Aufgelesen: Funke Mediengruppe vermeldet für Funke Medien NRW – 20 Mio. € Verlust

Die WAZ ist Geschichte und heißt jetzt Funke-Medien Gruppe. (archivfoto: zoom))
Die WAZ ist Geschichte und heißt jetzt Funke-Medien Gruppe. (archivfoto: zoom))

Das Funke-Medien-kritische Blog „Funke-Medien“ weist auf  auf bedenkliche Zahlen im Jahresabschluss 2014 des Konzerns hin. Zu den aufgeführten „Funke Medien NRW“ gehört auch unsere heimische Westfalenpost.

Der letzte veröffentlichte Jahresabschluss der Funke Mediengruppe GmbH Co. KGaA, Essen, weise, so ein Artikel im Blog, „mächtige Verluste“ für die Funke Medien NRW in Höhe von – 20,8 Mio. € aus.

Und weiter:

Für die Zeitungsgruppe Hamburg werden als Beteiligungsergebnis – 11,9 Mio. € aufgeführt. Zu den Ergebnisträger im Zeitungsgeschäft von Funke gehören die Mediengruppe Thüringen mit + 8,6 Mio. € und das Medienhaus BZV mit 12,8 Mio.€. Das größte Ergebnis erwirtschafte die Funke Zeitschriften GmbH mit + 49,606 Mio. € ein. Die Gesamtbezüge der Mitglieder der Gruppengeschäftsführung betrugen 5,1 Mio.€, für ehemalige und Hinterbliebene sind es weitere 1,9 Mio. € und 30,1 Mio. € Pensionsrückstellungen. Wie sich die Verlustzahlen ergeben, lässt sich aus dem veröffentlichten Jahresabschluss nicht erklären.

Die Zahlen im Einzelnen:
aus dem Jahresabschluss 2014

Funke Medien NRW    – 20,843 Mio. €

Funke Druck GmbH.    –  2,810 Mio.€

Funke Zeitschriften    + 49,606 Mio. €

ZTG Thüringen            + 8,634 Mio. €

BZV Medienhaus         + 12,866 Mio. €

Zeitungsgruppe HH    – 11,909 Mio. €

Quelle:
https://funkemedien.wordpress.com/2016/04/22/funke-mediengruppe-vermeldet-fuer-funke-medien-nrw-20-mio-e-jahresergebnis/

Quartalszahlen der Printmedien: für die Westfalenpost geht der Sinkflug weiter …

Der heutige Lokalteil der WP hatte einige interessante Artikel, aber reicht das? (foto: zoom)
Der heutige Lokalteil der WP hatte einige interessante Artikel, aber reicht das? (foto: zoom)

Heute sind die neuen Quartalszahlen der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e. V. (ivw) erschienen.

Unsere heimische Westfalenpost wird als Produkt der Funke-Medien-Gruppe mit der Ausgabe Meschede/Brilon/Warstein erfasst.

Leider gibt es keine Trendumkehr für die Lokalzeitung. Auch im vergangenen Quartal hat die Westfalenpost Mes/Bri/Wa 5% ihrer Abonnenten verloren.

Die Westfalenpost verliert, wie die meisten Print-Medien, Abonnenten. (screenshot quelle: ivw)
Die Westfalenpost verliert, wie die meisten Print-Medien, Abonnenten. (alle screenshots quelle: ivw)

Über einen Zeitraum von sechs Jahren hat sich fast ein Viertel der LeserInnen von „ihrer“ Zeitung verabschiedet:

Der Trend weg von der gedruckten Lokalzeitung ist langfristig.
Der Trend weg von der gedruckten Lokalzeitung ist langfristig.

Auch in Arnsberg sieht es nicht besser aus. Von 2010 bis 2016 hat die dortige Ausgabe der Westfalenpost 23,37% der Abonnenten verloren:

Die Zahlen für die WP in Arnsberg sind auch nicht ermutigend.
Die Zahlen für die WP in Arnsberg sind ebenfalls nicht ermutigend.

Die heutige Ausgabe der Westfalenpost (WP) beinhaltete einige interessante Themen, aber reicht das um den Niedergang aufzuhalten?

Ich nenne hier die drei Inhalte, die mich interessiert haben und für die ich heute die 1,70 Euro ausgegeben habe.

1. Nachhilfe für jeden siebten Schüler

2. Klimawandel als Chance

3. Marke Winterberg im „Tourismuskonzept 2020 plus“ mit neuen Ideen beleben

Die Artikel sind alle gut geschrieben, die Ausgabe ist besser als viele Ausgaben die ich vorher gelesen habe, aber:

Ich habe nichts Neues erfahren.

