Anfrage der Sauerländer Bürgerliste zum Thema „Krankenhaus in Winterberg“ und die Antwort des Landrats.

Wie sieht die Zukunft des St. Franziskus-Hospitals Winterberg aus? (foto: zoom)

Die Sauerländer Bürgerliste hatte am 17. 12. 2019 eine Anfrage gemäß § 11 Abs. 1 der Geschäftsordnung des Kreistags Thema: Krankenhaus in Winterberg, gestellt. Der Landrat antwortete (s. u.) am 19. 12. 2019 unter anderem:

„Die aktuelle Situation des Krankenhauses Winterberg wird Gegenstand der nächsten Sitzung des Ältestenrates am 07.01.2020 sein.“

Die Anfrage und weiter unten die ganze Antwort im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Landrat,

laut eines Berichts der lokalen Tagespresse vom 05.12.2019 unter der Überschrift „Die Waage im Gesundheitssystem – Zukunft des Krankenhauses Winterberg war das beherrschende Thema beim Besuch von NRW-Gesundheitsminister Laumann zum KolpingGedenktag in Medebach“ soll Landesgesundheitsminister Laumann erklärt haben: “ ‚Das Krankenhaus Winterberg ist unverzichtbar, dabei bleibt es‘, versprach der Minister. … Die Suche nach einem neuen Träger für das St. Franziskus werde sehr spannend … Wenn sich keiner finde und die Stadt nicht das nötige Geld habe, müsse in letzter Konsequenz der Hochsauerlandkreis einspringen und die Trägerschaft übernehmen. ‚Dazu kann ich den zwingen.‘ “

Dazu stelle ich folgende Fragen:

  1. Ist dem Landrat bekannt, ob der NRW-Gesundheitsminister diese Aussagen in Bezug auf den Hochsauerlandkreis tatsächlich so gemacht hat?
  2. Falls der Landesminister dies nicht so gesagt hat, was hat er tatsächlich gesagt?
  3. Welche rechtlichen Grundlagen sieht der Landrat, dass der Landesminister die Übernahme der Trägerschaft für das Winterberger Krankenhaus durch den Hochsauerlandkreis erzwingen kann?
  4. Welche inhaltlichen Möglichkeiten sieht der Landrat für die Übernahme der Trägerschaft für das Winterberger Krankenhaus durch den Hochsauerlandkreis?
  5. Welche weiteren Schritte plant der Landrat in dieser Angelegenheit?

 

Mit freundlichen Grüßen

Reinhard Loos SBL/FW-Fraktionssprecher

Die Antwort:

Sehr geehrter Herr Loos. Ihre o. g.. Anfrage beantworte ich wie folgt:

1. Ist dem Landrat bekannt, ob der NRW-Gesundheitsminister diese Aussagen in Bezug auf den Hochsauerlandkreis tatsächlich so gemacht hat? und 2. Falls der Landesminister dies nicht so gesagt hat, was hat er tatsächlich gesagt?

Da ich an der angesprochenen Veranstaltung nicht teilgenommen habe, kann ich dazu keine Angaben machen.

3. Welche rechtlichen Grundlagen sieht der Landrat, dass der Landesminister die Übernahme der Trägerschaft für das Winterberger Krankenhaus durch den Hochsauerlandkreis erzwingen kann?

Die betreffenden Aussagen beziehen sich offensichtlich auf die Vorschrift des 5 1 Absatz 3 Krankenhausgestaltungsgesetz NRW. Diese lautet: „Krankenhausträger sind in der Regel freie, gemeinnützige, kommunale, private Träger und das Land. Falls sich kein anderer geeigneter Träger ?ndet, sind Gemeinden und Gemeindeverbände verp?ichtet, Krankenhäuser zu errichten und zu betreiben, kreisangehörige Gemeinden jedoch nur, wenn sie die erforderliche Finanzkraft besitzen. “.

