Meschede, Agricola, Agrar-Subventionen: Bereichert Euch!

agricola, agricolae, maskulinum:  der Bauer; abgeleitet von: ager(Acker, Feld) und colere(bebauen, bestellen)

Heute hat mich ein Leser auf den größten Subventionsempfänger im Hochsauerlandkreis aufmerksam gemacht – die „Agricola GbR“ in Meschede. Ich habe daraufhin in der Arnsberger Ausgabe der Westfälischen Rundschau vom 17. Juni folgende Zeilen gefunden:

Die höchsten Subventionen im Hochsauerlandkreis werden an ein Mescheder Agrarunternehmen gezahlt: Matthias von Westphalen und die „Agricola GbR Zentralverwaltung Graf Westphalen” erhalten mehr als 1,3 Mio. Euro.

„Die Förderhöhe wird nach einer komplizierten Formel(sic!) berechnet”, sagt Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen hier lesen

In einem Kommentar zum Artikel und zu einer anderen Leserzuschrift habe ich Folgendes geschrieben:

Guck Dir bitte mal die Listen im Internet an. Mir scheint, dass es nicht(!) die kleinen und mittleren Landwirte sind, die die EG-Subventionen erhalten, sondern eher die großen Gesellschaften und Betriebe. Interessant wären mal ein paar Bespiele, an Hand derer man sehen könnte, welche Anträge ein Landwirt oder große Molkerei stellt, wofür also exakt die Subventionen eingefordert werden und wie diese Subventionen dann den Betrieb durchlaufen. Ich vermute, dass es nicht der kleine Landwirt ist, der Angst vor der Veröffentlichung hat, bzw. sich ärgern müsste.

Weiterhin stimme ich Dir in dem zu, was Du über die Offenlegung sämtlicher Industriebetriebe geschrieben hast.

Wer oder was ist eigentlich die „Agricola GbR Zentralverwaltung Graf Westphalen“. Das wird aus dem Artikel nicht deutlich.

Ich erhoffe mir, dass die Profis in den Redaktionen diese Informationen in ihren Artikel demnächst mitliefern 😉

Zur Agricola GbR habe ich in der Kürze der mir zur Verfügung stehenden Zeit wenig gefunden: „Meschede, Agricola, Agrar-Subventionen: Bereichert Euch!“ weiterlesen

Umleitung: Absahner, Netzsperren, Kultur und Zwergschulen

Die Absahner I : Wie Journalisten um Prozente feilschen … zapp

Die Absahner II: Tom Buhrow und Co – Wie Fernsehmoderatoren ihre Prominenz vermarkten … zapp

Netzsperren und Kinderpornografie: Netzsperren 2.0 … ruhrbarone

Arnsberger Kultur: Puppentheater für die Kleinen, Musik für Mama und Papa Live … ruhrtalcruising

Kreishaus Meschede: SGB II-Expertise unvollständig … sbl

Heimatzeitung: Zwergschulen – Eltern machen Ärger … wp

Mehr Transparenz: Agrar-Subventionen mit Namen und Betrag im Internet

Seit Dienstag hat die Bundesregierung auf Geheiß der EU Namen und Summen ins Internet gestellt, wer in Deutschland wie viel EU-Agrarsubventionen bezieht. … DerWesten

Ich finde das gut. Zwar beschweren sich laut dem oben zitierten Artikel einige Landwirte und fühlen sich ungerecht behandelt – „Ein ganzer Berufsstand wird an den Pranger gestellt”, ärgert sich Landwirt Antonius Brüggemann aus Meschede. Andere Subventionen für Industrieunternehmen dagegen würden im Netz nicht preisgegeben….“ – aber es gibt keinen anderen Weg zu mehr Transparenz, Mitbestimmung und Demokratie.

Ich gebe dem Landwirt Antonius Brüggemann insofern recht als auch ich meine, dass die Subventionen für die übrigen Industriezweige ebenfalls offen gelegt werden müssen.

In Winterberg mit seinen Dörfern sind beispielsweise 103 EU Subventionsempfänger genannt. Die höchste Summe beträgt für das Jahr 2008 105.738,08 Euro , die niedrigste 82,83 Euro.

Neugierig? Klick. (Postleitzahl und Ort eintragen genüg)

Von mir aus sollten neben den Büchern der Betriebe auch die Einkommen aller Bürger für jeden einsehbar sein. Dann hörte die ganze Lügerei und Flunkerei endlich auf, und die „Neid-Diskusssionen“ hätten eine nachprüfbare Faktengrundlage.

