Pressemeldung der SBL: Flüchtlingspauschale – Kritik an ungerechter Verteilung von Landesmitteln. Profiteure und Verlierer?

SblWordle20160105Die ungleiche Verteilung der Flüchtlinge und die Aufteilung der Landesmittel nach 100%-Quoten statt nach den tatsächlichen Zuweisungszahlen stehen in der Kritik.

(Pressemeldung der Sauerländer Bürgerliste vom 5. Januar 2016)

„Focus online“ berichtete am 19.12.2015, das Land NRW überweise 162 Millionen Euro für die Unterbringung von Flüchtlingen an die falschen Kommunen. Einige Städte, u.a. Düsseldorf und Köln, profitierten besonders von der Fehlsteuerung. Der Grund liege in der Abweichung der Zahl der tatsächlich in den Kommunen lebenden Flüchtlinge vom vorgesehenen Verteilungsschlüssel.

In der Online-Ausgabe der Zeitung „Der Patriot“ wird am 22.12.2015 der CDU-Landtagsabgeordnete Werner Lohn mit der Aussage zitiert: „Flüchtlinge, die hier leben, werden bei den Landespauschalen nicht berücksichtigt, obwohl sie von den kreisangehörigen Kommunen versorgt und betreut werden.“ Das Ergebnis sei, dass durch jeden Flüchtling, der von einer Kommune zusätzlich über die gesetzliche Quote aufgenommen werde, ihr im Jahr 2016 10.000 Euro Landesmittel entgingen. Nach einer von der Zeitung veröffentlichten Grafik liegen die Quoten in 10 der 14 Gemeinden des Kreises Soest ziemlich nahe bei 100% des Solls, in Soest bei etwa 190% und in Wickede, Rüthen und Möhnesee zwischen 284% und 260%.

Der Landtagsabgeordnete Jens Kamieth aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein erklärt auf seiner Internetseite, dass die tatsächliche Zuweisungsquote in Bad Berleburg bei 167,13%, in Bad Laasphe 170% und in Burbach sogar 245,66 Prozent liege. Daraus würden sich für die Kommunen im Kreis Siegen-Wittgenstein negative finanzielle Folgen ergeben, im Gegensatz zu vielen großen Kommunen an Rhein und Ruhr, die ihre Aufnahmequoten nicht erfüllen.

Glück für Meschede? Pech für Eslohe?

Eslohes Bürgermeister Kersting äußerte sich zur Verteilung der Landesmittel für die Finanzierung der Flüchtlingsunterbringung unter einem speziellen Aspekt. In der WP vom 29.12.2015 sprach er von einer „unglaublichen Fehlsteuerung“. Die Gemeinde Eslohe werde im Vergleich zur Stadt Meschede finanziell benachteiligt, weil Flüchtlinge, die in den beiden vom Land betriebenen Notunterkünften in Meschede untergebracht sind, auf die Zahl der dortigen Asylbewerber angerechnet werden. Zusätzlich zahle das Land an Meschede die übliche Pauschale, ohne dass in der Stadt zusätzliche Asylbewerber untergebracht werden müssten.

Anscheinend gibt es bei der Verteilung der Flüchtlingspauschalen auf Landes- wie auf Kreisebene Gewinner und Verlierer.

Problem erkannt?

Die Landesregierung scheint das Problem erkannt zu haben. MdL Monika Düker stellte im Dezember 2015 klar, dass wir „eine deutlich fairere Verteilung von Mitteln und Geflüchteten benötigen“. Das Land werde daher ein Controlling-Verfahren einrichten, so dass Zuweisungen und Ausnahmen von Zuweisungen nicht mehr zu den thematisierten Schieflagen führen.

Fragen an den Landrat

Die Kreistagsfraktion Sauerländer Bürgerliste (SBL/FW) möchte sich ein Bild über die derzeitige Situation im HSK machen. SBL-Fraktionssprecher Reinhard Loos bat darum Landrat Dr. Schneider per Schreiben vom 5. Januar 2016, folgende Fragen zu beantworten:

1.) Wie sind aktuell die tatsächlichen Zuweisungszahlen in den einzelnen Städten und Gemeinden im HSK im Vergleich zum gesetzlichen Zuweisungsschlüssel?
2.) Welchen Städten und Gemeinden sind im vergangenen Jahr aufgrund der Übererfüllung von Flüchtlingsquoten ggf. Landesmittel entgangen und in welcher Größenordnung?
3.) Welche Lösungsvorschläge haben Sie, um die von Herrn Bürgermeister Kersting als „Fehlsteuerung“ kritisierte Verteilung der Landesmittel zukünftig zu vermeiden, so dass alle Kommunen nach ihren Leistungen und ihrem Aufwand Finanzmittel erhalten?

Sobald die Antwort aus dem Kreishaus vorliegt berichten wir …

„Wir schmieden zusammen“ – Flüchtlinge, Politik und Dirk Wiese im Scheunenatelier Braunshausen

SPD-Bundestagsabgeordneter Dirk Wiese: Ein kurzes kultur-politisches Statement und Diskussion. (fotos: zoom)
SPD-Bundestagsabgeordneter Dirk Wiese: Ein kurzes kultur-politisches Statement mit anschließender Diskussion. (fotos: zoom)

Am Sonntag war ich zum ersten Mal im Scheunenatelier in Hallenberg-Braunshausen. Anlass war eine Pressemeldung des heimischen Bundestagsabgeordneten Dirk Wiese (SPD) hier im Blog.

