8,5 Millionen Euro für Schülerfahrten – Kreisverwaltung: „Auftragswerte nicht schätzbar“

Schulbus im HSK (archiv: zoom)

In der Kreistagssitzung am 5. Juli erfolgte die Vergabe der Aufträge für den Schülerspezialverkehr. Dabei geht es um die Fahrten zu und von den fünf kreiseigenen Förderschulen in den Schuljahren 2019/2020 bis 2024/2025.

(Der Artikel ist zuerst auf der Website der Sauerländer Bürgerliste erschienen,)

Die 57 einzelnen Fahrten (Lose) werden etwa alle fünf Jahre ausgeschrieben. Das Auftragsvolumen beträgt stolze 8,5 Mio. Euro, so dass besondere Aufmerksamkeit erforderlich ist.

In diesem Zusammenhang spielten die Abläufe bei der letzten derartigen Vergabe im Jahr 2014 eine besondere Rolle, denn damals wurden der Kreistag und der Kreisausschuss nicht an der Auftragsvergabe beteiligt. Transparente Auswertungen der Angebote waren bei einer Akteneinsicht eines Kreistagsmitgliedes von SBL und Linken im Vergabeamt nicht ersichtlich. So waren z. B. keine Schätzpreise je Angebot festgelegt worden. Es gab Lose, wo der Auftrag an Bieter ging, deren Preis je gefahrenen Kilometer beim 2,5- bis 3fachen des üblichen lag. Besonders hohe Preise gab es mehrfach genau dann, wenn für ein Los nur ein Bieter ein Angebot eingereicht hatte. Bei der Auswertung im Vergabeamt wurden die Gesamtkosten (Kilometerkosten und Kosten der Begleitperson) zusammen als Maßstab genommen. So gesehen wurde so getan, als ob die Begleiterkosten bei jeder Fahrt anfallen, was aber nicht der Fall ist. (Klick: http://sbl-fraktion.de/?p=5024)

Schätzung der Auftragswerte nicht möglich – Begleitkosten stellen ein Kalkulationsproblem dar.

Eine belastbare Schätzung der Auftragswerte sei im Rahmen des freigestellten Schülerverkehrs nicht möglich, so die Antwort der Kreisverwaltung vom 26.07.2019 auf die Anfrage der SBL vom 16.07.2019.

Unterschiedliche Kalkulationsgrundlagen der Anbieter seien der Grund.

Denn …

1. Nur die „Besetztkilometer“ werden bezahlt. Diese können bei den Bietern untereinander deutlich abweichen (Anfahrt- und Rückfahrtkosten nach Ein- bzw. Ausstieg der zuerst- oder zuletzt beförderten Person werden nicht bezahlt).
2. Unterschiedliche Fahrzeugkosten, je nachdem ob z. B. Fahrzeuge neu beschafft werden müssen, Bestandsfahrzeuge eingesetzt werden oder Fahrzeuge geleast werden.
3. Ein besonderes Problem stelle die Einschätzung der Kosten der Begleitpersonen dar. „Vorliegend war daher für die Einschätzung der zu erwarteten Kosten zunächst vom aktuellen Auftragswert für die gegenständlichen Leistungen auszugehen. Das Ausschreibungsergebnis entspricht den erwarteten Kosten.“

Daher stellte die SBL die Frage, welche Anteile des Einsatzes von Begleitpersonal an den auf den einzelnen Routen durchgeführten Fahrten bei der Auswertung der Angebote zugrunde gelegt wird.

„Aufgrund der aktuellen Fahrsituation wurde bei der Angebotsbewertung in den meisten Fällen die einzusetzende Begleitperson gewertet“, so die Argumentation der Kreisverwaltung. In den Losen, in denen derzeit keine Begleitperson benötigt wird, würde der Einsatz einer Begleitperson nicht gewertet.

Bezüglich der Anteile der begleiteten Fahrten schreibt die Kreisverwaltung, dass 2017/2018 bei 29 und 2018/2019 bei 31 Routen Begleitpersonen eingesetzt wurden. Das sind rund 51 bzw. 54 Prozent. Damit widerspricht die Kreisverwaltung ihrer oben genannten Aussage, dass in den meisten Fällen die Begleitperson gewertet wurde.

Zur Frage des Mindestlohns schreibt die Kreisverwaltung, dass die Einsatzzeiten von der individuellen Situation und der Einsatzplanung eines Bieters abhängen. Je nachdem, ob der Zustieg der Begleitperson am Betriebshof des Bieters oder am Abholort des ersten Schülers erfolge. Ob ein beauftragtes Unternehmen tatsächlich den Mindestlohn von 9,19 Euro pro Std. zahle, könne durch den Auftraggeber selbst nicht aktiv ermittelt werden.

