Der erste Schnee sei hiermit dokumentiert. Der Niederschlag war überschaubar, der Bürgersteig schnell freigeschoben.
Ein kleiner Spaziergang. Fahrradspuren auf der dünnen Schneedecke.
Eine Begegnung. Zwei ältere sportlich gekleidete Radfahrer, orangene Trikots, schieben ein steiles Stück Hohlweg hinauf. Verfahren. Eigentlich hätten sie geplant, über die Ennert und dann durch den Wald über Markt- und Minenplätze zum Kahlen Asten zu radeln. Vor ein paar Wochen wollten sie die Tour schon einmal machen wollen, aber damals wäre der Regen zu stark gewesen.
Heute ein neuer Anlauf im Schnee. Warum nicht? Wir haben uns kurz über eine alternative Route für den Hinweg zum Kahlen Asten unterhalten. Ja, die würden sie dann nehmen, den ursprünglich geplanten Weg könnten sie sich für den Rückweg aufsparen.
Dann steigen sie auf ihre Touren-MTBs und treten in die Pedalen. Ein wenig später habe ich nur noch die Spuren im Schnee fotografieren können.
Ob sie gut angekommen sind? Ein wenig Sorgen macht man sich doch, wenn bei diesem lausigen Wetter Radfahrer*innen im Wald unterwegs sind.
Gestern bin ich (Maske auf) mit dem Zug nach Dortmund und zurück gefahren. Für irgendetwas muss das Deutschlandticket gut sein.
Eine meiner üblichen Schnell-Exkursionen verläuft vom Bahnhof zur Landesbibliothek und weiter zum Dortmunder U: Bücher ausleihen und ein paar Ausstellungen ansehen.
Ich wollte vor der Dunkelheit wieder im Sauerland sein, also war das Zeitfenster knapp bemessen.
Die Ausstellungen Kulturelle Teilhabe und Heterogenität – Tasten und Sehen im Dialog der TU Dortmund und die Emerging Artists V-Biennale für zeitgenössische Kunst aus Dortmund konnte ich mir nur sehr kurz anschauen. Sie werden allerdings noch bis zum 14. bzw. 28. Januar 2024 gezeigt. Beim nächsten Dortmund-Besuch bringe ich mehr Muße mit und besuche die Werke der acht Künstler*innen auf der zweiten Ebene etwas ausdauernder.
Teilhabe am Kulturellen Erbe ist Menschenrecht: für alle! ist das Motto der ersten Ausstellung.
„Vorgestellt werden Tastmodelle der Stadtkirche St. Reinoldi, Vermittlungschoreografien für eine inklusive (bau-)kulturelle Bildung und für eine zeitgemäße Lehrer:innenbildung.“
Beide Ausstellungen sind übrigens kostenlos. Auch wenn man nur kurz verweilt, bleibt kein Loch in der Brieftasche.
Die naiv anmutende Malerei gehört zu eine/einem anderen Künstler*in als der Girls, Girls, Girls Teil, in welchem es um Prostitution ging. Die Künstlerin erklärt ihren Ausstellungsbereich auf einer grün umrandeten, im Raum hängenden Tafel.
Den roten Vorhang habe ich allerdings nicht zurückgezogen. Ich fand dieses Stück ganz witzig, weil es die sogenannte Warnung vor dem Inhalt / Content Warning (CW) in den sozialen Medien vergegenständlicht.
Für eventuell zu erwartende abwertende, schäbige, ekelhafte Kommentare hatte ich am Donnerstag keine Zeit. Der Zug wartete. Der Vorhang blieb zu.
Mit 47 Einwohner*innen ist Mollseifen nach Hoheleye (21) der zweitkleinste Ortsteil der Stadt Winterberg. Bei kaltem und sonnigem Novemberwetter bin ich heute durch die wenigen Straßen des Höhendorfs gestreift.
