Siedlinghausen/Dortmund. Es ist nicht ganz leicht mit der Eisenbahn aus der Provinz in die Stadt zu fahren, insbesondere wenn man auf die Fahrkartenautomaten der Deutschen Bahn angewiesen ist. Natürlich war heute der Bargeld-Schlitz am Siedlinghauser Automaten wieder mit irgendeinem Mist verstopft und die EC-Karte funktionierte nicht.
Ich musste ohne Ticket in den Zug steigen und während der Fahrt nach Dortmund auf einen Zugbegleiter warten. Die Rückfahrt zum Preis von 16 Euro buchte ich bei lebendigem Personal im Bundesbahn-Container vor dem Hauptbahnhof in DO.
Bei der Aktion „Dortmund-rein-raus“ pflege ich als Gewohnheitstier einen Dreischritt von Bahnhofsbuchhandlung, Landesbibliothek und Conrad Elektronik. Die Ablauf-Lücken werden mit dem Besuch einer Döner-Bude und der Eisdiele abgedichtet.
Bei Conrad mussten Akku- und Ladegeräte-Ersatz gekauft werden, Dinge die bei uns zu Hause die Tendenz besitzen, spurlos zu verschwinden. Sie tauchen meist nach dem zweiten oder dritten Generationswechsel von Handy, Spielekonsole, Digitalkamera und anderem Schnick-Schnack wieder auf und sind somit meist unbrauchbar geworden.
In der Stadt- und Landesbibliothek stehen Bücher und Medien ohne Ende auf drei Ebenen. Heute lag der Schwerpunkt bei Einstein für die Westentasche, Sternstunden der Physik, einem Lehr- und Übungsbuch zur Informatik und einer Einführung in die Vorteile von DigiBib.
Darüber hinaus ist mir an der Computer-Insel im ersten Stock „Der Westen“ wegen irgendeines blöden Werbe-Widgets eingefroren. Ich wunderte mich, wie lange die Macher des WAZ-Konzerns noch brauchen werden, um ihre gefühlte „Kraut und Rüben Online Technologie“ in den Griff zu bekommen.
Im Bahnhofskiosk gönnte ich mir dann noch für 5 Euro das monatliche Links-Querulanten-Magazin „konkret“ für die Rückfahrt in die Provinz.
Auf Seite 9 macht Gremliza einen Ritt durch die Missbrauch-Szene und ihre Nutznießer. Der Text ist gut, weil er zur Funktionsweise der Mechanismen vordringt; er ist aber im Internet nicht eingestellt. Der Hochsauerländer könnte das 68-seitige Heft beispielsweise bei Hit in Olsberg oder bei Edeka in Winterberg erwerben.
Vielleicht sollte er oder sie das sogar tun, damit die „konkret“ nicht wegen mangelnder Nachfrage aus dem Sortiment der Grossisten für den HSK genommen wird.
Interessant fand ich das Protokoll einer Diskussion über das „Arisierungserbe“ der Hamburger GEW, das Curio-Haus in der Rothenbaum-Chausssee.
Damit ist der Verfasser zu Hause angelangt, und der Bericht wird mit dem nächsten Punkt beendet.
Der Internet-Auftritt der Jüdischen Allgemeinen war noch bis Mitte März ein dicker, kaum manövrierbarer Klumpen aus PDF-Seiten, die sich auch mit DSL nur sehr langsam aufbauten. Auf einzelne Artikel konnte nicht verlinkt werden. Seit kurzem ist die Website komplett renoviert.
Die Wahl des Internets als Medium bietet der Redaktion die Chance, ihre Leserschaft zu verjüngen. Zielgruppe sind im Netz auch jene Menschen, die sich zwar fürs jüdische Deutschland interessieren, aber nicht so sehr, dass sie dafür bezahlen würden. Chefredakteur Böhme hält wenig davon, im Netz Geld mit Inhalten verdienen zu wollen, und so ist der Besuch der Seite gratis. … alles lesen
Mich persönlich hat der Artikel „Walsers Wahn“ von Marius Meller sofort gefesselt, was damit zusammenhängt, dass ich die Auseinandersetzung um Martin Walsers antisemitischen Angriff auf Marcel Reich-Ranicki interessiert verfolgt hatte.
