IVW-Zahlen III / 2016: weitere Auflagen- und Abonnentenverluste auch für die Westfalenpost

Auch im dritten Quartal Verluse für die WP/WR in Meschede, Warstein und Brilon. (screenshot: ivw)
Auch im dritten Quartal Verluse für die WP/WR in Meschede, Warstein und Brilon. (screenshot: ivw)

Die Daten der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) zeigen, dass die Verkaufszahlen der lokalen Tageszeitungen auch bis zum dritten Quartal 2016 weiterhin flächendeckend geschrumpft sind.

Eine ausführliche Analyse der 78 größten deutschen Regionalzeitungen liefert MEEDIA.

In NRW sieht es laut MEEDIA recht unterschiedlich aus. Während die Verluste von Westfalenblatt und Ruhr-Nachrichten unter 3% liegen, geht es für die Zeitungen der Funke Medien Gruppe, zu der auch unsere Westfalenpost gehört, mit 6,6% bergab.

Die Quartalszahlen für die Westfalenpost/WR Meschede, Warstein, Brilon weisen bei den Abonnenten innerhalb eines Jahres ein Minus von 4,54 % aus. Der Abonnentenstamm hat sich von 28.001 auf 26.730 verringert.  Das sind in absoluten Zahlen 1.271 Abbonenten weniger.

Die Druckauflage ist von 31.022 auf 28.995 Zeitungen (-6,53%) gesunken.

Betrachtet man den Fünfjahreszeitraum vom dritten Quartal 2011 bis 2016 ergeben sich folgende Zahlen:

Die Westfalenpost hat in fünf Jahren ein Fünftel ihrer Abonnenten verloren. (screenshot)
Die Westfalenpost/WR (Mes/Bri/Wa) hat in fünf Jahren ein Fünftel ihrer Abonnenten verloren. (screenshot)

Die heimische Zeitung, die als Tageszeitung eine Monopolstellung hat, verlor in den letzten Fünf Jahren 6.852 Abonnenten, das ist ein gutes Fünftel. Gleichzeitig sank die Druckauflage um fast ein Viertel.

Die Spalte mit dem ePaper darf nicht aufgerechnet werden, sondern ist in den Auflagen enthalten. Das ePaper kannibalisiert gewissermaßen einen Teil der Druckauflage.

Wie wird es weitergehen? Wird die gedruckte Tageszeitung überleben?

Ich glaube nicht, dass die gedruckte Tageszeitung überleben wird. Der große Werbekuchen wird inzwischen woanders verteilt (Facebook, Google, YouTube …). Ich kenne viele Menschen, die sich seit einiger Zeit nicht mehr oder nicht mehr ausschließlich durch „ihre“ Lokalzeitung  informieren. Die Westfalenpost selbst ist zwar auch auch im Netz unterwegs, dort aber, obwohl sie eine eigene Website hat, teilweise zum Content-Lieferanten für Facebook geworden.

Der Kauf der Online-Klickfalle heftig.co durch die Funke Mediengruppe zeigt, dass es im Zweifel eher um den Werbeklick als um die journalistische Qualität gehen könnte.

Ansonsten warten wir jetzt ab, was das vierte Quartal bringen wird. Die Zahlen werden in der zweiten Januarhälfte online sein.

Pohäh! Pöhse Pohlen(?) plücken Pilze – primminell. Angstraum Wald.

Fliegenpilz
Mmhh, lecker – Das Schicksal der Pilzhüte: Sporen verteilen und aufgefressen werden (archivfoto: zoom)

Die unterirdischen Myzele der Pilze sind für unserer Bäume überlebenswichtig. Die Fruchtkörper der Basidiomyzeten tauchen nur kurz auf, um Millionen von Sporen zu verbreiten. Dann sind sie wieder weg.

Der eigentliche Pilz lebt unterirdisch auf oft hunderten Quadratmetern. Dort verbindet er sich symbiotisch mit den Wurzeln der Bäume. Er liefert dem Baum Mineralien und Wasser, während der Baum dem Pilz die während der Fotosynthese gebildeten Nährstoffe abgibt. Eine Win-Win Situation. Mykorrhiza nennt man das.

Soweit zur Biologie.

Und nun zur heimischen Zeitung.

