Dirk Wiese wird Nachfolger von Willi Brase. (foto: spd)
Der Bundestagsabgeordnete Dirk Wiese wird neuer Sprecher der Südwestfalen-SPD. Zunächst tritt er kommissarisch die Nachfolge von Willi Brase an, der bei der vergangenen Wahl nicht mehr für den Bundestag kandidiert hat.
(Dies ist eine Pressemitteilung der SPD)
Im kommenden Jahr soll Wiese dann offiziell zum neuen Sprecher bestimmt werden. „Ich freue mich darauf auf die Aufgabe“, erklärt Wiese nach seiner Wahl. Die fünf Unterbezirke der Südwestfalen- Arbeitsgemeinschaft wollen mit Wiese als neuem Sprecher die Interessen des heimischen Raumes auf Landesebene in Düsseldorf und auf Bundesebene in Berlin stärker vertreten.
„Wir wollen stärker als Südwestfalen wahrgenommen werden“, sagt der Sauerländer SPD-Bundestagsabgeordnete Dirk Wiese. „Südwestfalen ist eine der stärksten Industrieregionen und somit Produktionsstätten Deutschlands. Es stellt als Industrie- und Technologiestandort ein Positiv-Beispiel einer prosperierenden Region im metropolenfernen, ländlichen Raum NRWs dar.
Die SPD Südwestfalen steht dabei eng an der Seite der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, welche die Industrieregion mit ihrer Hände Arbeit so erfolgreich gemacht haben.“
In der Südwestfalen SPD arbeiten die Europa-, Landtags- und Bundestagsabgeordneten, der Regionalrat bei der Bezirksregierung Arnsberg sowie mit weiteren Vertretern der SPD aus der Region zusammen.
In meinem Briefkasten lag heute Morgen die gemeinsame Presseerklärung von Linken, SBL/FW und Piraten zur geplanten Änderung der Geschäftsordnung des Kreistages Hochsauerland in Meschede.
Die drei Parteien und Wählergruppen befürchten, dass durch die Formalisierung der Einwohnerfragestunde zu Beginn einer Kreistagssitzung Bürgerinnen und Bürger eingeschüchtert und von Anfragen abgeschreckt werden könnten.
Die Pressemitteilung:
Nachdem jahrelang die Einwohnerfragestunden vor den Kreistagssitzungen problemlos abgelaufen sind, kam Landrat Dr. Schneider anlässlich der KT-Sitzung im Frühjahr plötzlich auf die kuriose Idee, die fragenden Bürger durch eine von ihm erdachte stringente Regelung des Frageprozederes zu schikanieren und einzuschüchtern.
Eventuell lag das ja grad an den ihm unangenehmen Themen der Fragen.
Nach Anprangerung der Sache durch die wirkliche Opposition, also die Unterzeichner, soll nun jedenfalls eine erweiterte Geschäftsordnung für Klarheit in dieser Sache sorgen.
Wenn ein Schelm aber denkt, dies geschähe zur Stärkung der Bürgerrechte, so hat er nicht die Art des Landrats und der ihn stützenden Mehrheitsfraktion bedacht!
Siehe die Vorlage 9/835[1] und den dort angehängten Antrag der Die Linke[2] (der abgelehnt werden soll!) für die KT-Sitzung am kommenden Freitag.
Fragende Einwohner sollen sich fortan immer mit Namen und Wohnort am Rednerpult präsentieren und sich zuvor, teils sehr umständlich, als HSK-ler ausweisen!
Einfach wie bisher von der Empore aus zu sprechen soll aus fadenscheinigen Gründen nicht mehr möglich sein. Na, das wird wohl Jeden erfreuen und zu Fragen animieren! Unglaublich, dass hier den Bürgern etwas zugemutet wird, was für die Mitglieder der Mehrheitsfraktion ein Unding war, als es darum ging, die Kreistagssitzungen öffentlich ins Internet zu übertragen.
Aber als jagdkundige HSK-ler wissen wir ja, dass die Schwarzkittel an sich scheu sind und nur die alten Keiler drauf gehen.
Die Linke Sauerländer Bürgerliste/Freie Wähler Piratenpartei
im Kreistag des Hochsauerlandkreises
Blick von der Lahnbrücke an der Jugendherberge (foto: zoom)
Das Wetter war heute einfach nur zu gut, und mich hat es auf’s Fahrrad getrieben. Kleine Fluchten. Ab nach Hessen. Auf nach Marburg.
