Kommentar: Nationaler IT-Gipfel verheißt für Schulen und Bildung nichts Gutes

BildungsgipfelGestern schallerte mir Sigmar Gabriel aus dem Radio entgegen. Er sprach auf dem „Nationalen IT-Gipfel“ in Hamburg. Es ist schon kurios, einen Gipfel zur Informationstechnologie in Zeiten der Globalisierung „national“ zu nennen.

Deutschland müsse nun, so der Wirtschaftsminister von der SPD, bei der vierten, der digitalen industriellen Revolution eine führende Rolle übernehmen. – Warum eigentlich und warum gerade Deutschland?

Wenn ein Minister derart vollmundig eine Führungsrolle für sein Land fordert, dann stellt sich neben der Frage nach seinen Motiven auch die Frage nach den Mitteln.

Der NDR berichtet „…bis zum Jahr 2017 (werde) fast eine halbe Milliarde Euro an Fördermitteln bereitgestellt.“

Das hört sich prima an. Wer ein Land technisch nach vorn bringen will, wird sicher unten anfangen, in den Schulen. Er wird flächendeckenden Informatikunterricht einführen, zeitgemäße Ausstattung von Klassenräumen und moderne Lehrerarbeitsplätze finanzieren.

Auch der Minister hält die Schulen für wichtig und wünscht sich, „dass die digitale Kompetenz ganz oben auf den Lehrplänen in den Schulen und Universitäten steht“.

Gut, schreiben wir „digitale Kompetenz“ oben auf die Lehrpläne und klopfen uns auf die Schulter. Damit ist jedoch noch kein Beamer angeschraubt, kein WLAN installiert und keine Fortbildung finanziert.

Und was wünschen sich führende Wirtschaftsvertreter und Politiker sonst noch für die Schulen?

„Die Vermittlung von unternehmerischem Denken sollte mit flächendeckenden Bildungsangeboten bereits in der Schule beginnen und durch entsprechende Veranstaltungen an den Hochschulen ergänzt werden“, heißt es in einer Hamburger Erklärung.

Das verwundert, denn eben ging es noch um Informationstechnologie und 4. Industrielle Revolution – und nun soll plötzlich „unternehmerisches Denken“ vermittelt werden. Wie soll das aussehen? Börsenspiele und Gründungen von Schulfirmen statt Verbesserung der Ausstattungen in den Schulen des Landes?

Wer den Begriff „Schule“ im Maßnahmenpaket sucht, findet allenfalls die Erwähnung von „Berufsschulen“, deren Ausbildungsordnung „auf neue Inhalte und Anforderungen untersucht und bei Bedarf modernisiert“ werden soll.

Was bleibt? Vermutlich wieder nur Börsenspiele statt Bildung. Kompetenzen im Lehrplan statt Computer im Klassenraum. Unternehmerisches Denken statt kritischem Denken.

Übrigens: die Analyse politischer Reden wird in Nordrhein-Westfalen im Leistungskurs Deutsch nicht mehr behandelt. Das ist nur konsequent.

Umleitung: Sprachpanscher, Schulpanscher, Politpanscher, Medienpanscher, Energiepanscher und Drogenpanscher.

Ennert Schranke
Die Schranke an der Ennert ist verschwunden – geklaut? (foto: zoom)

Sprachpanscher und Sprachpinscher: „Warum Menschen, die keine Ahnung von Sprache haben, sich ausgerechnet zu einem Verein zusammenschließen, dem es um Sprache gehen soll, werde ich wohl nie verstehen“ … sprachlog

Bessere Schule: eine Beleidigung für Lehrer … erbloggtes

Vergewaltigungen in Indien: Eine bedenkliche Übersicht … endoplast

Merkel – Steinbrück: Ein Duell ohne Treffer. Sprechblasen platzten aufeinander … nachdenkseiten

„Das TV-Duell“: und wer war jetzt „besser“? … revierpassagen

„Angie“ hat Deutschland am Hals: nicht ungeschickt, aber falsche Farbenfolge … neheimsnetz

Warum eigentlich nicht Rot-Rot-Grün? „Nach einer echten oder provozierten Krise während der nächsten Legislaturperiode könnte es zum Koalitionsbruch kommen, und die SPD könnte dann ein Bündnis mit den Grünen und der Linkspartei verhandeln.“ … jurga

Krise vorbei? Wenn ihr nicht mit der blöden Sparpolitik aufhört, wird aus diesem Aufschwung nichts werden … misik

Leyendecker zum Fall Wulff: Medienkritik als Beitrag zur Hygiene … postvonhorn

SPD im HSK: Flattern vor der Energiewende? … sbl

Zu guter Letzt:
Neulich, in der Grünen-Kneipe … charly&friends

Bonn: Staat, Kirche, Religion – Wie passen Bekenntnis­grundschulen in unsere Gesellschaft?

