Stadtmarketing Warstein präsentiert: „Live am Wilkeplatz“ am 26. Juli mit „3rd Harmony“
Die Kulturveranstaltungsreihe „Live am Wilkeplatz“ startet am Freitag, 26. Juli, um 19 Uhr mit dem Gesangs-Trio „3rd Harmony“, das bereits im vergangenen Jahr den Wilkeplatz in Belecke mit harmonischen Rock- und Pop-Klängen erfüllt hat. Veranstalter der Reihe in diesem Jahr der Stadtmarketing Warstein e.V.
Die „Arolsen Archives, International Center on Nazi Persecution“ – früher kurz „ITS” [2] – haben sechs Seiten (1-5 und 45) eines Dokumentes vom 18.5.1945 digital zugänglich gemacht [3], in dem u.a. die 128 sowjetischen und polnischen Zwangsarbeiter und ihre Kinder aufgelistet werden, die wenige Tage vor ihrer Befreiung von deutschen Soldaten in Suttrop und Warstein erschossen und erschlagen wurden.
121 von ihnen wurden 1964 aus Einzelgräbern auf den „Franzosenfriedhof” in Meschede „umgebettet”, wo sie sowohl ohne erkennbare Grabflächen – wie alle meist sowjetischen Zwangsarbeiter dort [4] – als auch anonym begraben liegen.
Wo liegen die 27+30+36+28, also 121 (von 128) in Suttrop und Warstein am 20. und 21.3.1945 ermordeten sowjetischen und polnischen Zwangsarbeiter?
Knapp die Hälte von ihnen werden im Dokument namentlich genannt, und so können wir nun gemeinsam nach ihnen suchen [5].
Frau Marmontowa hat nicht nur die Liste im Netz gefunden, sondern auch einige Arbeits- und Versicherungskarten einiger dieser „OST”-Arbeiter [6], und so freue ich mich über ihren Erfolg und ihre Hilfe und hoffe auf weitere Zusammenarbeit möglichst vieler! Bisher liegen folgende erste Ergebnisse vor:
Liegen hier vielleicht Gregory Bossenko, geb. 24.8.1899, Zwangsarbeiter bei Langemann & Co.“, Iwan Demidow, geb. 1897, Zwangsarbeiter in Balve und Volkringhausen, und Sophia Kotowa, geb. 2.1.1925, Zwangsarbeiterin der Klopp-Werke, alle drei ermordet in Suttrop, kurz vor ihrer Befreiung?
Warstein (lwl). Zwischen dem 21. und 23. März 1945 – kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs – verübten Angehörige der „Division zur Vergeltung“ zwischen Warstein und Meschede im Sauerland eines der größten Kriegsendphase-Verbrechen in Deutschland außerhalb von Konzentrationslagern und Gefängnissen. In einer öffentlichen Vortragsveranstaltung mit anschließender Diskussion will der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die ersten Erkenntnisse und archäologischen Funde einer breiten Öffentlichkeit am Donnerstag (21.11.) in Warstein (19 Uhr, LWL-Klinik Warstein, Festsaal, Franz-Hegemann-Str. 23) vorstellen.
Hans Kammler, SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS, ließ an drei Stellen im Arnsberger Wald 208 polnische und russische Zwangsarbeiter ermorden. Bei Eversberg erschoss und verscharrte das Exekutionskommando auf einer Wiese 80 Zwangsarbeiter. Im Langenbachtal bei Warstein wurden weitere 71 Menschen umgebracht. In der Waldgemarkung „Im Stein“ bei Suttrop erschoss ein Kommando 57 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Die Opfer ruhen heute in anonymen Gräbern auf dem Friedhof Fulmecke in Meschede.
Obgleich das Verbrechen seit 1945 bekannt ist, beschäftigt sich die historische Forschung erst seit wenigen Jahren eingehend mit dem Massaker. Das LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte in Münster erforscht die Hintergründe und das Ereignis sowie die justizielle Aufarbeitung und das Gedenken an diesen Massenmord. Die LWL-Archäologie für Westfalen hat in Zusammenarbeit mit dem Institut die drei Erschießungsorte untersucht.
Dabei wurden zahlreiche Funde – Täterwerkzeuge ebenso wie Habseligkeiten der Opfer – geborgen und Informationen gewonnen, die zu einem besseren Verständnis der Ereignisse beitragen.