Marburg – das ist die Stadt, wo an einem warmen sonnigen Oktobersonntag gefühlt 99,9% der Menschen auf der Straße nicht aus Marburg kommen, sondern aus einem Reiseführer und dem Studentenwerk.
Und hej, wir kommen ja auch nicht aus Hessen, sondern aus dem Hochsauerland. Zum Glück war der Fledermaustunnel in Bromskirchen noch nicht für die Wintersaison geschlossen.
Freie Fahrt! Der Fledermaustunnel auf dem Radweg unterhalb von Bromskirchen ist noch geöffnet. (foto: zoom)
In Marburg haben wir wie schon so oft im Café Vetter gesessen und uns ansonsten durch die Stadt treiben lassen. Hinauf auf’s Schloss und wieder hinunter.
Licht und Schatten auf dem Rückweg vom Schloss in die Innenstadt. (foto zoom)
Auf dem Weg zur Lahn mussten wir auch noch ein Rätsel zu lösen versuchen: „Was studierst du?“
Keine Ahnung, was man studiert, wenn man als „Reproduktion einer kranken Gesellschaft“ vor sich hin vegetiert. Jura? BWL? Oder Kunstgeschichte? Wer weiß das schon?
Was studierst du denn? (foto: zoom)
Auf dem Heimweg, diesmal mit dem Auto, haben uns die 18 Uhr-Nachrichten kurz vor Frankenberg erwischt.
Die Piratenpartei im Hochsauerlandkreis lädt ihre Mitglieder und alle interessierten Menschen zur Kreismitgliederversammlung (KMV) am Samstag, dem 21. Oktober ab 14:30 Uhr in den Albertweg 22 in 59759 Neheim.
(Dies ist eine Pressemitteilung der Piratenpartei HSK.)
Neben der Aufarbeitung der vergangenen Wahlen steht die Neuwahl des Piratenbüros, der Verwaltung des virtuellen Kreisverbands auf dem Plan. Auch nach dem Ausscheiden aus dem Landtag von Nordrhein-Westfalen geben sich die Piraten kämpferisch und denken nicht ans Aufhören.
„Wir konnten die Menschen in den vergangenen Wahlkämpfen nicht ausreichend von unserer Idee überzeugen. Daran müssen wir arbeiten“, so Florian Otto, stellvertretender Sprecher der Piraten HSK.
„Unsere Ziele sind noch lange nicht erreicht; viele unserer Ideen beschäftigen sich mit den Themen, die jetzt noch nicht akut sein werden, um die wir uns aber besser jetzt kümmern sollten, bevor es in vielleicht 10 Jahren zu spät ist“, so Otto weiter.
Bereits um 14:00 Uhr trifft sich die Ortsgruppe Arnsberg am selben Ort zur Ortsgruppensitzung. Auch hier steht die Neuwahl der Ortsgruppensprecher auf dem Plan.
Im Anschluss ist ein gemütliches Beisammensein geplant.
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Nähere Informationen zur Piratenpartei im Hochsauerland gibt es auf Piratenpartei-HSK.de
Vor einer Kreistagssitzung treffen sich die Mitglieder der Sauerländer Bürgerliste (SBL/FW) immer irgendwo im Hochsauerlandkreis zu einer öffentlichen Fraktionssitzung, diesmal am Montag dem 16. Oktober 2017 um 19.00 Uhr in Brilon, Derkere Straße 6 in der Pizzeria Nido.
Briloner und Marsberger Themen
Gibt es Neuigkeiten vom Ziegenhof bei Brilon? Die SBL/FW hatte Mitte August ja dazu eine neue Anfrage an den Landrat geschickt. Was kam dabei heraus? Was wurde in der letzten Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Landwirtschaft und Forsten dazu gesagt? Eine andere spannende Frage ist die nach dem Nitrat-Gehalt im Marsberger Trinkwasser. Zu dieser unerfreulichen Thematik hatte die SBL/FW auch mehrere Anfragen an den Landrat geschickt. Wie äußerte sich die Kreisverwaltung dazu? Was sagen andere Quellen?
Vorbereitung auf die Kreistagssitzung
Die Tagesordnung der Kreistagssitzung am Freitag dem 20.10.2017 wird bei der Fraktionssitzung ebenfalls eine große Rolle spielen. Über den Verlauf der jüngsten Ausschusssitzungen und über die dort getroffenen Empfehlungen und Beschlüsse berichten die Sachkundigen Bürgerinnen und Bürger der SBL/FW-Fraktion.
