Mistwetter in Winterberg. Gelegenheit, um das Oversum-Schwimmbad zu testen.

Blick durch die Winschutzscheiben auf das Oversum in Winterberg (foto: zoom)
Blick durch die Windschutzscheibe auf das Oversum in Winterberg (foto: zoom)

Heute Nachmittag herrschte in Winterberg ein richtiges Mistwetter; eine gute Gelegenheit das Hallenbad im Oversum, welches ich seit der Eröffnung Mitte Mai -damals mit Straßenschuhen- nicht mehr betreten hatte, „anzuschwimmen“.

Ich schreibe im Folgenden nur über das Schwimmbad. Sauna, Sole und Ähnliches liegen außerhalb meiner Kompetenzen und Interessen.

Schwimmhalle bei der Eröffnung (archiv)
Schwimmhalle bei der Eröffnung (archiv)

Mein positives Urteil vorweg: Das Bad macht einen hellen, freundlichen Eindruck. Die Dame an der Kasse ist sehr zuvorkommend und nett. Mit nur drei weiteren Schwimmerinnen und Schwimmern im 25-Meter-Becken kann  ich völlig stressfrei meine 1000 Meter herunter schwimmen.  Soweit empfehlenswert.

Die Öffnungszeiten des Bades sind täglich von 7 – 22 Uhr. Prima.

Wer die Ruhe liebt, wird allerdings nicht unbedingt Dienstag, Mittwoch oder teilweise Donnerstag morgen das Oversum Bad nach 8 Uhr aufsuchen. Dann nämlich belegen die Winterberger Schulen einige Bahnen oder das ganze Becken.

Die Preise für Winterberger (Personalausweis) betragen Montag bis Donnerstag 4 Euro/2 Std., Freitag bis Sonntag 5 Euro / 2 Std.

Eine durchdachte Mehrfachkarte scheint es noch nicht zu geben, ebenso wird nach Auskunft an der Kasse an akzeptablen Preisen für Dauerkarten gebastelt. Die Jahreskarte kostet zur Zeit laut Aushang 295 Euro.

Als Hobby-Schwimmer kenne  ich  einige andere Schwimmbäder in der Umgebung. Und da fällt mir im Vergleich zum nahegelegenen Aqua in Olsberg auf:

Im Gegensatz zum Schwimmbad in Olsberg
hat das Oversum kein echtes Außen-Schwimmbecken.

In Olsberg bezahle ich für einen 20er-Eintrittchip 45 Euro. Macht 2,25 Euro pro Besuch der außerdem drei statt zwei Stunden wie in Winterberg dauern darf: weniger als die Hälfte des Preises für anderthalb mal längere Schwimmzeit.

Weitere Kleinigkeiten: der Kassenautomat war nicht in Betrieb und die Schlösser einiger Schließfächer, in die die Eintrittskarte hineingeschoben werden muss, hakten und waren somit nicht bedienbar.

Merkwürdig: Im Internet und insbesondere auf der Website der Stadt Winterberg ist das Oversum Schwimmbad anscheinend nicht mit einer offiziellen Seite vertreten.

Vorläufiges Fazit: Schwimmen sehr gut. Kasse freundlich. Preisgestaltung verbesserungswürdig. Internetauftritt mangelhaft.

Die anderen genannten Kleinigkeiten schauen wir beim nächsten Schwimmen wieder nach.

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Zimmer mit Aussicht: Holzbalken um das Oversum (foto: zoom)
Zimmer mit Aussicht: Holzbalken um das Oversum (foto: zoom)

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Hundertwassertoilette in Wien (foto: rose)
Hundertwassertoilette in Wien (foto: rose)

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Eröffnung des Oversum – Besuch macht klug

Das PPP-Projekt "Oversum" in Winterberg wird eröffnet. (foto: zoom)
Das PPP-Projekt "Oversum" in Winterberg wird eröffnet. (foto: zoom)

Egal, wo sich Bewohner oder Touristen in Winterberg aufhalten, das Oversum ist von vielen Ecken der Stadt aus zu sehen. Am Donnerstag ist es nun endlich so weit. Riesige Plakate an den Straßen nach Winterberg machen auf die Eröffnung des Vital Resort Winterberg am 17. Mai 2012 aufmerksam.

Die Stadtbewohner scheinen sich in zwei Lager zu teilen: Die einen , die sagen: „Da geh ich doch nicht hin. Dies teure Ding!“ und in die anderen, die sich alles mal angucken wollen, die vielleicht nur neugierig sind oder aber das neue Wahrzeichen der Stadt richtig gut finden.

