Hamburg – deine Schüler

Ausser Hafen, Schiffe und die große weite Welt gibt es hier in Hamburg: Die schwarz-grüne Koalition.

Dinges-Dierig: Ihr Name rief bei den betroffenen Versuchskaninchen (landläufig als auch unter der Bezeichnung Schüler bekannt) Wut, Empörung, Protest hervor. Hoch geschraubt sind die Hoffnungen, dass die Experimente aufhören. Immerhin ist doch jetzt die GAL mit an der Macht und die waren mit an der vordersten Front: für Mitbestimmung von Eltern z.B. bei der Auswahl der Schulen, gegen die Schließung der Schulen, für mehr Lehrer, kleinere Klassen. Und nun?

Auszüge aus der TAZ vom 3. September 2009:

Hamburg schafft das Elite-Gymnasium

Um die neue Stadtteilschule stark zu machen, soll es Pläne der Hamburger Bildungsbehörde geben, den Anteil der Gymnasiasten zu reduzieren. Dafür müsste aber künftig schon am Ende der Grundschule kräftig ausgesiebt werden

Wer wird Primarschule, wer Stadtteilschule, wer Gymnasium? Ende September beginnen im schwarz-grün regierten Hamburg die „regionalen Schulkonferenzen“, die über die künftige Schulstruktur vor Ort beraten sollen. Zentrale Neuerung ist die sechsjährige Grundschule. Wie aus Lehrerkreisen zu hören ist, hat der zentrale Planungsstab in der Behörde eine Zielvorstellung formuliert: Um die Stadtteilschule, an der in 13 Jahren auch das Abitur abgelegt werden kann, stark zu machen, sollen nach der 6. Klasse 70 Prozent eines Jahrgangs dorthin wechseln und nur 30 Prozent aufs Gymnasium.

Diese Aufteilung wurde bislang in der Bildungsszene nur hinter vorgehaltener Hand diskutiert. Zurzeit gehen in Hamburg nach der Grundschule 50 Prozent der Schüler aufs Gymnasium und die andere Hälfte auf Gesamt-, Haupt- oder Realschulen. Künftig sollen diese beiden Schulformen zur Stadtteilschule verschmelzen und neben dem Gymnasium die zweite Säule des Schulsystems bilden.

In der Debatte um dieses Modell, auf das sich CDU und SPD vor anderthalb Jahren in einer Enquête-Kommission zur Schulstruktur einigten, war die Rede davon, dass es eine Aufteilung von 60 zu 40 geben müsse, damit „die Stadtteilschule eine Chance hat“, wie es Kommissionsmitglied Reiner Lehberger formulierte. Eine richtige Quote wollten im Vorwahlkampf aber weder die frühere CDU-Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig noch die ebenfalls von diesem Modell begeisterte SPD einführen. „Politik sollte keine Prozente vorgeben, sondern über Attraktivität der neuen Schulform überzeugen“, sagte die SPD-Politikerin Britta Ernst im taz-Interview. Und Senatorin Dinges-Dierig sagte, es könnte sein, dass Eltern den 13-jährigen Bildungsgang zum Abitur attraktiver fänden, „so dass wir hier eine Verschiebung von 50 zu 50 auf 60 zu 40 erreichen“.

Nun ist alles anders. Es gibt die Aufteilung erst nach Klasse 6 und dabei keine Berücksichtigung des Elternwillens mehr. Wenn jetzt die Schulbehörde in die konkrete Entwicklungsplanung einsteigt, wird auch über Kapazitäten gesprochen. Wenn am 22. September die ersten Stadtteilkonferenzen tagen, bekommen sie von der Behörde bis dato noch unbekannte Eckpunkte an die Hand. „Der Buschfunk sagt, dass 30 zu 70 in der Behörde diskutiert wird. Ich glaube, dass es darum einen Machtkampf gibt“, sagt eine Schulleiterin, die ihren Namen nicht nennen will. Es sei vor allem die Fraktion der Gymnasiums-Schulräte, die auf eine kleine Gymnasiasten-Zahl drängt. Denn im künftigen Schulmodell, das haben Grüne und CDU im April in den Koalitionsgesprächen vereinbart, sollen die Gymnasien von Klasse 7 bis 10 alle Schüler behalten. „Nun legt man die Quote derer zu Grunde, die in Klasse 10 ankommen, und sagt, das seien besagte 30 Prozent.“ Die Selektion würde einfach vorweggenommen.

