Eklat im Oversum: Vertreter der Stadt Winterberg dürfen nicht auf die Pressekonferenz des Oversum-Betreibers.

Ganz schlecht: der Workout-Bereich des Oversum hat noch Kapazitäten (foto: zoom)
Oft gähnende Leere. Hier der Workout-Bereich des Oversum. (archiv: zoom)

Wir hatten mit allem gerechnet, nur nicht mit diesem Eklat um das Oversum-Projekt in Winterberg. Der Betreiber s.a.b. hat laut Medienberichten (Radio Sauerland, WDR)  bei der heutigen Pressekonferenz der „aquasphere Winterberg GmbH“  die Vertreter der Stadt des Saales verwiesen.

Daraufhin habe  die Winterberger Wirtschaftsförderung zu einer Gegendarstellung geladen. Winterberg hatte vor kurzem mitgeteilt, dass dem Badbetreiber die Insolvenz drohe. Die s.a.b fordere von der Stadt eine weitere Zusammenarbeit und Gespräche.

WDR Radio Siegen meldet „Ärger um das Hotel Oversum in Winterberg“. Der Streit zwischen dem Betreiber des Winterberger Hotelkomplexes Oversum und der Stadt Winterberg verschärfe sich. Das Unternehmen hätte heute auf der Pressekonferenz in Winterberg von der Stadt gefordert, den mittlerweile insolventen Betreiber des Badbereichs finanziell zu unterstützen.

„Zur Pressekonferenz des Oversums waren Vertreter der Stadt nicht zugelassen. Die Kommune organisierte daraufhin eine eigene Pressekonferenz. Die Stadt will erst bessere Konzepte für die Zukunft des Badbereichs sehen. Die Krise war entstanden, weil zu wenig auswärtige Gäste das Bad im Oversum besuchen. Die Stadt ist zu 25 Prozent an dem Badbereich beteiligt.“

Update: Die Westfalenpost berichtet, die  Projektpartner des Oversum seien sich nicht mehr grün. Bürgermeister Werner Eickler und Tourismusdirektor Michael Beckmann sähen das Gesamtprojekt Oversum auch bei einer Insolvenz der Badbetreiberin als nicht gefährdet an. Es gebe „Sicherungsinstrumente, bei denen unter anderem das Bad mit Sauna, Wellness und Fitness wieder in das Eigentum der Stadt übergehe“. Update Ende

Wir hatten als Blogbetreiber und langjährige Berichterstatter ebenfalls, trotz schriftlicher Nachfrage, keine Einladung zur heutigen Pressekonferenz der „aquasphere Winterberg GmbH“ erhalten.

Treue Leserinnen und Leser unseres Blogs wissen, dass wir das „Aquasphere-Projekt„, später umbenannt in „Oversum„, von Beginn an kritisch begleitet haben. Allzu deutlich war die Spur des Scheiterns des Investors s.a.b., die sich durch ganz Deutschland zog und zieht.

Wir möchten allen, die sich in den letzten Jahren mit informativen Kommentaren, E-Mails, Hintergrundgesprächen und Blog-Artikeln an der Aufklärung über Fakten und Zusammenhänge beteiligt haben, ganz herzlich danken. Ohne Sie, ohne euch, wäre vieles im Dunkeln geblieben.

Wenn sich jetzt der Abgrund auftut, sehen wir das nicht mit Genugtuung, sondern mit Sorge und Hoffnung. Sorge um die Gelder der Steuerzahler und Hoffnung, dass die Stadt Winterberg aus dem PPP-Desaster lernt. Die erste Lektion könnte lauten: Transparenz statt Geheimverträge bei Großprojekten.

Auf der Website der Stadt Winterberg ist noch kein Bericht zu finden. Ich vermute aber, dass die Stadt auf der morgigen Ratssitzung, 18 Uhr Rathaus Winterberg, eine Erklärung abgeben wird.

12 Gedanken zu „Eklat im Oversum: Vertreter der Stadt Winterberg dürfen nicht auf die Pressekonferenz des Oversum-Betreibers.“

  1. Wenn einem zum Sachverhalt keine Wörter einfallen, ist Gerhard Polt zu zitieren: „Fast wia im richtigen Leben …“

  2. Kurios finde ich wie selbstverständlich und unproblematisch die Stadt versucht die Rückübertragung an die Stadt darzustellen. Seit Wochen wird diese Option von Herrn Beckmann in jedem Pressebericht beiläufig erwähnt. In Wahrheit dürfte ein solches Manöver zumindest aus wirtschaftlicher Sicht wohl eher die Worst Case Variante sein. Ich warte noch darauf das hier seitens der Stadt verkündet wird, welch tolles Verhandlungsergebnis man erzielt habe. Gekoppelt mit der Aussage: So können wir jetzt schon über das Bad verfügen, was auf geplanten Wege erst in 30 Jahren möglich gewesen wäre. Aber der Steuerzahler wirds wohl richten und zuvor eingelullt werden.