Wie soll die SBL/FW bei diesem oder jenem Thema im Kreistag abstimmen? Was sagen die Fraktionsmitglieder? Was meinen die Gäste?
Neue Regierungen in Düsseldorf und Berlin
Gibt es Konsequenzen für Kreis und Kommunen durch die frisch gewählten Regierungen und Parlamente in Düsseldorf und Berlin? Winderlass, Verkehrs- und Schulpolitik, mehr verkaufsoffene Sonntage, AfD – auch darüber möchten die SBL/FW-Mitglieder gerne diskutieren.
Die Kreistagsmitglieder Stefan Rabe und Reinhard Loos freuen sich auf einen spannenden Abend in Brilon. Interessierte Gäste sind gerne gesehen und herzlich willkommen!
Nach der Bundestagswahl wird aufgeräumt. Linke, Grüne, AfD und FDP können sich gestärkt fühlen. Die beiden Volksparteien, die vier Jahre lang das Land regierten, wurden stark gerupft. Die Union kann sich trösten: Sie wurde wieder stärkste Kraft und behält die Option, die Bundesregierung anzuführen. Verlierer der Wahl ist die SPD. Sie fühlt sich von den Wählern schlecht behandelt. Sie reagiert heftig.
Unfähig zu regieren
Sie macht einen Schnitt. Sie zieht sich auf sich selbst zurück. Sie flüchtet in die Opposition. Die Partei ist erfolglos. Sie räumt ein: Sie ist regierungsunwillig und deshalb regierungsunfähig. Sie möchte sich regenerieren. Dabei weiß sie gar nicht, wie sie sich erneuern will und wohin sie sich entwickeln soll.
Ihre Funktionäre können nun tun, was sie am liebsten machen – sich dem Innenleben der Partei widmen.
bei welcher Geldanlage auf der Welt gibt es eine Rendite von dreißig Prozent pro Jahr auf das eingesetzte Geld? Bei derart enormen Gewinnspannen denkt man an hoch-riskante Finanzspekulationen, an die Ausbeutung neu aufgefundener Erdölfelder oder an Waffengeschäfte. Aber auch ÖPP-Projekte gehören in diese unsympathische Reihe.
(Anmerkung: Dieser Infobrief von Gemeingut in BürgerInnenhand lag heute in meinem Briefkasten. Ich leite ihn hiermit weiter.)
Einem Bericht von „Spiegel-online“ zum A1-Debakel konnte man entnehmen, dass dreißig Prozent die durchschnittliche jährliche Gewinnerwartung in einem ÖPP-Projekt ist. Das erfolgreiche Bieter-Konsortium aus Bilfinger, John Laing und Johann Bunte spielte 2008 in seinem Angebot drei Szenarien durch: einen schlechten, einen guten und einen durchschnittlichen Verlauf des Projekts. Die Gewinne sollten aus der Maut kommen. Den Szenarien ist zu entnehmen, dass die Anleger beim durchschnittlichen Verlauf, dem sogenannten „base case“ (Basisfall), aus ihren eingesetzten 50 Millionen Euro über einen Zeitraum von 30 Jahren sage und schreibe 460 Millionen Euro machen wollten. Die acht beteiligten Banken sollten im gleichen Zeitraum ihren Einsatz von knapp 500 Millionen Euro auf immerhin rund eine Milliarde Euro verdoppeln dürfen.
Das alles war dem Verkehrsministerium bekannt. Die maßlosen Rendite-Erwartungen standen in den offiziellen Angebotsunterlagen und wurden vom Verkehrsministerium offenbar für berechtigt befunden: Es erteilte dem Konsortium auf dieser Basis den Auftrag.
Jedes der drei Szenarien prognostizierte ein wachsendes Verkehrsaufkommen. Tatsächlich aber blieb der LKW-Verkehr auf der Strecke seit 2008 noch unter der Prognose des niedrigsten Szenarios. Was in Zeiten des Klimawandels eigentlich eine positive Entwicklung ist, führt im Fall des ÖPP-Vertrags der A1 nun zu einer gerichtlichen Klage auf über 800 Millionen Euro an Nachforderungen. Was die Mautgebühren nicht eingebracht haben, soll jetzt aus Steuergeldern ausgeglichen werden.
Beim A1-Projekt wird nun vorgeführt, wer grundsätzlich die Risiken trägt – die öffentliche Hand. In ÖPP-Verträgen werden faktisch gigantische Renditen zu Null-Risiko zugesichert – quasi eine Sparbuchvariante mit 30 Prozent. Versuchen Sie das mal bei Ihrer Bank!
