Gorleben 1980. Als alles schon begonnen hatte und eigentlich schon hätte zu Ende sein müssen.

Befestigunsanlagen beim Bau von Gorleben. (foto: chris klein)
Befestigungsanlagen beim Bau von Gorleben im Oktober 1980. (foto: chris klein)

Ein Gesprächsprotokoll:

Wir sind mit unseren Lehrern dahin gefahren und wollten mit den Leuten vor Ort sprechen, ein Oberstufenprojekt. Es fand eine politische Versammlung statt.

Was gesagt wurde? Ich weiß es nicht mehr.

Die Menschen sollten beruhigt werden. Gorleben liegt an der Zonengrenze, bei Westwind weht doch alles in den Osten.

Der Bauplatz war verbarrikadiert, die Polizei war präsent, NATO-Stachelddraht.

Ich war nie für Atomkraftwerke, das ist sicher. Die Grünen? Gab es die da überhaupt schon so richtig?

Damals waren das doch die Bürgerinitiativen. Lüchow-Dannenberg. Diese Ecke war wirklich verschlafen, danach kam ja nichts mehr, nur noch der Osten.

Es soll eine Liste der möglichen Endlager für ganz Niedersachsen gegeben haben. Dieser Salzstock war zuerst nicht dabei.

Und plötzlich zog Albrecht „Gorleben“ aus der Tasche.

Was werden uns Leserreporter und Bürgerjournalisten bescheren? Eine Mahnung aus der Geschichte.

Artikel im neuen Freitag: Leserreporter für die Nazis. (foto: zoom)
Artikel im neuen Freitag: Leserreporter für die Nazis. (foto: zoom)

Jetzt suchen sie wieder Leserreporter, Bürgerjournalisten und überhaupt irgendwen, der ihnen die Spalten und den Themenblock füllt. Ariane Huffington hat mit Umsonst-Bloggern ein Vermögen erwirtschaftet und es beim Verkauf ihrer Huffington Post realisiert. Die Bild saugt wie stets aus dem Schlamm und die lokalen Reklameblätter wollen das Internet nutzen, um mitteilungsbedürftige Menschen für ihren Niedrig-Standard Journalismus auszupressen.

Der Bürgerjournalist ist eigentlich eine alte Geschichte. In den seligen Print-Zeiten haben schon stets Leserreporter die weißen Spalten der Lokalzeitungen gefüllt. Ach was, sie tun es auch heute noch, besteht doch eine Lokalseite neben redaktionellen Beiträgen aus Pressemeldungen, Public-Relationsbeiträgen, Zusendungen der Vereinspressewarte und Zuarbeit von sogenannten freien Mitarbeitern.

Durch die Digitalisierung ist es inzwischen ein Kinderspiel, Bilder und Text zentral in einer Redaktion zu sammeln, zu sichten und zu veröffentlichen.

Der Ramsch auf Papier, gefüllt mit Werbeprospekten, verlagert sich nun immer mehr ins Internet. Längst breitet sich dort der „MyHeimat“ Schrott mit rasender Geschwindigkeit aus.

Qualitativ ansprechende Blogs werden zu einer Minderheit oder lösen sich in der betörend-giftigen Facebook-Soße auf. Die Verlinkung unter progressiven Gleichgesinnten weicht dem „Gefällt-mir“- Button.

Die Verlage wollen Profit sehen und pressen die Lokal-Redaktionen aus. Bei gewerkschaftlichen Gehaltsverhandlungen geht es schon lange nicht mehr darum, ob die Redakteure der Tageszeitungen einen Inflationsausgleich erhalten. Es geht darum, ob ihre Bezüge um 20 oder 25 Prozent gekürzt werden und ob sie 40, 50 oder 60 Stunden die Woche arbeiten.

Der Leserreporter, der Bürgerjournalist, ist, angesichts einbrechender Abonnementen-Zahlen im Print und nicht realisierter Gewinne im Netz, die Hure, die die Beine breit macht, um das System des verlogenen Journalismus nicht nur zu retten, sondern pestartig auf das Internet auszudehnen.

