Und hier noch etwas aus der schönen Rubrik „Besser glauben in Mexiko“, gesehen in einem Restaurant in Zacatlán/ Puebla.
Wörtlich heißt es: „Dieser Ort ist katholisch. Wir akzeptieren weder protestantische Propaganda noch die anderer Sekten.“ Tja, hier gilt auch 2014 der Protestantismus noch als Sekte.
Aber der Unterschied zum Sauerland ist da vielleicht auch gar nicht so groß 😉
Dieser Artikel ist der 31. Teil einer persönlichen Serie über das Leben in Mexico und Mexico-City. Wir lesen über eine neue Form von Kriminalität (Hundeentführungen) und erfahren, dass der Drogenbaron Joaquin „El Chapo“ Guzmán im nordmexikanischen Bundesstaat Sinaloa geschnappt worden ist.
¡Hola a todos!
Eine beliebte Aufgabe, um das Präteritum und Perfekt zu üben, ist es, die Schüler zu fragen, was sie am Wochenende gemacht haben. Eine Lehrkraft für Deutsch als Fremdsprache in Deutschland wird da wohl andere Antworten erhalten als eine in Mexiko.
Eine neue Form der Kriminalität: Hundeentführung
Ich habe vor einem Monat einen Fortgeschrittenen-Kurs für Erwachsene übernommen und stelle wieder einmal fest, wie froh ich darüber bin, diese ganzen Formen nie bewusst gelernt haben zu müssen. Aber ich stelle auch fest, dass mich nach wie vor Antworten verblüffen können: So erzählte eine Schülerin, dass sie am Sonntag mit ihrer Familie in einem Einkaufszentrum war, als nebenan ein Geschäft von fünf maskierten Männern überfallen wurde. Das Geschäft, in dem sie waren, machte sofort alle Schotten dicht und so harrten sie dort die Schießerei aus. So erschloss sich dem Kurs auch ein neues Wortfeld: Überfall, Raub, Schusswunde, Erpressung, Lösegeld. Zum letzem Wort meinte eine Schülerin, na ja, das brauche man im Deutschen ja wohl nicht so oft wie in Mexiko und eine andere erzählte von einer neuen Form der Kriminalität: Hundeentführung. Davon hatte ich bis dahin auch noch nichts gehört. Einer Freundin sei das in der letzten Woche passiert: Sie sei mittags mit ihrem Hund im Park spazieren gegangen, da hielt ihr auf einmal jemand eine Pistole unter die Nase. Doch er hatte es nicht nur auf ihr Geld, sondern auch auf ihren Fiffi abgesehen. Am Wochenende kam die Lösegeldforderung: 20 000 Pesos, das sind rund 1100 Euro. Mir fiel dazu auch nichts mehr ein, zumal dieser Park direkt bei uns um die Ecke liegt und ich dort fast jeden Tag vorbeigehe. Zum Glück habe ich ja keinen Hund, aber ich denke, die Ideen der Kriminellen kennen da auch keine Grenzen. Vielleicht steht demnächst blondes Haar auf der Liste.
Apropos Kriminalität: Am Samstag haben sie Joaquin „El Chapo“ Guzmán im nordmexikanischen Bundesstaat Sinaloa geschnappt.
In einem geschlossenen Wohnkomplex in Mazatlán, schön gelegen an der Pazifikküste (Mazatlán ist übrigens eine Partnerstadt von Hamm in Westfalen. Aber das nur als Halbwissen am Rande.). Er war zur Symbolfigur des Narcos schlechthin geworden. Fast wöchentlich gab es vermeintliche Meldungen zu seiner Festnahme. Mal wurde er in Guatemala, mal in den USA gesehen. Jenseits dieser Gerüchte war es jedoch eine Tatsache, dass „El Chapo“ im Januar 2001 aus einem Hochsicherheitsgefängnis fliehen und seine Geschäfte als Chef des Sinaloa-Kartells weiterbetreiben konnte. Einem Monat vor seiner spektakulären Flucht (er soll in einem Wäschetransporter versteckt einfach aus dem Gefängnis gefahren sein) hatte Vicente Fox von der konservativen PAN-Partei die Präsidentschaft übernommen. 2006 wurde sein Parteikollege Felipe Calderón Präsident. Und mehr als zwölf Jahre soll es niemanden geglückt sein, einen der angeblich gefährlichsten Verbrecher der Welt zu schnappen. Tja, und nun nachdem Enrique Peña Nieto von der PRI-Partei an der Macht ist, wird er zufälligerweise geschnappt. Die Gerüchte wollen nicht verebben, dass der Chef des Sinaloa-Kartells der PAN-Partei 20 000 US-Dollar für seine Flucht bezahlt haben soll.
