Mittagszeit im Hochsauerland

Weiter Blick und harte Schatten

Blick ins Tal Richtung Siedlinghausen. Links vom Ort die sieben WEA auf dem Mannstein (foto: zoom)

Heute war ideales Wetter, um die Einkäufe in Winterberg mit dem Rad zu erledigen. Den Blick ins Tal, kurz hinter dem Großen Bildchen Richtung Altastenberg, lasse ich mir nur selten entgehen.

Absteigen, die weite Landschaft genießen, den Fotoapparat aus der Satteltasche kramen, Klack! und weiter geht’s.

Ein Umweg über den Kahlen Asten gehört zum Pflichtprogramm. Fast jedes Mal wartet dort oben ein Fotomotiv.

Ein Anhänger mitten auf der Heide (foto: zoom)

Das Mittagslicht war hart, und so habe ich mich entschlossen den Kontrast für eine Silhouette auszunutzen. An der Kamera waren keine besonderen Einstellungen nötig.

Der Anhänger dient wahrscheinlich dem Transport der Schafe, die auf dem Kahlen Asten die Pflege der Heide übernehmen. Die Tiere selbst habe ich heute nicht gesehen. Keine Zeit zum Suchen.

In und um Winterberg war es, auch wegen der Herbstferien in NRW, voll: sehr viele Autos, viele Menschen, meist im Umfeld der sogenannten Attraktionen wie MTB-Arena, Sommerrodelbahn, Panoramabrücke und im Nahbereich der Winterberger Geschäfte und Lokale.

An und auf der Kappe war „die Hölle los“. Auf dem Bild sieht man die Blechschlange der parkenden Autos ind ein paar Mountainbiker auf dem Anfängerparcour. (foto: zoom)

Mein Plan war es noch, einen Abstecher hoch zur MTB-Arena auf der Kappe zu machen und zu fotografieren, aber es herrschte ein ungeheures Gewusel. Die Parkplätze suchenden Autofahrer*innen vetrieben mich recht effektiv. Keine Ruhe. Bloss weg da!

Für heute soll es reichen. Gute Nacht!

Blick auf Winterberg und die Kappe – eine ungeordnete Meditation über Landschaftsverbrauch ohne Windräder

Vom neuen Radweg unterhalb des Kahlen Asten fotografiert: links der Campingplatz am Rauhen Busch, zentral hinten Winterberg und rechts von der Mitte die sogenannte Kappe (foto: zoom)

Vor ein paar Tagen bin ich vom Kahlen Asten hinunter zum neuen Radweg hinuntergeradelt. Richtung Nordhang-Jause hat man einen weiten Blick über Winterberg.

Der zerrupfte Hügel rechts von der Mitte ist die sogenannte Kappe. Dieser Berg wurde mit allerlei „Spielgeräten“ bebaut und ist allein hässlicher als 1000 Windräder im Land der 1000 Berge.

Dort findet man den Bikepark, eine Fly-Line, die Bobbahn, eine schwarze Piste samt Liftanlage, die auch für den Bikepark genutzt wird, eine Sommerrodelbahn, die Gaststätte Bobhaus, viele Parkplätze, eine Straße auf den Gipfel und eine Panoramabrücke.

Ab und zu landen dort oben auch Rettungshubschrauber, um die Verletzten aus dem Bikepark zu den großen Krankenhäusern der weiteren Umgebung (Kassel, Dortmund, Siegen) abzutransportieren [1].

Da mit den meisten Installationen Geld verdient wird, stört es auch niemanden, dass für die Umgestaltung des Berges beispielsweise eine Bergwiese mit seltenen Flachbärlappen verschwinden mussten [2]. Die Schönheit liegt halt stets im Auge der Betrachtenden.

Um die Winterberger Naturlandschaft zu zerstören, hat es lediglich der Freizeitindustrie, des Sturms Kyrill und des Klimawandels mit dem Borkenkäfer im Gepäck bedurft. Nicht zu vergessen die Steinbrüche (Silbach, Hildfeld) mit ihrem Landschaftsverbrauch, samt der Straßen die den Strom von Touristen in den Tourismusort in der Nähe der Ruhrquelle bringen.

Wer über Feinstaub und Lärm meditieren will, stelle sich tagsüber an die B 480 in Niedersfeld. Ein schier endlos scheinender Strom von LKW passiert diesen Ortsteil auf dem Weg von Olsberg Richtung Winterberg-Kernstadt und Hallenberg, von Nord nach Süd und umgekehrt.

Wie soll es mit Winterberg weitergehen, wenn der Klimawandel den Skitourismus zerstört haben wird? Was sind die Konzepte? Industrialisierung oder sanfter Tourismus? Oder was?

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[1] Die Polizeimeldungen der schweren Unfälle im Winterberger Bike-Park im August 2024:

16-Jähriger bei Fahrradunfall schwer verletzt

15-jähriger Mountainbiker schwer verletzt

Radfahrer stürzen im Bikepark


[2] Richard Götte, Flora im östlichen Sauerland, zweite aktualisierte und überarbeitete Ausgabe, Marsberg 2022, hier insbesondere die Bilder S. 40/41, Belastung und Verbrauch der Landschaft durch Freizeitnutzung

Wetterbericht falsch verstanden – alles richtig gemacht

Auf der Suche nach dem verlorenen Winter… Altastenberg (foto: zoom)

Laut meinem inneren Wetterbericht sollte der Himmel heute Nachmittag zunehmend aufklaren und der Regen nachlassen. Da es nach einem trüben Morgen tatsächlich heller wurde, habe ich mich aufs Rad gesetzt und einen ersten Plan entwickelt. Ich brauche immer einen Plan, den ich dann häufig an der nächsten Straßenkreuzung umwerfe, da sich die Inhouse-Stimmung doch von der Outdoor-Laune unterscheidet.