Inzwischen hat die Westfalenpost in ihrer Print-Ausgabe über den spektakulären Ausblick aus den Hotelzimmern ebenso berichtet, wie über den Charme von Gängen, die eher an Jugendherbergen erinnern. Nun ja, wir werden sehen.

Um 10.00 Uhr geht es am Donnerstag los, „…mit buntem Familienprogramm!“, wie Plakatwände und Werbeeinlagen der Lokalblätter versprechen. Für Kinder werden u.a. eine Hüpfburg, Glücksluftballons und ein Malwettbewerb angeboten. Erwachsene können Präsentationen von Healthclubs sowie Entspannungs- und Bewegungsinstituten bewundern, oder auf dem „Eventplatz“ mitbekommen, wie Radio Sauerland Radio macht. Das Programm wirkt insgesamt recht kommerziell, was jedoch zu dem Gesamtkonzept des PPP- Projekts Oversum passt.

Hingehen: Besuch macht klug.

Das Oversum macht auf … Donnerstag, 17. Mai: Tag der Offenen Tür

Das PPP-Projekt "Oversum" in Winterberg wird eröffnet. (foto: zoom)
Das PPP-Projekt "Oversum" in Winterberg wird eröffnet. (foto: zoom)

Meldung der Stadt Winterberg:
„Nach mehr als zehn Jahren Planung und zwei Jahren Bauzeit ist es endlich soweit: Das OVERSUM Vital Resort in Winterberg öffnet seine Türen. Für rund 35 Millionen Euro ist ein Leuchtturmprojekt für das gesamte Sauerland entstanden.

Am Mittwoch, 16. Mai, werden Stadt, Investor und Betreiber das OVERSUM Vital Resort im Rahmen einer Feierstunde seiner offiziellen Bestimmung übergeben.

Einen Tag später, am Donnerstag, 17. Mai, sind Bürger und Gäste zu einem Tag der Offenen Tür eingeladen, um alles kennenzulernen.“

Quelle: Facebook

PPP-Leuchtturm-Projekte – eine Spur des Scheiterns

Das PPP-Projekt "Oversum" in Winterberg wird demnächst eröffnet: Ratssitzungen und Verträge sind geheim. (foto: zoom)
Erfolg oder Scheitern? Das PPP-Projekt „Oversum“ in Winterberg wird demnächst eröffnet: Ratssitzungen und Verträge sind geheim. Beurteilung nicht möglich. (foto: zoom)

Das PPP-Projekt „Oversum“ in Winterberg ist eines von unzähligen Public-Private-Partnership Unternehmungen in Deutschland. Die Grundlagen des Projekts kann die allgemeine Öffentlichkeit nicht beurteilen, da Verträge, Ratsprotokolle und sogar die Ratssitzungen, auf denen Entscheidungen über die Investitionsbeteiligung der Stadt Winterberg beschlossen wurden, geheim sind. Sie sind der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Ratsvertreter, die an den Sitzungen teilgenommen haben, dürfen nichts verraten.

Da wir keinen Zugriff auf die „harten“ Informationen und Fakten haben, können wir das Projekt nicht ausreichend beurteilen. Wir sind auf Mutmaßungen angewiesen. Top oder Flop? Keine Ahnung.

Was das „Oversum“ angeht, warten wir also einfach ab, bis entweder die ersten Risse in der Mauer des Schweigens aufbrechen oder „irgendwo ein paar Dokumente vom Lastwagen fallen“.

Unsere Überlegungen und Argumente sind hier im Blog in zahlreichen Artikeln nachzulesen. Die Rolle der lokalen Medien, insbesondere der Westfalenpost, haben wir hier angesprochen.

Auf der Website „Gemeingut in BürgerInnenhand“ dokumentiert Werner Rügemer zwölf PPP-Projekte des neuen Jahrtausends beginnend 1999/2000 bis 2011 als „eine Spur des Schreckens“.

Im Jahr 2008 findet sich bemerkenswerterweise mit dem „Gesundheits- und Badepark Leimen“ auch der Investor s.a.b. des Winterberger „Oversum“ unter den gescheiterten Projekten.