In unserem BriefkastenSie sind herzlich eingeladen, am Montag, den 19. November 2012 mit LandespolitikerInnen aller Parteien sowie Vertretern der evangelischen und katholischen Kirche über die Rolle öffentlicher Bekenntnis­grund­schulen in NRW zu diskutieren.

Nur in NRW sind rund ein Drittel der Grundschulen an ein religiöses Bekenntnis gebunden (90% davon katholisch). Diese Schulen befinden sich in öffentlicher Trägerschaft und werden von allen Steuerzahlern finanziert.

Die Bekenntnisbindung bringt erhebliche Einschränkungen für Kinder und Lehrkräfte mit sich, die nicht dem Schulbekenntnis angehören. Hinzu kommt, dass diese Schulen das Fach Religion aus­schließlich im jeweiligen Bekenntnis unterrichten, unabhängig davon, wie sich die Schülerschaft zusammensetzt.

Wir stellen deshalb die Frage: Sind diese öffentlich finanzierten Bekennt­nisgrundschulen noch zeitgemäß?

Datum: Montag, 19. November 2012
Uhrzeit: 19.30 Uhr
Ort: Rathaus Beuel, Friedrich-Breuer-Str. 65, 53225 Bonn

Auf dem Podium:

  • Renate Hendricks, MdL SPD (bildungspolitische Sprecherin)
  • Sigrid Beer, MdL Die Grünen (bildungs- und kirchenpolitische Sprecherin)
  • Klaus Kaiser, MdL CDU  (stellv. Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion)
  • Hans Immanuel Herbers, Piratenpartei NRW, Dipl. Theol.
  • Yvonne Gebauer, MdL FDP (bildungspolitische Sprecherin)
  • Robert Buchholz, Kath. Schulreferent Bonn/Euskirchen
  • Rainer Pauschert, Kirchenrat, Evangelische Kirche im Rheinland
  • Dr. Christian Karaus, Rechtsanwalt (Schulrecht)

Moderation: Karl-Heinz Heinemann, Bildungsjournalist (u.a. WDR)

Veranstalter sind die Stadtschulpflegschaft Bonn (www.ssp-bonn.de) und die
Initiative „Kurze Beine – kurze Wege“ (www.kurzebeinekurzewege.de)

weitere Informationen und aktuelle Nachrichten zum Thema unter
www.kurzebeinekurzewege.de

NRW: Frauen an der Macht? Nur jeder zehnte Grundschüler wird von einem Mann unterrichtet

Männer Mangelware? Infografik von IT.NRW
Männer in Schulen Mangelware? Infografik von IT.NRW

Düsseldorf (IT.NRW). Knapp ein Drittel (30,4 Prozent) der über 155 000 hauptamtlichen bzw. hauptberuflichen Lehrkräfte an den allgemeinbildenden Schulen in Nordrhein-Westfalen (ohne zweiten Bildungsweg) sind Männer.

Wie Information und Technik Nordrhein-Westfalen als Statistisches Landesamt anlässlich des Weltmännertags (3.11.2012) mitteilt, lag der Männeranteil damit um 0,4 Prozentpunkte unter dem im Schuljahr 2010/11 und 2,5 Prozentpunkte unter dem im Schuljahr 2005/06.

Als möglichen Zusammenhang stelle ich folgende Thesen zur Diskussion:

Je schlechter die Arbeitsbedingungen bzw. die Bezahlung, umso höher der Frauenanteil

Je höher der Frauenanteil, desto schlechter die Arbeitsbedingungen bzw. die Bezahlung

Stützender Fakt: mehr Lehrer an Gymnasien als an Grundschulen.

Im Regierungsbezirk Arnsberg  sehen die Zahlen so aus: 2005/2006: 35,1 %; 2010/2011:  32,4 %; 2011/2012: 31,8 %

Im Hochsauerlandkreis: 2005/2006: 39,3 %; 2010/2011: 34,7 %; 2011/2012:  33,7 %

In Winterberg: 2005/2006: 53,9 %;  2010/2011: 48,6 %;  2011/2012: 45,7 %

Wie die Grafik zeigt, hat an allen Regelschulformen die Männerquote beim Lehrpersonal zwischen 2005/06 und 2011/12 abgenommen. Bei der Unterrichtung der jüngsten Schülerinnen und Schüler sind Männer deutlich unterrepräsentiert: Der Lehreranteil an Grundschulen ist zwischen 2005 (10,9 Prozent) und 2011 (9,4 Prozent) stetig gesunken.