„So ein Modell wäre eine Katastrophe“, sagt eine Gesamtschulleiterin. „Wenn das Gymnasium klein ist, sagt ein Drittel der Hamburger Schüler: ,Ich habe einen Orden bekommen.‘ Die Eltern, deren Kinder nicht dabei sind, werden stinksauer sein.“

Die Sprecherin der Volksinitiative „Schule für alle“, Sabine Boeddinghaus (SPD), sieht sich in ihrer Kritik am Zwei-Säulen-Modell bestätigt: „Um das zu schaffen, muss man das Gymnasium viel elitärer machen“, sagt sie. „Auf der Strecke bleiben die Eltern, die Kinder, die Pädagogik und die Nerven.“ Andere aus der Gesamtschulszene haben durchaus Verständnis für dieses Vorgehen. Muss doch verhindert werden, dass die Stadtteilschule, in der auf die inzwischen aufgelöste Hauptschule eingeht, zur Restschule wird. „Wenn schon nicht Schule für alle, dann wenigstens für fast alle Schüler“, sagt ein anderer Schulleiter.Die Sprecherin der Bildungsbehörde, Annegret Witt-Barthel, bestätigt, dass es eine Diskussion um die Aufteilung gibt. „Ja, es wird über einen Schlüssel diskutiert. Das ist aber auch schon zu Zeiten der Enquête-Kommission der Fall gewesen“, sagt sie zur taz. „Aber es gibt noch keine Festlegung.“ So einen Schlüssel könne es aber auch nur als Richtwert geben. Witt-Barthel: „Er kann nicht stichgenau sein, das würde an der Beurteilung des einzelnen Schülers vorbeigehen.“

SCHWARZ-GRÜNE BILDUNGSPLÄNE

Die Koalition aus CDU und Grünen hat sich in Hamburg auf eine weitreichende Schulreform verständigt. Die Kinder werden ab 2010 nicht mehr nach Klasse 4 in Schulformen getrennt, sondern erst nach Klasse 6. Im Anschluss entscheidet die Klassenkonferenz, ob ein Kind auf das Gymnasium oder die Stadtteilschule kommt. In beiden Schulen ist das Abitur möglich – einmal nach zwölf und einmal nach 13 Jahren. Ziel der Reform ist es laut Schulsenatorin Christa Goetsch, mehr Kindern zu höheren Bildungsabschlüssen zu verhelfen. Die Umsetzung der Reform soll von September bis Mai in 22 professionell moderierten Bildungskonferenzen in den Stadtteilen geplant werden, an denen neben Lehrern, Eltern, Schülern und Schulen auch Kitas und Bezirksvertreter teilnehmen. Auf Grundlage ihrer Empfehlungen will dann die Behörde entscheiden, welche Schulform wo angeboten wird. Parallel laufen in Hamburg eine Volksinitiative zum Erhalt der Gymnasien und ein Volksbegehren für eine „Schule für alle“.

Schimmelnde Schulen

„Schimmelnde Schulen“ hat die WAZ in Nordrhein-Westfalen entdeckt. Jetzt müssten fast 80 Milliarden Euro investiert werden, um marode Schulbauten zu sanieren.

Als ich die Schlagzeile sah und und den Artikel überflogen hatte, wollte ich mit der Schulter zucken. „So war das doch schon vor fünf Jahren oder vor zehn oder vor X Jahren“, habe ich gedacht. Öffentliche Gebäude sind nie ordentlich abgeschrieben worden, dann wären nämlich Rücklagen gebildet worden und die Sorgen wären kleiner. Maschinen, Einrichtung und Gebäude müssen doch in jeder stinknormalen Firma abgeschrieben werden. Haben die Kommunen aber nicht gemacht.

Dann wird das Schwimmbad eben abgerisssen und die Gemeinde ist wieder eine Sorge los oder sie halst diese Sorgen irgend einem privaten Trägerverein von engagierten Schwimmsportliebhabern auf.

Bei den Schule geht das nicht so einfach.

Meine 5 Cent: Die Schulen werden in Teilbereichen privaten Unternehmen überlassen. Die jetzt durch Erlass verordnete Schulspeisung kann doch durch MCDoof übernommen werden.

Was ist eigentlich mit den vielen, vielen Computerräumen, die durch „Schulen ans Netz“ gesponsert worden waren. Fangen die jetzt nicht auch an zu zerbröseln. Sind auch schon in die Jahre gekommen, die sechs, sieben Jahre alten PCs.

Frau Sommer – eine Erinnerung

Da ist mir über die ganze „Putin-Interview-Geschichte“ Frau Barbara Sommer ein wenig aus den Augen geraten. Ich glaube auch, dass sie sich seit mindestens gestern nicht mehr der Öffentlichkeit präsentiert hat.

