Der intensiv nach Klärwerk riechende Zufluss in den Rhein war in jahrelangen Arbeiten rheinabwärts verlegt worden. Das rechteckige Gewässerbecken auf dem Bild oben ist nicht mehr mit der Emscher, die dort früher schäumend in den Rhein stürzte, verbunden.
Das 1970/71 errichtete Kohlekraftwerk im Hintergrund des oberen Bildes wurde 2017 stillgelegt. Der Abriss begann Mitte 2023, im Dezember desselben Jahres wurde der Kühlturm gesprengt (siehe auch Wikipedia).
Vor einigen Tagen bin ich mit dem Rad ein Stück die Frankfurter Straße entlang gefahren, um das untere Bild aufzunehmen.
Wie man sieht, sind viele Teile der Anlage noch vorhanden. In Zukunft soll hier ein Werk zum Bau von Elektrolyseuren für die Produktion von Wasserstoff entstehen. Die Anlage soll ab 2026 in Betrieb gehen. Es ist geplant, neben Elektrolyseuren bis 2030 ein wasserstofffähiges Gaskraftwerk zu bauen (Wikipedia).
Seitdem die Mündung der Emscher verlegt wurde, hatte ich den Plan gehegt, den alten Dreckskanal des Ruhrgebiets von der Quelle bis zur Mündung abzuradeln. Diese Woche hat es endlich geklappt.
Von Montag bis Mittwoch haben wir uns auf den Emscher-Weg begeben. Die Tourenabschnitte hatten wir sehr moderat gewählt, um Zeit für Abstecher und Besichtigungen am Wegesrand zu haben.
Von Siedlinghausen bin ich mit dem Zug nach Fröndenberg gefahren, um von dort die letzten 14 Kilometer bis zum Emscherquellhof zu radeln.
Am Emscherquellhof beginnt zwar der Emscher-Weg, aber die wahre Quelle bzw. das echte Quellgebiet befindet sich ein paar hundert Meter entfernt in einem Waldstück und ist recht unscheinbar.
Das interessante am Emscherweg ist die große Vielfalt an kleinen und großen Sehenswürdigkeiten. Einige davon sind der Phönixsee, die Halde Deusenberg mit den Faultürmen des Emscherklärwerks im Dortmunder Norden, das Schiffshebewerk Henrichenburg (Abstecher), der Nordsternpark, die Zeche Zollverein (Abstecher), der Gasometer Oberhausen, der Landschaftspark Duisburg-Nord (Abstecher), überhaupt die vielen Halden und dann natürlich die neue Emschermündung.
Wer einen Überblick bekommen möchte, schaue sich den Weg bei der Emschergenossenschaft an:
In der Zeche Zollverein läuft noch bis zum 16. April 2023 die Sonderausstellung Die Emscher. Bildgeschichte eines Flusses, die ich unbedingt, auch wegen der vielen historischen Bildaufnahmen, empfehle. Sputet euch.
Der alte stinkende Köttelbach existiert zwar nicht mehr, aber die schnurgeraden Abschnitte erinnern noch an die Vergangenheit der Emscher als Kloake des Ruhrgebiets.
Am dritten Tag der Tour hatten wir die neue Emscher-Mündung erreicht. Für mich, der ich nur die alte Mündung am Stapp kannte, war der Anblick spektakulär. Baustellenfans kommen ebenfalls auf ihre Kosten, denn auch in der neuen Mündung wird noch unermüdlich gewerkelt.
Der einzige Wermutstropfen der Tour waren die vielen Baustellen entlang der Emscher. Die Arbeiten am Fluss sind noch lange nicht abgeschlossen, und so sieht man sich oft unvorhergesehen mit Absperrungen konfrontiert. Die Umleitungen sind nicht immer gut ausgeschildert. Komoot oder Google helfen oft nur beschränkt. Manche Baustellen waren wahrscheinlich noch gar nicht vorhanden, als die Komoot-Touren aufgezeichnet wurden. Was in der Vergangenheit funktioniert hat, kann heute an einem Bauzaun enden.
Würde ich die Tour trotzdem noch einmal machen? Auf jeden Fall!
Essen, 15. Mai 2021. Bislang verschwieg die Bundesregierung, wie sie die Entschädigungen für die Braunkohlekonzerne in Höhe von 4,35 Milliarden Euro berechnet hat. Interne Dokumente, die dem SPIEGEL und dem Recherchezentrum CORRECTIV vorliegen, legen nahe, wie das Wirtschaftsministerium die Entschädigungen hochrechnete.
(Pressemitteilung Correctiv)
Nach dem Kohleausstiegsgesetz will die Bundesregierung der ostdeutschen LEAG 1,75 Milliarden Euro und dem Energiekonzern RWE im Rheinland 2,6 Milliarden Euro für das vorzeitige Abschalten ihrer Kohlemeiler zahlen.
Die Formel, die das Ministerium im Januar 2020 nutzte, um die Kompensationen zu berechnen, enthält mehrere für Konzerne vorteilhafte Annahmen: So legte das BMWi einen CO?-Preis für den Europäischen Emissionshandel von rund 17 Euro pro Tonne CO? zugrunde, berechnet aus dem Durchschnittspreis der vergangenen drei Jahre. Allerdings haben sie damit nicht die Prognosen berücksichtigt, die von höheren Preisen ausgingen. Der Preis lag schon Ende 2018 bei 22 Euro. Inzwischen liegt er bei über 50 Euro.