Die höchste Männerquote verzeichneten mit 45,3 Prozent die Gymnasiallehrkräfte; im Schuljahr 2005/06 lag der Wert noch über der 50-Prozent-Marke (51,8 Prozent). Der Männeranteil beim Lehrpersonal an Gesamtschulen lag 2011 bei 40,9 Prozent, an Hauptschulen bei 35,8 Prozent und an Freien Waldorfschulen bei 34,6 Prozent. An den Realschulen betrug der Lehreranteil 32,5 Prozent und an Förderschulen 25,1 Prozent.

Ergebnisse für Gemeinden, Städte und Kreise im Internet unter:
http://www.it.nrw.de/presse/pressemitteilungen/2012/pdf/252_12.pdf

Gras wachsen hören II: Winterberg, Hallenberg, Medebach – neue Pläne für das Schulsystem? Nicht-öffentliche Beratung im Haupt- und Finanzausschuss.

Hauptschule Siedlinghausen - jetzt Verbundschule (archiv: zoom)
Hauptschule Siedlinghausen – jetzt Verbundschule (archiv: zoom)

Die Stadt Winterberg hat anscheinend neue Pläne zur Gestaltung ihrer Schullandschaft.

Hatte Bürgermeister Werner Eickler mit dem Alleingang „Verbundschule Siedlinghausen“ die Bürgermeister der Nachbargemeinden in Olsberg, Medebach und Hallenberg alarmiert und für Verstimmung im hohen Hochsauerland gesorgt, will Winterberg nun gemeinsam mit Medebach und Hallenberg an einer neuen Schulstruktur zimmern.

Hier die Zeichen an der Wand:

Am 29. November 2011 fand die 13. Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses (Winterberg) statt. In der Niederschrift heißt es unter anderem:

„Vor Einstieg in die Beratungen der Tagesordnung bittet Bürgermeister Eickler darum, die Tagesordnung um den neuen  nicht-öffentlichen Punkt 4: „Schulentwicklungsplanung einer Nachbarstadt, hier: Beteiligung der Stadt Winterberg“ im Wege der Dringlichkeit zu erweitern. Dieser Bitte entspricht der Haupt- und Finanzausschuss einvernehmlich.

Sechs Wochen später skizziert der Bürgermeister die Schulentwicklung seiner Stadt in der Neujahrsansprache vom  6. Januar 2012 (Hervorhebungen und Zwischenüberschriften von uns):

Verbundschule Siedlinghausen genehmigt
„Im Januar wurde unsere neue Verbundschule Winterberg-Siedlinghausen genehmigt
und die eingegangenen Anmeldungen der Schüler bestätigen unser neues Angebot.“

Busverbindungen als Problem
„Aber: Wir mussten für optimalere Busverbindungen auch mehr Geld bereitstellen, da Eltern die Entscheidung, ihr Kind an unserer Verbundschule anzumelden auch davon abhängig machten, dass es keine ein- oder zweistündigen Wartezeiten in Siedlinghausen oder Winterberg gibt. Und in einer Werbebroschüre machten wir deutlich, dass die Entscheidung, das Kind in Winterberg oder in Siedlinghausen zur Schule zu geben, gleichzeitig einen Beitrag zur Standortqualität liefert. Denn: Wer sein Kind in die Schulen vor Ort schickt, erhöht die Chance, dass diese Schulen bleiben. Und im Hinterkopf sollte man behalten -auch die Chance dass der Arzt bleibt, die Apotheke, der Arbeitsplatz-¦“

Sind die beiden Verbundschulen zukunftsfähig
?
„Und wenn wir uns insbesondere unter diesen Aspekten einmal fragen, wie es unterhalb des Gymnasiums Winterberg-Medebach um die Zukunftsfähigkeit der zwei Verbundschulen in der Region Hallenberg und Medebach sowie Winterberg bestellt ist?“

Strukturen wurden uns „aufgedrückt“ – Missstimmung

„Nun, im Prinzip waren die Hallenberger und Medebacher vor 4/5 Jahren und wir in Winterberg in 2010 aufgrund der jeweils „kränkelnden“ Hauptschulen zum Handeln gezwungen, wurden uns jeweils von außen neue Strukturen „aufgedrückt“ und jeweils der oder die anderen waren nicht gerade darüber erfreut.“

Nicht abzuwarten, bis man uns wegen des drohenden weiteren 20 – 25%igen Schülerrückgangs (dann quasi zum 3. Mal) von außen „Strukturen aufdrückt“
„Jetzt aber gilt es, Vergangenes hinter uns lassen. Denn für unsere drei Städte muss es gemeinsame Aufgabe sein, nicht abzuwarten, bis man uns wegen des drohenden weiteren 20 – 25%igen Schülerrückgangs (dann quasi zum 3. Mal) von außen „Strukturen aufdrückt“, sondern die Chance zu nutzen, die Strukturen gemeinsam und selbst zu gestalten – so lange das noch geht. Denn wir brauchen auch „morgen und übermorgen“ unterhalb des Gymnasiums attraktive Bildungsangebote, um die Kinder im „Süd-Ost-Zipfel“ des Hochsauerlandkreises zu halten, die letztlich ja auch die Arbeitsplätze „von morgen“ in unserer Region belegen sollen.“