Auf der Jagd nach Sex & Crime hat sich unser Heimatblatt diesmal dem Pilz gewidmet und verpasst eine Satire nur haarscharf: „Banden plündern Pilze in den heimischen Wäldern“ heißt es in Print und Bytes. Der Artikel wird mit einem Foto aus uralten Beständen der dpa bestückt, welches nicht viel mit dem Inhalt zu tun hat.

Die Fotografie von Patrick Pleul zierte beispielsweise schon den Artikel „Wegen optimalem Klima – Pilz-Sammler in Hessen kommen auf ihre Kosten“ aus dem Jahr 2014. Auch den Artikel „Förster rechnen mit gutem Pilzjahr“ schmückt das Bild.

Und jetzt widmet sich die WP Meschede dem Pilzklau. Pilzklau?

Dazu ein kleiner Exkurs:

Ich habe mal eine Radtour durch Polen gemacht. Kulturschock, denn normalerweise kann man auf einer Radtour in der freien Natur schon mal um die Ecke pinkeln gehen. Nicht so in Polen.

Da ging es so: Harndrang! Allein in der Natur? Umgucken! Alles scheint menschenleer. Ab zum Busch. Mist! Da pflückt schon jemand Beeren. Aber da der Baum. Mist! Da pflückt schon jemand Pilze. Nächster Baum. Schon wieder Sammler .. usw … usw …

Ich habe noch nie eine solch menschenleere Landschaft mit so vielen Früchte sammelnden Menschen wie in Polen gesehen.

Später im Urlaub habe ich mich mit einer älteren Polin unterhalten, die ihre Verwandten in Deutschland besucht hatte. Sie erzählte mir voller Empörung/Unglauben/Entsetzen, dass sie dort in Deutschland auf dem Land unterwegs gewesen sei. Alles voller Beeren, Pilze – Früchte im Überfluss und „KEIN DEUTSCHER HAT DIESE SCHÄTZE GEPFLÜCKT“.

Kulturschock.

Und jetzt kommt die Westfalenpost mit einem dummen Artikel, der doch eine solch gute Satire hätte werden können: „Banden plündern Pilze in den heimischen Wäldern“ – Bild von Patrick Pleul wie oben.

Wichtig ist anscheinend folgendes:

„Die Sammler, meist handelt es sich um junge Männer aus dem osteuropäischen Raum, werfen zunächst alles zusammen, später wird die Beute sortiert, ehe sie auf dem Schwarzmarkt verkauft wird.“

Der osteuropäische Raum! Geht es auch eine Nummer kleiner?

„Dass durch die massenhafte Sammlung der Bestand an Pilzen reduziert wird und geschützte Exemplare verschwinden, ist das eine Problem.“

Welches sind die geschützen Exemplare? Muss ich doch wissen. Verrät die WP aber nicht.

Liebe Westfalenpost, der Pilz lebt unter der Erde. Gesammelt wir nur der Fruchtkörper.

„Die illegalen Sammler vertreiben das Wild“.

Ab wann ist ein Sammler legal?

Der beste Satz kommt jetzt. Bambi zittert im Unterholz.

„durch die Mengen an Menschen trauen sich die Tiere nicht mehr aus dem tiefen Wald“.

Anstatt ein Foto von dpa zu nehmen, hätte der Autor doch einfach mal in den Wald gehen können, um diese Mengen zu fotografieren. Wenn es solche Mengen sind, sollte das kein Problem sein.

Warum gehen diese Verbrecher gebückt?

„Diese Gruppen gehen zum Teil gebückt und besonders leise durch das Unterholz. Das ist etwas, was die Tiere nicht von Menschen kennen.“

Bambi erleidet ob dieser kognitiven Dissonanz einen Herzinfarkt.

„Schwerpunkte momentan: bei Wennemen und bei Rüthen“.

Angstraum Wald.

Trübe Aussichten: Die Westfalenpost in Meschede, Brilon und Warstein verliert weiterhin Abonnenten.

Die neuen Zahlen der Informationsgesellschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) für das zweite Quartal 2016 signalisieren eine Fortsetzung der Abwärtsspirale für die Printmedien im Hochsauerland. 

In den letzten fünf Jahren hat beispielsweise die Westfalenpost mit ihren Redaktionen in Brilon, Meschede und Warstein 20%, ein Fünftel ihrer Abonnentinen und Abonnenten verloren.

