Filmtipp: ‚Philomena‘ im Filmtheater Winterberg am 23.06.2014 um 20.00 Uhr

Irland
Hotelzimmer in Irland (archiv: zoom)

Morgen Abend um 20.00 Uhr zeigt das Filmtheater Winterberg mit ‚Philomena‘ einen wichtigen und sehr sehenswerten Film, der auf einer wahren Begebenheit beruht.

Die junge Philomena Lee wird im stock-katholischen Irland der 50er Jahre schwanger. Ihrer Familie verstößt sie und schiebt sie ins Kloster ab. Dort bringt sie unter primitivsten Bedingungen ein Kind zur Welt. Die Oberschwester droht Philomena mit ewiger Verdammnis, sollte sie jemals über ihre Sünde  sprechen. Mit ihren kleinen Sohn darf Philomena nur wenig Zeit verbringen, bis er an eine wohlhabende amerikanische Familie verkauft wird.

Philomena bricht ihr Schweigen erst nach 50 Jahren, so groß sind Schuldgefühle und Angst. Gemeinsam mit dem Britischen Journalisten Marin Sixsmith macht sie sich auf die Spurensuche noch ihrem verlorenen Sohn. 2009 erscheint Sixsmiths Buch „The Lost Child of Philomena Lee“, dessen Schilderung der Odyssee der beiden Protagonisten die Vorlage des bewegenden und vielschichtigen Films liefert.

Der Film macht sehr deutlich, dass die katholische Kirche großes Unrecht gegenüber diesen jungen Frauen und ihren Kindern auf sich geladen hat.

Jüngste Funde in Irland zeigen zudem, dass vermutlich noch immer Verbrechen der irischen katholischen Kirche im Dunkeln liegen. So berichtete die Westfalenpost kürzlich über ein Massengrab von fast 800 Kindern im irischen Tuam. Am Fundort der zahllosen Knochen befand sich von 1925-1961 das „St. Mary’s Mother und Baby Home“, ein Heim für ledige Mütter, betrieben von katholischen Nonnen.

Die Westfalenpost berichtet auch über Vertuschung und Irreführung seitens der irischen katholischen Kirche und weist auf Parallelen zum Film „Philomena“ hin.

Irland: Leben und Sterben in einem katholischen Land

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Hotelzimmer in Irland in den 90er Jahren. (foto: chris)

Irland ist ein katholisches Land. Diese Tatsache musste die junge Inderin Savita Halappanavar nun mit dem Leben bezahlen.

Irische Gesetze verbieten Abtreibungen, die Strafen sind drakonisch. Wer eine Abtreibung vornimmt, dem droht eine lebenslange Gefängnisstrafe. Wer bei einer Abtreibung hilft, wird mit Gefängnis bis zu fünf Jahren bestraft.

Neben dem Recht auf Leben für Embryo und Fötus (im Gesetzestext „child“ genannt), garantiert der Staat auch das Recht der Mutter auf Leben zu respektieren. Dass hier Konflikte möglich sind, die für die Mutter tödlich enden können, hat sich gerade gezeigt.

Der Tod der Zahnärztin Savita Halappanavar

Nun kam die in Irland lebende 31-jährige Savita Halappanavar gar nicht wegen einer Abtreibung in ein Krankenhaus. Sie wollte das Kind, hatte jedoch Komplikationen. Nach einer Fehlgeburt weigerten sich die Ärzte, eine Abtreibung vorzunehmen. Das Herz des Fötus würde noch schlagen, so die Begründung.

Statt der Patientin zu helfen und sie zu behandeln, wiesen die Ärzte sie darauf hin, dass Irland ein katholisches Land sei. Als schließlich der tote Fötus entfernt wurde, war es für die junge Frau zu spät war. Sie starb an einer Blutvergiftung, verursacht durch die Fehlgeburt.

Der in Indien lebende Vater der jungen Frau wandte sich in einem Interview mit der britischen Zeitung Observer direkt an den irischen Premierminister und forderte:

„Sir, please change your law and take consideration of humanity. Please change the law on abortion, which will help to save the lives of so many women in the future.“

Viele Irinnen und Iren sind empört und protestieren gegen das Abtreibungsrecht in ihrem Land. Auch die katholische Kirche Indiens hat die irische Praxis kritisiert und das Recht auf Abtreibung bei Gefahr für das Leben der Mutter gefordert.

Verbrechen der katholischen Kirche in Irland

Ja, Irland ist ein katholisches Land. Vor drei Jahren wurde bekannt, dass zwischen den 1930er und 1990er Jahren an Schulen und in Waisenhäusern der katholische Kirche Irlands rund 30 000 Kinder vergewaltigt und misshandelt worden waren. Ein weiterer Skandal enthüllte, dass Kinder von jungen  alleinstehenden Müttern in kirchlicher Obhut an wohlhabende amerikanische Familien verkauft worden waren.

Die Liste von Verfehlungen der irischen Katholischen Kirche ist lang. Wie viel Leid sie verursacht hat, ist kaum zu ermessen. Den Frauen Irlands ist zu wünschen, dass bald niemand mehr sagen kann, Irland sei ein katholisches Land.

