Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg im Ölrausch?

Vor knapp einem Monat (26.6.2013) berichtete DIE WELT, die kanadische Firma Central European Petroleum Ltd. habe durch ihre Tochter CEP in Mecklenburg-Vorpommern bei Probebohrungen Öl ans Tageslicht gefördert.

Auf ihrer Website teilt CEP mit, dass sie momentan „insgesamt 14.800 Quadratkilometer Aufsuchungserlaubnisfelder“ in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg halte. DIE WELT sieht einen „Ölrausch“ am Horizont.

Die acht ‚Erlaubnisfelder‘ befinden sich sowohl Onshore als auch Offshore. In Brandenburg liegen die möglicherweise ertragreichen Gebiete südlich einer Linie von Neubrandenburg bis an die polnische Grenze und weiter nach Süden bis an die Landesgrenze zu Sachsen. In Mecklenburg-Vorpommern sind die Festlandküste südlich von Rügen, das Hinterland sowie große meerbedeckte Flächen um die Urlaubsinsel zur Erprobung freigegeben. In allen gewählten Regionen liegen sensible Naturreservate, Schutzzonen, Küstenstreifen sowie Naturschutzgebiete.

Central European Petroleum schätzt, für das Küstengebiet allein könne in 25 Jahren ein Nutzen von rund 2,25 Milliarden Euro entstehen. Es ist unklar, wie der alleinige Ölförderer auf diese Summe kommt, welchen Nutzen er selbst aus dem Unternehmen zieht, wird die Öffentlichkeit vermutlich nie erfahren.

Dem armen Bundesland werden Zuschüsse und Arbeitsplätze versprochen.

Greenpeace protestiert seit 2011 gegen die Pläne und weist auf die Bedeutung Mecklenburg-Vorpommerns und Brandenburgs für Tourismus und Umwelt hin. In der Wahrnehmung vieler Menschen liegt diese Region ‚da irgendwo im Osten‘, die wenigsten waren schon einmal dort. Wenn also die Mehrheit der Bundesbürger nach dem Prinzip „Not In My Backyard“ ein gepflegtes Desinteresse an Naturzerstörung im Nord-Osten der Republik zeigt, dann wird es für die Aktivisten vor Ort schwer werden, Ölbohrungen in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg zu verhindern.

Hier ein Informationsfilm, der sehr anschaulich die Folgen von Erdölbohrungen aufzeigt:

http://youtu.be/2VsCgmDkY00

zwanzig klavierstücke von Ernst Jandl

klavier
klavier (foto: chris)

zwanzig klavierstücke

1)  kl  2)  la  3)  av  4)  vi  5)  ie  6)  er  7)  kla  8)  lav  9)  avi  10)  vie  11)  ier  12)  klav  13)  lavi  14)  avie  15)  vier  16)  klavi  17)  lavie  18)  avier  19)  klavie  20)  lavier

aus: Ernst Jandl, sprechblasen, Hamburg 1993, S. 69.

Wochenendausblick

Anno 1900
Café  ‚Anno 1900‘ , ideal zum Essen, Klönen und entspannt Abhängen… (foto: chris)

Das Wochenende ist in Sicht, das Wetter wird schön. Jetzt endlich kann man sich vor ein städtisches Cafe setzen, irgendwo mitten im Trubel, Leuten zusehen, reden, essen, trinken und einfach das Leben zu genießen.

Ein schöner Ort ist das Anno 1900 in Weimar. Es liegt zentral. Hier lässt sich herrlich die Zeit verbringen, entweder im Schatten der Bäume oder in der Sonne.

Freitags und samstags lädt das Café und Restaurant zudem ab 21.00 Uhr zu „Piano-Abenden“ ein. Uns hat es gefallen.

Wem Weimar zu weit ist, der versuche es mit der Kneipe um die Ecke.

 

Schöne Ferien, ihr Nordländer!

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Urlaub in der Großstadt? Elbstrand in Hamburg (archiv: chris)

Seit vergangenem Wochenende haben in den Bundesländern Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern die Sommerferien begonnen. Ab Donnerstag geht es auch in Bremen und Niedersachsen los und bereits in der zweiten Woche urlauben die Berliner und die Brandenburger.

Weimar. Eindrücke aus einer Stadt zwischen Kultur und Barbarei

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Marktplatz von Weimar (fotos: chris)

Weimar nennt sich Kulturstadt. Die Liste an Sehenswürdigkeiten ist lang. Sie reicht von den Klassikern Schiller und Goethe, ihren Wohnhäusern, Museen und Gräbern über das Bauhaus, Schlösser, Bibliotheken bis hin zu den zahlreichen Friedhöfen.