Update: Die Gründe dafür werde ich in einem gesonderten Beitrag zu erklären versuchen. An dieser Stelle nur soviel: Die Artikel sind für mich eher Vordergrund- als Hintergrundartikel. Sie liefern mir nur sehr wenige neue Erkenntnisse.

Warum also sollte ich mir die WP kaufen oder sie gar abonnieren?

Anfrage der SBL/FW zum Artikel „Ungeklärte Identität“ vom 17.03.2016 in der Westfalenpost

Meschede/Arnsberg. (sbl_pm) Am 17.03.2016 veröffentlichte die Westfalenpost Meschede einen Artikel zum Thema „Asylbewerber“ mit der Überschrift „Ungeklärte Identität“.

(Die Sauerländer Bürgerliste hat dazu gestern die hier wiedergegebene Anfrage gemäß § 11 Abs. 1 der Geschäftsordnung des Kreistags an den Landrat gestellt.)

Die Informationen, auf denen der Bericht basiert, erhielt der Redakteur offenbar von Mitarbeiter/Innen der Kreisverwaltung. Unsere Fraktion hat zu den im Artikel dargestellten Sachverhalten einige Fragen. Zum besseren Verständnis zitieren wir hier einige Aussagen und stellen dazu jeweils unsere Frage:

  1. WP: „Die ungeklärte Identität von Asylbewerbern ist ein Massen-Phänomen“ –
    Frage: Auf welchen Fakten basiert die Erkenntnis, dass es sich um ein Massen-Phänomen handelt?
  2. WP: „Von den aktuell 3509 Asylbewerbern im Hochsauerlandkreis stehen bei einem Großteil die Personalien nicht sicher fest.“ –
    Frage: Was sind in erster Linie die Gründe dafür, dass die Personalien einiger Geflüchteter und Migranten noch nicht sicher feststehen?
  3. WP: „2400 von ihnen hatten noch keine Anhörung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, von ihnen sind noch keine Fingerabdrücke genommen worden.“ –
    Fragen: Warum hatten 2.400 Flüchtlinge noch keine Anhörung beim Bundesamt, aufgeteilt nach Gründen und Herkunftsland?
    Wie viele Flüchtlinge warten schon länger als 3, 6, 9, 12, 15, 18 Monate auf ihre Anhörung beim Bundesamt?
  4. WP: „117 Abschiebungen sind 2015 durchgeführt worden, vor allem nach Serbien, Albanien und Kosovo.“
    Fragen: Wie teilen sich die 117 Abschiebungen des Jahres 2015 auf die einzelnen Zielländer auf, wie im laufenden Jahr?
    Wie viele sogenannte freiwilligen Rückreisen gab es, und wie teilen sie sich auf?
    Welche Hilfen und Unterstützung erhielten „freiwillig“ Ausreisende im letzten und in diesem Jahr durch den HSK und/oder in dessen Auftrag?
    Wie viele Abschiebungen sind gescheitert, und aus welchen Gründen?
    Welche Kosten sind in diesem Zeitraum für durchgeführte und geplante Abschiebungen entstanden?
  5. WP: „Im Kreishaus kennt man die besondere Problematik straffällig gewordener Asylbewerber.“
    Frage: Wie viele Flüchtlinge und Asylbewerber erhielten im Jahr 2015 bis heute ein Strafverfahren wegen angeblich illegaler Einreise?
    Wie viele dieser Verfahren wurden von der Ausländerbehörde des HSK initiiert?
  6. WP: „Einige, ….., fallen durch Eigentumsdelikte, Körperverletzungen und Dealen auf – allerdings nicht hier in der Region, wo sie sich eigentlich aufhalten müssten, sondern in den Großstädten. Die Ausländerbehörde erfährt nur über Strafanzeigen davon. Delikte wie Schwarzfahren seien ‚an der Tagesordnung‘.“
    Fragen: In wie vielen Fällen von Eigentumsdelikten, Körperverletzungen, Dealen und Schwarzfahren durch im HSK gemeldete Asylbewerber und Migranten kam es 2015 und 2016 zu einer rechtskräftigen Verurteilung?
    Wie oft wurden tatverdächtige Asylbewerber frei gesprochen?
    Wo ereigneten sich die Straftaten?
    Welche Strafmaßnahmen wurden verhängt?
    Wie viele verurteilte Asylbewerber und Migranten gingen in Berufung?
  7. WP: „Abgelehnte Asylbewerber werden im Kreishaus auf ihre Passpflicht hingewiesen: Sie müssen mithelfen, ihre Identität zu klären, indem sie Geburtsurkunden oder Schulbescheinigungen besorgen.“
    Frage: Welche Anhaltspunkte hat die Kreisausländerbehörde dafür, dass Behörden und Verwaltungen in Kriegs- und Krisengebeiten – wie beispielsweise Syrien und Mali – so gut und effektiv funktionieren und arbeiten, um ihren im Ausland befindlichen Staatsbürgern innerhalb bestimmter Fristen die von deutschen Behörden verlangten Ersatz-Dokumente auszustellen?
  8. WP: „Neben der unklaren Identität sind medizinische Gründe das zweite Haupt-Hindernis gegen Abschiebungen. … Zuletzt wurde einer serbischen Asylbewerberin in Hallenberg ärztlich bescheinigt, sie sei depressiv geworden, weil sie auf die Sauerländer Berge starren musste – die Kreisverwaltung musste daraufhin ein Gegen-Gutachten in Auftrag geben, um die Reisefähigkeit zu beweisen.“
    Frage: Ist es rechtens und zulässig, dass die Ausländerbehörde öffentlich aus Krankenakten von Asylbewerbern zitiert?
    Wir möchten Sie auch bitten zu beantworten, ob bei der Patientin aus Hallenberg, abgesehen von dem in der WP erwähnten Anblick der Sauerländer Berge, weitere und schwerwiegendere Gründe für eine Depression vorliegen, ob die Asylbewerberin aus Hallenberg entsprechend ihrer Diagnosen behandelt wurde und wird, welcher Arzt für welches Honorar im Auftrag der Kreisverwaltung das Gegen-Gutachten „Fit für Abschiebung“ erstellt hat und ob sich die Frau noch in Deutschland aufhält oder ob sie zwischenzeitlich abgeschoben oder zur „freiwilligen“ Ausreise veranlasst worden ist?