Seinen possierlichen Namen „El Chapo“, der Kurze, hat Guzmán aufgrund seiner Körpergröße erhalten. Wobei die bei der Fahndung zwischen 1,55 und 1,68 angegeben wurde. Ich habe mich mal gefragt, wenn man selbst das noch nicht einmal weiß, wie soll man ihn denn dann fangen? Mal sollte er 59, dann wieder nur 57 Jahre alt sein. Auch seine Einkommensverhältnisse sind nicht genau geklärt: Aber immerhin hat es Guzmán in den letzten Jahren immer wieder auf die Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt geschafft (seine Spitzenposition war im Jahre 2009 der 41. Rang). Einen weiteren Erfolg konnte er auch im nördlichen Nachbarland verbuchen: Die USA kürten ihn zum Public Enemy No.1. Kein Krimineller seit Al Capone sei so gefährlich wie „El Chapo“ hieß es. Die US-amerikanische Anti-Drogeneinheit (DEA) hat bei der Festnahme richtig mitgemischt. Nun wird ernsthaft überlegt, ob man Guzmán nicht in ein US-amerikanisches Gefängnis stecken soll. Rechtlich soll das möglich sein. Er bzw. sein Kartell sollen auch in San Diego, Chicago, New York sowie in Texas Verbrechen verübt haben. Bei einem ersten Verhör soll er zugegeben haben, den Mord an 2000 oder vielleicht 3000 Menschen in Auftrag gegeben zu haben. Die Dimensionen sind wahrscheinlich so ungeheuerlich, so dass sie mit dem bloßen Verstand nicht zu fassen sind. Jedenfalls nicht mit meinem. Was mir aber mein Verstand leider auch sagt, ist, dass die Festnahme wahrscheinlich eine Hydra ist. Ein Kopf ist abgeschlagen, viele andere wachsen nach. So sollen seine Nachfolger Juan José „El Azul“ Esparragoza und Ismael „El Mayo“ Zambda bereits in den Startlöchern stehen. „El Mayo“ ist seit knappen 50 Jahren im Geschäft und saß im Gegensatz zu seinem Kompagnon Chapo noch nie im Knast. Dort sitzt aber bereits der Rest seiner Familie. Es ist womöglich auch nur eine Frage der Zeit ist, wann Guzmáns Leben verfilmt wird.
Ich war übrigens am Wochenende im Kino und habe „12 Years A Slave“ (ich glaube, in Deutschland läuft er auch unter seinem Originaltitel) gesehen. Die Geschichte ist ein Alptraum, aber mal angenehm langsam erzählt. Wer nun glaubt, das sei ja zum Glück eine Geschichte aus dem vorvergangenen Jahrhundert, dem sei noch folgende Meldung aus der letzten Woche mitgegeben. Wobei ich aber natürlich erwähnen muss, dass das auch in Mexiko absolut illegal ist. In Yautepec im Bundesstaat Morelos haben Angehörige des Sicherheitsministeriums elf Jugendliche im Alter zwischen 13 und 17 Jahren befreit, die im Dezember im Bundesstaat Puebla entführt worden waren. Sie haben in Yautepec, das keine 100 Kilometer von der Hauptstadt entfernt liegt, unter sklavenähnlichen Bedingungen auf Zuckerrohrfeldern arbeiten müssen. Drei Verantwortliche sind festgenommen worden.
Hier ist Karneval übrigens nur im Bundesstaat Veracruz angesagt. Deshalb werden die kommenden Tage hier auch narrenfrei ablaufen. Ich wünsche vor allen denjenigen im Rheinland (sofern sie denn wollen) eine jecke Zeit und ich hoffe, ich höre bald mal wieder etwas von euch!
Andere Länder, andere Sitten. Der Día de los Muertos (Tag der Toten) ist einer der wichtigsten mexikanischen Feiertage.
An diesem Tag wird in Mexiko traditionell der Verstorbenen gedacht wird. Die Vorbereitungszeit für die Feierlichkeiten beginnt Mitte Oktober, gefeiert wird in den Tagen vom 31. Oktober bis Allerseelen (2. November). (leicht verändert aus Wikipedia)
Bevor ihr nun alle zu Wikipedia verschwindet, möchte ich noch sagen, dass wir vor drei Jahren einen wunderbaren Artikel unserer „Wahl-Mexikanerin“ Marion Koerdt veröffentlicht hatten. Im letzten Absatz geht es dort um den „Tag der Toten. Für die Männer Bierdosen und Tequilaflaschen„.
Den sollt ihr lesen (Klick!). Schafft ihr – morgen ist Feiertag: Allerheiligen.