Wie diese Vorschrift in der Praxis formaljuristisch vollzogen werden kann, ist offen. Das Krankenhausgestaltungsgesetz NRW gibt selbst keine Instrumente vor. Nach Mitteilung der Bezirksregierung Arnsberg hat es in Nordrhein-Westfalen den Fall einer Verpflichtung zur Übernahme einer Krankenhausträgerschaft bisher noch nicht gegeben.

4. Welche inhaltlichen Möglichkeiten sieht der Landrat für die Übernahme der Trägerschaft für das Winterberger Krankenhaus durch den Hochsauerlandkreis? und 5. Welche weiteren Schritte plant der Landrat in dieser Angelegenheit?

Die aktuelle Situation des Krankenhauses Winterberg wird Gegenstand der nächsten Sitzung des Ältestenrates am 07.01.2020 sein. Insofern verweise ich auf diesen Termin.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Schneider

Winterberg geht baden. Aber wo?

Kein Bademeister. Wann  wird die Freibad-Saison in Winterberg-Siedlinghausen eröffnet. (archiv: zoom)
Wann wird die Freibad-Saison in Winterberg-Siedlinghausen eröffnet? (archiv: zoom)

Am Samstag habe ich meine persönliche Freibad-Saison eröffnet: 26 Doppelbahnen im Außenbecken des Olsberger Aqua.

Als ich dann so durch die Hochsauerländer Täler radelte, erwischte mich ein Gerücht: das Siedlinghäuser Freibad habe ein Problem, nämlich keinen Bademeister.

Der Bürgermeister der Stadt Winterberg, der vor Jahren das Siedlinghäuser Freibad aus dem städtischen Finanztopf in die Freiheit der Privatbewirtschaftung umpflanzte, führt nun gerade unsere Siedlinghäuser Bäder als Alternative zum geschlossenen Oversum-Bad an.

Das kann doch nur bedeuten, dass die Stadt dem Siedlinghäuser Bäderverein einen Bademeister spendiert, oder? Und das schnell, denn der Sommer ist bald vorbei.

Ich wünsche mir dann verlässliche Badezeiten ab, sagen wir mal 9 bis 19 Uhr, damit ich nicht bei wolkigem Himmel um 13 Uhr plötzlich vor verschlossenen Toren stehe. Die Touristen hätten es eventuell gerne ebenso.

Wer „A“ sagt, muss auch „B“ sagen – her mit der über den jetzigen Zuschuss hinausgehenden Unterstützung für das Frei- und Hallenbad Siedlinghausen, sonst kann die Tourismushochburg Winterberg ihren Gästen noch nicht einmal ein Freibad bieten.

Der Hillebachsee als Alternative ist ein Witz.

Übrigens: Das Geschwister-Scholl-Gymnasium wird ab September NRW-Sportschule. Aber dann fällt auch schon bald der erste Schnee.

Die letzte Bahn ist geschwommen. Die Handtücher sind schon wieder trocken. Vielen Dank an die freundlichen MitarbeiterInnen.

Oversum Schwimmbad geschlossen
Das war’s. Die letzte Bahn ist geschwommen. (fotos: zoom)

Das war’s. Die letzte Bahn ist geschwommen. Um kurz vor acht war ich im Wasser, um exakt 20.45 Uhr als letzter Schwimmer wieder raus. Auf Twitter liest sich das so:

Ich musste dann aber doch noch kämpfen, um am letzten Tag des Schwimmbads vor der der Pleite als letzter aus dem Wasser zu steigen.

Die Umkleiden.
Der letzte Gang.

Auf meinen Schlussbahnen tauchten noch exakt ein Schwimmer und danach eine Schwimmerin ins Wasser ein.

Es herrschte wirklich keine Arschbombenstimmung, sondern große Traurigkeit. Die Mitabeiterinnen, die an diesem Abend Dienst hatten, machten auf mich einen geknickten Eindruck.

