Umleitung: AfD schwächelt, toxische Debatte im Netz, bizarre Welt, Public History an Schulen, Online Crash und Moers Festival 2018

Blick von den Bruchhauser Steinen am Abend. (foto: zoom)

AfD schwächelt auf der Straße: Rund 5000 AfD-Anhänger demonstrierten am Sonntag in Berlin – deutlich weniger als eigentlich erwartet … bnr

Geflüchtete, Islam, AfD: So toxisch ist die Debatte im Netz: Wir haben rund 10.000 Facebook-Kommentare und Tweets an deutsche Abgeordnete gesichtet. Unsere Datenanalyse zeigt: Wer sich positiv über Migranten und Muslime äußert oder Rechtspopulisten kritisiert, kriegt ordentlich Hass ab … netzpolitik

Wie bizarr unsere Welt geworden ist: Seehofer träumt von „Anker-Zentren“ … unkreativ

Antimasonismus, Antisemitismus, die Protokolle der Weisen vom Zion in der Schule: Kostenlose Materialien zum Download … scilogs

Public History an Schulen? Wozu und in welcher Form? „Bundesstaaten, die jährlich einen “Confederate Memorial“ Feiertag begehen, Städte, die Kommissionen berufen haben, um über die Zukunft der Konföderierten Denkmäler zu beraten, die in ihrem wertvollen öffentlichen Raum aufgestellt sind, neue Museen, die die Schrecken der Sklaverei dokumentieren und vermitteln, und Jim Crow America – all dies sind Themen, die in der jüngsten Zeit den öffentlichen Diskurs der USA geprägt haben.“ … publicHistory

Online-Bank ING Diba: Übermut kommt vor dem Online-Crash … revierpassagen

Schnitzeljagd 2018 – Das Moers Festival: Unter dem Label Moersify sollte das Festival „wieder“ zurück zu den Moersern gebracht werden, so dass viele unübliche Spielstädten in der Stadt mit einbezogen wurde … endoplast

24.05.1968: Small Faces veröffentlichen „Ogdens‘ Nut Gone Flake“-Album

Ogdens’ Nut Gone Flake ist ein Konzeptalbum der britischen Band Small Faces aus dem Jahr 1968. Es erschien am 24.05.1968 in Großbritannien, am 31.05.1968 in der BRD.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=qBOFm96rTsg

Der Titel ist eine Anspielung auf die aus Liverpool stammende Tabakmarke Ogdens’ Nut-Brown Flake von der Firma Ogden, die seit April 1899 Schnupftabak, Pfeifentabak und Zigaretten herstellte. Auf dem repräsentativen Gebäude der im Juni 2011 geschlossenen Firma ist die Apostrophierung richtigerweise „Ogden’s“ geschrieben, die Original-Tabakdose ist jedoch mit „Ogdens’ Nut-Brown Flake“ beschriftet, was die Small Faces übernahmen.

Der Titel Ogdens’ Nut Gone Flake hatte für die Small Faces tiefere Bedeutung. Sie benutzten nämlich Ogden Tabakdosen zur Aufbewahrung ihres Marihuana-Bedarfs.

„Nut gone“ erklärte Drummer Kenney Jones dem Musikmagazin Rolling Stone 1991 so: „Wir benannten es ‚Nut Gone‘, weil unsere Gehirne nach dem Konsum verschwunden waren.“

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=9jJeoS–XZM

Das Album gilt als eines der ersten Konzeptalben der Rockgeschichte. Die raffiniert gestaltete runde Plattenhülle setzte Maßstäbe im Cover-Design und ist bis auf den heutigen Tag ein „Hingucker“.

Die A-Seite der LP bestand aus kürzeren Songs – u.a. „Afterglow of your Love“ und „Lazy Sunday“ – (YouTube-Clip oben) und wurde durch den langsamen instrumentalen Titelsong eingeleitet, während die suite-artige B-Seite (YouTube-Clip unten) von einem vom englischen Comedian Stanley „Stan the Man“ Unwin erzählten Märchen handelte. Durchgängiges Thema der B-Seite sind die wunderlichen Märchen über Happiness Stan, der sich auf die Suche nach der fehlenden Mondhälfte macht. Auf einer psychedelischen Reise zur Höhle des Einsiedlers Mad John erfährt er von diesem, dass das Verschwinden der anderen Mondhälfte lediglich temporär sei. (…)
Quelle: Wikipedia …

Am 30.05.2018 erinnert WDR 4 in der Sendung Legenden (21.00 – 22.00 Uhr) an die Veröffentlichung von Ogdens’ Nut Gone Flake. Tom Petersen spielt das Album komplett und erzählt Geschichten rund um seine Entstehung.

