Ich hatte es bereits geahnt. Antolin entwickelt sich zum Lesekontrollprogramm mit Zensurengebung. Ein Gerücht besagt, dass an einer Winterberger Schule die Lehrerinnen und Lehrer die von ihren schutzbefohlenen Schülerinnen und Schülern bei Antolin erreichten Punkte mit in die Zensur einfließen lassen. Glücklich die Gören, deren Eltern sich an ihre selbst gelesenen Kinderbücher noch erinnern und dieses Wissen dann fleißig in Antolin einhacken. Pech für die Brut, deren Erzeuger und Betreuer schon in der eigenen Kindheit ihre Zeit vor der Glotze abgehangen haben, statt Erich Kästner zu lesen.
Kategorie: Bildung und Schule
Der Bertelsmann Konzern und die „Bildungskrise“
Absolut empfehlenswert ist das Referat von Wolfgang Lieb an der Fernuniversität Hagen am 14. Oktober 2008. Lieb bezieht sich in seinem Vortrag ausdrücklich auf die Entwicklungen in der Hochschullandschaft:
Natürlich ist es nach wie vor richtig, dass Bertelsmann die Gesetze nicht selber verabschiedet, sondern dass diese von der Exekutive oder der Legislative vorgelegt und vom Parlament verabschiedet werden. Aber über die Meinungsmacht und über die personellen Netzwerke wird der „Reformmotor“ Bertelsmann zur eigenständigen politischen Antriebskraft, der auch außerhalb der Parlamente eine Art Eliten-Konsens schafft – und dabei nebenbei auch noch ein positives Image für den Konzern erzielt.
Es lohnt sich Liebs Erkenntnisse auf die Schulpolitik des Bundes und der Länder zu extrapolieren und damit ein Gegengewicht zu den „Pisa-Schleichern & Co“ zu schaffen. Wolfgang Lieb übernehmen Sie!
Sommer-Training: Nutzlos und teuer
Frau Sommer hat sich beraten lassen. Das sollte frau auch öfter machen lassen. 55.000 Euro hat die Medienberatung für die bald(?!) ehemalige Schulministerin gekostet. Steuergelder. Genutzt hat die Beratung offensichtlich nichts. Mehr über Frau Sommer gibt es auch hier in meinem Weblog zu lesen.
Schluss mit der Dressurschule!?
Gerald Hüther, Professor für Neurobiologie an der Psychatrischen Klinik der Universität Göttingen, hat der SZ ein spannendes Interview gegeben. Ein Auszug:
SZ Wissen: Wie sieht dann die ideale Schule aus?
Hüther: Sie muss individuell auf die Kinder eingehen und ihre Begeisterung wecken, oder besser: die Begeisterung erhalten. Jedes Kind kommt mit Entdeckerfreude und Gestaltungslust auf die Welt, und es ist kein Naturgesetz, dass es irgendwann die Lust am Lernen verliert. Eine gute Schule erkennt man daran, dass die Kinder morgens gern hingehen und traurig sind, wenn die Ferien beginnen.
SZ Wissen: Früher wurde niemand gefragt, ob ihm das Lernen Spaß macht.
Hüther: „Schule muss wehtun!“ Mit dieser Haltung werde ich immer wieder bei meinen Vorträgen konfrontiert. Da kommt dann zum Beispiel ein Mann auf mich zu und sagt: „Ich hab das auch alles erlitten und bin trotzdem Professor geworden.“ Ich erwidere dann meistens: „Wer weiß, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie Spaß gehabt hätten?“ Dann werden die Leute oft sehr nachdenklich.
Schulsystem Finnland – Menschlich auf der Strecke geblieben?