Überhaupt die MitarbeiterInnen. In der ganzen Zeit meiner sechs(?) Zehnerkarten habe ich ein sehr hilfsbereites, freundliches Personal erlebt.

Schade jetzt, und Danke dafür!

Das Schwimmbad ist nach meiner Kenntnis ab jetzt komplett geschlossen, auch für die Hotelgäste des Oversum.

Denen bleibt allerdings noch das Bewegungsbecken hinter der Glasscheibe.

Schulschwimmen? Noch nicht klar.

Packt die Badehosen ein und schwimmt heute Abend eure letzten Bahnen. Oversum Schwimmbad ab 1. Mai für unbestimmte Zeit geschlossen.

Oversum-Schwimmbad geschlossen
Oversum-Schwimmbad. Heute anscheinend noch bis 21 Uhr geöffnet. Ab 1. Mai geschlossen

Der Betreiber „Vitalresort Winterberg GmbH“ geht in die Insolvenz, der Oversum-Projektbetreiber „aquasphere Winterberg  GmbH“ übernimmt das Bad und handelt.

Das Oversum-Schwimmbad bleibt ab morgen auf unbestimmte Zeit geschlossen.

Ob das Schulschwimmen denn weiter gesichert sei, habe ich die Mitarbeiter hinter dem Tresen gefragt. Sie seien von der Optisport GmbH und gäben keine Auskunft.

Heute Abend sei das Schwimmbad aber noch geöffnet. Ich hatte nachgefragt, weil der Kassenautomat heute um 17 Uhr schon geschlossen war.

Zwei Punkte sind noch auf meiner Zehnerkarte. Ich werde versuchen, sie heute Abend abzuschwimmen.

Neues Spiel, neues Glück? Karten im Oversum werden neu verteilt. Vitalresort Winterberg GmbH scheidet aus.

Oversum
Das Oversum mit Schwimmbad heute (foto: zoom)

Mit der Insolvenzeröffung am 1. Mai wird die Vitalresort Winterberg GmbH als Betreiber des Schwimmbades von der Bildfläche verschwinden.

In einer Pressemitteilung, die heute in der Westfalenpost erschienen ist (Danke für den Hinweis @Marker), erklärt Insolvenzverwalter Wilfried Pohle, dass die Pachtverträge zwischen dem Betreiber des Oversum Projekts, der aquasphere Winterberg GmbH, aufgelöst würden.

Damit ist die Stadt Winterberg als Gesellschafter anscheinend raus aus den Betrieben. Bislang mischte sie in der Person des Tourismusdirektors Michael Beckmann als Gesellschafter der Vitalresort Winterberg GmbH am Rande des Oversum Firmengeflechts mit. Es bleiben natürlich die Verbindungen über die geheimen d.h. nichtöffentlichen PPP-Verträge.

Der vorläufige Stand laut Pressemitteilung:

Die Gesamt-Betreiberfirma des Oversum-Komplexes, die aquasphere GmbH,  übernimmt das Schwimmbad.

Die Hotelbetreibergesellschaft Oversum GmbH übernimmt die Bereiche Wellness und Sauna. Das Hotel und den Tagungs- bzw. Kongressbereich hat sie ja schon bislang geführt.

Das Fitnessstudio soll von der Optisport GmbH weiterbetrieben werden.

Das MVZ (Medizinische Versorgungszentrum) wird im Bericht nicht erwähnt.

Eine spannende Frage ist, wie die Eigentümerin des Oversum mit dem Hallenbad umgehen wird. Soweit ich es verstanden habe, hat die Stadt Winterberg zumindest die Option auf das Kontingent Schulschwimmen. Welche Einflußmöglichkeiten bleiben beim öffentlichen Schwimmen und bei den Eintrittspreisen?

Die von der Stadt immer wieder in ihren Erklärungen optimistisch angeführte Sicherung namens „Heimfall“ wird überhaupt nicht mehr erwähnt.

Soweit erst einmal – alles weitere wäre Spekulation.