Treffen der drei Bürgermeister
„Ja, die Zukunft der Interkommunalen Zusammenarbeit – es ist gut, dass alle Fraktionsvorsitzenden unserer drei Städte Hallenberg, Medebach und Winterberg sich mit den drei Bürgermeistern getroffen haben, um einen Weg für die Zukunft zu finden.“

Nun können wir uns alle Gedanken machen, was  in den Köpfen der Beteiligten vor sich geht und welche Sachverhalte in nicht-öffentlichen Sitzungen verhandelt werden.

Fest steht:

  • Verbundschulen sind seit dem NRW-Schulkompromiss von 2011 nicht mehr Teil des NRW-Schulsystems, obwohl schon errichtete Verbundschulen einen Bestandsschutz, aber eigentlich keine Zukunft haben.
  • Die Schülerzahlen im Hochsauerland sinken dramatisch.
  • Auf der Fläche von Winterberg, Hallenberg und Medebach sind viele Schulsysteme über viele Orte verteilt.
  • Die logistischen Anforderungen des Schülerbusverkehrs widersprechen teilweise diametral den organisatorischen und pädagogischen Erfordernissen der einzelnen Schulen und der Schülerschaft.
  • Eine offene bildungspolitische Diskussion findet nicht statt.

Schulgeschichten zum Beziehungsklima

SchulgeschichtenWird offiziell auch immer wieder betont, dass Unterricht die Hauptaufgabe der Schule sei, so erweist sich stattdessen im Alltag, dass es vorrangig um das Gestalten von Beziehungen geht:

Es geht um die Beziehungen der Kinder und Jugendlichen untereinander, die zwischen Lehrer/innen und Schüler/innen, zwischen Schule und Elternhaus, aber auch die innerhalb des Kollegiums sowie zwischen Schulleitung und Kollegium.

Die Schulgeschichten von Reinhold Miller*** machen genau das zum Thema. Mit kurzen, unterhaltsamen Texten lässt er seine Leser in das Innenleben von Schule schauen, auf das menschliche Miteinander.

Er öffnet uns die Augen dafür, die „eigentlichen Botschaften“ hinter dem Verhalten von Kindern, Eltern und Lehrer/innen zu sehen, die Personen und ihre Motive wahr und ernst zu nehmen. Ein gutes Beziehungsklima ist die Basis für eine humane Schule, in der sich Lernen und Leisten von Klein und Groß voll entfalten können.

traebertspruch20120118Verfasser Dr. Reinhold Miller ist Autor zahlreicher Bücher, Beziehungsdidaktiker, Lehrerfortbildner, Schulberater, Kommunikationstrainer und Coach.

Die Broschüre „Da drin ist es mir zu laut! Schulgeschichten“ kostet
€ 5,- je Expl. (zzgl. Versand) und kann bestellt werden bei:
Bundesverband Aktion Humane Schule e.V.
Rathausplatz 8 – 53859 Niederkassel
E-Mail: ahs@aktion-humane-schule.de
Tel.: 0 22 08 / 90 96 89, Fax: 90 99 43
Internet: www.aktion-humane-schule.de

***Eine Rezension der Broschüre folgt in Kürze.

Umleitung: Wulff ohn‘ Unterlass und ein paar wirklich interessante weitere Hinweise.

Der Schnee von gestern ist heute weg (foto: zoom)
Der Schnee von gestern ist heute weg (foto: zoom)

WDR5 Politikum – Der AB von Diekmann: „Ich persönlich wäre traurig wenn wir diesen Bundespräsidenten verlieren. Was in Sachen Christian Wulff über Silvester wieder für Knaller gezündet wurden“ … SatireWDR5

Wulffs Drohung: Der Anruf des Bundespräsidenten … faznet

Wulff, der Usurpator: Im Handeln von Wulff gab es nämlich offenkundig eine Kontinuität: seine Verantwortung als Politiker unauflöslich mit seinen privaten Interessen zu verschmelzen. … wiesaussieht

Wulff und der Rubikon: Im Jahr 49 vor unserer Zeitrechnung überschritt Cäsar mit seinen Truppen der Rubikon und erklärte damit faktisch dem römischen Senat den Krieg … ruhrbarone

Der unanständige Präsident: oder die sieben Todsünden des Christian W. … WirInNRW