Abschließend möchten wir Sie an folgend aufgeführte noch nicht beantwortete Anfragen der SBL/FW aus dem letzten Jahr erinnern und fragen, wann wir mit Ihren Antworten rechnen können?

  • „Mehrausgaben für Menschen mit Duldung, die keine Arbeitserlaubnis erhalten“ vom 11.08.2015
  • „Anzahl der im HSK bisher aufgenommenen Flüchtlinge“ vom 22.09.2015

Was will uns die Westfalenpost sagen? Ein zusammengerührter Artikel über Asylbewerber – oder so.

„Asylbewerber. Ungeklärte Identität“, lautet die Überschrift im gestrigen Artikel der Westfalenpost(WP) Meschede. Mich persönlich entsetzt dieser Beitrag der Heimatzeitung, weil er rassistische Ressentiments bedient ohne vernünftige Belege zu liefern.

Die ungeklärte Identität von Asylbewerbern sei, so der Autor „ein Massen[sic!]-Phänomen“: Von den aktuell 3509 Asylbewerbern im Hochsauerlandkreis stünden „bei einem Großteil“ die Personalien nicht sicher fest. 2400 von ihnen hätten noch keine Anhörung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, von ihnen seien noch keine Fingerabdrücke genommen worden. Dies habe die Kreisverwaltung auf Anfrage mitgeteilt, so die WP.

Da haben wir schon einmal die Schlagworte: „Asylbewerber“, „Massenphänomen“, „Großteil“. Ist klar, wo der Feind steht, liebe LeserInnen, oder?

Leider hat es der Autor der Zeilen versäumt, mitzuteilen, aus welchen Gründen dieses „Massenphänomen“ stattfindet. Wer trägt die Schuld? Die Asylbewerber? Das Bundesamt? Der Hochsauerlandkreis?

Wer eigentlich hat die Anfrage „auf Anfrage“ gestellt? Aus welchen Gründen hat die WP nachgefragt und dann doch wieder nicht weiter gefragt, wie man es von einer ordentlichen Zeitung erwarten sollte.

„In erster Linie mangelt es auch hier an den fehlenden Dokumenten“, berichtet die Zeitung über den Fall, dass ein Pakistani und ein Kirgise (2! von 3509) nicht abgeschoben werden konnten: ungeklärte Identität.

Neben diesen beiden bösen Burschen kommt dann noch Folgendes dazu: “ Im Kreishaus kennt man die besondere Problematik straffällig gewordener Asylbewerber:

„Einige“, so Kreissprecher Martin Reuther, fallen durch Eigentumsdelikte, Körperverletzungen und Dealen auf – allerdings nicht hier in der Region, wo sie sich eigentlich aufhalten müssten, sondern in den Großstädten. Die Ausländerbehörde erfährt nur über Strafanzeigen davon. Delikte wie Schwarzfahren seien „an der Tagesordnung“.

