Es ist Dienstagabend, der 08.12.2015, und ich sitze, mich vor dem Abwasch drückend vor’m PC, und scrolle durch die Socialmedia-Timelines, als dieser Post der Westfalenpost in Meschede plötzlich nach meiner Aufmerksamkeit giert.
(Unser Autor hat viele Jahre im Hochsauerlandkreis gelebt und ist auch nach seinem Wegzug ein aufmerksamer Beobachter der lokalen Politik, Medien und Kultur geblieben. Der Artikel ist gestern zuerst auf Sebastians eigenem Blog erschienen.)
Im Grunde genommen versuchte ich in der folgenden Kommentarschlacht die Ideologie der User D., J., R. und U. als rechte Hetze (und nichts anderes ist es) zu entlarven.
Das schönste Beispiel ist wohl folgender kleiner, aber sehr feiner Dialog, der exemplarisch für den gesamten Diskurs gelten muss, da ich leider keinen Screenshot einer von der Westfalenpost Meschede unbereinigten Version habe.
Das ganze ging dann noch ein wenig weiter. Personen forderteten die Verbannung von Straftätern („… natürlich auch von Deutschen, wenn die denn kriminell sind…!!!“), worauf ich eigentlich nur noch auf die Ausbürgerung im Dritten Reich verwies.
Mir wurde unterstellt „psychisch krank“ zu sein und irgendwie wollte den Leuten es nicht so recht einleuchten, dass man Behauptungen beweisen müsse. Russels Teekanne meinerseits angeführt beendete dann die Diskussion mehr oder weniger und ich begann mich … ja doch, ich mag es behaupten… siegreich zu fühlen. Es gutes Gefühl gegen rechten Blödsinn gesprochen zu haben. Diesem immer mehr werdenden geistigen Dünnschiss erfolgreich widersprochen zu haben.
Bis *TROMMELWIRBEL* der Auftritt des armen Socialmedia-Verantwortlichen zu diesem Blogpost führen sollte.
Dieser konnte unsere linksgrün-versiffte Argumentationskette so nicht stehen lassen und das große Löschen began mit folgender Ankündigung.
Direkt wurden alle meine Posts gelöscht und mein Facebook-Account von der WP Meschede geblockt, sodass ich auch nicht mehr kommentieren konnte.
Weitere Kommentare, wie die Drohung gegen mich, dass „… ich mich an diese Konversation noch zurückerinnern werde #volksverräter !“ wurden, wie man es dann vom Sauerland erwartet, natürlich nicht gelöscht und standen weiter da. Bis auf den Unterschied, dass nun kaum noch jemand der rechten Hetze widersprach.
Quelle? Sehr gern:
(Zum Vergrößern öffnet sich das Bild in einem neuen Tab.)
Der berechtigte Protest von wunderbaren Gutmenschen führte dann, wie oben im Screenshot schon zu erahnen ist, dazu, dass der Socialmediaprofi der WP Meschede nun völlig frei drehte und auf imho sehr berechtigte Kritik super professionell reagierte.
Nunja. Auf sauerländische Gutsherrenart wurden natürlich dann auch noch die linksgrün-versifften Gutmenschen geblockt und deren Kommentare gelöscht.
Um wenigstens den Schein der Vernunft zu wahren, wurden zu „guter“ Letzt die Drohungen, Beleidigungen und ein Großteil der rechten Hetze entfernt (Nicht jedoch wurden die User geblockt, die diesen Blödsinn schrieben. Diese können weiterhin frei hetzen.), sodass Folgendes vom Mittwochabend um 23:45 Uhr und dem superduper Diskursverständniss der Westfalenpost Meschede übrigbleibt:
(Zum Vergrößern öffnet sich das Bild in einem neuen Tab.)
Nachtrag:
Natürlich feiern die Spaten ihren vermeintlichen Sieg:
Der Redaktionsleiter der Westfalenpost Meschede gibt sich zum Schluss noch einmal ganz professionell mit folgendem Statement:
Alles, was mir noch bleibt, ist folgendes Fazit zu ziehen:
Hey @WPMeschede! Menschen, die gegen rechten Blödsinn auf Facebook auftreten, einfach zu blocken und die Posts zu löschen, ist schon cool.
— Sebastian Kipp (@exilsoester) 8. Dezember 2015
.@WPMeschede besonders, wenn man den rechtspopulistischen Mist der anderen stehen lässt. Vielleicht bezieht man nämlich genau so Stellung.
— Sebastian Kipp (@exilsoester) 8. Dezember 2015
Bravo!
Hier noch eine heitere Meldung über die Westfalenpost Meschede und das Sauerland im Allgemeinen. Der wunderbare Artikel entsprang einer Diskussion über das Verhalten der WP Meschede innerhalb einer Facebook-Gruppe.
