Auf der Wanderung von Siedlinghausen nach Bödefeld am Krauseholz (foto: zoom)
Momentan ist das Wetter einfach zu schön, um am PC sitzen zu bleiben.
Blauer Himmel, Sonnenschein, kühle Temperaturen – ideale Bedingungen für kleine Winterwanderungen.
Heute ging es von Siedlinghausen über Wirtschaftswege abseits der Straßen nach Bödefeld. Ich hätte die Strecke in anderthalb Stunden geschafft, aber leider habe ich eine schneebedeckte Abzweigung übersehen und mich verlaufen.
Fast geschafft! Der letzte markante Baum vor Bödefeld (foto: zoom)
So schlitterte ich erst kurz nach Sonnenuntergang über vereiste Nebenwege nach Bödefeld, wo wir mit netten Menschen im Gasthof Albers zum Essen verabredet waren.
Ich hätte nicht gedacht, dass der Kinofilm „Three Billboards“ in dieser Woche noch übertroffen werden könnte, aber „Wind River“ ist ab heute mein Film des Monats.
Gerade im Original mit Untertiteln gesehen. Volle Kinowucht. Bilder, Emotionen, Sprache.
Indianerreservat, Mord, Schnee und eine bitterböse Männergesellschaft. Von der Vorbesprechung war ich nicht begeistert, aber dann wurde ich trotz meiner Vorurteile in den Handlungsstrom hineingesogen. Abwehr kaum möglich.
Das süße Leben mitsamt Schatten an einer Hauswand (foto: zoom)
Professionelle Graffiti an der Rückwand eines Restaurants namens …
Den Film werde ich mir demnächst anschauen, am liebsten im Kino; aber ich befürchte, dass er hier in der Gegend in nächster Zeit nicht in den Filmtheatern auftauchen wird.
Es geht
„um das Leben der „Hautevolee“ im Rom der fünfziger Jahre. Das rauschhafte Leben zwischen Straßenflirt und allabendlichen Partys wird gestört durch die dadurch nicht weniger werdenden existenziellen Fragen des Lebens.“
…
„Im Mittelpunkt des Films steht Marcello Rubini, ein Boulevard-Journalist mit Schriftstellerambitionen, dargestellt von Marcello Mastroianni. Der Frauenheld ist auf der Jagd nach den „süßen“ Geheimnissen der Prominenz auf der Via Veneto mit ihren exklusiven Nachtclubs und Cafés, in denen das nächtliche Leben pulsiert. Immer umringt von einem Schwarm Fotografen, die seiner Fährte in der Hoffnung auf eine gute Geschichte bzw. einen guten Schuss folgen, bewegt sich Marcello durch das sommerliche Rom.“
Wenn man von der der Nordhelle kommt, weist das Schild Richtung Winterberg. (foto: zoom)
Heute war ein guter Tag zum Wandern. Schnee, blauer Himmel, angenehme Temperaturen um den Gefrierpunkt und dazu ein arbeitsfreier Samstag.
Von Siedlinghausen aus habe ich mich über die Krämerhöhe zum Blasius hochgearbeitet. Von dort über die Nordhelle (höchster Punkt) zur Strei (Jagdgebiet) und zum Kuhlenbergstern.
Am Blasius, oberhalb von Siedlinghausen, kann man sich für viele Wege entscheiden. (foto: zoom)
Zwei Drittel des Weges habe ich keine Menschenseele getroffen. Erst am Kuhlenbergstern begegneten mir eine Pferdekutsche mit Urlaubsgästen und ein einzelner Wanderer.
Die Pferdekutsche bringt Urlaubergruppen in den Wald. Zwischenstopp Kuhlenbergstern. (foto: zoom)
Winterberg lag fast in Sichtweite. Je näher ich kam, umso deutlicher waren die Schneekanonen zu hören. Ein merkwürdiges Geräusch, welches von der anderen Talseite, vom Poppenberglift, herüberwehte. Es erinnerte mich an den Sound von Förderbändern mit einem kaum wahrnehmbaren Bukett von Kirchengeläut.
Rechts ist der Landal Ferienpark leicht zu erkennen. In der linken Mitte beschneien Schneekanonen die Skipiste des Poppenbergs. (foto: zoom)
Die Schneekanonen, so der andere Wanderer, höre man nachts, je nach Windrichtung, bis nach Elkeringhausen. In Altastenberg hätten Urlaubsgäste, deren Quartier direkt ans Skigebiet grenzte, den Urlaub wegen der nächtlichen Lärmbelästigung abgebrochen. Bis in die Stadt Winterberg seien die Maschinen zu hören.
Die Ski-Saison hatte heute noch nicht begonnen, die Schnee-Erzeuger fauchten deswegen auch tagsüber das weiße Gold auf die Pisten.
Ich bin gespannt, wie die Saison 2017/2018 verläuft. Der Tourismus in Winterberg hat viele Seiten, aber eines lässt sich sagen: die Anlagenbetreiber werden zur Zeit nicht arm. Die Stadt ist auch ohne laufende Lifte voller Urlauber.