Aber schon lange vor dieser PM hatte ich von verschiedenen Seiten gehört, dass ich da mal unbedingt vorbei fahren sollte. Dorle und Albe Schmidt seien wunderbare Menschen, die sehr viel für die regionale Kultur bewirkten.

Kurz und gut: es stimmt. Seit zwei Jahren engagieren sich die Künstlerin Dorle und der Goldschmied Albe Schmidt in der Flüchtlingshilfe. Ihr jüngstes Projekt war ein Workshop für Flüchtlinge aus Eritrea, Somalia, Bangladesh, dem Libanon und Syrien. Aus Rohmaterialien haben die jungen Leute Schmuck geformt.

Schmelzen, formen, ziehen, gestalten - wir schmieden gemeinsam.
Schmelzen, formen, ziehen, gestalten – wir schmieden gemeinsam … und lernen bei der Arbeit die deutsche Sprache.

„Hello, herzlich willkommen in Germany“, begrüßte Dorle Schmidt die zahlreichen Besucherinnen und Besucher im zweistöckigen Scheunen-Atelier. „Wir wollen zeigen, was ein paar von euch gemacht haben“, betonte sie besonders in Richtung der anwesenden Flüchtlinge.

„Wir begrüßen einen Menschen, der euch helfen kann, Dirk Wiese.“

Dirk Wiese habe die Idee gehabt, in Braunshausen zusammenzukommen und miteinander zu sprechen. „Hier sind viele nette Leute, wir sind eine Welt, wenn auch nur ein Dorf.“

In seiner kurzen Ansprache – „Welcome to the beautiful Hochsauerlandkreis“ – betonte Wiese die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements. Er selbst könne das in Brilon in der Erstaufnahmeeinrichtung, der Kleiderkammer, aber auch bei den Sportvereinen beobachten.

Flüchtlinge bitte um Hilfe. Dirk Wiese im Gespräch.
Flüchtlinge bitten um Hilfe. Dirk Wiese im Gespräch.

Er sei beeindruckt, wie schnell manche Flüchtlinge die deutsche Sprache erlernten. Er wisse, dass es oft bürokratische Hürden bei der Anerkennung gebe, aber „wenn wir 3000 neue Leute beim Bundesamt für Migration einstellen, dann dauert das.“

In der Diskussion wurden einige konträre Positionen angesprochen.

Pessimistisch:
Verkraftet unser Sozialsystem die Zahl der Flüchtlinge? Schaffen wir es Menschen mit anderem kulturellen Hintergrund zu integrieren? Hat die Bundesregierung Recht gebrochen (Dublin, Schengen)?

Optimistisch:
Wir schaffen das. Wir haben schon mehrmals viele Migranten aufgenommen. Wir lernen aus den damaligen Fehlern: wir glaubten wir holten Arbeitskräfte, aber es kamen Menschen.

Wichtig seien zwei Dinge, so ein Mitarbeiter der Firma Vissmann aus Allendorf: Sprache und Ausbildung.  Die kulturellen Unterschiede verglich er mit den tiefen Gegensätzen zwischen den nach 1945 zuziehenden evangelischen Christen und den einheimischen Katholiken.

Grob geschätzt ein Drittel der Flüchtlinge könnten schnell mittels minimaler Zusatzqualifizierung in den Arbeitsprozess integriert werden, so Dirk Wiese. Ein weiteres Drittel hätte einen großen Qualifizierungsbedarf . Das letzte Drittel sei problematisch und würde erst einmal mit dem SGB II versorgt werden.

Die Diskussion um „Dublin“ und „Schengen“ konnte ich leider nicht ausreichend mitverfolgen, da sich die große Diskussion in kleinere Zirkel und später in Einzelgespräche aufspaltete.

Geschmolzen, gezogen, geformt - Ringe.
Geschmolzen, gezogen, geformt – Ringe.

Gastgeber Albe Schmidt betonte zum Schluss der großen Runde, dass viele Einheimische Qualifikationen hätten, die sie an die Flüchtlinge weitergeben sollten, was auch der Sinn seines Goldschmiedeprojekts gewesen sei.

Persönliche Schlussbemerkung: Ein sehr interessanter Nachmittag, eine spannende Umgebung, gute Einzelgespräche.

 

Die blödeste Überschrift des Tages: „Regierung in NRW verbietet Flüchtlingen an Silvester zu böllern“

Da hat der Überschriftenzuspitzer bei derWesten doch etwas zu kräftig rotiert. Die Überschrift ist ziemlicher Blödsinn, weil niemand den Flüchtlingen in NRW das Böllern verbietet.

Wegen der hohen Brandgefahr ist die Silvester-Knallerei in den Flüchtlingsunterkünften untersagt, wie es dann auch im Artikel selbst steht:

„Die Bezirksregierung Arnsberg hat vor dem Verkaufsstart von Raketen und Knallkörpern ein entsprechendes Verbot für alle Flüchtlingseinrichtungen verhängt.“

Zur Ehrenrettung der Funke-Mediengruppe sei hinzugefügt, dass auch andere Medien ähnliche irreführende Überschriften gebastelt haben:

Süddeutsche Zeitung: Böllerverbot für Flüchtlinge in NRW

WDR: Böllerverbot für Flüchtlinge

Zum Glück haben wir Schulferien, sonst wäre analog die Schlagzeile „Böllerverbot für Schüler“ denkbar, dabei dürfen Schul-Insassen wegen der Brandschutzordnung noch nicht mal eine Adventskerze, geschweige denn einen Adventskranz, im Klassenzimmer anzünden.