Der Bürgerjournalist ist der geborene Feind des Bloggers.

Im heutigen Freitag ist ein Artikel von Jens-Christian Wagner erschienen*. Wagner ist Leiter der Gedenkstätte Mittelbau-Dora. Sein Beitrag trägt die Überschrift „1933 Hetze zum Mitmachen“.  Die Unterzeile lautet:

„Das antisemitische Schmierblatt „Der Stürmer“ war während der NS-Diktatur Zentralorgan des öffentlichen Denunziantentums. Tausende von „Leserreportern“ legten sich dafür ins Zeug.“

Ich empfehle dringendst: lesen! Der Artikel ist einer der besten im aktuellen Freitag. Er wirft ein grelles Licht auf das Konzept des Bürgerbloggers.

Schlussbemerkung I: Den Anstoß zu diesem Eintrag bekam ich durch die Betrachtungen des Wiemeringhausers zur hochsauerländischen Medienlandschaft. Die Zuspitzung dient dazu, das Problem hervorzuheben, nicht, einzelne Journalisten zu denunzieren.

* Leider habe ich den Artikel online noch nicht gefunden. Für Hinweise  bin ich dankbar. So jetzt ist er verlinkt 🙂


Umleitung: Bebel, Scholz, Guttenberg, ein Auschwitzleugner und intensive Beratung in Meschede.

In der Skihütte (foto: zoom)
In der Skihütte (foto: zoom)

August Bebel: „Die Religion der Liebe, die christliche, ist seit mehr als achtzehn Jahrhunderten gegen alle Andersdenkenden eine Religion des Hasses, der Verfolgung, der Unterdrückung gewesen.“ … hpd

Olaf Scholz: steht leider für die Schröderschen „Reformen“: für die Erhöhung des Renteneintrittsalters, für HartzIV, für die Teil-Privatisierung der Altersvorsorge, für Leiharbeit und die Ausweitung des Niedriglohnsektors … nachdenkseiten

Guttenberg: Wer ist der nächste Dr. strg. c? … ruhrbarone

„Pro NRW“ trauert um Sponsor: Günther Kissel, Bauunternehmer aus Solingen, Auschwitzleugner und Sponsor diverser extrem rechter Gruppen, ist im Alter von 94 Jahren gestorben … nrwrechtsaussen

Meschede: Was versteht man im Kreishaus unter “intensiver Beratung”? … sbl

Umleitung: Von Guttenberg zu harten Drogen.

Blick in eine Schneekanone. (foto: zoom)
Blick in eine Schneekanone. (foto: zoom)

Guttenberg-Pistole entdeckt: Schießt Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg gar nicht scharf? … endoplast

Guttenberg wider den tierischen Ernst: akrobatischer Querdenker … postvonhorn

Guttenberg: Für wie blöd hält er uns? … weissgarnix

Kurt Eisner: Dass der Sozialist und Dissident jüdischer Abstammung auch von der deutschen Kriegsschuld überzeugt war, machte ihn für das konservative Lager vollends zum Hassobjekt.
Obwohl er zurückgetreten war, nachdem die USPD bei den bayrischen Landtagswahlen am 12. Januar 1919 nur 2,5% der Stimmen erhalten hatte, wurde er wenige Wochen danach auf offener Straße von einem Rechtsradikalen erschossen … hpd

Grüne: zu neokonservativen Weichspül-Ökos und Meistern in der Kunst des Verrats verkommen? … nachdenkseiten

Werner Jurga: ein Schnellschuss zur Hamburg-Wahl … ruhrbarone

WAZ Watching: Die Lokalzeitung in der PR-Falle … ruhrbarone

Heinrich Pachl in Hagen: Die Spur der Scheine … doppelwacholder

Lotta: „Wege des Gedenkens – Erinnerungsorte an den Nationalsozialismus in NRW“ … nrwrechtsaussen

Finger weg: von harten Drogen und Demokratie, da liegt kein Segen drauf … wiemeringhauser

Umleitung: Israel, Judentum, Scholz und Kraft, Mirco und die NPD, Seilschaften als Flaschenzüge und mehr.