12 Noten machen Musik …

Kommen eben von nem 70. Geburtstag zurück. Wären gerne länger geblieben, aber in wenigen Stunden ist Aufbruch zwecks 30. Geburtstag ins „Linksrheinische“ angesagt.

Auf dem Fest des „Siebzigenders“ lief viel Musik aus (gemeinsamer/-6) „Jugendzeit“.
Irgendwann war auch der Titel „Gold and Silver“ vom „Quicksilver Messenger Service“-Debüt zu hören.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=lWYNI3K5zS0&t=587s

Kommentar eines „mittelalten“ Bierstehtischnachbarn:

„Das ist aber ne abgefahrene Version von Golden Brown.“

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=AWAsI3U2EaE

» Gold and Silver (1968)
» Golden Brown (1981)

12.05.2018: Steve Winwood wird 70

Am 12.05.2018 wird der (Ausnahme-)Musiker Steve Winwood 70 Jahre jung. Winwood ist seit 1963(!) professionell als Singer/Songwriter, Multiinstrumentalist und Produzent unterwegs.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=z18IGh4O-JY

Musikalische Winwood-Vita in Stichworten:

Genug über Steve Winwood getextet. Steve Winwood – die imho neben Steve Marriott und Roger Chapman schärfste männliche Stimme des (frühen) Brit-Rock – muss man hören …

Thx, Dear Mr. Fantasy … 😉

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=fmoL-qXAr5o

Am 05.07.2018 (18.30 Uhr !) gastiert Steve Winwood in Bonn (KUNST!Rasen, Bonn Gronau).

btw:

Meine Winwood-Platte für die einsame Insel ?
John Barleycorn must die (Traffic | 1970)

Umleitung: vom männerdominierten „Frauenmarsch“ über politische Irrwege zur japanischen Rockmusik und mehr …

Blick aus dem Fenster – Abendstimmung in Siedlinghausen (foto: zoom)

Männerdominierter „Frauenmarsch“: In Delmenhorst marschiert AfD-Prominenz Seite an Seite mit Neonazis und Hooligans – die verhalten sich auffällig und pöbeln … bnr

Wenn Hörfunkreporter vor massivem Behördenversagen fliehen: dann passiert das nicht unbedingt in einem fernen Land, sondern mitten in Deutschland. Genau das ist mir und den KollegINNen im Korrespondentenbüro Stuttgart passiert … welchering

Stresemann: „Oder irgendwas mit Leni Riefenstahl.“ „Nee, die kennt doch keine Sau mehr.“ „Da wäre ich mir nicht so sicher.“ „Jedenfalls könnte ein bisschen Kultur nicht schaden.“ „Wir reden hier aber schon von derselben Zielgruppe?“ … zynaesthesie

Politische Irrwege: Als im Frühjahr 2017 der FPÖ-Politiker Roman Haider den Abbruch eines Vortrages über politischen Extremismus in einer österreichischen Schule erzwang, entbrannte eine heftige Debatte über die Thematisierung von Politik im Schulunterricht … publicHistory

Die radikale Linke in Harburg-Wilhelmsburg -Nachtrag 2: Organisatorische Stärken und Schwächen, interne Fraktionskämpfe 1924-1931 … harbuch

Den Frieden von allen Seiten betrachten: eine fünffache Themenausstellung in Münster … revierpassagen

Cambridge Analytica wieder in den Schlagzeilen: Datenabgriff auch von Twitter … netzpolitik

Journalismus: das Manifest der Jungen … charly&friends

Der Journalist, dein Freund und Helfer: Bei der Verfolgung mutmaßlicher G20-Straftäter leisten einige Hamburger Medien der Polizei gute Dienste und fungieren als willfährige Hilfssheriffs … taz