Begrüßung
Ottmar Köck, Kaufmännischer Direktor der LWL-Klinik Warstein
Dr. Thomas Schöne, Bürgermeister der Stadt Warstein
Vorträge
Dr. Marcus Weidner, LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte, Münster
Die Toten von Meschede. Das Kriegsendphaseverbrechen der „Division zur Vergeltung“ im Raum Warstein
Dr. Manuel Zeiler, LWL-Archäologie für Westfalen
Archäologische Forschungen zu Erschießungsplätzen aus der Endphase des Zweiten
Weltkriegs im Sauerland
Moderation
Dr. Julia Paulus, LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte, Münster
Heute Abend endet die Montgolfiade 2019 in Warstein mit schlechtem Wetter. Macht nichts. Wir waren gestern da, und bei ruhigem Spätsommerwetter konnten alle Heißluftballons starten.
Ich habe nicht gezählt, aber es waren weit über hundert, die windgesteuert Richtung Büren abhoben.
Was ist das für ein Sport? Ich weiß es nicht. Ich stelle mir allerdings vor, dass es recht aufwändig ist, mit Auto, Anhänger und Equipment durch die Welt zu fahren und bei den verschiedenen Events den eigenen Ballon zu starten.
Muss man dazu Millionär sein? Oder benötigt man lediglich einen reichen Sponsor und viel Freizeit? Sind Heißluftballon-Fahrer Menschen, die Polo auf rassigen Pferden spielen würden, wenn sie nicht in der Luft schwebten?
Trotz all dieser Überlegungen waren wir gern in Warstein. Die Faszination kostet keinen Eintritt, nur 5 Euro Parkgebühren. Allerdings kommt man ohne Auto kaum zum Startfeld. Daher blieb das Bier des Hauptsponsors tabu.
Unser Geschick am gestrigen Abend bestand darin, zu verschwinden, bevor alle anderen zu ihren Autos eilten.
Obwohl wir von Werbereizen überflutet wurden, haben wir, zu Hause angekommen, kein Warsteiner getrunken. Sorry liebe Veranstalter.
Auch die „Dicke Sauerländer Bockwurst“ sehen wir eher als Markenfolklore, denn als Kaufanreiz.
Zum 21. Juni 2019: Offener Brief an die Warsteiner Bürger
70 Jahre ist es her, daß „C.T.R. Gordon für Regional Governmental Officer“ das Schreiben „Betr.: Errichtung von Denkmälern und Unterhaltung von sowjetischen Gräbern. Bezug: Ziffer 4 unseres Schreibens vom 6. Mai 1949-NRW/RGO/526-“ an das „Innenministerium Land Nordrhein-Westfalen, z.Hd. Dr. S. [Name gekürzt] zeichnete, in dem u.a. die Forderung wiederholt wurde, „daß ein kleiner Stein auf jedes Einzelgrab gelegt wird (wo der Name des Toten bekannt ist) und sein Name darauf geschrieben wird“ (1)
Aber in Warstein kümmerte man sich nicht darum (2).
Gregoriy Jakowlew, Nikolai Pezimachow, Nikolai Karpenko, Michael Pamasenko, Iwan Popow und Jan Sadowski erhielten keine Grabsteine, und ihre Namen, die einmalauf Holzkreuzen standen, sind verschwunden – seit wann, weiß ich nicht. Und so habe ich einen „Offenen Brief“ (3) geschrieben und hoffe, daß wir diesen Zustand zusammen ändern können!
Zum 3. Juni 1969: Die Verwaltungsvorschrift zum Gräbergesetz
50 Jahre ist es her, daß im „Bundesanzeiger. Herausgegeben vom Bundesjustizminister der Justiz. G 1990 A“ die „Bekanntmachung der Neufassung der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zum Gräbergesetz. Vom 21. Mai 1969“ veröffentlicht wurde. Aber in Meschede kümmerte man sich nicht darum (4).
Zum 7. Juli 1964: „Nachlaß: 2 Ausweise, Maria Daniwagoz“-Geresheimer Glashütten“
Der „Tag der Ausbettung“ war der 7. Juli 1964,die „Umbettungen“ fanden vom vom 26.6. bis 21.7.1964 statt. Die gefundenen Papiere und Ringe der Ermordeten vom Langenbachtal hat man einfach wieder vergraben. Sie liegen demnach seit 55 Jahren in Meschede auf dem „Franzosenfriedhof“; denn: „Die schwache Hoffnung, vielleicht doch irgendeine Form von Identitätsnachweis zu finden, hat sich nicht erfüllt.“ (6)
Wenn die in den Umbettungsprotokollen des „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.“ vom 10.8.1964 angegebenen Ausweise (Maria Daniwagoz, Gerresheimer Glashütten), Ausweisreste (Bora Pronka) und beschrieben Ringe bei den Grabungen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe von den Archäologen nicht gefunden und tatsächlich „wieder mit ins Grab gegeben“ wurden: Werden dann auch auf Meschedes Waldfriedhof Grabungen vorgenommen, vielleicht zum 55. Jahrestag? Von „Totenruhe“ kann bei diesen Menschen ja seit Jahrzehnten keine Rede sein.