Die Entwicklung der Westfalenpost Brilon/Meschede/Warstein. (Screenshot: ivw)
Die Entwicklung der Westfalenpost Brilon/Meschede/Warstein 2011-2016. (Screenshot: ivw)

Die Verluste über das letzte Jahr, also den Vergleichszeitraum 2/2015 – 2/2016, betrugen 4,77%.

Auch im letzten Jahr keine positive Entwicklung bei der WP im Hochsauerland.
Auch im letzten Jahr keine positive Entwicklung bei der WP im Hochsauerland.

Anscheinend haben die Veränderungen des letzten Jahres – u. a. Wechsel von Redaktionsleitungen, neue MitarbeiterInnen, vorsichtig offensivere Berichterstattung, massives Auftreten bei Facebook- keine Trendwende einleiten können.

Ich persönlich denke nicht, dass es die Westfalenpost schaffen wird, in irgendeiner Zukunft wieder ein prosperierendes Print-Sub-Unternehmen der Funke Mediengruppe zu werden.

Dafür müsste sich die Zeitung unentbehrlich machen, die Türsteherfunktion für wichtige Nachrichten, die sie solange -durchaus auch überheblich- ausgeübt hat, wiedererlangen.

Wie soll das im Zeitalter des Internets funktionieren?

Die Verleger müssten es entweder schaffen, qualitativ hochwertigen konkurrenzlosen Journalismus zu produzieren oder die Konkurrenz -die Offenheit des Internets- zu zerstören.

Print stirbt einen langsamen Tod in den blauen Tonnen des Papierabfalls.

Alles weitere später …

 

Aufgelesen: Funke Mediengruppe vermeldet für Funke Medien NRW – 20 Mio. € Verlust

Die WAZ ist Geschichte und heißt jetzt Funke-Medien Gruppe. (archivfoto: zoom))
Die WAZ ist Geschichte und heißt jetzt Funke-Medien Gruppe. (archivfoto: zoom))

Das Funke-Medien-kritische Blog „Funke-Medien“ weist auf  auf bedenkliche Zahlen im Jahresabschluss 2014 des Konzerns hin. Zu den aufgeführten „Funke Medien NRW“ gehört auch unsere heimische Westfalenpost.

Der letzte veröffentlichte Jahresabschluss der Funke Mediengruppe GmbH Co. KGaA, Essen, weise, so ein Artikel im Blog, „mächtige Verluste“ für die Funke Medien NRW in Höhe von – 20,8 Mio. € aus.

Und weiter:

Für die Zeitungsgruppe Hamburg werden als Beteiligungsergebnis – 11,9 Mio. € aufgeführt. Zu den Ergebnisträger im Zeitungsgeschäft von Funke gehören die Mediengruppe Thüringen mit + 8,6 Mio. € und das Medienhaus BZV mit 12,8 Mio.€. Das größte Ergebnis erwirtschafte die Funke Zeitschriften GmbH mit + 49,606 Mio. € ein. Die Gesamtbezüge der Mitglieder der Gruppengeschäftsführung betrugen 5,1 Mio.€, für ehemalige und Hinterbliebene sind es weitere 1,9 Mio. € und 30,1 Mio. € Pensionsrückstellungen. Wie sich die Verlustzahlen ergeben, lässt sich aus dem veröffentlichten Jahresabschluss nicht erklären.

Die Zahlen im Einzelnen:
aus dem Jahresabschluss 2014

Funke Medien NRW    – 20,843 Mio. €

Funke Druck GmbH.    –  2,810 Mio.€

Funke Zeitschriften    + 49,606 Mio. €

ZTG Thüringen            + 8,634 Mio. €

BZV Medienhaus         + 12,866 Mio. €

Zeitungsgruppe HH    – 11,909 Mio. €

Quelle:
https://funkemedien.wordpress.com/2016/04/22/funke-mediengruppe-vermeldet-fuer-funke-medien-nrw-20-mio-e-jahresergebnis/

Quartalszahlen der Printmedien: für die Westfalenpost geht der Sinkflug weiter …

Der heutige Lokalteil der WP hatte einige interessante Artikel, aber reicht das? (foto: zoom)
Der heutige Lokalteil der WP hatte einige interessante Artikel, aber reicht das? (foto: zoom)

Heute sind die neuen Quartalszahlen der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e. V. (ivw) erschienen.