Richtig gezählt, wäre dies die Nummer acht von 15 jeweils anderthalbstündigen Spaziergängen durch sämtliche Winterberger Orte. Die Strecken sind spontan, die Bilder entstehen planlos, ohne Vorüberlegungen. Das Wetter ist, wie es ist. Auf Sonnenschein oder gute Lichtbedingungen wird nicht gewartet: „Zwischen elf und drei hat der/die Fotograf*in frei.“ Gilt nicht.
Letztendlich habe ich von 47 Bildern zwölf Fotos ausgewählt, mehr nach Laune, als nach festen Kriterien.
Die Auswertung soll erfolgen, wenn die 15 x 12 Bilder veröffentlicht sind. Die Betonung liegt auf soll im Gegensatz zu wird oder muss.
Das Programm ist lediglich: mach dir keine Gedanken, verwende immer die Nikon D7200 mit 35 mm Festbrennweite, dann gehe los und wehe du kommst mit Instagram-Aufnahmen zurück.
Der Ortsteil Hoheleye hat laut Einwohnerstatistik vom 30. Juni 2022 21 Einwohner*innen. In Worten Einundzwanzig.
Als ich am gestrigen Sonntagmorgen durch den Ort streifte, habe ich keinen von ihnen gesehen. Dafür rasten vollbesetzte Feuerwehrautos und Rettungswagen die K 52 hinab Richtung Großer Saukopf. Die Alarmsirenen durchschnitten die Stille, dann war Ruhe und nach kurzer Zeit fuhren alle Richtung Winterberg zurück. Ich kann nur raten: Fehlalarm im Partyhotel?
Bei Openstreetmap wird Hoheleye, knapp am Eupemismus vorbei schrammend, als Weiler bezeichnet.
Wenn man nur einen Winterberger Ort besuchen darf und ein Faible für morbide Stimmungen hat, so ist eine grauer Sonntagmorgen im November genau der richtige Zeitpunkt für einen Besuch von Hoheleye.
Weiter ohne viele Worte, aber mit Bildunterschriften.
Nachtrag: bis heute habe ich sechs der 14 Winterberger Ortsteile plus Kernstadt = 15 besucht und eine paar Bilder gemacht.
Ein Drop-Down Menü Kategorie auswählen unter dem Suchfeld des Blogs erlaubt es, mit der Kategorie 1235Winterberg alle bislang erschienen Artikel des Projekts zu finden.
Zur Erinnerung: Den Anstoß für die Fotostreifzüge durch Winterberg und seine Orte habe ich durch das Projekt Köln Vorort erhalten.
Nach Winterberg, Siedlinghausen, Elkeringhausen und Altenfeld, habe ich heute Morgen das kühle, aber trockene Novemberwetter für einen Streifzug durch den nächsten Winterberger Ortsteil ausgenutzt. Heute war Silbach an der Reihe, von Siedlinghausen fußläufig zu erreichen.
Für alle, auch die zukünftigen Fotoexkursionen in die Dörfer, habe ich mich jetzt mit mir nach einigen Diskussionen auf die Kategorie bzw. das Schlagwort 1235Winterberg geeinigt.
Die 12 steht für die Anzahl der Bilder, die 35 für die Festbrennweite des Objektivs.
Wenn man also in den Kategorien oder Schlagwörtern links auf 1235 Winterberg klickt, sollte man alle bis dahin erstellten Streifzüge angezeigt bekommen.
Als die Sonne heute unterging, lag die Temperatur auf dem Kahlen Asten bei 0,5° C. Die Kälte kroch mir unter die Jacke; zu dünn angezogen, eher für 10° plus.
Das Licht war allerdings sehr transparent und entschädigte mich für das Schlottern und Bibbern.
Gerade war es noch hell und der Sonnenuntergang schien sich elend lange hinzuziehen.
Doch dann ging es sehr schnell. Schwupps war die Sonne weg. Einige Menschen hatten ihr Smartphone mit Stativ auf eine Bank gestellt, andere positionierten sich für ein flottes Instagram-Shooting oder hielten en passant ihre Smartphones in den Sonnenuntergang.