Immer wieder stelle ich mir vor, wie Familienmitglieder die Gräber ihrer Lieben besuchen wollen und diese Steine finden – und schäme mich als Deutsche in Grund und Boden. Wahrscheinlich höre ich deshalb die Schreie der Toten so laut: Ihre Klagen auf Würde aus ihren Gräbern heraus!
(5) „Ein weiterer Name vom Langenbachtal: Maria Daniwagoz – Geresheimer Glashütten. Das Umbettungsprotokoll (U.-Nr. 88) im Stadtarchiv Warstein“
https://www.schiebener.net/wordpress/wp-content/uploads/2018/03/38.-Ein-weiterer-Name.pdf
Pressetermin am Freitag, 8. März 2019 um 11 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses in Warstein (Dieplohstraße 1).
Am 20., 21. und 22. März 1945 erschossen und erschlugen deutsche Soldaten 208 völlig wehr- und arglose sowjetische und polnische Männer, Frauen und Kinder, die sie zu diesem Zweck aus zwei „Ostarbeiterlagern“ (der Schule in Suttrop im damaligen Landkreis Lippstadt, Amt Rüthen, und dem „Ostarbeiterlager Herrenberg“, heute „Sauerlandhalle“ in Warstein im damaligen Landkreis Arnsberg) unter falschen Vorwänden, also heimtückisch, herausgeholt hatten.
Nach den drei Massakern an drei aufeinander folgenden Tagen im Langenbachtal, im Körtlinghausener Forst und auf der Eversberger Kuhwiese (Landkreis Meschede) wurde das „Gemeinschaftslager Herrenberg“ mit mehreren hundert Menschen in Brand gesetzt und brannte bis auf die Grundmauern nieder; den französischen Kriegsgefangenen gelang es, ihre sowjetischen Kameraden, die hinter eigens für sie verrammelten Türen zu verbrennen drohten, zu befreien.
Nach den Funden von 1945 (1), 1947 (2) und 1964 (3) – von denen mir bisher niemand sagt, was mit ihnen gemacht wurde bzw. wo sie geblieben sind – findet nun ein Pressetermin zu den Funden von 2018 statt:
„NS-Verbrechen an Zwangsarbeitern im Sauerland 1945 LWL gräbt nach Spuren der über 200 Ermordeten“.
So steht es auf der Seite des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (4). Und weiter:
„Die Forscher stießen sowohl auf die persönlichen Habseligkeiten der Opfer, als auch auf die Werkzeuge der Täter. Die Funde zeugen nicht nur von den letzten Stunden im Leben der Ermordeten, sondern geben auch Aufschlüsse über den genauen Ablauf der grausamen Taten.
…
Vor Ort berichten wir über die neuesten Recherche-Ergebnisse und zeigen Ihnen eine Auswahl der archäologischen Funde.“ (4)
Es stünden „zur Verfügung Matthias Löb, LWL-Direktor, Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, LWL-Kulturdezernentin, Dirk Wiese, Russlandbeauftragter der Bundesregierung, Dr. Thomas Schöne, Bürgermeister Stadt Warstein, Christoph Weber, Bürgermeister Stadt Meschede, Dr. Manuel Zeiler, LWL-Archäologie für Westfalen, und Dr. Marcus Weidner, LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte.“
„Im Anschluss an den Termin im Rathaus besuchen wir einen der drei Tatorte in Suttrop. Ein Teil der Opfer war hier bestattet und wurde 1964 auf den Waldfriedhof ,Fulmecke’ in Meschede umgebettet. Der Friedhof ist die dritte Station des Pressetermins. Die Stadt Meschede plant eine Umgestaltung der Kriegsgräberstätte, die erinnerungspolitisch und historisch außergewöhnlich ist.“
„Ein Teil der Opfer war hier bestattet.“ Warum kann ich solche Formulierungen kaum mehr ertragen? 57 Ermordete waren dort in Einzelgräbern begraben und eine Stele sprach von Mord. 1964 wurden sie durch den „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.“ nach Meschede „umgebettet“, wo kein Einzelgrab mehr von ihnen zu sehen ist.