Wulff ist nicht mehr zu halten: Ein Plädoyer für Antje Vollmer, von … Werner Jurga

Der Präsident ist angezählt: Sollte er wirklich Kai Diekmann Drohungen auf die Mailbox gequatscht haben, um den ersten Bericht über seine Kreditaffäre zu verhindern, dann kann sich auch Angela Merkel nicht mehr schützend vor ihn werfen … wutzeline

Neujahrsansprache der Kanzlerin: Selbstsuggestion statt Lösungsangebote … nachdenkseiten

Nazi-Leaks: Anonymous gründet Leaking-Portal gegen Rechts … gulli

Extreme Rechte – Lesetipp: „Wir wollen generell keine Moschee“ … nrwrechtsaussen

Röttgens NRW-CDU: Trübe Aussichten … postvonhorn

Jahresanfangsputz – Goodbye Instagram: „Was mir den Abschied von instagram endgültig leicht gemacht hat, sind dessen obskure Nutzungsbedingungen, die wie bei vielen Social Networks weitgehende Rechteübertragungen beinhalten“. … heikerost

Die Angst des Kindes auf dem Schulhof: Mit „Das Haus“ setzt Andreas Maier seinen hessischen Familienzyklus fort, den er mit „Das Zimmer“ begonnen hat … revierpassagen

Studie – Was Kinder lernen WOLLEN! Aber unser Bildungssystem ist sehr gut, nicht wahr? Außer, dass keinen interessiert, was da gelehrt wird, und es fast gewiss erscheint, dass das erworbene Wissen niemals angewendet werden kann. Ich fordere eine Studie, was Kinder denn lernen WOLLEN! … WildDueckBlog

70° 40′ S, 8° 16′ W: Antje Schlömer arbeitet seit einem Jahr im Kühlhaus des blauen Planeten … neheimsnetz

Das “Kernabitur” soll kommen. Sechzehn Bundesländer und „270 Minuten Einheit“.

cambridge
In Bildungsfragen sind uns die Briten immer schon einen Schritt voraus - mindestens. Herbstliches Cambridge (foto: chris)

Im Jahr 2018 ist es so weit. Dann werden deutsche Abiturientinnen und Abiturienten an einem nationalen Testtag in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch eine je 90 Minuten lange Prüfung ablegen. Alle zur selben Zeit, alle dieselben Aufgaben.

Dies fordern zumindest, so die Süddeutsche Zeitung in ihrer heutigen Ausgabe, “Experten” des “Aktionsrats Bildung”, ein von der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft initiiertes Gremium.

Ankreuzaufgaben beim Abitur?

Zunächst soll das Kernabitur lediglich zu 10% in die Abiturnote einfließen. Die Aufgaben dieser neuen Prüfung orientieren sich am PISA-Test. Multiple-Choice nun auch im Abitur, das ist jetzt also der neueste Clou! Eine Frage, fünf mögliche Antworten, von denen nur eine richtig ist. Außerdem weitere „geschlossene“ Aufgaben, also Fragen, auf die es nur jeweils eine richtige Antwort gibt.

Bisher sehen die Richtlinien der verschiedenen Bundesländer solche Aufgabentypen in der Gymnasialen Oberstufe kaum oder gar nicht vor. Damit Tests jedoch schnell und möglichst von Maschinen korrigiert werden können, muss ganz eng abgefragt werden.

Britische Erfahrungen mit standardisierten Prüfungen

Angelsächsischer Länder verfügen bereits über langjährige Erfahrungen mit standardisierten Prüfungen: Der Unterricht orientiert sich zunehmen an den Tests, „Teaching To The Test“ heißt diese verdummende Unsitte. Das Niveau sinkt, gleichzeitig verbessern sich die Noten.

Dieses Zusammenspiel hat System: Die Politik will gute Ergebnisse, um ihre bildungspolitischen Bemühungen zu legitimieren. Schulen und Lehrer tun ihren Teil, um die Testergebnisse zu verbessern. Sie bereiten Schüler intensiv auf die zentralen Prüfungen  vor. Zunehmend wurden die Gehälter von Lehrern und deren Beförderungschancen an die Leistungen der Schüler, an deren „performance“ in den standardisierten Tests gekoppelt. Andere Fähigkeiten, die der Test nicht abfragt, werden zwangsläufig vernachlässigt, so die britische Erfahrung.

„Ranking“ in Deutschland

In Deutschland bieten sich große Verdienstmöglichkeiten für Schulbuchverlage:  Sie könnten ihre „Übungsmaterialien für das Kernabitur“ bundesweit absetzen. Politik und Wirtschaft erlangten weitere „Evaluationsmöglichkeiten“ von Schülern und Lehrern. Endlich könnten, neben dem „Ranking“ von Bundesländern, auch Regionen, Schulen, Lehrer, Schüler und Klassen „gerankt“ werden und so in direkte Konkurrenz zueinander treten.

