… und dann noch etwas zur Stadtarchitektur in Kassel sowie einer Buchausleihe
Wandbild im Tunnel unter dem Holländischen Platz in Kassel (foto: zoom)
Die Unterführung am Holländischen Platz besuche ich in regelmäßigen Abständen. Die Graffiti und Wandbilder ändern sich langsam, aber stetig.
Die Straßenkreuzung oberhalb des Tunnels ist weniger attraktiv – ein lauter, stinkender Auto-Moloch, den ich immer wieder zu fotografieren vergesse. Dafür wäre ich beinahe in einen Bilderrahmen hinein gelaufen.
Wandbild („Der König“) von Jackules in der Nähe des Rondells an der Fulda (foto: zoom)
Der Ausflug nach Kassel stand unter keinem Motto, allerhöchstens „raus von zu Haus‘!“. Die hessische Stadt an der Fulda hat vieles, was ich brauche: Bibiothek, Freibad, Grünanlagen und veganes/vergetarisches Essen.
Die beiden Bilder haben indirekt und direkt etwas mit Essen (Speis‘ und Trank) zu tun.
Der Löwe ist Teil eines Wandbildes des Graffiti-Künstlers Jackules. Man findet den zerfließenden König der Tiere in der Nähe des Rondells, wo ich bei Pommes & Ketchup den Blick auf die Fulda genossen habe.
BTW: Ein Bild von Jackules ziert das Starthaus der Wakeboard-Anlage am Hillebachsee in Winterberg/Niedersfeld. Vor fast genau fünf Jahren hatte ich hier im Blog darüber geschrieben.
In der Mensa des AVZ nahe der Dönche gab es leckere vegetarische Lasagne. Die Atmosphäre war sehr entspannt. Der lange leere Tisch erzeugt eine interessante Perspektive und sprachliche Doppelbödigkeit. Mensa ist das lateinische Wort für Tisch/Tafel. Gleichzeitig leitet sich Mensa von „Mensa Academica“ = Universitätsmittagstisch ab. Ein leerer Tisch in einer fast leeren Mensa. Mir hat es geschmeckt.
Die Mensa (lat. Tisch) im AVZ (Naturwissenschaften) nahe der Dönche (foto: zoom)
Unter dem Holländischen Platz (kurz HoPla genannt) in Kassel (foto: zoom)
Die blasse blaue Schrift auf der hinteren Wand habe ich beim Fotografieren nicht wahrgenommen.
Erst nach Download des Bildes von der SD-Card der Kamera auf die Festplatte stach mir der Satz ins Auge:
Sie verlässt ihn
Er tötet sie
Laut einer Statistik des Bundesinnenministeriums (BMI) wurden im Jahr 2023 938 Mädchen und Frauen Opfer von versuchten oder vollendeten Tötungsdelikten. 360 Mädchen und Frauen wurden getötet.
Fast täglich wird in Deutschland eine Frau getötet.
68,6 Prozent der Tötungsdelikte werden dem Bereich der Häuslichen Gewalt zugeordnet. Das bedeutet, dass die meisten Mädchen und Frauen durch innerfamiliäre Gewalt oder Partnerschaftsgewalt getötet werden.
Siehe auch: Femizide – wenn Gewalt gegen Frauen eskaliert
„Obwohl in Deutschland im Schnitt jeden Tag ein Mann versucht, seine (Ex-) Partnerin zu töten, werden Morde an Frauen gesellschaftlich und auch medial häufig als Einzelschicksale ohne strukturellen Hintergrund dargestellt. Tötungen durch den (Ex-) Partner sind weltweit die häufigste unnatürliche Todesursache bei Frauen und auch in Deutschland stirbt fast jeden zweiten Tag eine Frau durch die Hand ihres (Ex-) Partners. Es kommt zu einem Femizid, also der Tötung einer Frau, weil sie eine Frau ist. Nach solchen Taten wird oft von „Eifersuchtsdramen“ oder „Familientragödien“ gesprochen – ein Narrativ, das die strukturellen Machtverhältnisse, die hinter dieser Art von Tötungen stehen völlig aus dem Blick geraten lässt. Diese Sichtweise schlägt sich auch in der Rechtsprechung nieder und führt teilweise zu milderen Gerichtsurteilen.“
Am Nordstadtpark leben sich an einer Wall of Fame unterhalb des Klinikums die Kasseler Graffiti-Künstler*innen kreativ aus.