Bücher zur Vorbereitung auf den 8. März 2019 in Warstein, Suttrop und Meschede:
1. Peter Bürger / Jens Hahnwald / Georg D. Heidingsfelder: „Sühnekreuz Meschede. Die Massenmorde an sowjetischen und polnischen Zwangsarbeitern im Sauerland während der Endphase des 2. Weltkrieges und die Geschichte eines schwierigen Gedenkens“; Norderstedt 2016 (edition leutekirche sauerland 3; erweiterte Buchausgabe von „Zwischen Jerusalem und Meschede“)
2. Nadja Thelen-Khoder: „Der ,Franzosenfriedhof’ in Meschede. Drei Massaker, zwei Gedenksteine, eine „Gedenktafel“ und 32 Grabsteine. Dokumentation einer Spurensuche“; (Norderstedt 2018 (edition leutekirche sauerland 14).
Gestern lief der hervorragende Film „Nebel im August“ von Kai Wessel im Fernsehen, den es schon lange als DVD zu kaufen gibt.
Der DVD liegt ein Begleitheft bei.
Gedreht wurden die Szenen in Schlaf- und Speisesaal in der „Westfälischen Klinik für Psychiatrie“ in Warstein, kurz LWL-Klinik, der ehemaligen ,Provinzialheilanstalt Warstein“ und „Provinzialheilstätte Stillenberg“.[1]
Von Warstein aus wurden 1575 Menschen u.a. nach Weilmünster und Hadamar deportiert, von denen die ersten 21 Juden waren.[2]
Es folgten u.a. Ernst Putzki aus Hagen und Natalia Tarutina („Ostarbeiterin“)[3].
Andere „Ostarbeiter“, die bereits selbst an Tuberkulose erkrankt waren, wurden an die „Provinzialheilstätte Stillenberg“ über Arbeitsämter (z.B. in Lüdenscheid und Siegen)vermittelt, um dort mit dieser hochinfektiösen Krankheit als „Küchenhilfe“ oder „Putzhilfe“ zu arbeiten. Einige von Ihnen liegen auf dem „Russischen Ehrenfriedhof des Anstaltsfriedhofes“[4].
Michail Woronin, der ebenfalls dort liegt, gehört auch zum „Franzosenfriedhof“ in Meschede, wo seine Frau Nina und seine Tochter Valentina liegen.[5]
Nachdem deutsche Soldaten am 20., 21. und 22. März 1945 aus zwei „Ostarbeiterlagern“ in Suttrop (Schule) und Warstein (ehemalige Schützenhalle auf dem Herrenberg) 208 völlig wehrlose Männer, Frauen und Kinder an drei verschiedenen Orten (Langenbachtal, Körtlinghausener Forst und Eversberger Kuhwiese, Flur „Im Kramwinkel“) in drei verschiedenen Landkreisen (Arnsberg, Lippstadt und Meschede) ermordet hatten, brannte in der Nacht des dritten Massakers um 22 Uhr 30 noch das ganze „Gemeinschaftslager auf dem Herrenberg“ bis auf die Grundmauern nieder.
Laut Angaben zum Lager auf dem Gelände der ehemaligen Bürgerschützengesellschaft der Josef Albers Straßen- und Tiefbau „verteilen sich (die Insassen des Lagers) auf folgende Firmen: Josef Albers, Kalkwerk Feldmann, Ernst Fisch, F. J. Risse, Franz Köster, Stadt Warstein, Forstverwaltung“.
Mehrere Listen dieser Firmen habe ich gefunden und konnte so folgende Namen von Menschen finden, die diesen Brand sehr wahrscheinlich erleben mußten, wenn sie nicht schon vorher ermordet wurden: Alex Naomenke, Valentin Nilatschenko, Michel Paslauski, Iwan Schewtschenko, Michel Truchatscho, Kljeksandro Oblisob, Aljeskey Woschenko, Wasilij Woschenko, Iwan Michailow, Michail Sadkin, Wasiliy Rjasanzew, Drawin Poppoff, Mitschisowsci Diatschenko, Grigoris Krawtschenko, Alex Korsch, ? Motschieslaw, Alex Petroum, (?) Sinitza, (?) Schalajew, Alex Bondar, Iwan Haltschenko, Alexander Kiritschenko, Iwan Kriwoscheja, Dusha Kutschmak, Iwan Mischenko und Petro Nikolai.