Die Waldarbeiten haben begonnen. (foto: zoom)
Die Waldarbeiten haben begonnen. (foto: zoom)

Israel, die Muslimbruderschaft und der Zug der Demokratie: „Wenn Polen, Brasilien, Indien und Indonesien heute demokratische Staaten sein können, die Wachstum aufweisen, ihre Armut reduzieren können und friedlich mit ihren Nachbarn koexistieren, dann können das Ägypten, Syrien und der Iran auch. Das ist es zumindest was wir Israelis, Juden und Nichtjuden genauso, hoffen. Der Zug der Demokratie ist kein Desaster, sofern er nicht entgleist.” … hagalil

Jüdische Kulturtage: geben Einblicke … doppelwacholder

Zeitgeist oder Auftrag der Geschichte? Was tun? Wie geht´s? Wie fühlst Du Dich? … ruhrbarone

„Flaschen“ stützen „Flaschen“: Im Sozialkundeunterricht lernen unsere Schüler, in Demokratien solle belohnt werden, wer etwas leistet, und politisch bestraft werden, wer versagt. Mit der Realität hat das schon lange nichts mehr zu tun … nachdenkseiten

Auf der Lauer, in der Mauer: Sie haben Post! USB-Briefkästen, einzementiert in Berlin, warten auf Nachricht … dradio

Scholz und Kraft: Hoffnungsträger? … postvonhorn

Krefeld: NPD-Ordner bei Mirco-Demonstration … nrwrechtsaussen

NRW-Piraten und Finanzen: “Fehler zu begehen ist kein Skandal – Fehler zu vertuschen schon” … ruhrbarone

Wurzeln in Siedlinghausen: “Fast” original amerikanischer Unterricht … gymnasiumwinterberg

Umleitung: Another Year, Religionen, Verleger, Black History, Bürgermeister-Abwahl und rosarote Nachrichten.

Heute auf meiner Laufstrecke. (foto: zoom)
Heute auf meiner Laufstrecke. (foto: zoom)

Another Year: In seinem neuen Film beschäftigt sich der britische Regisseur Mike Leigh damit, wie Menschen mit dem Älterwerden fertig werden … endoplast

Jeder Religion die gleiche Chance: Früher wurden die Katholiken „Ultras“ genannt, heute die Muslime. Doch der Staat muss blind für Bekenntnisse jedweder Art sein. Ein Gastbeitrag von Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger … faznet

Verleger und Blogs: Umso verwunderlicher ist die Vehemenz, mit der dieser Kampf geführt wird. Seit Monaten überfluten besonders in der Journalismus-Hierarchie höher Stehende das Netz und auch die Printwelt mit Beiträgen, in denen sie erklären, warum die “Qualitätsmedien” – ein von ihnen geprägter Begriff für sich selbst – den neuen Kommunikationsformen im Netz, vor allem den Blogs, überlegen sind … spiegelfechter

Black History Month 2011: Der gestrichene Absatz der Unabhängigkeitserklärung … WissensLogs

Fundament für Freiheit: Warum Ägypten und andere arabische Staaten auf dem Weg zur Demokratie mehr brauchen als Reformen … juedischeallgemeine

Bürger sollen OBs abwählen können: Bürgermeister und Landräte sollen in NRW künftig von den Bürgern auf direktem Wege abgewählt werden können. Das sehen Pläne der rot-grünen Landesregierung vor. Rat oder Kreistag müssten dann nicht mehr beteiligt sein … doppelwacholder

Rosarote Nachrichten: Schluss mit den negativen Schwingungen, meint der … wiemeringhauser

Umleitung: Priester mit Freundin, kleiner Grundkurs für Revolutionäre, Judith Kerr, Geld schläft nicht, Werbe-Automat Twitter und mehr.

