Hitler, Himmler und die Hexen – Vortrag von Dr. Rainer Decker im Sauerland-Museum Arnsberg

Hochsauerlandkreis/Arnsberg. Im Rahmen der aktuellen Sonderausstellung „DU HEXE! Opfer und ihre Häscher“ lädt das Sauerland-Museum zu einem Vortrag über die NS-Ideologie und ihren Umgang mit historischen Quellen ein.

(Pressemitteilung Hochsauerlandkreis)

Im Geschichtsbild der führenden Nationalsozialisten kamen auch die Hexenverfolgungen vor. Sie dienten als Argument im weltanschaulichen Kampf gegen die katholische Kirche und für den Germanenkult Heinrich Himmlers. Dafür gab der „Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei“ 1935 ein „wissenschaftliches“ Großvorhaben in Auftrag. Historiker seines „Sicherheitsdienstes“ (SD) durchkämmten bis 1944 systematisch die Hexenprozessakten in deutschen Archiven und erstellten so eine umfangreiche Kartothek, die als Basis für Untersuchungen und Darstellungen dienen sollte.

Der Kriegsverlauf verhinderte die Fortsetzung des Unternehmens, das gewonnene Material hat sich aber bis heute erhalten. Auch Akten aus dem Sauerland wurden von den SS-Männern erfasst.

Der Paderborner Historiker Dr. Rainer Decker, familiäre Wurzeln in Brilon, erforscht seit mehreren Jahrzehnten die Hexenverfolgungen in Westfalen und darüber hinaus die Haltung von Päpsten und Inquisition zu Teufelsglauben und Magie. Nach dem Studium der Geschichte und Germanistik war er seit 1975 Gymnasiallehrer und Ausbilder von Studienreferendaren in Paderborn. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher und Artikel zum Thema „Hexenverfolgungen“, unter anderem „Die Päpste und die Hexen. Aus den geheimen Akten der Inquisition“ (2. Auflage 2013).

Der Vortrag findet am Dienstag, 17. Mai, 18 Uhr, im Blauen Haus des Sauerland-Museums statt. Der Eintritt beträgt fünf Euro.

Weitere Informationen und Anmeldungen telefonisch unter 02931/94-4444, per E-Mail an sauerlandmuseum@hochsauerlandkreis.de oder auf der Homepage www.sauerland-museum.de

Öffentliche Führungen durch die Sonderausstellung – „DU HEXE! Opfer und ihre Häscher“ im Sauerland-Museum Arnsberg

Unter Kurfürst Ferdinand von Bayern, genannt der Hexenjäger, entbrannte eine Welle von Hexenverfolgungen. (Foto: Sauerland-Museum)

Mit dem Titel „DU HEXE! Opfer und ihre Häscher“ versetzt die aktuelle Sonderausstellung im Sauerland-Museum Arnsberg die Besucher in die Hochphase der Hexenverfolgungen im Herzogtum Westfalen mitten ins 17. Jahrhundert. 

Zahlreiche historische Artefakte, Druckschriften, Gemälde, Briefe und Akten sowie eine Auswahl von Instrumenten, die bei Hexenprozessen Verwendung fanden, entwerfen ein intensives und vielschichtiges Bild einer Gesellschaft, die „Hexen“ erfand, verfolgte, folterte und richtete. Indem die Ausstellung die Frage aufwirft, was aus dieser Zeit bis heute weltweit und in unserer aufgeklärten Gesellschaft überdauert, zieht sie diese multiperspektivische Geschichte bis in die Gegenwart.

Jeden Sonntag um elf Uhr finden öffentliche Führungen durch die Ausstellung statt, zusätzliche Termine gibt es am Osterwochenende. Die nächsten Termine im Einzelnen: Sonntag, 10. April, 11 Uhr, Karsamstag, 16. April, um 16 Uhr und Ostersonntag, 17. April, um 11 Uhr.

Die Ausstellungsführung dauert ca. 60 Minuten und kostet für Erwachsene zehn Euro inklusive Eintritt, ermäßigt bzw. Kinder fünf Euro inklusive Eintritt. Für die Führung ist ein 3G-Nachweis erforderlich (geimpft, genesen oder getestet), im Museum besteht Maskenpflicht.

Weitere Informationen und Anmeldungen telefonisch unter 02931/94-4444, per E-Mail an sauerlandmuseum(at)hochsauerlandkreis.de oder auf der Homepage www.sauerland-museum.de

Hexenprozesse im Sauerland – Vortrag im Sauerland-Museum Arnsberg

Zur Krim, das ehemalige Wohnhaus des Hexenrichters Schultheiß (Foto: Axel Thomas)

Als Vorschau auf die kommende Sonderausstellung zur Hexenverfolgung in Westfalen, die Ende März im Sauerland-Museum beginnt, hält bereits im Januar Werner Neuhaus aus Sundern einen Vortrag zu den Hexenverfolgungen im 17. Jahrhundert und den Hexenprozessen in der Region.

Er geht dabei vor allen Dingen auf die Ursachen der Hexenverfolgungen in Balve in den Jahren 1628-30 ein, der mehr als 250 Menschen zum Opfer fielen. Aber auch der berüchtigte Arnsberger Hexenkommissar Heinrich von Schultheiß ist Gegenstand des Vortrags.