Zur Frage nach der Überprüfung der Angemessenheit der bei einigen Losen sehr hohen Preise je Kilometer, stellt die Kreisverwaltung dar, dass vorrangig der preisliche Abstand zwischen dem erst- und zweitplatzierten Bieter heranzuziehen ist.

Fazit
Hohe Kilometerpauschalen und günstige Begleitkosten, oder: günstige Kilometerpauschalen und hohe Begleitkosten – was ist also „angemessen“? Letztendlich gewinnt das günstigste Angebot. Und das vielleicht auf dem Rücken der Fahrer und Beifahrer. Nämlich wenn es darum geht, ab welchem Standort und bis zu welchem Standort bei Fahrern und Beifahrern der Stundenlohn gezahlt wird (Standort Betrieb, Standort Wohnort des Schülers – denn der Kreis zahlt nur die „Besetztkilometer“, sprich die Kilometer, wo der Schüler mitfährt).

Hoffen wir, dass es nicht wieder nur einen Anbieter bei zahlreichen Losen gegeben hat und die Kosten des Personals angemessen berücksichtigt wurden?! Einzelheiten können wir nicht berichten, da die einzelnen Vergaben nicht-öffentlich erfolgen.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Kreisverwaltung aus den Vorfällen im Jahr 2014 etwas gelernt hat und sich Gedanken bei der themenspezifischen schriftlichen Beantwortung von Anfragen macht, die während der Sitzung nicht beantwortet werden konnten. Dennoch ist sie nicht in der Lage, Durchschnittspreise/eine belastbare Schätzung für eine wirtschaftliche Auswertung der Angebote/Lose zu ermitteln (Preis je gefahrenen Kilometer x Strecke x Anzahl der Schultage + gegebenenfalls Kosten einer Begleitperson).

Vergabe der Schülerfahrten zu den kreiseigenen Förderschulen: Landrat im Büßerhemd

Autor Reinhard Loos, Fraktionsvorsitzender der SBL im Kreistag.
Autor Reinhard Loos, Fraktionsvorsitzender der SBL im Kreistag.

In der Kreistagssitzung am 29. August ging es auch um die Genehmigung einer Dringlichkeitsentscheidung, und zwar über die Vergabe der Schülerfahrten zu den kreiseigenen Förderschulen.

(Unser Autor Reinhard Loos ist Fraktionsvorsitzender der SBL/FW im HSK-Kreistag. Der Artikel ist zuerst auf der Website der Sauerländer Bürgerliste erschienen.)

Für diese Schulen sind spezielle Buslinien eingerichtet, die die Schüler abholen und wieder nach Hause bringen. Für 5 der 7 Förderschulen stand jetzt die Vergabe für die nächsten 5 Schuljahre an, in 57 einzelnen Losen[1]. Bereits am 30. April war die Submission (Offenlegung der Angebote) erfolgt. Am 6. Juni genehmigten der Landrat und ein weiteres Kreistagsmitglied per Dringlichkeitsentscheidung die Vergabevorschläge der Kreisverwaltung.

Für Vergabeentscheidungen mit einem Volumen von mehr als 750.000 Euro ist aber der Kreistag selbst zuständig. Falls dessen Einberufung aus zeitlichen Gründen nicht möglich ist, dann ist der (kleinere) Kreisausschuss gesetzlich zuständig. Und nur in den ganz eng begrenzten Ausnahmefällen, falls sogar der Kreisausschuss nicht mehr einberufen werden kann und außerdem dem Kreis schwerer wirtschaftlicher Schaden droht, darf eine Dringlichkeitsentscheidung getroffen werden, durch den Landrat und ein weiteres Kreistagsmitglied. Dann aber muss der Kreistag in seiner nächsten Sitzung diese Entscheidung genehmigen.

Das ist bei der Vergabe der Schülerfahrten völlig schief gegangen. Die Notwendigkeit einer Dringlichkeitsentscheidung bestand hier nicht, denn das Vergabeverfahren war seit langer Zeit planbar. Und es wäre ausreichend Zeit gewesen, für die Vergabeentscheidung die 16 Mitglieder des Kreisausschusses zu einer Sitzung einzuladen. Immerhin geht es – wie dem Kreishaushalt zu entnehmen ist – um mehr als 1 Mio Euro pro Jahr, bei einer Vergabe über 5 Jahre also um mehr als 5 Mio Euro. Es kam noch schlimmer: Nach Dringlichkeitsentscheidung am 6. Juni unterblieb die gesetzlich erforderliche Unterrichtung und Beteiligung des Kreistags in dessen nächster Sitzung am 27. Juni. Diese erfolgte erst in der übernächsten Sitzung am 29. August, nach fast drei Monaten.