Unsere heimische Westfalenpost wird als Produkt der Funke-Medien-Gruppe mit der Ausgabe Meschede/Brilon/Warstein erfasst.

Leider gibt es keine Trendumkehr für die Lokalzeitung. Auch im vergangenen Quartal hat die Westfalenpost Mes/Bri/Wa 5% ihrer Abonnenten verloren.

Die Westfalenpost verliert, wie die meisten Print-Medien, Abonnenten. (screenshot quelle: ivw)
Die Westfalenpost verliert, wie die meisten Print-Medien, Abonnenten. (alle screenshots quelle: ivw)

Über einen Zeitraum von sechs Jahren hat sich fast ein Viertel der LeserInnen von „ihrer“ Zeitung verabschiedet:

Der Trend weg von der gedruckten Lokalzeitung ist langfristig.
Der Trend weg von der gedruckten Lokalzeitung ist langfristig.

Auch in Arnsberg sieht es nicht besser aus. Von 2010 bis 2016 hat die dortige Ausgabe der Westfalenpost 23,37% der Abonnenten verloren:

Die Zahlen für die WP in Arnsberg sind auch nicht ermutigend.
Die Zahlen für die WP in Arnsberg sind ebenfalls nicht ermutigend.

Die heutige Ausgabe der Westfalenpost (WP) beinhaltete einige interessante Themen, aber reicht das um den Niedergang aufzuhalten?

Ich nenne hier die drei Inhalte, die mich interessiert haben und für die ich heute die 1,70 Euro ausgegeben habe.

1. Nachhilfe für jeden siebten Schüler

2. Klimawandel als Chance

3. Marke Winterberg im „Tourismuskonzept 2020 plus“ mit neuen Ideen beleben

Die Artikel sind alle gut geschrieben, die Ausgabe ist besser als viele Ausgaben die ich vorher gelesen habe, aber:

Ich habe nichts Neues erfahren.

Update: Die Gründe dafür werde ich in einem gesonderten Beitrag zu erklären versuchen. An dieser Stelle nur soviel: Die Artikel sind für mich eher Vordergrund- als Hintergrundartikel. Sie liefern mir nur sehr wenige neue Erkenntnisse.

Warum also sollte ich mir die WP kaufen oder sie gar abonnieren?

Fundstücke: „Das Rothaargebirge sieht nur so aus wie Natur“

Das muss ja mal gesagt werden: Alles Fake (quelle: stadtarchiv brilon)
Das muss ja mal gesagt werden: Alles Fake (quelle: stadtarchiv brilon)

… das von menschlicher Hand mit Fichtenkulturen bepflanzte Rothaargebirge sei keine Natur, „das sieht nur so aus“.

Westfalenpost Brilon 13. Juni 1979

Anfrage der SBL/FW zum Artikel „Ungeklärte Identität“ vom 17.03.2016 in der Westfalenpost

Meschede/Arnsberg. (sbl_pm) Am 17.03.2016 veröffentlichte die Westfalenpost Meschede einen Artikel zum Thema „Asylbewerber“ mit der Überschrift „Ungeklärte Identität“.

(Die Sauerländer Bürgerliste hat dazu gestern die hier wiedergegebene Anfrage gemäß § 11 Abs. 1 der Geschäftsordnung des Kreistags an den Landrat gestellt.)

Die Informationen, auf denen der Bericht basiert, erhielt der Redakteur offenbar von Mitarbeiter/Innen der Kreisverwaltung. Unsere Fraktion hat zu den im Artikel dargestellten Sachverhalten einige Fragen. Zum besseren Verständnis zitieren wir hier einige Aussagen und stellen dazu jeweils unsere Frage:

  1. WP: „Die ungeklärte Identität von Asylbewerbern ist ein Massen-Phänomen“ –
    Frage: Auf welchen Fakten basiert die Erkenntnis, dass es sich um ein Massen-Phänomen handelt?
  2. WP: „Von den aktuell 3509 Asylbewerbern im Hochsauerlandkreis stehen bei einem Großteil die Personalien nicht sicher fest.“ –
    Frage: Was sind in erster Linie die Gründe dafür, dass die Personalien einiger Geflüchteter und Migranten noch nicht sicher feststehen?
  3. WP: „2400 von ihnen hatten noch keine Anhörung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, von ihnen sind noch keine Fingerabdrücke genommen worden.“ –
    Fragen: Warum hatten 2.400 Flüchtlinge noch keine Anhörung beim Bundesamt, aufgeteilt nach Gründen und Herkunftsland?
    Wie viele Flüchtlinge warten schon länger als 3, 6, 9, 12, 15, 18 Monate auf ihre Anhörung beim Bundesamt?
  4. WP: „117 Abschiebungen sind 2015 durchgeführt worden, vor allem nach Serbien, Albanien und Kosovo.“
    Fragen: Wie teilen sich die 117 Abschiebungen des Jahres 2015 auf die einzelnen Zielländer auf, wie im laufenden Jahr?
    Wie viele sogenannte freiwilligen Rückreisen gab es, und wie teilen sie sich auf?
    Welche Hilfen und Unterstützung erhielten „freiwillig“ Ausreisende im letzten und in diesem Jahr durch den HSK und/oder in dessen Auftrag?
    Wie viele Abschiebungen sind gescheitert, und aus welchen Gründen?
    Welche Kosten sind in diesem Zeitraum für durchgeführte und geplante Abschiebungen entstanden?
  5. WP: „Im Kreishaus kennt man die besondere Problematik straffällig gewordener Asylbewerber.“
    Frage: Wie viele Flüchtlinge und Asylbewerber erhielten im Jahr 2015 bis heute ein Strafverfahren wegen angeblich illegaler Einreise?
    Wie viele dieser Verfahren wurden von der Ausländerbehörde des HSK initiiert?
  6. WP: „Einige, ….., fallen durch Eigentumsdelikte, Körperverletzungen und Dealen auf – allerdings nicht hier in der Region, wo sie sich eigentlich aufhalten müssten, sondern in den Großstädten. Die Ausländerbehörde erfährt nur über Strafanzeigen davon. Delikte wie Schwarzfahren seien ‚an der Tagesordnung‘.“
    Fragen: In wie vielen Fällen von Eigentumsdelikten, Körperverletzungen, Dealen und Schwarzfahren durch im HSK gemeldete Asylbewerber und Migranten kam es 2015 und 2016 zu einer rechtskräftigen Verurteilung?
    Wie oft wurden tatverdächtige Asylbewerber frei gesprochen?
    Wo ereigneten sich die Straftaten?
    Welche Strafmaßnahmen wurden verhängt?
    Wie viele verurteilte Asylbewerber und Migranten gingen in Berufung?
  7. WP: „Abgelehnte Asylbewerber werden im Kreishaus auf ihre Passpflicht hingewiesen: Sie müssen mithelfen, ihre Identität zu klären, indem sie Geburtsurkunden oder Schulbescheinigungen besorgen.“
    Frage: Welche Anhaltspunkte hat die Kreisausländerbehörde dafür, dass Behörden und Verwaltungen in Kriegs- und Krisengebeiten – wie beispielsweise Syrien und Mali – so gut und effektiv funktionieren und arbeiten, um ihren im Ausland befindlichen Staatsbürgern innerhalb bestimmter Fristen die von deutschen Behörden verlangten Ersatz-Dokumente auszustellen?
  8. WP: „Neben der unklaren Identität sind medizinische Gründe das zweite Haupt-Hindernis gegen Abschiebungen. … Zuletzt wurde einer serbischen Asylbewerberin in Hallenberg ärztlich bescheinigt, sie sei depressiv geworden, weil sie auf die Sauerländer Berge starren musste – die Kreisverwaltung musste daraufhin ein Gegen-Gutachten in Auftrag geben, um die Reisefähigkeit zu beweisen.“
    Frage: Ist es rechtens und zulässig, dass die Ausländerbehörde öffentlich aus Krankenakten von Asylbewerbern zitiert?
    Wir möchten Sie auch bitten zu beantworten, ob bei der Patientin aus Hallenberg, abgesehen von dem in der WP erwähnten Anblick der Sauerländer Berge, weitere und schwerwiegendere Gründe für eine Depression vorliegen, ob die Asylbewerberin aus Hallenberg entsprechend ihrer Diagnosen behandelt wurde und wird, welcher Arzt für welches Honorar im Auftrag der Kreisverwaltung das Gegen-Gutachten „Fit für Abschiebung“ erstellt hat und ob sich die Frau noch in Deutschland aufhält oder ob sie zwischenzeitlich abgeschoben oder zur „freiwilligen“ Ausreise veranlasst worden ist?