Die Gesamtbilanz von Rügemer lautet:
„Zwölf Jahre lang hat man uns mit Versprechungen zu PPP überschüttet. Länder und Gemeinden haben wie im Rausch in hunderten von PPP-Projekten das Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler verprasst. Heute, im Jahr 2012, ist das Erwachen böse. PPP sei schneller, effizienter, nachhaltiger – nichts davon hat sich bewahrheitet. Es gibt exorbitante Baukostensteigerungen wie bei der Hamburger Elbphilharmonie. Laufende Kosten stellen sich als weit überhöht heraus wie bei den 90 Schulen im Landkreis Offenbach. Schon nach einem Jahr bröckeln Straßenbeläge wie bei der A1 zwischen Hamburg und Bremen. Wir dokumentieren für die vergangenen 12 Jahre pro Jahr exemplarisch ein PPP-Projekt. Einige davon waren Pilotprojekte, andere ‚Leuchttürme, dritte erhielten den „PPP-Innovationspreis“. Die Erfahrungen mit diesen „herausragenden PPP-projekten stehen für die das Scheitern des Prinzips PPP, aber sie belegen auch konkret wie dieses Scheitern aussieht und wie es das Gemeinwohl schädigt.“

Gras wachsen hören I: Oversum Winterberg

Das Oversum in Winterberg (archiv: chris)
Das Oversum in Winterberg (archiv: zoom)

Seit bekannt werden des PPP Projekts „Oversum“ (vormals „Aquasphere„) in Winterberg stehen wir sowohl den Umständen der Projektplanung als auch der Berichterstattung in den Medien (Reklamezeitungen, Westfalenpost, Radio Sauerland) sehr kritisch gegenüber.

Unsere Kritik hat sich auf genau zwei Punkte konzentriert:

Zum einen haben wir mit ungläubigem Erstaunen die absolute Geheimhaltung der Verträge zwischen der Stadt Winterberg, dem Investor s.a.b. und allen weiteren Beteiligten zur Kenntnis genommen. Sämtliche Entscheidungen über das Projekt wurden in nichtöffentlichen Rats- und Ausschusssitzungen beschlossen.

Mehrere dieser Sitzungen waren so geheim, dass sie noch nicht einmal mit Termin im Sitzungskalender des Ratsinformationssystems der Stadt Winterberg auftauchten.

Die von den Bürgerinnnen und Bürgern gewählten Vertreter der Stadt Winterberg sind gewissermaßen vor der Öffentlichkeit abgetaucht.

Zum anderen haben es die Medien dieser Stadt zu keinem Zeitpunkt für nötig erachtet, Fragen zu formulieren, Fragen zu stellen und Fragen zu klären, zu recherchieren. Sie sind wie stets die zahnlosen Schoßhündchen der Politik und der Wirtschaftsinteressen Winterbergs.

Jetzt hören wir das Gras wachsen. In seiner Neujahrsansprache ging Bürgermeister Werner Eickler auch auf das „Thema: PPP und Gemeinschaftsprojekte“ ein.  Nach einer längeren Lobeshymne stoßen wir auf folgenden Satz:

„Meine Damen und Herren, hätten wir das Oversum (nur um nicht hier und da auch Kompromisse schließen zu müssen) ganz allein auf die Beine stellen wollen, dann hätten wir auch 35 Mio. € ganz allein bezahlen müssen. Sie wissen, dass das nicht ging. Also: Sollte er(sic!) ein oder andere mit dem ein oder anderen demnächst vielleicht nicht ganz zufrieden sein, wäre es gut, sich hieran zu erinnern.“

Fassen wir zusammen: Wir kennen die Verträge nicht, wir wissen nicht wie, wo und an wen Gelder geflossen sind und fließen werden, wir wissen nicht wie Gewährleistungen abgewickelt werden, wenn Subunternehmen oder gar der Investor Pleite gehen. Alles ist geheim.

„Sollte er ein oder andere mit dem ein oder anderen demnächst vielleicht nicht ganz zufrieden sein, wäre es gut, sich hieran zu erinnern.“

Hier versucht jemand, vorsichtig zurückzurudern. Wir sollen uns anscheinend auf schlechte Nachrichten einstellen.

Wird gemacht, Chef.

PPP und PKSP – Von Akronymen, Zeitgeist-Floskeln und Meinungsmache rund um das Oversum Winterberg

Das PPP-Projekt "Oversum" in Winterberg. (foto: chris)
Das PPP- Projekt „Oversum“ in Winterberg. (foto: chris)

Das Kürzel ‚PPP‘ für Private Public Partnership Program wird im Sauerland gemeinhin mit dem ‚Leuchtturmprojekt‘ Oversum in Winterberg verknüpft.

Das Konzept vom privaten Investor und dem kommunalen Auftraggeber war eine Herzensangelegenheit der Britischen Regierung unter Toni Blair in den ersten Jahren dieses Jahrtausends.

Oversum in Winterberg, dessen Form weniger an einen Leuchtturm als an ein dickes Ei erinnert, ist ein solches PPP. Doch nicht nur das. Es ist auch ein PKSP. Noch nie gehört? PKSP steht für: Privat Kommunale Synergie Projekte. Dieses Akronym scheint von der s.a.b., dem Privatinvestor Winterbergs, kreiert worden zu sein, denn bei google tauchen beide Abkürzungen stets zusammen auf.