Tokyo meets Berlin: „Day2“-Tour mit MIYAVI – Mit MIYAVI war ein bemerkenswerter japanischer Rockmusiker und zugleich einer der besten internationalen Gitarristen zu Gast. Der Gig war sein einziges Konzert in Deutschland im Rahmen seiner „Day2“-Welttournee – und nicht sehr viele haben in Berlin davon Notiz genommen. Schade eigentlich für euch Leute, ihr habt echt was verpasst! … endoplast

Musik zum 1. Mai … ;-)

LP-Regal (3K+) muss dringendst einer Neu-Ordnung/Sortierung unterzogen werden. Am Vorabend des „Tags der Arbeit“ in Angriff genommen. Beim Buchstaben „F“ den Irrläufer „Odessa“ (Bee Gees / 1969) gefunden.

Seit Dekaden nicht mehr gehört. Blick auf Track-List zeigt als #16 den Song „First of May“ an. Muss man nicht wirklich hören. Allerdings warf die beste Mitsortiererin der Welt ein: „Gibt es eigentlich eine Liste von (Pop/Rock)-Songs zum 1. Mai ?“

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?time_continue=9&v=DwbzxemJZIc

Kurzfristig Google befragt. Google verweist auf „Proletarier-Playlist – Diese 18 Songs musst Du am 1. Mai hören, Genosse!“

Und ganz ohne Sch… – die nicht repräsentative Aufstellung erschien am 30.04.2015 auf welt.de 😉

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?time_continue=57&v=3z6VB6-B86s

ZOOM-Blog-LeserInnen werden weitere Songs kennen …?

Hartmut Kracht Trio feat. Tom Lorenz in KulturSchmiede Arnsberg

Am 4. Mai 2018 gastiert auf Einladung des Jazzclub Arnsberg das Hartmut Kracht Trio mit dem Vibraphonisten Tom Lorenz in der KulturSchmiede Arnsberg. Eine neue Besetzung mit neuem Bandsound präsentiert Stücke aus dem Bereich „Deutsche Standards“, die auch auf einer CD veröffentlicht sind.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=wC-ncyJdatI

Das Repertoire umfasst eigene Jazzbearbeitungen von Stücken deutscher Komponisten wie Friedrich Holländer Hollaender und Theo Mackeben.

Wie die Melodien von George Gershwin und Richard Rodgers bieten auch Stücke von Theo Mackeben und Friedrich Hollaender bestes Material für Jazzmusiker: „Bel ami“ und „Ich bin die fesche Lola“ werden dekonstruiert und reharmonisiert. Gitarrist Kracht, eher bekannt als Kontrabassist mit dem Engstfeld-Weiss Quartett und Uli Beckerhoffs La Voce, schafft das überzeugend mit seinen Partnern Stefan Werni (Bass) und Patrick Hengst (Schlagzeug).

Tom Lorenz (Vibraphon) erweitert die harmonischen Klangmöglichkeiten und bereichert die Arrangements und Improvisationen, die sich mal schwebend, mal explosiv mit dem poetisch-melancholischen sowie humorvollen Charakter der Originale verbinden.

Termin:
04.05.2018 | 20 Uhr | KulturSchmiede Arnsberg | Apostelstr. 5, 59821 Arnsberg

Karten:
15,00 € | Jazzclub-Mitglieder 12,00 € | Schüler- u. Studenten 6,00 €

Quelle: PM Jazzclub Arnsberg

In Memoriam Albert King – *25.04.1923 · †21.12.1992

Albert King (eigentlich Albert Nelson) war ein amerikanischer Bluesmusiker und neben B. B. King und Freddie King einer der „drei Kings des elektrischen Blues“.

