Umleitung: Hannelore Krafts Geheimplan, Antisemitismus in den Medien, Sorpesee GmbH und das Nachbartal.

Hannelore Krafts Geheimplan: Hannelore Kraft ist dank des Scheiterns der Sondierungsgespräche mit der Linkspartei ihrem Ziel wieder ein Stück nähergekommen, Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen zu werden. Das klingt paradox, ist es aber nicht … sprengkraft

Antisemitismus in den Medien? Nicht nur rechte, sondern auch linke Blätter seien betroffen, sagte Kramer dem FOCUS. Er nannte die „tageszeitung“ (taz), „Junge Welt“ und „Neues Deutschland“ als Beispiele. Der Antisemitismus zeige sich im linken Medienspektrum in „einer kompromisslosen Parteinahme für die palästinensische Position“, so Kramer … focus

Öffentlichkeit: Warum nicht auch die Sorpesee GmbH? … gruenesundern

Der eine kommt, der andere geht: „Von den einen bemerkt, von den anderen unbemerkt, hat sich hier in den letzten Wochen in der “Bloggerwelt” unseres kleinen Weilers die ein oder andere Veränderugn vollzogen. Und hiermit meine ich jetzt nicht nur, meinen Umzug an den Bosporus“ … wiemeringhausenblog

Was sollte der Lokaljournalismus leisten?

Vor einer Woche habe ich auf den nachdenkseiten ein langes Kurzreferat von Abrecht Müller zum Thema „Was sollte Medienjournalismus leisten?“ gelesen. In den acht Imperativen vom Müller finden sich die Zwänge verborgen, denen nicht nur Medienjournalisten, sondern auch „normale“ Reporter ausgesetzt sind.

Lässt sich der „kleine Müller-Katechismus“ für die hohe Welt des Medienjournalismus nicht auch auf die Bewertung des gemeinen Wald-und Wiesen Journalismus übertragen? Lässt sich aus der so gewonnenen Kritik und den daraus abzuleitenden Forderungen an den Lokaljournalismus eine Ethik des politischen Bloggens entwickeln?

Um allen Missverständnissen vorzubeugen: Dieses Blog „zoom“ ist kein journalistisches Blog. Es könnte niemals einen wie auch immer gearteten Lokaljournalismus ersetzen.

Daher gucke ich zuerst auf den Lokaljournalismus. Das (politische) Bloggen der Amateure nehme ich mir ein anderes Mal vor.

Die Zitate aus Albrecht Müllers Referat stehen im Folgenden  in der Normalschrift, meine Ableitungen sind kursiv gesetzt.

Was sollte Medienjournalismus leisten?

Er sollte erstens über den Zustand der Medien, über die Besitzverhältnisse, über Konzentrationsprozesse, über ihre Verflechtungen auch jenseits der Eigentumsverhältnisse.

Der Lokaljournalismus sollte über die Besitzverhältnise, Konzentrationsprozesse und Verpflechtungen in der Gemeinde, im Ort, in der Stadt und im Kreis berichten.

Medienjournalisten sollten zweitens aufklären über die Verflechtungen der Medien mit der Politik.

Der Lokaljournalismus sollte über die Verflechtungen der gewählten Vertreter mit anderen Institutionen, Unternehmen usw. berichten.

Medienjournalismus sollte drittens über die Tendenz von einzelnen Medien und des großen Stroms der Medien besser aufklären. Für Medienjournalisten müsste die Hegemonie der Wirtschaft in den Medien ein Dauerthema sein.

Der Lokaljournalismus muss die Interessen der lokalpolitischen Akteure immer wieder thematisieren.

Was Medienjournalismus viertens wirksam, das heißt wiederholend, prominent und penetrant leisten sollte: die Aufklärung über den Einfluss großer Interessen auf die Medien mithilfe von Public Relations.

Der Lokaljournalismus sollte sich vom Einfluß der Public Relations(PR) befreien. PR gehört nicht in den redaktionellen Teil der Zeitung, der Website usw.

Medienjournalismus müsste fünftens – und damit bin ich bei meinem wichtigsten Punkt – über die Kampagnen der Meinungsbeeinflussung aufklären, und auch darüber wie Medien benutzt werden, um gefällige politische Entscheidungen herbeizuführen.