Im Behörden-Spiegel (Herausgeber: Rudolf Scharping) findet sich unter der Überschrift Privat-Kommunale-Synergie-Projekte (PKSP) ein Beispiel für Eigenwerbung des s.a.b. Geschäftsführers Wolfram Wäscher.

Wäscher streicht den Verantwortlichen der Stadt Winterberg Honig um den Bart.  Sie seien „kluge und zielorientiert handelnde Verwaltungs- und Ratsmitglieder“, die Kommune verfüge über eine „visionäre Spitze in Verwaltung und Rat“.

Das Entwicklungskonzept der Stadt sehe, so Wäscher,  eine „Impulsinvestition“ von 30 Millionen Euro vor, gefolgt von Folgeinvestitionen von 70 Millionen Euro in den nächsten 5 Jahren. Wer hier was zu welchen Bedingungen zahlt, wird nicht aufgeschlüsselt. Aber Wäscher verspricht, dass durch die 100 Millionen Euro Investitionen plus Umwegsrentabilität, Winterberg ein Konjunkturprogramm erhalte, welches weder den städtischen Haushalt noch die Bürger belaste.

Aber was ist Umwegsrentabilität? Rentabilität ist klar, das ist „das Verhältnis einer Erfolgsgröße (zum Beispiel Gewinn) zum eingesetzten Kapital“. Aber Umwegsrentabilität?

Laut wikipedia handelt es sich bei Umweg(s)rentabilität um den Nutzen wirtschaftlicher Investitionen, der indirekt erzielt wird. Der zukünftige Gast im Oversum nutzt die Winterberger Liftanlagen, frequentiert die Winterberger Cafes und Restaurants, Winterberg zieht zusätzliche Besucher an, die sich auf private Quartiere und Hotels verteilen.  Winterberg wird somit attraktiver. Nicht nur deutsche und niederländische Rentner wollen zukünftig dort leben, sondern auch andere Menschen.

Dass sich diese Umwegrentabilität weder in absoluten Zahlen noch in Prozentzahlen umrechnen lässt, liegt nahe. So ist sowohl die Prognose als auch die nachträgliche Abrechnung schwierig. Das Konzept der Umwegrentabilität eignet sich somit eher zur Legitimation von wirtschaftlichen Projekten in der politischen Diskussion. Eine betriebswirtschaftlich bezifferbare Kategorie ist sie nicht.

Da wird dem geneigten Leser suggeriert, man habe das Projekt nach den Regeln der Betriebswirtschaft durchgerechnet. In Wirklichkeit rechnen die Verantwortlichen mit Hoffnungen und Projektionen.

Elbphilharmonie im Bau (foto:   )
PPP- Projekt Elbphilharmonie mit Tickets ohne Konzerte (foto: anne rose)

Eine weitere Umwegrentabilität ist der Zugewinn an Prestige. Geht es den Winterberger Politikern ähnlich wie dem ehemaligen Hamburger Bürgermeister Ole von Beust mit seiner Elbphilharmonie? Wollen die Herren mal so etwas richtig Großes bauen? Welcher Mann träumt nicht davon, sich einmal ein Denkmal zu setzen.

Aber Vorsicht meine Herren, nicht jeder kann sich bei Scheitern des Projekts nach Sylt absetzen…

Es wird einfach nicht besser: s.a.b. und Oversum verursachen bei mir immer noch Bauchschmerzen.

Das Public Private Partnership Projekt "Oversum" wächst in Winterberg. (foto: chris)
Das Public Private Partnership Projekt „Oversum“ wächst in Winterberg. (foto: chris)

Wir haben in unserem Blog schon oft das Thema „Oversum“ in Winterberg angesprochen und uns darüber beklagt, dass weder  in der lokalen Presse noch in den Veröffentlichungen der Stadt, sowie der angeschlosssenen PR-Maschinerie wesentliche Informationen zum Millionen-schweren PPP Projekt in Winterberg zu finden sind.

Komisch, es geht um riesige Beträge, für die letztendlich der Steuerzahler gerade stehen muss, und die Informationspolitik ist auf Null oder Nebel getunet.

Welche Vermutungen und Anzeichen für ein kommendes Desaster gibt es?

Die Google Suche nach dem Investor s.a.b. scheint von negativen Einträgen gereinigt zu sein.