Ob in der Rheinland Raffinerie geböllert wird?

Also: an Flüchtlingsunterkünften darf NIEMAND böllern, und wo jeder böllern darf, da dürfen auch Flüchtlinge böllern, so sie es denn wollen.

Die Diskussion über den Sinn und Unsinn der Knallerei an Silvester gibt es schon, seit ich politisch denke.

Auch ohne die Knallerei an Flüchtlingsunterkünften, Ölraffinerien und anderen leicht entzündlichen Orten, wird es wie jedes Jahr zu Silvester viele Brände und Verletzte geben. Nicht wegen der Flüchtlinge, sondern wegen der Dummheit … und dem Suff … und dem Leichtsinn.

Braunshausen: Dirk Wiese (MdB) kommt zum offenen Dialog ins Scheunenatelier

Meschede/Braunshausen. (spd_pm) Zum Abschluss der Ausstellung „Kultur trifft Kultur – Wir schmieden gemeinsam“ kommt der heimische Bundestagsabgeordnete Dirk Wiese (MdB) am 3. Januar ab 15 Uhr ins Scheunenatelier nach Braunshausen.

Der gelernte Goldschmied Albe Schmidt hatte in den vergangenen Wochen gemeinsam mit Flüchtlingen einen Goldschmiedekurs gemacht. Die Werke werden bis zum 3. Januar im Scheunenatelier zu sehen sein.

Wiese möchte sich vor Ort einen Eindruck von der Ausstellung machen und im Anschluss zu einem offenen Dialog einladen, um mit vielen interessierten Bürgerinnen und Bürgern aus Hallenberg und Umgebung bei einer guten Tasse Kaffee über die aktuellen Herausforderungen ins Gespräch zu kommen.

Insbesondere möchte er mit den Flüchtlingen vor Ort sprechen, ihnen zuhören und sie willkommen heißen.

Weitere Informationen gibt es unter www.dirkwiese.de und auf www.scheunenatelier-braunshausen.de.

Umleitung: Das geheime Leben der Smartphones, Hitlers Hoden, Flüchtlinge, Drogenpolitik, das Klima und mehr …

When I was young, it was more important Pain more painful, laughter much louder, yeah ... (foto: zoom)
Steinhelle, 22. Dezember 2015:
„When I was young, it was more important
Pain more painful, laughter much louder, yeah …“ (foto: zoom)

Das geheime Leben der Smartphones: Gratis-Apps werden mit persönlichen Daten bezahlt – das ist hinlänglich bekannt. Neue Studien zeigen nun allerdings, wie weit die Sammelwut mancher Programme geht … tagesanzeiger

Flüchtlinge in Deutschland: Medien an der Grenze zur Hetze … tagesspiegel

„Flüchtlinge“ – Das Wort des Jahres? Wir blicken kritisch auf die Entscheidung. Podcast bei … freie-radios

Ausweitung des Abgas-Skandals: Konzerne drohen, Politik schweigt … taz

Atomausstieg, Fracking, Klimaabgabe: Mit diesen Energielobbyisten traf sich die Bundesregierung … abgeordnetenwatch

Klimakonferenz Paris: die große Illusion … scilogs

Fischer im Recht / Drogenpolitik: Legalize it! Alkohol ist eine psychogene Droge mit hohem Suchtpotenzial. Es ist nicht so groß wie bei Nikotin oder Opiaten, aber immerhin bringt es – je nach Kultur – zwischen zwei und zehn Prozent der Konsumenten in die bedrückende Lage eines Abhängigkeitssyndroms oder dauerhaft grenzwertigen Missbrauchs mit psychosozialer Auffälligkeit. In Deutschland sind das etwa 2,5 Millionen Menschen … zeitonline

Arne R. kann es nicht lassen: Ihre Einsendung zu unserem Literaturwettbewerb V … erbloggtes

Allein im psychologischen Kern: Festschrift für A.S. (aber sagen Sie es nicht weiter) … causaschavan

Hitlers Hoden: Es ist selten, dass sich überhaupt jemand für Hoden interessiert. Sie sind da. Und erledigen ihren Job. Im Gegensatz zu Brüsten oder der Penislänge lösen sie selten wilde Debatten und Streitgespräche hervor … schmalenstroer

Vier Teufel aus dem Luftschacht: Faust I am Düsseldorfer Schauspielhaus … revierpassagen

Wir sind weltoffen: Appell für einen Gütersloher Flüchtlingsgipfel … mehr

Dortmund – Refugees Welcome: Benefiz-Konzert im Dietrich-Keuning-Haus – Haluk Levent singt am Samstag für Flüchtlinge … nordstadtblogger

Unfassbar! Zimmer sollen Türen haben: Ministerium benennt Mindeststandards für Flüchtlings-Wohnungen … doppelwacholder

Weihnachtsgrüße aus dem Ruhrgebiet: Wahlheimat.Ruhr wünscht Euch allen ein schönes, geruhsames Weihnachtsfest! … wahlheimatruhr

