Umleitung: Rechte Hetze im Netz, offener Geschichtsunterricht, Medienblasen, die Nanas in Dortmund und mehr

Blick vom „KölnTriangle Panorama“ auf die andere Rheinseite. (foto: zoom)

Das Bild oben: habe ich gestern vom „KölnTriangle Panorama“ aus aufgenommen. Die 2,50 Euro (Gruppenpreis) lohnen sich … KölnTriangle

Der Code der Neuen Rechten: Schon vor zehn Jahren versorgte das „Amt für Öffentlichkeitsarbeit“ der NPD deren Politiker mit einem internen Strategie-Papier … uebermedien

Alter Hass mit neuer Schlagkraft: die Mitte ist keineswegs über Nacht verroht … blpb

Rechte Hetze im Netz: Pegida Nürnberg und die Medien … brdata

Arnsberg: Explosion der Kriminalitätszahlen hat nicht stattgefunden … blickpunktarnsberg

Kriminologe Pfeiffer: „Nationalität spielt bei Kriminalität keine Rolle – Prägung ist entscheidend“ … wdr

Medienkritik im Fall Freiburg: Journalismus darf Ängsten nicht einfach erliegen … tagesspiegel

Achse des Guten: Wie sich ein Blog zu Tode empört … wuv

Wort des Jahres 2016: Postfaktisch … sprachlog

Offener Geschichtsunterricht: Perspektiven auf das Brandenburger Tor … segu

Auf der Suche nach narrativer Triftigkeit: Das Händeringen über das Narrativ in Geschichte und Erzählliteratur nach den an die Historiographie gerichteten Herausforderungen Hayden Whites ist jetzt größtenteils vorbei … publicHistory

Die Digitalcharta: ein deutscher Sonderweg … wolfgangmichal

Medienblasen, externe Links und die PISA-Studie: Warum setzen Artikel auf den Online-Seiten großer Zeitungen und Zeitschriften so wenig externe Links? … scilogs

Sympathieträger Schulz: Wird er nun Kanzlerkandidat? … postvonhorn

Kanzlerin verlässt CDU: Merkel wechselt zur SPD (ehem, Satire) … jurga

Hagen: Stadt soll Fahrradverkehr stärker fördern … doppelwacholder

Dortmund: Der Schmerz und die Wut hinter den fröhlichen „Nanas“ – Frauenbilder von Niki de Saint Phalle in Dortmund … revierpassagen

Fragen an den Landrat des HSK: Beinträchtigen Biogasanlagen und Gülle die Wasserqualität des Hennesees? … sbl

Diskussionsstoff? Sauerländer SPD: Wir brauchen einen starken Staat!

StarkerStaat20160530Heute habe ich die unten abgedruckte[1] Pressemitteilung(PM) der Sauerländer SPD erhalten. Ich würde mir wünschen, dass die LeserInnen des Blogs sich dazu äußern.

Meine eigenen spontanen Gedanken stelle ich voran, halte sie aber nicht für der Weisheit letzten Schluss.

„Starker Staat!“ – das hört sich für mich nach Kraftmeierei an. Mir genügt ein funktionsfähiger Staat. „Starker Staat“ ist vielleicht ein bisschen Rhetorik Richtung AfD-Sympathisanten.

Ich vermute, dass Funktionen unseres Staates durch „Verschlankungenen“ nicht mehr optimal funktionieren. Ein fürchterliches Beispiel war das Versagen des Berliner LaGeSo bei der (Nicht-)Bewältigung der „Flüchtlingskrise“.

Die in der Pressemeldung angesprochenen Polizei (s.u.) als Teil der Exekutive befindet sich wahrscheinlich wirklich in der Krise. Soweit ich das aus Gesprächen mit Polizisten mitbekomme, sind die Wachen unterbesetzt und die KollegInnen unter Stress. Kein guter Zustand. Aber der Staat ist mehr als die Polizei. Wer „Starker Staat!“ sagt und „Polizei“ schreibt, springt meiner Meinung nach zu kurz.

Weiterhin vermisse ich in der PM den Zusammenhang von Kriminalität und sozialer Frage. Das müsste eigentlich ein Kernanliegen der Sozialdemokratischen Partei sein. Meine (Teil-) These: Eine Erhöhung der sozialen Ungleichheit führt zu erhöhter Kriminalität.

Weiterhin hätte ich gerne statistische Grundlagen für die Frage, wie sich die Kriminalität im Sauerland entwickelt hat. Ist sie mehr geworden? Oder berichten die Medien aus Gründen nur verstärkt über Zwischenfälle?