Dieser Artikel ist der 30. Teil einer persönlichen Serie über das Leben in Mexico und Mexico-City. Wir erfahren Hintergründe des Lehrerstreiks in Mexiko und wundern uns, dass in Mexiko Lehrerstellen immer noch vererbt werden können.
¡Hola a todos!
Eigentlich sollten sie nicht mehr hier sein, eigentlich sollten sie schon vor über einer Woche in ihre Dörfer, ihre Städte zurückgekehrt sein und eigentlich dort das tun, wofür ihre Berufsbezeichnung steht: lehren.
Aber die Lehrer und Lehrerinnen der Lehrergewerkschaft CNTE (steht für Nationalkommission der Bildungsarbeiter) -besonders aus den Bundesstaaten Oaxaca, Michoacán und Guerrero- harren in der Hauptstadt aus. Einige von ihnen bereits seit dem 21. August. Damals fingen die Demonstrationen gegen die vorgeschlagene Bildungsreform der Regierung an. Zwischenzeitlich campierten über Zehntausend auf dem Hauptplatz der Innenstadt, dem Zócalo, und legten fast täglich mit ihren Protestmärschen den Verkehr lahm.
Die Sympathien innerhalb der Bevölkerung nahmen rasch ab. Stau gab es natürlich auch schon vorher, aber nicht derart, dass die Einkommensverluste mancher Geschäfte im historischen Zentrum so hoch waren, dass sie geschlossen werden mussten.
Am 16. September war Nationalfeiertag und da werden traditionell Paraden am Zócalo abgehalten. Man war gespannt, wie die Bundes- als auch die Stadtregierung reagieren würde. Und ob sie überhaupt reagieren würde. Sie reagierte und vertrieb die campierenden Lehrkräfte mit Wasserwerfer und Tränengas und riegelten den Hauptplatz weiträumig ab. Auch einen Monat später ist es so ruhig auf dem Hauptplatz des Landes und die Polizeipräsenz so hoch wie noch nie.
Und die Lehrer? Zogen rund dreihundert Meter weiter auf den Platz vor dem Revolutionsdenkmal. Vor einer Woche sollte offiziell der Unterricht wieder beginnen. Viele sind tatsächlich gegangen, viele sind aber auch geblieben. Und blockieren weiter das Leben in der Stadt. In den letzten Wochen wurden wechselweise die Zufahrt zum Flughafen, der Weg zum Präsidentenpalast, die Abgeordnetenkammer, der Senat sowie Botschaften und Fernsehsender belagert.
Doch warum geht es ihnen eigentlich? Als ich vor einiger Zeit nach Hause ging, geriet ich in eine Demo. An diesem Tag sollte die spanische Botschaft belagert werden. Die Straßen waren durch Polizeikräfte gesperrt, doch ich durfte passieren, da ich darlegen konnte, dass ich tatsächlich hier wohne. So konnte ich endlich mal direkte Informationen erhalten.
Ich gab mich als ahnungslose Ausländerin aus, die das alles nicht verstehen würde. Wir sind gegen die Bildungsreform, sagte mir ein Grundschullehrer von der Küste Oaxacas. Jaja, aber wogegen konkret? Einer sprang ihm bei: Wir sind auch gegen die Steuerreform. Und ein Dritter: Und auch gegen die Privatisierung des Mineralöls. Schön und gut. Aber was hat das mit der Bildung zu tun? Sie seien doch alle Lehrer und nun seit über einen Monat hätten ihre Schüler keinen Unterricht mehr. Was ist mit den Kindern? Na und, zuckte da der eine mit den Schultern, die sind bei ihren Eltern, denen geht es gut. Außerdem sei das Wetter in Oaxaca zurzeit noch schlechter als hier. Da konnte ich ihm nicht widersprechen: Die Hurrikans im September haben tatsächlich schwere Schäden an der Pazifik- als auch an der Golfküste angerichtet.
In Mexiko können Lehrerstellen immer noch vererbt werden. Das geschieht auch eher auf dem Lande als in der Hauptstadt. Die Reform will dieses Privileg streichen und darüber hinaus den Bildungsstand der Lehrer erfassen. Das wiederum mit einem einheitlichen Test. Doch die Niveaus sind hier dermaßen weit auseinander, so dass die Ungerechtigkeit einem sofort ins Auge springt. Kein Vergleich zwischen Bremen und Baden-Württemberg. Es gibt Gegenden in Mexiko, in denen findet seit fünf, sechs Jahren kein Unterricht mehr statt.
Bestimmt sind auch einige andere Reformvorschläge ungerecht. Aber ist es nicht auch ungerecht, Kinder und Eltern einfach so in Stich zu lassen? Mancherorts haben Eltern sich schon dazu geäußert, dass man diese Lehrkräfte nicht mehr haben möchte. Aber es gibt auch keine anderen.