Vitalresort Winterberg GmbH: Amtsgericht Arnsberg bestellt Insolvenzverwalter

Das Amtsgericht Arnsberg hat gestern Mittag für das Insolvenzeröffnungsverfahren  über das Vermögen der Vitalresort Winterberg GmbH den Marsberger Rechtsanwalt Wilfried Pohle zum Insolvenzverwalter bestellt.

(Danke @Marker für den Hinweis und den Text.)

Amtsgericht Arnsberg, Aktenzeichen: 21 IN 102/13

In dem Insolvenzeröffnungsverfahren über das Vermögen der im Handelsregister des Amtsgerichts Kempten (Allgäu) unter HRB 11304 eingetragenen Vitalresort Winterberg GmbH, In Pfalzen 8, 87534 Oberstaufen, gesetzlich vertreten durch die Gesellschafterinnen, die Oversum Hotel GmbH, Am Kurpark 6, 59955 Winterberg, diese vertreten durch den Geschäftsführer Gerhard Huber, Am Kurpark 6, 59955 Winterberg und, die Winterberg Touristik und Wirtschaft GmbH, Am Kurpark 4, 59955 Winterberg, diese vertreten durch den Geschäftsführer Michael Beckmann, Am Kurpark 4, 59955 Winterberg

ist am 26.03.2013, um 11:42 Uhr angeordnet worden (§§ 21, 22 InsO):

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wird Rechtsanwalt Wilfried Pohle, Bahnstraße 1, 34431 Marsberg bestellt.

Verfügungen der Schuldnerin über Gegenstände ihres Vermögens sind nur noch mit Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters wirksam (§ 21 Abs. 2 Nr. 2 2. Alt. InsO).

Den Schuldnern der Schuldnerin (Drittschuldnern) wird verboten, an die Schuldnerin zu zahlen. Der vorläufige Insolvenzverwalter wird ermächtigt, Bankguthaben und sonstige Forderungen der Schuldnerin einzuziehen sowie eingehende Gelder entgegenzunehmen. Die Drittschuldner werden aufgefordert, nur noch unter Beachtung dieser Anordnung zu leisten (§ 23 Abs. 1 Satz 3 InsO).

21 IN 102/13
Amtsgericht Arnsberg, 26.03.2013

Lesehinweis: Fall Oversum immer dramatischer …

Die Westfalenpost berichtet heute, dass es im Fall Oversum immer dramatischer werde: Die aquasphere Winterberg GmbH als Oversum-Objekteigentümerin habe gestern Nachmittag der von der Insolvenz bedrohten Vital Resort Winterberg GmbH als Badbetreiberin das Pacht- und Bewirtschaftungsverhältnis für die Bereiche Sportbad sowie Fitness, Wellness und Sauna mit sofortiger Wirkung gekündigt.

Alles lesen: http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-winterberg-medebach-und-hallenberg/fall-oversum-wird-immer-dramatischer-id7757644.html

(Danke @Marker für den Hinweis.)

Kurzbericht von der gestrigen Ratssitzung der Stadt Winterberg: öffentliche Erklärung des Bürgermeisters

Dunkle Zeiten für das Oversum-Projekt
Dunkle Zeiten für das Oversum-Projekt (archiv: zoom)

Auf der gestrigen Ratssitzung der Stadt Winterberg nahmen die Vorgänge um das Oversum Projekt in Winterberg einen breiten Raum ein. Nach dem Eklat um die Pressekonferenz der „aquasphere Winterberg GmbH“  war zu erwarten, dass der Rat sich öffentlich zu den Auseinandersetzungen der Stadt mit den Oversum Betreibern äußert.

(Linktipp: die Westfalenpost schildert sehr ausführlich die Hintergründe der beiden Pressekonferenzen. Unbedingt lesen!)

Zu Beginn der Sitzung stellte Bürgermeister Werner Eickler in einer fast halbstündigen Rede die öffentlichen Positionen der Stadt dar, im nichtöffentlichen Teil der Sitzung wurden die Ratsmitglieder über weitere Hintergründe und Details informiert.