Wir sind der festen Überzeugung: Mit unseren Steuern und Gebühren dürfen derartige Wuchergeschäfte nicht bezahlt werden. Nicht auf der A1 und auch in keinem anderen ÖPP-Projekt. Deshalb ist unsere Forderung: Schluss mit ÖPP!
Die ÖPP-Lobby spürt mittlerweile auch, dass ihr die Felle davon schwimmen. In Schreiben an Abgeordnete und potentielle Koalitionäre wird versucht, die A1 als Einzelfall darzustellen, um die strukturellen Probleme von ÖPP aus der öffentlichen Diskussion herauszuhalten: die Komplexität des Modells, abhängige Gutachter, die Geheimhaltung der Verträge und die generelle Unmöglichkeit einer demokratischen Steuerung zugunsten von sozialen und ökologischen Zielen. Eine gute Nachricht erreicht uns in diesem Zusammenhang aus dem englischen Mutterland von ÖPP. Dort hat die Debatte um ÖPP eine neue Wendung genommen: Die britische Labour-Partei will keine ÖPP-Verträge mehr abschließen und die bestehenden Verträge zurück unter die öffentliche Verwaltung bringen.
Jana Mattert und Carl Waßmuth
für das Gemeingut-Team
PS: Mit ihrem privatisierungskritischen Programm erhielten die britischen Sozialdemokraten im Mai 40 Prozent der Stimmen – damit stellt Labour noch nicht die Regierung, dennoch haben sie mehr Zustimmung für ihr Programm als die stärkste Fraktion aus CDU/CSU unter Angela Merkel hierzulande.
Der „SPIEGEL“ berichtet am 23. September, dass der A1-ÖPP-Autobahnbetreiber mit Ackermann-Renditen rechnete. „Das geht aus seiner Klageschrift gegen den Bund hervor, die dem SPIEGEL vorliegt.“
Am 25. September ist in der englischsprachigen Presse überall vom britischen Labour-Beschluss gegen ÖPP zu lesen. Labour-Schattenkanzler John McDonnell will nicht nur mit künftigem ÖPP brechen. Auch die aktuellen Verträge sollen in die öffentliche Hand zurückgeholt werden (“Labour would bring PFI contracts ‚back in-house’”).
In vielen Presseartikeln war ab dem 20. September von einer drohenden Kostenexplosion beim Bau und Betrieb des Teilstücks der A94 von Pastetten über Dorfen bis Heldenstein zu lesen. Zuletzt war von 122 Millionen Euro Mehrkosten die Rede sowie von einer weiteren Klage. Wallstreet online berichtet am 20.09. dass die Grünen für ein Verbot privater Autobahnprojekte sind: „Es zeige sich, dass Öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP) demokratisch nicht zu kontrollieren seien, sagte Haushaltsexperte Sven-Christian Kindler der „Süddeutschen Zeitung“ […] Autobahnen gehörten zur öffentlichen Daseinsvorsorge und dürfen nicht in die Verfügungsgewalt renditegetriebener Firmen gelangen. Der Bundestag müsse ÖPP im Straßenbau nach der Wahl per Gesetz verbieten.“
Auf den grundsätzlichen Zusammenhang zwischen ÖPP und schwarzer Null weist Sebastian Puschner am 20. September im „Freitag“ hin: „Bröckelnde Brücken und schimmelnde Schultoiletten sind Folge einer Finanzpolitik, für die die Schwarze Null Selbstzweck ist und Investitionen zum Fremdwort geworden sind.“ Schreibt er im Beitrag „Unser Dorf soll schneller werden“. Gemeingut in BürgerInnenhand wird mit der Kritik an Öffentlich-öffentliche Partnerschaften (ÖÖP) zitiert. Bei dieser ÖPP-Abwandlung ändert sich kaum mehr als der Name: „Öffentlich-öffentliche Partnerschaften zementierten ebenso den Rückzug des Staates aus der Verantwortung und die Ökonomisierung der Erledigung seiner Aufgaben.“
3. Oktober 2017. Gerade im Deutschlandfunk dieses Lied von Bodo Wartke gehört. Passt.
„Ich hab‘ den Eindruck, dass das, was die ganze Welt
Bislang in ihrem Innersten zusammenhält
Wenn wir nicht aufpassen, auseinander fällt
Wie bei einem Erdbeben
Selbst das, was man bisher für gegeben hält
Weswegen sich mir immer mehr die Frage stellt:
In was für einem Land auf dieser Welt
Will ich eigentlich leben?