Doch das sich etwas ändern muss, ist offensichtlich. Im OECD-Vergleich liegt Mexiko mit der Türkei auf den letzten zwei Rängen. Ich hatte nicht viele Gelegenheiten mit den protestierenden Lehrern zu sprechen, aber leider haben sie nur meine Vorurteile bestätigt.
Einfach mal dagegen sein ist ja auch eine Haltung. Als ich am letzten Freitag am Revolutionsdenkmal war, wurde ich schon vor dem Platz abgefangen, als ich meine Kamera hervorholte. Ob ich von der Presse sei? Nein, nein, ich sei Touristin, log ich. Man blieb skeptisch, ich dürfe zwar durch das Lager gehen, aber wenn ich Fotos machen würde, gebe es Ärger.
Was ich da noch nicht wusste: Am Vortag waren beim Protestmarsch durch den berüchtigten Stadtteil Tepito drei von ihnen krankenhausreif geschlagen worden. Sie sollten verschwinden, hätten die Leute dort geschrien. Eine Frau brüllte: Wegen euch Ärschen musste meine Cousine ihren Laden schließen. Ich habe mich wirklich über die Ruhe der Einwohner in den letzten zwei Monaten gewundert. Doch diese Stimmung scheint nun zu kippen. Ach ja, das Gehalt des Lehrergewerkschaftsführers von der tonangebenden Sektion 22 aus Oaxaca hat sich im letzten Jahr verdoppelt.
Dieser Artikel ist der 29. Teil einer persönlichen Serie über das Leben in Mexico und Mexico-City. Heute berichtet unsere Autorin über eine Reise nach Chiapas, wo sie unter anderem die Spuren der Zappatisten und ihres „Subcommandante Marcos“ sucht. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.
Hola a todos!
Als am 01. Januar 2004 etwa 800 bewaffnete und maskierte Männer die Rathäuser von San Cristobal de las Casas und Oconsingo und sieben weiteren Orten im Bundesstaat Chiapas besetzten, wurde die Weltöffentlichkeit auf diesen Teil Mexikos aufmerksam. Die Zapatisten überfielen die Orte, um auf die brennenden Probleme und die Diskriminierung der indigenen Bevölkerung aufmerksam zu machen. Besonders umkämpft war Oconsingo. Bei der Rückeroberung durch die Regierungstruppen gab es viele Tote und dies radikalisierte Teile der Rebellen, die sich im Zapatistischen Nationalen Befreiungsheer (EZLN) organisiert hatten.
Reist man fast 20 Jahre später durch Chiapas, muss das Touristenauge lange suchen, bis es Spuren des Aufstandes wahrnimmt. Dachte ich vorher noch, dass an mindestens jeder zweiten Hauswand Parolen zu entdecken seien, wurde ich vor Ort eines Besseren belehrt. Fast nichts weist auf die Unruhen und Aufstände hin. Lediglich vor der archäologischen Zone Toniná in der Nähe Oconsingos hängt ein Plakat mit der aufständischen Dreifaltigkeit: Neben Emiliano Zapata und Che Guevara guckt Subcomandante Marcos entschlossen durch die Sehschlitze seiner schwarzen Kapuze, die sein Gesicht bis auf Augen und Mund verdeckt. Sein Haupt bedeckt eine Kappe. Bis heute ist nicht eindeutig geklärt, wer sich hinter Subcomandante Marcos, der in geschliffenen Reden nicht nur Teile der indigenen Chiapas-Bevölkerung, sondern auch die Intellektuellen in der Hauptstadt in seinen Bann zog, verbirgt. „Marion bei den Mexis, Teil 29: Chiapas – auf den Spuren der Zappatisten und ihres „Subcommandante Marcos“ …“ weiterlesen
Mexiko-Stadt – PEMEX-Direktor Emilio Lozoya Austin gab am Freitagmorgen bekannt, dass die Zahl der Toten bei der gestrigen Explosion auf dem PEMEX-Gelände auf 32 gestiegen sei. 20 Frauen und 12 Männer seien bei dem Unglück ums Leben gekommen. 20 von ihnen sind bislang identifiziert worden. Unter ihnen auch ein 13jähriges Mädchen. Von den 121 Verletzten würden noch 52 in Krankenhäusern behandelt. Die Suche nach der Explosionsursache hält an.
(Unsere Autorin Marion Koerdt berichtet aus Mexico-City.)
Tag Zwei nach der Katastrophe. Auch heute kreisen Hubschrauber über der mexikanischen Hauptstadt und Menschen suchen verzweifelt in Krankenhäusern nach ihren Angehörigen. Straßen sind weiterhin gesperrt. Im Internet wurden Suchlisten veröffentlicht.