Nationale Schülerrangliste

Im Königreich ist man – natürlich – schon weiter: Letzte Woche warf der britische Bildungsminister Michael Gove den Vorschlag einer nationalen Rangliste aller Schüler mit A-level (vergleichbar mit dem Abitur) in den Raum. Da kann dann jeder und jede sehen, ob sie auf Platz  1 oder Platz  23765 oder irgendwo dazwischen steht.  Schöne neue Welt.

Die unvollendete … Schulentwicklung im HSK. Veranstaltung von SPD und Grünen zum Thema „Zukunft der Schulen im ländlichen Raum“ in Meschede.

Das Podium der Veranstaltung "Schule der Zukunft im ländlichen Raum" im Kreishaus Meschede. (foto: wendland)
Das Podium der Veranstaltung "Schule der Zukunft im ländlichen Raum" im Kreishaus Meschede: Gisela Bartsch, Sylvia Löhrmann, Dr. Karsten Rudolph, Dr. Ernst Rösner und Marlies Stotz (foto: wendland)

Gestern Abend fand die gemeinsame Veranstaltung von SPD und Grünen zur „Schule der Zukunft im ländlichen Raum“ mit Schulministerin Sylvia Löhrmann im Kreishaus Meschede statt (siehe auch hier im Blog).

Die Veranstaltung war mit geschätzt weit über 100 Leuten gut besucht (u.a. von vielen Lehrerinnen und Lehrern aus verschiedenen Orten im HSK).

Dem Moderator Dr. Karsten Rudolph gelang es, das ungeliebte Thema mit einem Schuss Heiterkeit „rüber zu bringen“.

Schulministerin Sylvia Löhrmann redet Klartext (foto: wendland)
Schulministerin Sylvia Löhrmann redet Klartext (foto: wendland)

Aufstieg der Kinder darf nicht weiter vom Geldbeutel der Eltern abhängen
Schulministerin Löhrmann sagte zu Beginn klipp und klar, durch die Vorgängerregierung seien 5 Jahre Schulpolitik verloren gegangen. Die gute Entwicklung der SchülerInnen solle im Mittelpunkt stehen. Das Wohl der Gesellschaft sei eng verbunden mit der Entwicklung der Bildung. Der Aufstieg der Kinder dürfe nicht weiter vom Geldbeutel der Eltern abhängen. Die pädagogische Arbeit müsse zu den Kindern passen. Es dürfe nicht so sein, dass, was nicht passt, passend gemacht wird. Es müsse umgekehrt sein. Sie forderte eine andere Schulkultur und: „Über den Tellerrand gucken!“

Potential der Hauptschule erschöpft
Der Bildungsexperte Dr. Rösner wurde sehr konkret und erklärte, das Potential der Hauptschule sei erschöpft. In Meschede verlor die Hauptschule 21 % SchülerInnen, die Realschule 20 %, das Gymnasium 5 % und er fragte, wo hier die Verbundschulen mit gymnasialen Standards wären. Dr. Rösner sprach sich für eine Elternbefragung aus (genau das fordert ja die Sauerländer Bürgerliste (SBL) schon seit Jahren).

Düstere Zahlen für das Hochsauerland
Die NRW Landtagsabgeordnete und ehemalige stellvertretende Bürgermeisterin von Lippstadt, Marlies Stotz, malte düstere Zahlen an die fiktive Wand. Bis 2019 würden sich die Schülerzahlen im Hochsauerlandkreis um 26 % reduzieren. Das bedeute auch einen Druck auf die Wirtschaftsregion HSK. Unzureichende Bildung ziehe eine gigantischen Zahl Transferleistungen nach sich. Noch eine nachdenklich stimmende Aussage der MdL aus Lippstadt: „Über 11.000 Kinder fanden in diesem Jahr keinen Platz in der Gesamtschule.“

Meschede auf die Zukunft vorbereitet
Frau Bartsch erläuterte in ihrer Funktion als Vertreterin der Stadt Meschede die Schullandschaft in der Kreisstadt. 4.500 Kinder besuchten in Meschede die Schulen. Die Stadt sei bestens auf die Demographie vorbereitet, auch Dank der Unterstützung von Dr. Rösner. Der Rat setze auf Bildung als oberste Priorität. Es seien Schulentwicklungspläne erarbeitet worden. Auf neue Situationen sei Meschede vorbereitet. Die Maßnahmen wären immer einstimmig und friedfertig im Rat beschlossen worden. Frau Bartsch stellte dann die Prognose-Zahlen im Vergleich zu den tatsächlichen Zahlen wie folgt vor:

Prognose Hauptschule: 104 SchülerInnen;  tatsächlich 89 SchülerInnen
Prognose (städtische) Realschule: 94 SchülerInnen; tatsächlich 102 SchülerInnen
Prognose (städtisches) Gymnasium: 103 SchülerInnen; tatsächlich 123 SchülerInnen

Blick in den Plenarsaal des Kreishauses: Ein nachdenkliches und konzentriertes Publikum.
Blick in den Plenarsaal des Kreishauses: Ein nachdenkliches und konzentriertes Publikum.