Verrückt – Martin Schulz. Diese beiden Plakate hingen vor der Wahl in Siedlinghausen an den Laternen. (foto: zoom)
Ein ermüdender und langweiliger Wahlkampf liegt hinter uns. Kaum Infostände. Stattdessen gähnende Leere. An Wahlflyern erhielten wir nur einen von der SPD. Offenbar haben die Parteien Angst davor sich dem Wähler zu stellen! Ein Wachrütteln könnte ihn ja aufschrecken und die gewaltigen Handlungsdefizite der Parteien schlagartig ins Bewusstsein rufen.
Die Einschätzung von Politikwissenschaftlern, daß der Wähler im Zweifelsfall lieber Angela Merkel und ihrer CDU seine Stimme gibt, weil die Regierungspartei in unsicheren Zeiten als „Stabilitätsfaktor“ zu betrachten ist, erwies sich als Irrtum. Obgleich die Wahlresultate der Altparteien nicht den geringsten Anlaß zur Zufriedenheit boten, war aus den ersten Stellungnahmen keine Spur von Einsicht, Demut oder Selbstkritik zu erkennen.
Der Wahlsonntag liegt gerade einmal 5 Tage hinter uns, schon dreht sich bei den Wahlverlierern SPD und CDU das Personalkarussel. Dabei hat besonders die SPD allen Grund, erstmal ihr desaströses Wahlergebnis aufzuarbeiten und sich die Frage zu stellen, wo Fehler gemacht worden sind. Und wer erwartet hatte, daß Martin Schulz persönlich die Verantwortung für das Debakel übernimmt, sah sich getäuscht. Nach so einem Wahlergebnis hätte zu damaliger Zeit jeder gescheiterte Kanzlerkandidat seinen Rücktritt erklärt.
Doch Schulz ignoriert nicht nur die Wahlniederlage seiner SPD. Er tritt die Flucht nach vorn an, träumt bereits jetzt von einer Kanzlerschaft in vier Jahren und sieht die SPD bis dahin bei 40 Prozent Stimmenanteil!
Ich frage mich: Wie soll der Vorsitzende einer SPD, der solche Utopien anstelle von begründeter Zuversicht verbreitet, die am Boden liegenden Partei in eine bessere Zukunft führen? Allgemein läßt sich sagen, daß es den Parteistrategen von heute an der Ernsthaftigkeit fehlt, die Probleme, mit denen sie konfrontiert werden, überhaupt richtig zu erfassen und daraus die notwendigen Schlussfolgerungen zu ziehen.
Zu damaliger Zeit ging es in Bundestagswahlkämpfen äußerst turbulent zu. Amtsinhaber und Herausforderer lieferten sich scharfe Wortgefechte (z. B. die Kanzler Schmidt und Kohl). Da schenkte man sich nichts.
Heute dagegen sind die Wahlkämpfe meist von gegenseitiger Rücksichtnahme bestimmt. Man könnte ja noch aufeinander angewiesen sein. Diesen Eindruck hatte man lange Zeit von den Grünen gewonnen, denn ihre Spitzenkandidaten Göring-Eckardt und Özdemir galten stets als Befürworter einer Zusammenarbeit mit der CDU. Weil daraus aber nichts wird und nun mit dem sogenannten „Jamaika“-Bündnis eine echte Machtoption im Raum steht, werden die „Ökos“ alles daransetzen, um diese für ihre Partei letzte Chance wahrzunehmen, in Berlin mitzuregieren.
Damit aber gehen die beiden Spitzenkandidaten und ihre Freunde ein sehr hohes Risiko ein. Denn die Werte, die die Grünen auf ihre Fahnen schreiben, müßten ihnen so viel bedeuten, ja so heilig sein, daß sie sie für unveräußerlich erklären. Von daher bleibt der einst prinzipientreuen „Ökopartei“ für Kompromisse so gut wie kein Spielraum.
Der Preis, den sie für das Zustandekommen einer schwarz-gelb-grünen Koalition zu zahlen hätten, um diese möglich zu machen, wäre unvertretbar hoch.
Das Problem ist, daß es Die Grünen hier mit zwei dem wirtschaftlichen Wachstum verschriebenen Parteien zu tun haben, die völlig konträre Ziele verfolgen.