Diese Menschen konnten also von dem Feuer erzählen – und vielleicht auch von den 56 Frauen, 14 Männern und dem Kind, die deutsche Soldaten am 20. März abholten, um sie im Langenbachtal zu ermorden, darunter Bora Pronka, geb. 1897, und Maria Daniwagoz (mit Ausweis, aber anscheinend ohne Geburtsdatum) und von den 80 Männern, die deutsche Soldaten am 22. März aus obiger Halle abholten, um sie auf der Eversberger Kuhwiese zu erschießen und zu erschlagen.
Vielleicht kannten sie sich untereinander, weil sie lange Todesmärsche gemeinsam hinter sich gebracht hatten. Vielleicht haben überlebende Zwangsarbeiter ihren Kindern erzählt von den „Jugendliche(n) unter 2o Jahren“ in ihren „Monteuranzügen“, deren „Weisheitszähne noch nicht vorhanden oder eben erst im Kommen“ waren“, von den Menschen, deren Papiere man gefunden, „gesammelt und dem zuständigen britischen Offizier zur Verfügung gestellt“ hatte, von den Ermordeten, die „Lohnabrechnungen“ von „verschiedenen Arbeitsstellen im rhein.westfälischen Industriegebiet“ bei sich trugen, die „Cpt. Grahah vom englischen Sonderdienst an sich genommen“ hat.
Vielleicht haben Überlebende ihren Kindern erzählt, und vielleicht leben ja ihre Kinder noch und erinnern sich. Ich suche die Ermordeten – und also auch nach Kindern, Freunden und Bekannten.
Papiere der Ermordeten fand man schon im April 1945 in Suttrop („Eidesstattliche Erklärung! Ich erkläre hiermit an Eides Statt, dass die auf dem Friedhof im Stein bestatteten Russen nach dem Einmarsch der Alliierten umgebettet wurden. Die gefundenen Papiere wurden dem seinerzeit anwesenden amerikanischen Kapitän Meier ausgehändigt, der diese angeblich der russischen Kommandantur übergeben wollte. Der Bürgermeister“), 1947 in Eversberg (s.o.) und 1964 in Warstein (s.o.).
Warum hat man damals die Namen nicht gesammelt und auf Grabsteinen verewigt? War das die „Deutsche Kriegsgräberfürsorge“? Gab es keine Anweisungen, Grabsteine für Menschen zu errichten, deren Namen man kannte, keine diesbezüglichen bilateralen Abkommen?
Ich suche die Ermordeten – und also auch nach Überlebenden, nach Freunden und Bekannten. Alex Bondar hat es anscheinend bis Lippstadt geschafft.
Auf der Liste der Stadt Warstein fehlen sämtliche Geburtsdaten der fünf Zivilgefangenen, deren „Beschäftigungsdauer“ mit „1943 – April 1945“ angegeben wird: Alex Naomenke, Valentin Nilatschenko, Michel Paslauski, Iwan Schewtschenko und Michel Truchatscho. Vielleicht kann ich bei Iwan Schewtschenko diese Angabe ergänzen. Die folgende Liste enthält nur zwei Namen; daher ordne ich die Spalten der Tabelle aus Gründen der Lesbarkeit vertikal an: … weiterlesen ->
Ulrich Hillebrand: „Nazi-Massaker bei Meschede. ,Sie jammerten und weinten.’ Heute vor 37 Jahren wurden 80 Fremdarbeiter erschossen“ („Westfalenpost“ vom 22.3.1982)1
Im Langenbachtal ermorden deutsche Soldaten nachts 14 Männer, 56 Frauen und 1 Kind, die sie vorher aus dem „Ostarbeiterlager Herrenberg“ (heute Sauerlandhalle) abgeholt haben.
2. Suttrop, 21.3.1945:
Im Körtlinghausener Forst ermorden deutsche Soldaten nachts 35 Männer, 21 Frauen und ein Kind, die sie vorher aus dem Lager in der Suttroper Schule abgeholt haben.
3. Eversberg, 22.3.1945:
Auf der „Eversberger Kuhwiese“ (Flur „Im Kramwinkel“) ermorden deutsche Soldaten nachts 80 Männer, die sie vorher aus dem „Ostarbeiterlager Herrenberg“ (heute Sauerlandhalle) abgeholt haben.