umleitungKirche: „Ich kenne kaum einen Priester, der keine Freundin hat“ … rn

Staatsbankrott: oder der drohende Sieg der Unvernunft … nachdenkseiten

Twitter und Facebook: ein kleiner Grundkurs für Revolutionäre … ruhrbarone

»Du musst glücklich sein«: Die Schriftstellerin Judith Kerr über ihren humorvollen Vater, geschenkte Leben und ein rosa Kaninchen .. juedischeallgemeine

Hagen: „Geld schläft nicht“. Ein Filmtipp … doppelwacholder

Twitter: In letzter Zeit sind 80 % der dort ankommenden Tweets Werbung, 15 % Spaß, 4 % Interessant und 1 % wichtig. Nur wie soll man denn die wichtigen filtern können?? Listen zum filtern habe ich ausprobiert, hilft auch nix… Entfolgt man bei Twitter Leuten, dann wird man mit DMs zugeschmissen. Deshalb sag ich hier und jetzt Twitter vorerst Adieu … jahobris

Einer der größten Flops der NRW-Justiz: Riesiger Justizaufwand führte nur zur Zahlung von 700 Euro … sbl

CDU Olsberg: Hinterzimmer bleibt Hinterzimmer … wiemeringhauser

Grüne Meschede: Erstes Treffen des Arbeitskreises „Stolpersteine“ am 11. Januar 2011 im Rathaus Meschede

In unserem BriefkastenMeschede. (GrüneMeschede) Aufgrund des Antrags der grünen Ratsfraktion im Herbst letzten Jahres, sich mit dem Projekt „Stolpersteine“ auseinanderzusetzen, einigten sich in der Besprechung der Fraktionsvorsitzenden am 23. November 2010 Bürgermeister Hess und die Fraktionsvorsitzenden darauf, einen Arbeitskreis aus Vertretern aller Fraktionen, dem Jugendparlament sowie Fachleuten, die sich bereits in Meschede mit dem Thema „Jüdische Familien in Meschede“ durch ihre Publikationen hinreichend auseinandergesetzt haben, zu bilden.

Mitte Januar tagte der „Arbeitskreis Stolpersteine“, unter Vorsitz von Mechthild Thoridt (Fraktionsvorsitzende GRÜNE) und Gisela Bartsch, Fachbereichsleiterin Generationen, Bildung und Freizeit der Stadt Meschede zum ersten Mal.

In Ihrer Begrüßung machte Mechthild Thoridt deutlich, warum viele Menschen in Meschede es für wichtig halten, dass auch in unserer Stadt „Stolpersteine“ verlegt werden sollten.

Die „Stolpersteine“ des Künstlers Demnig erinnern in vielen Städten an die dunkle Vergangenheit vieler jüdischer Familien. Inzwischen sind in ca. 600 Kommunen Stolpersteine verlegt worden und sind europaweit ein eindeutiges Zeichen, für den Holocaust.

Marsberg, Sundern, Schmallenberg und Arnsberg sind diesem Beispiel gefolgt und es werden dort auch noch weitere Steine verlegt werden.

Die Stolpersteine geben den Hinterbliebenen das Gefühl, dass die Mescheder Bürger Verantwortung dafür zeigen, was im dritten Reich den jüdischen Mitbürgern in Meschede geschehen ist, und dass wir nicht vergessen wollen, uns vielmehr daran erinnern was passiert ist, und es als unsere Aufgabe sehen, die zukünftige Generation vor Derartigem zu warnen.

Durch die bisherige Aufarbeitung in den letzten Jahren und die Erstellung des Buches „Jüdische Familien in Meschede“ sind viele Daten von jüdischen Familien bekannt, die hier in Meschede gelebt hatten. Diese Daten könnten wir als Grundlage für unsere weiteren Diskussionen gut verwenden.

Im Rahmen der Diskussion, wie viele jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern in Meschede gewohnt haben und welche Häuser noch vorhanden sind, auch aufgrund der Umgestaltung der Innenstand, konnte festgestellt werden, dass aufgrund der bisherigen Aufarbeitung dieses schrecklichen Geschehens, der Ermordung jüdischer Menschen, hinreichende Daten vorliegen.