„Nach dem Amoklauf herrschen in Finnland Trauer und Entsetzen. Gleichzeitig wurde eine alte Debatte wiederbelebt: Wie gut ist das heimische Schulsystem wirklich? VON REINHARD WOLFF
Es hätte überall passieren können. Aber nun ist es zweimal in Finnland passiert. „Ich bin kein bisschen verwundert“, sagt Anna Lindblom, Schwedischlehrerin in Helsinki: „Allenfalls erstaunt, dass so etwas nicht schon früher geschehen ist.“ Vor einem knappen Jahr der Amoklauf eines Abiturienten an der Schule von Jokela, der erst acht Menschen ermordete und dann sich selbst tötete, nun die tragische Wiederholung in Kauhajoki mit elf toten SchülerInnen. In Finnland hat das eine Schuldebatte wiederbelebt, die in den letzten Jahren in der Öffentlichkeit weithin verdrängt worden war. Denn wozu auch an einer Schule etwas ändern wollen, welche bei allen Pisa-Tests Spitzenwerte erzielt, zu der BildungspolitikerInnen aus halb Europa wallfahrten und die überall als das große Vorbild verkauft wird?“ weiter(taz) …
Schluss mit der Lese-Anarchie – Antolin kommt!
Lesen war bislang ein Bereich des Schülerlebens, der dem Zugriff und der Kontrolle durch die Schule und den Lehrers weitgehend entzogen war. Nach mehr oder weniger lustloser Pflichtlektüre, konnte man sich voller Vergnügen in das anarchische Abenteuer des Lesens stürzen.
Damit ist jetzt Schluss, denn der Schroedel-Verlag hat „Antolin“, eine webbasierte Datenbank mit zahlreichen bekannten und weniger bekannten Kinderbüchern, programmieren lassen. Die Schule oder der Lehrer erwirbt eine Lizenz, und die Schülerinnen und Schüler bekommen einen eigenen Zugangscode. Mit Benutzername und Passwort können sie sich bei „Antolin“ einloggen und Fragen zum Inhalt gelesener Bücher beantworten.
Für richtig beantwortete Fragen erhält die eifrige Schülerin oder der fleissige Schüler Pluspunkte. Und, so im Anschreiben der Schule unseres Sohnes, „jeder Punktestand wird individuell dokumentiert und kann von jedem einzelnen Kind eingesehen werden“.
Kleiner Haken: Auch die Lehrerin kann das Konto einsehen und das Kind kontrollieren. 🙁
Noch ein Haken: Falsche Antworten bringen Minuspunkte 😉
Kein Geld – geringe Bildungschancen
Mainzer Soziologen weisen in einer Studie den Einfluß sozialer Herkunft auf den Bildungsweg unserer Kinder nach. Arme Kinder werden selbst bei gleicher Leistung benachteiligt.
Das kann doch nicht sein 😉 Mein Gegenbeweis: Die meisten Lehrerinnen und Lehrer, die ich kenne, richten sich streng nach objektiven Leistungskriterien. Woher ich das weiß? Das sagen die Lehrerinnen und Lehrer selbst, und das, was Lehrerinnen und Lehrer sagen, stimmt!
Ganztag, aber keine ganze Schule
Die meisten sogenannten Ganztagsschulen sind nichts anderes als Halbtagsschulen mit anschließender Hortbetreuung. Um echte Ganztagsschulen zu schaffen fehlt es fast überall an Räumen und Personal. Allein die Zahl der Lehrerinnen und Lehrer müsste um 30 Prozent erhöht werden. Solange dies nicht geschieht, werkeln Eltern, Sportvereine, 400 Euro Kräfte u. a am Nachmittag an unseren Schulen herum. „Ganzer Tag, halbe Kraft„, titelte gestern die Süddeutsche Zeitung.
PISA – überschätzt und politisch missbraucht?
In der Zeitschrift Telepolis kritisiert Bildungsforscherin Gundel Schümer, dass in Deutschland internationale Schulvergleichsstudien wie PISA überschätzt werden. Sie wirft Bildungsökonomen vor, die durch die Studien gewonnenen Daten manipulativ zu verwerten. Einen vorsichtigen Verdacht hatte ich schon in einem der ersten Beiträge dieses Blogs geäußert.
Netz gegen Nazis
In Ermangelung anderer Themen habe ich mich heute durch die Website „Netz gegen Nazis“ gehangelt. Auf den ersten Blick ganz brauchbar. Auch hier in der Gegend hören viele Jugendliche die „Onkelz“. Auch sieht man den einen oder die andere mit „Thor-Steinar“ Klammotten herumlaufen. Mehr demnächst ….