Werner Neuhaus war von 1976 bis 2009 Lehrer für Englisch und Geschichte am Städtischen Gymnasium Sundern. Seit seiner Pensionierung widmet er sich der lokalen Geschichte in Sundern und Umgebung.

Der Vortrag findet am Dienstag, 25. Januar 2022, 18 Uhr, im Blauen Haus des Sauerland-Museums statt. Der Eintritt ist frei. Bei der Veranstaltung gilt die 2G-Regelung und Maskenpflicht, auch am Sitzplatz.

Weitere Informationen und Anmeldungen telefonisch unter 02931/94-4444, per E-Mail an sauerlandmuseum(at)hochsauerlandkreis.de oder auf der Homepage www.sauerland-museum.de

Arnsberg vor 380 Jahren: „Der Bürgermeister ist des Teufels und muss auf den Scheiterhaufen!“

Hexenverbrennung
Hexenverbrennung

„Der Bürgermeister ist des Teufels und muss auf den Scheiterhaufen!“ forderten Arnsberger Bürger vor 380 Jahren. Schließlich starb der 70-jährige Bürgermeister Henneke von Essen am 14. August 1631 im Hexenkerker im Arnsberger Schloss.

Autor: Hartmut Hegeler

Nichts erinnert in Arnsberg an sein Schicksal. Die SPD – Fraktion im
Arnsberger Stadtrat und Pfarrer i.R. Hartmut Hegeler fordern, durch eine Gedenktafel an sein Schicksal und an die Opfer der Arnsberger Hexenprozesse zu erinnern.

„Der Bürgermeister ist des Teufels und muss auf den Scheiterhaufen!“ verlangten hysterische Arnsberger Bürger, obwohl Henneke von Essen einer der bedeutenden Persönlichkeiten der Stadt war. Der Stadtrat hatte ihn als Richter berufen und der Kurfürst als Vorsteher der Finanzverwaltung. Zugleich war er Mitglied des Arnsberger Magistrats und einer der vier Arnsberger Bürgermeister, die auf Lebenszeit gewählt waren.

Henneke von Essen lenkte die Geschicke der Stadt in schwierigen Zeiten. Nach dem Stadtbrand im Jahr 1600 leitete er den Wiederaufbau. Es gelang ihm sogar von den umliegenden Städten finanzielle Hilfen zu mobilisieren. Aus seinem Privatvermögen spendete Henneke von Essen Geld für den Wiederaufbau des Kirchturms. Um den Armen „Wandt und Scho“ (Gewand und Schuhe) auszugeben, ließ er eine Kleiderkammer für die Bedürftigen einrichten.

In dieser schlimmen Phase des Dreißigjährigen Krieges um 1630 litt die Bevölkerung unter ausländischen Truppen und Pestepidemien. Die Bevölkerung sah im Wirken einer geheimen Hexensekte die Ursache allen Unglücks.

Verzweifelte Einwohner bedrängten den Rat der Stadt, die vermeintlich Schuldigen, die Hexen, aufzuspüren und ihnen den Prozess zu machen.

Bürgermeister Henneke von Essen warnte vor den Hexenverfolgungen. Er befürchtete, dies könne solche schrecklichen Ausmaße annehmen wie in der Stadt Würzburg. Dort waren mehrere hundert Personen auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden. Solche Äußerungen machten den Bürgermeister trotz all seiner Verdienste beim Hexengericht verdächtig. Keiner wollte die Warnungen des Arnsberger Bürgermeisters hören. Immer drängender begehrten rasende Bürger die Vernichtung des „Hexengeschmeiß“.

Streit um Hexenverfolgung in Arnsberg 1630

Bald wurde in der Bürgerschaft diskutiert, wie die Unkosten für die Hexenverbrennungen bezahlt werden könnten. Normalerweise mussten die Angehörigen die Rechnung bezahlen. Aber es waren teilweise arme Leute – und dann blieb die Stadt auf den Kosten sitzen. „Lasst uns eine besondere Kollekte für die Hexenverbrennungen einsammeln!“ schlug die Bürgerschaft
vor.

Bürgermeister Henneke von Essen hielt entgegen: „Es gibt viel
notwendigere Aufgaben in der Stadt!“. Sein Protest gegen die Stimmung in der Bevölkerung verhallte ungehört. Unverständnis und Ablehnung schlugen ihm entgegen. In Arnsberg wurden Gerüchte gestreut, dass der Bürgermeister selbst etwas mit den Machwerken des Teufels zu tun haben könnte. Das Hexengericht sammelte Indizien für eine Untersuchung gegen den Bürgermeister.

Prozess gegen Henneke von Essen

Verzweifelt versuchten seine Verwandten, darunter auch Richter, sein Leben zu retten. Doch der Arnsberger Hexenkommissar Dr. Schultheiß wollte ein Exempel statuieren. Mit Daumenschrauben und Spanischen Stiefeln wollten die Folterknechte dem Angeklagten ein Geständnis des Teufelspaktes entreißen.