Ich denke wir Deutschen würden entspannter leben können 😉

P. S. Es ist wie man’s vermuten könnte. Wer hat, dem wird gegeben: Spitzenreiter in Südwestfalen ist Südzucker: 34,4 Millionen Euro hat der Nahrungsmittelkonzern im vergangenen Jahr an EU-Agrarsubventionen bekommen.

Die Rotbuche, der Flugzeugabsturz und der Iran

Die Rotbuche in Hamburg Langenhorn
Die „Rotbuche“ in Hamburg Langenhorn (Foto: wie fast immer von mir 😉 )

Vor ein paar Tagen in der Rotbuche. Drei US-Amerikaner aus Philadelphia sitzen an der Theke, sind begeistert vom Essen und vom deutschen Bier. Gerade am Morgen sind sie in Hamburg angekommen, alle drei Ingenieure mit Zusatzausbildung „Betriebswirtschaft“. Sie arbeiten für einen Ausrüster der Lufthansa und haben während des Tages Verkaufsgespräche geführt. Morgen früh werden sie nach Paris weiter fliegen  und auch dort versuchen, die Flotte der Lufthansa auszurüsten.

Nein, ihre Firma habe nicht die Instrumente an Air France verkauft. Die Geschwindigkeit des Flugzeugs werde über den Luftwiderstand an drei Punkten gemessen.  In einem solchen Unwetter wie bei der großen Katastrophe müsste man eigentlich GPS dazuschalten. Das werde aber nur bei komplizierten  Landeanflügen gemacht.

Wir sprechen über die Finanzkrise in den USA, die Gesellschaft in Texas, die Baptisten in Dallas, die Katholiken in Philadelphia  und den Familienstress in der beschleunigten US-amerikanischen Ökonomie. Von Duckstein zu Weizen und zurück. Als der Small-Talk nach einer unamerikanisch langen Stunde beendet ist, weil die Ingenieure vor dem Verkaufen in Paris noch schlafen müssen, habe ich Zeit mit dem Perser zu sprechen.

Der Perser, ein Iraner, war erst kürzlich in Teheran. Wir unterhalten uns lange. Es ist der Freitag vor den Wahlen.

Der Perser ist optimistisch. Teheran, so schwärmt er, habe überhaupt nichts mit dem Bild zu tun, was uns in Deutschland vermittelt werde; Teheran sei eine moderne, aufgeklärte Metropole. Und während wir weiter reden fällt mir ein, dass ich vor über 20 Jahren ein ähnliches Gespräch an einem anderen Ende der Welt geführt hatte.

Ein Perser, Iraner,  Professor der Soziologie, hatte mich damals darüber aufgeklärt, dass der Iran, dass Teheran, viel moderner sei, als es in den Medien vermittelt werde.

Beide sind/waren zur jeweiligen Zeit gerade eben erst von einer Reise aus dem Iran zurückgekehrt. Sie hatten/haben Familie im Iran. Sie scheinen sich auszukennen.

Und dann die Wahlergebnisse. Ich bin enttäuscht und frage mich, wo denn dieses tolle, moderne Stück Iran geblieben ist.

Es muss da sein, irgendwo existieren.

Die, die vor 20 Jahren jung und modern waren, sind doch heute in der Mitte der Gesellschaft angekommen und sie werden sich nicht zu religiösen Fanatikern gewandelt haben.

Zu diesen addieren sich fortlaufend die neuen „modernen Jungen“.

Vielleicht steht es doch nicht so schlecht um den Iran. Das Potenzial scheint vorhanden zu sein, meine ich – nach einem langen Kneipengespräch in Hamburg-Langenhorn – in der Rotbuche.

SPD: Vorwärts und schnell vergessen, worin unser Fehler bestand …

Die SPD will einen schnellen, harten Wahlkampf führen. Sie will fulminant gegen eine Politik kämpfen, die sie selbst eingeleitet hat. Sie muss auf das kurze Gedächtnis der Wähler hoffen. Die SPD wird ihre falsche Politik nicht aufarbeiten. Sie wird ihr Personal nicht erneuern. Augen zu und durch. Wer sehen und lesen will, wie sich die sogenannte Linke in der SPD dreht, krümmt und windet, betrachte Andrea Nahles.

Andrea Nahles stimmt gegen die eigene Erkenntnis und Einsicht für die Verankerung der „Schuldenbremse“ im Grundgesetz und hat auch noch die Stirn dies auf ihrer Website zu begründen (Hervorhebungen durch mich):

3. Wir sind überzeugt, dass es zur Bekämpfung von Staatsverschuldung keiner grundgesetzlichen Regelung bedarf wie dieser, über die wir heute abstimmen

6. Entgegen diesen oben angeführten Argumenten, eine solch detaillierte, unflexible  Regelung nicht in das Grundgesetz aufzunehmen, sehen wir uns in der Gesamtverantwortung gegenüber unserer Fraktion und unserer Partei und stimmen diesem Gesetz zu.