Aha: „Einige“ … und „Delikte wie Schwarzfahren seien „an der Tagesordnung““

Geraune ohne Zahlen und Belege.

„Abgelehnte Asylbewerber werden im Kreishaus auf ihre Passpflicht hingewiesen: Sie müssen mithelfen, ihre Identität zu klären, indem sie Geburtsurkunden oder Schulbescheinigungen besorgen.“

Warum, liebe Westfalenpost, klappt das nicht?

Ich stelle mir vor, wie ein Flüchtling zurück in den Krieg schwimmt (Mittelmeer reverse mode), um sich beispielsweise in Syrien seine Geburtsurkunde oder Schulbescheinigung zu besorgen.

Ach, ehrlich gesagt, weiß ich wirklich nicht, welchen Zweck dieser Artikel verfolgt. Recherchiert wurde anscheinend kaum, diffamiert dafür um so mehr.

Dient der Artikel der Aufklärung? Nein!

Noch einmal:

Die ungeklärte Identität von Asylbewerbern ist ein Massen-Phänomen: Von den aktuell 3509 Asylbewerbern im Hochsauerlandkreis stehen bei einem Großteil die Personalien nicht sicher fest. 2400 von ihnen hatten noch keine Anhörung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, von ihnen sind noch keine Fingerabdrücke genommen worden. Das teilt die Kreisverwaltung auf Anfrage mit.

Aus welchen Gründen

  • stehen die Personalien nicht sicher fest
  • hatten Flüchtlinge noch keine Anhörung
  • wurden keine Fingerabdrücke genommen

Artikel dieser Art sind der Grund, warum ich die Westfalenpost nur noch mit spitzen Fingern anfasse. Viel zusammengerührt, nichts erklärt, den Braunen Futter geliefert.

Landrat vs Westfalenpost 0:1, wenn da nicht das kleine „so“ wäre …

Wer sagt die Wahrheit? Die Westfalenpost Winterberg oder der Landrat des Hochsauerlandkreises Dr. Karl Schneider?

Am 11. Januar hatte die Westfalenpost über den Neujahrsempfang der Stadt Winterberg berichtet:

„Wir schaffen das nicht!“ Deutliche Worte fand HSK-Landrat Dr. Karl Schneider auf dem Winterberger Neujahrsempfang in Richtung der deutschen Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Er forderte einen geregelten Zustrom von Asylbewerbern sowohl nach Deutschland als auch in andere europäische Länder, um die Kommunen zu entlasten. Er wolle, insbesondere auch im Hinblick auf die jüngsten Ereignisse in Köln und Hamburg, keine Stimmung gegen Flüchtlinge machen. Aber es sei höchste Zeit, Tatsachen anzusprechen, Unrecht zu benennen und „die Heuchelei anderer Kreis-Parteien“ in Bezug auf die Abschiebe-Praxis im HSK zu unterbinden.

http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-brilon-marsberg-und-olsberg/30-fluechtlingshelfer-aus-winterberg-ausgezeichnet-id11449713.html

Das entscheidende Zitat im WP-Bericht ist: „die Heuchelei anderer Kreis-Parteien“.

Die Sauerländer Bürgerliste stellte daraufhin dem Landrat folgende Frage:

Welche „anderen Kreisparteien“ titulieren Sie als heuchlerisch, und warum? Wen und was meinen Sie genau damit? Falls das Zitat zutreffen sollte, wie begründen Sie Ihre Äußerung?

Der Landrat antwortete:

Zu meiner Rede zum Neujahrsempfang in Winterberg kann ich Ihnen folgende Information geben. Das Zitat aus der Westfalenpost ist so nicht richtig. Ich habe mich unter dem Hinweis auf die Kölner Ereignisse in etwa wie folgt geäußert: „Es hat viel zu lange gedauert, bis alles ans Tageslicht gekommen ist. Und auf einmal darf etwas ausgesprochen werden, was sonst als politisch unkorrekt angeprangert worden ist. Die Heuchelei kennt offenbar keine Grenzen. Was ist auch meine Behörde politisch verurteilt worden, wenn wir nach Recht und Gesetz abgeschoben haben.

http://www.schiebener.net/wordpress/die-reden-des-landrats-mit-echo-alles-eine-frage-der-interpretation/

Entscheidend ist hier die Aussage des Landrats: „Das Zitat aus der Westfalenpost ist so nicht richtig.“

Wer hat Recht?

