Vorträge zum Kriegsendphase-Verbrechen im Warsteiner Raum

Nicht weit weg vom Veranstaltungsort: Die sowjetische Stele auf dem Russischen Ehrenfriedhofder LWL-Klinik (Foto: Nadja Thelen-Khoder)

Warstein (lwl). Zwischen dem 21. und 23. März 1945 – kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs – verübten Angehörige der „Division zur Vergeltung“ zwischen Warstein und Meschede im Sauerland eines der größten Kriegsendphase-Verbrechen in Deutschland außerhalb von Konzentrationslagern und Gefängnissen. In einer öffentlichen Vortragsveranstaltung mit anschließender Diskussion will der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die ersten Erkenntnisse und archäologischen Funde einer breiten Öffentlichkeit am Donnerstag (21.11.) in Warstein (19 Uhr, LWL-Klinik Warstein, Festsaal, Franz-Hegemann-Str. 23) vorstellen.

(Text: Pressemitteilung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL))

Hans Kammler, SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS, ließ an drei Stellen im Arnsberger Wald 208 polnische und russische Zwangsarbeiter ermorden. Bei Eversberg erschoss und verscharrte das Exekutionskommando auf einer Wiese 80 Zwangsarbeiter. Im Langenbachtal bei Warstein wurden weitere 71 Menschen umgebracht. In der Waldgemarkung „Im Stein“ bei Suttrop erschoss ein Kommando 57 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Die Opfer ruhen heute in anonymen Gräbern auf dem Friedhof Fulmecke in Meschede.

Obgleich das Verbrechen seit 1945 bekannt ist, beschäftigt sich die historische Forschung erst seit wenigen Jahren eingehend mit dem Massaker. Das LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte in Münster erforscht die Hintergründe und das Ereignis sowie die justizielle Aufarbeitung und das Gedenken an diesen Massenmord. Die LWL-Archäologie für Westfalen hat in Zusammenarbeit mit dem Institut die drei Erschießungsorte untersucht.

Dabei wurden zahlreiche Funde – Täterwerkzeuge ebenso wie Habseligkeiten der Opfer – geborgen und Informationen gewonnen, die zu einem besseren Verständnis der Ereignisse beitragen.

Mehr Informationen und Bilder unter:
https://www.lwl.org/de/LWL/Der_LWL/newsroom/dossiers/ns-verbrechen-zwangsarbeitern-im-sauerland-1945/

Programm

Begrüßung
Ottmar Köck, Kaufmännischer Direktor der LWL-Klinik Warstein
Dr. Thomas Schöne, Bürgermeister der Stadt Warstein

Vorträge
Dr. Marcus Weidner, LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte, Münster
Die Toten von Meschede. Das Kriegsendphaseverbrechen der „Division zur Vergeltung“ im Raum Warstein

Dr. Manuel Zeiler, LWL-Archäologie für Westfalen
Archäologische Forschungen zu Erschießungsplätzen aus der Endphase des Zweiten
Weltkriegs im Sauerland

Moderation
Dr. Julia Paulus, LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte, Münster

Diskussion

————————————-

siehe dazu auch den Artikel (PDF) hier im Blog:

„ ,Erste Erkenntnisse zu Funden nach Massenmord’

21. November um 19 Uhr im LWL-Festsaal in Warstein“

 

5 Gedanken zu „Vorträge zum Kriegsendphase-Verbrechen im Warsteiner Raum“

  1. Warstein: Archäologen entdecken verschollenes NS-Mahnmal

    WDR | Westfalen-Lippe | Stand: 28.05.2020, 17:00

    Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe(LWL) haben am Mittwoch (27. 05.2020) bei Warstein einen bedeutenden Obelisken wiederentdeckt. Die Steinsäule wurde 1945 auf Veranlassung der Sowjetunion zum Gedenken an 71 Opfer der Kriegsverbrechen der Nationalsozialisten aufgestellt. Das Mahnmal erinnert an Zwangsarbeiter, die im Arnsberger Wald von den Nazis erschossen worden waren.

    Der Obelisk war jahrzehntelang verschwunden. Warsteiner Bürger sollen ihn nach der Umbettung der Toten auf einen Kriegsgefangenenfriedhof des Ersten Weltkriegs bei Meschede im Jahr 1964 beseitigt haben.