Im Hotelbereich ist ein niederländisches Unternehmen abgesprungen, ohne dass die Gründe den Bürgern bislang erklärt worden wären: „War zunächst das holländische Unternehmen Sandton Hotels vorgesehen, wird nun das Unternehmen Concordia Wellness & SPA Hotel aus Oberstaufen nicht nur das 4 Sterne S-Hotel betreiben.“

Dieses Zitat aus einem Westfalenpost-Artikel hatte uns veranlasst, die Sandton Hotels um eine Erklärung zu bitten. Die Antwort steht noch aus.

Über das PPP Projekt wurde in zwei ganztägigen Ratssitzungen abgestimmt. Diese Sitzungen selbst tauchen im Ratsinformationssystem anscheinend nicht auf. Normal wäre es gewesen, den Termin wie alle Ratssitzungen zu veröffentlichen, mit dem Zusatz in der Art: Tagesordnung „PPP Projekt Oversum“ –  nichtöffentlich.

Wir haben bislang kaum verdeckte Informationen aus der verschlossenen Auster Winterberg zugespielt bekommen. Das ist an sich auch schon ein Hinweis auf sehr große Anstrengungen, die Reihen geschlossen zu halten.

Die größte Oppositionspartei der Stadt Winterberg, die SPD, schweigt.

Bei Werner Rügemer, Heuschrecken m öffentlichen Raum, Bielefeld 2011, lesen wir über den Investor s.a.b. auf Seite 193:

„Der Bäderbetreiber s.a.b. verlangte schon nach einem Jahr statt der vereinbarten jährlichen Miete von 450.000 Euro das Doppelte. Als die Stadt nicht zahlte, schickte der Investor seine Projektgesellschaft in die Insolvenz. Die Stadt  muss nach langwierigen und teuren Verhandlungen mit einer zusätzlichen Kostenbelastung neu anfangen.“

Ich habe bislang noch nicht gehört, dass es eine einstweilige Verfügung gegen diese Behauptung gegeben hätte.

Die Leimener Vorgänge waren zum Zeitpunkt der Vertragsabschlüsse in Winterberg bekannt. Die bürgerliche Badische Allgemeine Zeitung schreibt beispielsweise im Oktober 2008:

“ … warum es mit dem PPP-Vertrag nicht geklappt hat, könnten sich andernorts die Verantwortlichen in den Hintern beißen, dass sie sich auf ein solches Geschäft eingelassen haben. In Leimen sehen sich zwei Jahre nach Inbetriebnahme eines neuen Bades die Stadtväter vor die Alternative gestellt, dem privaten Betreiber statt der ursprünglich vorgesehenen knapp halben Million Euro eineinhalb Million Euro zu zahlen oder die Schließung in Kauf zu nehmen und auf einer halben Million Zinsverpflichtung sitzen zu bleiben. Dabei trägt das vereinbarte Modell durchaus auch am Hochrhein bekannte Züge: Laufzeit 30 Jahre, jährlich steigende Belastung, nur dass der Partner nicht Interspa, sondern die Firma s.a.b. /Friedrichshafen ist, die mit einer viel höheren Besucherzahl kalkuliert hat  …“

Auf der Website von Attac heißt es zum Verhalten der Politiker:

“ … Angesichts leerer Kassen, unterstützt durch das gerade erlassene Schuldenbegrenzungsgesetz, fühlen sich die Politiker in die Ecke gedrängt, denn sie dürfen nicht zu viele Schulden machen. Mit PPP ist scheinbar mit einem Schlag das gesamte Problem lösbar: die Miete ist zwar ein versteckter Kredit und damit Schulden, wird aber im Haushaltsplan nicht als solcher ausgewiesen – ein übler Trick. Eine mit PPP renovierte Schule scheint schöner und effizienter und die Parteien können sich die kurzfristige Ausgabenersparnis auf die Fahnen schreiben, mit denen sie in den kommenden Wahlkampf ziehen. Der Weg in die kommunale Schuldenfalle ist nur eine der negativen Spätfolgen von PPP. Und noch nicht einmal die schlimmste …“

Im Mai hatten wir einen sehr informativen Artikel über PPP-Projekte, darüber hinaus auch schon über die Rolle der s.a.b. veröffentlicht.

Zur Überschrift stehen wir noch heute:

Über die Risiken von Public-Privat-Partnership. Den Winterbergern bleibt zu wünschen, dass ihr PPP-Projekt „Oversum“ gut funktioniert.

P.S. Wir benötigen in diesem Fall keine bauchgesteuerten Meinungen, selbst wenn es Zustimmungen sein sollten, sondern Fakten 😉 Jedes noch so klitzekleine Faktum zählt! Es geht immerhin um sehr viel Geld.