Zu Zeiten der Corona-Beschränkungen strömten zwar mehr, gerade jüngere Leute, zum Sonnenuntergang auf den Kahlen Asten, aber alles zu seiner Zeit. Auch mit wenigen Fotograf*innen ist der Abend auf dem zweithöchsten Berg NRWs ein kleines soziales Ereignis, wortlos zusammengehalten vom schwindenden Licht.
Alle Bilder mit der Nikon D 7200, 50 mm Festbrennweite, Blende 8 und 1/100 sec. Der Kaffee im Turm hat 3,40 gekostet.
Mein heutiger Fotostreifzug führte mich bei trockenem Novemberwetter durch den kleinen Ortsteil Elkeringhausen. Start und Ende lagen auf dem Parkplatz des Winterberger Ruhewaldes.
Zur Erinnerung: bei den Bildern geht es darum, Instagram-Ästhetik zu vermeiden und mit möglichst einfachen Schnappschüssen eher banale Momente einzufangen.
Es ist schwer die Geschichten und Bildern auszublenden, die man schon kennt und verinnerlicht hat. Immerhin lebe ich seit über 25 Jahren in Winterberg und bin viele Kilometer im Stadtgebiet gewandert, gelaufen und Rad gefahren. Dazu kommt die allgegenwärtige Bildproduktion der Tourismusindustrie, die sich in vielen lokalen, regionalen und überregionalen Medien wiederfindet.
Um es mit dem Projekt Köln Vorort zu vergleichen: unser Kölner Dom ist das Skigebiet.
Es war heute nicht schwer, Menschen zu vermeiden. Ich habe in anderthalb Stunden in Elkeringhausen insgesamt einen älteren Herrn getroffen.
Die Kirche habe ich nur wegen des Vogelhäuschens beachtet.
Weiter geht es in Richtung Wohngebiet. Ihr seht bestimmt die kleine Schafherde.
Vom Langen Acker blicke ich zurück auf ein ehemaliges Fabrikgebäude.
Am anderen Flügel des Gebäudes ist eine beachtenswerte Garage zu sehen.
Wer wissen will, wie das gesamte Fabrik-Ensemble aussieht, muss sich schon selbst nach Elkeringhausen aufmachen. Für jeden Ortsteil zeige ich zwölf Bilder; drei für ein einziges Wohngebäude – das wäre zuviel.
Warum ist es hier so menschenleer?
Ich zeige noch das Wellness-Viertel.
Mit dem zwölften und letzten Foto kommen wir zur Bushaltestelle. Keiner kommt, niemand fährt weg.
Der November in Elkeringhausen. Keine Sonne, kein Regen.
Damit ihr Elkeringhausen größenmäßig in die Winterberger Ortsteile einsortieren könnt, hier die Einwohnerzahlen vom 30. Juni 2022:
Heute hatte ich „etwas im Ort zu erledigen“. Während ich die Aufträge abhakte, habe ich links und rechts vom Weg einige Zufallsbilder geknipst.
Das Wetter war sonniger als beim gestrigen Streifzug in der Winterberger Kernstadt. Der Regen machte eine Pause. Die Bilder habe ich mit der Festbrennweite von 35 mm auf DX aufgenommen. Das entspricht dem Format eines Kleinbildfilms bzw. 50 mm Vollformat.
Auf Mastodon haben wir diskutiert, inwiefern die Begriffe Unorte, Ödnis, Tristesse die Bilder und das Projekt von Christoph Pallaske auf Köln Vorort bzw. meine bisherigen Fotos wirklich begreifbar machen.
