Wir hatten gestern und heute Glück mit dem Wetter. Ein Freund aus Hamburg wollte mit mir zusammen die Strecke von Siedlinghausen nach Marburg radeln.
Die Tour habe ich mir über die Jahre, die ich nun im Sauerland lebe, zusammengebastelt. Der letzte Missing Link war der Übergang vom Edertal Richtung Lahntal.
Aktuell rolle ich grob skizziert folgendermaßen:
Siedlinghausen-Winterberg (Radwege)-Züschen-Hallenberg-Allendorf (Bahntrassen)-Rennertehausen-Birkenbringhausen-Münchhausen (Wasserscheide Rhein-Weser)-Wetter-Cölbe-Marburg (Radweg).
Da wir für die Strecke, inklusive ausgedehnter Kaffee-Pausen, knapp sieben Stunden benötigten, gehe ich davon aus, dass sie ca. 70 km lang ist.
Obwohl ich mit meinem Tablet auf Radtouren das parallel laufende Politikgeschehen am Rande auffange und ab und an einen Blogkommentar freischalte, muss ich betonen, dass ich ansonsten nichts messe. Absolut nichts, außer der Zeit mit meiner analogen Uhr.
Keine GPS-Aufzeichnung, kein Puls, keine Geschwindigkeit. Nichts.
Ich gucke mir eine Karte an, schätze die Kilometer entsprechend dem Maßstab, und fahre. Und siehe da es funktioniert:
50 km – 5 Stunden
70 km – 7 Stunden
90 km – 9 Stunden
Marburg hat eine Jugendherberge direkt an der Lahn, Innenstadt zehn Minuten zu Fuß. Alles gut.
Nach einem netten Abend in Marburg – gut essen, gut trinken, preiswerter als in Winterberg- bin ich heute Morgen allein zurück nach Siedlinghausen geradelt. Obwohl es diesmal mehr bergauf als bergab ging, betrug die Fahrzeit knapp sieben Stunden. Q.E.D.
Marburg muss jeder selbst entdecken, aber vielleicht noch ein Tipp zur Pausengestaltung auf der Tour: Sowohl der REWE in Hallenberg als auch der in Wetter haben einen Bäcker integriert. Viel Kaffee und belegte Brötchen für einen angemessenen Preis in anständigem Ambiente.
Den Rest auf Nachfrage. In den zwei Tagen haben wir keine anderen Radtouristen auf der Strecke getroffen. Entgegen anders lautender Berichte in den Medien herrscht keine Platznot auf den Strecken im Hochsauerland.
Wie schon Immanuel Kant sinngemäß schrieb:
„Habe den Mut, dich deines eigenen Fahrrades zu bedienen! Alles, was außer einer guten Radtour der Mensch noch zu tun können vermeint, um Gott wohlgefällig zu werden, ist bloßer Religionswahn und Afterdienst Gottes.“
hat Kant nicht gesagt:
„Sapere Auto“?
In der vollständigen Übersetzung müsste es dann heißen:
„Wage es, dich deines Autos zu entledigen“
https://de.wikipedia.org/wiki/Sapere_aude
ich übersetze:
„Kenne dein Auto!“
gleichbedeutend mit:
„Erkenne dich selbst!“
Heraklit:
„Allen Menschen ist zuteil, sich selbst zu erkennen und verständig zu denken.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Gnothi_seauton
Ansonsten sehe ich viele Autos als Persönlichkeitsprothese.