Lokaljournalisten müssen sich ihrer Bestechlichkeit immer bewusst sein, benötigen aber die unbedingte Unterstützung ihres Verlags.

Von Medienjournalisten würden wir sechstens erwarten, dass sie uns helfen, die Methoden des Kampagnenjournalismus und der heute üblichen Propaganda zu Gunsten von Interessen zu durchschauen: Medienjournalisten müssten ihre Kollegen/innen in den Medien sensibilisieren für die Gefahr beim Umgang mit Umfragen und Ratings, die allzu oft die Erfindung von PR-Beratern sind, und beim Umgang mit eigens für die Propaganda gegründeten Instituten.

Lokaljournalisten klären auf und kleistern ihre Leserinnen und Leser nicht mit propagandistischen Umfragen und Ratings zu.

Von Medienjournalisten sollte man siebtens erwarten können, dass sie den Medienschaffenden nicht durchgehen lassen, wenn diese weiterhin Wissenschaftler und Publizisten als sachverständig und unabhängig herausstellen und als Interviewpartner engagieren, wenn diese Wissenschaftler sich als Interessenvertreter und nicht als Vertreter einer unabhängigen Wissenschaft erwiesen haben – und zu diesem Zweck schwere Fehler gemacht haben.

Lokaljournalisten denken selber nach. Sie wissen, dass sogenannte Sachverständige mit fast beliebigen Meinungen „eingekauft“ werden können.

Von Medienjournalisten erwarten wir viel. Wir erwarten achtens die hartnäckige Thematisierung des Interessengeflechts, in dem wichtige Medienmacher stecken.

Lokaljournalisten erziehen ihre Leserinnen und Leser zu kritischen Rezipienten ihres Mediums indem sie ihre Arbeit transparent machen. Nur mit starken Lesern kann es starke Redakteure vor Ort geben. Ansonsten genügt oft ein einziger Anruf eines großen lokalen Anzeigenkunden oder politischen „Schwergewichts“ nach Hagen, Essen, Dortmund, Düsseldorf oder wo auch immer der Chef sitzt und …

Umleitung: Pressefreiheit, Medienjournalismus, Wahlen, Griechenland, Schnee am Kahlen Asten und mehr …

Silbach, SteinbruchPressefreiheit auch in Deutschland bedroht: „… Der Journalist von morgen muss alles bedienen: Radio, Fernsehen, Internet und die Zeitung. Er wird zur „eierlegenden Wollmilchsau“. Fehlt nur noch, dass er zusätzlich die Sanitäranlagen der Redaktion feudelt – für 20 Cent pro Kachel. Für Recherche, die einer Untersuchung der Uni Leipzig zufolge ohnehin nur auf Rang fünf im Zeitbudget der Journalisten steht, bleibt so keine Zeit. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Heer der PR-Mitarbeiter, das inzwischen genauso groß ist wie das der Journalisten, mit seinen interessegeleiteten Nachrichten in die Medien kommt, wächst …“, das und mehr bei … evangelisch.de

Was sollte Medienjournalismus leisten? „… Was Medienjournalismus viertens wirksam, das heißt wiederholend, prominent und penetrant leisten sollte: die Aufklärung über den Einfluss großer Interessen auf die Medien mithilfe von Public Relations.
PR ist vermutlich für die meisten Menschen kein fest umrissener Begriff. Sie kennen den Anteil von Public Relations gesteuerten Beiträgen in ihren Medien nicht. Sie wissen nicht einmal, was „ots“ – Originaltextservice – bedeutet. Woher denn auch.
Sie vermögen vermutlich in der Regel nicht zu unterscheiden zwischen redaktionellen und PR-Beiträgen. Sie wissen nicht, dass manche Stücke ihrer Fernsehsender gar nicht dort, sondern außerhalb von privaten Produzenten im Auftrag von Firmen und anderen Interessenten produziert werden. Zapp hat am 21. April, also vor gut einer Woche, über einen markanten Fall dieser Art berichtet, über einen Fake-Nachrichtenbericht von N 24 im Auftrag der Dresdner Bank, der von der PR-Agentur Mhoch4, einer Tochter der Markenfilm GmbH, produziert worden war …“, das und mehr bei den … nachdenkseiten