Hallo liebe Musikfreunde! Benefizsingle der Tommy Schneller Band … neheimsnetz

Umleitung: Krise, Flucht, Geschichte, Funke-Medien, Möchtegern-Ökos und das Erwachen der Macht …

Cappuccino in der Mayerschen Buchhandlung Dortmund. (foto: zoom)
Cappuccino in der Mayerschen Buchhandlung Dortmund. (foto: zoom)

Grenzen und Wohlstand: Drei Themen haben den Menschen in Deutschland 2015 bewusst gemacht, dass Europa kein Ort der Beschaulichkeit ist: die Griechenland-Krise, der Terror und die Zuwanderung. Sie sind Teil eines größeren Problems … postvonhorn

Was ist ein „angemessener“ Geschichtstest? Am 24. Oktober 2015 veröffentlichte das Weiße Haus (auf Facebook!) eine kurze Rede Präsident Obamas,[1] in der er die in der USA wachsenden Bedenken bezüglich der Zunahme an standardisierten Prüfungen ansprach. Er rief nach “pfiffigen, strategischen Testverfahren”, die Kindern beim Lernen helfen und ihnen nicht die Freude am Lernen nehmen würden … publicHistory

Was für ein Jahr! 2015: Historisch? … jurga

Flüchtlinginnen und Flüchtlinge: Kein Femininum zu Flüchtling … sprachlog

Einfach helfen – ohne Wenn und Aber: „Flüchtlinge sind MENSCHEN … keine Heiligen, keine Monster – einfach Menschen! Und wie sind Menschen? Menschen sind nicht gleich, Menschen sind Individuen, sie sind: gut, schlecht, groß, klein, dick, dünn, glücklich, traurig, frustriert, deprimiert, wütend, aggressiv, intelligent, kreativ, empathisch, hilfsbereit, herzensgut, ängstlich, egoistisch, dumm …!“, starke, emotionale und vor allem treffende Worte – ein Gänsehautmoment, der sich durch den gesamten Saal zieht. Standing Ovations für Dilek Stadtler, die das Zeitgeschehen mit diesen Worten auf den Punkt bringt … neheimsnetz

Funke-Mediengruppe: stellt „Arbeitsverhältnisse” ihrer Freien auf den Prüfstand … mmmverdi

Das Erwachen der Macht: Zum Einschlafen, oder? … scilogs

Gernulf Olzheimer kommentiert Möchtegernökos: Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Großen Vorsitzenden der richtigen Partei ausging, dass alle Welt sich schnellstens einen Distinktionsgewinn suchte, und jedermann ging, so er nicht gerade SUV fuhr oder in die Karibik flog, auf dass er sich ein Renommiergewissen um den Hals hinge, und siehe, es war gut so … zynaesthesie

Dinslakens Menschen bewegte in der 51. Woche 2015: Bauprojekt Schatzkammer, Sanierung Bahnstrasse, Neutorgalerie, Aktionsbündnis und Rückblick … andreashaab

Dortmund wird immer jünger: Dutzende neue Einrichtungen und Kita-Gruppen sind in Planung und Bau … nordstadtblogger

Rückkauf für Dortmund – ein lange verschollenes Gemälde und viele Geschichten: „Wir sind jetzt heiß geworden“, sagt Klaus Fehlemann mit leicht ironischem Beiklang. Wenn ein distinguierter Mensch wie Dortmunds ehemaliger Stadtdirektor sich so kräftig ausdrückt, dann … revierpassagen

Die strahlende Altlast der Enervie: Eingekapselt und vergessen. Könnte noch teuer werden … doppelwacholder

Arnsberg: Museum in der Krise … sbl

Westfalenpost – Socialmediaprofis aus dem Hochsauerland

SebatianKippWordle20151209
Es ist Dienstagabend, der 08.12.2015, und ich sitze, mich vor dem Abwasch drückend vor’m PC, und scrolle durch die Socialmedia-Timelines, als dieser Post der Westfalenpost in Meschede plötzlich nach meiner Aufmerksamkeit giert.

(Unser Autor hat viele Jahre im Hochsauerlandkreis gelebt und ist auch nach seinem Wegzug ein aufmerksamer Beobachter der lokalen Politik, Medien und Kultur geblieben. Der Artikel ist gestern zuerst auf Sebastians eigenem Blog erschienen.)

Im Grunde genommen versuchte ich in der folgenden Kommentarschlacht die Ideologie der User D., J., R. und U. als rechte Hetze (und nichts anderes ist es) zu entlarven.

Das schönste Beispiel ist wohl folgender kleiner, aber sehr feiner Dialog, der exemplarisch für den gesamten Diskurs gelten muss, da ich leider keinen Screenshot einer von der Westfalenpost Meschede unbereinigten Version habe.

Das ganze ging dann noch ein wenig weiter. Personen forderteten die Verbannung von Straftätern („… natürlich auch von Deutschen, wenn die denn kriminell sind…!!!“), worauf ich eigentlich nur noch auf die Ausbürgerung im Dritten Reich verwies.
Mir wurde unterstellt „psychisch krank“ zu sein und irgendwie wollte den Leuten es nicht so recht einleuchten, dass man Behauptungen beweisen müsse. Russels Teekanne meinerseits angeführt beendete dann die Diskussion mehr oder weniger und ich begann mich … ja doch, ich mag es behaupten… siegreich zu fühlen. Es gutes Gefühl gegen rechten Blödsinn gesprochen zu haben. Diesem immer mehr werdenden geistigen Dünnschiss erfolgreich widersprochen zu haben.