Die Anwesenden verständigten sich darauf, dass zunächst anhand eines alten und neuen Stadtplans die jeweiligen Häuser im Rahmen eines Stadtrundgangs mit Arbeitskreismitgliedern und interessierten Personen identifiziert werden sollen.

Ein gute Zusammenarbeit und Einverständnis mit den jetzigen Eigentümern der Häuser ehemaliger jüdischer Eigentümer ist selbstverständlich.

In einem weiteren Schritt wird es möglich sein darüber zu diskutieren, welche Maßnahmen in Meschede im Konsens mit allen Beteiligten realisierbar erscheinen

Auch die Schulen sollen bei der weiteren Aufarbeitung mit in das Projekt „Stolpersteine“ einbezogen werden.

Umleitung: Ratzinger und der Zölibat, Merkel und das Triumfeminat, Holocaust, fehlende Nachrichtensender und mehr.

umleitungZölibat: die Zweifel des jungen Ratzinger … sz

Das Triumfeminat: Angela Merkel, Friede Springer, Liz Mohn. In Richard Wagners „Götterdämmerung“ nehmen die „Nornen“ eine wichtige Rolle ein, sie verkünden das nahe Ende der Götter. Nornen sind in der nordischen Mythologie drei schicksalbestimmende Frauen … nachdenkseiten

Dran gedacht? Gestern war der Holocaust-Gedenktag … ruhrbarone

Wir haben zwar das Dschungelcamp, aber: Warum hat Deutschland nur n-tv und N24 und keine Nachrichtensender (wie Al Djazeera, CNN oder Sky News), die live von den Protesten aus Ägypten berichten? Fragt … pottblog

Märkischer Kreis mit Städten und Gemeinden solidarisch, aber: Der HSK hat nur etwas mehr als die Hälfte der Einwohner des Märkischen Kreises, aber doppelt so hohe Rücklagen, darunter RWE-Aktien, die mit 400 Mio Euro bilanziert sind. Ob es wohl im HSK gelingt, dass der Kreis stärker als bisher geplant seine eigenen Rücklagen in Anspruch nimmt, anstatt die Städte und Gemeinden mit höheren Umlagen zu belasten? … sbl

Ein Dorfbewohner fragt: Warum ist die Glühbirne verboten und Guido Westerwelle Aussenminister? … wiemeringhauser

Jüdische Familien in Meschede – Zeitzeugen berichteten

Das Projekt Stolpersteine
Das Projekt Stolpersteine

Vier ehemalige Mitschülerinnen und Mitschüler jüdischer Kinder aus Meschede berichteten an einem Freitag Abend im Januar 2011 über ihre Erlebnisse mit jüdischen Familien in ihrer Heimatstadt Meschede im Sauerland.

Vieles haben die beiden Damen und die zwei Herren, geboren in den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts, noch von ihrer Jugendzeit in Erinnerung.

So erzählten sie beispielsweise, es hätten 1925 ca. 10 evangelische Familien in der katholischen Kleinstadt Meschede (ca. 3.500 Einwohner) gelebt. Deren Kinder besuchten bis 1938 eine eigene, evangelische Schule. Evangelische Schülerinnen und Schüler aus den Dörfern Schederberge und Wennemen mussten nach Meschede zum Unterricht. Die Kinder der ca. 10 jüdischen Familien in Meschede hingegen wurden gemeinsam mit den katholischen Kindern unterrichtet. Ein „Unterschied“ war den Kinder in der Regel gar nicht bewusst. Jungen und Mädchen wurden damals noch getrennt unterrichtet.

Die Namen der jüdischen Familien in Meschede waren allen Vieren gleich wieder präsent. Da gab es beispielsweise zwei Familien mit dem Namen Rosenthal, eine Familie namens Ikenberg, eine Familie Hesse und drei mit dem Familiennamen Ransenberg. Die örtliche Zuordnung der ehemaligen Wohnungen/Häuser stellte ebenfalls kein Problem dar.