Stefans Austs Woche: Aus? … pottblog

Wahlspekulationen: Was wäre, wenn Rot stärker wird als Schwarz … WirInNRW

Wahlspekulationen: Volksabstimmung über Griechenland … sprengsatz

Griechenland: staatstragende Politgroteske? … spiegelfechter

Hellas Krise mit Programm: Alles Gyros – Oder was? Erst treibt man die Staats-Schuldner in die Gläubiger-Falle und verdient sich bei den Krediten und Anleihen eine goldene Nase. Dann werden Wetten auf den Ruin ganzer Volkswirtschaften abgeschlossen und schließlich die vorhersehbaren Kreditausfälle mit ungedeckten Papieren versichert, die im Bündel zu neuen Spekulationspaketen geschnürt werden und neue Profite bescheren…. cowblog

Grüner Wahlkampf: Bündnis ’90 auf Halde … ruhrbarone

Kahler Asten: Schneeflocken … westen

Bodo Hombach im Gespräch: Wolke in Hosen.

Ich habe mich in letzter Zeit sehr zurückgehalten. Über dem Westen und über unserer Lokalzeitung, der Westfalenpost, lag der Mantel des Schweigens. Ich war es einfach leid. Jetzt aber hat Bodo Hombach, Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe, dem Volontär Christoph Winkel ein Interview gewährt, welches im Zusammenhang mit dem „Forum Lokaljournalismus“ (ab Mittwoch in Dortmund) im hauseigenen Medium „DerWesten“ veröffentlicht worden ist.

Das Stück hätte ich immer noch nicht gelesen, wenn mich nicht in der „Twitter-Welt“ verhaltene Hinweise auf die verborgenen Qualitäten der Hombach’schen Textwolke erreicht hätten.

Ich finde die Antworten von Bodo Hombach einfach brilliant. Der Mann leitet ein Milliarden-Unternehmen und erlaubt es sich auf die Frage

Immer mehr Verlage streichen Arbeitsplätze, immer weniger Redakteure müssen mehr Seiten füllen. Wie kann der Lokaljournalist da noch für die Wurzeln der lebendigen Demokratie sorgen?

Folgendes zu sagen:

Qualität ist nicht gleich Quantität. Ich wundere mich über Aussagen, dass nur viele Menschen gemeinsam journalistisch hochwertig arbeiten können. Dabei sehe ich den Beruf des Journalisten als einen sehr kreativen Beruf an, etwa wie ein Opernsänger oder ein Maler. Wird die Oper besser, nur weil fünf Geiger mehr auf der Bühne sitzen? Wird das Bild des Malers besser, wenn zwei weitere mitmischen? Ich denke nicht. Tolles Schreiben ist das, womit der Journalismus punktet. Und durch Recherche, Themen und Präsenz.

Toll! So hat das noch niemand auf den Punkt gebracht! Das verstehe selbst ich als Amateur, denn:

  • Hätten „The Who“ besser geklungen, wenn sie mit fünf Bässen, statt mit einem aufgetreten wären?
  • Wäre John Lennon erfolgreicher gewesen, wenn er anstatt allein, mit einem Newsdesk getextet hätte?
  • Hätte kleines dickes Müller mehr Tore gezaubert, wenn er statt mit einem mit sieben Beinen geschossen hätte?
  • Hätte Picasso besser gemalt, wenn er mit 20 Pinseln statt mit einem einzigen gepinselt hätte?
  • … etc. ad libidum  …

Hombach sagt auch an anderer Stelle:

Südwestfalen, diese starke Region, lebt in der Westfalenpost. Da müssen wir hin, das muss unser Vorbild sein. Eine Heimatzeitung im besten Sinne, weltoffen, aber im Kern lokal und stark, das ist unsere Kompetenz. …

… Es gehört schon ganz schön etwas dazu, den Bürgermeister seiner Stadt in einem Kommentar zu kritisieren, obwohl man ihn vielleicht noch am gleichen Abend auf einer Veranstaltung trifft. Meinungsfreude ist aber immer gefragt und unerlässlich. Der Leser honoriert Journalisten mit Ecken und Kanten, die deutlich schreiben und klar Stellung beziehen. Der Journalismus wird nicht grundlos als die vierte Gewalt im Lande bezeichnet. Der Journalist kritisiert und klärt Missstände auf. Als reine Plattform für irgendwelche Interessen darf die Tageszeitung niemals ausgenutzt werden, dann verliert sie ihre Glaubwürdigkeit  …

Von welcher Zeitung spricht er denn da? Das möchte ich lesen. Im Sauerland wird der Bürgermeister kritisiert. Ho, ho! Wo denn? Ecken und Kanten? Eher im Chor mit dem Bürgermeister als gegen ihn. Vierte Gewalt? Ein Allmachtsfantasie, ein ungedeckter Scheck! Reine Plattform für irgendwelche Interessen? Das schon eher.