Seit dem Rücktritt des Geschäftsführers Bernd Rüdiger im Dezember 2012 habe es einen Kampf hinter den Kulissen gegeben und es sei jetzt Zeit für eine offene Informationspolitik der Stadt. „Wir gehen seit gestern völlig transparent mit den Vorgängen um“, so Eickler.

Ich werde hier aus Gründen, die ich unten*** darlege, keine weiteren Details nennen. Kern der Geschichte ist, dass die Stadt das Projekt mit weiteren Finanzhilfen stützen solle, während es schon heute „riesige offene Forderungen“ von beispielsweise Energielieferanten an die „aquasphere Winterberg GmbH“ gebe. Diese sei hoch verschuldet.  Die Stadt könne deswegen die Gesellschaft nicht einfach übernehmen, da sie dann auch die Schulden in Millionenhöhe mit übernehmen müsse.

Das Insolvenzverfahren der Vitalresort Winterberg Gmbh, dem Schwimmbadbetreiber, sei noch nicht eröffnet, kein Insolvenzverwalter bestellt. Grund seien unter anderem Unklarheiten über den Ort des „Insolvenzgerichts“: Kempten im Allgäu, wo die Firma ins Handelsregister eingetragen ist, oder Arnsberg, im Bereich der Geschäftstätigkeit.

Die Stadt, so Eickler, wolle sich auf keine Nachforderungen „der sab“*** einlassen.  Durch das Sicherungsinstrument „Heimfall“ könne sie im Falle eines Falles die Verfügung über die Gebäude erlangen.

Es sei weiterhin zu erwarten/befürchten, dass der Wärmelieferant am 28. März die Energieversorgung wegen der offenen Forderungen einstelle. Die Stadt, so Eickler, nehme aber lieber eine zweimonatige Schließung des Bades in Kauf als den jetzigen Oversum Betreibern finanzielle Hilfen zu gewähren, um dann nach drei Monaten wieder am gleichen Punkt zu stehen.

Kleine Details am Rande: Im November 2011 sollten die Bauarbeiten am Oversum eingestellt werden. Die Pellikaan Bauuternehmung habe jetzt einen Titel von über 2 Millionen Euro gegenüber der „Vencura GmbH“ (mit den Investorfirmen verflochten).

Der neue Geschäftsführer der „aquasphere Winterberg GmbH“ Manfred Wolff habe seine Adresse in Singapur.

Es gebe jetzt schon andere Interessenten für das Projekt Oversum. Das Oversum brauche ab jetzt nicht nur einen Verwalter, sondern „schreie nach einem Kümmerer.“

*** Erläuterung: Bei der Auseinandersetzung geht es erstens um riesige Summen und zweitens um Akteure, die nicht mehr so leicht zu benennen und auseinander zu halten sind. Miteinander verflochtene oder eben nicht verflochtene Gesellschaften mit wechselnden Geschäftsführungen und ähnlichen Namen machen es schwer den „Gegner“ der Stadt Winterberg in diesen Auseinandersetzungen zu benennen. Wann muss man von der „s.a.b. gmbh & co. kg“, wann von der „sab AG“ sprechen oder schreiben? Wie ist die „aquasphere Winterberg GmbH“ mit den anderen Firmen rechtlich, personell verflochten?

Vielleicht weiß es der Rat der Stadt Winterberg. Wir wissen es nicht.

 

Eklat im Oversum: Vertreter der Stadt Winterberg dürfen nicht auf die Pressekonferenz des Oversum-Betreibers.

Ganz schlecht: der Workout-Bereich des Oversum hat noch Kapazitäten (foto: zoom)
Oft gähnende Leere. Hier der Workout-Bereich des Oversum. (archiv: zoom)

Wir hatten mit allem gerechnet, nur nicht mit diesem Eklat um das Oversum-Projekt in Winterberg. Der Betreiber s.a.b. hat laut Medienberichten (Radio Sauerland, WDR)  bei der heutigen Pressekonferenz der „aquasphere Winterberg GmbH“  die Vertreter der Stadt des Saales verwiesen.