Zwar hat laut Ministerium diese frühe Berechnung der Entschädigung „keinen Eingang in die Kabinettsbefassung” gefunden. Sie habe einen „Entwurfscharakter.”
Allerdings: Wer diese Formel nutzt, kommt auf die Summe von rund 4,4 Milliarden Euro, also die Summe, die bis heute aktuell ist. Zu dieser Übereinstimmung will das BMWi keine Stellung nehmen, ebenso wenig will es die Berechnung offen legen.
Die offiziellen Berechnungen könnten für Deutschland im laufenden Beihilfeverfahren der EU zur Milliardenentschädigungen problematisch werden. Eine öffentliche Diskussion über „prognostische Annahmen” würde (…) „die Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zur Europäischen Union ungünstig beeinflussen,” heißt es in einem Papier vom Juli 2020 aus dem Bundeswirtschaftsministerium, das CORRECTIV und SPIEGEL vorliegt.
„Die realitätsfernen Berechnungen aus dem Hause Altmaier werden vor der EU-Kommission kaum Bestand haben. Die Entschädigungsmilliarden an RWE und LEAG müssen neu verhandelt werden,” fordert der Energie-Experte Karsten Smid von der Umweltorganisation Greenpeace.
Auch Oliver Krischer, Vizechef der Grünenfraktion im Bundestag, kritisiert die hohen Entschädigungen: „Wenn es um die Interessen von RWE und Co. geht, ist Peter Altmaier jedes Mittel recht.” Die Formel belege, dass es der Bundesregierung einzig und allein darum geht, möglichst viel Geld in die Kassen von RWE und LEAG zu schaufeln.”
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Zum Rechercheartikel auf der Website von Corrrectiv:
Es ist schon merkwürdig, wie sich die zweckgebundenen, funktionalen äußeren Formen der Energiewirtschaft in die ästhetisch-kulturelle Sphäre einschleichen.
Während die toten Formen der Industrialisierung im Inneren des Ruhrgebiets heute unter der Marke „Industriekultur“ tertiär-touristisch vermarktet werden, püffert das Kohlekraftwerk in Möllen am Niederrhein friedlich vor sich hin und wandelt chemische Energie aus fossilen Rohstoffen in elektrische Energie.
Unabhängig von seiner Funktion finde ich den Bau heute beeindruckend „schön“.
Industrie-Ruinen lösen hingegen bei mir zwiespältige Emotionen und Gedanken aus. Ich habe das gestern bei meinem Eintrag zu Dortmund-Hörde beschrieben.
Die Ruhrpott-Zechen sind Geschichte, die Kohle wird über Rotterdam den Rhein hinauf angeliefert.
Die Bergarbeiter sind als soziale Schicht schneller verschwunden als die Landarbeiter im Laufe der industriellen Revolution.
Die „Buden“, die das Ruhrgebiet prägten, verschwinden aus dem Nahraum in dem Maße in dem die Menschen einerseits aufhören zu Fuß zum Einkaufen zu gehen und andererseits die Geschäfte bis spät am Abend geöffnet haben.
Die „Emma-Bude“ gibt es nicht mehr, die „Augusta-Bude“ neben der Martha-Straße hat nach langem Krampf den Kampf aufgegeben. Die „grüne Bude“ hat viele Besitzerwechsel durchgemacht. Die „Fenster-Bude“ etwas weiter oben ist dicht.
Aus Trotz habe ich heute Abend in der „roten Bude“ eingekauft, obwohl Edeka, ein paar hundert Meter weiter, noch geöffnet hatte und mein Warenkorb dort preiswerter gewesen wäre.
„Trotz“ wird die Buden allerdings nicht retten -Konsumenten kaufen nicht aus Trotz-, sondern nur eine Marktnische, aber welche?
Auch so kann man einen Sonntag in Götterswickerham verbringen. Zugegebenermaßen gehört der Ort inzwischen zu Voerde, aber für die radelnde DinslakenerIn ist das immer noch eines der schönsten Ziele für einen Sonntagsausflug.
Herbstfarben am alten Vater Rhein:
und ein idyllisches Kohlekraftwerk, der Himmel strahlend blau.
Erinnert sich noch irgendjemand an „SMOG“, ein Film von Wolfgang Menge (1973)? Der Film zeigt vier aufeinanderfolgende Tage in einer Art Semidokumentation und wurde in Duisburg gedreht. Der Dreck in der Luft war echt. Schau ich mir den Film heute an, dann merke ich, wieviel sich gebessert hat. Ausgestrahlt wurde der Film zu einer Zeit als die Autos zwar sonntags stehen bleiben mußten, dies aber nur wegen der Ölkrise und nicht wegen der schlechten Luft. Umweltverschmutzung existierte als Problem nicht im Bewußtsein der Allgemeinheit. Viele Flüsse waren damals reine Kloaken. In den industriellen Ballungszentren herrschte eine Luftverschmutzung, die wir heutzutage unter den Straftatbestand der schweren Körperverletzung stellen würden.
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