Sobald mir Bodo Hombach beweist, dass die Westfalenpost „kritisiert und Missstände aufdeckt“, und zwar bei den Mächtigen,  bin ich wieder Abonnent.

Wie sagte noch Majakowski in einem seiner Gedichte:

„Wolke in Hosen“

Bodo Hombach konnte er noch nicht kennen.

Hören! Funkhaus Wallrafplatz: Tops und Flops des Medienjahres 2009

Wer sowieso am Computer sitzt, sich für Medienkritik interessiert und die nächsten 40  Minuten ein Ohr frei hat, sollte die Sendung Funkhaus Wallrafplatz von heute 9:20 Uhr unbedingt als Podcast hier nachhören.

Von Highlights und Schattenseiten, Sternstunden und Fehltritten – Funkhaus Wallrafplatz blickt zurück auf das Medienjahr 2009 und macht das Publikum zu Kritikern.

Nicht nur zum Thema Schweinegrippe mussten sich die Medien anhören lassen, sie hätten übertrieben, aufgebauscht und unkritisch berichtet. Auch die Berichte über den Tod von Robert Enke oder den Amoklauf von Winnenden, die vielen Wahlen, die Wirtschaftskrise oder Dokusoaps mit verliehenen Babys haben für Diskussionen gesorgt ….  weiter im Text

Umleitung: Absahner, Netzsperren, Kultur und Zwergschulen

Die Absahner I : Wie Journalisten um Prozente feilschen … zapp

Die Absahner II: Tom Buhrow und Co – Wie Fernsehmoderatoren ihre Prominenz vermarkten … zapp

Netzsperren und Kinderpornografie: Netzsperren 2.0 … ruhrbarone

Arnsberger Kultur: Puppentheater für die Kleinen, Musik für Mama und Papa Live … ruhrtalcruising

Kreishaus Meschede: SGB II-Expertise unvollständig … sbl

Heimatzeitung: Zwergschulen – Eltern machen Ärger … wp

Klimakiller Google: Zweifel bestätigt

Meine Zweifel an einem Artikel auf der ersten Seite der Süddeutschen Zeitung vom 13. Januar 2009 haben sich anscheinend bestätigt.

Gestern erschien auf  Seite 22 der SZ ein Artikel mit dem Titel: „Die Klimawirkung des Internet. Zweifel an hohem Treibgas-Ausstoß bei Suchanfragen.

Aus dem Artikel wird auch deutlich, wo sich der Autor Helmut Martin-Jung seine „Fakten“ zusammengeklaubt hatte, ohne dies kenntlich zu machen: Bei der Times. Peinlich!

Die stillschweigende Korrektur des „Hinguckers auf der ersten Seite“ folgt merkwürdigerweise recht genau den Linien des von mir in der Update Zeile verlinkten meedia-Artikels von Alexander Becker.

Der Autor des nachgeschobenen Artikels von gestern in der SZ wird namentlich nicht genannt, sondern zeichnet nur mit dem Kürzel „ma“. Vielleicht hat sich „ma“ von Alexander Becker inspirieren lassen 😉

Post vom Journalisten-Verband: 10 cm Rundzeitung

Vorbemerkung:

Dies ist kein politischer Artikel, sondern ein naiver Erlebnisbericht.

Interessant wird die Aktion für mich nur dann, wenn ich Rückmeldung aus der Bevölkerung bekomme.

Heute habe ich kurz vor 16 Uhr ein Paket vom Deutschen Journalisten-Verband NRW bekommen:

Zehn Zentimeter Protestzeitungen
Zehn Zentimeter Protestzeitungen

Ich habe die Exemplare der „Rundzeitung“ nicht gezählt, sondern nur schnell die Höhe des Stapels gemessen. Es waren zehn Zentimeter.

Kurz ein Exemplar begutachtet:

Titel und Rückseite der Rundzeitung.
Titel und Rückseite der Rundzeitung.