Bis *TROMMELWIRBEL* der Auftritt des armen Socialmedia-Verantwortlichen zu diesem Blogpost führen sollte.

Dieser konnte unsere linksgrün-versiffte Argumentationskette so nicht stehen lassen und das große Löschen began mit folgender Ankündigung.

Direkt wurden alle meine Posts gelöscht und mein Facebook-Account von der WP Meschede geblockt, sodass ich auch nicht mehr kommentieren konnte.
Weitere Kommentare, wie die Drohung gegen mich, dass „… ich mich an diese Konversation noch zurückerinnern werde #volksverräter !“ wurden, wie man es dann vom Sauerland erwartet, natürlich nicht gelöscht und standen weiter da. Bis auf den Unterschied, dass nun kaum noch jemand der rechten Hetze widersprach.

Quelle? Sehr gern:
(Zum Vergrößern öffnet sich das Bild in einem neuen Tab.)

Der berechtigte Protest von wunderbaren Gutmenschen führte dann, wie oben im Screenshot schon zu erahnen ist, dazu, dass der Socialmediaprofi der WP Meschede nun völlig frei drehte und auf imho sehr berechtigte Kritik super professionell reagierte.

Nunja. Auf sauerländische Gutsherrenart wurden natürlich dann auch noch die linksgrün-versifften Gutmenschen geblockt und deren Kommentare gelöscht.
Um wenigstens den Schein der Vernunft zu wahren, wurden zu „guter“ Letzt die Drohungen, Beleidigungen und ein Großteil der rechten Hetze entfernt (Nicht jedoch wurden die User geblockt, die diesen Blödsinn schrieben. Diese können weiterhin frei hetzen.), sodass Folgendes vom Mittwochabend um 23:45 Uhr und dem superduper Diskursverständniss der Westfalenpost Meschede übrigbleibt:

(Zum Vergrößern öffnet sich das Bild in einem neuen Tab.)

Nachtrag:

Natürlich feiern die Spaten ihren vermeintlichen Sieg:

Der Redaktionsleiter der Westfalenpost Meschede gibt sich zum Schluss noch einmal ganz professionell mit folgendem Statement:

Alles, was mir noch bleibt, ist folgendes Fazit zu ziehen:

Bravo!

Hier noch eine heitere Meldung über die Westfalenpost Meschede und das Sauerland im Allgemeinen. Der wunderbare Artikel entsprang einer Diskussion über das Verhalten der WP Meschede innerhalb einer Facebook-Gruppe.

Hochsauerlandkreis. Aufgrund der jüngsten Berichte über die Ängste in der Bevölkerung vor Flüchtlingen sehen sich die Besorgten Sauerländer für Flüchtlinge (BE-SAU-F) dazu gezwungen an die Öffentlichkeit zu gehen. Anlass war der Bericht der WESTFALENPOST Meschede, dass einige Bewohner des Ortes Niedersalwey befürchten, dass 18 Flüchtlinge dem 540 Seelen-Ort zu stark zur Last fallen. Prozentual machen die 18 neuen Einwohner des dann 558 Einwohner zählenden Örtchens 3,2% der Bevölkerung aus. Ein Veltins-Pilsener enthält immerhin ganze 4,8% Volumen Alkohol und kann vom gemeinen Sauerländer durchaus vertragen werden. Die Bevölkerung befürchtet weiterhin, dass die Flüchtlinge sich langweilen, die nicht vorhandene Infrastruktur im Ort und der nach 18 Uhr nicht mehr fahrende Bus werden als großes Problem angesehen. Probleme, die Teenagerinnen und Teenager im Sauerland kennen dürften. Ebenso sorgt man sich um die Kinder. Die BE-SAU-F fordert daher alle nicht-motorisierten Sauerländer (vorwiegend Menschen, die das 17. Lebensjahr noch nicht erreicht haben) auf, sich zu solidarisieren und für einen Ausbau des Busfahrplans zu kämpfen. Damit können ebenfalls erste Hemmschwellen zwischen Kindern und Flüchtlingen, unter denen nach ungesicherten Angaben auch Kinder sein sollen, abgebaut werden. Gleichzeitig schreiben die Anwohner, das Haus, in das die Flüchtlinge einziehen sollen, befinde sich in der Hanglage einer Sackgasse ohne Wendemöglichkeit. Wo hier ein Problem für unmotorisierte Flüchtlinge bestehen soll erschließt sich BE-SAU-F nicht. Zugleich wird aufgrund der mangelnden Beleuchtung der Straße der Verdacht geäußert, man könne sich dort abends nicht mehr bewegen. Die BE-SAU-F wird in Kürze mit einer Sammelaktion für Taschenlampen für alle Niedersalweyer beginnen, zeitgleich wird eine Online-Petition für ausreichend Straßenlaternen in Niedersalwey gestartet.
Und schließlich geht es nicht nur um Glaube und Heimat, sondern auch um Sitte und damit auch um Anstand mit dem man Menschen, die aus einem Kriegsgebiet geflüchtet sind, gegenübertreten sollte.

Beim Schreiben dieses Blogposts höre ich übrigens Die Toten Hosen mit Willkommen In Deutschland.