Daraufhin habe  die Winterberger Wirtschaftsförderung zu einer Gegendarstellung geladen. Winterberg hatte vor kurzem mitgeteilt, dass dem Badbetreiber die Insolvenz drohe. Die s.a.b fordere von der Stadt eine weitere Zusammenarbeit und Gespräche.

WDR Radio Siegen meldet „Ärger um das Hotel Oversum in Winterberg“. Der Streit zwischen dem Betreiber des Winterberger Hotelkomplexes Oversum und der Stadt Winterberg verschärfe sich. Das Unternehmen hätte heute auf der Pressekonferenz in Winterberg von der Stadt gefordert, den mittlerweile insolventen Betreiber des Badbereichs finanziell zu unterstützen.

„Zur Pressekonferenz des Oversums waren Vertreter der Stadt nicht zugelassen. Die Kommune organisierte daraufhin eine eigene Pressekonferenz. Die Stadt will erst bessere Konzepte für die Zukunft des Badbereichs sehen. Die Krise war entstanden, weil zu wenig auswärtige Gäste das Bad im Oversum besuchen. Die Stadt ist zu 25 Prozent an dem Badbereich beteiligt.“

Update: Die Westfalenpost berichtet, die  Projektpartner des Oversum seien sich nicht mehr grün. Bürgermeister Werner Eickler und Tourismusdirektor Michael Beckmann sähen das Gesamtprojekt Oversum auch bei einer Insolvenz der Badbetreiberin als nicht gefährdet an. Es gebe „Sicherungsinstrumente, bei denen unter anderem das Bad mit Sauna, Wellness und Fitness wieder in das Eigentum der Stadt übergehe“. Update Ende

Wir hatten als Blogbetreiber und langjährige Berichterstatter ebenfalls, trotz schriftlicher Nachfrage, keine Einladung zur heutigen Pressekonferenz der „aquasphere Winterberg GmbH“ erhalten.

Treue Leserinnen und Leser unseres Blogs wissen, dass wir das „Aquasphere-Projekt„, später umbenannt in „Oversum„, von Beginn an kritisch begleitet haben. Allzu deutlich war die Spur des Scheiterns des Investors s.a.b., die sich durch ganz Deutschland zog und zieht.

Wir möchten allen, die sich in den letzten Jahren mit informativen Kommentaren, E-Mails, Hintergrundgesprächen und Blog-Artikeln an der Aufklärung über Fakten und Zusammenhänge beteiligt haben, ganz herzlich danken. Ohne Sie, ohne euch, wäre vieles im Dunkeln geblieben.

Wenn sich jetzt der Abgrund auftut, sehen wir das nicht mit Genugtuung, sondern mit Sorge und Hoffnung. Sorge um die Gelder der Steuerzahler und Hoffnung, dass die Stadt Winterberg aus dem PPP-Desaster lernt. Die erste Lektion könnte lauten: Transparenz statt Geheimverträge bei Großprojekten.

Auf der Website der Stadt Winterberg ist noch kein Bericht zu finden. Ich vermute aber, dass die Stadt auf der morgigen Ratssitzung, 18 Uhr Rathaus Winterberg, eine Erklärung abgeben wird.

Es kommt, wie es kommen musste: Oversum-Schwimbad steht vor der Schließung – Pleite.

Stark defizitär und jetzt pleite: das Oversum Schwimmbad in Winterberg. (archiv: zoom)
Stark defizitär und jetzt pleite: das Oversum Schwimmbad in Winterberg. (archiv: zoom)

Gestern abend habe ich den letzten Punkt meiner vierten Oversum-Zehnerkarte abgeschwommen, heute um 17:30 Uhr meldet Radio Sauerland***:

Dem Bad am Winterberger Oversum droht die vorübergehende Schließung.

