Niederkassel. (ahs) „Dieses Schulsystem ist zutiefst sozial ungerecht“, kommentierte Detlef Träbert, Bundesvorsitzender der Aktion Humane Schule (AHS), die Veröffentlichung des aktuellen Bundesländer-Schulleistungsvergleichs.
Priorität dürfe nicht das Vergleichen der Bundesländer untereinander haben, sondern müsse konkreten Maßnahmen eingeräumt werden, vor allem Intensivierung der Lehreraus- und Fortbildung, Verlagerung sonderpädagogischer Kompetenz in die Regelschulen und Schaffung inklusiver Schulstrukturen.
„Machen statt messen“ sei das Gebot der Stunde.
Die Studie hatte unter anderem ergeben, dass die Chance auf den Besuch des Gymnasiums für ein Kind aus der Oberschicht 4,5-mal besser ist als für ein Facharbeiterkind. „Es ist eine Schande für Deutschland, dass die Chancen auf gute Bildung derart von der sozialen Herkunft abhängen“, kritisierte Träbert.
Die Orientierung an den Bildungsstandards sei inhuman, denn diese bürdeten die Verantwortung für den Schulerfolg den Kindern auf. Allenfalls Mindeststandards, für deren Erfüllung sich das System selbst verantwortlich fühle, könnten einen Beitrag zum Abbau sozialer Abhängigkeit leisten.
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Ironische Ergänzung:
Als Werder Bremen einmal schlecht spielte, kommentierte Klaus Allofs:
„Gegen uns hätten wir auch gewonnen.“ Ähnlich könnten jetzt die meisten
Bundesländer die Ergebnisse des aktuellen Vergleichs bewerten: „Im
Vergleich mit uns hätten wir auch weiter vorne gelegen.“
Die UN-Behindertenrechtskonvention wurde 2009 auch von der Bundesrepublik Deutschland unterzeichnet. Sie verlangt ein inklusives Schulsystem, in dem behinderte und gesund Kinder gemeinsam nach ihren individuellen Bedürfnissen unterrichtet werden. Die Wirklichkeit in Deutschland hinkt den formulierten Zielen weit hinterher. Neben den sogenannten „normalen“ Schulen existieren immer noch die Förderschulen (früher: Sonder- oder Hilfsschulen genannt), in denen Kinder mit Behinderungen separat unterrichtet werden.
Zum Thema Schulsystem und Inklusion habe ich mit dem Bundesvorsitzenden der Aktion Humane Schule(AHS), Detlef Träbert, gesprochen.
? Herr Träbert, in einem Satz, was ist die Zielsetzung der AHS?
! Seit 1974 setzen wir uns für mehr Menschlichkeit in den Schulen ein.
? Ist unser Bildungssystem, sind unsere Schulen, denn wirklich inhuman?
! Das System ist unmenschlich, nicht der einzelne Lehrer. Unser Bildungssystem geht sowohl mit Schülern als auch mit Lehrern unmenschlich um.
? Was würden sie sofort ändern, wenn Sie heute die Wahl und die Macht zur Umsetzung hätten?
! Ich würde die Ziffernnoten von der ersten bis zur achten Klasse abschaffen, inklusive Schulen einrichten und die Drei- bzw. Fünfgliederigkeit unseres Schulsystems überwinden.
? Was verhindert die Umsetzung dieser Vorstellungen?
! Darauf könne auch die gelehrtesten Forscher keine schlüssige Antwort geben. Vielleicht ist es die deutsche Kleinstaaterei. Andere Länder sind da schon viel weiter. Ich denke an Skandinavien, Kanada, aber auch an Großbritannien.
? Welche Hilfe waren und sind PISA und die Schulinspektionen im Hinblick auf die Verbesserung der Schulen?
! Vorweg: Ich habe nichts gegen Evaluationen. Bei den Schulinspektionen handelt es sich allerdings um eine externe Evaluation, die sehr viel „Schein“ an den Schulen erzeugt, es wird viel getrickst. PISA erhöht zwar den Druck, bindet aber auch viel Energie. Ich bin skeptisch, ob PISA überhaupt Leistung verbessern kann. Unsere Schulen werden PISA-kompatibel und nicht Menschen-kompatibel gemacht.
? Stichwort Inklusion. Wie soll das gehen? Wie sollen Lehrerinnen und Lehrer auch noch geistig und körperlich behinderte Kinder in ihren Klassen betreuen? Die materielle und personelle Austattung der Schulen ist doch heute schon für die „normalen“ Schüler nicht ausreichend? Wie wollen Sie Inklusion an der Basis vermitteln?
! So dürfen Sie nicht denken. Wir brauchen in unserem Bildungssystem einen Paradigmenwechsel. In Italien und auch in den Skandinavischen Ländern gibt es beispielsweise keine Förderschulen. Wir müssen Abschied nehmen von einer Denkweise, von einem System, das eine Messlatte für alle auflegt. Bildungsziele müssen für jeden einzelnen Schüler individuell formuliert werden, um jeden soweit wie möglich zu bringen. Diese Weg sind unterschiedlich, weil Kinder unterschiedlich sind. Gleichmacherei tötet die Motivation.
