„NS-Verbrechen an Zwangsarbeitern im Sauerland 1945 – LWL gräbt nach Spuren der über 200 Ermordeten“.

Pressetermin am Freitag, 8. März 2019 um 11 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses in Warstein (Dieplohstraße 1).

Am 20., 21. und 22. März 1945 erschossen und erschlugen deutsche Soldaten 208 völlig wehr- und arglose sowjetische und polnische Männer, Frauen und Kinder, die sie zu diesem Zweck aus zwei „Ostarbeiterlagern“ (der Schule in Suttrop im damaligen Landkreis Lippstadt, Amt Rüthen, und dem „Ostarbeiterlager Herrenberg“, heute „Sauerlandhalle“ in Warstein im damaligen Landkreis Arnsberg) unter falschen Vorwänden, also heimtückisch, herausgeholt hatten.

(Näheres siehe Datei „Pressetermin am Freitag, 8. März 2019 um 11 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses in Warstein (Dieplohstraße 1)“ auf
https://www.schiebener.net/wordpress/wp-content/uploads/2019/02/142.-Pressetermin-am-8.3.2019-um-11-Uhr.pdf)

Nach den drei Massakern an drei aufeinander folgenden Tagen im Langenbachtal, im Körtlinghausener Forst und auf der Eversberger Kuhwiese (Landkreis Meschede) wurde das „Gemeinschaftslager Herrenberg“ mit mehreren hundert Menschen in Brand gesetzt und brannte bis auf die Grundmauern nieder; den französischen Kriegsgefangenen gelang es, ihre sowjetischen Kameraden, die hinter eigens für sie verrammelten Türen zu verbrennen drohten, zu befreien.

Nach den Funden von 1945 (1), 1947 (2) und 1964 (3) – von denen mir bisher niemand sagt, was mit ihnen gemacht wurde bzw. wo sie geblieben sind – findet nun ein Pressetermin zu den Funden von 2018 statt:

„NS-Verbrechen an Zwangsarbeitern im Sauerland 1945 LWL gräbt nach Spuren der über 200 Ermordeten“.

So steht es auf der Seite des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (4). Und weiter:

„Die Forscher stießen sowohl auf die persönlichen Habseligkeiten der Opfer, als auch auf die Werkzeuge der Täter. Die Funde zeugen nicht nur von den letzten Stunden im Leben der Ermordeten, sondern geben auch Aufschlüsse über den genauen Ablauf der grausamen Taten.

Vor Ort berichten wir über die neuesten Recherche-Ergebnisse und zeigen Ihnen eine Auswahl der archäologischen Funde.“ (4)

Es stünden „zur Verfügung Matthias Löb, LWL-Direktor, Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, LWL-Kulturdezernentin, Dirk Wiese, Russlandbeauftragter der Bundesregierung, Dr. Thomas Schöne, Bürgermeister Stadt Warstein, Christoph Weber, Bürgermeister Stadt Meschede, Dr. Manuel Zeiler, LWL-Archäologie für Westfalen, und Dr. Marcus Weidner, LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte.“

Text: Die „verschwundene“ Stele am Friedhof der 57 Ermordeten (5)

„Im Anschluss an den Termin im Rathaus besuchen wir einen der drei Tatorte in Suttrop. Ein Teil der Opfer war hier bestattet und wurde 1964 auf den Waldfriedhof ,Fulmecke’ in Meschede umgebettet. Der Friedhof ist die dritte Station des Pressetermins. Die Stadt Meschede plant eine Umgestaltung der Kriegsgräberstätte, die erinnerungspolitisch und historisch außergewöhnlich ist.“

Text: Grabstein von Valentina und Nina Woronina; siehe „Eine Familie stirbt“ (6)

„Ein Teil der Opfer war hier bestattet.“ Warum kann ich solche Formulierungen kaum mehr ertragen? 57 Ermordete waren dort in Einzelgräbern begraben und eine Stele sprach von Mord. 1964 wurden sie durch den „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.“ nach Meschede „umgebettet“, wo kein Einzelgrab mehr von ihnen zu sehen ist.