Am Wegrand zwischen Marktplätzen und Minenplätzen. (foto: zoom)
Nach drei Stunden Schreibtischarbeit wäre ich heute normalerweise zum Schwimmbad gefahren, hätte meine 20 Doppelbahnen abgerissen und hätte mich danach bei trübem Wetter mit Büchern und Radio in die Wohnung verkrochen.
Aber warum nicht einfach die Schuhe anziehen, Jacke überwerfen, Kamera verstauen und losgehen? Nur um zu gehen. Kein Auto, kein Radio, kein Buch, kein Chlorwasser, kein Schreibtisch.
Schnee fieselte dünn herab.
Also los! Draußen ist der trübe November besser zu ertragen als drinnen, durchs große Fenster auf die grauen Berge starrend.
Siedlinghausen, Ennert, Marktplätze und den kurzen steilen Weg über die Kuppe zu den Minenplätzen. Manchmal bleibe ich stehen, weil ich an irgendetwas Spannendes denke, das ich kurz darauf wieder vergessen habe. Auf den Ästen der Fichten liegt eine Schneeschicht. Ein Jogger, der mich nicht grüßt. Ach, Sauerland!
Anderthalb Stunden lang treffe ich ansonsten keinen Menschen, keine Tiere. Nichts. Es ist sehr still.
Eines der vielen Speicherbecken in den Winterberger Skigebieten. Die Schneekanonen brauchen Strom und Wasser. (foto: zoom)
Das Speicherbecken für die Schneekanonen an den Minenplätzen ist gefüllt. Für Ski und Rodel ist das Weiß zu dürftig, für die Schnee-Erzeugung sind die Temperaturen zu hoch. Erst bei Frost kann es losgehen.
Ich gehe weiter hinauf zum Bremberg.
Eine von hunderten von Schneekanonen, die die Wintersaison sichern muss. (foto: zoom)
Alle Maschinen an den Skipisten stehen auf ihren Plätzen. Die Lifte sind bereit.
Wer wird der erste sein? Ruhrquelle? Poppenberg? Sahnehang?
Das entscheidet, trotz hochgerüsteter Technik, das Wetter.
Nach drei Stunden bin ich wieder zu Hause. Es ist dunkel. Ein guter Tag.
Gestern auf dem Weg vom Kahlen Asten Richtung Langewiese (foto: zoom)
Das Wetter ist seit Freitag ziemlich trüb und feucht. Es herrscht großes Gejammer im Land: zu früh dunkel, zu spät hell, verdammter Regen, zu kalt, wo ist die Sonne? Depressssssiooooonen allerorten.
Ich finde das Wetter gar nicht mal so schlecht. Immerhin hat es nicht die ganze Zeit geregnet. In den Regenpausen kann man spazieren gehen, besser sogar als im Sommer, wenn die Sonne unerbittlich von oben herunterknallt und jeder Schritt zur Qual wird.
Hört auf zu jammern, geht raus. Depressionen draußen verlaufen ruhiger und gepflegter. Zur Not kann man immer noch in den Bergsee springen.
Nachdenkliche Verwandte: Bei Licht betrachtet, hatte der 3. Oktober auch seine Schattenseiten. (foto: zoom)
Schlimm: das Freibad des AquaOlsberg hat ab heute bis zum Mai 2018 geschlossen. Ich schwöre, dass auf meinem letzten Gang zum Beckenrand selbst der Himmel weinte. Es beginnt die dunkle und trostlose Zeit im Hochsauerland.
Nach 64 Bahnen hab ich mich unterzuckert ins Café Deimel gerettet, ein Bauernfrühstück weggegabelt und die „Geschichte des Kapitalismus“ von Jürgen Kocka beendet.
Ich weiß nach der Lektüre, dass er wahrscheinlich weiter geht, dieser Kapitalismus, der alte Schlawiner.
„AfD wirkt“, sage ich und warte auf die nächsten Begriffe, die die Rechtspopulisten der bürgerlichen Mitte in den Rachen stopfen.
Erfrischend klar war heute Morgen das Tagesgespräch „Wie gespalten ist unser Land?“ im WDR 5 mit Sergej Lochthofen, dem ehemaligen Chefredakteur der Thüringer Allgemeinen. Lochthofen ist ein kluger Kopf, dessen Meinung und Argumenten man zuhören sollte.
Was habe ich heute noch gelernt?
Vielleicht das: man kann in einem Café mühelos ein halbes Buch beliebiger Dicke durchlesen, vorausgesetzt man vergisst alle digitalen Medien zu Hause.
Wie hätte ich sonst als Kind die meisten Karl May Bände lesen können? Muße beginnt stets/oft mit öder Langeweile.
Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah
Ich wünsche euch einen schönen Rest-Sonntag.
Sofern Sie Ihre Datenschutzeinstellungen ändern möchten z.B. Erteilung von Einwilligungen, Widerruf bereits erteilter Einwilligungen klicken Sie auf nachfolgenden Button.
Einstellungen