*Zur Person: Detlef Träbert ist Diplom-Pädagoge. Der heute 57-Jährige ist seit zehn Jahren Bundesvorsitzender der Aktion Humane Schule(AHS). Er hat 18 Jahre lang als Lehrer an Grund- und Hauptschulen in Baden-Württemberg gearbeitet und neben dem Beruf ein zusätzliches Pädagogik-Studium absolviert. Träbert, der auch die Vaterrolle aktiv gespielt hat, wohnt in Niederkassel bei Köln und arbeitet heute hauptberuflich als Vortragsreferent, Fortbildner und Autor im schulpädagogischen Feld: www.schulberatungsservice.de
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Niederkassel. (ahs) PISA hat die Bildungspolitik unter Druck gesetzt. Mit Bildungsstandards, Vergleichsarbeiten, Schulinspektion und anderem mehr versucht diese seither, für Qualitätssteigerung zu sorgen.
In vielen Schulen wird das alles jedoch als steigender Druck erlebt: Zahlreiche Lehrerinnen und Lehrer brennen aus, weil die Politik sie verheizt; Schülerinnen und Schüler entwickeln psychosomatische Symptome in besorgniserregendem Ausmaß.
„Schule unter Druck“ heißt die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift „Humane Schule“. Der Leitartikel „Druck machen – für mehr Menschlichkeit“ von Detlef Träbert ermutigt die Leser, dem Druck zu widerstehen und sich für humane Schule einzusetzen.
Mit klaren Worten unterstützen Autoren wie Otto Herz, Prof. Dr. Renate Valtin, Prof. Dr. Paulig und weitere engagierte Pädagogen dieses Anliegen. Ein Interview mit Prof. Brügelmann, ein Kommentar sowie fünf Besprechungen aktueller Bücher runden das nicht-kommerzielle 28-seitige Heft ab.
„Schule unter Druck“ kann für € 3,- plus Versand über info@aktion-humane-schule.de oder telefonisch unter 02208 / 921 99 – 47 (Fax: – 46) bestellt werden.
Gehrcke, Freyberg, Grünberg, Die deutsche Linke und der Nahost-Konflikt: Eine Buchbesprechung – „Offenbar kannten sich die Autoren nicht so gut aus“ … hpd
Landrat Dr. Karl Schneider hat bereits die Mitarbeiter, die Kreistagsfraktionen und weitere Beteiligte informiert. „Der Entschluss fällt dem Kreis nicht leicht, aber die jährliche Unterdeckung für das Bildungszentrum kann vom Kreis einfach nicht mehr getragen werden“, begründet Landrat Dr. Schneider den Vorschlag.
Der Zuschuss für das Bildungszentrum beträgt für den Hochsauerlandkreis jedes Jahr zwischen 250.000 und 300.000 Euro. Alle bisherigen Sparmaßnahmen haben nicht ausgereicht, das Haus kostendeckend zu betreiben. Für das Jahr 2011 werden dem Kreis nach bisherigen Schätzungen etwa 10 Millionen Euro im Haushalt fehlen, so dass schon jetzt nach Einsparmöglichkeiten gesucht wird und alle freiwilligen Leistungen auf den Prüfstand gestellt werden müssen. „Unser Ziel ist, für alle Mitarbeiter eine sozialverträgliche Lösung zu finden. Die letzte Entscheidung über eine Schließung muss allerdings der Kreistag treffen“, erläutert der Landrat weiter.
Das Bildungszentrum in der Brunnenstraße bietet Räumlichkeiten für Tagesveranstaltungen oder mehrtägige Seminare und verfügt im Hotelbetrieb über 24 Doppelzimmer und 7 Einzelzimmer. Es wird seit rund 40 Jahren insbesondere von der Volkshochschule Hochsauerlandkreis sowie von anderen Bildungsträgern und Vereinen genutzt.
Die Sauerländer Bürgerliste(SBL), mit dem Abgeordneten Reinhard Loos, ist empört über die Informationspolitik des Landrats. Auf der Website der SBL heißt es:
Es mag ja durchaus Gründe für diesen Schritt geben. Aber vor einer solchen Ankündigung wäre der Landrat verpflichtet gewesen, den Kreistag zu informieren – das hat er nicht getan. Bisher kann die SBL daher diese Ankündigung des Landrats nicht nachvollziehen.
Der Kreistag wird nun zu prüfen haben, wie die tatsächliche wirtschaftliche Entwicklung und die Perspektiven der Heimvolkshochschule aussehen.
Der Kreistag sollte ferner darüber nachdenken, ob bei den Kreisfinanzen die richtigen Prioritäten gesetzt werden. Einige Beispiele in diesem Zusammenhang:
Ist es richtig, für mehr als 1,5 Mio Euro das “Blaue Haus†neben dem Sauerlandmuseum in Arnsberg umzubauen, damit dort u.a. das Medienzentrum des Kreises einziehen kann?