Wir haben einige Gespräche geführt und darüber hinaus Einblick in Aufzeichnungen des Neujahrsempfangs gehabt und urteilen auf Grundlage dieser Belege, dass der Landrat NICHT Recht hat. Die Zitation der Westfalenpost ist mit großer Sicherheit korrekt.

Dazu kommt, dass der Landrat mit seiner Rede vielen ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern vor den Kopf gestoßen hat. Mit seiner Antwort versucht er eventuell Schadensbegrenzung, weil ihm eigentlich auch klar sein müsste, was er bei vielen Menschen in Winterberg angerichtet hat.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der Landrat nicht einfach schreibt: „Das Zitat aus der Westfalenpost ist falsch.“

Nein, er antwortet, es sei „so nicht richtig“. Das kleine Wörtchen „so“ dient dem Landrat als Notausgang.

Der Landrat winde sich doch wieder raus und komme damit durch, sagte mir gestern ein Kommunalpolitiker am Rande einer Veranstaltung in Meschede.

Ich kann das nicht abschließend beurteilen, aber geschickt ist das kleine „so“ auf jeden Fall.

Man kann auch vom Landrat lernen.

Medienkritik: “Das stand doch in der Zeitung!”

Die Zeitung ist zufällig, der Leser nicht (foto: paparazzi)
Die Zeitung ist zufällig, der Leser nicht (fotoarchiv: paparazzi)

“Das kam doch im Radio!” – also muss es auch genau so gewesen sein. Das Vertrauen vieler Menschen in die Qualität der Berichte der “herkömmlichen” Medien ist immer noch sehr hoch. Aber auch im Sauerland ist bei Medienberichten Vorsicht geboten. Trifft der Inhalt wirklich zu?

(Der Artikel ist gestern in ähnlicher Form zuerst auf der Website der Sauerländer Bürgerliste erschienen.)

Dass die Qualität der Berichte mitunter sehr dürftig ist, wurde in den letzten Tagen wieder aus Berichten heimischer Medien im Zusammenhang mit einer Sitzung des Briloner Stadtrates deutlich.

So meldete ‘Radio Sauerland’ am 04.02. um 10:30 Uhr: “Die Stadt Brilon prüft, ob das Haus Hornig in Gudenhagen-Petersborn als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden kann.” [http://www.radiosauerland.de/sauerland/lokalnachrichten/lokalnachrichten/archive/2016/02/04/article/-56274ebb6d.html]

Aber bereits am Tag vorher hatte der Briloner Stadtrat mit einer Stimme Mehrheit beschlossen, für dieses nicht mehr als Hotel und Gaststätte genutzte Gebäude kein Kaufangebot abzugeben. Die CDU-Fraktion wollte in diesem Ortsteile nicht so víele Flüchtlinge haben…
Zum Zeitpunkt der Meldung von Radio Sauerland war die Absicht der Stadtverwaltung also längst überholt, was sich mit einfacher Recherche hätte herausfinden lassen.

Nicht besser war die Berichterstattung der ‘Westfalenpost’. Es ging hier um eine Aufforderung an den Bürgermeister, einen Beschluss des Briloner Rates zu beanstanden. In der WP war am 06.02. u.a. zu lesen, dass ein Mitglied der Fraktion der Briloner Bürger-Liste (BBL) im Rat “mit Anträgen zu namentlichen Abstimmung und zum Ausschluss der Öffentlichkeit gescheitert war”. “Auf zweieinhalb Seiten listet er fünf vermeintliche Verstöße gegen kommunalpolitische Spielregeln auf.” [http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-brilon-marsberg-und-olsberg/buergermeister-soll-beschluss-beanstanden-aimp-id11534313.html#plx1561884076]. Alles nur nebensächliche Formalien?

Der WP-Redakteur war in der Ratssitzung am 03.02. selbst anwesend und ihm lag der komplette Text der Beanstandungsaufforderung vor; aber er hat nicht erkannt, worum es wirklich geht. Die BBL hatte keine namentliche Abstimmung beantragt und hat selbstverständlich auch keinerlei Bedarf, irgendwo von sich aus die Öffentlichkeit auszuschließen. Aber wenn der Chef der Stadtwerke eine Tochtergesellschaft (nur) für den überregionalen Onlinevertrieb von Strom und Gas gründen will, dann muss er auch sagen, für welche Zielgruppen diese Gesellschaft tätig werden soll und wie sie sich Wettbewerbsvorteile gegenüber ca. 1.200 anderen Anbietern in Deutschland verschaffen will. Auch sollte klar werden, wo die 300.000 Euro Startkapital herkommen sollen. Diese und viele weitere Fragen blieben offen. Zum Gesellschaftsvertrag durfte kein einziger Änderungsantrag gestellt werden, und notwendige Abstimmungen fanden nicht statt. Das sind dann nicht nur “vermeintliche Verstöße”, sondern schwerwiegende inhaltliche Mängel. Die Aufforderung zur Beanstandung wurde von allen 4 in der Sitzung anwesenden Ratsmitgliedern der 3 “kleinen” Parteien unterstützt, und der Bürgermeister hat den Beschluss mittlerweile tatsächlich beanstandet, so dass das Thema am 18.02. erneut im Rat auf der Tagesordnung steht. Das hätte man auch in der Tageszeitung fundierter darstellen können.

