Ich hatte mich auf das Langstreckenschwimmen in der Ostsee gefreut, aber leider habe ich eine echte Quallen-Phobie. Ich kann die Dinger zwar anfassen, untersuchen, beobachten, sezieren, aber der Gedanke, dass mich diese Gallert-Ungeheuer beim Schwimmen BERÜHREN, lässt mich schaudern.
Qualle im Wasser – ich draußen.
Heute schwammen wieder besonders viele Exemplare in der Ostsee, und so haben wir uns geeinigt: Ihr die Ostsee – wir das Hallenbad in Niendorf.
Da kann man natürlich nicht so schön schwimmen, Bahnen ziehen, wie in Olsberg oder Siedlinghausen: 28° Celsius, Wärmeschock, Salzwasser, das Becken voller Rheumakranker, aber immerhin KEINE QUALLEN.
Na ja, die sehen sich ja auch nicht als Schwimmbäder, sondern als Therme oder Wohlfühloasen.
Ich als Schwimmbadkonservativer arrangiere mich lieber mit den Omas und Opas (werde irgendwann selbst einer sein) und halte den Kopf über Wasser, denn das Salz brennt fürchterlich in den Augen, bevor ich 23 Euro latze.
Das Hallenbad in Niendorf ist eine der großen positiven Ausnahmen an der Ostseeküste, ein Leuchtturm der Schwimmvernunft.
Vor einen paar Tagen habe ich per Post eine Ausweis von der Stadt Winterberg erhalten. Der „BadAusweis … für ihr Bad im Oversum“ berechtigt mich zu einem ermäßigten Einzeleintritt von 4,00€ statt 4,50€ ins Schwimmbad in Winterberg.
Darüber hinaus muss ich als Winterberger Bürger mit diesem Ausweis keine Parkgebühren vor dem Oversum bezahlen. Oder anders: Ich muss sie zwar bezahlen, bekomme sie aber an der Kasse erstattet.
Ich gehe nämlich sehr gerne ins Oversum-Schwimmbad. Die Öffnungszeiten sind phantastisch: abends bis 22 Uhr.
Da kann ich dann vorher noch am Schreibtisch sitzen, um 20 Uhr aufspringen und eine halbe Stunde später schon meine Bahnen in Winterberg ziehen.
Für mich phantastisch #2: das 25-Meter Becken ist zur Zeit noch(?) relativ leer. Mal schwimme ich alleine, mal sind da noch zwei bis drei MitschwimmerInnen. Wer die überfüllten Hallenbäder in Großstädten kennt, wo mit Hauen, Schlagen und Ellenbogen die Bahnen erobert und verteidigt werden, weiß: das Oversum ist für mich Entspannung pur.
Soweit die erste, meine egoistische Seele.
Jetzt zur anderen Seite.
Wie soll sich ein Schwimmbad finanzieren, in dem sich derart wenige SchwimmerInnen aufhalten? Wird da der Betreiber nicht irgendwann die Brocken werfen? Na, ja – vorher vielleicht noch meine geliebte abendliche Schwachlastzeit verkürzen, denn das Personal muss bezahlt werden und kann nicht nur so herum sitzen, um mich und ein paar Hanseln zu bewachen.
Und wenn das nichts hilft: endgültig die Brocken werfen?
Sehr wahrscheinlich hat die Stadt dieses Problem ebenfalls gesehen. Gemeinsam mit der Sparkasse Hochsauerland haben sie dann diese Aktion „BadAusweis“ gestartet und sich Folgendes gedacht:
Wenn unsere Winterberger Bürger erst einmal den Ausweis in der Hand haben, dann werden sie pötzlich „Hoppla!“ denken: „Klar, Mensch … da ist ja noch unser Schwimmbad! Nix wie hin und rein!“
Ich weiß nicht, ob Schwimmbad-Marketing so funktioniert, aber ich kenne die „Dorf-Gerüchte“. Und die gehen so:
Einige Winterberger hätten den „BadAusweis“ schon empört an die Stadt Winterberg zurückgeschickt. Grund: Das Geld hätte man lieber für beispielsweise das Bad in Siedlinghausen verwenden sollen. Wie viel Porto sei da allein verbraten worden!?
Meine Beobachtungen und Gedanken:
Seit es die Karte gibt, habe ich keine größere Zahl an SchwimmerInnen im Bad gesehen. Gut – das ist subjektiv, aber mehr als meine Augen habe ich nicht.