Es schloss sich eine Diskussionsrunde mit zahlreichen Wortmeldungen verschiedener Lehrerinnen und Lehrer an.

Sozialarbeiter und Psychologen fehlen an den Schulen
Der Lehrer eines Berufskollegs brachte zuzüglich zum Thema Inklusion noch einen weiteren Aspekt ins Gespräch ein. Er vermisse Sozialarbeiter und Psychologen an den Schulen. Vor langer Zeit wäre ein entsprechender Antrag im HSK-Schulausschuss gestellt worden. Doch Sozialarbeiter würden vom Land nicht bezahlt.

Migranten
Ein anderer Diskussionsteilnehmer fragte kritisch nach, warum man in NRW das viergliedrige Schulsystem eingeführt habe und es nicht bei der Dreigliedrigkeit belassen habe. (Später wurde mir klar, er meinte mit „Vier“ nicht etwa die Förderschule, sondern die Gesamtschule.) Außerdem fand der Herr, ein Vergleich der Ministerin sei unangebracht, der Vergleich Deutschland – Finnland. Die Zahl der MigrantInnen wäre dort längst nicht so hoch wie in Deutschland.

Nur katholische Hauptschulen?
Eine Lehrerin aus Arnsberg fragte, wieso zukünftig alle Hauptschulen in Meschede katholische Hauptschulen sind. Wer keine katholische Schule besuchen wolle, müsse 10 km weiter fahren.

Löhrmann: Der Elternwille zählt
Ministerin Löhrmann ging zunächst auf die Kritik bzgl. ihres Vergleiches ein. Sie sagte u.a. dazu, Finnland hätte eine andere Haltung. Dort sei jedes Kind willkommen. „Hoffnungslose Fälle können wir uns nicht leisten!“ Sie betonte, die Landesregierung wolle keine absolutistischen Ansätze. „Der Elternwille zählt!“. Die Kommunalpolitiker entscheiden!“ (Bemerkung der SBL: „Wenn sie denn mal gefragt würden, die Eltern!)

Inklusion als Jahrhunderaufgabe
Die Ministerin ging dann auf das Thema „Inklusion“ ein. Inklusion sei eine Jahrhunderaufgabe. Der Plan würde auf Landesebene ausgearbeitet. „Wir brauchen multiprofessionelle Teams!“

Rösner: Keine Zukunft für die Verbundschule – Bürgermeister wünschen Gemeinschaftsschulen
Dr. Rösner berichtete (für den der es nicht wusste) Erstaunliches. Nur drei Kreise in NRW hätten keine Gesamtschule. Zu denen gehören außer dem HSK Höxter und Olpe. Sinngemäß meinte Dr. Rösner, da nütze es wohl auch nicht, günstige Baugebiete auszuweisen. Eltern fragten attraktive Bildungsangebote nach. Wo die nicht vorhanden seien, gebe es keine Anreize für junge Familien. Bildung sei mittlerweile kein weicher, sondern ein harter Standortfaktor. Die NRW-Zahlen seien sehr bedrückend was den Übergang zu höherer Bildung betrifft.

Des Weiteren machte Herrn Rösner an Beispielen deutlich, dass die Zukunft nicht in einer Verbundschule liegen könne. Dort wo sie eingerichtet wurden, stünden sie meist schon wieder vor dem Aus. Da wünschten die Bürgermeister jetzt Gemeinschaftsschulen.

Das SBL-Kreistagsmitglied Reinhard Loos erinnerte daran, dass SPD und Grüne im Kreistag des HSK offenbar an einer gemeindeübergreifenden Schulplanung nicht sonderliche interessiert gewesen sind. Siehe:
http://sbl-fraktion.de/?s=gemeinschaftsschule

Eine Lehrerin aus Olsberg erwartet nicht, dass Eltern zu einer Infoveranstaltung kommen und fragte in die Runde: „Wie komme ich zu einem unverfälschten Meinungsbild der Eltern?“

Einer ihrer Berufskollegen aus Arnsberg geht davon aus, dass 12 % der SchülerInnen nicht ausbildungsfähig sind und fragte: „Was wir aus den Rückläufen?“ Er beklagte dann die Unfähigkeit der Schüler z.B. in Mathe und Deutsch.