Fazit:
Nicht alles, was in „den Medien“ berichtet wird, ist tatsächlich so gewesen. Und wer sich genauer informieren möchte, könnte weitere Quellen hinzuziehen.

Umleitung: Rassismus, Flüchtlinge, Geschichte, Mein Kampf, Zika-Virus, Bürgerwehren und die Lokalzeitung als Brandbeschleuniger …

Menetekel an der Ruhraue in Olsberg ... (foto: zoom)
Winter-Menetekel an der Ruhraue in Olsberg … (foto: zoom)

Hinter den roten Türen: Wir müssen über Rassismus in unserer Mitte reden. Ziemlich dringend … fm4

Das kalte Kotzen: … kriege ich inzwischen, wenn ich sehe, wie viele meiner „Facebook-Freunde“ kritiklos irgendwelche Hetze gegen Ausländer, Flüchtlinge, „Scheinasylanten“ oder den Islam posten, teilen oder „liken“ … facebook

Na logisch! Die Übergriffe von Köln: Relativierung, Tu-quoque und der doppelte Standard … hoheluft

Flüchtlingsdebatte – Voßkuhle: Obergrenze unzulässig … fr

Pegida, die Flüchtlinge und Europa: Merkel am Ende … jurga

Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann? Eine Hasswelle schwappt durch unsere Gesellschaften. „Wehret den Anfängen“, das wird nichts mehr, den Punkt haben wir leider verpasst … misik

Mainzer Festspiele: Früher konnten die klassischen Parteien wenigstens Wahlkampf. Dieser hat weniger das Ziel, die Wähler anderer Parteien von ihren Irrtümern zu überzeugen, sondern vor allem das eigene Potential zu mobilisieren … wiesaussieht

Wie gefährlich ist das Zika-Virus? Schwangeren Frauen werden langsam die Urlaubsziele knapp. 26 Länder und Überseeterritorien stehen, wenn ich richtig gezählt habe, derzeit auf der Warnliste des CDC, und die wissen normalerweise, wo die Wurst wächst … fischblog

Onkel Karl und die gefangenen Rotarmisten: Eine Diaserie von 1942 aus dem Kriegsgefangenenlager Zeithain … harbuch

Geschichte als Schulfach definieren: Die Lehrpläne für Geschichte enthalten oft eine Beschreibung oder Definition des Wesens dieses Fachs. Jüngste Entwicklungen in Südafrika lenken unsere Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit, Vision und den Zweck von Geschichte als Schulfach zu rechtfertigen … publicHistory

Neu-Ausgabe von Hitlers „Mein Kampf“: Herausgeber stellt die kritische Edition im Stadtarchiv Dortmund vor … nordstadtblogger

Gemeinfreitag #1: KDR-100 … schmalenstroer

Unperfekthaus Essen: Ein Herz für die Bürgerwehr … ruhrbarone

„Das Lachen der Täter“: Klaus Theweleits Gedanken zur monströsen Mordlust … revierpassagen

Der Brandbeschleuniger: WP-Autor Goebels behauptet viel und kann es nicht belegen … doppelwacholder

24.01.2016: Michael Chapman wird “75” … neheimsnetz

Westfalenpost – Socialmediaprofis aus dem Hochsauerland

SebatianKippWordle20151209
Es ist Dienstagabend, der 08.12.2015, und ich sitze, mich vor dem Abwasch drückend vor’m PC, und scrolle durch die Socialmedia-Timelines, als dieser Post der Westfalenpost in Meschede plötzlich nach meiner Aufmerksamkeit giert.

(Unser Autor hat viele Jahre im Hochsauerlandkreis gelebt und ist auch nach seinem Wegzug ein aufmerksamer Beobachter der lokalen Politik, Medien und Kultur geblieben. Der Artikel ist gestern zuerst auf Sebastians eigenem Blog erschienen.)

Im Grunde genommen versuchte ich in der folgenden Kommentarschlacht die Ideologie der User D., J., R. und U. als rechte Hetze (und nichts anderes ist es) zu entlarven.