Der Ausweis nützt mir persönlich gar nichts, da ich ein Viel-Schwimmer bin. Ich kaufe mir eine 10er-Karte für 35 Euro. Die ist für mich als Winterberger nicht preiswerter als für beispielsweise einen Dortmunder oder Venloer .
Für die Reduktion des Einzeleintritts und den Erlass der Parkgebühr hätte es auch eine Karte getan, die jede WinterbergerIn schon bezahlt hat und besitzt: der Personalausweis.
„Komm wir wollen los, sonst ist es schon so voll!“ – So ging es jeden Sonntag, wenn meine Mutter mich antrieb, um endlich zum Winterberger Freibad fahren zu können.
Ich kenne das 50-Meter-Becken seitdem ich schwimmen kann. Jeden Sommer fuhr ich als Kind mit meinen Geschwistern und Eltern in das nahe gelegene Winterberg, um dort das Hallen- und Freibad zu besuchen.
Der ersten Sprung vom 3-Meter Brett und das Abzeichen „Seepferdchen“ folgten. Leider war der große Sprungturm bereits außer Betrieb. Irgendwann wurde er abgerissen.
Das Personal war immer freundlich
Ich erinnere mich an den Tag, als wir im Buchenweg bei durchwachsener Witterung ankamen und der Bademeister sagte: „Wie, bei den Temperaturen wollt ihr ins Freibad? Eigentlich haben wir heute nur das Hallenbad aufgemacht, aber wenn ihr schon mal hier seid, dann mache ich euch das Freibad auf!“ Auch weil das Schwimmen durch das Freibad nahe der Bobbahn irgendwann so dazugehörte, trat ich später in die DLRG ein.
Die letzte Chance Ich erinnere mich aber auch an die Aussage im August 2011, als mir der Bademeister erzählte, dass es nun bald vorbei sei und ich jetzt die letzte Chance hätte das Freibad nochmal zu besuchen.
Umso mehr bedauere ich als langjähriger Besucher des höchstgelegenen Freibades Nordrhein-Westfalens die Schließung am 22. April 2012 (siehe auch hier im Blog).
Freibad mit Charakter
Die tolle Liegewiese, auf der wir all die Jahre an der gleichen Bank in der Sonne lagen, den Erlebnispilz, die Sprungtürme, den Volleyballplatz, das Eis am Kiosk und die freundlichen Bademeister, der immer in seinem Liegestuhl vor dem Aufsichtshäuschen saß.
Das Winterberger Freibad hatte Charakter wie kein zweites. Lage, Leute und das Panorama machten es einzigartig. Eines der lohnenden Objekte, um Winterberg besuchen zu kommen.
Das Freibad heute – ein trauriges Bild
Das Bild was sich mir im Juli bot, als ich nachsehen wollte was aus dem Freibad geworden ist, war traurig. Ein kleines Informationsschild über die Schließung an der Tür, der ungemähte Rasen der riesigen Liegewiese, das vom Unkraut befallene Pflaster, der heruntergekommene Spielplatz und das grünliche Wasser im Außenbecken – traurig!
Heute Nachmittag herrschte in Winterberg ein richtiges Mistwetter; eine gute Gelegenheit das Hallenbad im Oversum, welches ich seit der Eröffnung Mitte Mai -damals mit Straßenschuhen- nicht mehr betreten hatte, „anzuschwimmen“.
Ich schreibe im Folgenden nur über das Schwimmbad. Sauna, Sole und Ähnliches liegen außerhalb meiner Kompetenzen und Interessen.
Mein positives Urteil vorweg: Das Bad macht einen hellen, freundlichen Eindruck. Die Dame an der Kasse ist sehr zuvorkommend und nett. Mit nur drei weiteren Schwimmerinnen und Schwimmern im 25-Meter-Becken kann ich völlig stressfrei meine 1000 Meter herunter schwimmen. Soweit empfehlenswert.
Die Öffnungszeiten des Bades sind täglich von 7 – 22 Uhr. Prima.
Wer die Ruhe liebt, wird allerdings nicht unbedingt Dienstag, Mittwoch oder teilweise Donnerstag morgen das Oversum Bad nach 8 Uhr aufsuchen. Dann nämlich belegen die Winterberger Schulen einige Bahnen oder das ganze Becken.
Die Preise für Winterberger (Personalausweis) betragen Montag bis Donnerstag 4 Euro/2 Std., Freitag bis Sonntag 5 Euro / 2 Std.
Eine durchdachte Mehrfachkarte scheint es noch nicht zu geben, ebenso wird nach Auskunft an der Kasse an akzeptablen Preisen für Dauerkarten gebastelt. Die Jahreskarte kostet zur Zeit laut Aushang 295 Euro.