Als ich mich kürzlich mehrere Tage hintereinander in Meschede aufhielt, dachte ich: Was für ein Unterschied ist doch die subjektiv wahrgenommene Mescheder Wirklichkeit (friedlich) zu dem Bild, welches die Medien von der Stadt an der Ruhr zeichnen (Angsträume).

Soweit mein 5 Cent. Vielleicht fällt euch noch mehr und/oder anderes ein.

Sauerländer SPD: Wir brauchen einen starken Staat!

Die Äußerungen anderer Parteien im Hinblick auf die Vorfälle in Meschede stoßen bei der Sauerländer SPD auf Unverständnis. Fordert die sogenannte Alternativ-Partei doch in ihrem Wahlprogramm massive Steuersenkungen und eine Privatisierung öffentlicher Aufgaben. „Wie man dann aber wichtige und notwendige Aufgaben, insbesondere mehr Personal finanzieren will, darüber nur tiefes Schweigen. Sicherheit gibt es aber nicht zum Nulltarif!“ so der Landtagsabgeordnete Gerd Stüttgen (MdL). Dabei trifft die alltägliche Kriminalität und insbesondere der Einbruchdiebstahl die Menschen in ihrem Sicherheitsempfinden. „Unsere Antwort muss darum ein starker Staat sein, der personell gut aufgestellt ist. Das ewige Gerede von einem schlanken Staat gehört hoffentlich der Vergangenheit an.“, so der heimische Bundestagsabgeordnete Dirk Wiese (MdB). Auf Druck der SPD hat der Bund gerade erst die Stellen der Bundespolizei massiv erhöht. 

Aus Sicht der Sauerländer SPD leistet die Polizei im Hochsauerlandkreis eine hervorragende Arbeit. Allerdings weist die SPD daraufhin, dass die Anforderungen, insbesondere die Fahrtzeiten, in einem Flächenkreis andere sind, als in der Großstadt. „Hier müssen wir uns immer wieder dafür einsetzen, dass die Präsenz in der Fläche besteht und bestehen bleibt und sich dies auch im Personalschlüssel und in der Sachausstattung wiederfindet.“, so Michael Stechele (Fraktionsvorsitzender der SPD im Rat der Stadt Sundern) und Jürgen Lipke (Fraktionsvorsitzender der SPD im Rat der Stadt Meschede). Und Gerd Stüttgen ergänzt: „Die heimische CDU vergisst gerne, dass unter schwarz-gelb von 2005-2010 kontinuierlich Personal abgebaut wurde. Erst unter der jetzigen Landesregierung nimmt die Anzahl der Stellen wieder zu. Fakt ist auch, dass im Jahre 2015 1.892 PolizeianwärterInnen neu eingestellt wurden. In diesem Jahr werden es 1.920 sein. Beide Male Rekord.“

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[1] „abgedruckt“ wird im Zeitalter der Digitalisierung immer mehr zur Metapher für das Veröffentlichen „wie auch immer“. Ich mag den Ausdruck „abgedruckt“, und deswegen verwende ich ihn hier.

Ciudad Mexico: Desillusionierungen. Beobachtungen und Impressionen aus einem faszinierenden Land.

Bekannter ist der hier und seinen Namen musste fast jeder im Erdkundeunterricht auswendig lernen: der Popocatepetl im Abendlicht. (foto: koerdt)
Ein alter Bekannter. Seinen Namen musste fast jeder im Erdkundeunterricht auswendig lernen: der Popocatepetl im Abendlicht. (foto: koerdt)

Dieser Artikel ist Teil einer persönlichen Serie über das Leben in Mexico-City. Heute knüpfen wir an die Osterzeit an. Die vorhergenden Teile der Serie sind hier zu finden.

Hola a todos,

zunächst einmal etwas Trauriges: Belde* hat hingeschmissen und somit werde ich wohl keine weiteren Einblicke in das Welt- und Geschichtsbild einer türkischen Oberschichten-Tochter gewinnen können. Sorry, aber mit einem Exklusiv-Interview wird es wohl nichts mehr.