Tag der Bücherverbrennung

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Lesung von Texten ‚verbrannter‘ Autoren vor dem Nationaltheater

Am 10. Mai forderten das Literaturfestival „LesArten“ 2013 und das Bürgerbündnis gegen Rechtsextremismus Weimar Passanten auf „Lest! Was die Nazis vor 80 Jahren verbrannten“.

Vorgelesen wurden Texte von Voltaire, Joachim Ringelnatz, Oskar Maria Graf, Heinrich und Klaus Mann, Erich Mühsam, Rosa Luxemburg, Anna Seghers und vielen anderen.

Das Wetter war schön, wir saßen eine ganze Weile am Fuße der Statue von Schiller und Goethe und hörten den Gedichten und Erzählungen zu. Viele Menschen eilten vorbei und nur wenige blieben stehen, setzten sich und verweilten.

Burschenschaftstreffen

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Der Paulinerchor Jena auf dem Theaterplatz in Weimar.

Am nächsten Tag, gleicher Ort, gleiche Zeit, bot sich ein völlig anderes Bild. Zahlreiche, meist jüngere, aber auch einige ältere Herren versammelten sich vor dem Nationaltheater. Die Farben ihrer Mützen und eine dezente Scherpe verrieten sie als Burschenschafter.

Vor Goethe und Schiller baute sich der Paulinerchor Jena auf und sang los. Die Burschenschafter mit Anhang hatten deutlich mehr Zuhörer als die engagierten Vorleser am Vortag.

Schillers leerer Sarg

Alles hat seinen Preis, auch der Besuch der Sarkophage von Goethe und Schiller und dies, obwohl der Sarg von Schiller leer ist. Seit 2008 steht nun fest, dass in Schillers Sarg die Gebeine von drei verschiedenen Menschen ruhten, keiner von ihnen mit dem Namen Schiller. Überhaupt gibt es keine sterblichen Überreste, die dem großen Dichter zugeordnet werden können. Der leere Sarg kann für 3,50€ besichtigt werden.

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Grab der Familie Goethe auf dem Historischen Friedhof.

Wir begnügten uns mit dem Grab der Familie Goethe an der Friedhofsmauer des Historischen Friedhofs. Der große Goethe selbst ruht neben dem leeren Sarg Schillers in der Fürstengruft, dafür findet sich hier eine Grabplatte für „Wilhelmine Bachstein die langjährige treue Dienerin der v. Götheschen Familie“. Das ist doch mal was.

KZ-Gedenkstätte Buchenwald

Für den letzten Tag unseres Weimar Besuchs haben wir uns das dunkelste Kapitel der Stadtgeschichte aufgehoben, das ehemalige KZ-Buchenwald. Es regnet und stürmt. Vom Hauptbahnhof starten wir. Hier kamen bis 1944 die KZ-Häftlinge in Güterzügen an.

Mit dem Bus fahren wir zu dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslager. Jetzt wird mir klar, warum es ‚Buchenwald‘ heißt. Warum habe ich bisher nie darüber nachgedacht?

Wir gehen über das unwirtliche Gelände, durch das Tor mit der eisernen Inschrift „Jedem Das Seine“, vorbei an Stacheldrahtzäunen und Wachtürmen, weiter  zum Krematorium. Gehen in den Raum der Pathologie, wo den Toten die Goldzähne gezogen wurden, vorbei an den Verbrennungsöfen, der Leichenkammer, in der Urnen anfangs wahllos mit Asche gefüllt und auf Anfrage an die Hinterbliebenen geschickt wurden. Später unterblieb auch dies.

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Messlatte als Teil einer „Genickschussanlage“.

Wir gehen hinab in den Leichenkeller, dem die Toten über eine Rutsche einverleibt wurden, in dem Lebende an Hacken aufgehängt wurden, von dem aus die toten Leiber mit dem offenen Aufzug zu den Verbrennungsöfen hochgezogen wurden. Wieder nach oben an die frische Luft, vorbei an der Gedenktafel für den an dieser Stelle ermordeten Ernst Thälmann.

Ja, schrecklich, aber irgendwie ist das ja bekannt. Und dann kommt doch noch eine weitere Grausamkeit, so wunderlich unglaublich perfide, dass man an der Menscheit fast verzweifeln möchte, ob so viel Gemeinheit.

Eine „Genickschussanlage“. Für die Häftlinge sah es aus, als kämen sie zu einer ärztlichen Untersuchung. Wenn sie sich mit dem Rücken an die Leiste lehnten, an der ihre Größe hätte abgelesen werden können, dann schob sich durch den engen, kaum sichtbaren Spalt eine Waffe und erschoss den ahnungslosen Menschen.

In der ehemaligen Effektenkammer des KZ findet sich eine umfangreiche und sehr informative Ausstellung.  Wir mussten jedoch zurück in die Stadt, zum Bahnhof, denn der Zug fuhr pünktlich ab.