Nach Angaben der Stadt müsse der Betreiber ein Insolvenzverfahren durchlaufen. Ein schlechtes Marketingkonzept sei ein Grund dafür, hieß es. Erst wenn die wirtschaftlichen Risiken wieder kalkulierbar seien, wolle die Stadt sich wieder mehr engagieren.

Die Vitalresort-GmbH ist also pleite. LeserInnen unseres Blog wird dieses Desaster nicht verwundern, haben wir doch schon seit Monaten die Anzeichen einer drohenden Insolvenz hier im Blog beschrieben.

Auf der Website der Stadt Winterberg wird heute in gewunden und gequälten Sätzen von der gestrigen nichtöffentlichen(!) Sitzung des Rats berichtet:

„In einer nichtöffentlichen Sondersitzung hat sich der Winterberger Rat gestern umfänglich mit dem Betrieb des Oversum beschäftigt. Ergebnis ist: Man zieht die Bremse und stellt die Weichen neu für nachhaltigen Betrieb des Projektes.“

Weiter heißt es:

„Die Vital Resort Winterberg GmbH wird ein Insolvenzverfahren durchlaufen müssen. Möglicherweise wird es auch zu einer vorübergehenden Schließung des Bades kommen. Das ist kein Anlass zu großer Sorge, denn durch die vertraglich vereinbarten Sicherungsinstrumente, wie z.B. ein Heimfall des Erbbaurechtes, hat die Stadt die Möglichkeit, dann Zugriff auf die Bereiche Bad, Wellness, Fitness, Sauna zu erlangen. “

Selbst die bayerische CSU in Bad Endorf warnte schon im vergangenen Jahr vor der sab AG: Die Gemeindeführung setzt auf die falschen Partner

An den Haaren herbeigezogen ist unsere Meinung nach die Begründung der Pleite: „schlechtes Marketingkonzept“.

Nicht das Marketing war der Fehler, sondern die fehlende bzw. undurchdachte Konzeption des Projekts. Kein noch so gutes Marketing kann ein missratenes Konzept retten.

Nach den Spielregeln der Politik werden Köpfe rollen müssen oder Bauernopfer gebracht. Werden die wahren Schuldigen an der Vitalresort-Pleite gefeuert oder müssen Strohmänner gehen?

Wer wird die Zeche für die Pleite zahlen? Vermutlich die Bürger / Steuerzahler.

Der Öffentlichkeit wurde es bislang fast unmöglich gemacht, die Ereignisse und Entwicklungen hinter den Kulissen zu verstehen.

Beispielhaft für die Informationspolitik der Stadt Winterberg, war die Behandlung einer schriftlichen Anfrage. Statt eine Antwort auf konkrete Fragen zu geben, schoben Pressestelle und Bürgermeister die Beantwortung an den Tourismusdirektor weiter. Dieser wiederum gab uns in einem knapp einstündigen Gespräch keine Antwort auf wichtige Fragen.

Die bisherige Informationspolitik der Stadt lässt für die Zukunft nicht viel Gutes erhoffen. Der verschwurbelte Text auf der Website der Stadt Winterberg ruft mehr Fragen hervor, als dass er Antworten gibt.

Die lokalen Medien haben sich seit Beginn des Projekts aus der Recherche herausgehalten. Berichtet wurde nur, was die Stadt schon verkündet hatte und hat. Wird es diesmal wieder so sein?

 

Update I: die Westfalenpost berichtet hier.

Update II: die ausführlichere Fassung des WP-Artikels ist hier zu lesen.

Heute ist übrigens das Leistungsschutzrecht vom Bundestag verabschiedet worden. Die Leistungen der Presseverlage sollen geschützt werden. Fragt sich nur, welche?

*** Update 4.3.2013: Radio Sauerland ist leider nicht in der Lage dauerhafte Links zu erzeugen.