Das schönste Beispiel ist wohl folgender kleiner, aber sehr feiner Dialog, der exemplarisch für den gesamten Diskurs gelten muss, da ich leider keinen Screenshot einer von der Westfalenpost Meschede unbereinigten Version habe.

Das ganze ging dann noch ein wenig weiter. Personen forderteten die Verbannung von Straftätern („… natürlich auch von Deutschen, wenn die denn kriminell sind…!!!“), worauf ich eigentlich nur noch auf die Ausbürgerung im Dritten Reich verwies.
Mir wurde unterstellt „psychisch krank“ zu sein und irgendwie wollte den Leuten es nicht so recht einleuchten, dass man Behauptungen beweisen müsse. Russels Teekanne meinerseits angeführt beendete dann die Diskussion mehr oder weniger und ich begann mich … ja doch, ich mag es behaupten… siegreich zu fühlen. Es gutes Gefühl gegen rechten Blödsinn gesprochen zu haben. Diesem immer mehr werdenden geistigen Dünnschiss erfolgreich widersprochen zu haben.

Bis *TROMMELWIRBEL* der Auftritt des armen Socialmedia-Verantwortlichen zu diesem Blogpost führen sollte.

Dieser konnte unsere linksgrün-versiffte Argumentationskette so nicht stehen lassen und das große Löschen began mit folgender Ankündigung.

Direkt wurden alle meine Posts gelöscht und mein Facebook-Account von der WP Meschede geblockt, sodass ich auch nicht mehr kommentieren konnte.
Weitere Kommentare, wie die Drohung gegen mich, dass „… ich mich an diese Konversation noch zurückerinnern werde #volksverräter !“ wurden, wie man es dann vom Sauerland erwartet, natürlich nicht gelöscht und standen weiter da. Bis auf den Unterschied, dass nun kaum noch jemand der rechten Hetze widersprach.

Quelle? Sehr gern:
(Zum Vergrößern öffnet sich das Bild in einem neuen Tab.)

Der berechtigte Protest von wunderbaren Gutmenschen führte dann, wie oben im Screenshot schon zu erahnen ist, dazu, dass der Socialmediaprofi der WP Meschede nun völlig frei drehte und auf imho sehr berechtigte Kritik super professionell reagierte.

Nunja. Auf sauerländische Gutsherrenart wurden natürlich dann auch noch die linksgrün-versifften Gutmenschen geblockt und deren Kommentare gelöscht.
Um wenigstens den Schein der Vernunft zu wahren, wurden zu „guter“ Letzt die Drohungen, Beleidigungen und ein Großteil der rechten Hetze entfernt (Nicht jedoch wurden die User geblockt, die diesen Blödsinn schrieben. Diese können weiterhin frei hetzen.), sodass Folgendes vom Mittwochabend um 23:45 Uhr und dem superduper Diskursverständniss der Westfalenpost Meschede übrigbleibt:

(Zum Vergrößern öffnet sich das Bild in einem neuen Tab.)

Nachtrag:

Natürlich feiern die Spaten ihren vermeintlichen Sieg:

Der Redaktionsleiter der Westfalenpost Meschede gibt sich zum Schluss noch einmal ganz professionell mit folgendem Statement:

Alles, was mir noch bleibt, ist folgendes Fazit zu ziehen:

Bravo!

Hier noch eine heitere Meldung über die Westfalenpost Meschede und das Sauerland im Allgemeinen. Der wunderbare Artikel entsprang einer Diskussion über das Verhalten der WP Meschede innerhalb einer Facebook-Gruppe.

