„Die Moralkeule gab es nie“: Michel Friedmann im Gespräch mit Hermann Gremliza

Die Monatszeitschrift „konkret“ ist nicht gerade freigiebig mit ihren Texten im Internet. Schade, denn ich würde gerne mal hier und mal dort aus der Rubrik „Tomayers ehrliches Tagebuch“  zitieren. Trotz vieler schräger Texte findet sich immer wieder etwas Lesenswertes, wie zum Beispiel das Gespräch von Hermann L. Gremliza mit Michel Friedmann, welches in der Mai-Ausgabe erschienen war und ab heute auch im Internet zur Verfügung steht:

… Gremliza: Herr Friedman, sind Sie stolz, ein Deutscher zu sein? Ich habe diese Frage vor fünfzehn Jahren dem damaligen Präsidenten des Zentralrats der Juden gestellt, und Ignatz Bubis hatte geantwortet: „Ich war noch nie stolz darauf, irgendwas zu sein oder nicht zu sein, ich bin Jude, bekenne mich dazu, ich bin Deutscher, ich bekenne mich dazu, aber ich bin weder auf das eine noch das andere stolz.“ Was sagen Sie?

Friedman: Man kann auf etwas, das keine eigene Leistung ist, nicht stolz sein. Erst recht können wir als Deutsche nicht stolz darauf sein, daß zweieinhalb Millionen Kinder in diesem Land unter Sozialhilfeniveau aufwachsen. Wir können in unserem Land nicht stolz sein, wenn sich jeder siebte unserer Jugendlichen zu rechtsradikalen, also verfassungswidrigen Zielen bekennt … komplett hier (leider  nicht mehr online 🙁 )

Umleitung: Europa, die Schuldenbremse und ein bisschen Brod(Max)

Religion und Europa: Die Chuzpe der Gottesfrage … nd

Schuldenbremse: kleiner Abschied der Politik … NachDenkSeiten

Opel: Was zum Henker will Magna mit Opel? … weissgarnix

Europapolitikerin Silvana Koch-Mehrin(FDP) I: Öfter mal nicht in Europa … pottblog

Europapolitikerin Silvana Koch-Mehrin(FDP) II: Wilder Wirbel um Eid … ruhrbarone

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Kafka gerettet: Erinnerung an Max Brod … ruhrtalcruising

Das Kreuz mit Irland: Kindesmissbrauch im Schoße der Katholischen Kirche

Weiden deutsche Schäfchen sicher auf den Grünen Wiesen des Glaubens?
Weiden deutsche Schäfchen sicher auf den Grünen Wiesen des Glaubens?

Während das Gewittergrollen vom Schmallenberger Land gegen die Luv-Seite des Rothaargebirges knallt, versuche ich schnell diesen einen kleine Artikel, eher eine Presseschau, los zu werden.

In einer autoritären, männlich dominierten, patriarchalisch strukturierten, auf Triebunterdrückung basierenden, weltumspannenden Organisation mit absolutem Wahrheitsanspruch, geschehen Verbrechen ungeheuren Ausmaßes.

Diese Organisation hat in Deutschland einen Freibrief als moralische Instanz, darf außer ihren eigenen Instituten auch staatliche Einrichtungen wie Kindergärten und Schulen als Lehen verwalten.

Bis wir Menschen begreifen, dass unsere Moral nicht wegen der Religion und der Kirche, sondern trotzdem existiert, wird noch einiges Wasser die Ruhr hinunterfließen: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeteten Unmündigkeit.“ (Immanuel Kant)

Die pädophilen katholischen Priester in den USA waren seinerzeit ganz weit weg:

Seit Anfang der sechziger Jahre sind nach Ermittlungen der „Washington Post“ mindestens 850 Fälle bekannt geworden, in denen katholische Priester Kinder oder Jugendliche sexuell missbraucht haben. Hunderte von Geistlichen seien entlassen worden, hieß es. Die Kirche soll an Opfer rund eine Milliarde Dollar Entschädigung gezahlt haben. weiter Spiegel Online

Jetzt ist der Skandal in einer autoritären Organisation bis nach Irland vorgerückt. Ich hatte darüber am Freitag vergangener Woche ein paar Zeilen verloren. Hier noch etwas mehr aus der Österreichischen Presse:

Prügel, Hunde, Sexattacken

„Stoßen, schlagen, treten, auf die Handflächen mit einem Stock geschlagen werden, auf einem Haken hängend geschlagen werden, mit kaltem Wasser niedergespritzt und geschlagen werden, nackt verprügelt, vor die Hunde gehetzt werden“ – die Liste der Torturen findet ebenso wenig ein Ende wie jene der sexuellen Gewaltakte, denen Buben und Mädchen über Jahrzehnte ausgesetzt waren; „im Schlafsaal, in Autos, in Badezimmern, in der Kirche, in der Sakristei“. Kinder ab sieben wurden zur Zwangsarbeit, vorzugsweise dem Knüpfen von Rosenkränzen, genötigt.

Mehr als 800 Geistliche, Männer wie Frauen, werden der Verbrechen angeklagt. Dass sie straffrei davonkommen sollen, erregt die Iren genauso wie die brutalen Details des im Zeitraum von neun Jahren erstellten Berichts, für den man 1700 Zeugen befragte. Der Staat wusste – und schwieg. Die „Christian Brothers“, die das Gros der Horrorheime betrieben, hatten nämlich die Anonymisierung der Vorwürfe erzwungen. Und wie üblich steckte die Regierung angesichts einer Drohung der Kirche zurück. … alles in DiePresse

Die Frage lautet nun: Ist in Deutschland eigentlich alles klar?

In Deutschland tagt zur Zeit, auf zwei Jahre angesetzt, der „Runde Tisch“. Es geht um dasselbe Thema.

Was bedeutet der irische Bericht für die deutschen Verhältnisse?

Einerseits nicht viel, Irland ist Irland. Das Untersuchungsergebnis ist ein irisches, kein deutsches.

Andererseits sind Parallelen deutlich. Hier wie dort wird und wurde geleugnet, wurde von bedauerlichen Einzelfällen gesprochen, wurde auf zeittypische Erziehungsmethoden verwiesen. Der irische Bericht macht klar, dass das Unvorstellbare Realität gewinnen kann. Nein, nicht für die ehemaligen Heimkinder, die haben nie daran zweifeln können, sie leiden noch heute unter dieser erlebten Realität.

Realität haben die unvorstellbaren Menschenrechtsverletzungen für die irische Öffentlichkeit gewonnen, für den Staat und für die Heimträger, doch manche leugnen immer noch.

Nach den vorliegenden Berichten der ehemaligen Heimkinder ist für Deutschland kein wesentlich anderes Ergebnis zu erwarten: Misshandlungen, Missbrauch, Zwangsarbeit und durchgängige Demütigungen. … weiter hpd