Leseprobe:
Diese alte Männerfeindschaft enthält viel Unappetitliches – aber auch etwas zutiefst Typisches für den Literaturbetrieb. Vor allem aber für die intellektuelle Entwicklung in der Bundesrepublik. Es geht um die Rolle von Künstler und Kritiker, ihr Verhältnis zueinander. Es geht um verletztes Nationalgefühl, um Erinnerung und Antisemitismus. Das alles ist in den gerade erschienenen Tagebüchern des Schriftstellers Martin Walser nachzulesen.
Genau 26 lange Jahre schwärte es in seinem Autorenherz nach einer »vernichtenden« Rezension des FAZ-Literaturchefs Marcel Reich-Ranicki von 1976. Im Jahre 2002 veröffentlichte Martin Walser eine Satire auf den Kunstbetrieb, in der er Reich-Ranicki als dezidiert jüdischen, machtgierigen, Fäden ziehenden, Christus schmähenden, sexistischen Intellektuellen zeigt, gegen den sich Mordfantasien eines gekränkten Künstlers zusammenballen – Tod eines Kritikers. … alles lesen
„Reich-Ranicki versetzte Walsers Selbstbewusstsein einen Todesstoß. Fünf Minuten mit Hellmuth Karasek über Martin Walsers Narzissmus und antisemitische Reflexe …“ lesen
Für die Facebook-Freunde präsentiert sich die „Jüdische Allgemeine“ ebendort klick.
Ich kenne einige ehrliche Katholiken, die auf den Hirtenbrief den Papstes gewartet haben, weil sie sich klare Worte zum systematischen Missbrauch in den Institutionen der katholischen Kirche erhofften. Heute liegt das Schreiben in einer inoffiziellen deutschen Übersetzung vor.
Es ist ein Brief des Papstes an die Katholiken in Irland. Papst Benedikt spielt über die Bande:
„1. Liebe Schwestern und Brüder, mit großer Sorge schreibe ich euch als Hirt der weltweiten Kirche. Wie Euch haben auch mich die Informationen über den Missbrauch an Kindern und Schutzbefohlenen durch Mitglieder der Kirche Irlands, besonders durch Priester und Ordensleute, sehr beunruhigt. Ich kann die Bestürzung und das Gefühl des Vertrauensbruchs nur teilen, das so viele von euch beim Erfahren dieser sündhaften und kriminellen Taten und der Art der Autoritäten der Kirche, damit umzugehen, erfahren haben … “ Alles lesen
Dies ist schon der zweite lesenswerte Artikel aus der FAZ zum Thema „Missbrauch“, den ich hier zum Lesen empfehle. Ich reiße einfach mal ein Zitat aus der Mitte heraus, welches sich mit einer Fragestellung beschäftigt, über die letzter Zeit einige eher nachdenkliche Menschen in meinem Bekanntenkreis diskutiert haben:
Warum kommen aber sexuelle Übergriffe in bestimmten Institutionen so häufig vor? „Jedenfalls nicht, weil etwa das katholische Internat oder der Zölibat die Pädophilie hervorbrächte, sondern weil es sich hier um verlockende, abgeschirmte Räume für Personen mit solchen Neigungen handelt, die wie ein Magnet wirken können“, sagt Dreßing. Das belegen nicht nur die Fälle aus den betroffenen Internaten oder die literarischen Zeugnisse aus Kadettenanstalten. Man weiß aus neueren britischen Untersuchungen, dass die Unterbringung von Kindern in Heimen ihr Risiko, misshandelt oder missbraucht zu werden, um das Sechsfache erhöht. … alles lesen
Zweitwohnungssteuer: Gibt es Mittel gegen den Einwohnerschwund? … sbl
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