Ja, ja –  jeder Abgeordnete ist seinem Gewissen … das Nähere regelt die Fraktionsdisziplin …

Für mich ist das nicht vermittelbar, darum bekommt die SPD meine Stimme wieder einmal nicht. Vielleicht sind die anderen Wählerinnen und Wähler gnädiger mit Steinmeier, Nahles und Co.

Ich jedenfalls vertraue auch dieser Partei zur Zeit nicht.

Die FAZ beschreibt heute Abend den Parteitag süffisant (Hervorhebung von mir):

Die Delegierten klatschten ziemlich lange. Zehn Minuten mögen es gewesen sein. Bilder mit Ehefrau. Steinbrück und Müntefering, auch Andrea Nahles und Generalsekretär Heil kamen auf die Bühne. Sie umringten den Kandidaten. Sie wirkten fröhlich. Die Delegierten klatschten weiter. Hernach versicherten die Leute, sie seien begeistert. Manche sagten gar, Steinmeier habe nicht bloß seine beste, sondern auch eine historisch bedeutende Rede gehalten. Mindestens habe er die Anwesenden im Saal begeistert. Er habe die Erwartungen erfüllt. Der Rest des Parteitages wurde rasch absolviert. ganzer Artikel

Zitat aus den FAZ-Kommentaren:

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Da regiert eine Partei mit ihrem eher links orientiertem Traumkoalitionspartner, den Grünen, und sie macht in dieser Zeit nichts anderes, als den Spitzensteuersatz und die Unternehmenssteuern so lange zu senken, bis der Staat total in die Schuldenfalle läuft. Zwar versprechen sie dann vor der nächsten Wahl, die MWSt. nicht zu erhöhen, aber sobald sie wieder an der Regierung sind, diesmal zwar als Juniorpartner, wird diese Steuer, die wirklich alle und jeden trifft um 3%-Punkte erhöht. Der Handel mit ABS Papieren, die mit zur der momentanen Krise geführt haben, wird unter dieser Partei zugelassen, der größte Lobbyist sitzt mitten im Finanzministerium (Asmussen) und dann schickt der Obersozi seine Leute noch mit einem Bibelzitat in den Wahlkampf. Schlimmer geht’s einfach nicht mehr. Die sind doch alle vom Schwachsinn befallen! …  zum Artikel unter Klaus Roderer 14. Juni 20:28

Wenn einer eine Reise tut: Hertie Langenhorn meets Krohnstieg Center und dann noch Thomas Middelhoff.

Schon lange herunter gewirtschaftet und pleite: Hertie Hamburg-Langenhorn
Schon lange herunter gewirtschaftet und pleite: Hertie Hamburg-Langenhorn

Vorbemerkung: Das Wichtigste kommt am Ende 😉

Jetzt erst einmal das Vorgeplänkel:

Es gab eine Zeit da war das Karstadt Kaufhaus in Hamburg Langenhorn eine fester Bezugspunkt für die Menschen in diesem erdigen, nicht ganz so „gestylten“ Hamburger Stadtteil an der Grenze zu Schleswig-Holstein.

Es gab eine vorzügliche Lebensmittelabteilung, und auch wenn ich Laufschuhe brauchte, konnte ich mir sicher sein, diese dort zu erhalten. Hemden, Hosen, Schreibkram, Spielwaren … Es gab immer einen Grund zu Karstadt zu gehen.

Doch von Jahr zu Jahr wurde das Angebot dürftiger. Die Lebensmittelabteilung verschwand, Kinderklamotten gab es nicht mehr, die Laufschuhe ein Graus … Es gab kaum noch einen Grund zu Karstadt zu gehen.

Karstadt wurde zwischendurch Hertie, aber es gab keinen Grund mehr zu Hertie zu gehen.

Auf der anderen Seite der Straße entstand ein ungeheuer kolossales, unglaublich hässliches „Krohnstieg-Center“, welches im Wesentlichen ein Mega-Edeka, Billigklamottenläden, Drogerien, ein Parkhaus und Bürofläche enthält.

Ich bin auf die oberste Ebene des alten Karstadt-Parkhauses gegenüber geklettert, um knapp die Hälfte des Betonklotzes namens „Krohnstieg-Center“ fotografieren zu können:

Krohnstieg Center Langenhorn
Die Bausünde hat einen Namen und ein Gesicht: Krohnstieg Center Langenhorn

Der Edeka-Laden darinnen ist sogar noch größer als der in Winterberg 😉 Er erstreckt sich über mehrere Etagen. Wer, sagen wir mal,  zehn Teile einkaufen will, dem kann es passieren, dass er ohne Kenntnis des genauen Grundrisses einen halben Tag in den Dimensionen dieser Shopping-Erlebniswelt herum irrt.