Am Donnerstagnachmittag war es gegen 15.40 Uhr im Keller des Gebäudes B2 auf dem Gelände der PEMEX-Zentrale im Zentrum der Metropole zu einer Explosion gekommen. Die Detonation ereignete sich nicht im 214 Meter hohen Hauptturm, sondern in einem Nebenturm. Von den 13 Stockwerken wurden vier schwerbeschädigt. Das Gelände wurde umgehend evakuiert und die umliegenden Straßen gesperrt.
Zeugen berichten von zwei Detonationen. Es hätte Erschütterungen gegeben, das Licht sei ausgegangen, Glasscheiben seien zersplittert, überall sei weißer Rauch gewesen. In diesem Gebäude sollen 225 Mitarbeiter beschäftigt sein, von denen aber viele bereits vor dem Unglück nach Hause gegangen seien.
Von offizieller PEMEX-Stelle hieß es zunächst, eine Überhitzung der Kühlanlage könne die mögliche Ursache gewesen sein. Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Erdöl-Techniker, Moisés Flores, sprach von einer mangelhaften Wartung der Heiz- und Kühlanlage. Einer der ersten Feuerwehrmänner, die vor Ort waren, berichtete dem Nachrichtensender CNN, er hätte Gasgeruch wahrgenommen, als er das Gebäude betrat.
PEMEX-Direktor Lozoya Austin erklärte jedoch am Freitagmorgen, die Gutachten seien sehr komplex. Ein Verhängnis wie das gestrige ließe sich nicht in ein paar Stunden klären, so Lozoy Austin.
Isaac Oxenhaut G., Katastrophenkoordinator des nationalen Roten Kreuzes, erklärte die Rettungsarbeiten und die Suche nach möglichen weiteren Verschütteten würden auch heute fortgesetzt. Es bestünde jedoch keine Einsturzgefahr des Turmes. Ob es noch weitere Tote und Verletzte in den Trümmern gebe, könne er nicht sagen.
Präsident Enrique Pena Nieto sowie Regierungschef des Bundesdistrikts Mexiko-Stadt, Miguel Àngel Mancera, waren gestern sofort zur Unglücksstelle gekommen. Pena Nieto versprach eine gründliche Untersuchung und warnte vor verfrühten Spekulationen. Erst am Mittwoch hatte er eine mögliche Privatisierung des staatlichen Mineralölkonzerns im Rahmen einer möglichen Energiepolitikreform dementiert. Am Freitagmorgen besuchte der Präsident die Verletzten im Krankenhaus Picacho.
Das Unternehmen PEMEX gehört mit einem Umsatz von 32 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr zu den größten Erdölkonzernen der Welt. Der 1984 errichtete PEMEX Tower ist das zweithöchste Gebäude der mexikanischen Hauptstadt und gilt als erdbebensicher. Er selbst soll bei dem gestrigen Unglück nicht beschädigt worden sein.
Das beschleunigte Universum des Brian Schmidt: Thematisch holte Schmidt zum Rundumschlag aus und gab einen Abriss der gesamten Kosmologie … wissenslogs
“Im Arsch†– kein Bericht zu Jan Delay: Akkreditierungsbedingungen schränken Pressefreiheit ein … ladenburgblog
Ausgewählte Links: “Photographers protest Stone Roses concert rulesâ€: According to British Journal of Photography, the indie group “Stone Roses†sent out contracts in order to restrict photographers’ rights and what they can do with their photographs … heikerost
Mexiko – auch für Journalisten lebensgefährlich: Armando Montano, AP summer intern, dies in Mexico City at age 22 … washingtonpost
Beschneidung I: Das Urteil des Kölner Landgerichts, das die Beschneidung von Jungen als „Körperverletzung“ eingestuft hat, sorgt für erheblichen Wirbel … jurga
Beschneidung II: »Absurd und hysterisch« André Herzberg über das Beschneidungsverbot, deutsche Unarten und die Frage, wie er als Vater mit dem Urteil umgehen wird … juedischezeitung
Freiheit und Terror: Nach Irak, Afghanistan, Libyen nun Syrien … nachdenkseiten
NRW-CDU demoliert ihren neuen Chef: Nach der Wahlniederlage droht die NRW-CDU nun die Gefahr, in Gruppen zu zerfallen. Konservative halten Laschet für zu grün, Röttgen-Fans für einseitig und nicht modern genug … postvonhorn
Bauen Bottroper Kumpel ab 2013 auch in Dinslaken Kohle ab? Prosper-Haniel plant unter dem Stadtgebiet Dinslaken ab April 2013 weiter Steinkohle abzubauen … bottblog
Hagen: Bundestagsabgeordneter René Röspel (SPD) stimmt gegen Fiskalpakt … doppelwacholder