Nach meiner Einschätzung wäre ein solches Dreierbündnis aus Union, FDP und „Ökopartei“, sofern es überhaupt zustande kommt, was ich stark bezweifele, nicht regierungsfähig. Leider ist aber nicht auszuschließen, daß sich die Grünen eher mit dem so genannten Machbaren zufrieden geben, als diese einmalige Gelegenheit zur Regierungsbeteiligung ungenutzt verstreichen zu lassen.
In dem Fall könnte sie allerdings dasselbe Schicksal ereilen, wie vor 4 Jahren die FDP, als diese aus dem Bundestag flog. Und auch die „Freien Demokraten“ stehen unter dem Druck sich so gut wie möglich zu verkaufen. Sie möchten ihr gutes Wahlergebnis nicht aufs Spiel setzen, nur damit A. Merkel Kanzlerin bleiben kann. Und ein stark geschwächter Horst Seehofer hat wiederum keine andere Wahl als auf seiner Forderung nach einer Obergrenze für Flüchtlinge zu beharren – und alles weitere, was mit dieser Problematik im Zusammenhang steht. Er wird nichts unversucht lassen, gerade in dem Punkt die Hürden bei möglichen Verhandlungen mit CDU, FDP und Grünen sehr hoch zu hängen, um seine Positionen durchzusetzen.
Es gab bei dieser Bundestagswahl also zwei große Verlierer, nämlich CDU/CSU und SPD. Die allgemeine Unzufriedenheit in der Bevölkerung – insbesondere mit der Flüchtlings-, Asyl- und Innenpolitik hat mehr als 12 % der Bürger zur AfD getrieben. Das ist insofern verständlich, weil es für viele Leute, die am Rand der Gesellschaft stehen, keine andere Möglichkeit gab, es den Politikern heimzuzahlen.
Im nächsten Deutschen Bundestag werden sich die Altparteien mit den Gründen, die für das Erstarken dieser Partei verantwortlich ist, auseinandersetzen müssen. Mit Verunglimpfungen und der „Hau-drauf“-Masche (S. Gabriel: „Das sind alles Nazis“) wird es jedenfalls nie gelingen, die AfD möglicherweise schon nach 4 Jahren wieder aus dem Parlament zu vertreiben. Nur mit einer konsequenten, an den Lebensinteressen der Bevölkerung orientierten Politik kann das Vertrauen der Wähler zurückgewonnen werden. Ich sehe momentan aber nicht, daß SPD, CDU/CSU oder FDP ernsthaft gewillt sind, dieses Ziel in Angriff zu nehmen.
Von allen Parteien im demokratischen Spektrum will bisher nur die Linke das Übel an der Wurzel packen und die gesellschaftlichen Mißstände ursächlich bekämpfen. Die Linkspartei hat sich im zurückliegenden Wahlkampf als einzige Partei glaubwürdig der Sorgen und Nöte der Menschen angenommen.
Jetzt ist die AfD an der Reihe. Sie muß beweisen und zeigen, was sie programmatisch noch mehr zu bieten hat, als Innere Sicherheit, die Flüchtlings-, Asyl- und Migrationsfrage, durch welche sie sich bis heute ununterbrochen Aufmerksamkeit verschaffte. Mit harten Wortgefechten in den Parlamentsdebatten ist also künftig zu rechnen.
Wie bereits im Wahlkampf des Jahres 2013 spielten auch diesmal ökologische Themen, wie Umwelt-, Natur-, Klima-, Tier- und Verbraucherschutz nirgends eine Rolle, was ich beschämend finde! Die Grünen hätten hier im Eigeninteresse den nötigen Druck erzeugen müssen, um die Medien zu zwingen diese Zukunftsthemen im Rahmen von TV-Duellen und öffentlichen Diskussionsrunden auf die Tagesordnung zu setzen, zumal die alle Talkrunden beherrschende Flüchtlingspolitik eng mit der ökologischen Überlebensfrage verflochten ist.
Stattdessen wurde Altbekanntes, nämlich Digitalisierung, Breitbandausbau, Bildung, Kitas, Infrastruktur, Pflege, Rente usw. bei jeder Gelegenheit aus der Schublade geholt, ohne daß sich auf diesen Feldern bis heute eine Verbesserung der Situation eingestellt hätte.
Nach drei vergeigten Landtagswahlen kam es für die Sozis, wie es kommen mußte: Martin Schulz ist kläglich gescheitert. Ein Kandidat ohne Programm, ohne überzeugende Strategie, ohne den nötigen Biß!