SPD-Bundestagsabgeordneter Dirk Wiese: „Ein gutes Signal vom Land für die Kommunen im Hochsauerland bei der Finanzierung der Flüchtlingskosten – mehr als 34 Millionen Euro fließen ins Sauerland“

Dirk Wiese, Bundestagsabgeordneter im Wahlkreis Hochsauerlandkreis (foto: spd)
Dirk Wiese, Bundestagsabgeordneter im Wahlkreis Hochsauerlandkreis (foto: spd)

Meschede. (spd_pm) Die nordrhein-westfälischen Städte und Gemeinden sind seit Monaten in besonderer Weise gefordert: Obwohl die Zahl der ankommenden Schutzsuchenden stetig steigt, leisten die Kommunen in der Flüchtlingspolitik hervorragende Arbeit. Um sie bei ihrer Arbeit zu unterstützen, hat die nordrhein-westfälische Landesregierung für 2016 mehr als vier Milliarden Euro für die Asyl- und Flüchtlingspolitik in NRW vorgesehen.

(Die Pressemitteilung  PM Fluechtlingsfinanzierung als PDF.)

Das ist eine Verdoppelung im Vergleich zu 2015. Rund 2,6 Milliarden Euro davon gehen direkt an die Kommunen. „Die Kommunen im Hochsauerland erhalten voraussichtlich insgesamt mehr als 34 Millionen Euro als pauschale Zuweisung für 2016“, sagt der Bundestagsabgeordnete Dirk Wiese.

„Damit erweist sich das Land einmal mehr als verlässlicher Partner für die Städte und Gemeinden in NRW. Das Geld wird die Finanzierung der Flüchtlingsausgaben in den Städten im HSK erleichtern. Die Unterbringung, Versorgung und Betreuung von Schutzsuchenden ist eine nationale Aufgabe, die wir nur gemeinsam meistern werden. Doch zunächst muss man all denen danken, die in den Kommunen im Hochsauerlandkreis helfen: hauptamtlich und vor allem auch ehrenamtlich. Das sind unglaublich viele engagierte Menschen“, sagt Wiese weiter.

Von den knapp vier Milliarden Euro des für 2016 vom Land bereitgestellten Geldes, gehen allein 1,95 Milliarden Euro direkt an die nordrhein-westfälischen Kommunen. Diese werden über die pauschale Zuweisung nach dem Flüchtlingsaufnahmegesetz (FlüAG) ausgezahlt. Die Erhöhung ergibt sich unter anderem durch die Änderung des Stichtages im FlüAG. Dieser wird nach den aktuellsten Flüchtlingszahlen am Stichtag 1. Januar 2016 berechnet und nicht mehr anhand der Zahlen des Vorjahres.

Weitere 613 Millionen Euro werden den Städten und Gemeinden dafür erstattet, dass sie Landesaufgaben bei der Flüchtlingshilfe übernehmen.

Die Landesregierung und die Kommunalen Spitzenverbände haben sich nun auch über weitere Punkte bei der Finanzierung der Flüchtlingspauschale für 2016 und 2017 geeinigt. 2016 wird eine Jahrespauschale gezahlt, ab 2017 gibt es eine monatliche Auszahlung. Bereits ab 2016 wird die jährliche Pauschale von 7.578 Euro auf 10.000 Euro pro Flüchtling angehoben werden. Wenn nötig, soll auch nach einer Evaluation nachgesteuert werden. In diesen 10.000 Euro enthalten ist das Geld vom Bund, der 670 Euro pro Flüchtling und Monat zahlt, allerdings nur für fünf Monate ab Registrierung eines Flüchtlings. „Das Land lässt die Kommunen auch an dieser Stelle nicht allein, sondern springt in die Lücke und zahlt 10.000 Euro ohne Einschränkung bis eine Entscheidung zum Asylantrag vorliegt“, erklärt Dirk Wiese.

Erweitert wird auch der Personenkreis: Mit berücksichtigt werden die in NRW Geduldeten, die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten. Damit würden nach bisherigen Berechnungen 194.754 Menschen (13.620 Geduldete) einbezogen werden.

„Eine weitere gute Nachricht für unsere Kommunen ist die Absenkung des Härtefallfonds für Gesundheitskosten von momentan 70.000 Euro pro Flüchtling und Jahr auf 35.000 Euro“, sagt Wiese.

Berechnungsdetails:

Berechnungen zu den FlüAG-Zahlungen 2016 mit folgenden Rahmenbedingungen:

  • Auszahlungsbetrag 2016: 1.948.000.000 Euro
  • Prognose Bestandszahl 01.01.2016: 181.134
  • Einbeziehung der Geduldeten für das ganze Jahr: 13.620
  • Summe insgesamt (Flüchtlinge und Geduldete): 194.754 (rund 194.800)
  • Zahlung von 10.000 Euro pro Person: 194.800 * 10.000 Euro
  • Auszahlungssumme insgesamt: 1.948.000.000 Euro.