4. Warstein, 22.3.1945:
Um 22 Uhr 30 Uhr brennt das „Ostarbeiterlager Herrenberg“ bis auf die Grundmauern nieder. Den französischen Kriegsgefangenen gelingt es, ihre sowjetischen Kameraden zu befreien.
„Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.“, Umbettungsprotokoll Nr. 102 vom 10. August 1964: „Tag der Ausbettung: 15. Juli 1964, Ausbettungsort: Warstein, Krs. Arnsberg, Russenfriedhof, Grab 34, Angaben zur Person des Toten auf Grund der Umbettungsunterlagen: lt. Ausweisreste Bora Pronka, geb. 1897, Dienstgrad Russin, Todestag 20.3.1945“
„Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.“, Umbettungsprotokoll Nr. 88 vom 10. August 1964: „Tag der Ausbettung: 7. Juli 1964, Ausbettungsort: Warstein, Krs. Arnsberg, Russenfriedhof, Grab 14, Nachlaß: 2 Ausweise, Maria Daniwagoz“-Geresheimer Glashütten, Angaben zur Person des Toten auf Grund der Umbettungsunterlagen: Dienstgrad Russin, Todestag 20.3.1945“
2. Suttrop:
„Landkreis: Lippstadt
Amt: R ü t h e n
Der Bürgermeister der
Gemeinde Suttrop
Kategorie C
Russland
Suttrop, den 7.9.46
Eidesstattliche Erklärung !
Ich erkläre hiermit an Eides Statt, dass die auf dem Friedhof im Stein5 bestatteten Russen nach dem Einmarsch der Alliierten umgebettet wurden. Die gefundenen Papiere wurden dem seinerzeit anwesenden amerikanischen Kapitän Meier ausgehändigt, der diese angeblich der russischen Kommandantur übergeben wollte.
„Staatliches Gesundheitsamt Meschede, den 28.3.1947.
Meschede
Az.: Y II …
Dem Alter nach handelt es sich z. T. um Jugendliche unter 2o Jahren, denn in zahlreichen Fällen waren die Weisheitszähne noch nicht vorhanden oder eben erst im Kommen.
Es folgt eine Aufstellung der ermittelten Todesursachen bei den exhumierten Leichen:
Durchschuss vom rechten zum linken Schläfenbein, Einschußöffnung etwa 7.65 mm entsprechend. Splitterbrüche in beiden Schläfenbeinen. Schläfenbeinknochenteile hoben sich z.T. schalenförmig ab.
Einschuß linke Schläfe, Ausschuß rechte Schläfe. Untere Gesichtshälfte abgetrennt. Ausgedehnte Bruchlinien im Bereich der Schädelbasis.
Wahrscheinlicher Durchschuß an der linken Kopfseite. Teile des Schläfenbeins-Stirnbeins, Scheitelbeins und Hinterhauptbeins sind weitgehend zertrümmert.
Schußbruch im Bereich des Stirn-, Joch- und Nasenbeins und Oberkiefers mit teilweiser Zertrümmerung dieser Knochen. Weitere Bruchlinien im Stirn- und Scheitelbein links.
Zwei Lochbrüche (Schußbrüche) im Bereich des rechten Schläfenbeins mit ausgedehnter Splitterung in der Umgebung.
Zahlreiche Bruchlinien im Bereich des rechten Stirn- und Schläfenbeins, wahrscheinlich durch stumpfe Gewalt. Gewehrkolben?
Zahlreiche Bruchlinien im Bereich des rechten Stirn- und Schläfenbeins, Lochbruch im Bereich des rechten Schläfenbeins.
Durchschuß Hinterhauptsbein – Stirnbein, weitere Frakturlinien im Bereich des rechten Stirn- und Schläfenbeins.
Kleine rundliche Einschußöffnung im Hinterhauptbein mit radiären Bruchlinien, größere Ausschußöffnung im Strinbein.
Einschuß linkes Scheitelbein, ausgedehnte Bruchlinien um den ganzen Schädel, stärkste Splitterung im Bereich des rechten Stirnbeins. Ausschuß hier zu vermuten. Abhebung von Knochenteilen.
Ausschuß im rechten Scheitelbein, an der trichterförmigen Erweiterung deutlich erkennbar. Das Scheitelbein ist teilweise abgehoben. Einschußöffnung nicht erkennbar, evtl. in den Weichteilen des Halses.
Zertrümmerung des rechten Schläfenbeins wahrscheinlich durch stumpfe Gewalt.