Besonders auffällig: Die Drucksache 8/1944 über die Dringlichkeitsentscheidung trägt zwar das Datum vom 5. Juni, wurde den Kreistagsmitgliedern aber “vorsichtshalber” (?) erstmals am 18. Juli per Mail übermittelt. 43 Tage lang schlummerte der brisante Vorgang in den Schubladen der Kreisverwwaltung. Bei der Durchführung des Verfahrens haben also die zuständige Amtsleiterin und die Leitung der Kreisverwaltung völlig versagt.

Immerhin gestand der Landrat in der Kreistagssitzung ein, dass hier Fehler passiert sind und sich so etwas nicht wiederholen sollte: Wenn er ein Büßerhend besäße, hätte er es heute angezogen. Die SBL hatte wegen der drastischen Mängel eine Änderung der Geschäftsordnung beantragt, mit der Dringlichkeitsentscheidungen deutlich erschwert und die Informationspflichten gegenüber dem Kreistag verbessert werden sollten. Sogar die SPD-Fraktion übte zaghafte Kritik am Ablauf; ein seltenes Ereignis. Man einigte sich schließlich darauf den Vorschlag des Landrats anzunehmen, dass Landrat und Kreisverwaltung zur nächsten Kreistagssitzung Vorschläge zur Änderung der bisherigen Abläufe vorlegen.

Ein weiteres sehr großes Problem sind die Wertungen der in diesem Verfahren eingegangenen Angebote und die daraus entstandenen Vergabeentscheidungen. Immerhin geht es hier sowohl um sehr viel Geld für den Kreis als auch um eine ordentliche Entlohnung der Mitarbeiter der Busunternehmen. Je ein Kreistagsmitglied der SBL und der Linken stellten bei einer Akteneinsicht am 19. Juli im Vergabeamt der Kreisverwaltung eklatante und bisher unvorstellbare Mängel fest.

Einzelheiten können wir hier nicht berichten, da die Vergabeangelegenheiten nichtöffentliche Themen sind.

Eine am folgenden Tag von den beiden Kreistagsmitgliedern eingebrachte schriftliche Anfrage an den Landrat, die etwas Licht in die Angelegenheit bringen sollte, wurde vom Landrat bis zur Kreitagssitzung nicht beantwortet; über die Nichtbeantwortung wurden die Fragesteller erst nach 9 Tagen, direkt vor der Kreistagssitzung, informiert.

Es bleibt also noch sehr viel Klärungsbedarf, und die Angelegenheit wird die Gremien des Kreises noch öfters beschäftigen. Und der Eindruck liegt nahe, dass die zuständige Amtsleiterin nicht nur beim formalen Ablauf der Entscheidung (s.o.), sondern auch bei der Wertung der in diesem Verfahren eingegangenen Angebote hoffnungslos überfordert sein könnte. Das könnte auf Dauer für den Kreis und somit für uns alle sehr teuer werden …

[1] Es geht um die Touren zu 5 Förderschulen. Jede dieser Touren ist bei der Vergabe ein sogenanntes Los, für das der Auftrag einzeln vergeben wird. Jeder Bieter kann also Gebote abgeben für nur ein Los, für mehrere oder viele oder theoretisch auch für alle Lose. Er kann dann den Zuschlag für keines, einzelne oder viele der Lose erhalten, für die er geboten hat; das wird nur auf das jeweilige Los bezogen entschieden.
Im Baubereich sind die einzelnen Gewerke getrennte Lose, z.B. Ausschachten, Rohbau, Elektro, Sanitär, Zimmerer, Dacheindeckung usw.

Schülerbeförderung am Gymnasium Winterberg-Medebach: ich habe da noch eine paar Fragen.

Schulbus im HSK (archiv: zoom)
Schulbus im HSK (archiv: zoom)

Persönlichkeiten, nicht Prinzipien bringen die Zeit in Bewegung. (Oscar Wilde)

„Probleme bei der Schülerbeförderung sollen verringert werden“, heißt es auf der Website der Stadt Winterberg in einem Artikel vom 18. September.

Nachdem der neue Stundenrhythmus am Gymnasium Winterberg-Medebach zu Schuljahresbeginn eingeführt worden sei (ehemals 45 Minuten je Schulstunde; nun 60 Minuten), wären die Schülerinnen und Schüler aus der Sekundarstufe II (Oberstufe) „teilweise enttäuscht“.