Hochsauerlandkreis. Aufgrund der jüngsten Berichte über die Ängste in der Bevölkerung vor Flüchtlingen sehen sich die Besorgten Sauerländer für Flüchtlinge (BE-SAU-F) dazu gezwungen an die Öffentlichkeit zu gehen. Anlass war der Bericht der WESTFALENPOST Meschede, dass einige Bewohner des Ortes Niedersalwey befürchten, dass 18 Flüchtlinge dem 540 Seelen-Ort zu stark zur Last fallen. Prozentual machen die 18 neuen Einwohner des dann 558 Einwohner zählenden Örtchens 3,2% der Bevölkerung aus. Ein Veltins-Pilsener enthält immerhin ganze 4,8% Volumen Alkohol und kann vom gemeinen Sauerländer durchaus vertragen werden. Die Bevölkerung befürchtet weiterhin, dass die Flüchtlinge sich langweilen, die nicht vorhandene Infrastruktur im Ort und der nach 18 Uhr nicht mehr fahrende Bus werden als großes Problem angesehen. Probleme, die Teenagerinnen und Teenager im Sauerland kennen dürften. Ebenso sorgt man sich um die Kinder. Die BE-SAU-F fordert daher alle nicht-motorisierten Sauerländer (vorwiegend Menschen, die das 17. Lebensjahr noch nicht erreicht haben) auf, sich zu solidarisieren und für einen Ausbau des Busfahrplans zu kämpfen. Damit können ebenfalls erste Hemmschwellen zwischen Kindern und Flüchtlingen, unter denen nach ungesicherten Angaben auch Kinder sein sollen, abgebaut werden. Gleichzeitig schreiben die Anwohner, das Haus, in das die Flüchtlinge einziehen sollen, befinde sich in der Hanglage einer Sackgasse ohne Wendemöglichkeit. Wo hier ein Problem für unmotorisierte Flüchtlinge bestehen soll erschließt sich BE-SAU-F nicht. Zugleich wird aufgrund der mangelnden Beleuchtung der Straße der Verdacht geäußert, man könne sich dort abends nicht mehr bewegen. Die BE-SAU-F wird in Kürze mit einer Sammelaktion für Taschenlampen für alle Niedersalweyer beginnen, zeitgleich wird eine Online-Petition für ausreichend Straßenlaternen in Niedersalwey gestartet.
Und schließlich geht es nicht nur um Glaube und Heimat, sondern auch um Sitte und damit auch um Anstand mit dem man Menschen, die aus einem Kriegsgebiet geflüchtet sind, gegenübertreten sollte.

Beim Schreiben dieses Blogposts höre ich übrigens Die Toten Hosen mit Willkommen In Deutschland.

Mangelhafte Transparenz in Winterberg: Kaum Informationen über Bahnareal-Projekt vor der Bürgerversammlung

Heute vor einem Jahr: Das alte Bahnhofsgebäude wird abgerissen. (archiv: zoom)
Heute vor einem Jahr: Das alte Bahnhofsgebäude wird abgerissen. (archiv: zoom)

Rat und Bürgermeister der Stadt Winterberg setzen die schon beim Oversum-Projekt angewandte (Nicht-)Informationspolitik anscheinend auch beim Bahnareal-Projekt fort: nichtöffentliche Sitzungen, nichts nach außen dringen lassen, die Bürger und Bürgerinnen erst auf den letzten Drücker informieren.

Die Westfalenpost berichtet heute bemerkenswert kritisch.

Transparenz als hohle Phrase
Insbesondere der Kommentar von Boris Schopper „Transparenz durchs Milchglas“ entlarvt die Pressemeldung der Stadt -„Ziel des Rates ist es also, die Bürgerinnen und Bürger nicht nur umfänglich zu informieren, sondern sie zudem gleichzeitig aktiv in den weiteren Entscheidungsprozess einzubringen“- als hohle Phrase.

Warum werde, so fragt Schopper, bis zur Bürgerversammlung am 25. November geschwiegen? Die Medien könnten die Aufgabe übernehmen, die Winterberger vorab über das Projekt zu informieren.

Vorab-Informationen hätten große Vorteile. Eine Bürgerversammlung erreiche nur wenige hundert Winterberginnen und Winterberger, während die Medien den Großteil der Bürger einbeziehen könnten.

Darüber wären die Teilnehmer der Bürgerversammlung mit Vorkenntnis des Projekts besser in der Lage den Darstellungen der Stadt zu folgen und, wenn nötig, Kritik zu üben.

Die Politiker des Rathauses, so Schopper, gingen schließlich aus guten Gründe auch nicht ohne Vorab-Informationen und Unterlagen in ihre Sitzungen. Sie müssten sich mit Vorschlägen der Verwaltung auseinandersetzen können, um in der Sitzung qualifiziert zu diskutieren.

Bürgermeister Eickler wisse dies ganz genau. Er lasse die Transparenz in Sachen Bahnareal, die er per Mitteilung nach außen trage, allenfalls sehr eingeschränkt zu.

Soweit der Inhalt des Kommentars. Ich empfehle das Original zu lesen.

Gut finde ich an der Berichterstattung der WP, dass Artikel und Kommentar diesmal getrennt sind.

Leider werden im Artikel kaum Namen genannt. Die beteiligten Investoren und ihre Berater müssten doch eigentlich bekannt sein. Auch wird mir nicht klar, aus welchen Gründen Investoren austiegen sind, bzw. eventuell ausgebootet wurden.

Die Erzählung bleibt sehr an der Oberfläche. Geht da nicht noch was?