Auszug aus der Modellrechnung 2016 MIK

Rahmenbedingungen:

– endgültiger Zuweisungsschlüssel wurde durch IT.NRW bereitgestellt

– 1,948 Mrd. Euro = 10.000 Euro * (Prognose Bestand 01.01.2016 (181.134) + Geduldete gem. AsylbLG-Statistik 31.12.2014 (13.620)) = 10.000 Euro * 194.754 (rund 194.800)

Bei den nachfolgenden Beträgen handelt es sich um eine vorläufige Rechnung, die lediglich als Richtwert dient. Die konkrete Berechnung erfolgt nach Entscheidung des Lantags NRW über den Haushalt 2016. Der Versand der verbindlichen Zahlungsmitteilungen erfolgt durch IT.NRW im Namen der jeweils örtlich zuständigen Bezirksregierung.

lfd.
Nr.

Kommunen A–>Z

Zuweisungsschlüssel gem. § 3 Abs. 1 FlüAG für 2016

Auszahlungsbetrag
gem. § 4 Abs. 1 FlüAG in 2016

ganz NRW

1.948.000.000

Arnsberg, Stadt

0,43496598608

8.473.137

Bestwig

0,07923028955

1.543.406

Brilon, Stadt

0,18044037401

3.514.978

Eslohe (Sauerland)

0,06269099990

1.221.221

Hallenberg, Stadt

0,03158645564

615.304

Marsberg, Stadt

0,14011573130

2.729.454

Medebach, Stadt

0,05547650319

1.080.682

Meschede, Stadt

0,21262213193

4.141.879

Olsberg, Stadt

0,10445428980

2.034.770

Schmallenberg, Stadt

0,17664886543

3.441.120

Sundern (Sauerland), Stadt

0,19817187772

3.860.388

Winterberg, Stadt

0,09014577422

1.756.040

Summe

1,7665492787730

34.412.380

 

Aktuelle Informationen vom Bundestagsabgeordneten Dirk Wiese sowie über die SPD im Hochsauerland befinden sich im Internet unter www.dirkwiese.de und unter www.hsk-spd.de

Umleitung: Nationalismus, Terrorismus, Antisemitismus, Medienkrise, Anonymous-Fake auf Facebook und mehr.

One Sorgen in Potsdam. (foto: chris)
Ohne Sorge in Potsdam/Sanssouci (foto: chris)

Gernulf Olzheimer kommentiert: Nationalismus – Wer glaubt, dass ein imaginäre Entität mit Vollbart das Universum eigentlich rund um die Erde entworfen hat, der kriegt sofort eine Freifahrt im Umärmeljäckchen ins Sanatorium Doofentrost spendiert … zynæsthesie

Fünf Lügen, die sie uns über Paris erzählen: Alan Posener widerlegt fünf Lügen, die im Zusammenhang seit den Terroranschlägen von Paris immer wieder in Medien und sozialen Netzwerken auftauchen … hpd

CSU: Staatskunst auf dem Tiefpunkt. Der IS-Terror zeitigt Erfolge … postvonhorn

Vive la Bombe: Warum protestiert eigentlich niemand gegen Frankreich … jurga

Antisemitismus und NS-Vergangenheit in der ostdeutschen Nachkriegsgesellschaft: Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lebte der Antisemitismus in der deutschen Nachkriegsgesellschaft also auch der DDR fort … publikative

Medien I: Es ist nichts passiert, noch nicht einmal ein Fußballspiel … wiesaussieht

Medien II: Ahnungslose Siedler im Neuland … operationharakiri

Anonymous auf Facebook: Falsche Anonymous-Seite führt Nutzer in die Irre … fronline

Hagen: SPD fordert Umdenken bei der Flüchtlingsunterbringung … doppelwacholder

Dekret zum Verhalten nach Terroranschlägen: 1. Haltet einfach mal die Klappe. 2. Wenigstens fünf Minuten lang. 3. … prinzessinenreporter

Zeitungssterben, nächster Akt: Funke stellt Lokalausgaben im Westen ein … turi

Man entkommt ihnen nicht: „Die Roboter“ – Dortmunder Schau über Mensch & Maschine … revierpassagen

20.11.1970: Emerson, Lake & Palmer veröffentlichen 1. Album … neheimsnetz

“Tatort” Amtsgericht Brilon: wie Flüchtlinge kriminalisiert werden.

Brilon. (sbl) Wie können Ausländerbehörden eine inhaltliche Befassung mit Asylanträgen “vermeiden”? Indem man Flüchtlinge nur wegen ihrer Einreise zu Straftätern “macht”, mit Unterstützung der Justiz. Dann ist die Abschiebung leichter durchzuführen, denn angebliche Straftäter genießen ja keinen Schutz, und die Kriminalitätsstatistik über Flüchtlinge wird auch “gestaltet”.

(Der Artikel ist heute zuerst auf der Website der Sauerländer Bürgerliste erschienen.)

So etwas war am Montag (09.11.) wieder beim Amtsgericht Brilon zu beobachten, in einer Strafverhandlung gegen einen Flüchtling, unter Vorsitz von Richter X.

Der Flüchtling aus dem Kosovo war im April 2015 mit Ehefrau und 4 Kindern (im Alter von 14 – 19 Jahren) nach Deutschland eingereist, ohne Zwischenaufenthalt in einem anderen Land, und hatte hier umgehend für sich und die Familie Asyl beantragt. Die Familie wird im Kosovo verfolgt, weil sie einer Minderheitsgruppe angehört.