    Kompletter Beitrag (inkl. Video) unter

    https://www1.wdr.de/nachrichten/westfalen-lippe/mahnmal-nationalsozialismus-warstein-friedhof-obelisk-100.html

  2. Auch hier im Blog ist das Thema „Obelisk“ noch kürzlich behandelt worden. Siehe die Datei 222 unserer Autorin Nadja Thelen-Khoder im Archiv „Franzosenfriedhof“:

    https://www.schiebener.net/wordpress/wp-content/uploads/2020/05/222.-Der-Geist-der-Flasche.pdf

    Dort ist unter anderem zu lesen:

    Ihre Schwester liebe ich auch, aber sie gehört ja zu den „Verschwundenen“. Am 27./28. Juli 2019 stand in der „Süddeutsche Zeitung“: „1964 beschloss die Bezirksregierung Arnsberg, auch die Toten von Warstein und Suttrop auf den Mescheder ,Franzosenfriedhof’ umzubetten, angeblich um eine bessere Pflege von Grabstätten zu ermöglichen. Im Zuge dieser Umbettung wurde einer der beiden sowjetischen Stelen geschleift.“

    Für Datei 174 („Bewertung russischer Fremdarbeiter als Terrorbedrohung für die deutsche kämpfende Truppe“4) hatte ich eigens im Duden nachgesehen und gelesen, daß die einzig passende Bedeutung für dieses merkwürdige Verb die schon im Spätmittelhochdeutschen erscheinende militärische Wendung „ ‚eine Burg, Festung schleifen’, d.h. ,dem Erdboden gleichmachen’“, ist. Und bis heute weiß ich nicht, was das in Bezug auf die „verschwundene“ Stele bedeutet.

    Wenn die Archäologen bei den Ausgrabungen nichts gefunden haben: Wurde sie gesprengt? Und wenn ja: von wem?Mir wurde von Bürgern aus Warstein der „Soester Anzeiger“ vom 15.5.2020 zugeschickt –meinen allerherzlichsten Dank!

    Darin heißt es:„Die auf Anordnung der sowjetischen Militäradministration errichtete dreiseitige Stele zeigt auf jeder Seite den roten Sowjetstern und je einen Text auf Russisch, Englisch und Deutsch: ,Hier ruhen russische Bürger, bestialisch ermordet in faschistischer Gefangenschaft. Ewiger Ruhm den gefallenen Helden des Großen Vaterländischen Krieges 1941–1945.’

    ,Dieser Text’, so vermutet der Historiker Dr. Marcus Weidner, …, war für die damalige Zeit, die die NS-Verbrechen vergessen oder nicht wahrhaben wollte, zu drastisch. Da man sich die Zerstörung des Obelisken offenbar nicht traute, stellte man ihn am Ende des Friedhofs mit der kyrillischen Seite nach vorn auf, die hier die wenigsten Menschen verstanden.’“„Die damalige Zeit“ –wer ist das? Wer wollte „NS-Verbrechen vergessen oder nicht wahrhaben“? Für wen war was „zu drastisch“?

    1. So ist das in Deutschland – am besten wegschauen, unter den Teppich kehren, eine neue Karriere aufbauen. Ist ja nicht wenigen gelungen in der Adenauer-Zeit. Aber wenn man sich noch einmal zum Bsp. Dokus der Leningrad-Belagerung anschaut, dann weiß ich nicht wie das mit dem Unter-den Teppich-Kehren gelingen soll. Immer wenn ich nach Berlin fahre und im Bundes-(Reichs)-Tag am Postkarten-Stand die Karte mit einem der berühmtesten Fotos der Welt kaufe (ein Rotarmist hisst am 8.Mai 1945 die Rote Flagge über dem zerstörten Reichstag) und rief damals „Gitler kaputt!“ Dazu muss man wissen, ie Russen können kein „H“ sprechen, fühle ich mich befreit. Auch wenn ich weiß, das Foto musste einen Tag später nachgestellt werden, weil in den Kriegswirren kein Fotograf zur Stelle war. „Gitler kaputt“- die beste, die sehnsüchtig erwartete Nachricht einer neuen Zeit !

Kommentare sind geschlossen.