Es war, wie erwartet, die Protestzeitung der Betriebsräte der WAZ-Gruppe, herausgegeben von den Journalisten-Gewerkschaften DJV-NRW und dju(verdi).

Die Leseprobe war positiv: Die Zeitung scheint mir kompatibel mit dem Bewußtsein der hiesigen Bevölkerung. Wissen werde ich das aber erst, wenn ich Rückmeldungen erhalte.

Ein paar Minuten später, um Punkt 16 Uhr, ging es los:

Der erste Einwurf
Der erste Einwurf

Wer die Orte des Hochsauerlandes kennt, weiß, dass es pro Haus auch meist nur einen Briefkasten gibt.

Zickzack wie ein Hase klapperte ich die Briefkästen der nahen und fernen Nachbarschaft ab.

Um 16.50 lagen dann noch acht Exemplare in meiner Tragetüte.

Wenn es ein Höheres Wesen gibt, so belohnte es mich zum Schluss mit einem richtigen Mietshaus:

Das Finale: Endlich ein Mietshaus
Das Finale: Endlich ein Mietshaus

Um 17 Uhr war ich wieder zu Hause.

26 Zeitungen habe ich zurückbehalten, um sie gezielt auszulegen oder persönlich an Bekannte zu verteilen.

SZ-Artikel: „Klimakiller Google“ – Effekthascherei?

Update 22.30 Uhr: Die „Geschichte“ wird auch bei „meedia“ verarbeitet.

Klimakiller Google - bitte zweimal lesen!
Klimakiller Google – bitte zweimal lesen!

Als ich heute morgen am Frühstückstisch saß, brauchte ich die Süddeutsche Zeitung erst gar nicht zu entfalten. Auf der Titelseite war der echte Hingucker eingekästelt:

Klimakiller Google.

Energieverbrauch der Internet-Suchmaschinen schädigt Umwelt.

Potzblitz! schlug es in meinen Gehirnkasten ein: schon wieder nicht selbst drauf gekommen. Dabei ist es doch sozusagen selbstevident, dass diese supertollen, arbeitserleichternden Suchmaschinen irgendeinen Haken haben müssen. Jedes Aktivkonto hat ein Gegenkonto auf der Passivseite.

Zwischen Kaffee, Käsebrot und WDR5 habe ich den Artikel nebst anderen Seiten meiner Morgenzeitung konsumiert, bevor ich ins Auto sprang um zur Arbeit zu fahren.

Es war ein stressiger Tag, aber irgendwo in meinem Hinterkopf geisterte dieser Artikel umher.

Ich habe ihn jetzt, draußen ist es schon wieder dunkel, zum zweiten Mal gelesen.

Der Artikel ist schlecht, unsauber geschrieben und um des Effektes Willen zusammengekloppt.

DerText mit meinen Anmerkungen:

Man hat sich daran fast schon gewöhnt wie an den Lichtschalter. Es dauert nur einen Sekundenbruchteil, bis sich nach dem Abschicken der Anfrage an eine Suchmaschine im Internet bereits der Bildschirm füllt mit einer Trefferliste. Vielleicht liegt es an dieser schier unglaublichen Geschwindigkeit, dass sich die meisten kaum vorstellen können, welch gigantische Maschinerie sie lostreten, wenn sie über einen Internet-Suchdienst erfahren wollen, ob Britney Spears noch verheiratet ist oder doch nicht mehr.

zoom: Bis hierhin ist noch alles in Ordnung. Der Autor will mich neugierig machen.

Alexander David Wissner-Gross, Physiker und Computerexperte an der Harvard-University, hat das nun auf eine einfache Formel gebracht. Zwei Suchanfragen an www.google.com setzen 15 Gramm CO2 frei – so viel wie auch entsteht, wenn man mit einem Kocher Wasser für eine Tasse Tee siedet.

zoom: Hier muss jeder Leser sich sofort fragen, wie Wissner-Gross auf diese Formel gekommen ist und ob sie korrekt ist.