Auszug aus dem Wolkenkuckucksheim
Dafür bin ich wohl in der letzten Woche aus meinem flauschigen Wolkenkuckucksheim rausgeschmissen worden: während wohl alle Welt denkt –ich war da keine Ausnahme-, der Drogenkrieg tobe im Norden des Landes an der Grenze zur USA wurde ich eines Besseren belehrt. Nur 100 Meter Luftlinie von der Schule entfernt –und die Schule liegt wirklich in einem der betuchten Viertel, dort werden ganze Straßen gesperrt und bewacht, damit die Oberschicht dort in Ruhe ihre Angestellten schikanieren kann- wurden in einer Auseinandersetzung zwischen zwei rivalisierenden Banden (es ging, na klar, um Drogen) zwei Männer erschossen. Zwei der Beteiligten wollten vom Tatort fliehen, dafür rissen sie eine Frau aus ihrem Wagen und verschwanden damit. Diese Frau ist eine Mutter von zwei Schülerinnen der Deutschen Schule und war gerade auf dem Weg dorthin, um die Kinder abzuholen.

Schießereien
Am nächsten Tag erfuhr ich dann von einer weiteren Schießerei, die auf dem Heimweg meiner Kollegin stattgefunden hat. Sie wusste, dass ihre Tochter gerade nach Hause wollte und es ist nicht schwer, sich vorzustellen, wie sich meine Kollegin gefühlt hat. Wahrscheinlich wäre ich an ihrer Stelle vor Angst fast ausgeflippt, aber sie hat wirklich sehr besonnen reagiert. Dennoch war ihre Erleichterung mehr als groß, als sie ihre Tochter endlich telefonisch erreichen konnte.

Drogen – auf dem Schulhof angefixt
Passend dazu las ich dann auch noch einen Artikel, aus dem hervorging, dass die meisten Drogen gar nicht in die Vereinigten Staaten geschmuggelt werden, sondern in die Hauptstadt. Hier ist wohl die Anzahl der Abhängigen in den letzten Jahren rapide angestiegen und es gibt keine richtigen, politischen Programme, die das angehen. Und wo werden die Leute ‚angefixt’? Auf dem Schulhof. Die Deutsche Schule versteckt sich ja hinter Eisentüren und Mauern und wird darüber hinaus von einem Wachdienst kontrolliert. Aber ich möchte nicht wissen, was hier an staatlichen Schulen los ist.

Der Alltag und die Diskriminierung – die Wellblechhütte auf dem Dach
Nach und nach werde ich hier doch auf die kleinen Unterschiede gestoßen, die ich mich teils schon sprachlos zurück lassen. Gestern war ich auf einer „Jewelry Rock Party“: meine US-amerikanische Mitstreiterin im Spanisch-Kurs, Cindy*, entwirft selbst Schmuck und hatte zu einer Art ‚Tupper-Party’ mit Schmuckverkauf geladen. Natürlich war ich neugierig auf die Wohnung, die sich als riesiges Penthouse oberhalb der Dächer von Polanco entpuppte, das sie sich mit einer anderen US-Amerikanerin teilt. Als ich auf die Terrasse trat, stand dort eine kleine Wellblechhütte und ich fragte, ob das so eine Art Abstellkammer sei. Nein, dort würde ihr Hausmädchen mit noch einer Freundin wohnen und sie öffnete kurz die Tür und ich starrte auf eine 90 cm breite Matratze, die auf dem Boden lag.

Die Schönheit mit der falschen Hautfarbe
Nagia* aus dem Kurs wiederum macht ihre Erfahrungen fast von der anderen Seite aus: die Brasilianerin, die wohl unter das Stereotyp milchkaffeebraune Schönheit fallen würde, wird von ihren Nachbarn im Haus nicht gegrüßt. Als sie mal eine Frau nach dem Grund fragte, wurde ihr klargemacht, dass ‚empleadas’, also Dienstmädchen, generell nicht gegrüßt werden.

Wir verleihen nicht an Ausländer
Dagegen wurde mir am letzten Wochenende erst hinterher deutlich, dass ein kleiner Hinweis auch eher diskriminierend gemeint war: wir wollten uns Räder ausleihen und der Typ an der Radstation sagte sehr bestimmend, dass er nur an Mexikaner ausleihe und nicht an Ausländer. Das sei generell so. Auf unseren Einwand, wir hätten uns doch schon einmal an einer anderen Station Räder geliehen, meinte er, sein Kollege dürfe das eigentlich nicht und könnte auch Konsequenzen für denjenigen haben. Wir dackelten davon, um dann zu sehen, dass zahlreiche Ausländer auf Leihrädern unterwegs waren. Tja, solche Feinheiten gibt es auch …

… hasta luego!

* Namen geändert