Briloner Unternehmer vor Gericht: „Staatsanwaltschaft wirft dem 62-Jährigen verschiedene Betrugs- und Insolvenzvergehen im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch seines Firmenimperiums vor“ … derwesten
Lokalgeschichte: Das Stattblatt Arnsberg, Neheim-Hüsten und Sundern über die Gemengelage Juli / August 1982 . . . neheimsnetz
Münsterland und Kreis Recklinghausen: Neonazis vernetzen sich virtuell … nrwrechtsaussen
Eine viertel Milliarde für die A46? Am Freitag (29. Juni) stand im Kreistag auch die Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans auf der Tagesordnung … sbl
Ende und Aus – EM2012: „Das Finalspiel Italien gegen Spanien hat mir dann klar gemacht, dass es mit einem Titel so oder so nichts geworden wäre. Denn die Spanier waren um Längen besser, als die deutsche Mannschaft im ganzen Turnier“ … schwenke
Nachhaltig? Öde! „Auf unserer WG-Toilette mache ich eine Entdeckung: Zwischen Jubiläums-Bildzeitung und Taz-Ausgaben vom Vorjahr liegt die Alnatura-Sonderbeilage „Nachhaltig leben““… ruhrbarone
Meilensteine der Popmusik: Aretha Franklin … revierpassagen
Dieser Artikel ist der 18. Teil einer persönlichen Serie über das Leben in Mexico und Mexico-City. Heute lesen wir kleine und lapidare Geschichten vom Leben und Sterben. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.
Hola a todos!
„Ja, und dann bin ich ihr hinten reingefahren.“ Mit diesem lapidaren Satz beendete Agustin in der vergangenen Woche das Gespräch über sein letztes Treffen mit seiner Ehefrau.
Ehestreit: Verfolgungsjagd mit Totalschaden
Dabei hatte ich gedacht, dass sich bei ihm die Wogen geglättet hätten. Denn zwei Wochen zuvor erzählte er, er hätte eine Frau kennengelernt und mit ihr die ganze Nacht durchgetanzt. Doch dann wollte sie sich Geld von ihm leihen und er stellte sie auf die Probe: er sei arbeitslos und hätte kein Geld. Daraufhin verlor sie auch jegliches Interesse an ihm. So seien die Frauen hier eben, so Agustin. Dann das Treffen mit seiner noch mit ihm verheirateten Frau in einem Restaurant.
Der Streit eskalierte, sie schlug ihm ins Gesicht und lief zum Auto. Er hinterher. Dann gab es eine Verfolgungsjagd quer durch den Stadtteil Nezahualcóyotl und schließlich fuhr er ihr hinten in den Wagen. Auf die Rückfrage, wie schnell er denn gewesen sei, antwortete er: so ca. 80 km/h. Dass das hätte auch tödlich enden können, hätte er in Kauf genommen. So hatten beide mehr als Glück: so blieben nur Nackenschmerzen und zwei völlig verschrottete Autos zurück. Bei ihm sei eben eine Sicherung durchgebrannt, stellte er dazu fest.
Vermisst: Hintergründe, die zu einer schrecklichen Tat geführt haben
Der Eindruck, dass hier den Leuten öfter einmal die Sicherung durchbrennt, hat sich bei mir im letzten Monat immer mehr verfestigt. Die Nachrichtenlage gab einiges dazu her: da wurde vor einem Monat in Monterrey (ca. 900 Kilometer nördlich von Mexiko-Stadt) ein Casino angezündet. Bei dem Brand starben 52 Menschen (überwiegend ältere Frauen, die gerne ihre Nachmittage bei einem Zockerspielchen verbracht haben). Darüber wurde ja auch in Deutschland berichtet. Was ich jedoch vermisst habe, waren die Hintergründe, die zu dieser schrecklichen Tat geführt haben: es ist mal wieder die widerliche Verfilzung von Politik und Drogenmafia.
Das Kasino wurde im September 2007 eröffnet – ohne staatliche Konzession. Die Betreiber des Kasinos waren die Cousins des damals amtierenden Bürgermeisters. Der jetzige Bürgermeister behauptet nun, dass am 4. Mai dieses Jahres dieses Kasino noch einmal Thema im Stadtrat war. Passiert ist aber seitdem nichts. Dabei hat dieser Bürgermeister selbst seit seinem Amtsantritt neun Kasinos in der Stadt eröffnet – alle operieren illegal.
Kasinos sind für die Geldwäsche in Drogengeschäften bekannt. Anschläge auf Kasinos gab es immer wieder in den letzten Jahren. Monterrey gilt als das „Las Vegas Mexikos“, da es dort mehr als 50 Glückspielorte gibt. Die meisten ohne staatliche Genehmigung. Oder die Geschäftsführer zahlen dem Bundesstaat Geld für eine Erlaubnis und die lassen sie dann in Ruhe.
