Das Schwimmbad-Desaster der Stadt Winterberg hat auch seine guten Seiten, treibt es uns eingefleischte Bahnenschwimmer doch hinaus in die anderen Städte und Gemeinden – immer auf der Suche nach der optimalen Bahn.
Seit dem 15. Mai hat das Freibad in Meschede geöffnet. Heute hat es mich nicht mehr in Siedlinghausen gehalten und ich bin die 24 Kilometer an die Ruhr hinunter gefahren.
Es war eine gute Entscheidung, ein Traum im Mai: klares Wasser, leuchtendes Grün und ein 50-Meter Becken mit 24° warmem Wasser. Nur zehn Doppelbahnen und die 1000 Meter waren erledigt.
Der Eintritt kostet 3,50 Euro. Wenn ich 10x geschwommen bin, gibt es 2x Schwimmen für lau. Ich kann mir also von vornherein eine 10er-Karte kaufen oder sie erst erschwimmen. Es kommt auf’s Gleiche raus. Das finde ich mehr als fair.
Das Freibad ist mit dem Auto gut zu erreichen. Von Meschede Richtung Enste und dann gleich auf der rechten Seite parken. Zu Fuß über die Ruhrbrücke und -voila!- da ist das Bad.
Hallen- und Freibad sind kombiniert. Für Weicheier, die bei schlechtem Wetter drinnen schwimmen wollen, ist also gesorgt 😉
Tipp! Das Frei- und Hallenbad Meschede liegt direkt am Ruhrtal-Radweg. Ich bin auf meinen Radtouren immer gerne zwischendurch schwimmen gegangen. Nach 500 oder 1000 Metern fluppt es dann umso besser Richtung Freienohl.
Das Becken ist 20 Meter lang. Es hat damit zwar keine olympischen Maße, aber auf 1000 Meter komme ich immer noch ohne mich beim Zählen der Bahnen zu verheddern.
Guckt euch das Bild an. Gleich werde ich im Wasser sein: tolles Licht, Abendsonne und angenehme Wassertemperaturen. Ich kann mir aussuchen, ob ich diagonal, zickzack oder in Kurven schwimmen. Alles meins. Die anderen sitzen vor der Glotze und gucken ESC oder weiß der Geier 😉
Nicht jeder Altbau muss heute eine Ruine sein und mit der Abrissbirne traktiert werden.
Im englischen Warwick, dessen zweites W nicht gesprochen wird, steht das Lord Leycester (sprich: Lester) Hospital aus dem späten 14. Jahrhundert. Dieser Fachwerkbau fungierte jedoch nie als Krankenhaus. Verdiente Krieger der britischen Krone durften hier zusammen mit ihren Gattinnen den Lebensabend verbringen.
Heute ist der attraktive Bau für die Öffentlichkeit zugänglich. Interessenten können die Räume zudem für private Feiern und Hochzeiten anmieten.
J.R.R. Tolkien soll laut Wikipedia durch die Stadt Warwick zu seinem Roman ‚Herr der Ringe‘ inspiriert worden sein. Ob auch die Stadt Winterberg dereinst zu einem großen literarischen Werk wird anregen können, das bleibt abzuwarten.
Dienstags habe ich manchmal eine halbe Stunde Zeit für Winterberg. Als erstes schnell am Oversum vorbei. Heute habe ich entschieden, dort kein Bild zu machen.
In bloßen Worten: Das Schwimmbad war immer noch für die Öffentlichkeit geschlossen. Kein Kunde im Fitness-Studio. Zwei Hotelgäste im weißen Frottee-Mantel schlichen von der Sauna zum Bewegungsbecken.
Weiter den Waltenberg hinauf.
Am ehemaligen Hotel Claassen war der Abriss seit meinem letzten Besuch vor zwei Tagen ein Stück weiter gegangen (siehe Bild oben). Das wird schon.
Weiter zum Fichtenweg, am Rathaus vorbei, zum ehemaligen Hallen- und Freibad der Stadt Winterberg. Das Gelände lohnt einen Besuch. Zwar ist alles eingezäunt, aber mit einem ordentlichen Teleobjektiv ist auch bei grauem Wetter mit einer Knipps-Kamera einiges zu fotografieren.
Die Aufsicht war, soweit ich das aus der Ferne beurteilen konnte, nicht besetzt.
Ein großer Glasbaustein stand auf Kippe und so konnte ich einen Blick in die Umkleideräume werfen.
Man ist versucht zu denken: Wasser rein, Bademeister an den Rand stellen, umziehen und los schwimmen, aber – so eine laminierte Info an der Eingangstür -, das „städtische Hallen- und Freibad hier am Buchenweg hat seinen Betrieb am 22.4.2012 eingestellt!“
Die Ruine des Hotel Claassen ist zugegebenermaßen nicht so chick wie eine stillgelegte Zeche oder ein ausgemustertes Stahlwerk im Ruhrgebiet, aber für einen Ort der Größe Winterbergs doch einigermaßen imposant.
Nach einer kleinen „Radtour de Ruhr“ mit vielen ästhetischen Industrie-Ruinen, bin ich daher gestern Abend flugs zu unserer Vorzeige-Ruine, dem Hotel Claassen am Waltenberg, geeilt.
Es geht voran. Der rechte Teil des Klotzes ist schon verschwunden und man kann auch von außen in die Hotelzimmer des linken Gebäudes sehen.