Seine erste Aufnahme spielte er in Chicago beim Label Parrot ein. 1953 erschien seine erste Single mit den Stücken Bad Luck Blues und Be on Your Merry Way, die zwar einigermaßen erfolgreich war, ihm aber kaum Geld einbrachte, so dass er 1956 wieder in die lebhafte Blues-Szene nach St. Louis zurückkehrte. Sein Bekanntheitsgrad ließ sich damals bereits mit dem von Ike Turner oder Little Milton Campbell vergleichen. In St. Louis erstand er seine Gibson-„Flying-V“-Gitarre, die er „Lucy“ nannte und die sein Markenzeichen wurde.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=goAdai2-jLI

Nach weiteren lokalen Erfolgen in Missouri und Chicago (u.a. beim Label Coun-Tree) zog er 1966 nach Memphis und spielte beim aufstrebenden Soul-Label Stax Records mehrere erfolgreiche Singles ein, darunter Laundromat Blues und 1967 Coverversionen von Crosscut Saw und Born Under a Bad Sign. Als LP mit dem Titel Born Under a Bad Sign erschien 1967 eine Zusammenstellung dieser Singles, die auch As the Years Go Passing By und The Hunter enthielt. Sie wurde zu einer der einflussreichsten Aufnahmen der Bluesgeschichte.

Am 1. Februar 1968 spielte er zusammen mit Janis Joplin, John Mayall und Jimi Hendrix beim Eröffnungskonzert für das Fillmore-West-Auditorium in San Francisco, das ihm später zur zweiten Heimat wurde. Die kurz darauf aufgenommenen Alben Live Wire – Blues Power (in Fillmore West) und Years Gone By wurden zu den bis dahin meistverkauften Bluesplatten.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=zK5plmgs7iw

(…)

Zwei Tage nach seinem Konzert am 19. Dezember 1992 starb Albert King an einem Herzinfarkt kurz vor einer geplanten großen Europatournee. Er fand auf dem Paradise Gardens Cemetery in Edmondson, Arkansas seine letzte Ruhe, der in der Nähe des Ortes liegt, an dem er seine Kindheit verbrachte.

Albert King hat mehrere Generationen von bedeutenden Musikern stark beeinflusst, darunter Jimi Hendrix, Eric Clapton, Stevie Ray Vaughan (der ihn „Daddy“ nannte) und Robert Cray. Er war ein Lieblingsgitarrist von John Lee Hooker und B. B. King schrieb in seiner Autobiographie: “He wasn’t my brother in blood, but he sure was my brother in Blues.” Albert King wurde 1983 in die Blues Hall of Fame der Blues Foundation aufgenommen und 2013 posthum in die Rock and Roll Hall of Fame.
(Quelle: Wikipedia etc.)

Das nachfolgende Video (Dauer: 85 Minuten) einer Studio-Session (aufgenommen am 06.12.1983 – Hamilton, Ontario / Canada) dokumentiert imho ein Highlight des Blues … – lay back and enjoy it 😉

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=mPcGJahjsHY

„Wissen Sie denn mit Bestimmtheit, dass Mendelssohn Jude war?“
Vorwort zur Neuauflage der Dokumentation über den sauerländischen Komponisten und NS-Musikpolitiker Georg Nellius (1891-1952)

Bild des weltberühmten Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy: ‚Da kam doch der Sohn des Polizeioffiziers (als Nazi stadtbekannt) mit Noten von Mendelssohn. Das aber ist ein Jude, und der wird nicht mehr gespielt. So habe ich die Noten sofort in den Ofen geworfen.‘ Als die Stunde zu Ende war, ging er an den Ofen, der gar nicht an war, und zog die Mendelssohn-Noten heraus: ‚Spiel das, aber lass es niemand wissen!‘ (foto: wikimedia)

Während des Zweiten Weltkrieges, so schreibt der in Attendorn geborene und aufgewachsene Philosoph Otto Pöggeler (1928-2014) in seiner Autobiographie, „konnte alles, was geschah, auch eine andere bessere Seite zeigen.

(Ein Gastbeitrag von Peter Bürger)

Beim Klavierunterricht sagte mir eines Tages mein Lehrer: ‚Da kam doch der Sohn des Polizeioffiziers (als Nazi stadtbekannt) mit Noten von Mendelssohn. Das aber ist ein Jude, und der wird nicht mehr gespielt. So habe ich die Noten sofort in den Ofen geworfen.‘ Als die Stunde zu Ende war, ging er an den Ofen, der gar nicht an war, und zog die Mendelssohn-Noten heraus: ‚Spiel das, aber lass es niemand wissen!‘ So habe ich die Lieder ohne Worte Tag für Tag gespielt. Das Gefühl, Verbotenes zu tun, steigerte meine Freude. Dazu kam ein gewisser Hochmut darüber, dass niemand erkannte, was ich tat. Mein Vater sah, wie zerfleddert die Noten waren, und sagte: ‚Das lass ich binden!‘