Nun überlegen deutsche Unternehmen aus der Gegend abzuziehen. Vor eineinhalb Wochen sprach ich mit einer Frau aus Deutschland, die mit ihrem mexikanischen Mann fast fünf Jahre in Monterrey gelebt hat. Vor einem Jahr seien sie nach Mexiko-Stadt umgezogen. Ich bemerkte, dass sie dann ja wohl noch vor der Verschärfung der Konflikte dort weggekommen seien. Dies verneinte sie: durch die ständigen Schießereien in der Stadt sei sie so gestresst gewesen, dass sie eine Gesichtslähmung bekommen hätte, die erst jetzt nach einem Jahr wieder langsam zurückgegangen sei.
Mord an Journalistinnen: Motivsuche
Am 2. September titelten hier die Zeitungen, dass zwei Journalistinnen in Mexiko-Stadt ermordet worden seien. So wurden gefesselt und erschossen in dem Stadtteil Iztapalapa gefunden. Was verwundert, ist, dass die ein People-Magazin herausgab und die andere frei für diese Zeitschrift über Lifestyle-Themen schrieb. Es war niemanden bekannt, ob sie nicht auch über Narcotrafico recherchierten. Das war jedenfalls die erste Vermutung.
Doch bereits am nächsten Tag wurde klar, dass das Motiv überhaupt nichts mit ihrer journalistischen Tätigkeit zu tun hatte: die freie Autorin war Mitinhaberin einer Geldwechselstelle am Flughafen und war in den Tagen zuvor dort ausgestiegen und hatte sich auszahlen lassen. Das hieß, dass jemand wusste, dass sie nun über einen höheren Geldbetrag verfügte und das war dann wohl auch ihr Todesurteil. Leider stand die Herausgeberin mit ihr nach einer Redaktionskonferenz auf der Straße, als sie entführt werden sollte.
Gefahrenpunkt Geldwechselstellen
Es kommt auch immer wieder zu Überfallen, nachdem gerade gelandete Touristen mal eben an diesen Wechselstellen im Flughafenbereich ein paar Pesos erhalten wollen. Vor einiger Zeit wurde einem Franzosen direkt –nachdem er Geld getauscht und das Flughafengelände verlassen hatte- in den Kopf geschossen. Sollte besser in jedem Mexiko-Reiseführer stehen: besser nicht machen. Man weiß nie, wer einen beobachtet und wer welche Information weitergibt.
Drogenmafia: Kopf abgeschnitten und an den Füßen aufgeknüpft
Bereits vor diesen Vorfällen hatte ich ja das Glück mit meinem Taxifahrer gestritten zu haben, als wir an einer Brücke im Westen der Stadt vorbeigefahren sind, an der diesem Morgen zwei Männer aufgehängt aufgefunden waren. Ihnen war der Kopf abgeschnitten worden und man hatte sie an den Füßen aufgeknüpft. Wie einige Tage später berichtet wurde, hatte man ihnen unterstellt eine Woche vorher einen „Capo“ (Drogenboss) hier in der Stadt bei der Polizei verpfiffen zu haben, der daraufhin verhaftet worden ist.
Bodyguard dreht im Schulbus durch
Im Westen der Stadt leben ja nicht nur die Profiteure vom Narcotrafico, sondern auch die anderen Reichen dieser Stadt. Deren Kinder haben ein neues Statussymbol: so tauchen 18- oder 19jährige zur Zeit sehr gerne mit einem eigenen Bodyguard in ihren Clubs auf. Einer dieser Bodyguards fühlte sich nun von der Fahrweise eines Schulbusses so gestört, dass er ihn schließlich überholte, ausbremste und neunmal mit einer Pistole auf den Fahrer schoss. Auch hier war Glück im Spiel: der Bus war zum Glück zu diesem Zeitpunkt leer und der Fahrer hat diesen Anschlag auch überlebt.
Schüsse an der Ampel
Vor einer Woche fuhren Christopher und ich von einem Tagesausflug aus Cholula kommend vom Osten in die Stadt. Als wir vor einer Ampel abbremsen mussten, hörten wir Schüsse und ich sah noch im Augenwinkel, wie an der rechten Straßenseite ein Mann mit einem Gewehr mit Doppellauf stand, der sich zu einem anderen Mann, der hinter ihm stand, umdrehte. Ich konnte nicht sehen, ob jemand am Boden lag und überhaupt hatten wir das Gefühl, doch gerne schnell von dieser Stelle wegkommen zu wollen. Ohne zu wissen, was denn nun eigentlich passiert ist.