Hochsauerlandkreis. Aufgrund der jüngsten Berichte über die Ängste in der Bevölkerung vor Flüchtlingen sehen sich die Besorgten Sauerländer für Flüchtlinge (BE-SAU-F) dazu gezwungen an die Öffentlichkeit zu gehen. Anlass war der Bericht der WESTFALENPOST Meschede, dass einige Bewohner des Ortes Niedersalwey befürchten, dass 18 Flüchtlinge dem 540 Seelen-Ort zu stark zur Last fallen. Prozentual machen die 18 neuen Einwohner des dann 558 Einwohner zählenden Örtchens 3,2% der Bevölkerung aus. Ein Veltins-Pilsener enthält immerhin ganze 4,8% Volumen Alkohol und kann vom gemeinen Sauerländer durchaus vertragen werden. Die Bevölkerung befürchtet weiterhin, dass die Flüchtlinge sich langweilen, die nicht vorhandene Infrastruktur im Ort und der nach 18 Uhr nicht mehr fahrende Bus werden als großes Problem angesehen. Probleme, die Teenagerinnen und Teenager im Sauerland kennen dürften. Ebenso sorgt man sich um die Kinder. Die BE-SAU-F fordert daher alle nicht-motorisierten Sauerländer (vorwiegend Menschen, die das 17. Lebensjahr noch nicht erreicht haben) auf, sich zu solidarisieren und für einen Ausbau des Busfahrplans zu kämpfen. Damit können ebenfalls erste Hemmschwellen zwischen Kindern und Flüchtlingen, unter denen nach ungesicherten Angaben auch Kinder sein sollen, abgebaut werden. Gleichzeitig schreiben die Anwohner, das Haus, in das die Flüchtlinge einziehen sollen, befinde sich in der Hanglage einer Sackgasse ohne Wendemöglichkeit. Wo hier ein Problem für unmotorisierte Flüchtlinge bestehen soll erschließt sich BE-SAU-F nicht. Zugleich wird aufgrund der mangelnden Beleuchtung der Straße der Verdacht geäußert, man könne sich dort abends nicht mehr bewegen. Die BE-SAU-F wird in Kürze mit einer Sammelaktion für Taschenlampen für alle Niedersalweyer beginnen, zeitgleich wird eine Online-Petition für ausreichend Straßenlaternen in Niedersalwey gestartet.
Und schließlich geht es nicht nur um Glaube und Heimat, sondern auch um Sitte und damit auch um Anstand mit dem man Menschen, die aus einem Kriegsgebiet geflüchtet sind, gegenübertreten sollte.
Beim Schreiben dieses Blogposts höre ich übrigens Die Toten Hosen mit Willkommen In Deutschland.
Interessant, dass die Westfalenpost für ihre Berichterstattung auch von Bewohnern Niedersalweys kritisiert wird, die ihr Einseitigkeit vorwerfen.
Zum anderen ist es noch gar nicht lange her, dass BürgerInnen von der Politik zu Zivilcourage aufgerufen wurden, sie sollen sich gegen rechte Hetze im Netz wehren. Diesen Weckruf hat man bei der Westfalenpost wohl nicht gehört. Stattdessen hegt und pflegt man seine rechte Kommentatoren, die schon seit Jahren ihre in Ängste gekleideten Menschenverachtung in roher Sprache freien Lauf lassen.
Am vergangenen Abend (wenn auch in anderem Zusammenhang) die SZ-Serie „Aufmacher – Vorbilder des Journalismus“ (Dez. 2002 ff.) quergelesen.
http://www.sueddeutsche.de/kultur/sz-serie-aufmacher-der-rang-hoeherer-insekten-1.419764
Sehr lustige Auseinandersetzung mit dem WP Artikel. Es stellt sich außerdem die Frage, welche Zukunft das Dörfchen N. eigentlich hat:
Keine Läden, keine Ärzte, kaum Busse und nicht einmal Straßenbeleuchtung. Mal ehrlich, wer wird denn dort in zwanzig Jahren noch wohnen?
Da sollten die besorgten Einwohner in der Tat, wie oben beschrieben, eine bessere Infrastruktur fordern. Aber nein, sie wollen unter sich bleiben. Nun denn, damit werden sich die Probleme von N. in Kürze vermutlich von allein lösen. Der Letzte mache das Licht aus – ach nee, nicht mal das ist nötig.
Der Autor bessert nach.
http://wp.m.derwesten.de/dw/staedte/nachrichten-aus-meschede-eslohe-bestwig-und-schmallenberg/an-den-haaren-herbeigezogene-argumente-id11383149.html?service=mobile