Ich antwortete: ‚Das geht nicht, denn Mendelssohn ist ein Jude.‘ Darin sah mein Vater aber kein Problem. Er ging zu einem alten Buchhändler, der nicht mehr im Geschäft war und schweigen konnte, und ließ den Mendelssohn mit Falzen verbessern und schön einbinden (dazu auch noch die Klaviermusik von Brahms). Ich habe diese Bände heute noch.“ (Anmerkung 1)

Die Werke von Jakob Ludwig Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) sollen im NS-Staat angeblich nicht Gegenstand eines offiziellen Aufführungsverbotes gewesen sein, obwohl man u.a. durch die Beseitigung von Denkmälern und Gedenktafeln die Erinnerung an diesen weltberühmten Komponisten aus dem öffentlichen Raum verbannen wollte. (Anmerkung 2) So steht es gegenwärtig in der ‚Wikipedia‘. In der vorliegenden Publikation begegnen wir dem Gauchorführer Georg Nellius, der auf jeden Fall ein rigoroses Verbot von Notensätzen und Liedtexten aus den Werkstätten jüdischer Künstler durchsetzen wollte. Am 26.3.1938 fragte ein Chorleiter nach einer entsprechenden Verbotsweisung erstaunt bei diesem NS-Musikfunktionär an: „Wissen Sie denn mit Bestimmtheit, dass Mendelssohn Jude war?“ Georg Nellius antwortete entrüstet, wie man ihm denn noch „1938 (!) für ein Kreissängerfest des Deutschen Sängerbundes ein von Mendelssohn, d.i. einem Vollblutjuden vertontes Lied“ melden könne.

Als Jahre oder gar Jahrzehnte nach der Niederschlagung des deutschen Faschismus in einigen Kommunen, zuletzt 1975 in Sundern, Straßen nach Georg Nellius (1891-1952) benannt wurden, sollte hierdurch ein überaus verdienter Mann geehrt werden. Als Chorleiter, Komponist, Verlagsgründer, Ausrichter großer Musikfeste und Anreger einer Sauerlandhalle hatte Nellius seiner Geburtsheimat ja eine hohe ‚Heimatkunst‘ schenken wollen.

Später konnte es freilich nicht mehr verdrängt werden, dass dieser römisch-katholische Musiker nicht nur in den Weimarer Jahren als Feind der Republik hervorgetreten ist, sondern auch Noten zu nationalsozialistischen Propagandatexten gesetzt und schließlich die NSDAP-Mitgliedschaft erworben hat. Dies alles aber, so ließ eine Bürgerinitiative in Sundern ab 2013 verlauten, sei nur unter Zwang erfolgt. Ein amtlicher Freispruch beweise, dass Nellius bezogen auf Nationalsozialismus und 3. Reich ein ‚Unbelasteter‘ gewesen sei. (Anmerkung 3)

Die Argumentationsmuster lagen z.T. auf der Linie der rechten Wochenzeitung „Junge Freiheit“. Ein Feldzug zur Ehrenrettung eines „sauerländischen Genies“ sorgte für erhitzte öffentlichen Debatten. Gleichzeitig förderte die Sichtung eines – vermeintlich schon erschlossenen – Quellensegments aus dem Nachlass Erstaunliches und Erschreckendes zutage.

Die vorliegende Neuauflage einer Dokumentation von 2014, erweitert durch eingegangene Stellungnahmen und einen von Werner Neuhaus verfassten Rückblick auf die „Auseinandersetzungen um die Umbenennung der Nellius-Straße in Sundern-Hachen, 2012-2014“, vermittelt durch Darstellung und Quellenedition die neuen Erkenntnisse.