Ein schwerer Fehler war auch, daß er sich überall angebiedert hat, beim Volk, bei den Journalisten und nicht zuletzt bei der Kanzlerin in dem Fernsehduell. Es war mehr als töricht, Frau Merkel nicht bei ihren in 12 Jahren angehäuften politischen Defiziten glaubhaft zu stellen!
Wie kann man nur so instinktlos agieren; und das vor einem Millionenpublikum? Aber mehr noch als Schulz selbst hat die Partei als Ganzes diese katastrophale Niederlage zu verantworten. Der Kanzlerkandidat hatte während des letzten halben Jahres nicht die notwendige Rückendeckung seiner Genossen. Im NRW-Wahlkampf war Schulz sogar unerwünscht, um den Sieg von Hannelore Kraft nicht zu gefährden. Was ist das für eine Partei, die ihren eigenen, mit 100 Prozent gewählten Kandidaten vor den Wählern im SPD-Stammland versteckt?
Klüger wäre es gewesen, die Sozis hätten – was wohl sonst – ihren Kandidaten in den Mittelpunkt des Wahlkampfs gestellt und zugleich das Programm für den 24. September präsentiert. Allerdings konnte Martin Schulz mit diesem Bundestagswahlprogramm, das ja keinen grundlegenden Politikwechsel beinhaltet, niemanden hinter dem Ofen hervorlocken.
Der große Hoffnungsträger der Sozialdemokratie verkündete eigentlich nichts Neues; bei genauem Hinsehen nur marginale Änderungen an der bisherigen Arbeitsmarkt-, Gesundheits- und Rentenpolitik.
Hier zeigt sich wieder, wie sehr es der SPD geschadet hat, über Jahre hinweg einer Angela Merkel als Juniorpartner zu dienen. Die SPD steht mit leeren Händen da. Sie hat im Grunde nichts erreicht. Eines ihrer ehrgeizigsten Projekte, der Mindestlohn, wird von den Arbeitgebern vielfach unterlaufen. Arbeitnehmer, die den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn bekommen, werden von ihren Arbeitgebern dazu angehalten, unbezahlte Mehrarbeit zu leisten, womit der Mindestlohn faktisch ausgehöhlt wird!
Ebenso ist die Forderung nach einer Mietpreisbremse gescheitert. Hätten, ja hätten die Sozialdemokraten bereits im Jahre 2013 die Chance für ein rot-grün-rotes Bündnis genutzt, – es hätte zusammen knapp 48 Prozent erreicht -, könnte Frau Merkel längst auf den Oppositionsbänken Platz genommen haben; der Stillstand in der Politik wäre vorbei. So aber muß sich die SPD völlig neu aufstellen, personell und programmatisch. Ob jedoch Andrea Nahles als neue Fraktionschefin tatsächlich für einen Neuanfang steht, darf bezweifelt werden. Auf jeden Fall halte ich die Entscheidung der SPD, den Marsch in die Opposition anzutreten, für konsequent und richtig!
Das Positive daran ist, daß die Opposition wieder von einer großen Partei angeführt wird und damit die Gegensätze zwischen der Regierungspartei CDU/CSU einerseits und den Sozialdemokraten andererseits wieder aufeinanderprallen. Die Streitkultur, Wesensmerkmal einer Demokratie, würde erheblich an Bedeutung gewinnen. Das hatte sich die kindisch-einfältig kalkulierende „Angie“ so fein ausgedacht: Martin Schulz und seine am Boden zerstörte SPD kehren treu-brav in den Schoß von Mutti zurück. Und schon kann sozusagen im Schlaf weiterregiert werden. Noch vier Jahre Angela – und es ist zu befürchten, daß das Land weiter im „Merkel-Mehltau“ vor sich hin dämmert und es unter der Oberfläche unverändert brodelt.
Wer in Zukunft dennoch auf Aussitzen setzt und dieses Land nicht gestaltet, sondern machtbewußt und selbstgefällig verwaltet, versündigt sich an nachfolgenden Generationen. Aber Merkel tut so, als sei nichts geschehen. Sie verschwendet keinen Gedanken daran, das Wahlergebnis sorgfältig zu analysieren, nein – sie läßt jede – auch noch so leise Kritik – erst gar nicht an sich herankommen. Ihre Devise lautet: Weiter so, Deutschland. Die Frau aus der Uckermarck ist die letzte, die das schlechte Abschneiden ihrer Partei und den Erfolg der AfD verstanden hat oder nicht verstehen will. Lieber trifft sie sich mit Sportgrößen, Schauspielern, treu ergebenen Journalisten oder anderen Vertretern der gesellschaftlichen Oberklasse, die sich vom Rest der Welt längst abgekoppelt haben.