    Was auf konservativen Weg nicht zu finanzieren ist ist auch nicht auf anderen möglich!

    Obiger Grundsatz widerspricht leider meist dem heutigen pragmatischen und auf kurzfristigen Erfolg ausgelegtem Handeln unserer Politiker.

  3. Das Oversum steht in seiner architektonischen Exaltation und unmittelbaren Hanglage symbolisch für die in Hybris verhafteten Kompetenzsimulanten, die sich als Politiker in postdemokratischen Strukturen über den Willen bzw. die Interessen der in einer späten Phase kultureller Dekadenz und intellektueller De-Evolution verhafteten Bürger hinwegsetzen.

    Der konkrete Fall entlarvt die politisch Verantwortlichen als wirtschaftlich unbedarfte und verleitbare Entscheidungsträger, die Luntenlegern gleich ihr Renommierprojekt in geheimen Sitzungen durchwinkten, Vertragsinhalte vorenthielten und die Winterberger Bürger in einem erwartbaren und sich nun abzeichnenden Kontrollverlust in die jahrzehntelange Knechtschaft des Zins- und Kapitaldienstes führen.

    Nicht nur Inkompetenz und Kurzfristdenken, sogar die Verhöhnung des Bürgers und Steuerzahlers kristallisiert sich derweil in der stetigen Beteuerung der mit Fragen konfrontierten politisch Verantwortlichen, man könne Sicherheiten wie das Erbbaurecht ziehen. Offenkundig mutwillig unerwähnt bleibt, dass diese Option Eigentumsübergang auf die Stadt Winterberg bedeutet und den Bürger mithin noch unmittelbarer in die (alleinige) Haftungsrolle drängt.

    Vergeblich ist wie immer die Hoffnung, dass die politisch Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden und ihren hohen Vergütungen und Pensionszusagen entsprechend bestenfalls gesamtschuldnerisch und unmittelbar mit ihrem Privatvermögen haften. Erst wenn auf diese Weise eine Interessenangleichung zwischen politischer Elite und Gesellschaft hergestellt ist, kann es mit Deutschland wieder aufwärts gehen.

  4. Jetzt lassen die Investoren die Katze aus dem Sack:

    „Thomas Krall lässt kein gutes Haar am Konzept eines Sportbades, befürchtet bei einer Insolvenz der Badbetreiberin auch das Scheitern des Gesamtprojektes mit Hotel und Kongresshalle und erwartet von der Stadt unter anderem Verhandlungsbereitschaft sowie die Bereitschaft, mehr Geld in den Badbetrieb sowie in die Attraktiverung des Bades zu schießen. „Das Projekt steht und fällt mit der Attraktivierung des Sportbades“, so Thomas Krall.“

    Im Klartext: Wir – die Investoren- schieben einen eventuellen Niedergang des Hotels schon mal vorsorglich der Stadt Winterberg in die Schuhe.

  5. Soso, da waren die Badangestellten doch so überzeugt, dass es auf keinen Fall eine Schließung geben wird!

  6. Bin gerade auf der Ratssitzung. BM Eickler hat eine 27-minütige Erklärung abgegeben. Später mehr.

  7. Hi Hannes,

    ich kann die bösen Streiche dieser zwei Lausbuben aus der Nachbarschaft nur noch mit Poesie ertragen:

    „wir sind ja nicht besser….“

    jeder schimpft heut‘ auf die bösen banken
    inseln im sonnenschein laden uns ein
    um uns genüsslich darüber zu zanken
    über das wasser und über den wein

    während zuhause den kleinen gemütern
    berge im frühjahr erstrahlen im weiss
    das ende wird kommen, schwant es den bürgern
    wir sind ja nicht besser, mir wird schon ganz heiss

    die schwierige lage, in die man fiel
    wiesen und wälder versinken im schnee
    ist keinem geschuldet, war alles nur spiel
    anderleut’s gelder tun ja nicht weh

  8. @Marker: Yepp, danke 🙂 Habe ich heute am Frühstückstisch gelesen. Lars Lenneper fasst die PK ganz gut zusammen.

    Bitte bedenke aber Folgendes: die Presekonferenzen sind Versuche der Parteien, die Deutungshoheit über die Geschehnisse zurückzugewinnen. Die Presse und auch wir als Blog werden dabei durchaus instrumentalisiert.

    Die jetzigen Pressekonferenzen finden gewissermaßen „post mortem“ statt und die plötzlich überbordende Berichterstattung (worauf fußt sie eigentlich?) ebenfalls.

    Soweit erst einmal. Ich schreibe gleich noch mal was für die Tribüne …

    @Nachbarsjunge: Du scheinst mehr zu wissen als ich und ich weiß mehr als Du … aber du scheinst Recht zu behalten 😉

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