Alle waren sich einig, die eine Familie Rosenthal wohnte dort wo jetzt die Volksbank ist, und der anderen gehörte das jetzige Kaufhaus Heide in der Steinstraße. Familie Hesse führte ein Textilgeschäft am Kaiser-Otto-Platz (früher Krause). Diese Familie Hesse hätte jedes Jahr aufs neue 20 der ärmsten Kommunionkinder aus Meschede kostenlos eingekleidet. Das wurde von unseren Zeitzeugen übereinstimmend berichtet.

Gerade die Familie Hesse, so betonten die vier, wäre immer besonders hilfsbereit und großzügig gewesen. Auch die örtliche Hebamme konnte sich immer an die Familie wenden, wenn es galt, einer bedürftigen Wöchnerin unter die Arme zu greifen. Umso trauriger sei, dass gerade sie ein schlimmes Schicksal erlitten haben. Die Tochter des verwitweten Herrn Hesse, Lore, hätte den Judenstern tragen müssen und sei gehänselt worden. Daraufhin schickte ihr Vater sie in ein Internat nach Augsburg, von wo aus sie, als das Leben in Deutschland immer gefährlicher wurde, im Alter von 8 Jahren, zusammen mit ihrem Vater und seiner zweiten Frau nach Palästina auswanderte. Dort hätten es die Hessens gar nicht gut angetroffen. Herr Hesse wäre damals schon über 60 Jahre alt gewesen und musste seine kleine Familie mit dem Verkauf des von seiner Frau selbst gebackenen Kuchens mühselig über die Runden bringen müssen.

Die vier agilen Mescheder erinnerten sich noch an viele weitere Begebenheiten und Details aus der gar nicht so „Guten Alten Zeit“. Bestimmt könnten sie Bücher mit ihren Erzählungen füllen. Schade, dass an diesem Abend nur wenige Leute der Einladung in die Alte Synagoge in Meschede gefolgt waren. Eine größere Veranstaltung zu diesem oder einem ähnlichen Themen wäre sehr wünschenswert; denn es ist eine Frage der Zeit, wie lange die Zeitzeugen noch berichten können.

Die Initiative für die kleine Veranstaltung ging vom Ratsmitglied Jochen Senge von der Fraktion „Meschede braucht Zukunft“ (MbZ) aus. Herr Senge gehört als MbZ-Mitglied dem Arbeitskreis „Stolpersteine“ an. Hintergrund für die Bildung dieses Gremiums: Die Fraktion der Grünen im Rat der Stadt Meschede beantragte im letzten Jahr auch in Meschede sogenannte „Stolpersteine“ zur Erinnerung an die ermordeten Juden in Meschede zu verlegen, so wie es bereits in über 500 Städten und Gemeinden in Deutschland, wie z.B. auch in Arnsberg, geschehen ist. Der Stadtrat beschloss daraufhin, zunächst einen Arbeitskreis zu gründen.

Wie Jochen Senge berichtete, kamen nach offiziellen Informationen im Holocaust vermutlich fünf jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Meschede zu Tode. An diese fünf NS-Opfer soll durch kleine Gedenktafeln aus Messing erinnert werden. Die beschrifteten Messingtafeln des Künstlers Gunter Demnig werden im Bereich der ehemaligen Wohnungen der Getöteten ähnlich wie Pflastersteine in den Bürgersteig eingelassen. Pro Gedenkstein fielen Kosten von ca. 100,- Euro an. Jochen Senge ist optimistisch, dass für diesen Zweck 500,- Euro auf-gebracht werden können.

Und um nun noch einmal auf unsere vier Zeitzeugen zurück zu kommen. Sie wünschen sich übereinstimmend am Stiftsplatz eine Gedenktafel für alle Juden aus Meschede. Stolpersteine und Gedenktafel – das eine schließt das andere nicht aus.