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Anmerkungen:

(1) siehe die Eidesstattliche Erklärung des Bürgermeisters von Suttrop vom 7.9.1946 (2.2.0.1/82413822, ITS Digital Archive, Bad Arolsen)
(2) siehe die Exhumierungsberichte von Dr. Petrasch vom 28. und 29.3.1947 [2.2.0.1/82416675 (2 Seiten) und 82416678 (1 Seite)] sowie des Amtsdirektors von Meschede vom 31.3.1947 [2.2.0.1 / 82416677 (2 Seiten)]
(3) „Nachlässe der ermordeten sowjetischen Zwangsarbeiter gefunden: 1945, 1947, 1964 und 2018. Aus den Prozeßakten (Arnsberger Prozeß von 1957/1958)“
https://www.schiebener.net/wordpress/wp-content/uploads/2018/12/133.-Nachl%C3%A4sse-ermordeter-sowjetischer-Zwangsarbeiter-1945-1947-1964-2018.pdf
(4) https://www.lwl.org/pressemitteilungen/nr_mitteilung.php?urlID=47233
(5) „Eine ,verschwundene’ Stele ruft. ,Ein Fund größeren Ausmaßes’“
https://www.schiebener.net/wordpress/wp-content/uploads/2018/12/130.-Habseligkeiten.pdf
(6) http://www.zug-der-erinnerung.eu/download/137.%20Eine%20Familie%20stirbt.pdf; zum „Zug der Erinnerung“ siehe https://www.youtube.com/watch?v=FtVY2oES4G4

Bücher zur Vorbereitung auf den 8. März 2019 in Warstein, Suttrop und Meschede:

1. Peter Bürger / Jens Hahnwald / Georg D. Heidingsfelder: „Sühnekreuz Meschede. Die Massenmorde an sowjetischen und polnischen Zwangsarbeitern im Sauerland während der Endphase des 2. Weltkrieges und die Geschichte eines schwierigen Gedenkens“; Norderstedt 2016 (edition leutekirche sauerland 3; erweiterte Buchausgabe von „Zwischen Jerusalem und Meschede“)

2. Nadja Thelen-Khoder: „Der ,Franzosenfriedhof’ in Meschede. Drei Massaker, zwei Gedenksteine, eine „Gedenktafel“ und 32 Grabsteine. Dokumentation einer Spurensuche“; (Norderstedt 2018 (edition leutekirche sauerland 14).

Das letzte Kapitel als eigene Datei „XII. Gewissen heißt ,conscience’“ auf http://upgr.bv-opfer-ns-militaerjustiz.de/uploads/Dateien/Pbab2018/NTK2018-XII.Gewissen-heisst-conscience.pdf

Wanderausstellung „Für eine starke Republik! Reichbanner Schwarz-Rot-Gold 1924-1933“ im Rathaus Sundern eröffnet

Ausstellungseröffnung mit den Initiatoren Ralph Brodel, Jens Hahnwald und Dirk Wiese (foto: spd)

Im Beisein von zahlreichen Besuchern wurde am 27. Oktober  die Ausstellung „Für eine starke Republik! Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold 1924-1933“ eröffnet. Die Wanderausstellung ist bis zum 7. Dezember zu besichtigen.

(Pressemeldung der SPD Hochsauerlandkreis)

Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold wurde am 22. Februar 1924 in Magdeburg als überparteiliches Bündnis von SPD, der liberalen Deutschen Demokratischen Partei und der katholischen Zentrumspartei gegründet. Mit diesem demonstrativen Schulterschluss reagierten die Demokraten auf die zahlreichen Morde sowie die links- und rechtsextremistischen Putschversuche in den Anfangsjahren der Weimarer Republik. Die meisten Mitglieder waren und sind damals jedoch Sozialdemokraten. Schnell entwickelte sich das Reichsbanner zu einer Massenorganisation mit mehr als drei Millionen Mitgliedern, die sich für einen Erhalt der Republik und für die Achtung der Verfassung einsetzten.