Der Grund sei, dass die Schülerinnen und Schüler der Sek II (Klasse 10-12) in der Regel an allen fünf Schultagen bis zur (neuen) 7. Stunde Unterricht hätten. Schulschluss sei erst um 15.50 Uhr. Danach müssten viele Schülerinnen und Schüler noch mit dem Bus in ihren Heimatort fahren. Durch Wartezeiten und die Fahrzeit selbst seien sie daher nicht vor 17 Uhr, teilweise noch später, zu Hause.

Soweit beschreibt der Artikel auf der Website der Stadt die Situation sehr genau. In der Ursachenanalyse verliert er sich allerdings im Unbestimmten.

Zitat:
„Schulleitung, aber auch Schulträger und die Verkehrsbetriebe waren ursprünglich davon ausgegangen, dass durch den neuen Stundenrhythmus auch für die Sek II der Nachmittagsunterricht hätte reduziert werden können.“

Meine Frage: auf Grund welcher Zahlen, Daten, Berechnungen und Planungen konnten diese drei Akteure zu dieser Annahme kommen?

Zitat:
„Dies konnte aufgrund einer Vielzahl von Ursachen leider nicht erfolgen.“

Meine Frage: Welches waren denn die Ursachen?

Zitat:
„G8 ist beschlossen, dies kann man nicht ändern; alle Wirkungen -ob positiv oder negativ- begleiten die Schule nun im Alltag“

Meine erste Frage: Hat „G8“ seit neuestem den Rang eines physikalischen Gesetzes? Natürlich könnte „G8“ geändert werden, wenn es denn politisch beschlossen würde. Selbst in Bayern und Baden-Württemberg rudert die Politik zurück.

Meine zweite Frage: aus welchem Grund kann „G8“ nicht geändert werden?

Zitat:
„Nach ausführlichen Gesprächen mit der Schulleitung und den Beratungen im Rat steht fest, dass die „einzige Stellschraube“ zur weiteren Optimierung von G8 zum jetzigen Zeitpunkt die Verbesserung der Busfahrzeiten im Nachmittagsbereich Richtung Negertal, Hilletal und (z.T.) in die Höhendörfer ist (derzeit Wartezeiten nach Schulschluss bis Abfahrt von rund 60 Minuten).“

Meine Frage:
Wurde in den Gesprächen auch die Auswirkungen der 60-Minuten-Regelung bei gleichzeitigem Stundenausfall erörtert?

Erläuterung:
Es gibt Tage, da gehen Kinder um 6:30 aus dem Haus, haben wegen Freistunden und Unterrichtsausfall lediglich 3(!) Unterrichtstunden und kommen trotzdem erst um 17:15 nach Hause.

Meine Frage:
Könnte nicht auch „der Stundenplan“ eine Stellschraube sein?

Abschließender Gedanke:
Die „Stellschräubchen-Philosophie“ kann unter Umständen die jetzige Unzufriedenheit einiger/vieler Eltern und SchülerInnen mit der Situation am Geschwister-Scholl-Gymnasium entschärfen, aber den sich jetzt schon abzeichnenden Trend einer Abwanderung an Schulen in der Umgebung nicht stoppen. Insbesondere die Berufskollegs mit ihren berufsbezogenen Abiturlehrgängen gewinnen an Attraktivität.

Im Übrigen empfehle ich die Lektüre unseres Blog-Artikels vom 1. Juni 2011, in dem wir die Beschlüsse der Gremien einer kritischen Würdigung unterzogen hatten.

Im Protokoll der dort zitierten Schulpflegschaftssitzung heißt es unter anderem:

„Die endgültige Taktung der Schulstunden ergibt sich nach der Festlegung der Lehrpläne. Ziel ist es auch, die Bussituation unserer Schüler in dem Lehrplan zu berücksichtigen.”

Letzte Frage: Ziel erreicht?

Gedanken zum schweren Schulbus-Unfall in Siegen. Schulkinder müssen ja nicht angeschnallt sein. Oft stehen sie dicht gepackt in überfüllten Bussen.

Schulbus im HSK (archiv: zoom)
Schulbus im HSK (archiv: zoom)

Schnalle ich mich in meinem Privat-PKW nicht an, riskiere ich ein Bußgeld. Sind meine Kinder in meinem Privat-PKW nicht angeschnallt und ich werde erwischt, muss ich zahlen.

Sitzen Schulkinder unangeschnallt in den Bussen, ist das in Ordnung. Sind die Busse überfüllt und die Kinder stehen dicht gepackt auf dem Gang, ist das auch in Ordnung.