Ein Realschullehrer aus Meschede ging auf die Übergangsquote zum Gymnasium ein. In Meschede liege sie bei 30 %, in Städten bei 50 %.

Ein ehemaligen SPD-Kreistagsmitglied reagierte auf die Aussage des SBL-Kreistagsmitglieds mit der Bemerkung, er wolle sich vom HSK nicht vorschreiben lassen, was wir vor Ort machen sollen. (Das hatte die SBL mit ihren Anträgen und Anfragen zur Schulentwicklung auch gar nicht beabsichtigt. Die SBL wünscht, wie Ministerin Löhrmann und Dr. Rösner, eine Elternbefragung und zwar für den gesamten Hochsauerlandkreis! Der Kreis als Koordinator, nicht als „Vorschreiber“!)

Ein Lehrer aus Schmallenberg kam auf „Demographie“ zu sprechen. Es schmecke ihm nicht, dass die Demographie über Eingliedrigkeit oder Dreigliedrigkeit entscheide. Warum sollte Schmallenberg ein Monstrum Gemeinschaftsschule einrichten, fragte er.

MdL Stotz gab zu Bedenken, jedes Jahr verließen in Deutschland über 600.000 Kinder die Schule ohne Abschluss. Unser System sei an Defiziten orientiert. „Wir gucken, was das Kind nicht kann. Wir organisieren zu früh die Bildungsläufe.“ Bis zu 40 % der Prognosen seien falsch.

Fragebogen zur Gemeinschaftsschule im Netz
Dr. Rösner ging noch einmal auf die Elternbefragungen ein. Die Stadt mache die Befragungen und kommuniziere sie. Der Fragebogen zur Gemeinschaftsschule stünde im Netz. Zu den „Rückläufern“ erwähnte Herr Rösner, die Sitzenbleiberquote liege bei höheren Übergangsquoten zu besseren Bildungsabschlüssen sogar niedriger. Also, je mehr Kindern bessere Bildungsabschlüssen ermöglicht werden, desto geringer ist die Sitzenbleiberquote. Er machte in die Schmallenberger Richtung auch deutlich, dass eine dreigliedrige Gemeinschaftsschule nicht monströser ist, als ein Gymnasium.

Resümee: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Oder: Wer nicht bereit ist, in der Schulentwicklung neue Wege zu gehen verliert … Menschen!

Umleitung: Fukushima, Schule, Linken-Spaltung, Nachdenkseiten, Brüderle, Erdgas und mehr.

Am Steinberg. (foto: zoom)
Am Steinberg. (foto: zoom)

Das Volk ist eine Masse, die beruhigt werden will: diesen Eindruck kann man wieder mal gewinnen, wenn man nach Fukushima blickt. Es ist wie bei der Papst-Wahl: Mal heller Rauch, mal dunkler Rauch. In dem Fall weiß man den Rauch allerdings klar zu deuten. Hängt er aber über einem der Reaktoren im japanischen Fukushima, ist das ganz anders: Es beginnt die Deutung, was den Rauch verursacht hat … endoplast

Was wir unseren Kindern in der Schule antun: Es mag ungewöhnlich sein, dass jemand ein nicht fertig gelesenes Buch (240 von 384 Seiten) rezensiert. Aber das Thema ist wichtig und es stehen ein paar wirklich triftige Grundwahrheiten in dem Buch. In die Art, wie es geschrieben ist, konnte ich mich jedoch leider nicht einfinden und das Lesen schleppte sich zäh über die Wochen, bis ich die Lektüre irgendwann abbrach … hpd

Nicht nur im Kreistag Meschede: Fraktionsspaltung bei den Linken in Hattingen … derwesten

Rechtlicher Rat gesucht: Durch eine größere Rechtsanwaltskanzlei wurde gegen die NachDenkSeiten ein Schadensersatzanspruch in beachtlicher Höhe wegen Urheberrechtsverletzungen gegenüber einer als klagefreudig bekannten Nachrichtenagentur geltend gemacht … nachdenkseiten

Rainer Brüderle: Endlich sagt mal einer die Wahrheit … ruhrbarone

Erdgasbohrungen: Noch eine „beherrschbare“ Technologie? … doppelwacholder

Abschiebestopp für Roma und andere ethnische Minderheiten: Was hat der Kosovo-Erlass bewirkt? … sbl

Briloner Anzeiger: Das hochkompetente Team möchte “neue Wege” gehen und sucht dafür “Freie Mitarbeiter”. Diese sollen sich aus Schülern, Hausfrauen und junggebliebenen Rentner mit einer gewissen Lust zum Schreiben rekrutieren, die über ihre Nachbarschaft und die sich dort zutragenden Ereignisse berichten … wiemeringhauser