Nie wieder? Es passiert trotzdem!

In seiner Begrüßung hob Bürgermeister Ralph Brodel den überparteilichen Ansatz des Reichsbanners hervor. Ralph Brodel betonte darüber hinaus, dass die Geschichte des Reichsbanners für die aktuelle Zeit Erinnerung und Mahnung für die Zukunft sein müsse.

„Ich sehe heute“, so Ralph Brodel, „eindeutige Parallelen zu den damaligen Tagen und Ereignissen mit dem geisterhaften Aufstieg der Rechtspopulisten. Damals wie heute sind Ausgrenzung, Hass und die Ablehnung der Demokratie Inhalt und Ziel der Populisten, mit denen sie, wie Rattenfänger, verführen und sehenden Auges ihre Anhänger in den Abgrund leiteten“.

Auch Dirk Wiese erinnerte in seinem Grußwort zur Ausstellungseröffnung daran, dass gerade heute, angesichts von Populismus und Demokratiefeindlichkeit, die vielen engagierten Demokraten des Reichsbanners ein gutes Vorbild für die Gegenwart sind. „Auch heute“ so Dirk Wiese, „brauchen wir engagierte Bürger, die aus Überzeugung an der Demokratie festhalten und die bereit sind, aufzustehen und klare Kante zeigen, wenn Extreme sich zu Wort melden“.

Der Arnsberger Jens Hahnwald, der viele Jahre die Geschichte des Reichbanners im Sauerland erforscht hat, erläuterte in seinem Vortrag die Entwicklung des Reichsbanners in Arnsberg, Neheim, Sundern und im Sauerland.

Er erinnerte daran, dass sich bereits 1924 Ortsgruppen des Reichsbanners in Arnsberg, Neheim, Freienohl und anderen Orten des Sauerlandes bildeten. Neben sozialdemokratisch orientierten Vertretern organisierten sich im Reichbanner auch Politiker aus dem Zentrum und der DDP im gemeinsamen Kampf zur Erhaltung von Demokratie und Republik.

Bereits die Gründungsveranstaltung in Arnsberg, so Jens Hahnwald, wurde massiv durch Anhänger der Nationalsozialisten gestört. Es kam zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Ein Jahr später, 1925, kamen mehrere tausend Teilnehmer zur Fahnenweihe des Reichsbanners und demonstrierten eindrucksvoll für die Demokratie und die Republik. Aktivitäten des Reichsbanners auf dem Gebiet der heutigen Stadt Sundern sind nur vereinzelt bekannt. So berichtete das Centralvolksblatt Ende der 1920er Jahre von einer Reichsbannerveranstaltung zum Thema „Kampf um den sozialen Volksstaat“ in Hachen.

Der damalige Berichterstatter unterstellte die Erfolglosigkeit der Versammlung, indem er schrieb, dass überwiegend Auswärtige daran teilgenommen hätten. Das Reichsbanner entgegnete, dass es sich um eine gut besuchte Gründungsversammlung der Ortsgruppe gehandelt hätte, an der neben einigen Reichsbannerkameraden aus Hüsten und Neheim nur Hachelnder Bürger teilgenommen hätten.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde das Reichsbanner verboten. Seine Mitglieder wurden verfolgt, mussten ins Exil gehen oder wurden Teil des deutschen Widerstandes.

Die Ausstellung der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Zusammenarbeit mit dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten ist montags, dienstags und freitags von 8 bis 16 Uhr, mittwochs von 8 bis 12.30 Uhr und donnerstags von 8 bis 17 Uhr im Foyer des Rathauses zu sehen.