Als Hobby-Schwimmer kenne ich einige andere Schwimmbäder in der Umgebung. Und da fällt mir im Vergleich zum nahegelegenen Aqua in Olsberg auf:
Im Gegensatz zum Schwimmbad in Olsberg hat das Oversum kein echtes Außen-Schwimmbecken.
In Olsberg bezahle ich für einen 20er-Eintrittchip 45 Euro. Macht 2,25 Euro pro Besuch der außerdem drei statt zwei Stunden wie in Winterberg dauern darf: weniger als die Hälfte des Preises für anderthalb mal längere Schwimmzeit.
Weitere Kleinigkeiten: der Kassenautomat war nicht in Betrieb und die Schlösser einiger Schließfächer, in die die Eintrittskarte hineingeschoben werden muss, hakten und waren somit nicht bedienbar.
Merkwürdig: Im Internet und insbesondere auf der Website der Stadt Winterberg ist das Oversum Schwimmbad anscheinend nicht mit einer offiziellen Seite vertreten.
Wo ich gerne wohne, muss es gute öffentliche Verkehrmittel, Radwege, schöne Laufstrecken und ein Schwimmbad geben. Schöne Laufwege gibt es in Siedlinghausen im Hochsauerland zu Genüge und das Schwimmbad hat seit dem 3. Oktober endlich wieder geöffnet.
Heute Abend habe ich mir den Stress endlich wieder wegschwimmen können. Das funktioniert wunderbar. Ich kann es empfehlen.
Schon seit einigen Jahren werden Frei- und Hallenbad vom Bäderverein Siedlinghausen getragen. Die Kommune Winterberg schaut derweil, dass sie so viele kommunale Einrichtungen wie möglich privatisiert.
Das senkt Kosten und entspricht dem Zeitgeist.
Der Bäderverein, immerhin nach dem Schützenverein der zweitgrößte Zusammenschluss im Ort, ist auf Zuschüsse der Stadt angewiesen. Ein Profit-Center werden und können die „Negertaler Badebetriebe“ niemals werden.
Wenn die Stadt Winterberg, deren zweitgrößter Ortsteil Siedlinghausen ist, einmal den Geldhahnn zudrehen sollte und größere Reparaturen sowie Renovierungen anstehen, könnte es trotz Eigenleistung, Ehrenamt und Spenden eng werden.
Dann blieben nur noch die schönen Laufstrecken. Bis dahin:
Meine Schwimmbad-Vorlieben sind konservativ. Am liebsten ist mir der Beckentypus „praktisch , rechteckig und leer“. Daher schwimme ich auch gern im Hallenbad mit Minimalbesatz und das möglichst kurz vor Schluss, wenn alle anderen Schwimmerinnen und Schwimmer noch einmal ausgiebig duschen. Wie heute Abend. Fast ein Live-Bild aus dem Hallenbad in Siedlinghausen:
Das Hallenbad am Freitag Abend: Fast Live
Hier bin ich beim Schwimmen zu sehen. Da ich aber gerade fotografiere, fehlt mein Körper notgedrungen im Wasser, welches sich noch von meinen Schwimmbewegungen kräuselt.
Die „Karte“ ist allerdings keine Karte, sondern ein Chip.
Eingang zum Olsberger Bad
Zwischen Arbeit am Morgen und einem Schachwettkampf am Nachmittag konnte ich endlich einmal wieder ein entspannendes „1000 m Bahnenschwimmen“ einschieben.
Das 25-Meter Becken war zu meiner Freude fast leer. Ob es dem Betreiber zum freudigen Jauchzen bewegt, wage ich zu bezweifeln.
Das Schwimmen hatte den schönen Effekt, dass ich, trotz wenigem Schlaf und Stress am Morgen, dann am Nachmittag ganz ruhig und sediert mit Schwarz spielend vor dem Schachbrett saß und die Muße hatte, eine Partie für die Schachfreunde Josefsheim Bigge zu gewinnen.
Nach Weiss Lg3 spielte Schwarz Txg3 und Weiss gab auf:
Nach dem Freibad verschwindet nun auch das alte Hallenbad am Volkspark in Dinslaken.
Dem Schwimmbecken weine ich keine Träne nach: Zu klein, das Wasser zu unruhig und immer stark gechlort. Vermisst habe ich schon lange das Freibad. In dem wunderbaren 50m Überlaufbecken hatte ich den überschüssigen Zorn meiner Jugendjahre in tägliche 1000m Schwimmlagen umgewandelt. Doch was kommt nun?
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