Abschließend möchten wir Sie an folgend aufgeführte noch nicht beantwortete Anfragen der SBL/FW aus dem letzten Jahr erinnern und fragen, wann wir mit Ihren Antworten rechnen können?

  • „Mehrausgaben für Menschen mit Duldung, die keine Arbeitserlaubnis erhalten“ vom 11.08.2015
  • „Anzahl der im HSK bisher aufgenommenen Flüchtlinge“ vom 22.09.2015

Was will uns die Westfalenpost sagen? Ein zusammengerührter Artikel über Asylbewerber – oder so.

„Asylbewerber. Ungeklärte Identität“, lautet die Überschrift im gestrigen Artikel der Westfalenpost(WP) Meschede. Mich persönlich entsetzt dieser Beitrag der Heimatzeitung, weil er rassistische Ressentiments bedient ohne vernünftige Belege zu liefern.

Die ungeklärte Identität von Asylbewerbern sei, so der Autor „ein Massen[sic!]-Phänomen“: Von den aktuell 3509 Asylbewerbern im Hochsauerlandkreis stünden „bei einem Großteil“ die Personalien nicht sicher fest. 2400 von ihnen hätten noch keine Anhörung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, von ihnen seien noch keine Fingerabdrücke genommen worden. Dies habe die Kreisverwaltung auf Anfrage mitgeteilt, so die WP.

Da haben wir schon einmal die Schlagworte: „Asylbewerber“, „Massenphänomen“, „Großteil“. Ist klar, wo der Feind steht, liebe LeserInnen, oder?

Leider hat es der Autor der Zeilen versäumt, mitzuteilen, aus welchen Gründen dieses „Massenphänomen“ stattfindet. Wer trägt die Schuld? Die Asylbewerber? Das Bundesamt? Der Hochsauerlandkreis?

Wer eigentlich hat die Anfrage „auf Anfrage“ gestellt? Aus welchen Gründen hat die WP nachgefragt und dann doch wieder nicht weiter gefragt, wie man es von einer ordentlichen Zeitung erwarten sollte.

„In erster Linie mangelt es auch hier an den fehlenden Dokumenten“, berichtet die Zeitung über den Fall, dass ein Pakistani und ein Kirgise (2! von 3509) nicht abgeschoben werden konnten: ungeklärte Identität.

Neben diesen beiden bösen Burschen kommt dann noch Folgendes dazu: “ Im Kreishaus kennt man die besondere Problematik straffällig gewordener Asylbewerber:

„Einige“, so Kreissprecher Martin Reuther, fallen durch Eigentumsdelikte, Körperverletzungen und Dealen auf – allerdings nicht hier in der Region, wo sie sich eigentlich aufhalten müssten, sondern in den Großstädten. Die Ausländerbehörde erfährt nur über Strafanzeigen davon. Delikte wie Schwarzfahren seien „an der Tagesordnung“.

Aha: „Einige“ … und „Delikte wie Schwarzfahren seien „an der Tagesordnung““

Geraune ohne Zahlen und Belege.

„Abgelehnte Asylbewerber werden im Kreishaus auf ihre Passpflicht hingewiesen: Sie müssen mithelfen, ihre Identität zu klären, indem sie Geburtsurkunden oder Schulbescheinigungen besorgen.“

Warum, liebe Westfalenpost, klappt das nicht?

Ich stelle mir vor, wie ein Flüchtling zurück in den Krieg schwimmt (Mittelmeer reverse mode), um sich beispielsweise in Syrien seine Geburtsurkunde oder Schulbescheinigung zu besorgen.

Ach, ehrlich gesagt, weiß ich wirklich nicht, welchen Zweck dieser Artikel verfolgt. Recherchiert wurde anscheinend kaum, diffamiert dafür um so mehr.

Dient der Artikel der Aufklärung? Nein!

Noch einmal:

Die ungeklärte Identität von Asylbewerbern ist ein Massen-Phänomen: Von den aktuell 3509 Asylbewerbern im Hochsauerlandkreis stehen bei einem Großteil die Personalien nicht sicher fest. 2400 von ihnen hatten noch keine Anhörung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, von ihnen sind noch keine Fingerabdrücke genommen worden. Das teilt die Kreisverwaltung auf Anfrage mit.