Ich schließe das zumindest aus den Realitäten in unseren Schulbussen. Bis mir das Gegenteil bewiesen ist, löse ich diesen offensichtlichen Widerspruch folgendermaßen auf:

Die Städte wollen oder können kein Geld für ausreichenden Platz für alle Schulkinder zur Verfügung stellen. Ökonomie geht vor Sicherheit.

Solange nichts passiert, nehmen es alle Beteiligten, vor allem die Eltern, mehr oder weniger schweigend, wenn auch oft mit unterdrücktem Zorn hin.

Zur Not heißt es: Wir sind damals auch nicht anders zur Schule gekommen.

Heute morgen hat es einen schweren Busunfall im Siegerland gegeben. Der Bus war vorwiegend mit Schülerinnnen und Schülern besetzt. Ob die wohl alle angeschnallt waren und auf ihren Plätzen hockten? Die Untersuchungen werden hoffentlich die Details herausfinden.

Vor über zwei Jahren hatten wir uns hier im Blog schon einmal aufgeregt. Aber es hört ja niemand auf uns und es ändert sich nichts.

Wir hatten auch der Lokalpresse vor über zwei Jahren schon einmal vorgeschlagen, die Situation in den Schulbussen aufzugreifen.

Außerdem im Blog die Kommunalwahl 2009: Warum hat die SPD das Thema “Schulbusse” nicht im Wahlkampf gebracht?

Die Polizeimeldung:

Linienbus prallt in Leitplanke – 15 Personen verletzt

Siegen (ots) – Am Montagmorgen (10.10.2011) um kurz nach 07.00 Uhr prallte ein überwiegend mit Schulkindern besetzter Linienbus auf der K 8 im Bereich des Ortsausgangs Meiswinkel in die Leitplanke. Mögliche Unfallursache nach ersten Feststellungen der Polizei: Nicht angepasste Geschwindigkeit auf nasser Fahrbahn. Bei dem Unfall wurden nach derzeitigem Kenntnisstand insgesamt 15 Personen (14 Schulkinder und 1 Frau) verletzt. Überwiegend trugen die Betroffenen leichte Verletzungen davon. Möglicherweise wurden aber auch vier Personen schwer verletzt. Die Verletzten Personen wurden vor Ort ärztlich versorgt bzw. durch Rettungskräfte Krankenhäusern zugeführt.

Nachtrag zu dem schweren Busunfall: Anzahl der Verletzten auf 30 erhöht

Siegen (ots) – Zwischenzeitlich hat sich die Anzahl der Personen, die heute morgen bei dem Busunfall in Siegen-Meiswinkel verletzt worden sind, auf 30 erhöht. Von diesen ingesamt 30 verletzten Personen zogen sich neun (9) Personen schwere Verletzungen zu und mussten anschließend in Siegener Krankenhäuser eingeliefert werden.

Der 47-jährige Busfahrer erlitt einen Schock und musste mit einem Rettungswagen ebenfalls in ein Krankenhaus transportiert werden.

Meine Einschätzung: Man kann predigen, wie und was man will. Es muss immer erst etwas passieren und dann passiert immer noch nichts. Alles andere wäre ein Wunder.

DerWesten berichtet mit Bildern hier.

Sperrung der L 740 zwischen Silbach und Winterberg: Notfahrpläne für die Schulbusse

Notfahrplan für die SchülerInnen des Gymnasiums Winterberg (Bild: brs)
Notfahrplan für die SchülerInnen des Gymnasiums Winterberg (Bild: brs)

Wegen der Vollsperrung der Landstraße 740 auf Grund von Straßenbauarbeiten zwischen Silbach und Winterberg wird für die Schülerinnen und Schüler nach unseren Informationen ab nächster Woche für die  Buslinien 349 und 356 ein Notfahrplan gelten.

Zwar gibt es bis heute auf der Website der RLG keine Informationen unter dem Menüpunkt  „Aktuelles„, aber mit ein wenig Suchen in den Unterverzeichnissen ist es uns hoffentlich gelungen, die Not-Fahrpläne als PDF zu entdecken.

Die Siedlinghauser SchülerInnen werden beispielsweise nicht mehr den Bus 356 nehmen können, um nach Winterberg zum Gymnasium zu fahren. Sie werden von Siedlinghausen aus mit dem 349er Bus über Brunskappel nach Winterberg gebracht.

Der 356er wird von Olsberg kommend in Wulmeringhausen vom Negertal ins Ruhrtal wechseln und ohne Stopp über die B 480 nach Winterberg fahren. Von Hallenberg kommend geht es umgekehrt die B 480 hinunter, um dann in Assinghausen vom Ruhrtal ins Negertal nach Wulmeringhausen zu wechseln.