Ja, manchmal erträgt man eben die Nachrichtenlage nur in homöopathischen Dosen und das Leben im Weglaufen. Das ist natürlich kein Dauerzustand und es werden bestimmt auch wieder andere Meldungen kommen.
Muchos saludos desde México,
Marion
P.S.: Gestern teilte uns Agustin mit, er hätte nun doch wieder eine Nacht mit seiner Ehefrau verbracht. Und nun sei er vollends „confudido“.
Mexico City. Was kann ich zu Monterrey sagen? Dass ganz Mexiko geschockt ist, kann ich nicht erkennen, wenn ich durch die Straßen gehe. Ohne zynisch zu sein: dieser Anschlag hat ungeheuer brutale Ausmaße. Aber die Haltung der meisten Mexikaner ist doch eher die des Wegschauens.
Jeder weiß, wenn er ein Lokal eröffnet, dass die „Familien“ nicht lange auf sich warten lassen und dann kommt meist auch noch die örtliche Polizei vorbei, um noch ein bisserl Schutzgeld zu erpressen. Man kann jetzt lange darüber spekulieren, wo die Wurzel des Übels liegt: die schlechte Bezahlung der Polizei, die Korruption innerhalb des Politikbetriebes, die Drogenkonsumenten in der USA, die versorgt werden wollen, die mangelnde Ausbildung, die Werte, die innerhalb der Familien vermittelt werden etc.
Worauf es in all diesen Punkten hinausläuft, ist das Geld. Entweder ist zu wenig da (öffentliche Schulen, öffentlicher Dienst), auf der anderen Seite wollen viele einfach viel Geld (Politiker, Drogenhändler, Auftragsmörder) haben.
Du wirst hier nicht erleben, dass die Menschen hier gegen die Drogenkartelle auf die Straße gehen. Die Haltung ist die des Wegschauens und die Meinung, das sind nur die anderen.
Monterrey gilt hier als „no-go-area“. Eine Bekannte ist vor einem Monat nach Monterrey umgezogen, da ihr mexikanischer Mann dort eine Stelle erhalten hat. Beide haben sich schon vorher einen Verhaltenskatalog zusammen gestellt; sie sagte auch nur, dass sie oft wie möglich nach Mexiko-Stadt kommen werden, denn Lebensqualität sei mittlerweile dort, in Monterrey, nicht mehr vorhanden.
Update 27. 08.2011:
Mittlerweile habe ich auch die heutige Ausgabe von „La Jornada“ gelesen und muss leider –trotz der Tragik des Ereignisses- feststellen, dass dieser Überfall keine absolute Überraschung gewesen sein kann. Der Autor listet die Ereignisse dieses Jahres in diesem Kasino und seiner Umgebung auf: im Januar gab es im Kasino einen bewaffneten Überfall, bei dem ein Mensch starb. Im April einen weiteren ohne Verletzte, am 25. Mai gab es eine Raubserie in diesem Stadtgebiet, dabei wurde auch dieses Kasino ausgeraubt. Und schließlich wurden am 8. Juli in einer Bar in direkter Nachbarschaft des Kasinos 21 Menschen erschossen.
Das Kasino wurde im September 2007 eröffnet – ohne die notwendige Konzession (ich übersetze so einfach mal die so wörtlich „Erlaubnis der Regierung“). Die Betreiber des Kasinos waren die Cousins des damals amitierenden Bürgermeisters. Der jetzige Bürgermeister behauptete nun gestern, dass es am 04. Mai noch einmal Thema im Stadtrat war, dass dieses Kasino ohne „permiso“ operieren würde. Dabei hat er seit seinem Amtsantritt neun Kasinos in der Stadt eröffnet – alle operieren illegal.
Kasinos sind wohl für die Geldwäsche in Drogengeschäften bekannt. Anschläge auf Kasinos gab es immer wieder in den letzten Jahren. Monterrey gilt als das „Las Vegas Mexikos“, da es dort mehr als 50 Glückspielorte gibt. Die meisten ohne staatliche Genehmigung. Oder die Geschäftsführer zahlen dem Bundesstaat Geld für eine Erlaubnis und die lassen sie dann in Ruhe. Es gibt aber wohl auch auf Regierungsebene sowohl in den Gemeinden hingegen Unterstützung im Kampf diese Geschäfte zu schließen.
Auch im Radio war nicht mehr zu hören; obwohl MVS (der einzig vernünftige Informationssender) heute sehr viel darüber berichtet hat.
Sofern Sie Ihre Datenschutzeinstellungen ändern möchten z.B. Erteilung von Einwilligungen, Widerruf bereits erteilter Einwilligungen klicken Sie auf nachfolgenden Button.
Einstellungen