Arnsberg vor 380 Jahren: „Der Bürgermeister ist des Teufels und muss auf den Scheiterhaufen!“

Hexenverbrennung
Hexenverbrennung

„Der Bürgermeister ist des Teufels und muss auf den Scheiterhaufen!“ forderten Arnsberger Bürger vor 380 Jahren. Schließlich starb der 70-jährige Bürgermeister Henneke von Essen am 14. August 1631 im Hexenkerker im Arnsberger Schloss.

Autor: Hartmut Hegeler

Nichts erinnert in Arnsberg an sein Schicksal. Die SPD – Fraktion im
Arnsberger Stadtrat und Pfarrer i.R. Hartmut Hegeler fordern, durch eine Gedenktafel an sein Schicksal und an die Opfer der Arnsberger Hexenprozesse zu erinnern.

„Der Bürgermeister ist des Teufels und muss auf den Scheiterhaufen!“ verlangten hysterische Arnsberger Bürger, obwohl Henneke von Essen einer der bedeutenden Persönlichkeiten der Stadt war. Der Stadtrat hatte ihn als Richter berufen und der Kurfürst als Vorsteher der Finanzverwaltung. Zugleich war er Mitglied des Arnsberger Magistrats und einer der vier Arnsberger Bürgermeister, die auf Lebenszeit gewählt waren.

Henneke von Essen lenkte die Geschicke der Stadt in schwierigen Zeiten. Nach dem Stadtbrand im Jahr 1600 leitete er den Wiederaufbau. Es gelang ihm sogar von den umliegenden Städten finanzielle Hilfen zu mobilisieren. Aus seinem Privatvermögen spendete Henneke von Essen Geld für den Wiederaufbau des Kirchturms. Um den Armen „Wandt und Scho“ (Gewand und Schuhe) auszugeben, ließ er eine Kleiderkammer für die Bedürftigen einrichten.

In dieser schlimmen Phase des Dreißigjährigen Krieges um 1630 litt die Bevölkerung unter ausländischen Truppen und Pestepidemien. Die Bevölkerung sah im Wirken einer geheimen Hexensekte die Ursache allen Unglücks.

Verzweifelte Einwohner bedrängten den Rat der Stadt, die vermeintlich Schuldigen, die Hexen, aufzuspüren und ihnen den Prozess zu machen.

Bürgermeister Henneke von Essen warnte vor den Hexenverfolgungen. Er befürchtete, dies könne solche schrecklichen Ausmaße annehmen wie in der Stadt Würzburg. Dort waren mehrere hundert Personen auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden. Solche Äußerungen machten den Bürgermeister trotz all seiner Verdienste beim Hexengericht verdächtig. Keiner wollte die Warnungen des Arnsberger Bürgermeisters hören. Immer drängender begehrten rasende Bürger die Vernichtung des „Hexengeschmeiß“.

Streit um Hexenverfolgung in Arnsberg 1630

Bald wurde in der Bürgerschaft diskutiert, wie die Unkosten für die Hexenverbrennungen bezahlt werden könnten. Normalerweise mussten die Angehörigen die Rechnung bezahlen. Aber es waren teilweise arme Leute – und dann blieb die Stadt auf den Kosten sitzen. „Lasst uns eine besondere Kollekte für die Hexenverbrennungen einsammeln!“ schlug die Bürgerschaft
vor.

Bürgermeister Henneke von Essen hielt entgegen: „Es gibt viel
notwendigere Aufgaben in der Stadt!“. Sein Protest gegen die Stimmung in der Bevölkerung verhallte ungehört. Unverständnis und Ablehnung schlugen ihm entgegen. In Arnsberg wurden Gerüchte gestreut, dass der Bürgermeister selbst etwas mit den Machwerken des Teufels zu tun haben könnte. Das Hexengericht sammelte Indizien für eine Untersuchung gegen den Bürgermeister.

Prozess gegen Henneke von Essen

Verzweifelt versuchten seine Verwandten, darunter auch Richter, sein Leben zu retten. Doch der Arnsberger Hexenkommissar Dr. Schultheiß wollte ein Exempel statuieren. Mit Daumenschrauben und Spanischen Stiefeln wollten die Folterknechte dem Angeklagten ein Geständnis des Teufelspaktes entreißen.

Trotz aller Quälereien gelang es dem Hexenkommissar nicht, den angeklagten Bürgermeister zu bezwingen. Vielleicht trug seine Standhaftigkeit zu einem Ende der Prozesse in Arnsberg bei.

Eigentlich hätte der betagte Bürgermeister nun aus dem Hexenkerker entlassen werden müssen. Aber gegen alle Gesetze behielt der Hexenkommissar den Bürgermeister im Gefängnis. Nach einjähriger Haft verstarb der 70-jährige Henneke von Essen am 14. August 1631 „auffm Schloß in carcere“.

Bisher erinnert in Arnsberg nichts an sein Schicksal. Henneke von Essen hat sich als Bürgermeister große Verdienste für die Stadt Arnsberg erworben. Seine Person ist bemerkenswert, weil er als hochrangiger Beamter Bedenken gegen das Ausmaß der geplanten Hexenverfolgungen äußerte.

Im Jahr 2011 jähren sich sein Geburtstag zum 450. Mal und sein Todesjahr zum 380. Mal. Dies sollten der Stadt Arnsberg ein aktueller Anlass sein, an ihn und an die Opfer der Arnsberger Hexenprozesse durch eine Gedenktafel / Denkmal zu erinnern. Gerade in unserer Zeit sind solche Beispiele von Zivilcourage wichtig.