Natürlich wurden sofort Zweifel laut an der Methodik des jungen Wissenschaftlers, der 2007 promoviert hat und als eines seiner Hauptinteressensgebiete Green IT angibt, also umweltschonende Informationstechnik. In der Tat dürfte es einfach zu viele Unbekannte geben, um diese Gleichung exakt aufzudröseln. Tatsache ist aber, dass Rechenzentren immense Mengen an Energie verschlingen.

zoom: Dies ist der Schlüsselabsatz des Artikels. Der Autor hat natürlich antizipiert, dass der Leser die oben gestellten Zweifel an der Formel haben würde. Und – oh Wunder! – er bestärkt ihn scheinbar in diesen Zweifeln. Aber nicht indem er sagt: Ich, lieber Leser, habe auch diese Zweifel gehegt und bin ihnen nachgegangen, und ich bin zu folgenden Erkenntnissen gekommen. Nein, er versteckt sich im Lieblingsgestrüpp der deutschen Sprache, dem Passiv: „Natürlich wurden sofort Zweifel laut …“ Wer hat da aus welchem Grund gezweifelt? Wie sah die Methodik des Wissenschaftlers aus? Weiter: Der Wissenschaftler gibt „als eines seiner Hauptinteressengebiete Green IT“ an. Wo gibt er dies, wem gegenüber an?

Im Folgenden scheint der Autor die „Erkenntnisse“ des jungen Wissenschaftlers zu verwerfen: „In der Tat dürfte es einfach zu viele Unbekannte geben, um diese Gleichung exakt aufzudröseln.“ Er impliziert aber mit dem Adverb „exakt“, dass vielleicht doch, wenn auch ungenau, etwas an der Formel stimmen könne. Jetzt folgt der nächste Teil des Kunstgriffs:

Eine Studie im Auftrag des Prozessorherstellers AMD ergab, dass weltweit 14 Kraftwerke der 1000-Megawatt-Klasse ausschließlich dafür arbeiten, diese Rechnerfarmen mit Strom zu versorgen. 2008 verbrauchten Rechenzentren allein in Deutschland gigantische 10,1 Terawattstunden – das entspricht der Leistung vier mittelgroßer Kohlekraftwerke. Bei den Stromkosten entfällt etwa die Hälfte auf den Betrieb der Rechner, die andere Hälfte braucht man, um sie zu kühlen.

zoom: Hier wird überhaupt nicht deutlich, ob es sich bei den Rechnerfarmen um Rechnerfarmen handelt, die ausschließlich für Suchmaschinen arbeiten oder nur allgemein um Rechenzentren, deren Ressourcen genutzt werden. Der Absatz hat erst einmal keinen eindeutigen Bezug zu Google. Den Bezug stellt der Autor durch die Beifügung des Wörtchens „diese“ im Begriff „diese Rechnerfarmen“ her. Dies ist aber ein rein sprachlicher Bezug, der inhaltlich nicht genau(s.o.) begründet wird.

Nebenbei: Ich wäre dem Autor auch dankbar, wenn er mir die Quelle der AMD-Studie nennt, so dass ich sie mir selber ansehen kann. Die Links können doch seit Erfindung des WWW zumindest in der Online-Version des Artikels eingefügt werden 😉

Ab hier wird ungebremst bis zum Schluss alles durchgelesen:

Weltweit verteilte Rechnerfarmen

Ohne den Verbund aus miteinander verschalteten Computern aber wäre beispielsweise Google niemals so erfolgreich geworden, wie es heute ist. Gibt man in seinen Computer eine Anfrage ein, werden schon während des Tippens im Hintergrund mehrere Computer befragt.

Dabei werten die Suchformeln nicht bloß allgemeine Statistiken aus – was haben alle Nutzer gesucht? -, sondern in der Regel auch die Suchhistorie des konkreten Benutzers, der da vor seinem Rechner sitzt. Ein Vorgehen, für das die Suchmaschinenbetreiber aus Datenschutzgründen gerade in jüngerer Zeit immer wieder kritisiert worden sind.

Bei komplexen Suchanfragen werden sogar tausend Rechner und mehr eingespannt, um in gewohnt kurzer Zeit eine Liste mit Treffern ausgeben zu können. Zum entscheidenden Faktor wird deshalb die Methode, wie diese Rechner zusammenarbeiten.

Schon die ersten Computer, die im Uni-Wohnheimzimmer von Google-Gründer Larry Page standen, waren keine Rennmaschinen, sondern – so zumindestens die Legende – teils aus Legosteinen gebastelt und mit Klettband zusammengehalten. Das Entscheidende war die Software, die es erlaubte, mehrere Rechenvorgänge parallel ausführen zu lassen.