Doch die Staatsanwaltschaft Arnsberg hatte gegen den Familienvater ein Strafverfahren eingeleitet, wegen illegaler Einreise und illegalen Aufenthalts. Der Flüchtling und seine Familie seien im April 2015 ohne Visum eingereist (kein Witz, das wurde ihm tatsächlich vorgehalten!). Wichtige Daten hatte die Staatsanwaltschaft zudem falsch dargestellt.
Die Informationen zu Einreise und Aufenthalt hat die Staatsanwaltschaft mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit vom Ausländeramt des HSK erhalten.

Zur Gerichtsverhandlung hatte der Familienvater als Dolmetscherin seine 18jährige Tochter mitgebracht, die hervorragend Deutsch spricht. Die Tochter hatte sich bereits mehr als eine Woche vorher beim Gericht angemeldet und wurde von der Geschäftsstelle des Amtsgerichts darauf hingewiesen, dass sie in der Verhandlung zur wahrheitsgemäßen Übersetzung verpflichtet würde. Sie konnte also davon ausgehen, dass sie vor Gericht für ihren Vater übersetzen dürfe – bis zur Verhandlung. Dort stellte sich dann heraus, dass der Richter X selbst eine Dolmetscherin hatte bestellen lassen. Die Tochter wurde nicht zugelassen und auf die Zuhörerplätze verwiesen. Die “amtliche” Dolmetscherin machte einen völlig überforderten Eindruck, was die als Zuhörerin anwesende Tochter fast zur Verzweiflung brachte. Jedenfalls war über diese “amtliche” Dolmetscherin keine effektive Kommunikation zwischen Gericht und angeklagtem Flüchtling möglich.

Nun gibt es für die angeblich illegale Einreise von Flüchtlingen die “Genfer Flüchtlingskonvention” (GFK) aus dem Jahr 1951 und ein dazu gehöriges Protokoll aus dem Jahr 1967, “über die Rechtsstellung der Flüchtlinge”. 145 Staaten sind beigetreten, darunter auch Deutschland.
In Artikel 31 der GFK heißt es u.a.:
“Die vertragschließenden Staaten werden wegen unrechtmäßiger Einreise oder Aufenthalts keine Strafen gegen Flüchtlinge verhängen, die unmittelbar aus einem Gebiet kommen, in dem ihr Leben oder ihre Freiheit im Sinne von Artikel 1 bedroht waren und die ohne Erlaubnis in das Gebiet der vertragschließenden Staaten einreisen oder sich dort aufhalten, vorausgesetzt, dass sie sich unverzüglich bei den Behörden melden und Gründe darlegen, die ihre unrechtmäßige Einreise oder ihren unrechtmäßigen Aufenthalt rechtfertigen.”
All diese Voraussetzungen hatte der angeklagte Flüchtling erfüllt.

Doch Richter X behauptete, die GFK sei für den Flüchtling nicht gültig, da er vor seiner Flucht aus dem Kosovo nach Deutschland “freiwillig” aus Deutschland ausgereist sei. Tatsächlich hatte sich der Flüchtling bereits früher in Deutschland aufgehalten. Im Juli 2012 wurde er in einem Büro der Ausländerbehörde in Meschede (wo er zur Verlängerung seiner Duldung erschienen war) verhaftet und in Handschellen für 2 Wochen in die Abschiebehaftanstalt in Büren gebracht. Dann wurde er (wie viele andere Flüchtlinge aus dem Kosovo, die sich im HSK aufhielten) zwangsweise abgeschoben. Ihm dann vorzuhalten, er sei “freiwillig” ausgereist, wirkt als Hohn. Weiß Richter X, was eine Abschiebehaft bedeutet??

Das Verfahren endete damit, dass Richter X die von der Staatsanwaltschaft beantragte Strafe verhängte: 90 Tagessätze zu je 15 Euro. Tatsächlich erhält der Flüchtling jedoch keine 15 Euro, sondern nur 6,38 Euro am Tag ausgezahlt (gemäß § 3 Abs. 2 Asylbewerberleistungsgesetz). Zusammen mit den Verfahrenskosten soll der Flüchtling für die angeblich illegale Einreise nun eine Strafe in Höhe von mehr als acht Monatseinkommen bezahlen, so will es Richter X. Dass dieser Richter X in der Verhandlung behauptete, der Flüchtling erhalte “Hartz IV”, läßt auf hohe Inkompetenz dieses Richters in finanziellen und sozialrechtlicben Angelegenheiten schließen. Denn nach § 7 Abs. 1 SGB II können geeduldete Asylbewerber kein Arbeitslosengeld II erhalten!

Beobachter hatten im Gerichtssaal den Eindruck, dass Richter X den Flüchtling nach der Urteilsverkündung auch noch zu einem “Rechtsmittelverzicht” verleiten wollte. Dann wäre eine Berufung gegen das (aus Sicht von Zuhörern skandalöse) Urteil nicht mehr möglcih gewesen. Doch das verhinderte die Tochter durch Zwischenruf.

Auffällig war auch, dass Richter X direkt nach der Verhandlung alle Personen außer dem Staatsanwalt aus dem Gerichtssaal verwies, obwohl sowohl dieser als auch der folgende Verhandlungstermin öffentlich waren. Ein Bekannter des Staatsanwalts wurde dagegen herein gelassen…

Nach so einem Urteil können einschlägige Gruppen wieder behaupten, Flüchtlinge seien straffällig und müssten deswegen abgeschoben werden … Anschließend nehmen dieselben Personen vielleicht an einem St. Martins-Zug teil?