Ich schaue mir die bunten und anspruchsvoll gestalteten Mauerflächen sehr gerne an. Mit der Zeit verschwinden alte Pieces und neue Graffiti taucht auf. Wiederkommen lohnt sich!
Bei Wikipedia habe ich eine Sammlung des Graffiti-Jargons gefunden: von A wie Aerosol-Junkie bis Y wie Yardrain. Ob das tatsächtich die Sprache der Sprayer*innen ist?
Weitere Bilder sind in der Unterführung am Holländischen Platz, an Gebäuden im Schillerviertel, im Tunnel am Philosophenweg sowie in der Skateboard-Anlage unterhalb der A-49-Brücke an der Fulda zu finden.
Habe ich noch einen Platz vergessen? Augen aufhalten – keine weiteren Kommentare – Interpretationen beliebig.
Als ich gestern das Wandbild unter dem Holländischen Platz in Kassel sah, nannte ich es spontan Der Schrei, rekursiv.
Die geschlossenen Augen lassen mich nach längerem Betrachten aber eher an eine Zahnbehandlung denken. Das Graffito wäre in diesem Fall die Rekursion des Blicks der Ärztin/des Arztes in den geöffneten Mund der Patientin.
Wandbild in der Hall of Fame unter dem Holländischen Platz in Kassel (foto: zoom)
In den letzten Tagen habe ich es nicht zu meinem Computer geschafft, um das Blog aktuell zu halten. In der nächsten Woche wird es wahrscheinlich weitergehen. Es sind keine dramatischen Gründe, die mich am Schreiben hindern, allerdings ist im „Real Life“ einfach zu viel los.
Das alte Jahr ist geschafft, 2024 ist schon voll im Gange. Die Bilder der Jahreswende liegen auf der Festplatte des Notebooks. Ich zwinge sie in einen Sinnzusammenhang.
Die Auswertung muss warten, obwohl die Tage gezählt sind, laut Inventur 365.
Ohne Worte (foto: zoom)
Ein Spaziergang am Silvestermorgen. Die Gedanken wollten einfach nicht in den Jahresrückblick schweifen.
Ich höre schon das Signalhorn der Regionalbahn. (foto: zoom)
Die Gleise hätte ich gut als Symbol für einen Ausblick verwenden können, aber dann hörte ich das Signal der Regionalbahn hinter dem Viadukt. Die Metapher bleibt bis auf weiteres inhaltsleer.
Auf dem Weg an der Hohen Bracht: Ski und Rodel suboptimal (foto: zoom)
Auf dem Weg nach Westen liegt die Hohe Bracht. Kurz zum Turm abzweigen, fehlenden Schnee gucken und weiter, weiter, weiter.
Kölner Dom (foto:zoom)
Auf der Schäl Sick standen einst Fabrikgebäude, heute wertvolles Bauland mit Rhein- und Domblick. Abbruch für die weitere Gentrifizierung.
Architektur als Hafenmetapher (foto: zoom)
Bei den drei Kranhäusern handelt es sich um Hochhäuser im Kölner Rheinauhafen in der Altstadt-Süd.
Es wird dunkel und die Silvesternacht rückt näher. Besondere Pläne habe ich nicht. So bleibt es bei den drei spontanen Vorsätzen: weiter, weiter, weiter. Als Wunsch steht Gesundheit ganz weit oben auf der Liste. Danach folgt…
Der Philosophenweg am 28. Dezember 2023: Schmale Fahrbahn, viele parkende Autos (foto: zoom)
Der Philosophenweg in der Kasseler Südstadt soll nach längeren Planungen, Workshops und Informationsveranstaltungen im nächsten Jahr zu einer Fahrradstraße umgestaltet werden.
Nicht alle Anwohner*innen waren und sind von der Veränderung begeistert, müssen sie doch in Zukunft auf ca. 30 Parkplätze für ihre Autos verzichten.
Ich selbst werde hoffentlich im Laufe des Jahres 2024 als gelegentlicher Besucher der Südstadt in Ruhe und mit aller philosophischen Gelassenheit von der Karlsaue zur Wilhelmshöher Allee radeln oder als Fußgänger die Graffiti in der Hall of Fame am unteren Ende des Philosophenwegs bestaunen.
Am 11. November hatte ich zum Thema Philosophenweg-Fahrradstraße einen Blogartikel veröffentlicht.