Es ist für ältere Menschen unabdingbar, dass ihnen die Enkel, die vorzugsweise über eine Informatik-Ausbildung verfügen, vorher den Algorithmus des Einkaufsablaufs mit rekursiven Funktionen errechnet haben, da sonst die zurückzulegende Wegstrecke zwischen den Regalen im Quadrat zur Anzahl der zu erwerbenden Einkaufsteile wächst.

Wenn das Krohnstieg Center, dieser Flash-Back der Architektur in die Waschbeton-Ästhetik der Siebziger Jahre, der Hässlichkeit ein Gesicht gibt, dann gilt gleiches für Thomas Middelhoff, das hässliche Gesicht des Kapitalismus.

Ja – so einfach sage ich das jetzt, nachdem ich in den U- und S-Bahnen von HH-Langenhorn Richtung HH-Altona einen Artikel von Werner Rügemer in der Zeitung „jungen welt“ (n. b. : in Großstädten pflege ich Zeitungen zu kaufen, die ich auf dem Lande nie in die Hände bekomme) gelesen habe.

Trotz all meiner Vorbehalte gegenüber der „junge welt“, bin ich der Meinung, dass dieser Artikel unbedingt lesenswert ist:

Hit and run
Porträt. Kranke Unternehmen zu sanieren ist die Spezialität des Vorzeigemanagers Thomas Middelhoff. Doch er saniert nur sich selbst und seine Freunde. Letztes Meisterstück: KarstadtQuelle. Die nächsten Projekte sind in Vorbereitung … weiterlesen

Umleitung: Piraten, Müntefering, WAZ MSG und moderne Mäuse

Piraten: Parteitag in Dortmund … ruhrbarone

Wirtschaftskrise: Was ist eigentlich systemrelevant? … NachDenkSeiten

Medien für die Massen: Jakob Augstein erobert den Boulevard … Bild

Olsberg: Teurer bauen als geplant – Kostentransparenz bei Baumaßnahmen? … sbl

Update: WAZ MSG – Mittwochsprotest auf … youtube

Offensive nach dem Wahl K.O: Müntefering. Hartz IV war richtig … DerWesten

Heimatzeitung: Hallenberg –  Der Nager meldet sich per Handy … wp-brilon

Abschiebung? Ende der Bleiberechtsregelung droht im Dezember.

„Man kann nicht in Mali mal kurz zur Deutschen Botschaft gehen und sagen, ich würd so gerne in Deutschland arbeiten. Wer es hierher schaffen will, muss sich oft illegal anschleichen, oft über das Meer. So wie die etwa 300 Menschen, die jetzt im Mittelmeer ertrunken sind. Im Massengrab vor der Festung Europa!“ (Sonia Mikich, Monitor 2. April 2009)

In meinem Briefkasten landete folgende Pressemitteilung der Sauerländer Bürgerliste, die ich nach Zitat noch ein wenig kommentieren werde:

Durch die derzeit gültige Bleiberechtsregelung von 2007 erhielten lange in Deutschland „geduldete“ Menschen Aufenthaltserlaubnisse auf Probe, die bis Ende 2009 befristet sind.

Die Erteilung einer dauerhaften Aufenthaltserlaubnis ist an sehr hohe Hürden gebunden, deren Kriterien von der überwiegenden Zahl der Betroffenen nicht erfüllt werden können. Ihnen könnte Ende dieses Jahres die Abschiebung drohen.

Wie vielen im Hochsauerlandkreis lebenden Flüchtlingen droht die
Abschiebung?

Diese Frage stellte jetzt die Kreistagsfraktion Sauerländer Bürgerliste
dem Landrat, um Klarheit zu gewinnen, wie viele Menschen im HSK
betroffen sind.

Insbesondere interessiert die SBL-Fraktion wie hoch die
Zahl der von Abschiebung bedrohten Kindern und Jugendlichen ist.

Meine Fragen:

Welches sind die hohen Hürden?

Hat der Landrat schon geantwortet? Wenn ja – was? Wenn nein – wann?

Bis ich die Fragen geklärt habe, können sich Interessierte auf der Website des Flüchtlingsrates NRW vorab informieren.

Weiterhin hat Monitor Anfang April einen fast siebenminütigen Beitrag mit dem Thema

„Leere Versprechungen? Warum trotz neuer Bleiberechtsregelung Tausenden die Abschiebung droht“

gesendet.

Zum Nachlesen und Ausdrucken eignet sich das Manuskript der Sendung(PDF).