Umweg über Irland nach Deutschland

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Hinterhof in Dublin 1991 (foto: chris)

Über die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland schreibt der deutsch-irische Schriftsteller Hugo Hamilton in seinem wunderbaren Buch „Die redselige Insel – Irisches Tagebuch“:

„…wie mir aufgefallen ist, gibt es Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland… . Bei einer Lesung in Erfurt las ich einmal eine Stelle über Torten vor und erklärte, dass man Irland besser nicht besuchen solle, um Torten zu essen. Warum muss ich die Leute davor warnen, dass die Kunst des Tortenbackens nicht gerade weit verbreitet ist? Man kann wegen des Guinness dorthin fahren, wegen des Geschichtenerzählens oder wegen des Apfelkuchens, aber nicht wegen der Torten. Hinterher kamen ein paar Frauen aus dem Publikum zu mir, um mir Tortenrezepte zu geben, und ich frage mich, ob mir das im Westen auch passiert wäre.“

Hugo Hamilton, Die redselige Insel – Irisches Tagebuch, München 2007, S. 146.

Umleitung: Kirche vertuscht, Kirche kassiert, Irland depressiv, SPD fällt durch den Rost und mehr.

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Heute Morgen an unserer Winter-Laufstrecke (foto: zoom)

Kirche vertuschte Missbrauch: Die Ursache für Aufklärungsdefizite sehen die Anwälte in einem „fehlinterpretierten klerikalen Selbstverständnis“, mit einem „rücksichtslosen Schutz des eigenen Standes.“ Ein weiteres Aufklärungshindernis in den Jahren 1945 bis 2009 sei das „besondere Erpressungspotential“ gewesen, dem homosexuell veranlagte Kleriker, darunter auch höherrangige Personen, ausgesetzt gewesen seien … faznet

Glaube und Geldgier: »Violettbuch Kirchenfinanzen«: Wie der christliche Klerus den Staat ausnimmt … hpd

Die melancholische Insel: Letters from Ireland … ruhrbarone

Die SPD hat ein Problem: Kurz vor Beginn des Superwahljahres 2011 mit sieben Landtagswahlen fällt sie zwischen CDU und Grünen in der öffentlichen Beachtung durch den Rost, in den Umfragen öffnet sich die Schere zwischen CDU und SPD immer weiter. Deshalb Sigmar Gabriels Krawallauftritt im Bundestag, bei dem er Arbeitsministerin Ursula von der Leyen als “Staatsschauspielerin” beschimpfte … sprengsatz

„Die Zitrone ist ausgelutscht“: NRW-Kommunen ohne mehr Steuern nicht zu retten … doppelwacholder

Sauerländer Bürgerliste fordert: Bericht zum Zensus 2011 … sbl

Lokal-Blogs I: Besamungsstationen und Verrummelung der Winterberger Landschaft … bieseveih

Lokal-Blogs II: Eine Weihnachtsgeschichte … wiemeringhäuser

Romantik am Bremberg: Zur blauen Stunde an der Loipe … wpWinterberg

Umleitung: Verarscht und die Partei hat immer Recht, Autoritäre Trottel, Winterberger Nazis und Rummel dortselbst.

Verarscht? Konsumrausch und Irlandkrise bewältigt … nachdenkseiten

JMStV: Die Partei, die Partei hat immer Recht … ruhrbarone

Freiheit: Autoritäre Techniktrottel regieren das Land. Nun wollen sie auch das Internet, tja, beherrschen … sprusko

Winterberger Nazis: Mal vergessen, mal unvergessen … nrwrechtsaußen

Rummel in Winterberg: Vor einer ungehemmten Intensivierung des Sport- und Freizeitbetriebs in den Wintersportgebieten Südwestfalens hat der Vorsitzende des Landschaftsbeirats im Hochsauerlandkreis, Johannes Schröder, gewarnt … derwesten

Umleitung: Grüne unterstützen von der Leyen, Seid verschlungen Millionen, Haschisch und Halacha, Bomberman, Finanzfrise, Flächenbrand und mehr.

Buer, Resser Mark 1950 (foto: zen)
Buer, Resser Mark 1950 (foto: zen)

Grüne: unterstützen von der Leyen bei der Rente mit 67 … thüringerallgemeine

Seid verschlungen Millionen: ein Brief an Tante Angela … WirInNRW

Der Deutsche Kirchenstaat: Ein Tabuthema … gläsernerstaat

Haschisch und Halacha: Was das jüdische Gesetz zum Cannabiskonsum sagt – und was Rabbiner dazu meinen … juedischeallgemeine

Bomberman: die vierte Runde … lawblog

PR im Bildungswesen: So werden Schüler und Eltern gekonnt manipuliert … nachdenkseiten

Google Street View: in 20 deutschen Städten gestartet … pottblog

Bürgerlich, bürgerlicher, am bürgerlichsten: über das Volk und seine nach ihm benannten Parteien … ruhrbarone

