die Skigebiete in und um Winterberg flossen?
  5. Wie beurteilt die Untere Landschaftsbehörde den Energie- und Ressourcenverbrauch durch die Produktion von Kunstschnee?
  6. Wie beurteilt die Untere Landschaftsbehörde mögliche Umweltbeeinträchtigungen, z.B. durch Beeinflussung des Grundwasserspiegels aufgrund des enormen Wasserverbrauchs und eventuelle Veränderungen des Bodens?

Medienkritik: Schneesicherheit im Sauerland bis weit über das Jahr 2030 hinaus?

Skifahren in Winterberg funktioniert mit maschineller Unterstützung. (foto: zoom)
Skifahren in Winterberg, hier 2014, funktioniert mit maschineller Unterstützung.  (fotoarchiv: zoom)

Ein ziemlich schlechter Artikel[1] ist vor einigen Tagen auf derWesten (Westfalenpost, WAZ usw.) erschienen. Für schlecht halte ich ihn aus folgendem Grund:

Meinolf Pape, Sprecher des Skiliftverbandes Sauerland, zieht den „Monitoringbericht 2015 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel„[2] als Beleg für seine eigenen Aussagen heran.

Von einer „Unverfrorenheit“ spreche der 58-Jährige, laut Artikel, angesichts widersprüchlicher Aussagen in der Antwort der Bundesregierung. Und weiter:

“ Auf der einen Seite werde zwei Dritteln deutscher Skigebiete die Zukunft abgesprochen, auf der anderen Seite schreibe der Monitoringbericht 2015 zur Schneesicherheit in den Jahren 1970 bis 2012, dass keine signifikanten Änderungen natürlicher Schneesicherheit registriert worden seien. Pape: „Die Politiker wissen nicht, worüber sie sprechen.““[1]

Der Monitoringbericht wird im Artikel allerdings nicht verlinkt. Google sollte der Freund des Autors sein. Google ist aber auch mein Freund.[2]

Schaut man sich den von Meinolf Pape angeführten Bericht genauer an, vor allem die Seiten 198/199, so widersprechen sie der Aussage des Sprechers des Skiliftverbandes Sauerland.

Ich lese dort beispielsweise auf Seite 198:

„Eine Analyse der Schneehöhendaten der letzten rund vierzig Jahre zeigt, dass die Schneesituation zwischen 1970 und 2012 in allen skitouristischen Räumen sehr wechselhaft war.“

„Eine an mehr als hundert Tagen in der Saison für den alpinen Skisport ausreichende natürliche Schneedecke in allen Jahren bot nur die Zugspitzregion.“

Weiter auf S. 199:

„In den westlichen und zentralen Mittelgebirgen, d. h. in Harz, Sauerland, Rhön, Thüringer Wald und Fichtelgebirge sowie im Schwarzwald sind die Bedingungen grundsätzlich anders. Hier erreichte die natürliche Schneeauflage in den meisten Teilgebieten nur in besonders schneereichen Jahren an mehr als hundert Tagen eine Höhe von mindestens 30 cm. Im Sauerland und in der Rhön war dies in keinem Jahr der Fall.“

Noch einmal zum Mitschreiben:

„Im Sauerland und in der Rhön war dies in keinem Jahr der Fall.“

Was denn nun Herr Karpa und Herr Pape?

Gut zu wissen ist es auch, dass einige Skiliftbetreiber sowieso nicht viel  von Prognosen halten. Wer wisse denn, was in 20 oder 50 Jahren auf dieser Welt los sei. „Das ist unseriös“, so Liftbetreiber Christoph Klante. Er halte Schneesicherheit bis weit über das Jahr 2030 hinaus im Sauerland nicht für Zukunftsmusik.

Belege: 0

[1] http://www.derwesten.de/region/sauer-und-siegerland/wintersport-streit-ueber-den-schnee-von-morgen-id11554535.html

[2] https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/376/publikationen/monitoringbericht_2015_zur_deutschen_anpassungsstrategie_an_den_klimawandel.pdf