Aus welchen Gründen

  • stehen die Personalien nicht sicher fest
  • hatten Flüchtlinge noch keine Anhörung
  • wurden keine Fingerabdrücke genommen

Artikel dieser Art sind der Grund, warum ich die Westfalenpost nur noch mit spitzen Fingern anfasse. Viel zusammengerührt, nichts erklärt, den Braunen Futter geliefert.

Landrat vs Westfalenpost 0:1, wenn da nicht das kleine „so“ wäre …

Wer sagt die Wahrheit? Die Westfalenpost Winterberg oder der Landrat des Hochsauerlandkreises Dr. Karl Schneider?

Am 11. Januar hatte die Westfalenpost über den Neujahrsempfang der Stadt Winterberg berichtet:

„Wir schaffen das nicht!“ Deutliche Worte fand HSK-Landrat Dr. Karl Schneider auf dem Winterberger Neujahrsempfang in Richtung der deutschen Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Er forderte einen geregelten Zustrom von Asylbewerbern sowohl nach Deutschland als auch in andere europäische Länder, um die Kommunen zu entlasten. Er wolle, insbesondere auch im Hinblick auf die jüngsten Ereignisse in Köln und Hamburg, keine Stimmung gegen Flüchtlinge machen. Aber es sei höchste Zeit, Tatsachen anzusprechen, Unrecht zu benennen und „die Heuchelei anderer Kreis-Parteien“ in Bezug auf die Abschiebe-Praxis im HSK zu unterbinden.

http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-brilon-marsberg-und-olsberg/30-fluechtlingshelfer-aus-winterberg-ausgezeichnet-id11449713.html

Das entscheidende Zitat im WP-Bericht ist: „die Heuchelei anderer Kreis-Parteien“.

Die Sauerländer Bürgerliste stellte daraufhin dem Landrat folgende Frage:

Welche „anderen Kreisparteien“ titulieren Sie als heuchlerisch, und warum? Wen und was meinen Sie genau damit? Falls das Zitat zutreffen sollte, wie begründen Sie Ihre Äußerung?

Der Landrat antwortete:

Zu meiner Rede zum Neujahrsempfang in Winterberg kann ich Ihnen folgende Information geben. Das Zitat aus der Westfalenpost ist so nicht richtig. Ich habe mich unter dem Hinweis auf die Kölner Ereignisse in etwa wie folgt geäußert: „Es hat viel zu lange gedauert, bis alles ans Tageslicht gekommen ist. Und auf einmal darf etwas ausgesprochen werden, was sonst als politisch unkorrekt angeprangert worden ist. Die Heuchelei kennt offenbar keine Grenzen. Was ist auch meine Behörde politisch verurteilt worden, wenn wir nach Recht und Gesetz abgeschoben haben.

http://www.schiebener.net/wordpress/die-reden-des-landrats-mit-echo-alles-eine-frage-der-interpretation/

Entscheidend ist hier die Aussage des Landrats: „Das Zitat aus der Westfalenpost ist so nicht richtig.“

Wer hat Recht?

Wir haben einige Gespräche geführt und darüber hinaus Einblick in Aufzeichnungen des Neujahrsempfangs gehabt und urteilen auf Grundlage dieser Belege, dass der Landrat NICHT Recht hat. Die Zitation der Westfalenpost ist mit großer Sicherheit korrekt.

Dazu kommt, dass der Landrat mit seiner Rede vielen ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern vor den Kopf gestoßen hat. Mit seiner Antwort versucht er eventuell Schadensbegrenzung, weil ihm eigentlich auch klar sein müsste, was er bei vielen Menschen in Winterberg angerichtet hat.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der Landrat nicht einfach schreibt: „Das Zitat aus der Westfalenpost ist falsch.“

Nein, er antwortet, es sei „so nicht richtig“. Das kleine Wörtchen „so“ dient dem Landrat als Notausgang.

Der Landrat winde sich doch wieder raus und komme damit durch, sagte mir gestern ein Kommunalpolitiker am Rande einer Veranstaltung in Meschede.

Ich kann das nicht abschließend beurteilen, aber geschickt ist das kleine „so“ auf jeden Fall.

Man kann auch vom Landrat lernen.

Medienkritik: “Das stand doch in der Zeitung!”