Weitgehende Zertrümmerung von Stirnbein, Scheitelbein und teilweise der Schläfenbeine. Stumpfe Gewalt?
Lochbruch an der Grenze von Stirn- und Schläfenbein links mit mehreren radiären Frakturen, weitere Bruchlinien im Hinterhauptsbein.
Schädel in mehrere Teile zerspalten, mehrere Schußbrüche erkennbar. Todesursache wahrscheinlich Schußbrüche mit nachfolgender grober Gewalt.
Hinterhauptschuß mit wahrscheinlich nachfolgender stumpfer Gewaltanwendung. Zahlreiche Bruchlinien um den ganzen Schädel. Im Oberhemd rötliche Verfärbungen infolge Blutungen, stärkere Blutanhäufung in der Zwischenrippenmuskulatur rechts.
Ausgedehnter Lochbruch im rechten Schädelbein, Schußfraktur.
Einschuß im Hinterhauptsbein, Ausschuß im linken Schläfenbein mit weitegehender Zertrümmerung desselben sowie Bruchlinien im Stirnbein.
Kleine rundliche Einschußöffnung im Hinterhauptsbein, große dreieckförmige Ausschußöffnung im oberen Stirnbein.
Einschußöffnung im Hinterhauptsbein, Ausschuß wahrscheinlich im Bereich der rechten Augenhöhle mit Zertrümmerung des Jochbeins.
Einschußöffnung im Hinterhauptsbein, Zertrümmerung des Joch- und Nasenbeins und der rechten Gesichtshälfte.
Völlige Zertrümmerung der Schädelkapsel, wahrscheinlich Schußverletzung und stumpfe Gewalt.
Weitgehende Zertrümmerung des Gesichtsschädels.
Ausgedehnte Frakturlinien in sämtlichen Schädelknochen, Schädel in mehere Teile zerspalten. Einwirkung wahrscheinlich durch stumpfe Gewalt.
Einschußöffnung im Hinterhauptsbein, Ausschußöffnung mit umgebenden Splitterbrüchen im Stirnbein.
Einschußöffnung im Hinterhauptsbein, Ausschußöffnung im linken Schädelbein.
Unterkiefer fehlt, Frakturlinien nicht erkennbar.
Einschuß rechtes Hinterhauptsbein, Ausschuß mit weitgehender Zersplitterung in der rechten Gesichtshälfte.
Völlige Zertrümmerung der Schädelkapsel, Schussverletzung, stumpfe Gewalt? …
Durchschuss vom linken zum rechten Schläfenbein, Umgebungssplitterungen bei Ein- und Ausschußöffnungen.
Zertrümmerung des linken Oberkiefers, des Joch- und Nasenbeins.
Weitgehende Zertrümmerung der linken Schädelhälfte mit Abhebung von Hinterhauptsbein, Scheitelbein und einem Teil des Schläfenbeins.
Größere Einschußöffnung im linken Schläfenbein mit radiären Bruchlinien mit vereinzelten Bruchlinien im entgegengesetzten Schläfenbein.
Einschußöffnung im Hinterhauptsbein, Ausschußöffnung mit weitgehender Zertrümmerung des rechten Schläfenbeins.
Zertrümmerung etwa 3/4 der Schädelkapsel.
Völlige Zertrümmerung der Schädelkapsel.
Gesichtsschädel weitgehend zertrümmert. Ausschußöffnung im Stirnbein. Es fehlen Teile des Hinterhauptsbein, des rechten sowie des linken Schläfenbeins. Wahrscheinlich Schuß durch Hinterhauptbein.
Einschußöffnung im linken vorderen Schläfenbein, wahrscheinlich Steckschuß.
Mehrfache Bruchlinien im rechten Schläfenbein.
Durchschuss Hinterhauptsbein – Stirnbein, Abhebung der oberen Schädeldecke.
Einschußöffnung im rechten Schläfenbein mit ausgedehnter Splitterung im Schläfen-Hinterhaupts- und Stirnbein.
Schädelkapsel völlig zertrümmert.
Völlige Zertrümmerung des Stirn- und Gesichtsschädels.
Mehrere über den Schädel zerstreute Schussöffnungen
Zertrümmerung des größten Teils der Schädelkapsel.
Schädelkapsel weitgehend zertrümmert.
Einschußöffnung im Hinterhauptsbein, Ausschussöffnung im linken Scheitelbein mit umgebenden Bruchlinien.
Ausschußöffnung im Stirnbein, weitgehende Zertrümmerung der Hirnbasis.