Das zeichnet die interne Software von Google auch heute noch aus. Die über die gesamte Welt verteilten Rechnerfarmen des Konzerns bestehen aus gewöhnlichen Computern – Schätzungen zufolge liegt ihre Zahl bei weit über einer Million. Wie in einem Ameisenstaat ist dabei nicht der einzelne Rechner wichtig, sondern das Kollektiv, das über eine hochentwickelte Software gesteuert wird.

Als Benutzer sollte man sich daher auch beim Internet-Surfen bewusst sein, dass die Annehmlichkeiten dieser Dienste ebenso ihren Preis haben wie das elektrische Licht.

zoom: In keinster Weise gelingt es dem Autor zu zeigen, welche Teil-Ressourcen Google und andere Suchmachinen an der Gesamtheit der Rechnernetze wirklich nutzen. Es sei denn, die AMD-Studie hätte nur diejenigenTeile der Rechenzentren untersucht, die für Google und Co. arbeiten. Ich vermute, dass die AMD-Studie sämtliche Rechenzentren mit ihrem Stromverbrauch betrachtet. Ich vermute auch, dass die Suchmaschinen einen Teil der Kapazitäten dieser Rechenzentren und Rechner nutzen. Ich vermute weiterhin, dass der letzte Absatz des Artikel „irgendwie“ stimmen könnte. Ich weiß aber nicht wie. Der Autor klärt diese Frage in keinster Weise. Die Aussagen der Überschrift lesen sich interessant, bleiben aber letztendlich unbewiesen.

Subversive Aktion läuft weiter: DerWesten wird kaputt geschrieben

Ist es nicht der Traum eines jeden Journalisten, dass seine Artikel an den Küchentischen der Städte und Dörfer landauf und landab diskutiert werden. Heute ist es mir in meiner eigenen Küche passiert. Terminus technicus: „Der Küchenzuruf“.

Ruft meine Frau: „Hast du gelesen, dass Trainer an den Schulen unterrichten sollen?“

Nee, hatte ich nicht. Aber dann. Klick, Klack:

Zidane im Physiklabor - Da macht Schule Spaß ;-)
Zidane im Physiklabor – Da macht Schule Spaß 😉

Ich schreibe mal nichts zum Inhalt, denn das hätte Peter Szymaniak als Autor des Artikels leisten müssen.

Stattdessen ein Bild aus der Grabbelkiste: „Ha’m wa da nich‘ irgendwo was mit einem Lehrer.“

Die Einleitung: „… sollen nach WAZ-Informationen …“

Meine Güte! Wer hat da wen bei welcher Gelegenheit aus welchem Grunde wann informiert?

Weiter: „Auf Druck der CDU-Regierungsfraktion werden …“

Wer hat da wen gedrückt? Die ganze Fraktion? Hau ruck – und alle Mann noch mal – Hau ruck …

Gab es Gegendruck? Von wem? Wenn nicht, warum musste dann überhaupt gedrückt werden? Die Regierungsfraktion ihre eigene Regierung? Die SPD-Fraktion im Sitzstreik?

Nach diesem alles und jedes vernebelnden Einstieg beleuchtet der Autor den Sachverhalt von allen Seiten. Ach was, von ungefähr zwei Seiten:

„CDU-Fraktionsvize Bernhard Recker“

„CDU-Bildungspolitiker Klaus Kaiser“

Kennt der Autor den niemanden sonst, den er hätte anrufen können? „Herr Schulleiter Müller, können sie mir bitte …“ Oder einen von der Uni, oder einen von der SPD, oder von den Eltern, oder von den Lehrern, oder, oder, oder ….

Damit wäre ich jetzt am Ende, wenn da nicht noch ein zusätzliches Detail hinzu käme:

Der Autor kommentiert seinen eigenen Artikel!

Wenn ich so etwas in der Zeitung sehe, dann weiß ich: Das ist 08/15, Wühltisch bei C&A, Grabbelkiste bei Woolworth. Billig!

Aber die Schlagzeile: Whough! Das klickt!

„Fußballprofis!?“, habe ich meiner Frau geantwortet. „Lass man gut sein. Das werden 400 Euro-Kräfte. Die sind billiger.“