Um das Sommerloch zu füllen sei hier an das große Interview vor fast zwei Jahren erinnert:

„Ich denke, dass Schule nicht ohne Beratung und Analyse auskommt. Wir schicken jetzt Qualitätsprüfer in die Schulen. Ohne Druck auszuüben, werden schlechte Entwicklungen so aufgedeckt. Lehrer mit Defiziten werden im Kollegium identifiziert und isoliert. Es gibt mehr Wettbewerb. Bislang konnte man so vor sich hin dümpeln.“

Identifizieren, isolieren …. mmmhhhh …

Aber das ist nun schon lange her. Ich schlage deshalb vor, dass wir damit beginnen zu evaluieren, was mit den identifizierten und isolierten, dümpelnden Lehrkörpern passiert ist.

Bildquelle: hier


Frau Sommer, 2006 in einer Grundschule in Remscheid
Frau Sommer, 2006 in einer Grundschule in Remscheid: Die Lehrkörper sind isoliert - die Schüler begeistert! Wo gucken die aber nur hin? Aus der Körperhaltung der Schülerin vorn schließe ich, dass Andreas Schleicher eine OECD Statistik an der Tafel entwickelt.

Ich hatte mir damals übrigens das „Lehrerhasser Buch“ gekauft und mich einer Selbsthass-Therapie unterzogen. Es hilft gegen das Dümpeln. Ich vermute mal, ohne der Evaluation vorzugreifen, dass auch die ehemals Dümpelnden heute mit der schweigenden Mehrheit – kriechen.

Frau Sommer schafft das Urpferd ab

Frau Sommer erleidet als Schulministerin des Landes zur Zeit eine schwere Regression. Über ihren Lustgewinn bei Schulbesuchen als Ministerin verrät Frau Sommer: „Das ist für mich wie Lolli-Lutschen. Da weiß ich, warum ich morgens wieder aufstehe.“

Bildquelle: hier

Frau Sommer lädt begeisterte Schüler ein. Aus welchem Grund gucken sie nur in verschiedene Richtungen?
Frau Sommer lädt begeisterte Schüler ein. Aus welchem Grund gucken sie nur in verschiedene Richtungen?

Was aber hat sie gegen das Urpferd? Warum gerade das Urpferd? Warum nicht der Wolf? Oder der Neanderthaler?

Frau Sommer liebt alle Schulformen ;-)

Wie ich schon vermutet hatte, befindet sich Frau Sommer auf einem Kreuzzug gegen die Gesamtschulen. Um sagenhafte 0,28 Prozentpunkte schneiden Gesamtschüler im Abi schlechter ab als die Gymnasiasten. SprachliebhaberInnen und Bildungspolitik-Enthusiasten sollten sich Frau Sommers Interview in der WAZ („Ich liebe alle Schulformen“) Wort für Wort und Satz für Satz genüßlich vorlesen. Wie kann ein Mensch, von solch holzschnittartigem Denken geplagt, Schulministerin sein und bleiben? Wie war das noch mit Erich Mielke und der Liebe?

Frau Sommer spricht

Nun hat Frau Sommer doch eine Pressekonferenz gegeben. Um sich zu entlasten, greift sie die Gesamtschulen an. Weiterhin will sie einen Sachverständigenrat einsetzen, der das Zentralabitur überwacht und für die Endredaktion verantwortlich sein soll. Ob sich ein Herr Schleicher, wie angedeutet, auf solch‘ ein Unternehmen einlässt? Eigene Kompetenzen scheint sie auch als Ministerin nicht mehr im Übermaß zu besitzen. Zurücktreten will sie nicht.

Die Schule hat begonnen

Die Hälfte der Deutschen halte das Schulsystem für ungerecht, behauptet nicht nur der Spiegel. Die Bildungsdiskussion ist allerdings kompliziert, weil als mächtiger „Spieler“ die Bertelsmann Stiftung ihre wirtschaftlichen Interessen nicht ungeschickt in dieser unübersichtlichen Gemengelage vertritt.

Sommertheater

Die Einschläge kommen für Schulministerin Sommer immer näher: Schon seit längerem werden die wichtigen bildungspolitischen Entscheidungen nicht mehr in ihrem Ministerium, sondern von einem Team um MP Rüttgers getroffen. Jetzt wird ihr Pressesprecher herausgeworfen und die traditionelle Pressekonferenz vor Schuljahresbeginn abgesagt. Die Medien, hier zum Beispiel der WDR, kommentieren die verspätet vorgestellte Schulstatistik mit großem Argwohn.