Trotz aller Quälereien gelang es dem Hexenkommissar nicht, den angeklagten Bürgermeister zu bezwingen. Vielleicht trug seine Standhaftigkeit zu einem Ende der Prozesse in Arnsberg bei.

Eigentlich hätte der betagte Bürgermeister nun aus dem Hexenkerker entlassen werden müssen. Aber gegen alle Gesetze behielt der Hexenkommissar den Bürgermeister im Gefängnis. Nach einjähriger Haft verstarb der 70-jährige Henneke von Essen am 14. August 1631 „auffm Schloß in carcere“.

Bisher erinnert in Arnsberg nichts an sein Schicksal. Henneke von Essen hat sich als Bürgermeister große Verdienste für die Stadt Arnsberg erworben. Seine Person ist bemerkenswert, weil er als hochrangiger Beamter Bedenken gegen das Ausmaß der geplanten Hexenverfolgungen äußerte.

Im Jahr 2011 jähren sich sein Geburtstag zum 450. Mal und sein Todesjahr zum 380. Mal. Dies sollten der Stadt Arnsberg ein aktueller Anlass sein, an ihn und an die Opfer der Arnsberger Hexenprozesse durch eine Gedenktafel / Denkmal zu erinnern. Gerade in unserer Zeit sind solche Beispiele von Zivilcourage wichtig.

Umleitung: Libyen, Catholic Church, Shopping-Malls, SPD und Selbstfindung, Hexenverfolgung und mehr.

Dem Namen alle Ehre: Fichten-Acker auf dem Kahlen Asten. (foto: zoom)
Dem Namen alle Ehre: Fichten-Acker auf dem Kahlen Asten. (foto: zoom)

Bundeswehr nach Libyen? Eine lesenswerte Diskussion zwischen Stefan Laurin und Werner Jurga … ruhrbarone

Religion: Why does the Catholic church allow Bill Donohue to speak for them? … pharyngula

Der Staubsaugereffekt – Oder warum Shopping-Malls so erfolgreich sind: ein lesenswerter Artikel von Arnold Voss, ebenfalls … ruhrbarone

Im Tal der Tränen: die SPD und ihre Selbstfindung … nachdenkseiten

13 Gemeinschaftsschulen – Streit vor Gericht: wackelt die grüne Bildungspolitik in NRW? … az

Hexenverfolgung: Antwort von Dr. Rainer Decker … gruenesundern

Posten frei: Kreisdirektor Winfried Stork will den Hochsauerlandkreis Ende Juni verlassen und am 1. Juli eine neue Aufgabe in leitender Position in der Wirtschaft aufnehmen …sbl

Umleitung: Heute nur von Links nach Rechts und mittenrein.

Siedlergarten in Buer 1948. (foto: zen)
Siedlergarten in Buer 1948. (foto: zen)

Lötzsch: drohende Spaltung der Linkspartei … ruhrbarone

Machtperspektive der CDU/CSU für 2013: Nichts aus eigener Kraft. Sie wird – wenn überhaupt – 2013 Spielball der heutigen Oppositonsparteien sein … sprengsatz

Sammelwut und Seitensprünge: Um es gleich vorwegzunehmen: Adriana Altaras’ Titos Brille ist ein großartiges, ein ganz und gar außergewöhnliches Buch, meint Philipp Engel in … juedischeallgemeine

Hagen: jedes vierte Kind leidet unter Armut … doppelwacholder

Sundern und die Hexenverfolgung: Lücke in der jüngeren Forschung? … gruenesundern

Umleitung: FDP – Generation Yuppies, Goldstone, Koscherstempel, Roma, Schleichwerbung und mehr.

Unser Buch- und Schreibwarenladen vor Ort (foto: zoom)
Kräling 1000: Unser Buch- und Schreibwarenladen vor Ort (foto: zoom)

Generation Yuppies – Wechsel ohne Wandel in der FDP: Am Wahlabend des 27. Septembers 2009 noch als Held in der Parteigeschichte der FDP gefeiert, wurde Guido Westerwelle kaum eineinhalb Jahre danach von seiner Partei gefeuert … nachdenkseiten

Halbe Sache: Mit Atem beraubender Geschwindigkeit hat die FDP Guido Westerwelle demontiert. Er will nun den Parteivorsitz abgeben. Das reicht nicht … postvonhorn

Es kam, wie es kommen musste: Westerwelles Abgang … WirInNRW

Israel und der Goldstone-Bericht: … und es ist alles ganz anders … ruhrbarone

Gelsenkirchen: Kein „Koscherstempel“ für „pro NRW“ … nrwrechtsaußen

Roma: Abschiebesaison in NRW hat begonnen … taz

Ungarns Roma in Angst: Rechtsradikale marschieren wieder … n-tv

Schleichwerbung bei Zeitungen: Einfluss zu verkaufen … taz

Hagen: Podiumsdiskussion zur Finanzmisere der Städte … doppelwacholder

HSK: Lange Wartezeiten bei der Pflegebegutachtung — Wer kann sie abkürzen? … sbl

Sundern: Geschichte der Hexenverfolgung aufarbeiten … gruenesundern