Meine Angaben sind ohne Gewähr und entheben natürlich niemanden vom Selbststudium der Fahrpläne.

Hier geht es zum Not-Fahrplan der Linie 356 und zum Not-Fahrplan der Linie 349.

Geklärt ist nach den vorliegenden Fahrplänen noch nicht die Rückfahrt vom Gymnasium Winterberg nach Siedlinghausen bei Nachmittagsunterricht. Sobald wir nähere Informationen haben, werden wir diese veröffentlichen.

Viel Spaß beim Tüfteln. Montag, wenn die SchülerInnen nach dem verlängerten Wochenende aus dem Haus gehen,  muss der neue Plan „sitzen“  😉

Kommunalwahl: Warum hat die SPD das Thema „Schulbusse“ nicht im Wahlkampf gebracht?

Heute habe ich auf der Website von Dr. Karsten Rudolph(SPD) eine Meldung gefunden, die ich inhaltlich sehr interessant finde:

Dr. Karsten Rudolph und Gerd Stüttgen: Landesregierung halbiert Unterstützung für Schülerbeförderung auch für den Hochsauerlandkreis

Meine Güte – aus welchen Gründen hat die SPD dieses Thema nicht im gerade vergangenen Kommunalwahlkampf gebracht?

Kann sie nicht oder will sie nicht?

Bei den Eltern der Schulkinder hätte die >>Sozial<<demokratische Partei Deutschlands im Hochsauerland offene Türen eingerannt.

Ich werde Dr. Karsten Rudolph schreiben und um Antwort bitten.

Die Meldung zum Nachlesen:

Arnsberg/Meschede/Düsseldorf. „Busse und Bahnen interessieren die schwarz-gelbe Landesregierung nicht“, erklärte der SPD-Landtagsabgeordnete Gerd Stüttgen. „In welchem Maße die schwarz-gelbe Landesregierung bei der Schülerbeförderung spart, ist ohne Vergleich“, ergänzt Dr. Karsten Rudolph. Für das Jahr 2005, als die SPD noch an der Regierung war, hätten noch 190 Millionen Euro an Unterstützung für die Verkehrsunternehmen bei der Schülerbeförderung zur Verfügung gestanden. Für das Jahr 2010 wolle die Landesregierung dafür nur noch 98 Millionen Euro ausgeben. Das ist fast eine Halbierung der Mittel. Allein von 2009 auf 2010 sollen die Verkehrsunternehmen 25 Prozent einsparen. „Wie soll das gehen?“ so Stüttgen nach Durchsicht des Landeshaushaltsentwurfs für 2010. Es sei zu befürchten, dass die Qualität insbesondere der Busse im Hochsauerlandkreis unter diesen Einsparungszwängen deutlich leiden werde. „Wahrscheinlich bringen dann in Zukunft noch mehr Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule. Die Politik der Landesregierung ist unökologisch, unsozial und fahrlässig“, kritisiert Karsten Rudolph, gleichzeitig SPD-Bundestagskandidat für im HSK.

Entwicklung der „Erstattungen zum Ausgleich gemeinwirtschaftlicher Leistungen“:

Haushalt 2005 190 Millionen €
Haushalt 2006 168,7 Millionen €
Haushalt 2007 110,6 Millionen €
Haushalt 2008 130 Millionen €
Haushalt 2009 130 Millionen €
Haushalt 2010 98,5 Millionen €

Überfüllte Schulbusse? Zum Schreien!

Harry Potter hatte in seinem Schulbus jede Menge freier Sitze. Zugegeben – der Busfahrer war ziemlich durchgeknallt und der Schaffner ein Verräter, aber Zauber und Magie schützten Harry, so dass er trotz der wilden Fahrt überlebte.

Viele Schülerinnen und Schüler des Hochsauerlandkreises sind sogenannte Fahrschüler und kommen meist mit dem Bus, manchmal auch mit dem Zug zur Schule – ab und an mit Mutti oder Vati im Auto.

Wenn Mutti ihren kleinen Fritzi auf dem Vordersitz transportiert oder sich oder den kleinen Fritzi nicht angurtet, muss sie aufpassen. Wird sie von der Polizei erwischt, kann es ein Bußgeld hageln. Richtig so. Der Staat wacht über Gesundheit und Unversehrtheit der kleinen Erdenmenschen.

Manchmal müssen die Kinder vor ihren Eltern geschützt werden.