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Der Text ist der nachfolgenden neuen Buchedition entnommen:

Werner Neuhaus / Michael Gosmann / Peter Bürger (Hg.): Georg Nellius (1891-1952). Völkisches und nationalsozialistisches Kulturschaffen, antisemitische Musikpolitik, Entnazifizierung – späte Straßennamendebatte. Norderstedt BoD 2018. [Paperback; 284 Seiten; ISBN: 9783746042848; Preis 12,90 Euro]

https://www.bod.de/buchshop/georg-nellius-1891-1952-9783746042848

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Anmerkungen / Quellenangaben:

1.) Pöggeler, Otto: Wege in schwieriger Zeit. Ein Lebensbericht. München: Wilhelm Fink 2011, S. 22-23.

2.) Vgl. hierzu den Personeneintrag auf wikipedia.org (letzter Abruf am 10.02.2018), wo im Anschluss an die Darstellung der antisemitischen Kampagnen gegen Mendelssohns ‚Nachruhm‘ – von Richard Wagner bis hin zur NS-Musikpolitik – eine äußerst befremdliche Passage folgt: „Rehabilitationsversuche in jüngerer Zeit: In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bemühte man sich zunehmend um eine Rehabilitation Mendelssohns. Seine Zugehörigkeit zur lutherischen Kirche und seine christliche Assimilation mit der Gesellschaft, in der er lebte, wurden deutlich gemacht.“ Soll hier suggeriert werden, es sei nach den Ausfällen der Judenfeinde so etwas wie eine ‚Rehabilitation‘ des Musikers notwendig und dessen ‚christliche Assimilation‘ könne dabei als bedeutsamer Gesichtspunkt betrachtet werden?

3.) 1946/47 war Nellius im Zuge der „Entnazifizierung“ der Kategorie III. zugeordnet worden: „minderbelastet“. Das hört sich nicht ganz unfreundlich an. „Aber in den Massenverfahren war es das Schlimmste, was passieren konnte, daher erwischte es auch nur wenige.“ (U. Opfermann) Dass in der Folgezeit eine für den Musiker günstigere Einstufung um gleich zwei Kategorien (V statt III) erreicht werden konnte, ist mehr als „beachtlich“!

In Memoriam Sandy Denny – *06.01.1947 · †21.04.1978

Sandy Denny, eigentlich Alexandra Elene MacLean Denny war eine britische Sängerin und Songschreiberin. Sie war Mitglied von Fairport Convention, Gründungsmitglied der Gruppe Fotheringay und sang bei den Strawbs sowie auf dem vierten Album von Led Zeppelin.

1967 nahm sie mit der Formation Sandy Denny & The Strawbs das Album All Our Own Work auf.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=atczbaE1m70

(Diese Platte erschien allerdings erst im Jahr 1973. Auf dieser Scheibe findet sich die Urversion des späteren „Sandy Denny / Fairport Convention“ Signature Songs Who Knows Where the Time Goes?)

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=n2xODjbfYw8

1968 wurde Sandy Denny probehalber(!) in die Folkrockband Fairport Convention als Sängerin aufgenommen. Bald schon übernahm sie die künstlerische Führung. Mit Fairport Convention spielte sie drei Langspielplatten ein. Unhalfbricking enthält o.g. Song „Who Knows Where the Time Goes?“ sowie den Chart-Hit Si Tu Dois Partir.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=AmmCSOpPzZc

Ende 1969 verließ Sandy Denny Fairport Convention und gründete mit anderen Musikern die kurzlebige Band Fotheringay. Mit Fotheringay nahm die Sängerin nur ein Album auf, bevor sie 1971 eine Solokarriere startete, die in den nächsten sechs Jahren vier Alben erbrachte.

Ebenfalls 1971 bestritt Sandy Denny auf dem Album Led Zeppelin IV zusammen mit Robert Plant den Gesangspart der Rockballade The Battle of Evermore.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=7_3yDImIQYU

Im März 1978 stürzte die Sängerin von einer Treppe. Eine aus dem Unfall resultierende Hirnblutung führte dann einen Monat später zum Tod Sandy Dennys.

„Strawbs“-Frontmann Dave Cousins hat Sandy Denny den Song „Ringing Down The Years“ gewidmet.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=8pDRaonr62M

btw:

Der bereits mehrfach erwähnte Song „Who Knows Where the Time Goes?“ wurde oftmals gecovert … – u.a. im Jahr 1970 von der großartigen Nina Simone.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=OXeh742_jak

Nina Simone verstarb am 21.04.2003