Die Zeitung ist zufällig, der Leser nicht (foto: paparazzi)
Die Zeitung ist zufällig, der Leser nicht (fotoarchiv: paparazzi)

“Das kam doch im Radio!” – also muss es auch genau so gewesen sein. Das Vertrauen vieler Menschen in die Qualität der Berichte der “herkömmlichen” Medien ist immer noch sehr hoch. Aber auch im Sauerland ist bei Medienberichten Vorsicht geboten. Trifft der Inhalt wirklich zu?

(Der Artikel ist gestern in ähnlicher Form zuerst auf der Website der Sauerländer Bürgerliste erschienen.)

Dass die Qualität der Berichte mitunter sehr dürftig ist, wurde in den letzten Tagen wieder aus Berichten heimischer Medien im Zusammenhang mit einer Sitzung des Briloner Stadtrates deutlich.

So meldete ‘Radio Sauerland’ am 04.02. um 10:30 Uhr: “Die Stadt Brilon prüft, ob das Haus Hornig in Gudenhagen-Petersborn als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden kann.” [http://www.radiosauerland.de/sauerland/lokalnachrichten/lokalnachrichten/archive/2016/02/04/article/-56274ebb6d.html]

Aber bereits am Tag vorher hatte der Briloner Stadtrat mit einer Stimme Mehrheit beschlossen, für dieses nicht mehr als Hotel und Gaststätte genutzte Gebäude kein Kaufangebot abzugeben. Die CDU-Fraktion wollte in diesem Ortsteile nicht so víele Flüchtlinge haben…
Zum Zeitpunkt der Meldung von Radio Sauerland war die Absicht der Stadtverwaltung also längst überholt, was sich mit einfacher Recherche hätte herausfinden lassen.

Nicht besser war die Berichterstattung der ‘Westfalenpost’. Es ging hier um eine Aufforderung an den Bürgermeister, einen Beschluss des Briloner Rates zu beanstanden. In der WP war am 06.02. u.a. zu lesen, dass ein Mitglied der Fraktion der Briloner Bürger-Liste (BBL) im Rat “mit Anträgen zu namentlichen Abstimmung und zum Ausschluss der Öffentlichkeit gescheitert war”. “Auf zweieinhalb Seiten listet er fünf vermeintliche Verstöße gegen kommunalpolitische Spielregeln auf.” [http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-brilon-marsberg-und-olsberg/buergermeister-soll-beschluss-beanstanden-aimp-id11534313.html#plx1561884076]. Alles nur nebensächliche Formalien?

Der WP-Redakteur war in der Ratssitzung am 03.02. selbst anwesend und ihm lag der komplette Text der Beanstandungsaufforderung vor; aber er hat nicht erkannt, worum es wirklich geht. Die BBL hatte keine namentliche Abstimmung beantragt und hat selbstverständlich auch keinerlei Bedarf, irgendwo von sich aus die Öffentlichkeit auszuschließen. Aber wenn der Chef der Stadtwerke eine Tochtergesellschaft (nur) für den überregionalen Onlinevertrieb von Strom und Gas gründen will, dann muss er auch sagen, für welche Zielgruppen diese Gesellschaft tätig werden soll und wie sie sich Wettbewerbsvorteile gegenüber ca. 1.200 anderen Anbietern in Deutschland verschaffen will. Auch sollte klar werden, wo die 300.000 Euro Startkapital herkommen sollen. Diese und viele weitere Fragen blieben offen. Zum Gesellschaftsvertrag durfte kein einziger Änderungsantrag gestellt werden, und notwendige Abstimmungen fanden nicht statt. Das sind dann nicht nur “vermeintliche Verstöße”, sondern schwerwiegende inhaltliche Mängel. Die Aufforderung zur Beanstandung wurde von allen 4 in der Sitzung anwesenden Ratsmitgliedern der 3 “kleinen” Parteien unterstützt, und der Bürgermeister hat den Beschluss mittlerweile tatsächlich beanstandet, so dass das Thema am 18.02. erneut im Rat auf der Tagesordnung steht. Das hätte man auch in der Tageszeitung fundierter darstellen können.

Fazit:
Nicht alles, was in „den Medien“ berichtet wird, ist tatsächlich so gewesen. Und wer sich genauer informieren möchte, könnte weitere Quellen hinzuziehen.