Warwick ist nicht Winterberg

Das Lord Leycester Hospital in Warwick 1988 (foto: chris)
Das Lord Leycester Hospital in Warwick 1988 (foto: chris)

Nicht jeder Altbau muss heute eine Ruine sein und mit der Abrissbirne traktiert werden.

Im englischen Warwick, dessen zweites W nicht gesprochen wird, steht das Lord Leycester (sprich: Lester) Hospital aus dem späten 14. Jahrhundert. Dieser Fachwerkbau fungierte jedoch nie als Krankenhaus. Verdiente Krieger der britischen Krone  durften hier zusammen mit ihren Gattinnen den Lebensabend verbringen.

Heute ist der attraktive Bau für die Öffentlichkeit zugänglich. Interessenten können die Räume zudem für private Feiern und Hochzeiten anmieten.

J.R.R. Tolkien soll laut Wikipedia durch die Stadt Warwick zu seinem Roman ‚Herr der Ringe‘ inspiriert worden sein. Ob auch die Stadt Winterberg dereinst zu einem großen literarischen Werk wird anregen können, das bleibt abzuwarten.

Der Ekel beim Essen – eigentlich hat sich nichts geändert: BSE, Scrapie, Creutzfeldt Jakob Krankheit. Der Wahn geht weiter.

Schein-Idyll im Peak District zwischen Manchester und Sheffield (archiv: chris)
Schein-Idyll im Peak District zwischen Manchester und Sheffield (archiv: chris)

Ich darf in Deutschland kein Blut spenden, denn ich habe in den frühen 90er Jahren länger als sechs Monate in England gelebt.

Damals waren auf der Insel Rinder mit BSE infiziert, einer Krankheit, die ihnen das Hirn zerfraß. In der Presse kursierten Bilder von Kühen und Kälbern, die sich nicht auf den Beinen halten konnten. Die Tiere schwankten, als wären sie besoffen. Aber sie waren krank. Irgendwann brachen sie zusammen und verendeten.

Ich habe damals in England wegen der gruseligen Bilder und der zahlreichen Berichte kein Fleisch gegessen. Dennoch darf ich bis heute in Deutschland kein Blut spenden.

Die Krankheit konnte sich im Königreich schnell ausbreiten, da in der industriellen Tierproduktion das Vieh zu 100% verwertet wurde und nicht verkäufliche Teile in Form von Tiermehl als Futter dienten.

Später fand man heraus, dass es auch bei Menschen eine Variante von BSE gibt. Sie heißt Creutzfeldt Jakob Krankheit. Nach Angaben des Guardian sind im United Kingdom vermutlich 176 Menschen an dieser Krankheit gestorben.

Ich habe damals kein Rindfleisch gegessen und auch auf den Konsum von Eiern habe ich im England der frühen 90er Jahre komplett verzichtet. Die Britischen Eier enthielten Salmonellen. Es gab zahlreiche Berichte in den Medien darüber, wie die Hühner ihre verendeten Artgenossen als Futter serviert bekamen, mit Orangenschalen verfeinert. Körnerpickendes Vieh wurde zum Fleisch fressen gezwungen, um den Profit zu steigern.

Und die Lehre aus der Geschichte? Ich darf deshalb bis heute kein Blut spenden, weil die Übertragungswege von BSE nicht genau bekannt sind. Es gibt Varianten dieser Krankheit bei Rindern (BSE), Schafen (Scrapie) und Menschen (CJK). Wie BSE übertragen wird, ist meines Wissen bisher nicht abschließend untersucht worden. Ich scheine ja noch immer andere Menschen mit diesem Krankheit anstecken zu können.

Trotz dieser Unsicherheiten will die EU auf weitere Tests von Rindern auf BSE verzichten. Überraschend ist das nicht, denn billiger wird es allemal. Und in der Lebensmittelindustrie scheint nur „billig“ zu zählen, wie die aktuellen Skandale deutlich zeigen.

Null-Tarif statt Auspuffmief. Alles schon mal da gewesen.

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Demonstration in Hamburg Eimsbüttel 1990 (fotos: chris)

Was die Piraten heute für den Öffentlichen Nahverkehr fordern, stand bereits Anfang der 90er Jahre auf  Demo-Transparenten in Hamburg Eimsbüttel. Anwohner besetzten damals die vielbefahrene Kreuzung Schulweg/ Osterstraße.

Junge Demonstrantin.
Sehr junge Demonstrantin

Die Bilder erklären vielleicht auch, warum die meist jugendlichen Piraten heute die Forderung nach kostenlosem ÖPNV in ihr Programm schreiben.

Wahrscheinlich gehörten auch sie zu den Kindern, die, kaum dass sie laufen konnten, auf Demonstrationen geschleppt wurden. Dort wurden sie von ihren Eltern genötigt, Fahrräder zu lieben …

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Junge Straßenbesetzer

und Autos zu hassen.