Politik findet eben nicht nur in Parlamenten und Parteizentralen statt, sondern auch auf Straßen und Plätzen. Es gilt auf die Sorgen und Nöte der Menschen einzugehen. Wo brennt es den Leuten auf den Nägeln, wo drückt sie der Schuh? Das alles ist mit reichlich Arbeit verbunden, macht Mühe. Wer sich nur in den Wochen und Monaten des Wahlkampfes blicken läßt, in schweren Luxuslimousinen von Termin zu Termin fährt und im Stillen darauf hofft, daß die Bürger alle vier Jahre schon ihr Kreuzchen machen, wird herb enttäuscht sein. Das ist die Lehre aus dieser Wahl. Allein das Wohl der Industrie im Auge haben, die eigene Bevölkerung jedoch mit ihren Problemen im Stich lassen und ihr alles aufbürden, um die Lobbyverbände zufriedenzustellen, scheitert grandios!
„Ein Land, in dem wir gut und gerne leben“: Das war der Leitspruch der CDU bzw. der Kanzlerin für diese Wahl. Von diesem Satz kann sich jedoch nur die Elite in diesem Staat angesprochen fühlen, oder Kriminelle und Rechtsbrecher, die sich hier mehr oder weniger frei bewegen können.
Doch die Kanzlerdämmerung hat mit dem Sonntagabend begonnen. In den 32,9 Prozent Stimmenanteil für die Union steckt eine gehörige Portion Merkel-Verdrossenheit. Die (Noch-) CDU-Vorsitzende ist auch in ihrer eigenen Partei längst nicht mehr unumstritten; sie ist kein Selbstläufer mehr!
Daß Angela Merkel nunmehr seit 2005 geradezu wie eine Präsidentin „regiert“, spiegelte sich auch in ihren kurz und knapp gehaltenen Worten nach Verkündigung der Wahlprognose nieder. Ihr innerparteilicher Widersacher Horst Seehofer wurde für seinen unglaubwürdigen und lächerlichen Schlingerkurs gegenüber Merkels Flüchtlingspolitik abgestraft.
Erstaunlicherweise sieht der bayerische Ministerpräsident Handlungsbedarf nur insofern, als „die rechte Flanke“ geschlossen werden muß.
Nein, Herr Seehofer, die Probleme liegen ganz woanders. Auch bei der CSU haben die katastrophalen Stimmeneinbußen handfeste gesellschaftliche Ursachen. Dennoch sieht die Kanzlerin nicht, daß sie ihre Politik auch nur in Teilen korrigieren muß. Fehler seien nicht gemacht worden. Nur bedeutet eine Fortsetzung der Merkel’schen Gelassenheit im Klartext, daß irgendwer diese Untätigkeit ausbaden muß!
Die Verlierer im HSK sind Sensburg und seine CDU. (screenshot)
Die Verliererpartei der Bundestagswahl ist, gemessen an ihren Verlusten, die CDU – auch im Hochsauerlandkreis.
Wir haben im Blog über die Verluste und die schlechte Politik der SPD diskutiert, aber warum kommen Herr Sensburg und seine schwarzen Follower mit einem schlanken Fuß aus der Diskussion heraus?
Wir halten fest:
Am stärksten hat im HSK Patrick Sensburg verloren, am stärksten hat es die HSK-CDU erwischt. Die Bundestagswahl 2017 war eine Klatsche für die CDU. Ein derart massiver Vertrauensverlust hat Gründe. Über diese Gründe sollten wir diskutieren.
Der Niedergang der CDU im HSK ist in den nächsten Jahren eine Chance für die demokratischen Kräfte links von ihr: die sozialdemokratischen, die ökologischen, die partizipatorischen, die sozialistischen, die bürgerrechtsbewegten, die friedliebenden, die basisdemokratischen, die ehrlichen, die authentischen, die empörten, die nachdenklichen und mehr.
Die CDU in ihrer jetzigen Ausrichtung ist ein Auslaufmodell.
Die CDU repräsentiert verkrustete Machtstrukturen, an die sich eine ideologiearme SPD opportunistisch angeschmiegt hat.
Lasst uns über Patrick Sensburg und seine CDU diskutieren. Dass dies wichtig ist, erkennt man daran, dass die SPD diese Diskussion vermieden hat.
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