Christoph Pallaske: „Die Vorort-Fotos verstehe ich übrigens nicht anklägerisch wie die „Gärten des Grauens“ von Soltau, es müsste also eher ein Begriff sein, der neutral ist und für Wertungen offen. Und ja, es sind Zeugnisse, wobei das Fotografieren ja auch einer gewissen Kunstform genügen soll. Das erkenne ich auch in den Winterberg-Bildern. Also, muss noch etwas mehr in der Fotografie-Geschichte stöbern, um das Genre zu benennen …“ Quelle: https://social.cologne/@koelnvorort/111364010874674353
Ich: „Wir machen ja „Bilder ohne Menschen“. Das enthebt uns der Sphäre der Street-Photography, was ja auch weniger Stress bedeutet.“ Quelle: https://ruhr.social/@hskzoom/111364374908079189
Achim Reinke: „Ich dachte tatsächlich an „Öde Orte“, habe damit aber den Kern Eures Vorhabens nicht erfasst. Wobei auch bei „öden Orten“ gilt ja: Heimat ist oft da, wo es hässlich ist.“ Quelle: https://freiburg.social/@achimreinke/111364117020671432
Hinter und in jedem der Bilder stecken Geschichten, die ich hier nicht erzähle.
Ich habe beim Sichten der fertigen Fotos nicht alle zur Veröffentlichung ausgewählt, obwohl sie mir gefallen und rechtlich nicht zu beanstanden sind.
Das Bild eines Hauses, welches in Köln Vorort ohne Probleme publiziert wird, kann in der nachbarschaftlichen Enge kleiner Orte als Grenzüberschreitung empfunden werden.
Vom Bahnhof aus geht es zur Kahlenbergstraße.
Die Kahlenbergstraße strahlt heute im Licht der Novembersonne. Überhaupt nicht trist.
Am Ende. Die katholische Kirche von der anderen Seite.
Für den Weg samt Erledigungen habe ich nicht mehr als anderthalb Stunden benötigt. Sowohl die Route als auch die Aufnahmen sind mehr oder weniger zufällig. Wenn ich vorher einen Plan gehabt haben sollte (Ausnahme: Wahl von Kamera und Objektiv), wäre er unbewusst gewesen.
Schon seit längerer Zeit hatte ich die Idee, Winterberg und seine Ortsteile jenseits der Tourismusbroschüren und Reklamebilder im Netz zu fotografieren. Die Umsetzung scheiterte bislang daran, dass ich viel zu komplizierte Ansprüche entwickelte. Das Projekt war tot, bevor es das Licht der Welt erblickt hatte.
In Köln streifte derweil Christoph Pallaske durch die Stadtteile und Vororte. Er wollte jenseits von „Dom, […] Hohenzollernbrücke und […] Innenstadt“ mit der Kamera „Perspektiven auf das suburbane Köln anschaulich“ machen.
Typische Merkmale der Vorort-Fotos, so Pallaske, seien die suburbane soziale Ödnis (es sind oft keine Menschen auf der Straße zu sehen), die häufige Dominanz des Autos sowie gelegentlich auch Auswirkungen des Klimawandels.
Auf Mastodon konnte man die Entwicklung des Fotoblogs Köln Vorort miterleben. Meine anfängliche Skepsis („Keine Menschen“?) wandelte sich rasch in Sympathie und Begeisterung.
Mir hat es den Anstoß gegeben, am heutigen verregneten 5. November 2023 zu versuchen, Ödnis und Tristesse in der Kernstadt Winterberg mit ein paar Fotos einzufangen.
Mein Streifzug dauerte gar nicht lange. Er führte mich vom Waltenberg direkt zur Neuen Mitte.
Wenn man von Bessmann über den großen Parkplatz geht, kommt man zu Edeka/DM im Untergeschoss des stadtnahen Teils der Neuen Mitte.
Dann geht es eine Treppe hinauf.
Oben angekommen…
Weiter geht es.
Wieder oben…
Näher ran…
Noch einmal hinunter…
Die letzten Eindrücke…
Den Blick zur Seite wagen…
Die Bilder habe ich wegen des Regens mit dem Smartphone geknipst. Die restlichen Ortsteile Winterbergs würde ich noch gerne in den kommenden Wochen besuchen.
Vielleicht klappt’s.
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