Fährt nun allerdings der kleine Fritzi mit dem Schulbus zu seiner Ausbildungsstätte, passieren wundersame Dinge. Klein Fritzi muss sich um einen Sitzplatz kloppen, denn der Schulbus nimmt mehr Kinder mit als er Sitze hat. Der Überhang an Kindern „sitzt“ auf sogenannten Stehplätzen. Wenn diese bestanden, also besetzt, sind, drängen die restlichen Kinder in die Luft zwischen den Stehplätzen. Der Bus ist überfüllt.

Ist eines der Kinder angegurtet? Nein!

Was geschieht, wenn die Polizei ein solches Vehikel erwischt? Dann gibt es Bußgeld, woll!? Nein!

Verstehe ich das mit meinem „gesunden Menschenverstand“? Nein!

Wie kann sich eine derartige Schizophrenie täglich vor den Augen der wissenden Politiker und Eltern abspielen? Ich weiß es nicht.

Wenn ich darüber nachdenke, muss ich fast schreien.

Liebe Bürgermeister aller Gemeinden, in denen diese Situation herrscht: Es gibt Länder, in denen fahren Schulbusse mit höchstens so vielen Schülerinnen und Schülern wie es Sitzplätze gibt.

Kann man das bei uns mit Vernunft durchsetzen? Ich befürchte – Nein!

Wie dann?

Dann, wenn der Schulträger für alle Unfälle, die auf Grund der unzureichenden Ausstattung und Zahl der Busse und Sitze entstehen, haftbar gemacht wird und zwar mit Strafen wie sie beispielsweise in den USA üblich sind.

Eine Millionen Euro für einen gequetschten Finger? Klar doch!

Fünf Millionen für einen gebrochenen Arm? Aber sicher!

So schnell würdet Ihr, liebe Eltern, LehrerInnen und SchülerInnen gar nicht bis Drei zählen können, ehe die oben genannten Missstände beseitigt würden.

Ich befürchte, dass sich andernfalls nichts ändert, weil Bürokraten sich hinter irgendwelchen Floskeln, Vorschriften, Verordnungen und Sachzwängen verschanzen.

Bis dahin, gewissermaßen als Übergang, müssten die Eltern ihrer Empörung dadurch Ausdruck verleihen, dass sie für ein oder zwei Monate den Transport ihrer Kinder selbst übernähmen und sich die Kosten für diese Zeit zurück erstatten ließen.

Macht mal 😉

Einen Artikel zum Thema hatte ich Ende März dieses Jahres anlässlich des ADAC-Schulbustests veröffentlicht.

ADAC Schulbustest – Jetzt sindmüssen die Lokalreporter dran

Der Westen will Input und  - bekommt ihn nicht, denn der Leser will output!
Der Westen will Input und – bekommt ihn nicht, denn der Leser will Output!

Der ADAC hat Schulbuslinien getestet. Das war mindestens eine gute PR-Aktion für den ADAC, aber darüber hinaus auch eine Steilvorlage für die Lokalzeitungen.

Die Journalisten vor Ort könnten sich zum Beispiel fragen: Wie sieht es eigentlich bei uns mit den Schulbussen aus? Unter welchen Bedingungen fahren die Schülerinnen und Schüler jeden Morgen zur Schule und am Nachmittag dann wieder nach Hause. Sitzplätze, Fahrpläne, Sicherheit.

Und dann kommt der interessanteste Arbeitstag seit langem. Ein Reporter fährt Schulbus und berichtet. Er sucht sich eine Strecke aus und steht um 6.45 am Morgen an der Haltestelle. Fährt mit den Schülerinnen und Schülern zur Schule und beobachtet, hört, spricht und fährt so die erste journalistische Ernte ein.

Angekommen an der Schule kann unser Mann oder unsere Frau gleich die Zeit zur Recherche an und in der Schule nutzen. Ausgiebig, denn unser Reporter soll nach Schulschluss auch wieder mit den Schülern nach Hause fahren.

Ich verspreche dem Reporter: Du wirst an diesem Tag so viel erfahren, dass du Stoff und Ideen für mehr als einen Bericht mit in die Redaktion bringst. Du wirst die Situation der jungen Menschen so lebendig beschreiben, dass diese jungen Menschen sich plötzlich in der Zeitung wiederfinden. Und dann hast du, lieber Reporter, neue Leser gefunden und außerdem einen Beitrag dazu geleistet, eine wahre und gute Lokalzeitung entstehen zu lassen.