Leichen weitgehend verwest und verfault, Auflösung in Einzelteile, Schädelkapsel völlig zerfallen.
Einschußöffnung im rechten Scheitelbein, Ausschußöffnung im Stirnbein, ausgedehnte Bruchlinien im Stirn- und Scheitelbein.
Leichen weitgehend verfault und verwest, in Einzelteile aufgelöst.
Einschußöffnung im Hinterhauptsbein, Ausschußöffnung im Stirnbein, Splitterbrüche in beiden Schläfenbeinen.
Leiche weitgehend in Einzelteile aufgelöst, völlig verfault.
Völlige Zertrümmerung des Hirn- und Gesichtsschädels.
Lochbruch im rechten Stirnbein.
Einschussöffnungen im Hinterhauptsbein, Ausschußöffnung im linken Stirn- und Schläfenbeins.
Zertrümmerung des Gesichtsschädels, des Joch- und Stirnbeins und des Oberkiefers.
Schläfenbeine beiderseits eingedrückt, Bruchlinien im Stirnbein, wahrscheinlich stumpfe Gewalteinwirkung.
Weitgehende Zertrümmerung des Gesichts- und Hirnschädels.
Größerer Lochbruch im linken Schläfenbein mit ausgedehnten radiär angeordneten Bruchlinien an der linken Schädelseite.
Zertrümmerung des linken Schläfenbeins, vereinzelte Bruchlinien im Hinterhauptsbein.
Brüche im Bereich des rechten Gesichtsschädels.
Weitgehende Zertrümmerung des gesichts- und Hirnschädels.
Gesichtsschädel völlig zertrümmert.
Zertrümmerung des Gesichtsschädels und eines Teils des Hirnschädels.
Größerer Lochbruch im Hinterhauptsbein, zahlreiche weitere Umgebungsbruchlinien.
Leiche weitgehend verfault und aufgegliedert. Schädel nicht auffindbar.
Zertrümmerung der Schädelbasis. Ausschußöffnung im rechten vorderen Schläfenbein.
Leiche weitgehend verfault und in einzelne Bestandteile aufgelöst. Schädel nicht auffindbar.
Einschußöffnung im Hinterhauptsbein, Ausschuss im rechten Schläfenbein. Stärkere Schädelzertrümmerung.
Mehrfache zerstreute Schußbrüche mit teilweiser Zertrümmerung der Schädelkapsel.
Völlige Zertrümmerung des linken Schläfenbeins, ausgedehnte Frakturlinien rings um den Schädel.
Schädel nicht auffindbar.
Unterkiefer fehlt.
Schädel nicht auffindbar.
Einschußöffnung im Hinterhauptsbein.
Weitgehende Zertrümmerung des linken Hirn- und Gesichtsschädels, wahrscheinlich durch Tangentailschuss.
Mehrfache Schußbrüche in der weitgehend zertrümmerten Schädelkapsel.
Mehrfache Schußbrüche in der weitgehend zertrümmerten Schädelkapsel.
Einer meiner ersten Anlaufstellen, als ich mein Erbe antrat und mich also auf die Suche nach den Ermordeten vom Langenbachtal machte, war das LWL-Psychiatriemuseum in Warstein.
Der damalige Bürgermeister, Martin Gödde, hatte sich viel Zeit genommen und mich dann zur LWL-Klinik geschickt; dort solle ich mir eine sowjetische Stele auf dem Friedhof, die Treisekapelle und das Psychiatriemuseum ansehen und könne auch mit Herrn Monzlinger sprechen. Ewig werde ich Herrn Gödde für seine Hilfe beim Finden des Gedenksteines und diese Hinweise dankbar sein!
Denn auch Herr Monzlinger nahm sich sehr viel Zeit für mich und meine Fragen nach meinem Großvater, und schon nach kurzer Zeit hielt ich einen Brief in den Händen, den der damalige Leiter der Provinzial- und Heilanstalt, Franz Hegemann, geschrieben hatte und in dem auch mein Opa Erwähnung fand; aber davon später.
Zunächst besuchte ich die Treisekapelle, wo jedes Jahr am Volkstrauertag der 1575 Menschen gedacht wird (wie man mir sagte), die von hier aus in fünfzehn Transporten u.a. nach Hadamar deportiert wurden. Die damalige „Provinzial- und Heilanstalt“ mit ihrem „Anstaltsfriedhof“ lag direkt am Bahnhof, was für die Mörder sehr praktisch gewesen sein muß.
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