Aufregung am Philosophenweg in Kassel. Die Straße soll in eine Fahrradstraße umgebaut werden. (foto: zoom)
Wenn ich in Kassel bin, nutze ich häufig – zu Fuß oder mit dem Rad – den Philosophenweg, um von der Karlsaue zur Wilhelmshöher Allee (oder umgekehrt) zu gelangen. Dabei lasse ich mir Zeit, um die Graffiti der Hall of Fame in der Unterführung zu betrachten.
Aus meiner Sicht ist der Philosophenweg eine unangenehm enge und vollgeparkte Straße, aber ich bin weder Kasseler, noch Kasselaner oder gar Kasseläner. Meine Meinung als gelegentlicher Flaneur zählt nicht viel.
Rad und Auto im Philosophenweg heute (foto: zoom)
Einige autofahrende Anwohner*innen wollen keine Fahrradstraße, insbesondere weil durch den Umbau der Straße Parkplätze wegfallen würden.
Schon heute parken laut Straßenverkehrs- und Tiefbauamt der Stadt Kassel viele Autos „illegal“ – genauer aufgeschlüsselt:
Straßenverkehrs-Ordung (StVO)-konformes Parken: ca. 65 Plätze
Nicht StVO-konformes Parken („Falschparker“): ca. 30 Stück, Grund: Die für Rettungswagen freizuhaltende Fahrbahnbreite von 3,05 m wird nicht eingehalten
Parken auf Gehwegen: ca. 14 Plätze – die verbleibende, noch nutzbare Gehwegbreite beträgt unter 1,60 m und ist damit nicht barrierefrei nutzbar
Eine Bürger*inneninitiative, welche die Fahrradstraße verhindern will, hat sich gebildet. Viele „Nein zur Fahrradstraße! Der Philosophenweg gehört allen!“-Plakate (s.o) hängen in den Fenstern.
Das Straßenverkehrs- und Tiefbauamt der Stadt Kassel lädt für den 23. November den Ortsbeirat Südstadt und alle interessierten Anwohnerinnen und Anwohner zu einer Informationsveranstaltung über die Planungen im Philosophenweg in die Mensa der Auefeldschule ab 19 Uhr ein.
Eine Woche vorher wollen sich Anwohner*innen treffen, um sich abzustimmen.
Informationszettel der „Nein zur Fahrradstraße!“-Initiative an Autos im Philosophenweg. (foto: zoom)
„Der Philosophenweg gehört allen!“ ist eigentlich keine schlechte Parole, denn wem gehört die Straße heute?
„Der Philosophenweg gehört allen!“ (foto: zoom)
Ich bin gespannt, wie der Konflikt ausgeht. Vielleicht beginne ich doch noch eine Karriere als Kasseler. Und wenn nicht, möchte ich doch als gelegentlicher Besucher in Ruhe und mit aller philosophischen Gelassenheit von der Karlsaue zur Wilhelmshöher Allee radeln oder als Fußgänger Graffiti in der Hall of Fame bestaunen.
Veröffentlichung vor 100 Jahren: Joseph Roths Roman „Das Spinnennetz“, der vor hundert Jahren erschienen ist, thematisiert den Aufstieg des Nationalsozialismus und Rechtsextremismus in der Weimarer Republik. Die Charakterzeichnung der Hauptfigur steht für eine Mitläuferfigur. Deren Ideologisierung lässt Verlaufsformen erkennen, welche auch den Rechtsextremismus der Gegenwart prägen … endstationrechts
Greta Thunberg & Antisemitismus in der Umwelt- und Klimaschutzbewegung: während ich eine selbstkritische Auseinandersetzung mit vor allem linkem und israelbezogenem Antisemitismus in Deutschland auch nach dem Documenta15-Desaster beobachte und wo immer möglich unterstütze, postete die schwedische Gründerin von Fridays for Future, Greta Thunberg, einen einseitig gegen die Republik Israel gerichteten Pro-Hamas-Streikaufruf auf Instagram, verbunden mit diesem Selbstbild … scilogs
Abschiebegesetze der Ampel: Die Ampelregierung verkauft ihre neuen Abschiebegesetze als großen Wurf. Doch ihre Wirksamkeit ist fraglich. Mit den Verschärfungen reagiert die Ampel auf eine Debatte, die allein von Stimmungsmache lebt … tagesschau
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