Finanzkrise: Oh heiliger Paradigmenwechsel … weissgarnix

Flächenbrand: Broschüre soll Zeichen gegen Neonazis setzen. Wie intensiv extrem rechte Strukturen im Dreiländereck Siegerland/Westerwald/Hessen vorhanden sind und auftreten, das haben die DGB-Regionen Südwestfalen, Koblenz und Mittelhessen in einer 40 Seiten starken Broschüre mit dem Titel „Flächenbrand“ festgehalten … nrwrechtsaußen

Das Kreuz mit Irland: Kindesmissbrauch im Schoße der Katholischen Kirche

Weiden deutsche Schäfchen sicher auf den Grünen Wiesen des Glaubens?
Weiden deutsche Schäfchen sicher auf den Grünen Wiesen des Glaubens?

Während das Gewittergrollen vom Schmallenberger Land gegen die Luv-Seite des Rothaargebirges knallt, versuche ich schnell diesen einen kleine Artikel, eher eine Presseschau, los zu werden.

In einer autoritären, männlich dominierten, patriarchalisch strukturierten, auf Triebunterdrückung basierenden, weltumspannenden Organisation mit absolutem Wahrheitsanspruch, geschehen Verbrechen ungeheuren Ausmaßes.

Diese Organisation hat in Deutschland einen Freibrief als moralische Instanz, darf außer ihren eigenen Instituten auch staatliche Einrichtungen wie Kindergärten und Schulen als Lehen verwalten.

Bis wir Menschen begreifen, dass unsere Moral nicht wegen der Religion und der Kirche, sondern trotzdem existiert, wird noch einiges Wasser die Ruhr hinunterfließen: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeteten Unmündigkeit.“ (Immanuel Kant)

Die pädophilen katholischen Priester in den USA waren seinerzeit ganz weit weg:

Seit Anfang der sechziger Jahre sind nach Ermittlungen der „Washington Post“ mindestens 850 Fälle bekannt geworden, in denen katholische Priester Kinder oder Jugendliche sexuell missbraucht haben. Hunderte von Geistlichen seien entlassen worden, hieß es. Die Kirche soll an Opfer rund eine Milliarde Dollar Entschädigung gezahlt haben. weiter Spiegel Online

Jetzt ist der Skandal in einer autoritären Organisation bis nach Irland vorgerückt. Ich hatte darüber am Freitag vergangener Woche ein paar Zeilen verloren. Hier noch etwas mehr aus der Österreichischen Presse:

Prügel, Hunde, Sexattacken

„Stoßen, schlagen, treten, auf die Handflächen mit einem Stock geschlagen werden, auf einem Haken hängend geschlagen werden, mit kaltem Wasser niedergespritzt und geschlagen werden, nackt verprügelt, vor die Hunde gehetzt werden“ – die Liste der Torturen findet ebenso wenig ein Ende wie jene der sexuellen Gewaltakte, denen Buben und Mädchen über Jahrzehnte ausgesetzt waren; „im Schlafsaal, in Autos, in Badezimmern, in der Kirche, in der Sakristei“. Kinder ab sieben wurden zur Zwangsarbeit, vorzugsweise dem Knüpfen von Rosenkränzen, genötigt.

Mehr als 800 Geistliche, Männer wie Frauen, werden der Verbrechen angeklagt. Dass sie straffrei davonkommen sollen, erregt die Iren genauso wie die brutalen Details des im Zeitraum von neun Jahren erstellten Berichts, für den man 1700 Zeugen befragte. Der Staat wusste – und schwieg. Die „Christian Brothers“, die das Gros der Horrorheime betrieben, hatten nämlich die Anonymisierung der Vorwürfe erzwungen. Und wie üblich steckte die Regierung angesichts einer Drohung der Kirche zurück. … alles in DiePresse

Die Frage lautet nun: Ist in Deutschland eigentlich alles klar?

In Deutschland tagt zur Zeit, auf zwei Jahre angesetzt, der „Runde Tisch“. Es geht um dasselbe Thema.

Was bedeutet der irische Bericht für die deutschen Verhältnisse?

Einerseits nicht viel, Irland ist Irland. Das Untersuchungsergebnis ist ein irisches, kein deutsches.

Andererseits sind Parallelen deutlich. Hier wie dort wird und wurde geleugnet, wurde von bedauerlichen Einzelfällen gesprochen, wurde auf zeittypische Erziehungsmethoden verwiesen. Der irische Bericht macht klar, dass das Unvorstellbare Realität gewinnen kann. Nein, nicht für die ehemaligen Heimkinder, die haben nie daran zweifeln können, sie leiden noch heute unter dieser erlebten Realität.

Realität haben die unvorstellbaren Menschenrechtsverletzungen für die irische Öffentlichkeit gewonnen, für den Staat und für die Heimträger, doch manche leugnen immer noch.

Nach den vorliegenden Berichten der ehemaligen Heimkinder ist für Deutschland kein wesentlich anderes Ergebnis zu erwarten: Misshandlungen, Missbrauch, Zwangsarbeit und durchgängige Demütigungen. … weiter hpd