Ist es richtig, für schätzungsweise 15 – 20 Mio Euro eine neue Leitstelle in Meschede-Enste zu planen?
Ist es richtig, für 30 Mio Euro zusätzliche RWE-Aktien zu kaufen, wie im letzten Sommer geschehen?
Ist es richtig, im Jahr 2010 sogar 6 Beförderungen in Besoldungsgruppen des höheren Dienstes vorzunehmen, wenn gleichzeitig Arbeitsplätze beim Kreis ganz verloren gehen?
Ist es richtig, wegen minimaler kurzfristiger finanzieller Vorteile Energiemultis mit der Stromlieferung für kreiseigene Gebäude zu beauftragen statt – wie vom Kreistag beschlossen – alternativ Ökostrom zu fairen Konditionen auszuschreiben und damit mittel- und langfristig viel Geld einzusparen?
Auf den nachdenkseiten ist eine Auseinandersetzung mit den Positionen der Befürworter von Studiengebühren erschienen aus der ich im Folgenden ein paar längere Zitate veröffentliche:
Schwarz-Gelb in NRW ist abgewählt, und es gibt eine Mehrheit für die Abschaffung der Studiengebühren. Sowohl SPD und Grüne als auch die Linkspartei hatten erklärt, diese abschaffen zu wollen. Pünktlich nach der Wahl beginnen sich nun die GebührenbefürworterInnen mit alten Argumenten zu positionieren. Gerade dieser Tage haben neun ProfessorInnen der Ruhr Universität Bochum wieder einmal die These vertreten dass der „Verzicht auf Studiengebühren sozial ungerecht“ sei. Wer die Gerechtigkeit von Studiengebühren behauptet löst die Betrachtung jedoch aus dem gesellschaftlichen Kontext. Wir veröffentlichen dazu einen Beitrag von Sonja Staack aus dem Jahr 2009 aus dem Sammelband herausgegeben von Klemens Himpele und Torsten Bultmann: Studiengebühren in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung.
Seien wir doch mal ehrlich: Wir wissen doch, wer an der Hochschule landet. Zum Beispiel der Sohn des Zahnarztes, der selbstverständlich auf dem Gymnasium war, und nun Medizin studiert. Wie der Papa. Und sauteuer: Vor allem für den Staat, denn der finanziert ja die Hochschulen. Die Tochter einer Putzfrau wird sich dagegen kaum hierhin verirren. Sie hat sich schon das Abi nicht zugetraut – und es hätte ihr ja auch niemand bei den Hausaufgaben geholfen. Nach dem Realschulabschluss will sie so schnell wie möglich Geld verdienen, denn ihre Mutter kann sie in ihrem Lebensunterhalt kaum unterstützen. Der Lohn fürs Putzen ist schon klein, und dann werden ja auch noch die Steuern abgezogen. Aus denen werden dann die Hochschule und die Vorlesungen für unseren Zahnarztsohn bezahlt. Das kann doch nicht gerecht sein! Unser Luxus-Student muss endlich zur Kasse gebeten werden. Studiengebühren müssen her.
CDU paradox: „Christliche Symbole gehören nicht an staatliche Schulen.“ … focus
Vatikan: erlaubt Sex mit Kindern ab zwölf Jahren … weltonline
Verfahren gegen Titanic-Titelseite abgelehnt: Die Zeichnung auf dem April-Titelblatt der „Titanic“ greift den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche auf und zeigt von hinten einen Priester, dessen Gesicht sich dem Genitalbereich des gekreuzigten Jesus zuwendet. Insgesamt waren daraufhin bei der Staatsanwaltschaft 18 Strafanzeigen eingegangen. … weltonline
Menschenkette gegen Atomkraft: hohe Ziele weit übertroffen … taz
Frauen: Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett … nd
Medien I: wer hört eigentlich noch Radio … ruhrbarone
Medien II: Welche Zukunft bringt die Wolke? Die Airlines konnte sie letzlich nicht aufhalten, unsere Reisekultur nicht verändern: die Rußwolke des Eyjafjalla-Vulkans. Aber eine andere Wolke ist auf dem besten Weg, unser Verhältnis zu Dingen und Informationen zu prägen … breitband
Griechenland und Merkel:Es gibt Stücke auf der politischen Bühne, deren Scheitern steht schon bei der Premiere fest. Ein solches Stück war “Die eiserne Kanzlerinâ€. Schon im März, als es von Angela Merkel und ihren publizistischen Hilfstruppen inszeniert wurde, stand fest, dass es bald wieder vom Spielplan abgesetzt wird. Denn schon damals war klar, dass die EU Griechenland mit Milliardenkrediten helfen muss. Es war nur eine Frage der Zeit … sprengsatz
Röhrtalbahn: Diskussion mit Bärbel Höhn … gruenesundern
Jugendbuch mit kleinen Macken: Christian Nürnberger: Mutige Menschen. Widerstand im Dritten Reich, Stuttgart / Wien 2009 … shoa
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