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Ein Spaziergang um den Schmantel in Winterberg

Klimakrise und Borkenkäfer sind wuchtige Landschaftsbildner.

Hier war der Hang einmal bewaldet. (foto: zoom)

Wenn man glaubt, es könne nicht mehr kahler werden, sind schon wieder große Waldflächen verschwunden. Heute war ich erstaunt, wie sich die Ausblicke vom Schmantel-Rundweg verändert haben. Nässe, Borkenkäfer und Sturm haben vielen Fichten den Garaus gemacht.

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… aber die Windräder: die Klimakrise auf dem „Erlebnisberg Kappe“ in Winterberg

Lifte, Räder, Rampen, Rodeln, Bike-Arena, Bobbahn, Brücken – es ist viele los auf der Kappe (foto: zoom)

Am letzten Samstag haben wir die Kappe in Winterberg besucht, ein 776 Meter hoher Berg in Winterberg, der im Marketing-Sprech der Touristiker:innen zum „Erlebnisberg Kappe“ umgetauft wurde.

Die Kappe ist so eine Art riesiger Open-Air Zirkus bei dem die Akrobat:innen (Tourist:innen) dafür bezahlen, kleinen und großen Thrill zu erleben. Das Motto der Veranstalter könnte lauten: „Sie lieben das Risiko? Wir verkaufen es Ihnen!“

Wir waren gerade angekommen und gingen die Straße Richtung Bobhaus hoch als auch schon der erste Rettungswagen des Tages an uns vorbeijagte. Wenig später landetet ein ADAC-Hubschrauber und das erste von zwei Unfallopfern der Mountainbike-Arena wurde in ein Krankenhaus ausgeflogen. Das Krankenhaus Winterberg selbst kann diese Art von Unfällen nicht behandeln.

Zu den Unfällen siehe auch hier im Blog: https://www.schiebener.net/wordpress/rettungshubschrauber-in-den-bikeparks-winterberg-und-gellinghausen-drei-mountainbike-fahrer-bei-unfaellen-verletzt/

Während das Unfallopfer aus der Bike-Arena in den Rettungswagen und dann später in den Hubschrauber verladen wurde, ging das normale Treiben auf der Kappe weiter: MTB-ler:innen jeglichen Alters stürzten sich in Scharen auf die Trails, Tourist:innen bestiegen die Panoramabrücke oder rutschten die Sommerrodelbahn hinunter. Kaum jemand nahm Notiz. Zwei Paralleluniversen.

Was uns zusätzlich erschüttert hat, war das Fahrgeschäft durch den toten Wald, die sogenannte Fly-Line. Der tote Wald, das sind die übriggebliebenen abgestorbenen Bäume des Waldsterbens auf der Kappe. Als der Wald, wie so viele Wälder im Hochsauerland, gerodet werden musste, blieben diese letzten Bäume aus einem besonderen Grund stehen: die Fly-Line ist an ihnen befestigt.

Die präparierten Tragebäume mit den Befestigungsseilen für die Fly-Line (foto: zoom)

Ohne diese Bäume hätte das Fahrgeschäft wohl nicht überlebt und um die Fly-Line abzubauen, ist es anscheinend zu profitabel. Die übrigen toten Bäume wurden nicht wie sonst üblich einfach mit dem Harvester herausgezogen, sondern sorgsam mit Hubschraubern herausgehoben, um die tragenden Bäume der Anlage nicht zu beschädigen.

Die Tragbäume ragen nun in den Himmel und werden im Laufe der Zeit verrotten. Allerdings wurden sie abgedeckelt, wahrscheinlich damit die Feuchtigkeit und die Zersetzer (Bakterien, Pilze) nicht so schnell ihr Werk verrichten können.

Blickrichtung Start, die Fly-Line ist gut zu erkennen. (foto: zoom)

Für 14,50 Euro kann man also noch einige Jahre (Preisveränderungen nicht ausgeschlossen) durch den toten Wald am Seil hängend 1000 Meter bis zur Talstation des Kappelifts hinunterschweben und sich die gerodeten Hänge des Sauerlandes samt sterbender Fichtenmonokulturen (meist braune tote Bäume) anschauen.

Hier schwebt gerade jemand die Fly-Line hinunter. (foto: zoom)

Für mich persönlich wird es ein Rätsel bleiben, wie man viel Geld dafür bezahlen kann, um dann durch eine sterbende Landschaft zu schweben. Aber vielleicht ist das nur für mich viel Geld und für die Tourist:innen Peanuts? Die Szenerie auf der Kappe hat etwas Verstörendes, gerade auch wenn man weiß, dass Winterberg die Klimakrise bislang auf die leichte Schulter genommen und die Energiewende verschlafen hat; dabei ist das noch mild und beschönigend ausgedrückt.

Sehen prima aus, eure Wälder ohne Windräder!

Fortsetzung folgt, denn die Klimakrise ist real.