Als ich in die leeren Höhlen starrte, hatte ich Assoziation zu einem Film mit Michel Piccoli. Wenn mich meine Erinnerung über die Jahrzehnte nicht täuscht, handelt es sich um „Themroc“, einen französischen Spielfilm aus dem Jahr 1973.
Fand ich damals ziemlich langweilig. Aber guckt selbst:
Es ist schon merkwürdig, wie sich die zweckgebundenen, funktionalen äußeren Formen der Energiewirtschaft in die ästhetisch-kulturelle Sphäre einschleichen.
Während die toten Formen der Industrialisierung im Inneren des Ruhrgebiets heute unter der Marke „Industriekultur“ tertiär-touristisch vermarktet werden, püffert das Kohlekraftwerk in Möllen am Niederrhein friedlich vor sich hin und wandelt chemische Energie aus fossilen Rohstoffen in elektrische Energie.
Unabhängig von seiner Funktion finde ich den Bau heute beeindruckend „schön“.
Industrie-Ruinen lösen hingegen bei mir zwiespältige Emotionen und Gedanken aus. Ich habe das gestern bei meinem Eintrag zu Dortmund-Hörde beschrieben.
Die Ruhrpott-Zechen sind Geschichte, die Kohle wird über Rotterdam den Rhein hinauf angeliefert.
Die Bergarbeiter sind als soziale Schicht schneller verschwunden als die Landarbeiter im Laufe der industriellen Revolution.
Die „Buden“, die das Ruhrgebiet prägten, verschwinden aus dem Nahraum in dem Maße in dem die Menschen einerseits aufhören zu Fuß zum Einkaufen zu gehen und andererseits die Geschäfte bis spät am Abend geöffnet haben.
Die „Emma-Bude“ gibt es nicht mehr, die „Augusta-Bude“ neben der Martha-Straße hat nach langem Krampf den Kampf aufgegeben. Die „grüne Bude“ hat viele Besitzerwechsel durchgemacht. Die „Fenster-Bude“ etwas weiter oben ist dicht.
Aus Trotz habe ich heute Abend in der „roten Bude“ eingekauft, obwohl Edeka, ein paar hundert Meter weiter, noch geöffnet hatte und mein Warenkorb dort preiswerter gewesen wäre.
„Trotz“ wird die Buden allerdings nicht retten -Konsumenten kaufen nicht aus Trotz-, sondern nur eine Marktnische, aber welche?
Ich wusste ja bis vor ein paar Jahren nicht, dass Männer an einem Tag wie heute mit dem Bollerwagen oder klimpernden Rucksäcken durch die Gegend ziehen.
Rechtzeitig zum sogenannten Vatertag hatte mir früher meine Mutter stets zuverlässig eine Flasche Rasierwasser gekauft, die ich dann am Morgen meinem Vater von Herzen schenkte.
Das war es aber dann auch mit dem Vatertag. Und das wird für mich so bleiben, denn an 365, manchmal 366 Tagen im Jahr bin ich Vater, und das reicht.
Ich nehme mir am Vatertag oft das Tourenrad, packe die Satteltaschen voll und fahre irgendwohin.
Gerne radele mit dem Rad durch das Ruhrgebiet, weil es dort sehr grün ist. Die Vegetation ist vielfältiger als im Hochsauerland und trotzdem gibt es an jeder Ecke einen Kiosk.
Die Industrie-Ruinen wie Phoenix-West in Dortmund Hörde reizen mich zwar, sind aber auf unwiederbringliche Weise Vergangenheit. Nicht mehr das, was ich kannte: Stahlwerke in Aktion, laut, fauchend und stinkend.
Meine Sentimentalität hält sich in Grenzen.
Ein weitere Vatertag neigt sich jetzt dem Ende zu. Das Bier im Bermuda3Eck von Bochum ist bezahlt, und die anderen Geschichten von heute erzähle ich vielleicht, wenn wir wieder einen normalen Tag haben.
Der Regen und schließlich der warme Wind haben auch in den Höhenlagen des Hochsauerlandes den Schnee bis auf ein paar Reste in den üblichen verdächtigen Lagen -Skipisten, schattige Berghänge- weitgehend abgeschmolzen.
Während auf der schmalen, kurvenreichen Straße von Siedlinghausen hoch zum Großen Bildchen Schwärme von MotorradfahrerInnen mit Lust und Laune ihr Leben im Frühlingswind riskierten, bin ich zum ersten Mal in diesem Jahr auf der Hunau gelaufen.
Stadt- und Flachlandjogger, die in der vorteilhaften Position sind, ihre Laufstrecken selbst im Winter unendlich zu variieren, können sich nicht vorstellen, wie unendlich öde und monoton die Lauferei im Hochsauerland zum Ende des Winters wird. Jedes Training findet auf den wenigen schneefreien Strecken, die man noch betreten kann ohne tief einzusinken, statt. Die Monotonie macht müde.
Jetzt also ist die Hunau frei, zumindest soweit, dass man wie die Städter und Flächländer erneut sein Netz von Laufwegen zur Verfügung hat.
Kurz innehalten, die alte Schweißhündin Isolde von der Hunau besuchen und dann zurück zum Großen Bildchen.
Vielleicht hole ich nächstes Wochenende das Mountainbike aus dem Keller. Im Hochsauerland man muss sich sputen. Der nächste Winter kommt früher als du denkst. Erschreckend: Bis zur Sommersonnenwende haben wir nur noch einen Komplett-Monat, nämlich den Mai.
Dann geht es schon wieder bergab, bevor es so richtig bergauf gegangen ist 😉
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