Stattdessen versuchst du über ein nicht gerade lebendiges Forum im Internetportal deiner Zeitung, die Leser zu animieren, dir doch gefälligst die Informationen ‚rüber zu schieben. Wie ich sehe hat sich noch niemand gemeldet. Das wundert mich nicht, denn:

Du verlangst von deinen Lesern, dass sie dir die Nachrichten „apportieren“. Aber es muss umgekehrt sein: Du sollst „reportieren“ und wenn du dann einen guten Bericht geschrieben hast, werden auch deine Leser reagieren.

Schulbusse aus dem Takt: Schüler am Ende des Schultages ohne Anschluss

Schulbusse - unverzichtbar im ländlichen Raum
Schulbusse - unverzichtbar im ländlichen Raum

Seit die Bildungspolitiker die Pisa-Peitsche ausgepackt haben geht es rund an den Schulen. Die einfache Lösung heißt bei uns: Gesamtschulzeit verkürzen, Unterrichtsstunden pro Tag erhöhen, mehr testen, mehr erwarten. Da sollen Ganztagsschulbetriebe eingerichtet werden, wo weder die Gelder noch die baulichen Voraussetzungen vorhanden sind.

Während in anderen Ländern, wie zum Beispiel Großbritannien sämtliche (!) Klassenzimmer mit digitalen „Whiteboards“ ausgestattet sind, schleppen bei uns die Eltern Eimer mit weißer Farbe in die Klassenräume um in Eigenarbeit zu flicken, was die Schulträger selbst nicht mehr renovieren können.

In den Schulen werden potjemkinsche Scheinprojekte erfunden, die dann als Erfolg gefeiert werden. Zweckräume werden zu „Lernstudios“ umgewidmet, Aktenordner zu Portfolios. Wenn dann die Schulinspektoren weiter gezogen sind, können die Fassaden weiter bröseln und bröckeln und die Lehrerinnen und Lehrer haben immer noch keinen Arbeitsplatz an der Schule.

Das ist natürlich alles maßlos übertrieben und liest sich wie ein substanzloser Rundumschlag. Darum an dieser Stelle ein Detail, welches mich richtig ärgert.

Als die Schule noch von der ersten bis zur sechsten Stunde dauerte, fuhren hier im ländlichen Raum die Busse zur ersten Stunde und brachten die Schüler von der sechsten Stunde nach Hause.

Dazu muss man wissen, dass die Busunternehmen ihr Geld hier bei uns wahrscheinlich mit fast nur einer einzigen Klientel machen – den Schülern. Ich schreibe „wahrscheinlich“, weil diese Erkenntnis allein auf Augenschein beruht.

Schulbeginn / Schulende: Busse voll mit Schülern – keine Schulzeit: Busse leer oder keine Busse.

Seit der Verkürzung der Gymnasialzeit auf 8 Jahre (G-8) sind die Stundenpläne voll gepackt bis zur 7., 8., 9. und 10. Stunde. Wenn die Schüler Schulschluss haben, steht dann aber oft kein Bus mehr vor der Schule. Wenn sie Glück haben steht da „Taxi Mama“. Die Busgesellschaften passen ihre Fahrpläne sehr selten den Stundenplänen der Schulen an.

Dies kann dazu führen, dass ein Schüler zwar nur eine Stunde mehr Unterricht hat, sagen wir mal bis zur 7. Stunde, dann aber kein Bus mehr fährt und die Schülerin eine weitere Stunde warten muss bis ein Bus fährt. Eine Stunde mehr Unterricht zwei Stunden später zu Hause. Es sei denn vor der Schule wartet „Taxi Mama“.

Dieser Bus fährt dann eventuell nicht von der Schule, sondern von einer entfernteren Linienbushaltestelle. Und das Gleiche kann nach der 8., 9. und 10. Stunde passieren.

Die Busgesellschaften scheint das nicht zu stören, denn sie müssen einem höheren Zweck gehorchen, der Taktung an die IC-Fahrpläne.

Es gibt Schülerinnen und Schüler, die erst um 17 Uhr zu Hause sind und dann noch Hausaufgaben machen dürfen.

Der Schultag in Deutschland ist oft völlig fern des gesunden Menschenverstandes, weil zu viele Köche im Bildungsbrei herum rühren.

In diesem Beispiel, waren es die Busgesellschaften. Die sitzen am längeren Hebel, es sei denn die Eltern würden etwas unternehmen, aber die fahren anscheinend lieber „Taxi Mama“ und kaufen noch zusätzlich die Schülerfahrkarte!

Am besten wäre wahrscheinlich eine allgemeiner täglicher Ganztag von beispielsweise 8:30 bis 15:30 wie er auch in anderen Ländern üblich ist. Dann gäbe es auch nur zwei Tageszeiten, an denen die Busse fahren müssten. Einmal hin und einmal zurück.